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Truzt
#1
[CENTER]Entstehung[/CENTER]

In der historischen Epoche des “Krieges der Häuser” kam planetenweit zu teilweise radikalen Umstrukturierungen auf machtpolitische Ebene. Gerade durch das radikale Eingreifen der Imperialen Armee unter Generalfeldmarschall Roderik Wilhelm von Quesen gegen die sogenannten “Despoten-Staaten” löste im Verlaufe des lange anhaltenden Zivilkonflikts unterschiedlichste Befreiungsbewegungen aus. Während etwa die freien Stadtstaaten Rasankurs aufgrund gewisser kultischer Aktivitäten gänzlich vom Globus gebannt wurden, entwickelte sich parallel dazu in Gohmor beispielsweise eine stark autokratische Zentralregierung, welche allein durch die Vorsitzenden der verbliebenen Adelsgeschlechter besetzt werden konnte. Konträr zu diesem monarchistisch autokratischen Absolutismus entwickelte sich etwa in Truzt recht früh eine demokratische Massenbewegung.

Anfangs umfasste die “Brüderliche Einigkeit Truzts” lediglich eine handvoll intellektueller Soziologen, Menschen welche über ausreichend Zeit und “überschüssige” Energie verfügten sich effektiv über die sozialen Missstände Gedanken zu machen. Im späteren Verlauf fand die Bewegung durch aus auch andere Interessenten, etwa altgediente Veteranen deren Kriegsverdienste nicht angemessen anerkannt wurden, die soziale Unterschicht, aber auch die Mittelschicht auf deren breiten Schultern die meisten Steuern drückten. Binnen weniger Monate unmittelbar nach dem Kriegsende formierte sich der zivile Ungehorsam auf den meisten Ebenen. Angefangen innerhalb der Schichtarbeiter, der Bergleute, der Manifakturarbeiter, der militärischen Mannschafter, der Studenten, schließlich auch innerhalb der öffentlichen Organe, etwa untergeordneter Ministerien und kleinerer Kreisgerichte. Immer öfter kam es zu Ausschreitungen, welche meist mangels organisierter Deeskalationstruppen kaltblütig niedergeschlagen werden mussten. Dies förderte weiterhin die Unruhen, gab ihnen Dünger und Nährboden, immer mehr soziale Schichten wurden ergriffen. Der Ungehorsam gegenüber den herrschenden Häusern erreichte ein neues Ausmaß, inzwischen setzten selbst amtierende Gerichte Prozesse gegen “Demokratische Terroristen” aus, unterschiedliche Gefängnisdirektoren erließen ohne Zustimmung der Zentralregierung “Amnestie-Edikte”, vermutlich um in Folge eines etwaigen Staatsstreiches selbst besser dazustehen.

Ihren tatsächlichen Höhepunkt erreichte die “Revolution” vermutlich am 135sten Tag 4 n.KdH, als demonstrierende Bergarbeiter durch gezielten Beschuss regierungstreuer Polizeitruppen bedrängt wurden. Der damalige Rädelsführer, ein Gewerkschafter Namens Eliot Charleston, nahm diesen Affront nicht leichtfertig hin, stattdessen ordnete er seinen “Gefolgsleuten” an, sich mit schwerem Minengerät zur Wehr zu setzen. Die resultierende Auseinandersetzung mit den Ordnungskräften resultierte zwar aufgrund mangelnder Bewaffnung in der Niederschlagung des Aufstandes und der anschließenden öffentlichen Exekution Charlestons, setzte diesem und seinen treuen Männern allerdings gleichsam ein einmaliges Märtyrerdenkmal. Aufgrund vermehrter propagandistischer Aktivitäten durch die BET wurde der Gewerkschafter gewissermaßen zur Gallionsfigur der Revolte erhoben. Um 151 4 n.KdH kam es erneut zu Unruhen, diesmal im Distrikt der Schichtarbeiter und Stahlschmelzer, angeführt von einem charismatischen jungen Vorarbeiter mit Namen Ronald O’Querem, als legendär gilt sein feuerrotes Haar welches während dem Ansturm auf die PVS Regimenter vom blutroten Schein erfüllt gewesen sein soll. Alle voran führte der gerade mal einundzwanzigjährige Mann das rot-blaue Freiheitsbanner in die Staatsverfechter. Provisorische Barrieren, Verschanzungen und Schützenstellungen waren bereits frühzeitig durch Revolutionäre ausgehoben worden, somit kam die plötzliche Gewalt und Struktur der Unruhen beinahe überraschend auf die Polizeikräfte, welche zwar mit Sturmschrotflinten, nicht aber mit den notwendigen schweren Gerät ausgestattet worden waren. Ein erstes Unterstützungsgesuch an die nahegelegene Doil-Connor-Kaserne wurde durch ebenfalls rebellierende Mannschafter ausgeschlagen, welche unmittelbar an das bekanntwerden der erneuten Unruhen mehrere Regimetreue Offiziere auf dem Exerzierplatz aufgeknüpft hatten. Inzwischen in eine taktische Zange gekommen, befahl der kommandierende Offizier der Polizei, Major John Urlings, die Kapitulation vor den Revolutionären. Dies war der erste tatsächliche Teilsieg revolutionärer Truppen. Verstärkt durch die hinzugekommen Soldaten, sowie durch Unterstützung der restlichen Zivilbevölkerung und erbeuteter Waffen der PVS Polizeitrupps, dehnten sich der Aufstand auf etwa zwei Drittel der Makropole aus.

Um 231 4 n.KdH umstellten Angehörige der neugegründeten “Ersten Revolutionären Garde” den Kammernrat Truzts, des politischen Herzstückes des Stadtstaates. Vordergründig lieferten die krontreuen Leibwachen zwar erbitterten Widerstand, konnten allerdings durch Verrat seitens eines Kammerdieners um 236 überwältigt werden. Gerüchte um einen möglichen “Hintereingang” halten sich bis heute, werden allerdings von Truzt-Historikern vehement bestritten. Die einstmaligen Kammerherren unter Earl Warwick of Nethermore wurden allesamt festgesetzt. Um 238 wurde eine provisorische Regierung unter dem Präsidenten der Parlaments Monty Denuc gebildet, nach erstem Regierungsbeschluss der neuen “Kolonialen Trutz-Stadtstaaten” wurden die Gewalten strikt getrennt, es kam zur Formung der drei Säulen, Judikative, Exekutive und Legislative. In einem ersten Zivilverfahren der nun als gleichwertige Bürger anerkannten Einwohner der Zentralmakropole gegen die einstmalige Regierung unter Earl of Nethermore, kam es zu siebzehn Todesurteilen, die gesamte ehemalige Kammer wurde rechtskräftig durch Richter, Beisitzer und dreiundzwanzig Geschworene zum Verrätertod durch den Strang verurteilt. Das Urteil wurde am 241sten Tag vollzogen, anschließend begann der bekannte Marsch auf den Südlichen Palast.

[CENTER][Bild: Die_Bastille_vor_ihrer_Zerstoerung.jpg][/CENTER]
Dieser galt seit mehreren Dekaden bereits als eigentlicher Regierungssitz und Heimat der aristokratischen Machthaber. Insgesamt existierten vier große Häuser, deren Namen allesamt aus den Analen der Geschichte gelöscht wurden. Der anfängliche Widerstand der haustreuen Truppen forderte mehrere tausend Opfer auf beiden Seiten, zog sich der Konflikt doch über mehr als siebzig Tage hin. Der Palast selbst war sternförmig angeordnet worden und verfügte über ausreichend Verteidigungsstellungen um selbst schwerste Anstürme abwälzen zu können. Es kam zum gegenseitigen Einsatz unterschiedlichster Bewaffnung, Basilisken spien auf beiden Seiten der Schützengräben Tremormunition in den ohnehin schwarz-roten Himmel, während der anhaltende Dauerbeschuss durch schwere Maschinengewehre, Kanonen und Haubitzen das vormals hochkünstlerische Äußere der Anlage für immer verunstaltete. Der Kriegsschauplatz erwies sich als immer unübersichtlicher, offenbar waren die Garnisonstruppen der Aristokraten deutlich unterschätzt worden, um 278 kam es seitens der Verteidiger zu einem ersten verheerenden Einsatz von Soman, einem der kampfstärkste Nervenkampfstoffe. Die Opferzahlen der Republikaner überstiegen erstmals innerhalb eines einzelnen Konflikts die zwanzigtausender Marke. Dieser aufgrund geltender Konventionen “Völkerrechtswidrige Einsatz von Kampfgasen innerhalb einer Makropole” wurde durch das “Erste Parlament der Kolonialen Truzt-Stadtstaaten” auf das schärfste verurteilt und angeklagt. Als Erwiderung auf diese unverhältnismäßige Gewalt gegen Zivilisten, wurden die Eroberungsbemühungen umso aggressiver Fortgesetzt, es kam zum Einsatz chemischer und biologischer Waffen seitens der Republikaner, erstmals wurden auch Promethiumflammenwerfer auf das Schlachtfeld geführt, sowie Gasgeschosse beiderseitig in den Himmel geschossen. Aufgrund der verhältnismäßig schwächeren Allgemeinausrüstung der Revolutionäre kam es auf ihrer Seite zu weit höheren Verluste, andererseits verfügten sie jedoch über wesentlich mehr “Menschenmaterial”. Schlussendlich gelang es einem eingeschleusten Infiltrationstrupp eines der größeren Munitionslager innerhalb des Palastes zu sprengen, was nicht nur die Versorgung der Verteidiger in einen drohenden Engpass trieb, sondern gleichzeitig auch eine bedeutende Schneise in den östlichen Wall riss. Mit geöffnetem “Panzer” konnte die Festung schließlich nach weiteren dreizehn Tagen tatsächlich überwunden werden. Das erwartete “Raubmorden” blieb allerdings aufgrund eines parlamentarischen Ratschlusses aus, allein etwaige Leichenfledderer bereicherten sich an den zertrümmerten Kunstschätzen der ehemaligen Aristokratie. Die herrschenden Kasten hatten bereits im Voraus ihren Leibwachen befohlen sie allesamt einem “sanften Tod” zuzuführen, als man schließlich den geschützten Bunker unterhalb des massiven Hauptkomplexer erreichte, verbrannten Angehörige der Garde die Überreste der Patriarchen und Matriarchen, die Kinder der Machthaber waren offenbar größtenteils vergiftet worden, während einige uniformierte Adelige den Freitod durch Kopfschuss vorzogen.

Der Südliche Palast wurde anschließend an den bewaffneten Konflikt allerdings nicht restauriert, stattdessen wurde das etwa drei Kilometer messende Areal gänzlich geschliffen, die dazu verwendeten Baumaterialen entweder eingeschmolzen oder in die See geworfen, ehedem man die mittlerweile zerstörten Parkanlagen salzte und anschließend gänzlich ausmerzte. Das gesamte Gebiet wurde weitläufig dekontaminiert und verbrannt, noch heute weißt eine hässliche schwarze Erdnarbe auf das ehemalige Machtzentrum hin, doch anstelle des prächtigen Prunks weißt heute allein ein “Gefallenendenkmal” daraufhin was einstmals hier geschehen war.
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