Koron III
Dr. Josef Schinder - Druckversion

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- Dr. Schinder - 08-13-2008

Name: Josef Schinder

Alter: 83 Standardjahre

Aussehen: Der Doktor ist eine, von Krankheit und Entbehrung gezeichnete Erscheinung. Ihn als hager zu beschreiben ist wesentlich untertrieben. Viel mehr ist er spindeldürr und gemahnt an ein verhärmtes Skelett, welches lediglich mit Haut bespannt ist. Haut von der Farbe und Konsistenz vergilbten Papiers. Seine Finger sind lang und ebenso dünn wie alle seine Glieder. Sie lassen an die Beine einer Spinne denken und sind ständig in geschäftiger Bewegung. Die Nägel verstärken diesen Eindruck zusätzlich, da sie spitz zugefeilt wurden. Trotz seines tatterigen Äußeren sind seine Hände zielstrebig und ohne den Anflug eines Zitterns.
Schinder ist sehr groß, knapp über zwei Meter. Seine dünne Gestalt und die vorgebeugte Körperhaltung verleihen ihm etwas was an die Gestalt eines Geiers erinnert. Die Hakennase tut ihr Übriges. Was die Augen anbelangt, so sitzen sie tief in den Höhlen dieses Totenschädels. Klein und stechend scheinen sie immer in Bewegung zu sein und die Umgebung zu mustern.
Das wenige Haar, dass ihm die Krankheit gelassen hat, nistet in langen Strähnen auf seinem Kopf. Es ist dünn und farblos, wie ein Gespinst aus staubiger Spinnenseide.
Seine Stimme ist ein heiseres Krächzen, an schlechten Tagen immer wieder von Hustenanfällen unterbrochen.

Kleidung: Zwar ist sein Sinn für Mode nicht gerade auf dem neusten Stand, dennoch kann man ihm einen ausgeprägten Hang für geschmackvolle Kleidung nicht absprechen. Er bevorzugt einen Anzug, nach Möglichkeit aus einer edlen Schneiderei. Über diesem pflegt er einen Mantel aus schwerem Stoff zu tragen. Alles in vornehmen und dezentem Schwarz. Ein hoher Zylinder rundet diese Ausstaffierung ab. Zuweilen sieht man ihn auch mit einer Rauchspitze in welcher er ein LHO- Stäbchen oder ähnliches Rauchwerk konsumiert.
Geht er seiner Arbeit nach, trägt er natürlich die Kleidung seines Standes. Einen Plastikkittel, Handschuhe und Haube. Auch die Atemmaske darf nicht fehlen, damit er während einer Operation keinen Anfall erleidet.

Ausrüstung: Das Wichtigste, weil lebensnotwendig, ist sein Sauerstoffgerät. Nicht nur ist es eine Gasmaske die ihn vor widrigen Umwelteinflüssen schützt, sie versorgt seine verkümmerten Lungen mit zusätzlicher Atemluft. Auch sieht man ihn fast nie ohne seinen Arztkoffer aus dem Haus gehen. Dieser enthält, neben dem Feldoperationsbesteck, alles was man braucht um Proben zu nehmen und erste, einfache Tests durchzuführen.
Schinder verachtet Waffen, da sie die Ausflucht des schwachen Geistes sind. Dennoch kommt auch er nicht umhin, einzusehen das sie manchmal von Nöten sind. Darum trägt er einen kleinen Nadler bei sich. Kaum eine Waffe um damit einen Feuerkampf für sich zu entscheiden. Doch um sich im Falle der Gefahr seines Lebens zu erwehren reicht dieses Schmuckstück alle mal.

Charakter und Auftreten: Josef Schinder ist ein Getriebener, immer auf der Flucht vor der weltlichen Gerichtsbarkeit und der göttlichen. Dabei trachtet er jedoch selber danach dem Tot seien Allmacht zu nehmen. Dieses Ziel, sowie einige andere verfolgt er ohne Rücksicht auf Verluste. Dabei ist er sich selber keiner Schuld bewusst, geschieht doch letztendlich alles zum Wohle der Menschheit. Sind es nicht immer die größten Errungenschaften die, die meisten Opfer fordern? Mittlerweile hat sich seine Geisteshaltung derart gewandelt, das er andere Menschen nicht mehr als Individuen sieht, sondern nur noch als Material für seine Forschung und Experimente. Zwar merkt man ihm diese Bessenheit an, gerade wenn er in sein Arbeit vertieft ist, dennoch hat er die Maske der Zivilisation noch nicht gänzlich abgelegt. Im Gegenteil scheint er sehr kultiviert und redsam. Doch ist es letztendlich nur Fassade, Mittel zum Zweck. Schinder kennt keine Gnade. Ob es nun schreiende Opfer auf seinem OP-Tisch sind, oder die missglückten Versuche, die sich unter Schmerzen winden. Der Doktor empfindet nichts, allerhöchstens Frustration über den Rückschlag. Was kümmert schon der von niederem Intellekt und welcher Intellekt wäre dem seinen schon ebenbürtig oder gar überlegen?

Fähigkeiten: Da er Biologe und Chirurg ist, liegt seine Können definitiv auf diesen Attributen. Das geht vom einfachen Knochensägen auf dem Schlachtfeld, über das Verfassen wissenschaftliche Abhandlungen bis hin zu hoch komplizierten Operationen. Doch ist er auch auf anderen Gebieten bewandert, ja man könnte ihn durchaus als Universalgelehrten betiteln. So hat er seine Fühler in die Xenologie, die Lehre des Warpraum und unzählige andere Fachgebiete ausgestreckt. Sein Wissensdurst ist scheinbar unbegrenzt. Dadurch das viele seiner Kollegen in den besseren Kreisen der Gesellschaft zu finden sind, hat er sich ein hohes Maß an Kultur, Umgangsformen und Etikette angeeignet. Einfach aus dem Grund, um sich sicher in diesen Kreisen bewegen zu können. Doch auch unter den Ärmsten der Armen fühlt er sich nicht unwohl. Sind die Menschen doch alle gleich. Knochen, Fleisch, Blut und Gehirn. Unabhängig von weltlichem Besitz, die Summe ihrer Teile. Kämpferische Fähigkeiten hat der alte Mann keine nennenswerten. Zwar weiß er eine Pistole zu bedienen und schreckt auch nicht vor ihrer Benutzung zurück. Dennoch ist das Kämpfen ein unliebsames Übel für ihn. Manche Individuen sind eben mir körperlicher Überlegenheit ausgestattet, andere mit geistiger. Er ist froh zu Letzteren zu gehören.





Biografie:
Nun da ich diese Zeilen schreibe treten mir die Ereignisse aus jenen Tagen nur allzu lebhaft vor das Auge. Fast scheint mir mein Leben, dass nun immerhin schon über ein dreiviertel Jahrhundert andauert, wie im Fluge vergangen. Was habe ich erreicht? Woran bin ich gescheitert? Ich will versuchen es hier zu rekapitulieren.
Der Anfang meines Lebens stand wahrlich unter einem guten Stern. Geboren in vornehmen Hause standen mit alle Türen meiner Heimatwelt offen. Meine Eltern waren angesehene Akademiker und es schien vorherbestimmt das ich ihnen auf diesem Pfad folgen sollte. Die ersten Jahre meines Lebens liefen daher auch entsprechend unspektakulär. Privatlehrer erzogen mich, es mochten nicht die Besten gewesen sein, doch es waren mit nichten die Schlechtesten. Man unterrichtete mir, neben den Naturwissenschaften in Kultur und Religion. Ich entsinne mich das mir grade aber die Religion Rätsel aufgab. Einerseits berichteten meine Lehrer von der Kausalität aller Dinge. Auf der anderen Seite glaubten sie bedingungslos an die Allmacht einer einzelnen Person, die ohne Frage Großes geleistete hatte, aber letztlich doch auch nur ein Mensche war. Nun sei es drum, mein Interesse lag ohne hin mehr bei den wahren Wissenschaften. Mochte es teils der Einfluss meiner Eltern, teils eigene Neugier sein.
Im Alter von zwölf Jahren wurde ich nun auf ein Eliteinternat gewiesen. Hier bereitete man die Jugend auf ihre Zukunft als Führungssicht einer Welt vor.
Eine Welt die, wie ich zu erwähnen vergaß, den Namen Pronox Prime trug. Im Nachhinein betrachte eine unnütze Welt. Prachtvoll zwar, aber dennoch belanglos. Die Exportgüter beschränkten sich auf Luxuswahren. Die Weinberge der Odemhänge waren über den Planeten hinaus berühmt. Keinerlei Industrie malträtierte die Atmosphäre, grüne Wälder und blaue Meere erquickten das Auge. Die Jahre auf dem Universitätsinternat waren gewiss lehrreich doch, meiner Treu, es war meine Jugend. Ein Bursche, dem Knabenalter grad entwachsen, hat andere Dinge im Kopf als seine Nase in staubigen Büchern zu vergraben. Nichtsdestotrotz bestand ich diese erste Prüfung mit Bravur und Auszeichnung. Stolz kehrte ich, mittlerweile zwanzig Jahre zählend, in das Anwesen meiner Eltern zurück. Mein Vater war in dem Alter, in dem er an die Beendigung seiner Geschäfte dachte. Nach ihm würde ich die Praxis übernehmen und die Familientradition weiterführen.
Doch es kam anders.
Der Krieg hielt Einzug in das System.
Von allen Welten des Sektors wurden Soldaten zusammengezogen um einem grausamen Feind zu begegnen. Dem Erzfeind, der Finsternis, dem übelsten Bösen. Welche naive Namen die Unwissenden doch für das Unbekannte finden. Ist doch das Chaos ein Teil der Natur, wenn auch seine Funktionsweise nach gänzlich anderen Regeln oder vielmehr Unregeln vonstatten geht.
Doch ich schweife ab.
Stellte Selkundus auch keine Soldaten, so doch einen großen Anteil an medizinischen Personal. Auch ich sollte dem Ruf nach Pflichterfüllung erliegen.
Ach ja der Patriotismus. Welch Narretei er doch ist. Er bring Männer und Frauen dazu Heim und Hof zu verlassen und hinter einem flatternden Stofffetzen herzustürmen, immer dem Tot entgegen. Wie die schlimmste Seuche grassiert die Sucht nach Ruhm und Heldentaten unter den Einfältigen. Bedeutet der Krieg doch nicht mehr als das alte Männer reden und junge Männer ihr Leben lassen. Dennoch scheint das ewige Schlachten die einzige Kostante in diesem Universum zu sein und keine Rasse wird des Kriegführens je müde.
Wie gesagt, folgte ich auch der Trommel. Was wusste ich schon vom Krieg? Was von den Leiden die er verursacht? Es war als wäre ich aus eine einem Traum erwacht und blickte in eine Welt die aus Blut, Tot und Verzweiflung zu bestehen schien. Für jeden Mann den ich rettete starben hundert andere. Der Feind hatte Waffen, welche Wunden verursachten wie ich sie noch nie gesehen hatte. Trotz all des Schreckens begann ich mich für diesen Gegner und seine Technologie zu interessieren. Es war nicht schwer Gleichgesinnte zu finden und so entstand in den Schützengräben, Kasernen und Bunkern eine Geheimgesellschaft. Wir trafen uns im Verborgenen und untersuchten die Leichen getöteter Feinde oder ihre exotischen Waffen. Es waren kaum Experimente unter würdigen Bedingungen, mehr aus Neugier, denn aus Professionalität geboren. Dennoch faszinierte uns das Entdeckte.
Der Feind wies starke Mutationen auf. Reflexe, Kraft und Konstitution waren auf Äußerste gesteigert. Kampfdrogen waren scheinbar ein geläufiges Mittel bei unseren Gegnern. Das es wirkte bewies uns die Tatsache das unsere Truppen dabei waren den Krieg zu verlieren. Mehr und mehr gewann der Feind an Boden. Er kannte keine Furcht und keine Skrupel. Leben bedeutete ihm nicht und allmählich erkannte ich die Weisheit hinter dieser Tatsache. Denn der Skrupel, die Moral und Nächstenliebe, all das sind gekünstelte Begriffe. Aus einer Gesellschaft geboren die ich Schwächsten schützt und verhätschelt anstatt sie, zu Gunsten der Stärkeren zu beseitigen. Die Anführer der Chaostruppen hatten dieses Faktum erkannt. War es doch eigentlich auch ein Gesetzt das uns die Natur tagtäglich vor Augen führte. Der Schwächere wird von dem Stärkeren aussortiert. Das ist bei den niedersten Insekten ebenso wie bei höheren Tieren, wie etwa den Orks.
Wo wir unser Können damit verschwendeten einfache Soldaten zu retten, ließ das Chaos sie verbluten. Nur wer sich selber half, dem wurde geholfen.


- Dr. Schinder - 08-13-2008

Für uns wendete sich das Blatt erst als der Adeptus Astartes eintraf. Die Space Marines stoppten den Vormarsch der Warpdiener. Auch das schien mir eine Bestätigung meiner Theorie zu sein. Die genetisch verbesserten Superkrieger schlugen die mutierten Horden zurück. Veränderter siegte über Veränderten. Die Zeit der normalen Menschen schien mir abgelaufen zu sein.
Es war in diesen Tagen, wo Gewalt und Gemetzel alles Bestimme, das mir zum ersten Mal der Gedanke einer neuen Menschheit kam. Einer Rasse die einige war, weil sie gleich war. Stärker, Klüger und geisteskräftig. Doch die Menschheit schien immer weiter abzubauen. Sie versank in Barbarei und Aberglauben. Ich hatte indes andere Problem. Mit den Space Marines war die Inquisition gekommen. Das machte es uns unmöglich unsere geheimen Forschungen weiter zu betreiben. Ich musste mich darauf beschränken mit meinen Gleichgesinnten zu korrespondieren und fragwürdige Schriften zu lesen. Noch weitere fünf Jahre sollte dieser unselige Krieg andauern und ich hatte die Dreißig überschritten als ich den Heimweg antrat.
Nur wie konnte ich in die beschauliche Welt zurückkehren, nachdem was ich gesehen hatte? Ich kannte nun den Schrecken der zwischen den Sternen lauerte und er übte eine unwiderstehliche Faszination auf mich aus. Sollte ich da den Rest meines Lebens damit verbringen die Zipperlein reicher Damen zu behandeln?
Niemals!
Mein Vater war mittlerweile gestorben und meine Mutter war mir fremd geworden. Ich verließ den Planten und sollte sie nie wieder sehen. Nicht das es mich reute, familiäre Bande werden ohnehin überbewertet.
Ich verdingte mich nun auf mehreren Schiffen. Ärzte wurden immer gesucht und es ging mir nicht schlecht. Ich verfasste meine Doktorarbeit über die verschiedenen Waffeneinwirkungen auf den menschlichen Körper und ihre Behandlungsmethoden. Man ernannte mich zum Doktor der Medizin. Doch viel wichtiger war die Tatsache das ich meine privaten Forschungen relativ ungestört vorantreiben konnte. Ich hatte beachtliche Erfolge auf dem Gebiet der Zellerneuerung und schaffte es, durch die Verfeinerung vorhandener Methoden, meinen Alterungsprozess beträchtlich zu verlangsamen.
Nun hatte ich zwar alle Zeit der Welt meiner Forschung nachzugehen, doch leider nicht in der Größenordnung die nötig gewesen wäre. Sie können sich sicherlich denken das der Platz an Bord eines Raumschiffes mehr als begrenzt ist. Raum für ausgreifende Experimente blieb nicht und so beschränkte ich mich darauf zu sammeln und Exponate für spätere Zeiten vorzubereiten. Ein amüsanter Nebeneffekt dieser Situation war die, dass mich die Mannschaften der Schiffe mit abergläubischer Scheu betrachteten. All die obskuren Exponate wie präparierte Tyranidenglieder, Fragmente von Xenokunstwerken, die unzähligen Folianten, kurz um alles was einen Forscher auf Reisen ausmachte, ängstigten sie. Dabei behandelten sie mich jedoch immer mit höchstem Respekt und die strenge Disziplin, die an Bord eines gut geführten Schiffes herrscht, verhinderte das auch nur ein böses Wort gegen mich fiel. Natürlich bemerkte ich wohl das sie das Zeichen des Adlers machten wenn sie sich von mir unbeobachtete fühlten und nur mit Widerwillen zu mir in die Behandlung kamen. Als ich es mir zur Gewohnheit werden ließ die religiösen Messen zu meiden, die nach meiner Meinung Zeitverschwendung waren, war der Mythos des unheiligen Arztes perfekt. Es ist doch wahrlich erstaunlich. Da reisen diese einfachen Gemüter durch die Unendlichkeit des Alls, umgeben von Wundern und Schrecken die sie nicht begreifen wollen, ja nicht können. Sie klammern sich an ihre Religion in der Hoffnung ein paar gestammelte Gebete schützten sie vor dem was außerhalb der Schiffshülle lauert. Doch anstatt sich damit zu begnügen in ihrer kleinen Blase aus illusorischem Schutz, stumpfsinnig alle Gefahren zu ignorieren und somit auf ihre Nichtexistenz zu spekulieren, suchen sie sich Bedrohungen die keine sind. Sie stilisierten mich zu einem Teufel und ich lasse mich daher zu der Behauptung hinreißen das der Mensch etwas braucht das er fürchten kann. Etwas Reales, das ihn vor den unbestimmten, den schemenhaften Grauen ablenkt. Denn ihn seiner Ohnmacht die großen Mächte des Untergangs zu erkennen würde er schier verzweifeln.
Zwölf Jahre reiste ich auf den verschiedensten Schiffen kreuz und quer durch das Imperium. Schließlich führte mich mein Weg sogar nach Terra. Der Kapitän des Schiffes, zu dessen Besatzung ich mich in jenen Tagen zählte, war ein frommer, wenn auch sehr wissbegieriger Mann. Lange Nächte disputierten wir über das Für und Wieder von Religion, das Leben, den Krieg eben die Dinge über die sich Gentleman bei einem guten Glas unterhalten. In einem dieser nächtlichen Gespräche bot er mir an mich mit auf das heilige Terra zu nehmen. Die Wiege der Menschheit und das Herz das Imperiums. Er war fest der Meinung das mich dieser Ort von meinem gelebten Atheismus befreien würde. Da unser Reiseziel just das Sol- System war willigte ich nur zu gerne ein.
Der, umfangreiche Wohlstand meines Gönners erlaubte es uns die überfüllten Pilgerpfade zu meiden. So kamen wir schnell an die heiligsten Städten des Menschentums. Zu meiner, nicht sonderlich großen, Überraschung kann ich sagen das ich keine visionäre Rückführung auf den Weg des imperialen Glauben hatte. Gewiss es waren beeindruckende Bauwerke, Symbole für die Schaffenskraft des Menschen. Doch letztendlich nur aufeinandergeschichtete Steine. Im Inneren dieses Palastes ruhte irgendwo der Leichnam eines Mannes der zum Imperator erhoben wurden war. Ein toter Körper der von unzähligen Leben verehrt wurde. Wahrhaftig eine Narretei wie sie bezeichnender für die Menschheit nicht sein konnte. All diese Schaffenskraft, alle die Inbrunst dieser Gläubigen verschwendet wie ein in die Wüste gegossener Eimer Wasser.
In gewisser Weise bestärkte mich der Besuch auf der Mutter aller Welten doch. Allerdings nicht so wie es der Kapitän sich erhofft hatte. Eine alte Idee keimte in mir wieder auf. Die Idee des perfekten Menschen. Wenn ungebildete, eingleisig denkende Menschen etwas, wie den Palast zu Terra erschaffen konnten, was würden dann selbstbestimmte Neomenschen erreichen können? Ich beschloss meiner Forschung nun endgültig dieser Richtung zu verschreiben. Bisher waren meine Bestrebungen planlos gewesen. Mehr von Launen und Interessen als von einer wirklichen Agenda gelenkt. Dies sollte sich nun ändern. Ich kündigte meine Beschäftigungsverhältnis bei meinem Gönner auf und sah mich nach Anstellungen um die mich meinem Ziel näher bringen würden. Ich fand sie in Form eines exentrischen aber philanthropischen Freihändlers namens Skar von Balkur. Er handelte mit exotischen Gütern aller Art und seine Lebenseinstellung schrammte die Grenze zur Häresie nicht nur. Immerhin hatte ich somit einen Kommandanten gefunden den meine Forschungen nicht nur, nicht störten, sondern teils sogar faszinierten. Auch er war ein Mann von einigem Wissen, wenn auch mehr auf dem Gebiet des Glückspiels, der Drogen und der Gaunerei. In seiner Begleitung besuchte ich Orte die mir vorher nie zugänglich gewesen wären. Ich sah die Quecksilberseen von Neffas-Welt und die Vulkanstädte auf Asanpur. Wir sprachen mit Rassen dessen Existenz dem Großteil des Imperiums nicht einmal bekannt ist. Tau, Scherotis und Eldar. Alles wahrlich interessante Wesen, doch ohne den eisernen Willen der Menschheit.
Die wohl faszinierendste Exkursionen unternahmen wir am Rand des imperialen Raums am Hurasti- Nebel. Dort besuchten wir eine Welt die einstmals eine Basis der legendären Necrontyr gewesen sein musste. Tief im Dschungel erhoben sich gewaltige Pyramiden aus witterungsresistenten Metall. Es gelang uns in eine der kleineren einzudringen und was ich dort sah lässt mich noch heute nicht los. Unzählige Reihen mechanischer Krieger. Humanoide Wesen aus grauen Vorzeiten. Sie schienen zu ruhen, zu warten. Bei dem Versuch eines der Wesen als Exponat mitzunehmen wurden wir von einer spinnenartigen Roboterkreatur angegriffen. Vier unserer bewaffneten Begleiter starben als sie eine Energiewaffe ihn ihre Atome aufspaltete. Wir kamen nur mit dem Leben davon weil der Wächter uns nicht verfolgte als wir flohen.
Auf dem Rückweg zum Landeplatz stach mich ein einheimischer Parasit. Eine Mücke, ein Moskito, ich weiß es nicht mehr genau.
Doch dieses unbedeutende Insekt trug den Erreger der Knochenfäule, auch bekannt als das Siechtum von Hurasti oder die beinerne Plage, in sich.
Ich war zu diesem Zeitpunkt in meinen besten Jahren. Kräftig und schnell, ob gutaussehend mag ich nicht beurteilen zu können. Jedenfalls stattlich, möchte ich meinen. Doch langsam begann die Krankheit mich zu zerfressen. Der Krankheitsverlauf ist durchaus fesselnd. Es beginnt mit Gliederschmerzen und gichtartigen Schmerzen. Später findet ein massiver Muskelschwund statt, der sich auch auf die Organe auswirkt. Die Knochen speichern Feuchtigkeit und nehmen kein Calcium mehr auf. Sie werden morsch wie altes Gebälk und brechen unter dem Gewicht des eigenen, ausgemergelten Körpers. Schließlich kann man nicht mehr laufen und ist dazu verdammt darauf zu warten das, das Rückrad sich verflüssigt oder das Gehirn aus dem brechenden Schädel fällt.
Als ich die Diagnose an mir selber stellte war mir bewusst das mir nur etwa zehn Jahre blieben um die Krankheit an ihrem Vernichtungswerk zu hindern. Mit dem kleinen Vermögen, welches mir die Jahre der bedingungslosen Arbeit auf so vielen Schiffen eingebracht hatte, erstand ich ein Anwesen auf der Rand- und Agrarwelt Sepula -IV. Nun endlich konnte ich mir ein richtiges Labor einrichten wie ich es so viele Jahre erträumt hatte. Um so mehr schmerzte es mich das ich meine Forschungen nur auf die Selbsterhaltung konzentrieren musste. Doch es ging nicht anders, da sich mein Zustand rapide verschlechterte. Ich stellte einen jungen Mann Namens Niritz ein. Ein Bursche ohne jeden Ehrgeiz oder eben die Tugenden die einen Wissenschaftler ausmachen sollten, wie Neugier, Gründlichkeit und Tatendrang. Doch auf einer landwirtschaftlichen Welt waren Laboranten nun einmal nicht inflationär verfügbar. Also musste ich mich mit dem Taugenichts zufrieden geben. Er übernahm niedere Arbeiten im Labor und ab und an im Haushalt. Ich bezahlte ihn gut und das versicherte mir seine zweifelhaften Dienste.
Meine Forschungen jedenfalls kamen nicht weiter. Ich hatte jedes bedeutende Werk der imperialen Medizin gewälzt. Alte Aufzeichnungen, die neusten Niederschriften. Doch nichts brachte den Erfolg. Überall galt die Knochenfäule als unheilbar. Mittlerweile musste ich ein Exo- Skelett benutzen um mich überhaupt noch bewegen zu können. Schmerzen waren meine ständigen Begleiter und umnebelten meine Sinne. Verzweiflung begann mich zu übermannen und ich war kurz davor mich in mein Schicksal zu ergeben.
Als ich eines Abends vor dem Feuer, im Herrensaal meines Hauses, saß und in die Flammen starrte spukten die alten Bilder des Krieges wieder durch meinen Geist. Es mochten die verzerrten Schatten an den Wänden sein, oder das unheilvolle Glühen der Holzscheite. Vermischt mit der Wirkung des Roten, den ich in diesen Tage der Qual alt zu übereifrig genoss, drängten die Schrecknisse dieser verflossenen Zeit wieder in meinen Geist.
Die Kreaturen, die uns der Feind damals entgegengeschleudert hatte und deren Leichen wir untersucht gingen mir nicht mehr aus dem Kopf.
Etwas war da gewesen... etwas Wichtiges.
Dann hatte ich es.
Wie vom Wahnsinn ergriffen sprang ich auf und eilte in den Keller. In einer abgewetzten Armeekiste wurde ich fündig und mein Lebensmut brannte wieder mit der Intensität des Feuers im Herrensaal.
Meine alten Aufzeichnungen. Wie lange hatte ich sie nicht mehr in den Händen gehalten. Mit zittrigen Finger blätterte ich die vergilbten Seiten durch. Die hastige Schrift eines jungen Mannes der schneller dachte und vermutete als er niederschreiben konnte. Dann hatte ich die Passage gefunden.

"Das Subjekt ist eine Angriffskreatur, einstmals sicherlich ein Mensch. Seine Extremitäten wurden durch Eisenklingen ersetzt, Augenlieder und Lippen entfernt. Die Haut ist aufgeplatzt und fehlt stellenweise ganz. Dies ist auf das massive Wachstum von Knochen und Muskulatur zurückzuführen..."

Das war es!
Der rettende Strohhalm. Daneben war eine Skizze des Wesen abgebildet. Eine verdrehte und gebrochene Kreatur kaum lebensfähig, aber zum Zwecke des Tötens mehr als geeignet. Ich fand in den Aufzeichnungen eine Reihe von Chemikalien, welche wir in dem Körper gefunden hatten. Die Informationen waren dürftig, aber immerhin war es ein Ansatzpunkt. Ich begann über den Hintergrund dieses damaligen Krieges Erkundungen einzuholen. Sicherlich kein leichtes Unterfangen, den das Imperium ist nichtgrade bekannt dafür mit Informationen seiner Feinde um sich zu werden. Doch ich hatte auf meinen Reisen genug Kontakte geknüpft um die offiziellen Wege zu umgehen.
So erhielt ich berichte über besagte Auseinadersetzung. Jahre nachdem ich selbst dort gekämpft hatte erfuhr ich das Wieso und Warum.
Ein Despot Namens Guras der Bezwinger hatte sich samt seiner Welt vom Imperium losgesagt und den Planeten für frei erklärt. Natürlich führte das zu Intervention des imperialen Militärs und zu der Truppenausheben, von der ich selbst ein Teil war. An sich war die Gefolgschaft Guras nichts womit die Imperiale Armee nicht hätte fertig werden können. Doch anstelle von Soldaten trafen die Imperialen auf mutierte Monstrositäten. Der Despot hatte seine ganze Armee zu derartigen Schreckensgestalten umwandeln lassen. Ich konzentrierte mich auf den Urherber dieses Fleischformens und es gelang mir seinen Namen in Erfahrung zu bringen.
Fabius Gallus!
Ich hatte diesen Mann für eine Legende gehalten. Ein Schreckgespenst um Akademiker auf dem Pfad der Tugend zu halten. Nun offensichtlich hatte ich mich getäuscht. Das Schaffen eben dieses Fabius Gallus hatte dafür gesorgt das Guras erst durch das Eingreifen der Space Marines hatte gestürzt werden können.
Der Mutator war zu diesem Zeitpunkt natürlich längst entflohen.
Seine Lehren enthielten also den Schlüssel zu meiner Genesung. Lehren auf deren Besitz die Todesstrafe stand. Da ich also nur zwischen Tot und Tot wählen konnte entschied ich mich mein Glück auf die Probe zu stellen.
Ich kontaktierte meinen alten Freund Skar von Balkur und bat ihn mir Werke Gallus zu beschaffen. Er weigerte sich anfangs, doch als ich ihm meine Verzweiflung schilderte willigte er schweren Herzens ein. Ein weiteres Jahr verging ohne das ich Nachricht von meinem Freund erhielt. Dekaden des Wahnsinns umnachteten meinen Geist und ich suchte meinen Körper mit Drogen und Alkohol den Schmerzen zu entreißen.
Endlich traf ein Paket ein. Die Holzkiste enthielt einen Folianten von über einem Meter Größe und so schwer das ich ihn in meinem Zustand niemals hätte schleppen können. Ich musste daher Niritz damit beauftragen das Werk auf das Lesepult zu heben. Dann schickte ich ihn fort und schloss mich im Labor ein.
Das Buch strahlte eine Bedrohung aus. Ich bin weder abergläubisch, noch lasse ich nicht von mystischen Gefasel beeindrucken. Doch glauben sie mir, werter Leser, dieses Buch war nicht einfach nur ein Schriftstück, es strahlte fast greifbare Bedrohlichkeit aus. Der Einband war aus Haut. Doch nicht etwa gegerbtes Leder, sondern warme, durchblutete Haut. Wie das möglich war entzieht sich bis heute meiner Kenntnis. Da wo das Buchschloss die Deckel zusammenhielt war die Haut wund und gerötet. Auf die Front waren die Worte Magnificum Mutatio eintätowiert. Mit einigem Kraftaufwand wuchtete ich den Deckel auf. Ein Geruch von Schweiß und kalter Furcht schlug mir entgegen, das Buch stöhnte wie unter Qual. Bei meiner Seele, sie werden es vielleicht auf meinen Zustand in diesen Tagen zurückführen, auf den fortgeschrittenen Grad der Krankheit, doch ich schwöre das Buch hat gestöhnt. Die Buchstaben erschienen mir wie Adern die knapp unter der Haut pulsierten und feine Härchen stellen sich auf wenn ich die Seiten berührte.
Doch all dies konnte mich nicht mehr schrecken.
Ich begann zu lesen.
Es war nicht leicht, Gallus schrieb in einem uralten Dialekt und viele Redewendungen und Bezüge, die er verwendete entzogen sich meinem Kenntnisstand. Doch das tat nichts zur Sache. Schon die ersten Seiten die ich las enthielten mehr Wissen als sich in meinem ganzes Leben bis dahin angesammelt hatte. Abhandlungen über das Klonen ohne Replikrationsfehler, Grundsatzkomponenten der Marineerschaffung und vieles, vieles mehr. Nun muss ich jedoch sagen das ich zwar beeindruckt von dem Wissen dieses Fabius Gallus war, jedoch nicht etwa in rückhaltlose Begeisterung verfiel. Denn Gallus wies, in all seiner Genialität, einige verschrobene Ansichten auf, die wohl auf sein Alter und den permanenten Aufenthalt im Wirkungsbereich des Chaos zurückzuführen sind. So verabscheute er die Virologie die sich mit natürlichen Seuchen beschäftigte. Er begründete das damit das Großväterchen Nurgel ein Stümper sei und seine Krankheiten zusammengepfuschte Cocktails aus Erregern. Ohne die Schönheit der Effizienz.
Er beschrieb zwar einige dieser Krankheiten, ging jedoch nicht näher auf sie ein. Suchte ich auch nach der Lösung für mein eigenes Problem, so blieb meine Aufmerksamkeit doch an einer Erwähnung der so genannten Zombieseuche hängen. Diese war angeblich in der Lage totes Gewebe wiederzubeleben. Sollte das der Wahrheit entsprechen, so würde mir diese Tatsache vielleicht bei meinem Projekt des Neo-Menschen weiterhelfen. Ich machte mir einen geistigen Vermerk und suchte weiter nach der Lösung meines Problems. Schließlich entdeckte ich die entsprechende Passage. "Über die Auswirkung von Serum 13 auf den Knochenbau und das Muskelwachstum.
Heureka!
Eine genaue Auflistung der benötigten Ingredienzien und chemischen Baustoffe. Anleitungen für Destillationsaufbau, alles war dabei.
Die meisten Substanzen waren kein Problem. Als ein Freund des Experimentierens war es mit ein Leichtes an alles heranzukommen. Lediglich eine Sache fehlte mir. Man benötigte eine Flüssigkeit die im menschlichen Gehirn gebildet wurde und zwar in einem ganz bestimmten Bereich. Gallus nannte diese Flüssigkeit den Brocas Saft. Das Problem bei seiner Gewinnung war die Tatsache das er frisch entnommen werden musste, da er an der Luft schnell flockte und verdarb. Zu jener Zeit wohnten in meiner Brust noch die naiven Zweifel eines Menschen der in dem stupiden Wertesystem einer Welt aufgewachsen ist die zwar grausam, aber dennoch voll pseudohumanistischer Moralvorstellungen war. Generäle schickten Millionen in der sicheren Untergang und eine einzelne Tötung, mag sie auch noch so edle Motive verfolgen, wird als abscheuliches Verbrechen geahndet. Ich grübelte also hin und her um einen Spender ausfindig zu machen der mir das Gewissen nicht beschwerte. Ein Todkranker vielleicht, ein Unfallopfer? Doch wie ich bereits erwähnte war die Gemeinde auf Sepula -IV nicht sonderlich zahlreich. Vielleicht fünftausend Siedler. Daher gab es keine Patienten die ich unter einen Vorwand für meine Zwecke nutzen konnte.
Doch dann entschied das Schicksal für mich.
Eines Abends, ich hatte wieder lange gearbeitet stand Niritz in der Tür. Ich verwies ihn, mir der Erklärung das ich zu arbeiten hätte, meiner Räume. Doch er rührte sich nicht von der Stelle. Als ich ihn aufforderte sein ungebührliches Verhalten zu erklären setzte er ein gespielt besorgtes Gesicht auf.
Er sagte er mache sich Sorgen um mich. Ich hätte mich vom Licht des Imperator abgewandt und wäre dabei den Weg der Dunkelheit zu gehen. Er wäre jedoch bereit über all diese Verfehlungen hinwegzusehen. Er würde sich um mich kümmern und meine Sicherheit gewährleisten. Dazu, so erklärte er weiter, benötige er jedoch finanzielle Mittel. Das Beste wäre also wenn ich ihn, da ich ja ohnehin keine Verwandten hätte, als Erben für mein Vermögen einsetzte.
Dieser erbärmliche Wurm wollte also nicht nur Geld erpressen, er wollte gleich den ganzen Kuchen. Nun gut! Er sollte den Lohn für seine Dienste bekommen.
Wir gingen in mein Büro um die entsprechenden Dokumente aufzusetzen. Ich schrieb alles nach seinem Diktat und erweckte den Eindruck als hätte ich mich in mein Los gefügt. Als die Papiere nun vollendet waren öffnete ich die Schublade meines Schreibtisches um den Siegelwachs hervorzuholen. Im Taumel seines vermeintlichen Triumphes bemerkte der Unverfrorene nicht, das ich nicht etwa nach dem Wachsblock griff, sondern nach meinem Nadler.
Ei, welche Verblüffung war da in seinen Augen als die Nadel aus gefrorenem Toxin in seinen Körper fuhr und ihn lähmte. Hart schlug er auf den Boden, nur noch befähigt die Augen zu rollen. Es kosstete mich extreme Anstrengung ihn in mein Labor zu schaffen und dort auf den Sezierstich zu hieven. Doch es gelang und ich bereitete alles zur Operation vor. Ich betäubte den Mann, der seinem Leben immerhin damit Sinn verlieh das er es für die Wissenschaft lassen würde. Ich betäubte ihn um ihm übermäßige Schmerzen zu ersparen. Etwas von dem ich in späterer Zeit Abstand nahm. Betäubung verfälscht nur die Messinstrumente. Außerdem ist es eine Verschwendung von Chemikalien wenn sowieso mit dem Exitus des Objekts zu rechnen ist.
Ich entferne also Niritz Schädeldecke und entnahm die Flüssigkeit so wie es im Magnificum Mutatio beschrieben wurden war. Ich destillierte sie und wahrhaftig ich hielt Serum 13 in den Händen. Eine brodelnde, zischende und rauchende Substanz von leuchtend grüner Färbung. Ich zog bereits die Spritze auf als mir einfiel das ich gar nichts über die Dosierung wusste. Gallus hatte das Serum großzügig verteilt ohne Mengenangaben aufzuschreiben. Aber ihm hatte es auch egal sein können, er wollte Monster erschaffen und keine Krankheiten heilen. Was also tun? Mein Blick fiel auf Niritz, der mit geöffnetem Schädel dasaß und in den letzten Zügen lag. Doch noch lebte er. Also spritze ich ihm die Dosis die ich für angemessen erachtete. Wie sich herausstellte hatte ich gut daran getan es mir nicht gleich selber zu injizieren. Niritz Muskeln wuchsen unkontrolliert, brachen die eigenen Knochen. Das Rückrad deformierte und grub sich durch das eigene Fleisch. Nach vier Minuten war mein einstiger Gehilfe nicht mehr als ein formloser, zuckender Fleischklumpen.
Auf Grund dieses Ergebnisses konnte ich die Dosierung berechnen und mir meinen erste Medikation verabreichen.


- Dr. Schinder - 08-13-2008

Es war schmerzhaft.
Meine Muskeln wanden sich wie Schlangen, das Blut schien durch flüssiges Feuer ausgetauscht. Ich glaubte einen Fehler gemacht zu haben und so zu enden wie Niritz. Doch nach einer halben Stunde ließ der peinigende Geist des Serums von mir ab.
Und, oh Wunder der Alchemie, die lähmende Starre meiner Glieder hatte nachgelassen. Sie können sich meinen Freudentaumel vorstellen. Genauere Untersuchungen bestätigten das Gefühlte. Die Krankheit hatte sich zu einer Stagnation verringert.
Mein Leben war damit gerettet. Was ich jetzt brauchte war mehr Material, denn ich war überzeugt das ich den Verfall nicht nur aufhalten sondern auch umgehren konnte. Ich fegte meine Bedenken über den Einsatz unfreiwilliger Spender beiseite. Hier ging es nicht länger um mich, sondern um das Wohl der Menschheit. Ich hatte immerhin eine, für unheilbar erklärte, Krankheit besiegt. Ich würde wahrlich Großes schaffen. Wer konnte also die Dreistigkeit besitzen sein Leben über das Wohl seiner Spezies zu stellen? Der nächste Freiwillige war ein Hausierer der wohl glaubte einem alten Mann seinen Tand andrehen zu können. Nun auch er fand sich auf meinem Operationstisch wieder, mit geöffneter Schädeldecke. Freilich war es nicht immer so leicht an geeignete Kandidaten zu gelangen. Doch ich entwickelte langsam ein Gespür dafür wer vermisster werden und wessen Verschwinden unbemerkt bleiben würde. Dennoch blieb es mühselig auf diese Weise. Als ich über diese Problematik sinnierte fiel mir die Stelle aus dem Magnificum Mutatio ein die sich mit der Zombieseuche befasste. Darin hatte gestanden das diese Plage totes Gewebe zu neuem Scheinleben animierte. Vielleicht wäre es so möglich, falls sich auch der Brocas Saft regenerierte, einen dauerhaften Wirt für die kostbare Flüssigkeit zu erschaffen. Ich begann also den Virus zu synthetisieren. Da nun die Krankheit ihren Schrecken verloren hatte ging mir die Arbeit leicht von der Hand und ich fühlte mich in meiner Beschwingung in die Jugendjahre zurückversetzt. Natürlich müssen sie bedenken das ich immer noch schwach war und des Öfteren auf das Exo- Skelett zurückgreifen musste. Auch hatte der Befall nein Äußeres verwüstet und mit dem Antlitz eines Tattergreises verflucht. Gleichwohl bedeutet diese Eitelkeit nichts wenn man im Gegenzug das Geschenk der Genialität sein Eigen nennen kann.
Sie mögen mir die Abschweifungen verzeihen, die Gedanken eilen mir alt zu schnell davon und die Feder folgt ihren Wegen.
Wie gesagt ich stellte also den Erreger der Zombieseuche in meinem Labor nach. Als ersten Kandidaten wählte ich ein Mädchen von, vielleicht zwölf Jahren, das ich zwei Abende davor auf dem Altar der Wissenschaft geopfert hatte. Vielleicht suchte ich sie aus einer sentimentalen Neigung heraus aus. Damals befielen mich diese Anwandlungen noch von Zeit zu Zeit. Ich spritzte dem Leichnam also die Substanz und erwartete die Folgen. Diese waren gänzlich anderer Natur als erwartet. Das Kind kam wahrhaftig wieder zu sich, war jedoch aggressiv wie ein tollwütiges Tier. Hätte ich sie nicht vorher, sorgfältig auf dem Tisch fixiert, so bin ich sicher das sie mich attackiert und gebissen hätte. Eine fatale Sache wohlgemerkt, wird doch der Erreger über den Speichel übertragen. Da sie nun aber gefesselt war konnte ich ihr Gehirn ungefährdet untersuchen. Es stellte sich jedoch als Fehlschlag heraus. Zwar war der Körper wieder erwacht, die Körperflüssigkeiten aber regenerierten sich nicht. Für diesen Abend stellte ich meine Versuche ein und beschloss zu Bett zu gehen. Den Rolltisch mit dem tobenden Kind schob ich die Nebenkammer, wo ich die Toten aufzubewahren pflege ehe ich sie beseitigte. Das untote Geschöpf stöhnte, knurrte und klapperte mit den Zähnen. Ich belöste es jedoch noch nicht von seiner unnatürlichen Existenz da ich am nächsten Tag noch einige Experimente mit ihm anstellen wollte.
Des Nächtens, ich war über einem Buch eingeschlafen und die Kerze war fast heruntergebrannt, wurde ich durch ein Getöse geweckt. Ich erhob mich von der Schlafstätte und ergriff meinen Nadler. An Einbrecher dachte ich als ich die Galerie betrat und in den Saal blickte. Um so größer meine Überraschung als ich die Leichen aus dem Lager durch mein Anwesen stolpern sah. Das Mädchen musste sich befreit und die anderen Toten gebissen haben. Ich verbarg mich hinter dem Geländer. Die Kreaturen bemerkten mich nicht und brachen durch die Tür ins Freie. Die Lichter der Siedlung lockten sie scheinbar an, denn sie schlurften zielstrebig darauf zu. Sie können sich ausmalen was geschieht wenn solche Virenträger über ein unvorbereitetes Dorf herfällt. Ich jedenfalls gab mich keinen Illusionen hin und bereitete alles für eine baldige Abreise vor. Ich hatte mit einer Flucht gerechnet, wenn auch sicher unter anderen Umständen und daher schon alles vorbereitet. Ich fuhr zur Station der Automatikbahn, welche mich zum Raumhafen brachte. Also ich dort nach einer zweitägigen Reise ankam hörte ich bereits erste Berichte von abgebrochenen Kontakten zu diversen Siedlungen. Man vermutete die absurdesten Hintergründe und nur ich kannte die Wahrheit. Ich schiffte mich ein und verließ den Planeten mit einem Koffer voller Wissen. Ich reiste nun wieder durch das All so wie ich es früher getan hatte. Wo es mir möglich war verweilte ich auf ansprechenden Welten und arbeitete an meinem Lebenswerk. So ging es wohl viele Jahre und wenn ich auch keine Quantensprünge mehr schaffte, so kam ich in meinen Erkenntnissen doch gut voran. Ich knüpfte Kontakte zu Gruppen sie ebenso dachten wie ich und sich nicht von den Vorgaben eines engstirnigen Imperiums in ihrem Streben behindern ließen. Auf Kestori- Moon hatte ich einen kleinen Kader von Spezialisten um mich gescharrt und war bereit die erste Generation meines Übermenschen zu erschaffen. Die Vorbereitungen und Widrigkeiten, die wir zu bewerkstelligen hatten, zu beschreiben würde diese Niederschrift nur noch weiter in die Länge ziehen. Darum soll es reichen wenn ich eingestehe das, dass Ergebnis ein Desaster war. Vielleicht lag es an der instabilen Xeno- DNA, die wir verwendeten um die Stärke der Embryonen zu steigern. Ich war von Anfang an dagegen etwas Menschenfremden zu verwenden und wurde in meinen Bedenken bekräftigt. Die Geisteshaltung der erschaffenen Menschen war... nun ja, ungenügend. Sie töten einen Großteil meiner Kollegen und zogen eine Spur der Verwüstung durch die Stadt in der wir untergekommen waren. Dieses Mal blieb mein Mitwirken leider nicht unbemerkt. Einige wohlhabende Bürger hatten Angehörige verloren und sannen jetzt auf Vergeltung. Hätten sie doch nur die Größe begriffen die hinter allem stand. Zu gerne hätte ich meine Versuche fortgesetzt aber ich war erneut zur Flucht genötigt. Kopfgeldjäger hatten sich an meine Fersen geheftet wie Bluthunde. Ich hatte in den Jahren meines Schaffens mehr als einmal fliehen müssen, doch diese Burschen waren unnachgiebiger als alle bisherigen Verfolger. Zwei konnte ich abschütteln indem ich Flüge auf mehreren Raumschiffen buchte. Einen Dritten lockte ich in einen Hinterhalt. Er hatte ein unappetitliches Ende in dem Schwefelsäure eine essenzielle Rolle spielte. Doch noch immer hatte ich die Verfolger im Genick. Auf einer Makropolwelt, ihr Name ist mir entfallen, stellte mich einer von ihnen. Ich bin kein Kämpfer und der Jäger hatte leichtes Spiel mit mir. Es war in der feuchten Unterwelt dieses städtischen Molochs wo er mich gefangen nahm.

*Ein grobschlächtiger Kerl kaum der menschlichen Sprache fähig, geschweige denn anständigen Argumenten zuträglich. Ich wurde in einen Käfig, auf einem Fahrzeug gesperrt. Man stelle sich das vor, wie ein wildes Tier eingekerkert, eines der größten Genies der modernen Wissenschaft. Doch der Triumph des Kopfgeldjägers werte nur kurz. Die Unterwelt ist ein gefährliches Pflaster. Das musste auch mein Fänger feststellen. Eine Gang, Bande oder wie auch immer sich dieses Zusammenrottungen von Abschaum nennen, griff das Fahrzeug an und tötete den Kopfgeldjäger. Sie plünderten den Wagen und fledderten den Toten. Mir schenkten sie keinerlei Beachtung, sie hielten mich wohl nicht einer Kugel wert. Nun war ich zwar meinen Häscher los doch meine Lage hatte sich dadurch keineswegs verbessert. Immer noch saß ich in diesem Käfig und mein Schicksal schien darin zu bestehen entweder zu verschmachten oder von dem nächstbesten Wahnsinnigen umgebracht zu werden. Die Zeit ist irgendwann nicht mehr bestimmbar wenn man als Anhaltspunkt nur das Kommen und Gehen der Ratten hat. Daher ist es mir unmöglich zu sagen wie lange ich in dem Verschlag gehockt habe. Endlich tasteten die Lichtfinger starker Taschenlampen durch die Dunkelheit. Eine Gruppe von Männern schlichen durch die Finsternis. Welche Wahl hatte ich? Ich machte sie auf mich aufmerksam und tatsächlich befreiten sie mich. Eine Verbesserung der Situation, wenn auch keine große. Wie sich herausstellte war die Gruppe eine Chaoskommandoeinheit. Nicht unbedingt die Begleiter die für körperliche Sicherheit stehen. Nun wir überlebten dieses Abendteuer und ich möchte mich nicht in Berichten ergehen wie wir gegen Soldaten, Ogryns, Kampfservitoren und wer weiß was noch alles fochten. Wir überlebten und da ich meinen neuen Gefährten mit medizinischer Hilfe zur Seite gestanden hatte nahmen sie mich mit auf ihre Basis. Eine Station nahmen Zuflucht. Nicht grade der ideale Ort um weiter Forschung zu betreiben. Doch es war ein guter Platz um abzuwarten bist sich der Schleier des Vergessens über den Zorn meiner Verfolger gelegt hatte.
Aber ach, grausames Schicksal. Auch hier, unter dem Auswurf der finsteren Mächte, war mir kein Frieden vergönnt. Das Imperium war dieser Laus in seinem Pelz offensichtlich überdrüssig denn es schickte eine Armada um die Station und ihre Flotte zu vernichten. Die Chaosanbeter warfen sich in sinnloser Tollkühnheit gegen die Imperialen. Zwar war ihr Aufbegehren ohne Erfolg doch verschaffte es mir genügend Zeit das zu tun was ich in letzter Zeit so häufig proben musste.
Ich floh.
Da der ganze Sektor in diesen Tagen mit Krieg überzogen wurde wälzte sich eine enorme Flüchtlingswelle in die angrenzenden Systeme. Es war daher nicht schwer meine Spuren zu verwischen, nur für den Fall das man mir noch immer folgte.
Meine Odyssey brachte mich nun in den Trojan-Subsektor. Ich hatte bereits früher gehört das es auf der Hauptwelt Koron III von einigen einflussreichen Personen eine tolerante Geisteshaltung vertreten wurde. Vielleicht konnte ich dort mein Lebenswerk endlich zur Krönung bringen.
Daher passt es das ich just in diesem Moment ende wo das Shuttle Anflug auf Gohmor nimmt. Was diese neue Welt bringt wird nur die Zeit zeigen… die Zeit wird es zeigen.

Zusammenfassung:
Name: Doktor Josef Schinder
Funktion: -
Aussehen: Eine über 2 Metergroße, ausgemergelte Gestalt, dünne Gliedmaßen, gelbliche Haut, Hakennase, stechende Augen.
Kleidung: Anzug, Mantel und Zylinder. Ansonsten Operationskittel
Ausrüstung und Bewaffnung: Arztkoffer, Atemmaske, Nadler