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- Ariel Toth - 01-27-2010 Von Selten sah man einen der beiden Astropathen ihr Domizil verlassen. Viele Angehörige des Hauses Siris wussten nicht einmal davon, dass man über eigene Astropathen verfügte. So waren die Blicke, die Ariel auf dem Gang auf sich zog meist von erstaunter bis erschreckter Art. Viele der hartgesottenen Radikalen des Hauses hatten noch nie Kontakt zu Psionikern gehabt und diese Mutanten flößten auch denen, die selber Mutanten produzierten einen gewissen Respekt ein. Der Weg lag klar vor Ariel. Auch wenn sich sein Blickfeld in keinster Weise mit dem normaler Menschen vergleichen ließ, führten ihn die psionischen Fühler, sein scharfes Gehör und die gespeicherten Karten in seinem Gehirn zielgerichtet an allem vorbei, was Ariel im Weg stehen könnte. Ohne Schwierigkeiten fand er den Weg zur Kantine 17, an deren Eingang Ariel stehen blieb um die Umgebung in sich aufzunehmen. Toth fühlte die Präsenz mehrerer Menschen deutlich und jede war von den anderen so verschieden wie die Iris oder der Fingerabdruck. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und lange Schatten werfend stand Ariel wie eine Statue am Eingang, bis er endlich eine Präsenz spürte, die am ehesten auf die Beschreibung von Schinder zutraf. Eine Aura von Andersartigkeit, Wissen und einer unterdrückten Bosheit hafteten der Person an. Langsam und scheinbar unsicher setzte der Astropath seinen Weg fort. Er hielt direkt auf die stehende Präsenz Schinders zu, den Kopf auf ein Ziel hinter ihm gerichtet, so dass man annehmen könnte, Ariel hätte das menschliche Hindernis nur nicht bemerkt. Trotz all seiner Fähigkeiten überraschend kam der Zusammenstoß mit der hageren Person. - Dr. Schinder - 01-29-2010 Kein starker Rempler, ein versehentlicher Zusammenprall. Dennoch genügte er aus um den hageren Doktor einen Schritt nach vorn stolpern zu lassen. Geistesgegenwärtig lenkte Schinder die kleine Katastrophe in ertragbare Bahnen, die wenigstens seine Kleidung vor Schaden bewahrten. Das Gleichgewicht war dahin, aber immerhin landeten die Schale mit Salat, das Glas Wasser und natürlich der Teller, mit dem Wenigen was sich der Gelehrte zugestand, nur auf dem fugenlosen Boden und nicht an seiner Brust. Auf dem Tablett verblieb nur das Einwegbesteck, welches zwar vorgerutscht, dann aber an der erhabenen Kante des Plastikbrettchens hängen geblieben war. Klirrend ging der Rest zu Bruch und verwandelte sich in einen farbenfrohen Brei, in dem Porzellan- und Glassplitter einen interessanten Kontrast bildeten. Schinder hatte sich derweil gefangen und war herumgewirbelt. Sein Gesicht von aufkeimenden Jähzorn seiner wenigen, verbliebenen Menschlichkeit beraubt. Die dünnen Spinnenfinger krallten nach dem Messer aus dünnem, weißen Kunststoff und schlossen sich darum. Dem Arzt stand nur geringe Kraft zur Verfügung, dafür aber das Geschick eines Chirurgen und die wenigen, durch ungestümen Hass mobilisiert und geballten Reserven seines kränklichen Körpers. Das billige Besteckteil schoss vor, ein einzelner, gerader Stich, wie der Biss einer Viper. Und dieser Stich fand sein Ziel mit verhängnisvoller Präzision. Tief grub sich das Messer in das linke, blind starrende Augen, durchdrang Hornhaut und Linse, grub sich dann tief in den Glaskörper. Helle Flüssigkeit spritzte hervor, besprenkelte die verzerrte Grimasse des Doktors, der seine improvisierte Waffe herumdrehte und nun Blut sprudeln ließ. Endlich brach die Plastikimitation einer Klinge ab und blieb in Ariels Schädel stecken, gab ihm somit endlich Gelegenheit niederzusinken. Hart schlug der Psioniker mit dem Gesicht auf, mitten in die Bescherung, die seine eigene Dummheit angerichtet hatte. Als sein Kopf auf den Boden knallte trieb er sich das Bruchstück gänzlich in den Kopf und verspielte die Chance mit dem Leben davonzukommen. Blut und durchsichtiger Seim vermischten sich mit brauner Soße, der Vorsuppe und Mineralwasser. Das Schauspiel verging vor Schinders innerem Auge, hatte kaum mehr als zwei Sekunden sein Haupt erhoben und den Anspruch darauf erhoben zur Realität zu werden. Der Doktor blicke auf das Plastikbesteck, auf die Pfütze, welche bereits von dienstbeflissenen Reinigungsautomaten aufs Korn genommen wurde und schließlich zu Ariel. Der Astropath war selten zu sehen und dennoch keine Unbekannter. Herr Toth! Krächzten zerschlissene Stimmbänder. Es war mein Fehler, ich habe sie nicht kommen sehen. - Ariel Toth - 02-01-2010 Schwer auf den Stab gestützt fand Ariel wieder zu Gleichgewicht und Atem. In seiner Gebrechlichkeit stand er seinem Gegenüber scheinbar in Nichts nach. Mit fahrigen Fingern strich er sich die Robe glatt, während sein Geist eine reine Welle der Bosheit und Aggression auffing. Etwas an dieser psychischen Essenz ließ Ariel innerlich zusammenzucken. Die Empfindung glich einem roten, warmen Schauer gepaart mit einem stechenden Schmerz und unmenschlichem Geschrei. Wenn der Gegenüber wirklich Schinder war, hatte sich das Haus Siris eine gewaltig gefährliche Laus in den Pelz gesetzt. Irgendetwas erschien dem Psioniker nicht so, wie es bei einem Menschen sein sollte. Doch auch wenn Professor Mandola dies wohl fälschlicherweise annahm, war Toth kein Interrogator. Seine Aufgabe war das Verschicken und Empfangen von Nachrichten aus den weiten des Immateriums und nicht das Untersuchen anderer Geister. Auch wenn es einen gewissen Reiz hatte, wie Ariel fast ein bisschen von sich selbst entsetzt feststellen musste. Es wurde Zeit, herauszufinden, ob er wirklich den Gesuchten vor sich hatte. „Nein, nein. Ich muss mich entschuldigen. Es war mein Fehler ich hätte vorsichtiger sein sollen. Ich werde wohl nachlässiger, komme wohl zu selten unter andere Menschen, verlasse wohl zu selten mein bescheidenes Reich.“ Immer noch schwer atmend fuhr Ariel fort: „Vielleicht sollte ich ihnen etwas Neues zu Essen holen, Herr“, es folgte eine Pause, die ganz klar machte, dass der andere hier seinen Namen einzufügen hatte und sich im Anschluss vorstellen sollte. Es war nicht die höflichste Art, aber darum ging es Ariel auch nicht. Es war nicht seine normale Aufgabe und deshalb wollte er den ‚Auftrag’ des Professors möglichst schnell hinter sich lassen um danach wieder zum Alltag der Dunkelheit zurückkehren zu können. Smalltalk und leichte Konversation verabscheute der Psioniker eigentlich. Meist verriet es zu viel über die Person und war trotzdem nichts sagend und geistlos. Es war auch eine gewisse Anstrengung für Ariels Stimmbänder, die zwar intakt waren, aber viel zu selten ausgiebig genutzt wurden – verlief doch der größte Teil seiner Kommunikation auf anderem Weg und mit ganz anderen Personen. Langsam und immer noch schwach wirkend ließ sich Toth auf einen Kunststoffstuhl sinken, den er zuvor mit dem Stab und seinen Händen ertastet hatte, obwohl er sich dessen Anwesenheit und Position im Raum sehr wohl bewusst war. Lug und Trug. Sein und Schein. Wenigstens damit kannte Ariel sich aus und er glaubte, seine Rolle überzeugend zu spielen und seine Fähigkeiten gut zu verbergen. - Dr. Schinder - 02-03-2010 Mit stechenden Augen musterte der Doktor den Psioniker. Abschätzend und mit einem, zur Prämisse gewordenen Misstrauen. Endlich, nach wohl gut einer Minute des unentschlossenen Starrens, winkte die verdorrte Hand des Doktors einen jungen Burschen, vielleicht einen einfachen Arbeiter, herbei. Mit soviel Liebenswürdigkeit wie es seinem Naturel abzutrotzen war, bat er den Jungen zwei alten Männern eine Kleinigkeit von der Ausgabetheke zu holen. Alter war im Haus Siris meist mit hohem Wissen und folglich mit hoher Position gleichzusetzen und daher war man bemüht der Bitte, die keine war, schnell nachzukommen. So saßen die beiden Greise sich nun also gegenüber, zwei Anachronismen in dieser sauberen, sterilen Umgebung. Schinder, Doktor Schinder. Wer sie sind weiß ich freilich, auch wenn ich mich nicht erinnern könnte das wir persönlich das Vergnügen miteinander hatten. Vermutlich hat es damit zutun das unsere Themengebiete zweit auseinander liegen. Schinder nahm einen winzigen Schluck Mineralwasser. Da uns Zufall oder Vorsehung nun zusammengeführt haben, sehen sie mir meine Neugier nach… eine Berufskrankheit könnte man es nennen. Er lachte, dünn wie Espenlaub und das Kichern ging alsbald in ein feucht klingendes Husten über. Er zückte ein Taschentuch und hielt es sich vor den Mund, Blut glänzte auf dem weißem Stoff. Was ich mich nun frage, ich natürlich aus welchem Grund sie ihr Refugium verlassen haben? Sicher nicht um diese Ausgeburt gesunder Ernährung zu genießen. - Ariel Toth - 02-07-2010 „Ist ihnen nicht gut, Doktor“, fragte Ariel mit gespieltem Mitgefühl, als Schinder zum wiederholten Mal anfing zu husten. Der Doktor hatte die alles entscheidende Frage zu früh gestellt. Ariel hatte sein Refugium, wie es Schinder bezeichnete, verlassen, ohne sich davor einen Plan zurechtgelegt zu haben. Auch der Rempler war Improvisation gewesen, ohne eine weitere Taktik oder grundlegende Strategie nach sich zu ziehen. Wenn man die letzte viertel Stunde in aller Ruhe betrachtete, hatte der Besuch Professor Mandolas den Astropathen weitaus mehr aufgeschreckt, als dieser zuzugeben bereit war. War so viele Jahre im scheinbaren Stadium der Unangreifbarkeit und Abgeschiedenheit zubrachte, begann Gefahren zu unterschätzen oder auch erst gar keinen Gedanken daran zu verschwenden. Es war eine außergewöhnliche Situation. Die sonst so ruhigen und beherrschten, analytischen Gedanken des Psionikers rasten durch jegliche Gehirnwindungen und wüsste es Ariel nicht besser, könnte man es als Panik bezeichnen. Mit einem möglichst unauffälligen, tiefen Atemzug versuchte Toth sich zu beruhigen, die Gedanken wieder dahin zu verbannen, wo sie hingehörten. Wahrheit oder Pflicht – vielleicht besser eine Mischung… „Es ist eine komplizierte Geschichte, Doktor. Kompliziert und im Nachhinein betrachtet auch etwas unglaubwürdig, eigentlich schon fast wieder eine archaische Komödie.“ Ariel holte nochmals Luft und überlegte wo er beginnen sollte. „Gestern suchte mich Professor Mandola auf und unterrichtete mich über das Verschwinden eines Laboranten des Hauses. Sie fragen sich jetzt sicher, warum mich das überhaupt interessieren sollte, ich werde versuchen es ihnen zu erklären, so weit es mir, in anbetracht der Umstände, möglich ist. Der Laborant, Fristler, wurde von meinem Mentor mit einer Aufgabe betraut, die von enormer Wichtigkeit für das Haus war. Die Inhalte dieser Aufgabe unterlagen und unterliegen immer noch den strengsten Geheimhaltungsstandards. Mein Mentor hat von Fristler keine Bestätigung bekommen, ob der Auftrag abgeschlossen wurde oder mit welchem Ergebnis er abgeschlossen wurde. Da der Auftrag geheim war, musste Fristler auch weiterhin seine normalen Aufgaben als Laborant erfüllen. In dieser Eigenschaft, so sagte mir der Professor, war er zuletzt, vor seinem Verschwinden für sie tätig. Mein Mentor, sie werden sicher verstehen, dass er nicht selbst kommen konnte und wollte, gab mir nun wiederum den Auftrag, dieses Verschwinden aufzuklären und so viel wie möglich darüber herauszufinden. Das es gerade Sie sind, über den ich hier in der Kantine stolpere, kann nur ein gutes Omen sein.“ - Dr. Schinder - 02-08-2010 Es ist Nichts! Die routinierte Art, mit welcher er das Taschentuch um das Blut zusammenklappte und wieder in der Tasche verstaute, ließ erkennen das er tatsächlich an diese Art des Symptome gewöhnt war. Als Toth seinen verschwundenen Assistenten erwähnte hielt der Doktor für den Bruchteil einer Sekunde inne. Das Glas, welches er soeben hatte zurückstellen wollen, klirrte kaum hörbar mit dem gläsernen Boden auf der glatten Tischplatte. Eine geheime Mission? In der brüchigen Stimme klang Misstrauen, welches er nicht einmal zu heucheln brauchte. Überaus verwunderlich, das man ausgerechnet Fristler dafür ausgesucht hat. Er war nicht gerade einer der kompetentesten Gehilfen, mit denen ich je das Vergnügen hatte zu arbeiten. Vielmehr war er ausgesprochen unfähig. Fantasielos und von kleinem Geist. Ach ich spreche schon in der Vergangenheit als sei es um den Ärmsten geschehen. Trotz allem wünsche ich ihm natürlich keinerlei Unbill. Aus diesem Grund habe ich sein Verschwinden auch nicht gleich gemeldet. Ich wollte ihm eine Auszeit gönnen und vermeiden das er Ärger wegen seines Fehlens bekommt. Mehr vermag ich dazu nicht zu sagen und sagte ich auch schon dem Mann von der Sicherheit. Er beendete seine Schicht und erschien nicht zur darauf folgenden. Ich bin sehr in meine Arbeit vertieft, mache viel selbst und kontrolliere nicht unbedingt die Anwesenheit meiner Mitarbeiter. Allerdings, im Licht dessen was sie mir soeben offenbart haben, sieht die Sache natürlich nicht gut aus. Ich will mich nicht in Spekulationen verrennen, aber wenn der gute Fristler in derart heikle Angelegenheiten verstrickt war… nun ist ihm während der Erfüllung dieser Aufgabe vielleicht etwas zugestoßen. Bei diesem letzten Satz lächelte der Doktor dünn. - Ariel Toth - 02-18-2010 Das kurze Stocken und das etwas zu heftige Aufsetzen des Wasserglases, wären jedem Menschen, mit der Fähigkeit zu sehen entgangen, doch Ariels Ohren fiel es auf. Alarmiert streckte er wieder die psionischen Fühler aus, ohne jedoch in den geschundenen Geist Schinders eindringen zu können. Das einzige, was für Toth klar war: Schinder musste mehr wissen, als er zuzugeben bereit war. „Ich teile ihre Einschätzung, Doktor, aber ich vermute, sie kennen das Problem: Sie bräuchten fünf Laboranten und bekommen eine Putzaushilfskraft von der Führung zugeteilt. Warum sollte es uns da besser gehen? Auf der anderen Seite könnte man das auch als perfekte Tarnung bezeichnen. Nicht einmal sie, der mit Fristler zusammengearbeitet hat, haben gemerkt, dass er mehr als nur diese eine Aufgabe hatte.“ Es schockierte Ariel etwas, wie ungerührt Schinder über den möglichen Tod eines Menschen sprach. Auf der anderen Seite war es aber zu erwarten gewesen. Alles, was Toth aus dem Geist des Doktors lesen konnte war Bosheit, ein starker Wille und die ‚Veranlagung’ über Leichen zu gehen. Kein Wunder bei seinem Beruf. „Wann ist er denn verschwunden? Oder besser, wann haben Sie“, und ihr vergesslicher Geist, „ihn denn zum letzten Mal bewusst wahrgenommen?“ Es war faszinierend. Je länger die psionischen Sinne den Geist des Doktors umkreisten, desto unglaublicher wurde dessen Facettenreichtum. Ohne auch nur einen wirklichen Gedanken von dem preiszugeben, was im Inneren geschah, offenbarte sich doch an der äußeren Schale mehr, als man ahnen könnte und wollte. Eigentlich sollte man Doktor Schinder auf den Seziertisch legen und untersuchen, es würde sicherlich erleuchtende Einblicke geben. Noch faszinierender war jedoch, dass diese Gedanken in keiner Weise falsch erschienen. Es war so, als wäre es normal, als hätte man gefallen daran gefunden. Interrogator statt Astropath? Berufswechsel in dem Alter? - Dr. Schinder - 03-02-2010 Das will ich ihnen gerne sagen. Das war um 18:24 des vorletzten Tages. Ich weiß es so genau, da mich die Sicherheitsabteilung bereits danach befragte und bei dieser Gelegenheit auch gleich die Überwachungsbänder des Laboratoriums sichtete. Die Anlage hat einige… sonderbare Fehler, schaltet unvermittelt ab oder speicherte über längere Zeiträume nicht. Nunja ich bin kein Techniker und kann ihnen kaum sagen wieso es sich so verhält. Bevor sie jedoch der gleiche Verdacht beschleicht wie die Herren vom Sicherheitsdienst. Zu besagtem Zeitpunkt, endete Fristlers Schicht im Labor. Beziehungsweise verließ er die Räumlichkeiten sechs Minuten vor Schichtende. Ich war über einen mangelnden Sinn für Pünktlichkeit nie sonderlich erbost, da seine Anwesenheit selten mit Produktivität verbunden war. Sollten sie recht haben und Gegenteiliges möchte ich ihnen keineswegs unterstellen, dann muss mein Ego einen herben Schlag hinnehmen, denn stets bildete ich mir viel auf meine Menschenkenntnis ein. Wenn diese plumpe und nur ein einziges Mal nützliche, Person in geheimer Mission unterwegs war, so war er tatsächlich ein unglaublicher Meister in diesem Fach. Schinder lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen gegeneinander, was seine langen Fingernägel leise klicken ließ. Doch da es sich hierbei nur um ein inoffizielles Verhör handelt, erlauben sie mir meinerseits, ein paar Fragen. Ganz der Neugier geschuldet und natürlich ist mir bewusst das sie nicht verpflichtet sind mir zu antworten. Es würde mich jedoch brennend interessieren, wie sie zu der zweifelhaften Ehre eines Befragers kommen. Gewiss setzt ihr Mentor großes Vertrauen in sie aber würde es für so etwas simples, wie die Befragung eines peripheren Zeugen, nicht genügen einen der vielen Laufburschen zu entsenden? Ihr Können wird doch sicher an anderer Stelle benötigt. Das ihr Meister es zulässt das… vergeben sie mir, dieser ölige Emporkömmling Mandola sie für seine Zwecke einspannt scheint mir unerträglich. Ich kann mir zusammenreimen das er bei jeglicher Untersuchung, auf die eine oder andere Art, seine Hand im Spiel hat. Ich dachte einst Haus Siris sei über die Zwänge des Imperiums erhaben. Doch scheinbar unterlaufen mir dieser Tage so einige Fehler. - Ariel Toth - 03-08-2010 Es schien so, als sollte es auf dem eingeschlagenen Weg nicht weiter voranzugehen. Schindler schien ein getriebener, gehetzter Mensch zu sein, der zu oft vor seinen Häschern entkommen und zu viele Verhöre zu verschiedensten Themen hinter sich gebracht haben musste. Seine Antworten jedenfalls waren verdächtig nichts sagend, obwohl man das Gefühl hatte, unglaublich wichtige Informationen vermittelt bekommen zu haben. Damit ging dieser Punkt wohl oder übel an den Doktor. Manchmal wäre die Entsendung ins Adeptus Arbites doch von Vorteil gewesen… Des Weiteren schien es nicht so, als wollte der Doktor die aufgetischten Lügen schlucken. Es war kaum anders zu erwarten gewesen, schließlich war es nicht Ariels Aufgabe und Hauptbeschäftigung zu lügen. Eigentlich sollte er seine Zeit in seinem Refugium verbringen und sich dort mit dem Empfangen und versenden verschiedensten Nachrichten beschäftigen. Das war wohl der zweite Punkt, der hier an den Doktor ging. Langsam erwachten die ersten Zweifel, ob der Erfüllung der Aufgabe. Doch dann öffnete sich eine kleine Türe einen noch kleineren Spalt weit in der ansonsten dicht stehenden Mauer Doktor Schindlers. „Doktor, Ich weiß ja nicht wo ihre Loyalitäten liegen, falls sie ein Wort wie dieses überhaupt kennen sollten.“ Die toten, milchigen Augen fixierten Schindler und ein unbestimmtes Glimmen verlieh ihnen ein gespenstisches Aussehen. „Bei ihnen könnte man es wohl mit Narzissmus gleichsetzten. Sie fühlen sich wohl niemandem Verantwortlich und sie scheinen auch nicht das Gefühl zu haben irgendjemandem oder irgendetwas etwas zu schulden. Ich hingegen weiß, wo meine Loyalitäten liegen. Ich habe Ihn in Seiner ganzen Pracht gesehen und gespürt. Ich weiß um Seine Allmächtigkeit und unsere verschwindend geringe Position in Seinem Plan. Wir sind nichts, als ein kleines Staubkorn, zwischen den gewaltigen Mühlrädern, des von Ihm und Seiner Herrlichkeit gesteuerten Imperium. Nichts und Niemand in dieser Galaxie ist über die Zwänge des Imperiums und des Imperators erhaben, Doktor. Allein diese Aussage, Schindler, reicht um Sie vor ein Gericht der Ekklesiarchie oder des Adeptus Administratum zu bringen. Ihr Rückhalt im Haus Siris ist verschwindend gering, Doktor und niemand wird Sie retten, wenn das Adeptus Arbites ihre Auslieferung fordert. Und glauben Sie mir, Schinder, ein Gedanke von mir reicht und man wird sich mit dem Problem befassen. Man wird häretische Tendenzen feststellen und dann Gnade Ihnen der Imperator, denn seine Gerichtsbarkeit wird es ganz sicher nicht…“ Nach einer kleinen Pause eröffnete Ariel dem Doktor mit ungleich weicherer Stimme ein neues Angebot. „Dies ist die eine Möglichkeit, wie Ihre Zukunft aussehen könnte. Doch wenn Sie kooperieren, dann könnten wir alles vergessen, was hier gesagt wurde. Denn ich weiß, Doktor, dass Sie mehr wissen, als Sie zugeben wollen.“ In einer perfekten Imitation von Schindlers Geste – ohne diese je gesehen zu haben – ließ Ariel die Fingerkuppen der aneinander gelegten Hände aufeinander schlagen, währen er gleichzeitig darauf hoffte, nicht zu hoch gepokert zu haben. - Dr. Schinder - 03-08-2010 Das sind glühende Pfeile, die sie da auf das Herz eines alten Mannes abschießen, mein Lieber. Grund sich dergestalt zu echauffieren liegt keineswegs vor. Freilich kann mein Erfahrungsschatz nicht mit dem ihren konkurrieren, hatte ich zwar auch schon das Vergnügen auf Terra zu weilen, so blieben mir doch Behandlungen wie sie, sie erfahren durften, vorenthalten. Ein Umstand den zu verkraften ich mehr als gewillt bin. Ist mir im Zentrum des menschlichen Sternenreichs auch nicht mehr göttlicher Glanz begegnet als andernorts, so erkenne ich wohl die Wichtigkeit imperialer Strukturen an. Sie erfüllen ihren Zweck als Netz, welches ein unkontrolliertes Auseinanderstreben der Menschenschar verhindert. Aber glauben sie mir, es wird der Tag kommen da man diese Maschen getrost durchschneiden kann und den Blick in eine bessere Zukunft wendet. Nicht in Folge von Ketzerei und Umsturz, nicht im eigentlichen Sinne jedenfalls. Schon mal etwas von der Kambrischen Explosion gehört? Nein? Na macht nichts. Selbstgefällig lehnte sich der Doktor zurück, was ein langezogenes Röcheln zur Folge hatte, welches er jedoch unbeachtet ließ. Die gewohnte Geste des Händefaltens vollführte er nun auf der ausgemergelten Brust. Was nun ihre wüsten und wie ich hinzufügen muss, vollkommen unbegründeten, Drohungen angehen, wäre ich es, so ich denn an ihrer Stelle stünde, der Vorsicht walten ließe. Für jemanden der so viele Jahre in diesem Haus verbracht hat scheinen sie eklatant wenig über die hießen Gepflogenheiten zu wissen. Der Adeptus Arbites? Ein anschwellend, kehliges Lachen ging in einen feuchten Hustenanfall über, welchen der Akademiker unter Zuhilfenahme seines Taschentuches erstickte. Ach ich bitte sie, Herr Toth! Haben sie überhaupt eine Ahnung was hier erforscht, untersucht, entwickelt und vor allem getestet wird? Mag sein das ich noch nicht so lange in Lohn und Brot stehe wie sie, aber dennoch habe ich soviel mitbekommen, das kein Arbites seinen bestiefelten Fuß in diesen Turm setzen wird ohne nicht vorher eine gewaltige Maschinerie überwunden zu haben deren Aufgabe es eben ist genau dies zu verhindern. Nein, nein mein Bester. Möglich das man eines Tages mein Verschwinden beklagen mag, so wie beim bedauernswerten Herren Fristler, offizielle Stellen werden damit jedoch herzlich wenig zutun haben. Ihre Naivität ist ausgesprochen erfrischend, ich muss schon sagen. Nur ihre theologische Larmoyanz übertrifft diese noch. Aber gut… er beschrieb eine gönnerhafte Geste, sind wir offen zueinander. Promethische Gesinnung war mir stets zu eigenen. Aber nicht hier! Warum besuchen sie mich heute Abend nicht in meinem eigenen, bescheidenen Arbeitsbereich. Ganz unverfänglich und im Sinne der Erhellung ihrer Fragen, versteht sich. Bis dato habe ich die Ehre, mein Bester. Schinder erhob sich, deutet einen Diener an und stelzte dann, auf seinen Stock vertrauend, von hinnen. |