Koron III
Haus der Stürme - Druckversion

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- Magal - 09-26-2016

Ja und nein, Bruder!
Magal hatte ein Aufflackern nur kurz unterdrücken können, als die gedachte Antwort Priests auf die Ehefrau hin kam. Gewiss, der andere Hexer hatte es vielleicht nur als Scherz gemeint, als Verspotten der Stellung eines „Hofmagiers“ als ewig zweiter im Staat, wie auf vielen feudalistischen Welten der Königin nicht unähnlich.
Ein Scherz, wie gesagt.
Vielleicht, wie gesagt.
Denn tatsächlich hatte sich der Schwarze Drachen in seinen Beweggründen sehr bedeckt gehalten, als er Magal herbeizitiert und ihm von seiner unbedeutenden Jugendzeit bei irgendeiner Weltraumbande von Renegaten berichtet hatte. Erst als er auf den Hexer Priest und damit das eigentliche Thema seines Monologes kam, hatte in Magal der Funken der Neugier zu glimmen angefangen. Gewiss, Hexer gab es kosmisch betrachtet auch wie Sand am Meer, der eine mächtiger, der andere von der eigenen Macht überzeugter. Alle Mal schien Priest oder zumindest die Figur die ihm der Fürst Rasankurs beschrieben hatte, nicht gerade von geringer Befähigung zu sein. Was Kogan nicht erwähnt hatte war das genaue „Warum“, mit dem er Magal auf die ätherische Suche nach dem Schwarzkünstler schickte. Sein Fürst brauchte sich ihm nicht erklären, ihr Götter bewahred, aber natürlich verfiel Magal auf seine eigenen Spekulationen.
Eine davon drehte sich um die Frau des Fürsten, seine Hexengefährtin, die nun schon seit fast zwei Jahren in ihrem komatösen Schlaf ruhte. Es wäre eine bodenlose Übertreibung, hätte sich Magal als der Beichtvater des Fürsten bezeichnet, dennoch erfuhr er gewisse Dinge, die andere bei Hofe nicht zu hören bekamen.
Eines dieser Dinge war die Unzufriedenheit, die Kogan ob der Situation mit seiner schlafenden Gefährtin hatte. Das Entschlafen der Fleischformerin war anfangs nützlich für ihn gewesen, da die mystische Reise, als welche ihr Schlaf proklamiert wurde war, seiner Herrschaft eine gewisse, religöse Legitimation verliehen hatte, als sein Anspruch auf Göttlichkeit in der Anfangszeit allein auf seinen körperlichen und kämpferischen Fähigkeiten basiert hatte. So hatte er die Vorstellung im Volk seiner Anhänger verfestigen können, dass er durch sie eine Abgesandte bei den Göttern selbst habe. Einer in Fleisch und Blut, eine als geistiger Mittler.
Ein Kult war um die Schlafende ebenso entstanden, wie der um seine eigene Person gefestigt wurden war. Das war inzwischen nicht mehr nötig und die Kultisten, die ihren Körper bewachten wie eine Reliquie waren ihm inzwischen mehr hinderlich als hilfreich. Sie stellten einen eigenen Machtfaktor dar, dessen Zuwachs zwar zusehends stagnierte, aber nichtsdestotrotz nicht wegzuleugnen war. Sie versteiften sich auf Rituale der Verehrung und Versuche prophetischer Kontaktaufnahme mit der Schlafenden, die einen hemmenden Charakter hatten.
Der Schwarze Drachen brauchte aktive Gefolgsleute, die seinen Willen mit Hand und Verstand umsetzen und keine in sich gekehrte Priesterschaft, die sich um einen gläsernen Sarg drehte und versuchte Wahrheiten aus Staubkörnern zu ziehen, die sich auf dessen Oberfläche ablagerten. Solche Verknöcherung von Ritualen war es, nach Ansicht des Fürsten, die Rasankur in den finalen Untergang gerieben hatten und die er nicht zu wiederholen gedachte. Das seine vier Konkubinen mit ihrem eigenen Hexenkreis diesem Kult der Schlafenden sehr nahe standen schien auch die Gerüchte zu bestätigen, das der Schwarze Drachen die Vier nur noch selten in seinen privaten Gemächern empfing.
Das Priest nun seinerseits die Sprache wie beiläufig auf die Position der Ehefrauen gebracht hatte, mochte ein kurioser Zufall sein. Doch bei Hexern waren Zufälle eher seltene Angelegenheiten.
Auch ich bin sicher nicht losgelöst vom Diktat der Zeitenläufe und wenn ich eine Welt für ein paar Jahre mein Zuhause heiße, so entziehen sich Milliarden andere natürlich meinem Einfluss. Was ich erlebt in meinen Leben gewann irgendwann den faden Beigeschmack des ewig Gleichen und wie du richtig sagt sind einem einsamen Lenker der Dinge stets Begrenzungen auferlegt, die schon bei zweien, die gemeinsam handeln, ihre Schranken weiter nach außen verschieben.
Ein beiläufig hingeworfenes Denkspiel, welches garantiert auch alles andere als beiläufig war.
Was die Kunst des Redens hinter dem Gesagten anbelangte, war dieser Priest ganz zweifelsohne eine Zierde ihrer gemeinsamen Zunft. Ihre Kräfte in den Dienst einer verbündeten Sache, einer gemeinsamen Agenda, zu stellen war gefährlich, wenn auch verlockend. Es hätte eine Potenzierung ihrer Macht bedeutet, aber auch einen Konkurrenten. Nicht zuletzt war Kogan mit einer pathologischen Skepsis gegenüber Hexern ausgestattet, was im Kern seiner Zeit in den Diensten des Blutgottes geschuldet sein mochte. Dieser Tage lag das Problem jedoch eher darin, dass der Schwarze Drachen keine Götter neben sich duldete. Das er möglicherweise danach trachtet seine Gefährtin zu beseitigen, der er nach Magals Auffassung tatsächlich so etwas wie Zuneigung entgegengebracht hatte, schien der beste Beleg dafür. Auch gewann Magal mit jeder Berührung von Priests Geist den Eindruck, dass die Mächte über die dieser verfügte sehr viel roher und brachialer war als seine eigenen. Trat solch ein Individuum aus dem Schatten seines Exils hervor, mochte es in seinem Kielwasser unangenehme Verfolger mit ziehen.
Mir scheint das Wagnis dich in der Schwärze zu suchen war nicht des Risikos zu viel. Und ist auch das Ansinnen meines Fürsten letzten Endes ein unnützes Opfer deiner Zeit, so steht doch in Aussicht, dass wir zwei vom gleichen Trachten sehr viel mehr zu bereden haben, als jedes Streben weltlicher Herren aufwiegen könnte.
Der Bitte meines Fürsten will ich also das eigene Ersuchen ungeniert anhängen und es eindringlich wiederholen.
Beehr Rasankur mit deiner Anwesenheit, Bruder!



- Priest - 09-28-2016

Ihre mentale Unterhaltung schien nicht mehr als ein schnelles Geplänkel. Ein rapides Entgegenkommen beiderseits, geschuldet den erschwerten Umständen. Hätte jemand ihren Stimmen lauschen können, so hätte er den Kern dieses Treffens zweifelsohne erfahren ohne auch nur ein Stück darin interpretieren zu müssen. Man musste keine geheimen Botschaften enträtseln oder Metaphern entwirren, es wurde ganz offen gesprochen. Aber wer hätte sie belauschen sollen? Der unvorsichtige Spion wäre schon längst von den Räubern getilgt worden. Der ängstliche Nachsteller hingegen wäre nie in ihre Nähe gekommen, geschweige denn hätte er sie überhaupt gefunden. Wer auch immer vorgehabt hätte sich in ihre Nähe zu begeben, der hätte an ihren Sinnen vorbeikommen müssen. Wem das auch gelingen sollte, er hätte die tagelange Suche durch den Warp riskieren und dann diesen einen Moment abpassen müssen, der schon in Bruchteilen von Sekunden wieder beendet sein konnte. Er hätte sich in die Geister der beiden Hexer schleichen und ihren Verstand überlisten müssen. Kurz gesagt, es war schier unmöglich. Genau das erlaubte den selbsternannten Brüdern sich doch in gewissen Teilen zu öffnen, ohne einen Eindringling fürchten zu müssen. Dies gab ihnen den Freiraum den sterblichen Horizont mit tiefsten Eindrücken ihres Innersten zu bereichern, so sie es denn wollten und zulassen mochten. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie so einen regen Austausch gehabt. Man sah, horchte und vor allem fühlte die Interessen und das Befinden des anderen. Ja, sie waren sich sehr ähnlich, so mochte man meinen. Es war ein innerer Wunsch. Aber sie waren noch immer Hexer und diese hatten oft Eigenarten, die sie geflissentlich unter einer andersartigen Hülle verbargen. Trotz dieser Öffnung und diesen gefühlsechten und aufrichtigen Impulsen gab es die Wahrscheinlichkeit einem begabten Spieler der Maskerade auf dem Leim zu gehen. Nicht alle dachten an Kooperation und einem gemeinsamen Wirken, das Ziehen an einem Strang. Viele verfolgten hinter ihren edelmütigen Worten und Taten ihre ganz eigennützigen Ziele, verfolgten sie im Streben bis hin zur letzten Perfektion. Am Ende gab es dann sprichwörtlich das große Feuerwerk, doch die geglaubt hatten im Licht zu stehen waren dann letztendlich diejenigen, die vor den Augen aller Treugeglaubten in Flammen aufgingen. All dies lag gut abgeschirmt vor seinem Besucher. Weder Zweifel noch Unbehagen drangen nach außen, die Aura von Priest blieb wohlgesinnt und offen und entsprach somit dem Wunsch jemanden für den geistigen Austausch gefunden zu haben. Mehr konnte er sich sicherlich im Moment nicht erhoffen. Mehr konnte er sich selbst nicht gestatten.
"Es liegen Pfade vor uns aus, die wir mit einer einfach anmutenden Entscheidung beschreiten können. Einige mögen beschwerlich sein und von unseren Kräften zehren, doch offenbaren sie uns womöglich noch viele weitere Abzweigungen, die es ein jeder für sich Wert sein mag. Andere scheinen im ersten Moment bequem und einfach, offenbaren sich aber später als Holzweg ohne ein Zurück. Nun, ohne zu weit abzuschweifen - Nachdem ich den Ruf im Äther vernommen hatte benötigte ich noch zweieinhalb weitere Tage, bis ich alle Schutzvorkehrungen getroffen und meine Entscheidung gefällt hatte. Ein Hinterhalt schien mir möglich. Ein Ruf mich in den Warp zu locken und dort bereits feindselig zu empfangen. Oder aber ein Anlass die Pforte zu öffnen und hinzuhalten, nur um mich zu lokalisieren. Letztendlich war die Wahl dieses Pfades aber eine gute." Die Aura verblasste, schien aber dennoch nicht weniger gastfreundlich wie zuvor. Dennoch hatte sich etwas geändert. Er hatte eine Entscheidung gefällt, das war dem anderen Hexer nun ersichtlich geworden.
"Ich werde der Einladung des Herren zu Rasankur nachkommen. Es werden keine Forderungen oder Bedingungen daran geknüpft sein. Ich benötige allerdings mindestens zwei Tage um meine Abwesenheit und das Ritual zur Körpertranszendenz hier vorzubereiten. Ich werde zu gegebener Zeit ein kleines Signalfeuer im Warp initiieren. Es wird auf deine Aura abgestimmt sein, ein anderer wird es nicht sehen können."


- Magal - 10-05-2016

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