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Kurzgeschichte Gegensätze- Zwischen Schwarz und Weiß Teil 1
#1
9. April 2009

Tagebucheintrag Nummer 1

Gegensätze- Zwischen Schwarz und Weiß

Ich hasse es, hasse jeden Augenblick zu leben. Jeder Atemzug kommt dem quälenden Verlangen näher das Messer ins Fleisch zu rammen. Rot ist eine so schöne Farbe. Und dann würden die Schmerzen vergessen sein, alles hätte ein Ende. Denn so oder so, vermissen würde mich keiner. Schließlich bin ich ein nicht geliebtes Wesen. Was hält mich dann noch hier? Der Wille. In mir schlummert nämlich eine Kämpferin. Ich seufze schwer, lege die silberne Klinge aus der Hand.
„Halte einfach noch eine Weile durch.“
-Stille-
Wie typisch. Niemand zu Hause. Die Wände um mich herum schwarze Schatten, erdrückend. Mein Herz pulsiert, die grauen Iriden richten sich auf die Kommode. Bilder von Menschen die ich gekannt habe. Lächelnde, bleiche Schemen. In einem silbernen Rahmen steckt das Bild meiner Schwester. In weißen Tüll gehüllt, ihr Zahnpasta-Lächeln lässt mich würgen. Mein eigenes, dunkles Bild spiegelt sich im Glas wieder. So gegensätzlich. Niemand würde uns glauben das wir Schwestern seien, geschweige denn Zwillinge. Der Grund liegt darin das ich „denken“ kann. Ihre rosarote Barbiewelt besteht nur aus zuckerwattenweichen Traumgespinsten. Sie wird beschützt, geliebt, geachtet. Ich bin nur der Schatten, das Unrecht auf dieser Welt leben zu dürfen. Tränen schießen mir in die Augen, schwarze Perlen die bleiche Wangen verunreinigen. Ein Schrei erhebt sich, kreischt wie ein Raubvogel, greift die Wände an, drängt das Schwarz zurück nur damit es mit aller Kraft erneut zuschlagen kann. Ich kann nicht mehr, meine mobilisierten Kräfte schrumpfen auf ein Minimum zusammen. Die süße, scharfe Stimme der Klinge singt in meinen Ohren. Ihr Flehen mir Erlösung zu schenken wird immer größer, bedeutsamer. Sie hasst mich nicht, sie will mir nur helfen. Ein winziges, kaum sichtbares Lächeln umspielt meine Lippen. Doch vielleicht bin nicht ich das Problem. Ein prüfender Blick zurück auf das Bild meiner Schwester. Mit einem Finger fahre ich über die dünne Staubschicht. Winzige Flocken erfüllen die Luft.
„Vielleicht bist du ja das Problem.“
Zum ersten Mal in meinem Leben denke ich darüber nach wie es wäre ein Einzelkind zu sein, eine eigenständige Person. Kein Abklatsch. Und mit diesem Glücksgefühl lege ich mich schlafen, schließe die Augen und Tränen der Freude rollen über meine Wangen. Ja, bald werde ich glücklich sein.


Tagebucheintrag Nummer 2

Ich habe seid einer Weile nichts Brauchbares mehr aufs Papier gebracht. Das schiebe ich meinen Gefühlen in die Schuhe. Sie zerren an meiner zerrütteten Persönlichkeit, an dem letzten Rest Mensch. Versteht mich nicht falsch, natürlich bin ich mir meiner Existenz durchaus bewusst, dennoch leide ich darunter. Und jetzt, wo ich den Grund für meinen –Absturz- kenne, möchte ich es beenden. Meine Schwester schläft, ihr blondes, lockiges Haar umspielt sicherlich ihre zarten Konturen. Wie würde sie sich wohl fühlen ohne ihr geliebtes Haar aufzuwachen. Ich lächele, lächele die Schere zu meinen Füßen an. Ihre Gegenwart spendet den Trost den ich nie erlebt habe. Krampfhaft schlägt mein Herz in meiner Brust, ein einsamer Wanderer auf der Suche nach Erlösung. Zielsicher greife ich nach der silbernen Waffe. Wiege den Gegenstand in meinen Händen und fasse einen ersten, handfesten Entschluss.
„Etwas muss geschehen.“
Meine Stimme klingt rau, weit entfernt von meiner damaligen Stimme. Als wäre ich jemand anderes. Eine Wiederholung von Gefühlen. Ich schlucke den Schmerz herunter, schleiche sacht auf die Tür zu. Meine Eltern schlafen. Eingehüllt in Träume die nichts mit der Zerstörung der Welt oder Vergewaltigungen von Kindern zu tun haben. Nein, sie haben nicht solche Träume. Nur schlechte Menschen. Bin ich schlecht? Bedeutet es unweigerlich seine Familie zu hassen dass man ein schlechter Mensch ist? Ich hasse sie! Aber nur weil sie meine Schwester mir vorziehen. Noch ein paar Schritte, die Tür ist nur angelehnt, ihr schwacher Atem dringt gedämpft durch die geöffnete Tür. Mein eigener Atem flüchtet aus meinen Lungen.
„Gleich ist es soweit. Nicht mehr lange.“
Ich lasse die Schere spielerisch durch die Luft sausen. Ja, ich bin eine Kämpferin. Als ich mich vor das Bett stelle, betrachte ich ihre schlafenden Züge. Sie ist so schön, schöner als alles was ich je gesehen habe. Und deshalb diese harte Konsequenz für ihr Dasein. Ich schnippe mit der Schere, sie schläft weiter. Ich schneide ihre die Locken vom Kopf, sie schläft weiter. Ich schneide und schneide und schneide und spüre wie mit jeder Haarlocke ein Teil meiner Ängste verschwindet. Bald ist sie nicht mehr so schön, bald wird sie weniger geliebt werden als ich. Glücklich darüber schneide ich ihr jede Faser vom Kopf bis nur noch Stummel übrig bleiben. Die Schere werfe ich aus dem Fenster, soll doch das Nachbarskind sie finden.
Und wieder einmal schlafe ich ein, doch diesmal ohne Tränen. Dafür bin ich zu glücklich…

Tagesbucheintrag Nummer 3

Die Welt ist dunkel. Der Mond spendet Leichenblassgleiches Licht und fällt auf mein Gesicht. Ich spüre wie der Wind an meiner unbedeckten Haut leckt, wie ein zutraulicher Hund.
Warum hast du das getan? fragt der klägliche Rest Vernunft.
Ich zucke mit den Schultern, wühle in den Taschen und klaube mir eine Zigarette. Sie schmeckt scheußlich. Dennoch sehe ich dabei zu wie dünne Rauchsäulen in der Nachtluft verschwinden. Sie sehen fast so aus wie die Locken meiner Schwester die nicht mehr da sind. Sie hat es bemerkt, natürlich. Sie weiß dass ich es war, jeder weiß es und doch sagt niemand etwas dazu. Als hätten sie Angst. Kann man Angst vor seiner eigenen Tochter haben? Ich seufze, lächele und seufze wieder. Die Nacht ist kalt, fühlt sich kälter an als es eigentlich ist. Ich spucke auf die Straße, lasse die Zigarette fallen, sie brennt nicht mehr.
„Hey, du da bleib mal stehen!“.
Ich drehe mich um. Ein junger Mann kommt auf mich zu, schwarze Kleidung, auffälliger Gesichtsschmuck.
„Kenne ich dich?“
„Ich glaube kaum.“
Meine Stimme verliert sich in seinem Blick. Blaue, Gasflammenaugen. Mein Herz rast wie ein Güterzug durch die Landschaft.
„Doch ich bin mir ganz sicher.“
Er ist beharrlich, bohrt mir mit seinem flammenden Blick Löcher in die Brust. Die Luft schmeckt nach Schwefel ich muss würgen.
„Du warst böse“, sagte er fast schadenfroh. „Sehr sehr böse und du weißt was mit bösen Menschen passiert.“
„Sie kommen in die Hölle?“ stoße ich hervor. Die Luft fängt an zu brennen, die Nacht gleicht einem glühenden Feuerball.
„So ist es. Aber so schlimm ist es dort nicht, wir haben viele Möglichkeiten uns zu beschäftigen.“
Ein geschäftiges Lächeln bedeckt seine vollkommenen Züge. Spitze, weiße Zähne ragen aus seinem Mund. Seine Mundwinkel berühren beinahe die Augen.
„Für dich habe ich mir schon so einiges ausgedacht.“
„Du spinnst“, sage ich schlichtweg.
„Oh, ich bin der Prinz der Lügen, der Leibhaftige, der gefallene Morgenstern. Ich bin die Idee des absoluten Egoismus, oder einfach gesagt der Teufel.“
Ich würde schreien wenn ich könnte. Ich kann es nicht. Meine Stimmbänder sind mit meiner Zunge verschmolzen, kleben an meinem Gaumen. Sein Lächeln wird breiter, er genießt es mir Angst einzuflößen wie ein langsam wirkendes Gift.
„Ich biete dir einen Handel an Kate.“
„Einen Handel?“
Er nickt.
„Ja, ein Handel.“
Und ich spüre wie seine Dunkelheit meinen Körper verschlingt.
Name: Estelle
Beiname: el Nada-sam (heißt grob übersetzt: giftiger Morgentau)
Alter: 23 Jahre alt
Rasse:  Mensch
Aussehen  1,80 m, lange ebenholzfarbene Haare, lavendelfarbene Augen, feine Gesichtszüge, schlanker, weiblicher Körper, sonderbare Ornamente
Zugehörigkeiten:  Chaos - Slaanesh
Ausrüstung: Katana, sandfarbener Umhang, Palastmode sandfarbene Stiefel, Medallion
Fähigkeiten:  schwach ausgeprägte Manipulation (tritt unbewusst auf), Schwertkampfkenntnisse, Handgemenge, gut zu Fuß
Begleiter:  Die kleine Stimme   in ihrem Kopf
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#2
Tagebucheintrag Nummer 4

Es wird hell. Zu hell für meine empfindlichen, nachtgeschwängerten Augen. Das gleißende Licht rückt mich unsanft zurück in die Realität. Über mir hängt eine Kugel aus Feuer, sie schickt etwas zu viel davon auf mich herab. Mit den Händen schirme ich das Gesicht ab, Blasen bilden sich auf der Haut, es tut weh.
„Du bist wach“, sagt der Junge der eigentlich der Teufel ist.
Seine beobachtenden Blicke versengen mir das Haar, es riecht wieder nach Schwefel, der Gestank geht eindeutig von ihm aus.
„Komm Kate, ich will dir was zeigen.“
Meine Hand findet die seine, heiß und kalt zugleich. Er führt mich einen gewundenen Pfad entlang, zu Beiden Seiten sprießen vertrocknete Blumen aus dem Boden. Ihre Köpfe hängen nach unten, die wenigen Blüten die noch vorhanden sind kräuseln sich.
„Ich habe dich eigentlich nicht gebeten mich zu entführen.“
Der Trotz in mir ist beruhigend, ein echtes Gefühl eben. Also bin ich nicht tot. Der Teufel mustert mich während wir weiter gehen. Die Gasflammen züngeln gierig.
„Dich entführen? Ich entführe nicht, wenn ich etwas will nehme ich es mir. Vielleicht bist du dir immer noch nicht im Klaren was ich von dir will.“
„Will ich das wissen?“
Er lächelt, die Spitzen seiner Zähne reflektieren das Licht der aufgehängten Sonne.
„Ich bin Herrscher dieses Landes, und ich bin es leid mir ständig neue Methoden der Folter auszudenken, mit den Jahren wirst du das verstehen.“
Seine schneidende Stimme macht eine Pause, mir wird übel, der Gestank wird stärker je länger er mich ansieht. Kurz darauf bleibt er stehen, wir befinden uns vor einem Haus, die roten Ziegel brüchig und alt. Die Fenster, leere Höhlen.
„Dein Heim“, sagt er schlicht und freut sich über meine Reaktion.
Ich schreie, solange bis kein Ton mehr in mir ist. Erschöpft hole ich Luft auch wenn es brennt und kratzt.
„Es gibt doch nichts Schöneres als ein Dach über dem Kopf. Aber das findest du schon früh genug heraus jetzt zu deiner eigentlichen Aufgabe.“
Die menschliche Maske die er trägt schält sich allmählich von seiner darunterliegenden, rostrotschimmernden Haut. Ein Netz aus dicken fleischigen Adern spannt sich über seine Wangen und verläuft sich im Kragen seines Hemdes. Mir fehlt die Konzentration ihnen zu folgen, mehr fehlt so ziemlich alles.
„Hier will ich nicht bleiben, was soll ich denn machen wenn mir langweilig ist?“
Ich amüsiere ihn, auch wenn sein Grinsen nicht zu ihm gehört so freut er sich über meine Dummheit. Mühsam beherrscht geht der Teufel in die Hocke, dabei knacken seine Knochen als wäre der Körper in dem er haust hunderte von Jahren alt. Mit einem langen spitzen Fingernagel malt er Linien in den Dreck. Für mich ergeben sie keinen Sinn, es sind eben nur Linien. So allmählich glaube ich das der Teufel nur ein zu groß geratener Junge ist der neue Herausforderungen sucht wie er seine Eltern zur Weißglut treiben kann. Ich schaue ihm weiter auf die Finger, die Linien ergeben plötzlich Sinn. Ein Symbol, keines das ich kenne aber es macht mir dennoch Angst. Die spitzen Zacken schmerzen beim Zusehen. Ich kann nicht, ich schaue weg.
„Ich glaube, ich habe es gut getroffen, zeig mir deinen Rücken.“
Wie betäubt stehe ich da, rühre mich nicht.“
„Zeig mir deinen Rücken!“
Befehle nehme ich nicht an, schon gar nicht von Männern auch wenn bei ihm eine Ausnahme zu machen ist, was die Bezeichnung „Mann“ betrifft.
Seine Lippen platzen auf als er brüllt, gelbliche Flüssigkeit rinnt auf seine Brust. Ich sollte mir die Ohren zu halten, mache es aber nicht. Blut spritzt aus ihnen, ich spüre wie mir die Trommelfelle platzen. Noch immer reagiere ich nicht, stehe da und fühle Schmerzen die aus mir herausströmen wie das Blut aus meinen Wunden.
Die Krallen seiner Finger graben sich in meine Schultern, reißen mich in die heiße Erde. Noch mehr Schmerz. Sein Gewicht lässt meine Knochen kreischen, sie halten das nicht lange aus. Man hört wie Stoff reißt, wie er meine Kleidung von der Haut schält, Stück für Stück. Ein Irrwitziges Kichern untermalt diese Szene. Erbarmungslos erhitzt die Sonne meinen enthüllten Rücken, dann wird es so heiß das ich mir auf die Lippen beißen muss um die Schreie zu verschlucken, beinahe ersticke ich daran. Das Leben tröpfelt auf den Asphalt, sickert in den Abfluss der Hölle und hinterlässt eine leere Hülle. Ich fange an meine Eltern zu vermissen, so verzweifelt bin ich schon. Dann lässt der Druck nach, Leben fließt zurück, ich fühle für einen Moment nichts.
„Du gehörst nun mir“, säuselt des Teufels Stimme.
Warum sagt er das? Ich gehöre niemandem außer mir selbst. Eine der Regeln die mein ganzes Leben bestimmt. Genauso verhält es sich doch mit dem Vertrauen. Vertraue niemandem außer dir selbst.“
„Es geht nicht mehr nur um dich meine Kate. Du bist meine Sklavin der Hölle und wirst meine Arbeit fortsetzen.“
Keine Reaktion. Mein Herz rast wieder wie ein Güterzug, diesmal kollidiert er mit einem anderen und reißt die Insassen in den Tod. Meine Augen suchen die seinen, noch immer dieser Gasflammenblick. Wir beobachten aneinander ohne etwas zu sagen oder zu tun. Ich möchte dass nicht, nichts von all dem was er mir androht oder anbietet.
„Es wird erträglicher mit der Zeit“, ist seine Antwort auf mein Stumm sein.
Komisch, ich glaube er hat Mitleid mit mir. Warum sollte er das?
„Es wird besser“, wiederholt er, stemmt sich in die Höhe und reißt dabei ein Loch in seine Kleidung, wobei ich nur rote, fleischige Haut erkenne. Die Andeutungen von Muskeln lassen darauf schließen dass er nicht nur Anweisungen gibt sondern selbst Hand anlegt.
„Und woher willst du das wissen? Was wenn ich nicht stark genug dafür bin, nicht böse genug?“
Sein Kopf neigt sich zur Seite, langes, schwarzes Haar streichelt meine Wange. Ich stelle mir vor es wären die Federn eines toten Vogels. Das ist so viel erträglicher als der Alptraum in dem ich gefangen bin.
„Als ich so alt war wie du, war mein Leben genauso beschissen und gleichgültig. Mir machte nichts mehr Freude. Bis ich etwas so folgenreiches tat, dass der Teufel mich in seine Hölle schickte und mir einen Handel anbot.“
„Einen Handel ha!“ prahlt es aus mir heraus und über mir zieht sich eine Stirn zusammen wie Wolken bei einem Gewitter. Zähne knirschen, sein Unterkiefer knackt gefährlich.
„Unterbrich mich nicht!“, droht seine Stimme, die Zunge leckt über die breiten Lippen.
„Ich versuche es, aber nur um auf diesen Handel zurückzukommen.“
„Ja?“
„Was kriege ich als Gegenleistung dafür damit ich hier in deiner Hölle die Drecksarbeit verrichte?“
„Nichts.“
„Was, nichts?“
Meine Augen weiten sich, ich sperre die Wut in ihren Käfig und gebe mich mit der schlichten Enttäuschung zufrieden. Der Teufel steht einfach nur da, die Hände verschränkt, die Beine wippen auf und ab.
„Ich bin der Prinz der Lügen hast du das etwa schon vergessen? Du solltest nicht jedes Wort das meine Lippen verlässt auf die Goldwaage legen, das wäre unklug.“
„Es ist auch unklug sich einzubilden man hegt Gefühle für etwas das nicht existiert“, zische ich in der Hoffnung ihn damit aus der Fassung zu bringen.
Wieder diese Gewitterwolken in seiner Stirn, wieder dieses Brennen in seinen Augen, meine Lunge kratzt.
„Gefühle? Dieses Wort kenne ich nicht, es hat keinerlei Bedeutung für mich oder diese Welt Kate. Und Menschen sind oft der Meinung Ahnung davon zu haben, sie basteln sich ein Buch in dem all jenes geschrieben steht was auf dieser Welt einst geschehen ist. Sie glauben an Gott und den Teufel obwohl sie der festen Überzeugung sind wir existieren nicht.“
„Aber, es ist nur ein Traum, ich fühle nichts mehr, der Schmerz ist vorbei.“
Ich zeige ihm meinen Rücken, meine Hände, mein Gesicht und sehe ihn einfach nur an. Auch wenn ich das nicht möchte, ich muss es einfach tun. Ist der Teufel nicht einer der gefallenen Engel? Darüber möchte ich nachdenken doch er hindert mich daran indem er mich berührt. Seine Hand entfesselt hunderte Feuer auf meinem Kinn, ich stehe in Flammen, kann nichts tun.
„Du bist schön, unter deiner menschlichen Maske. Lange habe ich darauf gewartet einen Nachfolger zu finden um diesen Ort hier zu verlassen, nun bin ich mir ziemlich sicher ihn gefunden zu haben.“
„Wer… werde ich dann auch zu… zu dem da?“
Mein Finger richtet sich auf seine Gestalt, er zittert wie der Rest von mir.
Ein einsames Nicken.
„Nein, ich… ich habe Fehler gemacht, große sogar aber das habe ich nicht verdient.“
„Was hast du denn verdient?“
Er schleudert mich erneut zu Boden, diesmal ist es mein Hinterkopf der Bekanntschaft mit der Erde macht. Benommen halten meine Hände seinen Körper fern, es reicht nicht, es ist zu schwer.
„Egal was für Fehler du gemacht hättest, ich habe dich auserwählt mir in die Hölle zu folgen, auch wenn du nichts getan hättest.“
Das sollte mich erschrecken. Insgeheim tut es das auch, wenn auch in minimalem Ausmaß. Zurück kommt die Übelkeit, ausgelöst durch die Schwefel geschwängerte Luft. Vor meinem inneren Auge tut sich ein Tunnel auf, so ähnlich wie jene auf Autobahnen. Tunnel vor denen die Menschen Angst haben. Nicht wegen der Dunkelheit oder der Enge, sondern weil sie darin sterben konnten. In so einer Unterführung steht meine Schwester und lächelt.
„Alles eine Illusion“, haucht der Teufel und saugt gierig die Angst in sich auf die nach draußen fließt. Je mehr ich ihm davon gebe, desto stärker leuchten seine Pupillen.
„Du stellst dir vor wie es wäre ohne sie zu leben.“
„Genau.“
Ich starre ins Leere, summe eine dumme Melodie, solche die glückliche Menschen singen. Ich bin es nicht, auf keinen Fall. Mein Leben ist ein Chaos, ein Wirbelsturm aus zerfetzten Erinnerungen die kein Klebstoff der Welt zusammenhalten kann. Tränen rollen über meine Haut, sie sind mein Anker.
„Wenn du willst kann ich es ändern, du könntest alleine sein, sie verschwinden lassen.“
„Und wie soll das gehen?“
Die Antwort möchte ich nicht hören, sie überfällt mich wie ein wildes Tier.
„Ganz einfach, du musst sie töten, nicht mit einer Klinge, nicht mit den Händen, mit deinem Verstand?“
Er sagt das als wäre es eine Selbstverständlichkeit, als würde er das jeden Tag machen, ich glaube ihm sogar.
„Stell es dir vor, es bedarf ein wenig Übung, aber ich glaube du bist stark genug.“
Bin ich auch stark genug ihm zu widersprechen? fragt die dünne Stimme meines Verstandes und kratzt hartnäckig an die Hintertür meines Kopfes. Es wird dunkel, wieder einmal. Wolkenschleier verhüllen die brennende Sonne. Aus der Hitze heraus entwickelt sich ihr Bruder, die Kälte sticht mit winzigen Nadeln in meine Haut. Er ignoriert es einfach.
„Du hasst sie, du verachtest sie weil sie mehr ist als du, eine wichtige Person die von deinen Eltern geliebt wird.“
Er hat Recht, mit allem was er da sagt. Die roten Lippen kräuseln sich zu einem süffisanten Lächeln, das Verlangen wird stärker, es wird von mir unterdrückt. Ich sage ihm dass ich darüber nachdenke und kehre ihm den Rücken zu, einen anderen Ausweg als diesen sehe ich nicht. Auf Widersehen ihr Gasflammen, auf Widersehen Teufel…


Tagebucheintrag Nummer 5

Der Weg ist zu Ende. Die Sackgasse vor mir ist eine Wand aus kantigen Felsen, Gesichter von schreienden Menschen ragen mir entgegen. Ihre Konturen ähneln kaum noch der Wirklichkeit, wie der Rest dieser Welt, namens Hölle. Betäubt von der Trägheit meines Körpers, sacke ich zusammen, lehne an der Wand aus Menschen. Mein Herz fällt in sich zusammen, wie ein Luftballon und verendet in meiner Brust.
„Ich kann nicht mehr.“
Die Wahrheit frisst mich auf, lässt nichts übrig. Der Himmel schenkt immer noch Kälte und Schatten, formt aus ihnen Gestalten mit langen dürren Armen und riesigen Köpfen. Sie wanken auf mich zu, halten Abstand, gehen weiter. Sie fürchten sich vor meiner Nähe wie ich mich vor ihnen fürchte. So etwas wie Augen, Nase und Mund gibt es nicht.
„Einfach nicht hinsehen“, sage ich mir und presse den Körper enger an den Stein bis sie sich grauenvoll real in meinen Rücken bohren. Vor mir summt, brummt und wehleiden die Formlosen. Ihr Auf und Ab macht mich nervös, ich will sie nicht mehr ansehen. Ramme Steine weiter in meinen Rücken, es tut mir gut. Immer wieder pendele ich nach vorn und nach hinten, bis schwarze Punkte vor meinem inneren Auge tanzen und mir schwindelt. Ich beende das Spiel, höre auf den Herzschlag in meiner Brust. Eins, zwei, drei. Ich wiederhole das alles noch einmal bis eine dürre Hand nach meinen Haaren greift und mich in den Dreck zieht.
„Hey was soll das`“ protestiere ich, kneife die Augen zusammen. Einer dieser Fremdlinge glotzt mich an, seine Linke hält Strähnen meines schwarzen Haares, wie Spinnenseide, so dünn und glatt. Die Fragen die sich in meinem Kopf formen kriechen gierig in meinen Hals um sich Gehör zu verschaffen, ich öffne auch den Mund, nichts geschieht, nur die Stille und das Glotzen des Formlosen.
„Rette dich dummes Kind, rette dich oder gehe an seiner Existenz zu Grunde wie all jene vor dir.“
Er lässt los, Haare fallen, sie hängen nicht länger an meiner Kopfhaut fest. Zischend und dampfend versiegen sie im Boden. Es stinkt wie Öl und sieht dem ähnlich. Wieder würge ich. Die Gestalt verhaart noch für einen Augenaufschlag über mir. Dann kriecht sie davon, löst sich von der Straße und verschmilzt mit dem Flimmern der Luft obwohl es bitterkalt ist. Über meinem Rücken läuft frisches Blut. Die Fetzen meines Oberteils saugen sich voll damit, ich rieche Metall.
„Mit dem Messer der Gegenwart versucht man immer vergeblich, die Vergangenheit anzuschneiden. Die Vergangenheit ist unverwundbar. Man kann dabei nur die Gegenwart oder die Zukunft zum Bluten bringen."
Er lehnt amüsiert an einer knochigen Eiche. Die langen Fingernägel kratzen über das morsche Holz.
„Dieses Zitat solltest du dir zu Herzen nehmen Kate. Du kannst Vergangenes nicht mehr rückgängig machen, nur das Hier und Jetzt verändern. Töte deine Schwester und du bist all deine Sorgen los, fürs erste.“
„Ich traue dir nicht, du bist die Lüge und ich war dumm genug sie dir abzunehmen. Doch das ist vorbei, ich mache bei deinem Spiel nicht mehr mit.“
Das sind Worte die ich bereuen würde, jetzt oder später. Seine Miene bleibt unberührt. Menschliche Haut schält sich von den Armen, dem Hals, ich erkenne den Jungen auf der Straße kaum wieder. Es ist nicht weniger faszinierend.
„Alles in dir schreit nach Vergeltung, dein Hass auf deine Schwester ist stärker als der Wille zu leben. Und dieser Wille wurde dir geraubt, mit dem Mal auf deinem Rücken. Mein Blut verseucht das deine, nistet in deinen Nervensträngen und macht dich gefügig für meine Befehle und Wünsche.“
Bitter schmeckende Wahrheit. Mein Mund ist voll davon was ich ihm gerne entgegenspucken würde. Die schweren Schritte die seine Stiefel auslösen, trennen mich von meinen Träumen und ich bin empfänglich für seine Stimme die in meinen Ohren säuselt.
„Ich kann dir befehlen was ich will und wann ich es will. Du wirst versuchen dich dagegen zu wehren das ist nur menschlich aber im Nachhinein, wirst du ganz und gar mir gehören ohne wenn und aber.“
Meine Faust saust in sein Gesicht als er sich vor mir aufbaut. Sie schmettert in seine Wange und prallt davon ab als hätte ich sie in Metall geschlagen. Die Knochen pulsieren, ich presse sie gegen die Brust und beiße mir auf die Zunge. Seine Wange scheint keinerlei Spuren davon zu tragen.
„Du wolltest mir wehtun konntest es aber nicht weil ich dir meinen Befehl injiziert habe.“
„Fahr doch zur Hölle!“
Ich spucke ihn an und renne davon, schon wieder, jedes Mal. Ich kann nichts anderes als Weglaufen. Mein ganzes Leben besteht nur aus dieser einen Option. Wie lächerlich ich doch bin.
„Oh Kate, das bin ich längst, das bin ich und du gehörst dazu. Eine weitere kleine Figur in meinem Schachspiel.“

Rennen befreit meinen Kopf. Es gibt meinen Beinen Ablenkung. Ich laufe über glühendes Gras, die Blumen leuchten schwarz als hätte man dieser Gegend schlimmes angetan. Als wäre dies der Ort der in mir ganz tief drinnen existiert. Die Aschewolken die vom Boden ausgehen reizen die Augen, ich sehe kaum wohin ich gehe. Seltsam anmutende Vögel kreischen am rostrotgeschwängerten Himmel. Ihre ledrigen Schwingen verursachen zischende Laute.
„Es sind Aasfresser, gierige Kreaturen die sich am Tod laben.“
Diese Stimme. Bekannt und dennoch fremd. Ich würfele all meine Erinnerung zusammen, vermische Alte mit Neuen und kreiere daraus die Eine die ich brauche um die Stimme zuzuordnen. Dann erst drehe ich mich um.
„Hallo Schwesterherz, “ flötet ihr Glockenspiel. Sie trägt das Kleid aus dem Bilderrahmen. Alles an ihr ist perfekt, oder war es denn der Teil an ihr der mir lästig war, den habe ich entfernt.
„Wir vermissen dich da oben, ganz ehrlich. Mutter ist krank vor Sorge um ihr einziges Kind.“
„Was redest du da? Und du, was bist du dann?“
„Die Einbildung. Aus deinen Wünschen entstanden. Du allein hast mich erschaffen weil du nicht alleine sein wolltest.“
„Das… ist… nicht wahr.“
„Glaub mir Kate, was wahr ist und was nicht, das kannst du nicht mehr auseinanderhalten. Deine Sinne haben sich zerrüttet.“
„Nein!“
„Es stimmt aber Kate.“
„Nein hör auf damit ich… ich will das nicht hören!“
Hände pressen sich auf meine Ohren. Es sind meine. Meine Schwester gibt Dinge von sich die mich in ein Netz hüllen aus dem ich ohne eigene Kraft nicht entkommen kann. Sie lässt mich leiden für die Jahre in denen ich sie als gleichgültig empfand und als Abfall abgestempelt habe.
„Und dieser Ort Kate? Die verkohlten Blumen, der blutrote Himmel? Keine Wünsche oder Ängste? Schau genauer hin und du erkennst deine Handschrift.“
„Du lügst. Ich träume das alles nur, du, diese Welt und selbst der Teufel das alles existiert nicht.“
„Oh, ok, wenn das so ist, dann dürfte dir das ja auch nichts ausmachen.“
Kreischend, überwindet sie die wenigen Meter die uns trennen, holt aus ihrem Kleid eine handlange Scherbe und rammt sie in meine Brust. Blasen aus Schmerz explodieren in meinem Körper, Blut spritzt, Augen weiten sich. Der Spiegel zeigt die verzerrte Fratze zu der ich geworden bin. Eine weitere Wunde, ein weiterer Bestandteil meines Lebens…
„Arme kleine Schwester, du siehst gar nicht gut aus, ich fürchte aus deinem Traum wirst du nicht mehr erwachen.“
Verhindern, am Leben bleiben, nicht aufgeben. So vieles flüchtet in meinen Verstand und sammelt sich zu einem Ganzen. Mit meinen eingeschrumpften Kräften reiße ich sie und die Scherbe von mir fort. Glänzend roter Lebenssaft quillt zwischen meinen Fingern hervor, färbt sie ein.
„Rot ist eine so schöne Farbe“.
Doch das ist doch das was ich wollte? Das Messer ins Fleisch rammen, alles wäre vergessen.
„Wenn du stirbst, stirbt auch dieser Ort und alles was dich ausmacht. Du musst dir also keine Sorgen machen.“
Diese Erkenntnis schmeckt so süß, tropft wie dickflüssiger Honig von einem Löffel. Honig der mir nicht gut tut, der Krämpfe verursacht.
„Ich… möchte aber… nicht sterben.“
„Das möchte niemand“, spricht ein Dritter.
„Wir alle streben Gesundheit, ein hohes Alter und den Frieden an.“
Mein Blick verrät mich. Der Teufel rät mir am Leben zu bleiben obwohl ich dabei bin zu sterben, in seiner Hölle! Es ist absurd und völlig irrwitzig. Die Vögel kreischen traurig ein Lied, sie fliegen nicht mehr, sitzen auf knochigen Bäumen. Der Himmel hat aufgehört zu bluten und wird von einer dicken schwarzen Decke umhüllt.
„Der Ort passt sich meinen Gefühlen an!“ denke ich schockiert.
„Er passt sich nicht nur deinen Gefühlen an, du bist dieser Ort.“
Er kramt in meinen Gedanken, ich muss mich nicht äußern. Seine Gegenwart beruhigt meine Nerven, ich denke kaum noch an das Sterben. Aber da ist immer noch das Problem mit meiner Schwester. Die Scherbe ist verschwunden, ich kann sie nicht finden und auch sie ist fort.
„Ich bin stolz auf dich Kate. Du hast die erste und damit wichtigste Lektion gelernt, zu überleben.“
Eine Ohnmacht sucht mich Heim, noch klopft sie zaghaft an aber wenn ich sie nicht hereinbitte wird sie mit aller Macht über mich hereinbrechen. Flach atmend wanke ich auf ihn zu. Lecke mir die trockenen Lippen feucht und bemerkte wie sich das Fleisch davon löst. Ein erkennender Blick seinerseits.
„Mein Glückwunsch, nun beginnt der nächste Schritt, die Verwandlung. Bald bist du diese lästige Hülle los.“
Hülle? Verwandlung? Wovon spricht er da? Hat er sich den Kopf gestoßen oder ist er einfach nur verrückt? Gut, er ist der Teufel das Verrücktsein ist ihm auf den Leib geschneidert.
„Wenn du meine Rolle übernehmen sollst ist dieser Schritt unvermeidbar.“
Es ist als trage ich sein Kind in mir, es nennt sich Chaos. Und es wächst schnell, zu schnell. Ich möchte es von mir stoßen doch das geht nicht, dafür ist es zu spät. Die Verwandlung vollzieht sich, ich bemerke die Unterschiede, nicht nur die Äußerlichkeiten die mich aus dem Menschsein katapultieren. Die Werte die einen ausmachen, Hoffnungen, Sehnsüchte, der Verstand, Gefühle und Empfindungen. Schon zu lange bin ich hier das ich vergesse was es bedeutet zu empfinden und ob es schlecht oder gut ist. Ist es schön jemanden zu küssen? Ist es schlecht ein Gewissen zu haben? Wer kennt die kleinen feinen Unterschiede die das Eine von dem Anderen trennen?
„Niemand und Jeder Kate“, ist seine Aussage.
Gieriger Kopfschmerz in meinem Hirn. Noch kann ich aufrecht stehen, noch ist ein Fünkchen Mensch in mir das ich darüber nachdenke was es beinhaltet.
„Wer… werde ich es verstehen wenn ich so bin wie du?“
„Nein. Du wirst es vergessen, alles! Deine Identität wird wie Kreide von einer Tafel gewischt, nichts bleibt zurück außer einer gähnenden Leere in dir, dessen Existenz du dir nicht erklären wirst. Eine Puppe ohne Füllmaterial, ein Körper ohne Inhalt…“
„Eine traurige Art Lebewohl zu sagen.“
„Ja das ist es.“
Das Chaos in mir tritt, es stemmt sich gegen die Bauchdecke und kommt doch nicht frei. Es verdrängt meine Ängste und ich verdränge es, so haben wir beide nichts vom anderen. Mit zwei, drei letzten Schritten bin ich bei ihm, lehne mich an die Eiche. Klebriges Harz perlt von der Rinde als betrauere sie mein Schicksal.
„Ich gewähre dir einen letzten Wunsch, nur einen. Dann trittst du dein Amt als neuer Herrscher dieses Reiches an. Ist das ok für dich?“
Ich will lachen, es als Witz abtun oder wütend werden weil ich glaube dass er mich verspottet. Doch in seinen Augen liegt die Wahrheit ganzer Völker, dass ich mich hinreißen lasse und einwillige. Mein Wunsch ist simpel wie auch einfältig. Ich möchte zurück, für einen Tag die unerfüllte Existenz eines Mädchens leben das nur ein Einzelkind sein wollte. Damit rette ich weder meine Seele, noch bringt es den Frieden zurück der eigentlich nie dagewesen ist.
„Also in Ordnung, ein Tag, vierundzwanzig Stunden und nicht länger.“
„Danke.“
Es fällt schwer in seiner Gegenwart dieses Wort in den Mund zu nehmen, es passt hier nicht hin. Dann fühle ich wie der Raum sich verengt, wie er an Substanz verliert und grauweiße Schlieren mich in ein Loch zerren. Helle und dunkle Lichter wechseln sich ab. Mit dem Gesicht voran lande ich auf hartem Holz. Der Raum ist düster, die Vorhänge sind zugezogen, dass Bett ist gemacht. Tapete schält sich von der Wand und muss erneuert werden, der Besitzerin ist das egal. Ein Staubteppich verhüllt die Oberflächen der Möbel, alles alt, alles zurückgelassen. Wie aus einem Bilderbuch gerissen, mustere ich das zu Hause, das für mich zum Gefängnis geworden ist. Mir die Luft, das Herz und den Willen nahmen hier Träume zu verwirklichen. Vielleicht wird es eine Zeit geben in der ich vergeben kann, doch dann fällt mir ein dass sich meine Erinnerungen, sobald ich mein Amt annehme, verflüchtigen und in die Welt hinaustreiben. Andere können sie sicherlich mehr gebrauchen als ich, also nehme ich es hin. Streifen von reinen, weichem Licht bekleckern die Dielen und lassen den Anschein erwecken sie seien neu. Meine Füße zerquetschen es und öffnen die Tür damit noch mehr davon hineinströmen kann. Was ich sehe lässt mich innehalten und staunen. Das Haus ist weg, jedenfalls die zweite Hälfte davon. Blauer Himmel, Wolkentürme die ihre Form verändern und direktes Sonnenlicht. Ein Tag wie jeder anderer nur das um mich herum das Kind aus meinem Bauch gewütet hat. Das kann nur er gewesen sein, da gibt es keinen Zweifel. Da ich nichts mehr fühle, kann ich auch nicht wütend werden und zucke nur mit den Schultern.
„Ein ganz normaler Tag“, sage ich mir und lächele einen Gegenstand zu meinen Füßen an. Es ist die Schere mit der ich mein Schicksal beschnitten habe. Eine winzige blonde Locke klebt noch daran, ich befreie sie und schenke ihr die Freiheit. Sie fliegt davon, windet sich in der Luft, dreht ihre Runden und ist fort, so wie der Strom von Menschen der hier lebte. Sie alle mussten sterben weil ich eifersüchtig auf meine Schwester war. Aber was soll‘s, damit kann ich umgehen.
„Vierundzwanzig Stunden, ts, ich glaube ich gehe dem Ex-Teufel ein wenig früher auf die Nerven. Immerhin müssen sich einige Dinge ändern.“
Grinsend wende ich mich ab, zertrete das Bild meiner Schwester unter meinen Füßen und freue mich über das Knirschen der Scherben und stelle mir vor es wären ihre Knochen. Vielleicht sehe ich sie in der Hölle wieder, dass wird ein Spaß.

Erneut zieht sich der Raum zusammen, ich lasse mich treiben, wie die Locke im Wind und bin binnen von Sekunden zurück in meiner neuen Heimat. Der Teufel lächelt mir zu und reicht mir seine Hand. Diesmal habe ich keine Angst, diesmal bin ich diejenige die von allen geliebt wird. Und wenn nicht, zwinge ich es ihnen auf, wozu bin ich denn der Teufel?

Ende
Name: Estelle
Beiname: el Nada-sam (heißt grob übersetzt: giftiger Morgentau)
Alter: 23 Jahre alt
Rasse:  Mensch
Aussehen  1,80 m, lange ebenholzfarbene Haare, lavendelfarbene Augen, feine Gesichtszüge, schlanker, weiblicher Körper, sonderbare Ornamente
Zugehörigkeiten:  Chaos - Slaanesh
Ausrüstung: Katana, sandfarbener Umhang, Palastmode sandfarbene Stiefel, Medallion
Fähigkeiten:  schwach ausgeprägte Manipulation (tritt unbewusst auf), Schwertkampfkenntnisse, Handgemenge, gut zu Fuß
Begleiter:  Die kleine Stimme   in ihrem Kopf
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