Koron III
Herdengild-Metropolis Delta - Druckversion

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- Die Stimme - 09-21-2008

Herdengild Metropolis. Synthetische Biogenetikplanen überspannten ein ansonsten nur kärglich fruchtbares Flussdelta, dessen vielarmiger Oberlauf das winzige Chemiefischerdörfchen in mehrere kleine Teilbezirke aufspaltete. Gerade mal siebzehntausend Seelen, davon ein knappes Zwölftel imperiale Garnison, einfaches Fußvolk, den Knabenalter gerade mal entwachsene Bürschchen angrenzender Gehöfte, welche aus reinstem Abenteuerdrang heraus, die schlammigen Gummistiefel und wetterresistenten Overalls gegen militärische Kampfanzüge getauscht hatten, eben wie sie “Heugabeln” gegen Sturmgewehr 2-1 ersetzt hatten. Unregelmäßig patrouillierten kleine Rotten dementsprechender “Milizen”, aufgrund mangelnder Disziplin und Führerschaft trugen viele entweder dichte, buschige Kinnbärte oder spärlich rasierte Dreitageswucherungen, anderen stapften mit erdverkrusteten Kampfstiefeln durchs “Unterholz”, während wiederum andere mit unterschiedlichst zusammengestellten Uniformen mal rauchend, mal schmauchend, Karten spielend und saufend, müßig an sogenannten strategischen Wegpunkten herumlungerten, und sich regelrecht die angenehme Mittagssonne auf den entblößten Bierwanst scheinen ließen. Das letzte Mal als hier eine reguläre Einheit herüber gestreunt war, war Mittsommer vergangenen Jahres gewesen, eine gerade mal zwanzigköpfige Inspektionsabordnung aus Gohmor Stadt, darunter irgendein aufgetakelter Fatzke der meinte einen auf “Politischer Kommissar” machen zu müssen. Man hatte sich das hohle Salutgelabber, die mehrfachen Lobpreisungen an den goldenen Himmelsarsch von Terra zugeführt, einige schmerzlichgeopferte Schnapsrationen in den Miwen, den Deltafluss geleert bis das diese Lackaffen zufrieden nickten und wider die Segel gen Gohmor setzten.

Inzwischen war es wieder friedlich geworden, man schrieb Minspund, laut koronschem Kalender in der gutturalen Bauernsprache das Erntemonat, dementsprechend wirkten auch die aufgequollenen grün-roten Knospen unterhalb der gläserndurchsichtigen Kunststoffmatten, welche die kostbaren Feldfrüchte vor schädlichen Umwelteinflüssen bewahrten. Vielfach war das “Guschtrun Herdengild Subdelta” geographisch in Parzellen geteilt worden, im Auftrag irgendeines größeren Hauses, das meinte hier unten im Süden einige angesehene Großgrundbesitzer etablieren zu müssen, sehr zum Missfallen der lokalen Arbeiterschaft, welche knechtisch Tag und Nacht auf den “Anbauflächen” ackerte. Fred “Vierzeh” Yanik war einer genannter Kleinbauern, welcher sich auf die biologische und ökologische Zucht von Squam-Squams spezialisiert hatte, einer einheimischen, sechsfüßigen “Antilopenspezies”, welche allerdings auch über zwei Paar dicken Horngeweihs verfügte, entsprechend wussten sie sich damit auch zu verteidigen, was für Laien durchaus gefährlich werden konnte. Doch wie der alte Bauernreim trefflich zu behaupten wagte “Man muss das olle Squam-Squam bloß am Geweih packen!”, ein stetiges Erfolgsrezept, da sich diese freilaufenden Herdentiere relativ rasch beruhigten, sofern man die angeschwollenen “Talgdrüsen” unterhalb des linken Hörnerpaares stimulierte, warum das so war… wussten wohl nicht mal die großen Wasserköpfe vom Administratum. War ihm aber irgendwie auch vollkommen Schnurz, solange die handvoll Credits aus der Hauptstadt, Staatliche Förderung zur Wiederbewirtschaftung, auf seinen Grundbesitz hoch addiert wurden.

Gerade eben von seiner nachmittäglichen Getreideinspektion, das heißt von den überdachten Treibhäusern voller genetisch hochgezogenem “Weizen” zurückgekehrt, lehnte er, wohl zum letzten Male, einen kräftigen Schluck “Syrosis” in typischen Kreuzkorbglas, sowie ein gestopftes Pfeifchen “Grindel” schmauchend, an einem der stählern gebolzten Tragepfeiler seines Viehstalles, in welchem wiederum dreiunddreißig melancholisch glotzende Squam-Squams jeder seiner Bewegungen gutmütig folgten. So ein bescheidenes Leben am Rande einer durch galaktische Politik wirrer und gestressten Welt, konnte schon nicht jeder beanspruchen, manche mochten es wohl auch gar nicht, ergaben sich der übertriebenen Hektik dieser vergangenen Monate, in welchen ohnehin ein viel größeres Kontingent aus irgendwelchen Kommandos hier angekommen war. Der halbinvalide Sohn von O’Doyle hatte sich auch schon eintragen lassen, wohl genoss die PVS noch nicht ihren trefflichen Ruf, den sogar dieser wurde bereitwillig aufgenommen, trotzt seines synthetischen Unterarms und mehreren Knochenfehlbildungen im linken Fuß. Heizmaterial konnte die schwerfällige terrestrische Militärjunta wohl immer ausreichend gebrauchen, und wen außer den alten Doyle selbst, würde es schon kümmern, auf welcher Welt auch immer der dumme Knabe im Sterben begriffen war? Sein eigener dreißigjähriger Sohn, Robi, diente da schon etwas sinnvoller in der zentralen Gohmor-Makropole, Verwaltungsassistent bei den Flugbehörden abends, sowie Studioso und Privatlehrer für einige verzogene Gören unter Tags, am frühen Nachmittag schlug er sich noch als “Tierbändiger” im mittleren Hab durch, was seiner Herkunft wohl sehr genau entsprach. Fred nuckelte seelenruhig an seinem gedrechseltem Mundstück, pfiff eine hochgelebte Weise auf das Bauernleben, während er morphende Kumuluswölkchen durch Schlund und Nüstern blies. Das seltsame gebären und scheuen seiner sonst stillschweigend grasenden Squams-Squams nahm er nicht mal besonders wahr, spülte sich irgendwelche finanziellen Kleinkrämereien mit Syrosis runter und grunzte alsbald friedlich, während sich sein grüner Filzhut mit der gelben Krempe bis tief ins Gesicht schob. Ein Paarhufer stupste ihm gar übermütig mit der feuchten Schnauze in die Seite, irgendwie verband er dies mit dem dringlichen Bedarf nach Streicheleinheit, kraulte ihm die Stirn zwischen Hörnern und Ohren. Erneutes stupsen, sowie panisch gebrülltes Fluchtgebaren, ließ den ältlichen Landwirt dann allerdings dennoch stutzig werden. Sich des lästig gewordenen Kopfputzes entledigend, weiteten sich seine milchigen Pupillen angstvoll, während sich die grauen Schleier seines Stars ums Sichtfeld herum tummelten…

Überall im sonst so friedlichen Delta, war die massive Druckwelle welche selbst das schlammig, fruchtbare Ackerland erschütterte, deutlich fühlbar. Entsetz über das Ausmaß dieser menschlichen Tragödie, scharrten sich alsbald dunkelbraune Herden bäuerlichen Volkes wie die Mistfliegen um entsprechenden Dunghaufen. Yanik “Vierzehs” Squam-Squam Scheune war dem Erdbodengleich, ebenso die angrenzenden Wirtschaftsgebäude, das Sägewerk war unter glühenden Böen entfacht, während die Kunststoffbeschichtung seines Planwagens Blasen und geschmolzene Wellen geschlagen hatte. Manches unglücklich herumstehende Personal war bis auf die ebenfalls kohlrabenschwarzen Knochen hinab versengt worden, während noch aufrecht stehendes Baumgewirr, das bloße Skelett darbot, rein gebrannt von jedem makelhaften Blattgrün. Einige betagte Herren pfiffen anerkennend ob der Zerstörungskraft durch die spitzen Lippen, während andere fassungslos über die vermutliche Herkunft des abgestürzten Felsgesteins grübelten. Man war sich durchaus uneins, während Bauer Cands meinte, wohl ein verirrter Lavabrocken eines der größeren Vulkane, hielt Joe dagegen, es könne ja ein “Himmelsgestirn” sein, was wiederum Luigen verleugnete, da ein derart großes Objekt zweifellos das gesamte Delta hätte ausrotten müssen im Verlaufe des Einschlags. Schlicht ahnungslos standen sie um das anthrazitfarbene Ungetüm herum, welches sich wohl siebzehn Meter tief ins Agrarland gebohrt hatte. Ein besonders bauernschlaues Individuum meinte gar, man solle die Behörden alarmieren, oder zumindest die Garnison, damit dies mit schwerem Gerät, den Klumpen aus der künstlichen Höhle heben konnten…