Catonium oder „Die Tiefe“, Schachtsystem, Ressourcengewinnung - Druckversion +- Koron III (https://koron3.de) +-- Forum: Der Trojan-Subsektor [ab hier IN-GAME Bereich] (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=6) +--- Forum: Koron III (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=7) +---- Forum: Globales Geschehen (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=87) +----- Forum: Gefängniskolonie "Egir Septimus" (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=51) +----- Thema: Catonium oder „Die Tiefe“, Schachtsystem, Ressourcengewinnung (/showthread.php?tid=143) |
- Ayris - 09-02-2008 von --> Häftlingstrakt, Disciplina Custodia, Untere Ebenen Eigentlich war es nach ihrem Stilgefühl viel zu früh um dem unerträglichen Jaulen des Weckrufes schon nachzugeben und sich aus der süßen- wenn auch kaum vorhanden gewesenen – Umarmung des Schlafes zu räkeln, aber was tat man nicht alles für die Pflicht. Zumindest für die eigens auferlegte. Nach der ereignisreichen Nacht mit all ihren Zwischenfällen, die sie erfolgreich von einer längeren Ruheperiode abgehalten hatte, war sie nur noch äußerst schwerlich zurück in den entspannenden Schlummer gefallen. Zwar hatte sie weniger die potenzielle Möglichkeit befürchtet dass ein weiterer Widerling sie aufsuchen könnte, dennoch war die Beunruhigung dessen durchaus da, ebenso das sie jemand auf ihrem nächtlichen Rundgang hatte beobachten können und nun eine Entschädigung für sein Schweigen oder gleichartiges von ihr einforderte. Aber entgegen ihren inneren Besorgnissen ergab sich nichts von dem und so kam sie in die Nutznießung von einigen erholsamen, wenn auch extrem kurzen Stunden. Ob der Besuch bei Sarg Früchte tragen würde, vermochte Ayris noch nicht ausbedingen zu können, zu viele Eventualitäten spukten ihr dafür im Geiste herum. Auf den ersten Eindruck hin schien sie der vernarbten Gardisten trauen zu können, obwohl Vertrauen ein zu großes Wort für ihre Art der Beziehung vermeintlich war, einander nützlich sein traf es wohl es besser. Die Andere hatte sich nicht gerade einer Informationsflut hingegeben und Ayris erläutert was man von ihr erwartete, stattdessen wurde sie noch auf knapper Flamme gehalten und sollte erst in den Minen zu ihren Antworten kommen. Ausgerechnet die Minen. Karrte man sie also noch tiefer in den Magen dieses verdammten Planeten. Nicht gerade das Plätzchen was sie sich insgeheim erhofft hatte, noch ferner von der Oberfläche zu sein als ohnedies bereits, allerdings was durfte sie sich in ihrer Lage schon erhoffen? Realistisch gesehen, weniger als nichts. Weswegen sich also beschweren? Sie hatte darum gebeten, nun musste sie die vorgesetzte Suppe auch auslöffeln. Noch leicht in den dämmrigen Nachhall des Schlafes gefangen, trottete Ayris zur Tür ihrer sparsamen Unterkunft, deren Magnetverrieglung nach wie vor außer Kraft war, lauschte dem schlurfenden und fast einheitlichen Tritt der Aber dutzenden von Arbeitern die an ihrer Zelle vorbeimarschierten, welche das beständiges Gesäusel von Morgengemurmel umfing und gliederte sich schließlich zwischen einer Gruppe älterer und von der Knochenarbeit geprägte Schürfer ein. Umsichtig hielt sie den Kopf gesenkt um niemanden unnötigerweise auf sich aufmerksam zu machen, trotzdem konnte sie sich zu ihrem Bedauern nicht gänzlich vor den Blicken anderer verbergen, sodass sie während ihres Marsches doch das eine oder andere brennende Augenmerk auf sich spürte. Immer wieder kam ihr der bildhafte Vergleich von einer Maus in einer Grube voller Schakale in den Sinn. Nun gut, mit einer Maus wollte sie sich nicht unbedingt auf das gleiche Treppchen stellen aber ihr fiel in der Frühe nichts Poetischeres ein. Den abgehärmten Gesichtern die sie umringten war deutlich auszusehen was in ihren Trägern vor sich ging. Tag aus Tag ein, waren sie an diesen Ort gekettet, es lagen zwar keine eisernen Banden um ihre Gelenke und sie konnten sich in den Stollen frei bewegen und sogar ihr Umfeld bestimmen, beides in beschränkten Maße, aber dennoch hatte sie dieser Ort gebrochen. Es gab kein Entkommen. Keine Aussicht auf eine Steigerung des Wohlbefindens, es sei den man konnte sich über jemanden anderen erheben der schwächer war als man selbst. Die Mehrung des Leids anderer, war womöglich das einzigste was die meisten hier als Emotionsschub oder sowas wie Glück empfinden ließen. Innerlich schauderte Ayris vor jenen Mienen, solange sie sich noch im mehr oder minder überwachten Trakt befanden, würde noch keiner einen Unverfrorenheit begehen, aber wenn sie erst einmal dort unten wären… sie verdrängte den Gedanken. Sei nicht so ein elender Feigling Grover, demnächst fängst du noch an mit den Zähnen zu klappern oder heulend in einer Ecke zu sitzen und dich darüber zu beklagen warum das Universum so schlecht ist. Kehr mal endlich die harte Schale raus, sonst kannst du denen gleich alle eine Einladung in die Hand drücken. Schweigend folgte sie der Prozession, die sich langsam durch den gesamten Komplex schlängelte wie ein vielköpfiges Ungeheuer. Irgendwann stromerten sie auch an der Zelle des ominösen Psychos vorbei, aber die Azazernerin mied den Blickkontakt. Wollte sie nur geschwind hinter sich lassen und schalt sie im nächsten Augenblick dafür überhaupt nur daran zu denken. Gebündelte Gedankenstränge waren ein Signalfeuer für Psi-Sensitive. Aber nichts geschah, die beinahe schon erwartete Stimme in ihrem Kopf blieb aus. Immerhin für diesen Segen dankbar, seufzte sie leise und starrte weiter auf den breiten Rücken ihres Vordermanns. Nicht mehr allzu lange danach passierten sie Sargs „Kabine“. Die Ex-Soldatin lehnte bereits wartend im Türrahmen und paffte einen ihrer Glimmstängel, frei nach dem Motto was die Front nicht schafft, bewerkstelligen später die Drogen. Als sie Ayris im Trott der Kolonne erspähte, reihte sie sich flugs an ihre Seite ein und fing ohne Umschweife an ihr etwas über die Gegebenheiten in den Schächten zu erzählen. Mit geradlinigen ungenierten Sätzen schilderte sie der ursprünglichen Kombüsengehilfin wie hoch die Überlebenschancen in den Minen stünden, auf wie vielen Wegen man in das Licht des Imperators eingehen könnte, welchen derzeitigen Kurs die Wetteinsätze bezüglich Neulinge und ihre Stehvermögen inne hatten, oder wie man mit den unzureichenden, bruchgefährdeten Werkzeugen hantieren müsse um sich nicht selbst, sondern das Gestein zu bearbeiten. Ayris hörte dem nur mit halbem Ohr zu, obwohl sich zweifelsfrei wichtige Informationen darunter befanden. Trotz und alledem hatte sie nicht vor sich einschüchtern zu lassen. Viel mehr wollte sie endlich erfahren was sie denn nun in der Grube für Sarg ausführen sollte. Aber jene ließ sich Zeit mit ihren Erklärungen, schließlich erreichten sie einen Fahrstuhlkäfig titanischen Fassungsvermögens. Eine Kontrollmannschaft von vier Soldaten in kompletter Montur und schwer bewaffnet, überwachten das Verfahren das „Abseilens“. Sie zwängten fünfzig Seelen in den Aufzug und schlossen dann scheppernd die dichte Maschendrahttür. Ein autonomer Betrieb schaltete die Blinklichter im Inneren des Käfigs daraufhin von Grün auf Rot, läutete eine 5-sekündige synthetische Warnung, ehe es dann einmal kurz rumpelte als die Motorik ansprang und die übergroße Transportkapsel in die unauslotbare Tiefe schoss. An Stahlseilen und Verstrebungen raste der Käfig quietschend und jaulend hinab, dem Schlund der Hölle entgegen, wie es Ayris vorkam. Bleiche Lampenringe huschten in rhythmischen Abständen an den verschmutzten Schutzfenstern vorbei und gaben eine gewisse Ahnung von der Unergründlichkeit preis der sie entgegen fielen. Sie hatte beinahe das Gefühl jeden Moment abzuheben, so schnell ging es abwärts und war froh das Frühstück verpasst zu haben, ansonsten hätte sie es vermutlich nicht länger bei sich behalten können. Aber das wäre bei dem Gestank der sich hier auf engsten Raum von eingepferchten ungewaschenen Leibern zusammenbraute wohl kaum des Aufhebens wert gewesen. Sarg beendete ihre Plauderstunde auch innerhalb des Rasant-Transportes nicht, erst als der Fahrstuhl sich seiner Zielebene annäherte und ziemlich abrupt zum Stillstand kam, unterbrach sie sich kurz um mit einer ihrer Hände nach einer Haltestange zu greifen um nicht wie Ayris gegen die benachbarten Personen zu stolpern oder von anderen Schwankenden halb zerquetscht zu werden. Sich kaum der erdrückenden Körper errettet, wurde auch schon ein paar Sekunden darauf im vorderen Teil des Lifts die Tür aufgeschoben und die eingesperrte Horde Sträflinge hinausgelassen. Brummelnd und fluchend verstreute sich ihre Gruppe in eine riesigen Kaverne die sich über etliche Rangstufen in die Höhe schraubte, der nackte Fels der Höhle war löchrig wie ein gidonischer Käse und Arbeiter schwirrten gleich Termiten in ihrem Königsbau umher. Provisorische Gerüste zur Stabilisierung von Hängen oder zum Erreichen besonders steiler oder anderweitig gefährlicher Kluften hafteten überall wie künstliche Gerippe an dem dunklen Gestein. Ein komplexes oder eher verwinkelt willkürliches Netz aus grellen Scheinwerfern am Boden der Flachheit, sowie entlang der schroffen Wände der Grotte sorgten für ausreichende Beleuchtung. Vereinzelt standen brummende Energiegeneratoren, die wie matte schiefergraue Klötze wirkten, zwischen den Stalagmiten und sonstigen Felsauswüschen und speisten die Lichtquellen und wenigen elektronischen Hilfsmittel mit Strom. Akustisch vernahm Ayris die übliche Bandbreite eines Abbaustollens; hämmern, hacken, bohren, das Geräusch splitternden Steins, das entfernte Poltern von Gerätschaften die sich aus einer Verankerung gelöst hatten oder das Brüllen von Anweisungen. Nach letztem (den Anweisungen) verzehrte sie sich immer mehr, aber Sarg spannte sie weiterhin auf die Folter. Und das noch bis nach dem Mittagslunch. Weder die Handvoll Soldaten noch die amtierenden Aufseher achteten sonderlich auf sie, noch trieben sie sie zur Arbeit an, solange sie an der Seite von Sarg weilte und sich von ihr das ein oder andere erzählen ließ. Wahrscheinlich aus dem Grunde weil ihre neue Mentorin dieselbe Position ausübte wie die anderen Inspektoren. Wie dem auch sein mochte, jedenfalls machte einer ihrer Adlaten Sarg nach Einnahme des Mittagsbuffets eine knappe Aufwartung, indem er ihr nur eine minimalitische mündliche Botschaft überbrachte, die jedoch Wunder und bewirkte und einen Auslöser aktivierte. Mit Ayris im Schlepptau betrat Sarg einen der Schächte und führte sie durch eine verwirrende Anzahl verschiedenster Tunnel und Durchbrüche, erklärte dabei immer wieder woran man sich anhand von Bagatellen und Banalem in den verzweigten Gängen zurechtfinden konnte. Nur Hirngeschädigte verliefen sich hier, jeder andere mit ein bisschen Verstandsmasse und natürlichem Orientierungssinn fand seinen Pfad zurück zur „Oberfläche“. Doch jenes war nur das Vorgerede, alsbald kam Sarg zu den wirklich wichtigen Dingen und ließ endlich den Lakaati aus dem Sack. Ayris horchte ihr zum ersten Mal mit voller Aufmerksamkeit und war aufrichtig verblüfft von der Tragweite und der außerordentlichen Brisanz des Vorhabens. Sie hatte zunächst mit etwas lakaienhafterem gerechnet, etwa einen Dienstbotenauftrag auszuführen oder für Sarg irgendwelche Sachen von unten nach oben zu schmuggeln, aber nicht gleich ein Promethiumlager in die Luft zu jagen. Ihre Verwunderung war Sarg selbstverständlich nicht entgangen, aber die braunhaarige Gardistin erkundigte sich nicht wiederholt nach ihrer Loyalität oder ob ihr doch das nötige Zeug dazu fehlen würde, so etwas durchzuziehen, wie als hätte sie alles erforderliche gesagt was es sagen gab, wandte sie sich hieraufhin um und ließ die Widerständlerin von einst mit sich und ihren rauschenden Gedanken allein. Ayris setzte dazu an ihr noch etwas hinterherzurufen, sie aufzuhalten, nach noch mehr Details zu fragen, schloss dann aber unverrichteter Dinge wieder den Mund. Was soll’s, warum herumzappeln und zaudern? Das ist es doch was du wolltest oder etwa nicht? Das ist etwas was du kannst. Eine klare Linie bis zum Ziel und dann…boom! Ganz leicht… natürlich könnte ich dabei Hopps gehen, immerhin muss ich zünden und nicht sie, aber… ach, egal. Einfach erledigen und schauen was passiert. Viel schlimmer kann es sowieso nicht mehr für dich werden. (wird noch fortgesetzt) - Ayris - 09-04-2008 Sich von dieser leicht bodigen und bequemen Einstellung erfüllen lassend, presste Ayris entschlossen die Lippen aufeinander, leerte ihren Intellekt von allem trivialen Ballast und besann sich nur noch auf das absolut bedeutende. Sie streifte das geknechtete Bewusstsein der Gefangenen ab, förderte das angestaubte Genie ihrer alten Tage beim Widerstand zutage und vergegenwärtigte sich der bewährten Vorgehensweisen. Die fundamentale Auslöschung der Rebellion sowie die niederschmetternden Wochen, Monate danach waren nicht gerade erschwinglich für ihren heruntergewirtschafteten Verstand gewesen, hatten die Flamme des Protestes in ihr fast zum erlischen gebracht, doch nun züngelte sie wieder auf in ihrer Brust, gierte danach etwas zu verzehren. Etwas dafür büßen zu lassen, das sie derart lange klein gehalten worden war, abgeschirmt von lebenswichtigen Nährstoffen. Die frisch erwachende Kraft in sich spürend, schritt Ayris zielstrebig aus und verinnerlichte sich jede in den kahlen Fels gehauene Rune, welche Ebene und Segmentierung des weitläufigen Stollensystems kennzeichnete, oder andere Lappalien, um später nach getaner Arbeit – vorausgesetzt sie lebte dann noch – den Weg zurück in die Kaverne zu finden. Sie durchwanderte hoch ausgewölbte Tunnel mit guter Ausleuchtung, dann wieder so enge das sich gerade zwei Personen aneinander vorbeischieben konnten. Wie Parasiten klebten Hominiden allerorts an den basaltenen Klippen die sie einfassten und hieben und rissen an den Mineralien um die edelsten freizulegen und abzutragen. Da Gefahren nicht nur von so manchem Einsturzgefährdeten Schacht ausgingen, sondern ebenfalls von dem lichtscheuen Gesindel das hier unten seine aufgezwungenen Tätigkeiten betrieb, hatte sich Ayris eine der billigen Halbmasken mit Partikelfilter geangelt um ihr Gesicht zu verhüllen. Gemeinhin galt es nämlich als recht ansehnlich wenn man den Worten gewisser adretter Offiziere der imperialen Garde oder einigen Schmutzfinken trauen durfte. Und um niemanden auf überstürzt dumme Gedanken zu bringen maskierte sie sich lieber wie alle anderen um weniger aufzufallen. Dies gelang ihr soweit relativ gut, nur einmal musste sie einen Kerl ausmanövrieren, der sich nicht aus Zufall hinter ihre Fersen geheftet hatte. Das Abhängen kostete sie zwar etwas von ihrer Zeit weil sie einen großen Bogen schlagen musste, fiel aber nicht weiter ins Gewicht, denn überall wo sie landete hinterließ sie eine eigene, schlichte Notiz im Stein der ihr den Rückweg markierte. Auf diese Weise gelangte sie schließlich, eher später als früher, zum Depot wo der Treibstoff des Galaxie in voluminösen, ausgebauchten Behältern gelagert wurde. Zu ihrem Leidwesen entdeckte sie allerdings vor dem Zugang einen Wachposten, der mit stierem Blick die ihm gegenüberliegende Wand begutachtete und die Hände hinter dem Rücken verschränkt hielt. Seine Kleidung war eine sonderbare Mischung aus Uniform und Ziviltracht, erinnerte an einen Milizionär aus einem der wilden Sektoren weit draußen auf dem Festland. Der imperiale Adler schimmerte als Abzeichen auf seiner Brust und seinem Barett. Ein Elektroschockstab hing in einer Schlaufe an seinem Gürtel. Ayris beschimpfte Sarg still und heimlich dafür dass sie ihr diese Einzelheit vorenthalten hatte. Jetzt musste sie improvisieren. Leichtfüßig schwebte sie zu der gelangweilten Aufsicht hinüber und ließ dabei ihre Augen anstatt ihres Mundes lächeln um den Mann direkt bei der Wurzel seiner Gefälligkeit zu packen, wenn er denn sowas besaß. „Dem Gottimperator zum Gruße, du schaust ja erschreckend erschöpft aus Getreuer, ist dir nicht gut?“ Der Mann schüttelte seine Entrückung von sich und fixierte seinen Blick auf die Weiblichkeit vor ihm. „Möge der Erleuchtete deinen Gruß erwidern… ich, erschöpft? Tatsächlich? Nun, das kann schon sein, zum Glück muss ich mir ja nicht ins Gesicht blicken, ich muss es nur tragen.“ erwiderte er grinsend. „Ich spreche die Wahrheit, du kannst es mir glauben. Ich glaube die Luft hier unten dürfte dir nicht bekommen. Sie ist voll von Staub und Absonderungen mikroskopisch kleinen Teilchen, die dir zusetzen ohne dass du dies bemerkst. Und du trägst keine Maske.“ merkte Ayris an und imitierte eine sorgenvolle Miene. Der Wächter war sich dieser Tatsachen bestimmt mehr als bewusst, gedachte die Unterhaltung aber nicht zu beenden weil es eine Ablenkung bedeutete, egal wie naiv oder unerfahren seine Gesprächspartnerin war. „Hah, ja möglich, denke aber eher das liegt an dem Schlafmangel und an dem öden blöden Rumstehen hier. Ich finde auf diesem Planeten einfach keine Ruhe weißt du? Keine Ahnung ob es an seiner Rotation liegt oder an was anderem… ich bin einfach immer unruhig, Herzklopfen und so und trotzdem immer schläfrig. Aber erzähle das nicht meinem Vorgesetzten, alles klar.“ Er lächelte sie fast sympathisch an. Das erstaunte die Frau hinter der Atemmaske, sie war froh dass er nicht ihre Züge zu deuten vermochte. „Ähm ja, das könnte natürlich auch der Grund sein.“ Eifrig schusterte sie sich eine Lüge zusammen, sie wollte ihn nicht unbedingt umbringen müssen nur um in das Lager zu kommen, obwohl dies unsinnig war, wenn die Bombe explodierte würde er so oder so sterben. Aber dann war es die Bombe die in aus dem Leben katapultierte und nicht sie. „Ich soll einen Kanister Promethium holen, für einen der Wühler… sagten die. Ein Ausfall und nun stocken die Arbeiten. Es ist ziemlich eilig.“ „Einer der Maulwürfe hat also wieder seinen Geist aufgegeben, tztztz.“ Er schüttelte den Kopf. „Unzuverlässige Dreckschleudern, die bringen mehr Probleme als Lösungen. Hm und da schicken sie dich zartes Ding um eine schwere Kanne zu ihnen zu schleppen?" Die Heuchelei war geglückt, nur an der Logik die dahinter steckte schien es zu hapern. „Tja, was soll ich sagen. Sonst war keiner abkömmlich und es ist an mir hängen geblieben.“ „Verstehe, sollst den Laden hier wohl kennenlernen und ein bisschen an Muskelmasse zulegen was?" witzelte er und drehte sich zum Einlass um, führte einen zylinderförmigen Entsperrer in eine Buchse seitlich der Tür und öffnete sie. „Bedienen sie sich Mamzel. Sie finden sicher irgendwo noch einen abgefüllte Kanister und wenn sie unverschämtes Glück haben eventuell auch noch einen Hoverwagen, aber da müsste es schon mit göttlicher Fügung zugehen.“ „Ich danke dir.“ sagte Ayris artig und erkannte überrascht dass sie es ernst meinte während sie an dem Wachposten vorüberschritt und die Remise betrat. Eine geräumige rechteckige Halle erwartete sie, deren Mittelteil von den aufgeblähten Tanks eingenommen wurde, die mit viel Phantasie wie abgeschnittene pummelige Fingerglieder eines mechanischen Kolossen aussahen und die mit der schlummernden Flüssigkeit gefüllt war, die Fleisch und Eisen in Feuer zu tauchen vermochte. Da sie wusste das ihr nicht viel Zeit blieb bis der Raumhüter Verdacht schöpfen würde, lief sie geschwind die Silos entlang und plinste angestrengt zwischen jede Vorrichtung, in jede Lücke und jeden Freiraum in der Aussicht so die bereitgestellte Sprengladung aufzustöbern. Die Frage warum ausgerechnet sie diese Bombe zünden sollte, wo sie doch schon an Ort und Stelle deponiert war, nagte flüchtig an ihrem gesunden Menschenverstand, aber sie verdrängte ihn wie alles andere kontradiktorische zuvor auch. Aber der Gedanke das sie erst vor Stunden hineingeschmuggelt worden war und nur auf ihren Einsatz wartete, einen Einsatz der sie prüfen und ihre Zweckdienlichkeit für Sarg herausstellen sollte, erschien ihr am stichhaltigsten, ansonsten wäre solch heiße Ladung schon seit langem entdeckt und aus dem Verkehr gezogen worden. Ihr verdunsteten an die vier Minuten ohne dass sie etwas aufspürte, doch dann folgte sie einer Intuition und warf sich auf den befleckten Boden. Und da lag es. Das Päckchen, unschuldig und unaufdringlich. Unter dem metallenen Stützwerk der Tanks. Elf Meter von ihr entfernt. Schnell warf sie einen Blick Richtung Eingang, die Wache war noch nicht zu sehen. Folglich legte sie sich hastig auf den Bauch und robbte unter die Speicherungseinheiten. Der chemische Geruch des Promethiums biss ihr in die Nase, dann hatte sie den Packen erreicht und schlug mit den Fingerspitzen die Polyester Ummantelung beiseite. Eine emulsionische Sprengvorrichtung offenbarte sich ihren neugierigen Augen darunter. Eine Komposition der Zerstörung. Patronen, angefüllt mit den harmlosen Ingredienzien fester Konsistenz, aber wehe wenn die Kugel aus Mikroglas zerbarst, die die Zündung einleitete. Ayris war diese Untergruppe gewerblichen Sprengstoffes durchaus bekannt, diente es doch als Verstärkerladung und für Großbohrlochsprengungen und musste aus dem heimischen Inventar Egir Septimus‘ stammen. Obgleich ihrer Aufregung maßregelte sie sich zur Ruhe und begann konzentriert auf die Schaltsysteme der Bombe zuzugreifen und das schlafende Monstrum zu aktivieren. Eine Handvoll aufleuchtender Dioden bestätigte sie bald darauf in ihrem Fach, doch für Lobeshymnen war keine Zeit, sodass sie sich unverzüglich an die Justierung und Feinabstimmung der Initialzündung machte und das Empfangsmodul auf einen speziellen Niedrigfrequenzimpuls kalibrierte, welche sie sich ins Hirn einbrannte um sie ja nicht zu vergessen. „Mamzel? Haben sie ein Problem? Soll ich Ihnen vielleicht unter die Arme greifen? Wo stecken sie denn?“ riss sie urplötzlich eine Stimme aus der Sorgfalt und hätte beinahe verursacht das sie vor Schreck den Kopf emporgehoben hätte. Bei der niedrigen Decke ein schmerzliches Erlebnis. Zu ihrem Vorteil war die Halle groß und weitschweifig. „Ich bin hier!“ rief sie und hoffte darauf der der Wachmann die Herkunft ihrer Worte nicht genau ermitteln konnte und rutschte, die Hände und Füße leise zu Hilfe nehmend und so schnell es ihr möglich war zur entgegengesetzten Flanke des Silogerüsts. Wenn man das Lager betrat folgte man instinktiv zunächst der freien Fläche auf der Türseite und nicht der am anderen Ende des Depots. Sie vertraute auf die evolutionären Anlagen des Menschen… und wurde nicht enttäuscht. Der Wachhabende überraschte sie nicht in jenem Abschnitt und sie konnte sich noch zügig umschauen und zu einer nahen Stellage sprinten, auf dem drei Metablockgroße Kanister standen. Um das Schauspiel abzurunden, plagte sie sich gerade an einem der Behälter ab, als der Posten um die Tankkonstruktion bog und sie wahrnahm. „Thron, wieso rufen sie denn nicht nach mir? Sie brechen sich noch das Genick. Warten sie ich helfe ihnen…“ Schon kam er herbeigeeilt und ließ seinen Worten Taten folgen. Anschließend besorgte er ihr noch einen simplen Handkarren auf den er ihre Last verlud und sie dann auf schmunzelnd davonschickte. Ayris betete für ihn, das er zur fraglichen Stunde nicht in der Nähe ihres launischen Babys war. - Die Stimme - 09-07-2008 Ryane wartete ein paar Gänge weiter auf Ayris, sie fragte nicht nach dem Erfolg beim Bombenlegen, sie setzte ihn voraus. Der Sarge bedeutete ihr zu folgen und lief ihn einem zügigen Laufschritt durch die Gänge. Ihre rhythmische Atmung war alles was von ihr zu hören war, keine Erklärungen, keine Anweisungen, kein Anzeichen von interesse an Ayris. Sie schaute sich nicht um, achtete auf niemanden. Jahrelang hatte sie diesen Tag geplant, es war ihr egal ob ihre Helfer hier blieben oder ob sie es schafften. Sie waren für den Plan wichtig gewesen, der kleine Drogenmischer für den Sprengstoff, der Hacker hatte die Wachpläne des Hangars besorgt, der verrückte Killer der einst mal Minenarbeiter war und nun auch Ayris. Aber im Augenblick musste nur noch Enil, der Schmugglerpilot seinen Job machen, davon aus gehend das die Bombe von der Kleinen so arbeitete wie gewollt. Auf einmal verschwand Ryane in der Wand, so schien es, wer jedoch genauer schaute fand die schmale Felsspalte, die wohl natürlichen Ursprungs war. Dahinter lagen weitere Stollen, aber weit aus älter, offenbar aus der Zeit bevor hier ein Gefängnis errichtete worden war. Kurz streckte der Sarge den Kopf heraus in den Stollen des Gefängnisses und winkte Ayris zu sich, dann lief sie wieder vor. Diese Gänge waren meist voller Spinnenweben und Staub, nur der Gang dem sie folgten war durch regelmässige Benutzung gezeichnet. Nach einigen Minuten, etwa Zehn waren insgesamt vergangen seit die Bombe scharf gemacht worden war, erreichten die beiden Frauen eine Art Halle in der vier Häftlinge auf sie warteten. Ryane lies sich davon nicht stören, „Vorwärts, wir haben keine Zeit“ rief sie, dann war sie auch schon an den Männern vorbei, erkletterte eine Wand. Handgemeißelte Stufen ermöglichten das klettern in dem senkrechten Schacht, welcher einst zur Lüftung gedient hatte. Vor Jahren hatte der Sage ihn durch Zufall entdeckt, er führte bis zu einer Abstellkammer in den Hangars, in mühevoller kleinst Arbeit hatte sie ihr Team zusammen gestellt, war dem Schacht bis oben gefolgt, hatte die Wachpläne besorgt, den Sprengstoff. Heute würde die Arbeit von fast einem Jahrzehnt Früchte tragen, nur eine dünne Wand aus Wellblech stand zwischen dem Hangar und dem Stollen, nur die Zeit konnte die Flucht verhindern. ----------- Lansing und Smocks plauderten eine Weile, über alte Zeiten und über Geschäfte. Die beiden Wachen standen etwas abseits der Tür, nah genug dran um eine Flucht zu vereiteln, weit genug entfernt um nichts mit zu bekommen. Plötzlich gab es einen dumpfen Knall, kaum zu hören, gefolgt von einer Erschütterung. Die Wachen sahen sich an, dachten wohl an einen eingestürzten Stollen, etwas was nicht so selten war. Dann jedoch erklangen nahezu alle Alarmsirenen der Insel, die Funkgeräte der Soldaten platzten vor widersprüchlicher Befehle. Die beiden die Lansing hierher begleitet hatten waren zum Glück etwas routinierter, wussten sofort das alle Zivilisten und Besucher bei solchen Fällen unverzüglich zu ihren Transportmitteln zu schaffen waren, daher stürtzten sie in Smocks Zelle und forderten den Freihändler etwas ruppig auf ihnen zu folgen. Auf Nachfrage was den geschenen sei, gab man eine Übung vor, während die drei, Ein Wärter, dann Lansing, zuletzt wieder ein Wärter, sich die 10 Stockwerke über eine windende Treppe aufwärts „schleppten“. ------------ Die Erschütterung machte sich auch bei den Flüchtenden bemerkbar, zwar wussten sie das etwas kommt, aber das Ausmass war höchstens für Ayris abzusehen gewesen. Als die Felsen bebten ertönte von unten ein Schrei, irgendwer hatte sich nicht halten können und stürzte in den Tod, statt den Weg in die Freiheit zu nehmen. Immer wieder trieb der Sarge die ihr folgenden zur Eile an, zwar hatten sie einen Vorsprung vor Smocks Besucher, aber sie waren auch nicht mit einer Treppe beschenkt. Ihr Aufstieg kostete Kraft und von unten schien ein warmer Wind aufzusteigen, vermutlich von dem entzündeten Promethium. Zeit war das was dieser Plan am wenigsten hatte, hätten sie die Bombe später gezündet, wäre ihr Fehlen vielleicht aufgefallen, und so mussten sie mit, besser noch vor Lansing den Hangar erreichen. ---> "Besucherhangar" - Ayris - 09-10-2008 Die schlanke Frau aus Zellentrakt 3-11 war klug genug nicht groß nachzuhaken, woher Sarg all die Dinge wusste, die sie wusste oder welches elementare Geheimnis (oder welche Fähigkeit) sie umrankte immer und überall genau zur passenden Zeit an rechtem Ort und Stelle aufzukreuzen wenn es gerade wichtig wurde. Tatbestand war jedenfalls das sie Ayris beinahe erwartete hatte, nachdem diese ihren Auftrag ausgeführt, und sie zielbewusst, ohne weitere Erkundigungen einzuholen oder sich gar davon zu überzeugen das ihre neuste „Rekrutin“ ihre Feuertaufe bestanden hatte, vom Zentrum des Geschehens fortgelotst hatte. Anscheinend maß ihr die vernarbte Gardistin eine übernatürliche Portion Vertrauen bei, denn mehr Ansinnen als mit ihr vom baldigen Brennpunkt zu verschwinden lag nicht in ihrem nachfolgenden Handeln, zumindest konnte ihr Zögling nichts dergleichen erkennen was sie einerseits sehr motivierte, aber andererseits stark verwirrte, weil sie Sarg als eine erheblich vorsichtigere Persönlichkeit eingeschätzt hatte. Sie hätte ebenso gut eine Spionin sein können, die Oberstleutnant Drauwulf hörig und in seinem Geheiß die Triebhaftigkeiten der eigenständigen Gruppierungen in Egir Septimus Unterwelt hätte infiltrieren können. Wäre sie so eine hinterlistige Schlange gewesen, wagte sich Ayris den Ausgang jener Eskapade gar nicht erst auszumalen. Nach ihrem Dafürhalten war die Geschichte die sie der ehemaligen Soldatin aufgetischt hatte nicht einmal eine besonders originelle gewesen, keine die sie vollends frei von Misstrauen gesprochen hätte. Wie es den Anschein machte, hatte sie aber für Sarg vollauf genügt. Wiederum aus einem anderen Blickwinkel gesehen konnte Ayris allerdings nicht erahnen welche eventuellen Vorbereitungen ihre Mentorin getroffen hatte um sicherzustellen dass man bei ihr an der einwandfreien Adresse war. Bestimmt besaß die Frau, die schon viele Jahre hier das Überleben probte, über ausreichend Rückversichrungen das ein kleines Mädel wie sie wohl keine Chance hatte, sie übers Ohr zu hauen. Sarg verinnerlichte eine Ausgebufftheit die sich Ayris erst noch hart würde antrainieren müssen. Die abgebrühte Maske ihres harten Gesichtes sowie die durchdringenden Augen vermochten wohl gründlicher in den Absichten der Menschen zu blättern, als „Frischlinge“ wie sie es ermessen konnten. Sicherlich, sie war nicht vollständig ehrlich zu ihr gewesen, hatte hier und da etwas übertrieben und den Fanatismus benützt um sie von ihrer Ehrlichkeit und Solidarität zu überzeugen, vielleicht hatte Sarg ihr auch nicht alles abgekauft, aber eines war klar; sie hatte den Eifer des Kampfes in ihren Augen züngeln sehen und deren Zweckdienlichkeit für sich selbst verstanden. Dies war wohl das plausibelste Motiv weswegen sie nach nur einer Nacht alles auf eine Karte gesetzt hatte und Ayris ein Feuerwerk hatte entzünden lassen, das alles auf den Kopf stellte. Auf ihrem beschwingten Kurs gen wo-auch-immer-hin (Ayris nahm an, Sarg steuerte den oberen Etagen entgegen, raunte sie ihr en passant auch die Auslösefrequenz zu) wählten sie diesmal nicht die bewährten Tunnel, sondern erkoren ein scheinbar uraltes Verbindungsnetzwerk als Rückkehrmöglichkeit. Die urtümlichen Durchbrüche waren der Fremdweltlerin schon während ihrer kleinen eigenständigen Erkundungsmission zum Treibstoffdepot ins Auge gefallen, doch hatte sie zu jenem Zeitpunkt andere Sorgen gehabt und sich nicht unbedingt mit derlei altehrwürdigen Steinbögen auseinandergesetzt, die ab und zu in dem eintönigen Fels prunkten. Die klotzige Baukunst die diesen Übergangsausschmückungen zu Eigen war, entsprang offenbar einer aller anderen denn menschlichen Impression, was ein nicht gerade tröstlicher Gedanke war. Nur nicht in Hinsicht des Alters und etwaiger Instabilität, sondern ebenfalls in Zusammenhang das hier vor Äonen bereits fremde Lebewesen geschuftet haben mussten und sich dieses Verhältnis bis zum heutigen Tage nicht gewandelt hatte. Die prähistorischen Korridore waren in ihrer Beschaffenheit als eindeutig anderes zu klassifizieren, beträchtlich breiter und in die Höhe gehend im Gegensatz zu den Äquivalenten der terranischen Rasse, einige mussten wahrscheinlich nun als Haupt oder Nachschubstollen dienen aufgrund ihrer brauchbaren Dimensionen, so bearbeitet das man ihre vorherige Abkunft kaum noch identifizieren konnte. Die Gänge durch die Sarg sie anschließend geführt hatte waren wohl unerschlossen oder als ungeeignet eingestuft worden, hier hatte schon lange niemand mehr aufgeräumt oder war eine Putzkolonne durchgezogen. In jeder Wandvertiefung oder teilweise über ganze Deckenspalten spannten sich die silbernen Netze von Spinnengezücht, die irgendwo gierig und lauernd in einer düsteren Ecke oder Vertiefung eines Opfers harrten. Ayris überlief ein leichter Schauer als sie bleiche Knochenfragmente in manchen der glitzernden Verworrenheiten entdeckte die vermutlich von erfolglosen oder unaufmerksamen Fluchtversuchen herrührten. Aber auch Gebeine von ihr unbekannten Organismen befanden sich darunter, ob sie zu Xenos, Mutanten oder etwas ganz anderem stammten blieb einzig und allein das Arkanum eines duldenden Jägers dessen Territorium sie durcheilten. Was sie vor den Gefährdungen des antiken Tunnels jedoch am meisten behütete waren wohl die in geordneten Zwischenräumen aufflammenden Lampen, die den geräumigen Schacht aus seiner Stockfinsternis rissen und ihnen den Weg ausleuchteten. Was jenseits der Lichtkreise im Schatten hockte und sie beschielte, darüber wollte sich Ayris besser keine Gedanken machen. Sie folgten den urgeschichtlichen Tunneln eine gute Weile lang, schätzungsweise an die zehn Minuten, dann klaffte endlich eine Öffnung vor ihnen im Gestein in Form einer weiteren prächtigen Wölbung auf, auf der sogar noch Bilderschriftzeichen einer wahrscheinlich ausgestorbenen Sprache verzeichnet waren. Den Torbogen durchschritten, kamen sie in eine Höhle, deren Wände jedoch nicht natürlich gewachsen oder derart belassen, sondern künstlich beeinflusst und „kultiviert“ geworden waren. Ferner ebenfalls nicht ein Werk von Menschenhand, welche Kreation der Schöpfung auch immer dies hier angelegt haben musste, hatte es nicht für obligat befunden den Fels selbst zu zerschlagen um Platz für sich und die seinen zu schaffen, stattdessen hatten sie Geltung eigens auf die Substanz ausgeübt um sie nach ihren Ambitionen zu formen. Ein faszinierende Aufspürung zweifelsohne, aber eine die für die Präsenten, die in dieser Wunderhöhle warteten und jene die hinzustießen, von keinerlei Bedeutung war. Sarg begrüßte die kleine Gruppe mit einem knappen Zunicken, erfasste mit ihrem Blick schnell das wohl niemand fehlte, den sie für ihre Unternehmung vermissen würden und hielt sich des Weiteren auch nicht damit auf ihre Gesellen einander vorzustellen, nur ein zweckgerichteter Aufbruchsbefehl bellte aus ihrem Mund woraufhin die Truppe sogleich in Tätigkeit verfiel. Ayris blieben nur wenige Momente um ihre neuen „Komplizen“ in Augenschein zu nehmen, ein Hemd von Kerl mit dünnen, spröden Haar und eingefallenen Gesicht der irgendwie kränklich wirkte, ein sportlicher Typ mit Vollglatze und einem Paar implantierter Linsen, die mehr wie Drehscheiben denn wie Pupillen anmuteten, ein Fingernägel kauernder Muskelmann der ziemlich hibbelig war und ständig um sich glotzte, als wäre im seine eigenen Alpträume auf der Spur, zum Abschluss ein junger Möchtegern, der sie gleich zu Anfang gewinnend und dickflüssig angriente und sich dabei wahrscheinlich unwiderstehlich fand. Da für eine Kennenlernrunde keine Zeit vorrätig war, schlossen sich alle Sarg an und gingen schweigend zu einer Art Ausbuchtung in einem der Wände. Hier waren Abstufungen in das feste Massiv gehauen, an denen man sich bedingterweise leicht hochangeln konnte. Abdrucke, Furchen und Rückstände von früheren Einwirkungen waren zuzüglich auszumachen. Die Kuhle war nachträglich aus dem Felsen gehoben worden, möglicherweise als Luftzufuhr für Erforschungen innerhalb jener namenlosen Tunnel, war später hingegen aber wieder aufgegeben worden. Nun sollte dieser vergessene Schacht ihnen als Ausstieg dienen. Als Hintertreppe hinaus aus dem Höllenpfuhl. Der Aufstieg war beschwerlich und alles andere als schnell hinter sich gebracht. Wirkliche Absturzgefahr bestand nicht, denn das Team verknotete sich miteinander an einem soliden, nicht Zirkulation oder Gliederabschnürenden Seil, das einer der Männer in seinem Rucksack aufbewahrt hatte. Zwischendurch machten sie auch Pausen um Atem zu schöpfen, schmale Simse und Vorsprünge die alle hundert Meter aus der Flanke ragten, ermöglichten dies. Ayris wie auch der um die Nase blässlich ausschauende Typ verloren einmal den Halt, durch Erschöpfung oder weil sie sich verkalkulierten und ihre Finger abglitten, aber durch gemeinschaftliche Kraftakte wurden diese „Fehltritte“ professionell und fix gelöst. Fortan klebten sie wie wandernder Schimmelpilz an der Wand und arbeiteten sich immer weiter nach oben. Irgendwann, sie waren ihrem Ziel, der Oberfläche, schon beachtlich näher gerückt, erschallte plötzlich ein tiefes Dröhnen aus dem Abgrund das durch das gesamte Gebirge spürbar war und die Wände zum zittern brachte. Ungebundene Kiesel lösten sich aus dem Gestein und regneten den Schacht herab. Ein größerer Brocken erwischte die Grinsewange an der Stirn, ließ ihn daneben greifen und danach wie ein regungsloses Bündel am Strick pendeln. Die aneinanderbindende Schnur wurde gekappt, als letztes Glied dieser Verbindung fiel er wie einer der losen Steine in das Verderben der Bodenlosigkeit. Sarg rief einen Namen „Enil!“, dann fluchte sie das es selbst das Getöse des Bebens übertönte. Er schien wichtig gewesen zu sein. Hoffentlich hatten sie niemanden verloren von dem ihre Flucht auschlaggebend abhing, bangte Ayris und kletterte angestrengt weiter. [weiter in --> Der "Besucherhangar" ] |