Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Umgebung von Koron III
#1
An Bord der Liber Null

Kapitän, wir haben Normalfunkreichweite erreicht. Funkfeuer aus Richtung Koron III klar zu empfangen. Die Stimme des Sensor- und Kommunikationsoffiziers hallte gemessen über die Brücke. Der Kommandostand war lediglich von den Dioden und geringen Lichtquellen der Kontrollkonsolen erhellt, was das Hauptaugenmerk auf den riesigen Bildschirm zentrierte, welcher den Planten in der Schwärze des Alls zeigte. Umgeben war der Himmelskörper von einer Korona aus blinkenden Positionslichtern und flackernden Miniatursonnen entzündeter Triebswerke.
Sende Erkennungscode., schnarrte der Servitor vor den Sekundärinstrumenten und übermittelte die Daten, welche die Liber Null als Erzfrachter Coknitata auswiesen. Das Schiff war vor 73 Jahren abgewrackt wurden, doch auf dem Papier hatte es nie aufgehört zu existieren und mit den richtigen Beziehungen und dem nötigen Kleingeld konnte man diese Identität seinem eigenen Raumgefährt verleihen. Natürlich war damit stets ein gewisses Risiko verbunden, wusste man doch nie ob die Gegenseite bereits von der Masche wusste. Die Mühlen im Imperium mahlten langsam, so wie es sich für Bürokratie, die etwas auf sich hielt, gehörte. Doch manchmal war es die Ausnahme von der Regel, die einem das Genick brach. Entsprechend gespannt wartete man denn nun auch auf die Antwort. Als diese schließlich in Binärform eintraf war allgemeines Ausatmen zu vernehmen. Eine positive Bestätigung!
Das Annäherungsmanöver ging der Mannschaft routiniert von der Hand und machte ein Dazutun Grannus überflüssig. Er konnte den Anblick der Welt auf sich wirken lassen. Eine gelbliche Kugel, von urbaner Bebauung wie von Pockennarben gezeichnet. Lediglich auf Äquatorhöhe zeugte ein grünes Band davon dass es dort üppiges Leben gegeben hatte, bevor die Zivilisation etwas dagegen unternahm.
Tastfelder haben Umlauf beendet.
Ganz schön was los da draußen. Über zweihundert Militärschiffe. Subsektorflotte, nicht warpfähig. Der Mond ist als Sperrgebiet ausgewiesen.
Außerdem haben wir da noch vier Freihändler, allerdings keine bekannten Namen darunter. Diverse Frachter, und unklassifizierte Kleinschiffe. Hey...
, der Sensoroffizier pfiff durch die Zähne. Hier sind drei Großraumschiffe. Sektorenflotten, warpfähige Kriegsraumer. Die Morgenröte, Schlachtschiff, Schild des Glaubens, Kreuzer und Marquis le Singir, Trägerschiff. Liegen im Trockendock auf Ringorbit 413 bei 425. Die sind ziemlich weit ab vom Schuss, soviel steht fest. Scheint eine separate Jagdgruppe zu sein.
Die Ausführungen des Crewmanns wurden unterbrochen als ein weiterer Servitor verlauten ließ das sich die Liber Null auf den Leitstrahl eingedreht hatte, welcher den Freihändler zum vorgesehenen Gravankerplatz dirigieren würde. Von dort aus durfte der Planet, innerhalb eines zugelassenen Anflugkorridors, bereist werden. Die Hauptstadt Gohmor war offizieller Knotenpunkt für Gäste und Geschäftsleute anderer Planeten. Und genau dort würde auch die Kontaktperson des Kultes warten. In einem Club der den bezeichnenden Namen "Black Dragon" trug.
Zitieren
#2
Inmitten dieses Gewühls werden mich meine Häscher nicht finden. Diese blinden Narren erkennen nicht die Notwendigkeit des Leids. Nichts hält den Menschen mehr zusammen, nichts stärkt ihn mehr als Leid und Krieg. Sind der Bequemlichkeit verwöhnte Beamten und Priester nicht schon ihrem Leben überdrüssig, wenn sie sich der nahenden Gefahr nicht bewusst sind? Verweichlicht bis ins Mark, fault das Imperium von innen heraus und vergiftet das gute Fleisch. Wir müssen den Kern herausschneiden und das Fleisch stählen! Wenn es zum letzten Gefecht kommt, müssen wir stark sein um dem Chaos gegenüberzutreten, wir müssen lernen Feuer mit Feuer zu bekämpfen! Dann werden auch die verblendeten Ordos einsehen, dass wir im Recht sind. Mein Mentor hatte recht, und er starb als Märtyrer! Werden wir also unsere Bestimmung folgen und auf diesem Planeten unsere Arbeit vollrichten.

Grannus betrachtete das Bild vor sich, berechnete wie lange die Kriegsschiffe brauchen würden, um eine etwaige Verfolgung einzuleiten. Die Brückencrew machte ihre Arbeit mit geübter Hand. Ein guter Haufen Männer! Am Ende aller Tage werden auch sie in das Licht des Imperators erblicken! So lange der Profit hoch genug ist, folgen sie mir überall hin.

Macht die Maschinen für die Landung klar!, kommandierte Grannus. Sofort wurden weitere Befehle auf der Brücke gebrüllt. Per Funk wurden sie weiter in den Maschinen- und Frachtraum geleitet.
Haltet Notfallprogramm ACS-1001101-X bereit, für alle Fälle.
Sollte sich die Notwendigkeit einer schnellen Abreise ergeben, möchte ich nicht unvorbereitet sein!, dachte Grannus.
Sir, soll ich sie auf der Oberfläche begleiten?, fragte Herkyl, sein Adjudant.
Mein treuer Freund. Ein Überbleibsel unserer Zelle, genau wie ich. Nur noch wir zwei.... sinnierte Grannus und antwortete:
Sieht so aus, als könnte ich in diesem Moloch etwas Rückendeckung gebrauchen, Herkyl. Immerhin sind uns die Hunde auf den Fersen und ich möchte meine Geschäfte hier ohne Zwischenstörungen über den Tisch bringen. Wenn wir Erfolg haben, ist ein Teil unseres Planes erledigt!
Aye, Sir!, antwortete der ehemalige Adept und salutierte zackig. Er drehte sich auf der Stelle um, wie Grannus wusste, sein treues Lasergewehr und die Pistolen ein letztes Mal zu segnen.
Mit einem letzten Blick auf das Geschehen um ihn herum stand der Kapitän auf, rückte seinen Mantel zurecht und knöpfte die Doppelreihe von Messingknöpfen zu.
Dann wandte er sich zum Brückenausgang um sich in seinem Quartier bereit für seine Mission zu machen. Nun wird mein eigenes Leid endlich Früchte tragen. So soll es auch im Imperium geschehen! Der Imperator beschützt!

Geraume Zeit später stand Grannus zusammen mit seinem Adjudanten im Frachtraum der Liber Null, einer riesigen Halle inmitten des Schiffes. Ladeservitoren und Kräne machten die Ladung Erz bereit für die Verladung. Das Löschen dieser Ware sollte dem Anschein eines Erztransporters genüge tun. Und ganz nebenbei kann man damit eine gute Summe verdienen. Immerhin handelt es sich um Erz aus den Minen von Hextron III, einer erstklassigen Anlage.
Das bleiche Licht der Deckenbeleuchtung und der Laderampen gepaart mit den Bewegungen der Servitoren im Halbdunkeln erzeugte die Atmosphäre einer verbotenen, geheimen Operation und nicht der einer normalen Warenanlieferung.
Von der erhobenen Galerie aus konnten die beiden Männer alles überblicken und nickten zufrieden. Auch wenn es nur ein Teil ihrer Arbeit ist, so muss auch dieser gut erledigt werden. Immerhin ist das Geschäft des Kapitän ein teures. Kulte müssen unterstützt werden, Aufstände geplant und durchgeführt, sowie neue technologische, in den Augen des Mechanicus häretische, Gerätschaften gebaut werden.
So bemerkten sie auch, als ein dritter Mann sich ihnen näherte. Dabei handelte es sich um den Lademeister, einem breitschultrigen, stirnackigen Mann namens Arndt. Sollte es während der Logistik zu Problemen kommen, war dieser Mann in der Lage sie zu lösen.
Sir!, begrüßte Arndt seinen Kapitän, alles verläuft ohne Probleme. Wir laden das Erz an Rampe 24 aus und warten dann auf Instruktionen von Ihnen. Voraussichtliche Dauer der Entladung: 5 Stunden.
Sollte es dennoch zu... Änderungen kommen, erreichen Sie mich auf dem Offizierskanal per Vox.. Er deutete auf Herkyl, welcher in seinem Tonister ein Vox bei sich trug. Zwar unhandlicher, aber in Angesicht von möglichen Interferenzen innerhalb der Makropole wesentlich zuverlässiger.
Aye, Sir! Damit kehrte der große Mann zurück zu seiner Kabine, um seine Arbeit fortzuführen. Es rumpelte, als das Schiff in die Atmosphäre von Koron III sank. Bis zur endgültigen Landung im Raumhafen würde also nicht mehr viel Zeit vergehen. Schon begannen die Sirenen zu jaulen, ein Zeichen für die baldige Landung. Aus den Lautsprechern drang ein Knistern und Knacken zu ihnen, bevor sich die typische Stimme eines Servitors meldete:

Landung auf Koron III, Raumhafen Gohmor, Ankerplatz Sektor 21-B/83, in T minus 10 Minuten.

Die beiden Männer machten sich auf den Weg zu den Schleusen, kontrollierten nochmals ihre Bewaffnung und beteten in Eintracht das Gebet der Huldigung an den Gott-Imperator. Der Black Dragon also...so ein Treffpunkt wäre zwar nicht meine erste Wahl gewesen, doch nun ist es zu spät sich darüber Sorgen zu machen. Solange ich meine Ware und die Informationen bekomme, wird es mich und meinen Auftraggeber zufriedenstellen. Ein Blick auf Herkyl. Und mit meinem Bruder hier an meiner Seite werde ich jedwede Dunkelheit besiegen...oder jeden Arbites, Makropolgangster oder sonstiges Ungeziefer, welches sich mir in den Weg stellt. Ersteinmal diesen Club finden...
Dies waren die Gedanken des abtrünnigen Adepten, als das Schiff kräftig durchgeschüttelt wurde. Dampf trat aus den Überschussventilen aus, als Gyrostabilisatoren die Wucht der Landung kompensierten. Dieser Vorgang dauerte nur ein paar Minuten. Die Sirene beendete ihr Jaulen, der Dampf verzog sich und aus den Lautsprechern knisterte wieder die Stimme des Servitors:

Landung auf Koron III, Raumhafen Gohmor, Ankerplatz Sektor 21-B/83 erfolgreich beendet.

Schon begann die Arbeit im Frachtraum. Die Rampe öffnete sich rumpelnd, gleich dem Schlund eines urzeitlichen Ungetüms. Schon traten die ersten Lichtstrahlen der Sonne durch den Spalt der Metallschote. Die beiden Männer traten aus dem Frachtraum der Liber Null in das Tageslicht von Koron II und betrachteten die Umgebung.
Zitieren
#3
Was folgte war das übliche Prozedere bei Neuankömmlingen. Unmengen von Papier wurden bewegt und geschwärzt. Frachtpapiere, imperiale Passdokumente, Schiffsdaten, im Fall der Liber Null natürlich nicht die Echten, Impfstatus, Mannschaftslisten, Belehrung über den Aufenthalt in Gohmor, über das Waffengesetz, Liegesteuer, Lademannschaftsgebühr, Wartungskosten, Zollabgaben. Für diese nervenaufreibenden Formalitäten, deren einziger Sinn es zu sein schien jegliche Freude oder Abenteuerlust beim Betreten einer neuen Welt im Keim zu ersticken, rückte ein ganzer Stab von Beamten und Schreibservitoren an. Der Anführer dieser Tintenkrähen war ein gebrechlicher Mann um die 300 Lebensjahre. Ein Geflecht aus Messingröhren und Kabeln spannte sich über seine Pergamenthaut und diente offensichtlich dazu, den Beamten aufrecht zu halten. Sein rechter Arm war durch eine mehrgliedrige Schreibprothese ersetzt und vor den alterstrüben Augen hingen diverse Sichtverstärker.
Der Mann zeigte sich, seinem Aussehen zum Hohn, überraschend lebhaft, entschuldigte sich bei Grannus für die Unannehmlichkeiten, was für sich genommen schon bemerkenswert war, lag die alleinige Verfügungsgewalt doch bei ihm, und hieß den Kapitän auf Koron III herzlich willkommen. Er bedauerte das er Grannus persönlich behelligen musste, doch die diversen, abzuleistenden Unterschriften konnten nicht an niedere Schiffsränge weiter delegiert werden. So war das Erste was die beiden Männer, die so voller Tatendrang ihre Füße auf die imperiale Welt gesetzt hatten, sahen, das Innere einer schmucklosen Schreibstube, in der sie eine geschlagene Stunde damit verbrachten eine Schlacht im niemals endenden Papierkrieg zu schlagen.
Ein Gutes hatte die Verzögerung jedoch. Auf Herkyls Nachfrage, ob der Beamte jemals von einem Club namens "Black Dragon" gehört hatte, verneinte dieser zwar, schickte jedoch Einen seiner Servoschädel los, um die Information aus dem Logikspeicher des Hafens zu extrahieren. So brachten sie in Erfahrung das der Club sich auf der mittleren Ebene, zur Grenze der Unterstadt hin, befand. Ein Tanzschuppen wie es derer Tausende in Gohmor gab.
Zum Abschluss überreichte ihnen der Beamte noch jenes Geschenk, das jeder Besucher Gohmors erhielt. Eine einfache Atemschutzmaske und einen Plastikponcho. Beides um vor den schlimmsten Auswirkungen von Smog und saurem Regen zu schützen, wenn man so töricht war sich an der Oberfläche des städtischen Termitenhügels aufzuhalten.


--> Club "Black Dragon"

ot: bitte noch Avatar und Signatur einfügen.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste