Koron III
Die Schlangengrube - Druckversion

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- Die Stimme - 11-20-2019

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Der mächtige Brustkasten des schwarzhäutigen Mutanten hob und senkte sich in kräftigen Zügen. Ein dünner Schweißfilm bedeckte ihn und war Zeuge der Höchstleistung die sie in der letzten Stunde erbracht hatten.
War es wirklich nur eine Stunde gewesen?
Es kam ihm vor, als vergnügten sie sich schon die ganze Nacht. Ab einem gewissen Punkt war alle Raffinesse und verfeinerte Kunstfertigkeit abhanden gekommen und keine Beschönigung der Welt konnte übertünchen, dass sie es nur noch trieben wie Tiere.
Daran gab es nichts auszusetzen. Auch der geschickteste Maler kam an den Punkt, wo es darum ging möglichst gleichmäßig und stetig Farbe aufzutragen, ohne viele Gedanken an die Methodik zu verschwenden.
Allerdings ging diese Form der Enthemmung nach einer gewissen Zeit an die Substanz und ermüdete.
Aus diesem Grund die jetzige Pause.
Der Wirkung des Insektes war es zu verdanken, dass seine orgastischen Eruptionen nicht zu einer Minderung der Lust führten und er nach dem zweiten oder dritten Erklimmen dieser Höhen der Erschöpfung anheim fiel. Aus welcher Quelle Selari ihre Kraft zog war ihm derweil schleierhaft. Selbst jetzt, da sie selber ganz offensichtlich von der Daueranstrengung ihres Tuns ermattet war und mit dem Kopf auf der Muskulatur seines Bauches ruhte, tastete und massierte ihre Rechte, während die Linke ihrem eigenen Verlangen Vorschub leistete.
Hätte man diesen Eros als Energiequelle anzapfen können, gewiss ließe sich damit ein mittelgroßes Raumschiff betreiben.
Als sie sich fordernd daran machte den aufragenden Schaft mit der Zunge zu bearbeiten und so eine neuerliche Runde einzuleiten, gebot er ihr Einhalt.
Nicht das ihm nach Aufhören gewesen wäre, das sich nicht.
Allein ihm war der Gedanke gekommen, die Örtlichkeit zu wechseln.
Daher machte er den Vorschlag, dass sie sich in die Kaverne begeben sollten, welche neben den Trinkwasservorräten der Schlangengrube, auch einen weiteren Bereich beherbergte, der einzig der vergnüglichen Nutzung des Nasses diente. Das ein solcher Ort existierte, illustrierte sehr genau, wie wohlhabend Nagari war.
Mandias erhob sich umständlich und gürtete sich seinen Lendenschurz um die Hüften. Das er dabei Probleme hatte alles adäquat zu verstauen kreidete er Selari mit spöttelnden Tadel an.
Sie selbst schielte kurz zu ihrer Tunika hinüber, die achtlos auf dem Boden lag. Da sie jedoch scheinbar keine Muße hatte sich mit dem korrekten Anlegen des Kleidungsstückes zu befassten, zog sie kurzerhand ein überdimensionales Tuch aus Organza heran und wickelte sich nachlässig darin ein. Wie dieser, mehr betonende als verhüllende, Stoff sie umgarnte machte es Mandias nicht eben leichter den korrekten Sitz seines Schurzes zu wahren. Daher riss er den Blick von ihr und entriegelte die Tür.
Vorsichtig spähte er in den stillen Gang. Nicht weil er zufällige Beobachter fürchtete, schließlich war er ebenso ein Herr in diesen Wänden, wie die Bediensteten weitaus Bizarreres gesehen hatten, sondern weil er die momentane Stimmungsseifenblase aus Zweisamkeit nicht wollte platzen lassen.
Niemand war zu sehen, nur die Öllampen an der Wand flackerten dann und wann, wenn sich ein verirrter Luftzug in ihren Flammen fing.
Sie gingen in die Richtung, entgegengesetzt zu der, aus der sie gekommen waren. Auf dem Steinboden sorgten Matten und einfache Teppiche dafür, dass die Füße weich und nie zu kalt auftraten.
Sie mussten eine Tür passieren und Selari, die voraus ging, griff nach dem Zugriegel.
Er hielt sie am Arm fest und hinderte sie so voranzukommen. Mit einem fragenden Gesichtsausdruck wollte Selari sich ihm zuwenden, herauszubekommen was einem Weitergehen im Wege stand. Mandias aber gestattet nicht, dass sie sich umwandte. Sie brauchte nur eine Sekunde um schmunzelnd den Grund zu erraten und gehorchte der sanften Gewalt.
Das Mutantenmädchen legte die Hände stützend gegen die Mauer, während er leicht in die Knie ging um den beachtlichen Größenunterschied auszugleichen. Ihr Geschlecht schien plötzlich verwandelt, als seines zwischen Ihren Beinen auftauchte und dabei Fast die Wand vor ihr berührte. Er zog sich zurück und sein Gemächt verschwand aus ihrem nach unten gerichtetem Blick. Gleichwohl nicht aus ihrer Wahrnehmung, denn sie spürte es drängend von rückwärts gegen sich gedrückt.
Eine Sache hatte Mandias aufgespart, da er geglaubt hatte anfänglichen Widerwillen gespürt zu haben.
Inzwischen war er der Überzeugung, dass Selari gleichwohl alles tat, wie sie es mit sich tun ließ. Wenn das tatsächlich ein Teil ihrer heimatlichen Kultur gewesen sein sollte, wie sie es angedeutet hatte, dann musste sie dort beachtliches Ansehen genossen haben.
Vorhin, als sie aufgespießt auf ihm gehangen hatte, da hatte sie versucht sich das anfangs verweigerte einzufordern. An diesem Punkt war es jedoch an Mandias gewesen sie durch Herauszögern zu foltern und so zu tun, als verstünde er den Wink oder besser das Wackeln ihres Hinterteils nicht.
Das er es sehr wohl verstanden hatte, zeigte sich in diesem Moment, als er die flache Gewaltigkeit seines Pferdeattributes gegen sie presste.
Der erste Versuch eines Vordringens in den zierlichen Leib war schwierig gewesen und doch zumindest mit den Partien, die von der Natur, mochten Mutation und Götterwitz sie auch noch so sehr parodiert haben, für eine Zusammenkunft vorgesehen waren.
Was er jetzt vor hatte schien gegen jedwede Möglichkeit zu gehen und doch versuchte er es keuchend und schnaubend.
Selari änderte ihre Position ein wenig, versuchte sich zu lockern, doch als er den Zugang erzwang und wenn es auch nur Millimeter waren hallte ein Schrei, der gleichzeitig Schmerz und Lust beinhaltete von den jahrhundertealten Steinen wider. Freilich eine Kombination, die diesen Gewölben, hätten sie es vermocht, nur ein müdes Lächeln abgerungen hatten. Er legte die verlängerte Schnauze, heißen Atem ausstoßen, auf ihre zierliche Schulter, die Augen in äußerster Konzentration geschlossen, den unnachgiebigen Druck aufrechterhaltend, ja um eine Nuance erhöhend.
Sie atmete jetzt stoßweise, hatte den Kopf gesenkt, wich jedoch nicht zurück. In Zeitlupe schuf sich das Gewaltige Bahn in das Zierliche und spottete der Unmöglichkeit Hohn. Er grunzte jetzt wie das Biest, dass er unter den dünnen Schichten aus Chaos verehrender Dekadenz letztlich war. Ihm war als sei er in einem Schraubstock gefangen, was gleichsam die Pein und den Genuss der ungleichen Partnerin spiegelte.
Es dauerte lange bis er soweit war, dass er sich wenigstens ein wenig vor und zurück bewegen konnte, um das nachzuahmen, was die Biologie durch Zweckentfremdung ad absurdum führte.
Der Mühe wert,brachte er endlich als einigermaßen artikulierten Satz heraus, bevor er ganz auf den gleitenden Rhythmus einer gemächlichen Gangart verfiel.


- Selari - 12-07-2019

Nach dem ersten Schrei blieb sie ruhig und richtete das Augenmerk darauf still zu halten und sein Vordingen im Rahmen des Nötigen zu erleichtern wobei sie nicht minder schnaufte. Schließlich war auch sie gefasst genug das er sich gemächlich in Bewegung versetzen konnte. Bei seinen Worten wandte sie den Kopf. Dem stimme ich zu. Dann schmunzelte sie in sanfter Belustigung. Dennoch war es nicht das was ich erstrebte sondern eigentlich etwas anderes der Unmöglichkeit Spottendes. Sie legte eine Band dicht über ihrem Schoß auf ihren Bauch damit klar war was sie meinte und schenkte ihm ein verschmitztes, anzügliches Zwinkern. Aber dies lässt sich ja später zu einer anderen Glegenheit in aller gebotenen Ausführlichkeit nachholen.
Die vergnügliche zweisame Anstrengung hatte ihren wohlverdienten Tribut von ihnen beiden gefordert und so blieb dieser Akt hier im Flur ein sehr viel kürzerer als jene Vorangegangenen, dennoch kamen sie sehr wohl zu ihrem gewollten Spaß. Demzufolge stand ihr letztendliches Eintreffen in der Kaverne auch weniger im Zeichen der Fortsetzung sondern in dem der Reinigung und geruhsamen Entspannung.
Nach einer sorgsamen auch wechselseitigen Wäsche weichte sich Selari ihm gegenüber halb liegend halb sitzend in einem der Becken ein und seufzte genüsslich. In der Heimat blieben neben der für zeremonielle Reinigungen und Bäder vorgesehenen heißen Quelle nur Flüsse und Seen für soetwas. Da hat der Genuss fast den Hauch des Anrüchigen., meinte sie mit leichtem Lachen und plantschte etwas im warmen Wasser. Ihr Amulett das sie die gesamte Zeit über im Gegensatz zu allem Anderen nicht einmal abgelegt hatte ruhte in einem inneren Licht sanft leuchtend zwischen ihren Brüsten.
Die Augen schließend ließ sie sich etwas tiefer sinken und gestattete es sich ein wenig zu dösen.
Irgendwann als das Bad allmählich zu sehr abkühlte und es Zeit für den Aufbruch war runzelte sich ihre Stirn und ehe Mandias sie mit einer Berühung gänzlich aus ihrer Versunkenheit holen konnte setzte sie sich auf und sah ihn ernst und besorgt an. Der Schwarze Drache ist vom Rückweg ins Tal des namenloses Flusses abgeschnitten, jener den ihr Magal nennt hat die Kontrolle bewusst fahrenlassen, sie verloren oder sie wurde ihm entrissen. Die Verbindung zwischen Ihm der Sie ist und Sie die Er ist ist unterdrückt, Sie raunt und flüstert davon das es in den Ohren juckt und beinahe schmerzt. Nachdem sie sich abgetrocknet und ihre teils improvisierte Kleidung übergeworfen hatte kam ihnen auf halbem Wege ins eigentliche Haus ein Diener entgegengeeilt der ihnen beiläufig Toga und Gewand reichte während von draußen ein Geräusch an ihre Ohren drang. Ein langsames Geläut, dunkel und tragend. Gebieter, sämtliche Glocken des Palastes haben urplötzlich zu läuten begonnen, die Lautsprecher haben Seine bis zum Morgengrauen dauernde Abrieglung verkündet aber nicht von wem dieser Befehl stammt. Irgendetwas gewichtiges gar schlimmes muss geschehen sein.


- Die Stimme - 01-15-2020

Ob Selaris sonderbaren Einsichten, die sich irgendwie auf die militärischen Unternehmungen des Fürsten bezogen, hob Mandias nur verwirrt die Augenbrauen.
Das man sich mit ihr in körperlichen Belangen ganz prächtig vergnügen konnte stand inzwischen außer Frage. Das sie darüber hinaus möglicherweise nicht ganz bei sich war mochte gut sein. So gut kannte er sie schließlich nicht. Um so verwunderter zeigte er sich, als der Diener, der ihnen vor der Kaverne aufgeregt entgegen eilte, die seltsamen Aussagen der Mutantin ein Stück weit bestätigte.
Was für eine Form der Hellsichtigkeit dies auch sein mochte, es galt sie als potenzielle Ressource gedanklich zu vermerken und bei Bedarf einzusetzen. Jetzt jedoch musste diese nächtlich störende Situation erst einmal geklärt werden. Sehr unerfreulich, hatte er doch bereits den Plan gefasst bei einer Priese Staub die Nacht ruhig ausklingen zu lassen. Nun daraus wurde wohl nicht.
Er hatte nicht einmal gewusst, dass der Plast Glocken hatte. Das war… er schnaubte angewidert… so imperial. Während er sich hastig ankleidete befragte er den Diener mit barscher Stimme.
Wer verleiht diesen Lautsprecherdurchsagen Autorität? Der Diener, ein Jüngling mit kahl geschorenem Kopf und einer, mittels Tätowierungen pittoresk verzierten Brust, antwortete eilfertig.
Der Heermeister. Er ließ auch Worte in der wirren Kampfsprache der Rasankuri durchgeben, die er jedoch nicht selber sprach.
Was geschah darauf hin?
Das kann ich nicht sagen Herr, ich eilte mich euch die Kunde zu geben.
Wieso bist du draußen unterwegs gewesen? Du weißt dass ihr bei Nacht nicht allein durch die Gassen stromern sollt. Es gibt Fänger und Verteidiger, auch in diesem Teil der Stadt.
Eine späte Anfrage des Palastes, Herr. Die Schlange bestand darauf die Lieferung noch vor dem Sonnenaufgang zu überbringen.
Und dieser sonderbare Alarm geschah als du bereits auf dem Rückweg warst?
Ja Herr!
Mandias murmelte etwas und befahl dann, man möge ihm alles bringen, damit er in die Nacht hinaus könne. Sein Blick fiel auf Selari, die neben ihm stand und ganz selbstverständlich davon auszugehen schien, dass auch sie Teil dieser Sache war. Mandias überlegte kurz und entschied dann, dass ihre Fähigkeiten von Nutzen sein mochten.
Willst du mit?
Wohin? Zum Palast?
Fragte das Mädchen.
Erst einmal nicht.
Was immer es auch ist man wird uns im Augenblick vermutlich nicht vorlassen. Nein, wie gehen an einen Ort, von aus dem wir einen besseren Blick haben. Das Schlangennest erstreckt sich in die Tiefe und die Breite. Es gibt keinen wirklichen Aussichtspunkt, keinen Turm oder so etwas. Aber ich weiß von wo aus wir den Blick schweifen lassen können.

Wieder an den Diener gerichtet sagte er. Bring auch ihr alles, als würden wir Blutgeschäften in der Nacht nachgehen. Und sag Carba und Fahl sie sollen am Ausgang in selbiger Ausstattung auf uns warten. Ich muss mich in Eile mit der Herrin beraten. Daraufhin verschwand er schnellen Fußes und Selari war in der Vorkammer der Kaverne allein, da auch der Diener sich befleißigte die gewünschten Dinge zu besorgen.
Nach einiger Zeit kehrte er zurück und brachte der Mutantin einen nachtfarbene Schabari. Dieses eigentümliche Kleidungsstück wurde gänzlich über den Körper gezogen und ließ lediglich Platz für die Arme, Augen und das Gesicht bis unter die Nasenspitze. Bei den Beduinen der Wüste eine traditionelle Bekleidung, allerdings eine, die dadurch ihren praktischen Charakter nicht einbüste. Sie schützte vor Erkennen von Person, wie auch verborgenen Waffen. Vor dem schneidenden Nachtwind und dem Sandatem der Wüste.
Ein Schabari macht allen Menschen das Geschenk der möglichen Gleichheit, so sagten die Stämme. Unter ihm war jeder vielleicht Freund, vielleicht Feind, vielleicht bewaffnet, vielleicht friedvoll, vielleicht hässlich, vielleicht lieblich.
Auf das Gewand legte der Diener eine Flasche Wasser und einen ledernen Holster, in welchem eine Laserpistole steckte. Ein Standardmodell der Armee, außer dass man die Kunstsoffverschalung entfernt und durch eine aus knochenfarbenen Holz ersetzt hatte. Kunstvolle Schnitzereien zeigten Schlangen, die sich ineinander verbissen und umwanden. Die Bewaffnung wurde von einem gewellten Dolch abgelöst, lang, sehr dünn und mit einem Griff aus dem Zahn irgendeiner Bestie versehen. Wie das Gewand ebenfalls ein hoch traditionelles Objekt. Ein Kalaff. Was so viel bedeutete wie Messer, dass zwei Mal beißt.
Da die Urheber all dieser Dinge keine Verwendung für Unpraktisches hatten, war das Anlegen der Kleidung und das Umgürten von Waffen und Flasche ein leichtes Unterfangen.
Der Diener führte Selari in den Eingangsbereich des Schlangennestes, wo bereits zwei weitere, schwarz gekleidete Phantome wartete. Das eine mochte von der Statur her die Mannfrau namens Carba sein, der andere war um einiges schlanker und vermutlich eben jener Fahl. Beide hatten Lasergewehre geschultert und trugen Sichelschwerter an den Hüften. Sie musterten Selari, hielten sich mit ihrer Meinung über ihr Beisein jedoch zurück. Bald stieß auch Mandias zu ihnen. Er war wie alle anderen gewandet, doch die ausladende Form seines Kopfes und die schiere Größe seines Leibes machten ihn unverkennbar.
Soviel zur Gleichmacherei des Schabari und zur Weisheit der Wüstenstämme. Er war auf die gleiche Art gewappnet wie Selari.
Hat man euch unterbrochen? Ätzte Carba mit unverhohlener Häme.
Wir konnten die wenigen Stunden recht ausgiebig nutzen. Bevor die Sklaventrainerin etwas entgegnen konnte schnitt ihr Mandias mit einer herrischen Geste das Wort ab. Er war ganz eindeutig nicht zu derartigem Geplänkel aufgelegt. Schweigend führte er die Gruppe aus der tropischen Wärme des Schlangennestes in die Eiseskälte der Nacht hinaus. Fahl übernahm die Führung und Carba deckte mit ihrem Gewehr nach hinten. Einige Fenster waren erleuchtet und hier und da huschte ein Schatten umher oder blitzten wachsame Augen, doch es gab keine Nachtschwärmer, niemanden der einfach nur so auf den Straßen unterwegs war.
In der Dunkelheit gehörte Rasankur den jagenden Schrecken und namenlosen Wesenheiten.
Sie gingen zügig, schienen alle bis auf Selari den Weg zu kennen. Als sie schon drauf und dran waren in eine Gasse einzubiegen, die links und rechts überhängende Gebäude in einen Tunnel verwandelten, hob Fahl die Hand und bedeutete sie anhalten zu lassen. Er ging in die Knie und befühlte den staubigen Boden, blickte dann mit zusammengekniffenen Augen in die tintige Schwärze voraus. Verteidiger! Murmelte er unheilsschwer und trat einen Schritt zurück. Tatsächlich schien sich die Dunkelheit des Tunnels in ihre Richtung auszudehnen.
Durch die Gasse am bleichen Mann. Wies Mandias an und sie nahmen einen anderen Weg.
Durch verwaiste Straßen und über leere Plätze führte sie ihr weg, bis sie schließlich an etwas anlangten, das wie eine Karawanserei aussah. Der untere Teil war offen und ruhte nur auf einigen bröckelnden Säulen. Das eigentliche Merkmal dieses aufgegebenen Gebäudes war jedoch sein hoher, schlanker Turm, der wie eine Klinge in den dunklen Himmel schnitt. Die beiden Gewehrträger sicherten die düstere Halle, doch wenn sich hier jemand oder etwas versteckte, dann zeigte der- oder dasjenige sich nicht. Mandias und seine Getreuen schienen nicht das erste Mal hier zu sein. Zielstrebig begaben sie sich in eine Ecke, wo hinter einer maroden Tür der Treppenaufgang verborgen lag.
Die Wärme, die sie alle durch den beschwerlichen Aufstieg über die enge Wendeltreppe erfasste, wurde oben sogleich fortgeweht. Der Nachtwind war kalt und unbarmherzig.
Alle blickten angestrengt nach Nord-ost, wo das Tal des namenlosen Flusses lag, das Warptor und das Aufmarschgebiet der rasankurischen Streitmacht Kogans.
Müsste es nicht leuchten? Fragte Carba
Ich habe mal gehört diese Portale würden leuchten.
Von einem Leuchten war nichts zu sehen, abgesehen einmal von den flackernden Lichtern, bei denen es sich wohl um die Lagerfeuer des Heeres handelte.
Vielleicht sind schon alle durch. Murmelte der Pferdeköpfige, doch in seiner Stimme lag keine rechte Überzeugung.
Denn natürlich war es das Gespräch der Stadt gewesen und jeder wusste, dass der Durchmarsch der Armee die ganze Nacht und den Anfang des folgenden Tages dauern sollte.
Dann gab es ein Licht, doch alles andere als ein außerweltliches.
Eine Explosion, gefolgt von einer Kleineren. Nun konnte man auch Nadelstiche aus kleinen Lichtreflexen ausmachen, die stroboskopartig durch das Dunkel zuckten.
Mündungsfeuer! Sagte Fahl und brach damit sein bisheriges Schweigen.
Gohmor greift an.
Unsinn! Das ist ein hausgemachtes Sterben.
Das Tor erloschen, der Fürst vielleicht schon fort. Kampf und Rebellion in den Reihen der Gläubigen.

Lauschte man ganz aufmerksam, so mochte es scheinen, dass man über das Brausen des Windes hinaus den fernen Kampflärm hören konnte. Aber dies konnte auch Suggestion sein.
Wir müssen das Nest warnen.
Carba machte Anstalten die Treppe hinunter zu eilen, aber Mandias legte ihr eine Hand auf die Schulter. Panik ist ein schlechter Ratgeber, Sklavenzüchtigerin.
Ich bin nicht panisch!
Ertappt verschränkte sie die Arme vor der Brust.
Lasst erst sehen was noch vor sich geht.
Die Kunde darüber, dass etwas vor sich ging, hatte bereits andere Haushalte alarmiert. Die Lautsprecherdurchsagen durften dafür in der Hauptsache ursächlich gewesen sein. In den größeren Anwesen brannte Licht und es waren die Silhouetten von Bewaffneten auf den Mauern zu sehen.
Außerdem und das war für Mandias sehr viel interessanter, bewegten sich zwei große Kontingente und mehrere kleinere Gruppen Rasankuri von den Rändern der Stadt weg, Richtung Palast.
Dies taten sie in ziemlicher Eile, wenn auch koordiniert und keinesfalls überhastet. Es schien sich um Angehöriger jener Reserveeinheiten zu handeln, die mit dem Schutz Rasankurs beauftragt wurden waren.
Der Schwarze Drachen hatte fast neunzig Prozent der Krieger mitgenommen und selbst wenn man jeden verbleibenden Einwohner der Stadt bewaffnen würde, würde dies kaum ausreichen um etwas abzuwehren, was über einen bloßen Banditenüberfall hinausginge.
Sehr interessante Entwicklungen, in der Tat.


- Selari - 02-01-2020

Die Gewandung die man ihr brachte beäugte sie mit gelindem Interesse und befühlte mit kindlicher Neugier den robusten aber nichtsdestotrotz weichen Stoff. Mit den beiden Waffen sah es dann schon anders aus. Selari fuhr die Schnitzereien eine Weile mit den Fingernägeln nach ehe sie die Laserpistole mit einem Schulterzucken einsteckte denn mit Schusswaffen wusste sie nicht umzugehen. Den Dolch lehnte sie rundheraus ab und steckte stattdessen ihr eigenes Messer ein. Anschließend folgte sie brav dem Diener durch das Haus. Im Eingangsbereich neigte sie gegenüber den Anderen grüßend den Kopf ohne sich um deren Blicke zu kümmern wobei sie an dem Stoff um ihren Kopf zupfte, die Spitzen ihrer Hörner zeichneten sich deutlich darunter ab. Mandias eigentlch nutzlose Verhüllung ließ sie ungesehen schmunzeln ehe sie bei Carbas Worten das Haupt schieflegte.

Dieser ließ die kleine Gruppe aufbrechen und sie betraten die kalte Nacht. Das Gesicht hierhin und dorthin drehend betrachtete sie die erleuchteten Fenster oder die huschenden Schatten oder erwiderte die Blicke der wachsamen Augen. Dabei bummelte sie hinter dem Gros ihrer Begleiter und vor Carba her als befände sie sich auf einem schlichten Spaziergang auch wenn sie das zügige Tempo hielt. Eine verirrte Haarsträhne um den Finger wickelnd äugte sie Fahl über die Schulter um zu sehen was er da begutachte ehe sie versonnen in die Dunkelheit blinzelnd hinter den Anderen zurückblieb. Verträumt machte sie eine Geste als wollte sie etwas in der tintigen Schwärze tätscheln ehe sie flink mit klappernden Hufen wieder zu ihnen aufschloss. Hinter ihnen schälte sich ein verhärmter dürrer Schemen aus der Finsternis um den kahlen Schädel zu den hinterlassenen wandelhaften Spuren hinunterzurecken. Ein leises Zischen drang dünn zwischen den nadelspitzen Zähnen hervor ehe die Kreatur wieder in der Nacht verschwand.

Das Treppensteigen in der Karawanserei war eine schweigende Angelegenheit, lediglich untermalt von vielstimmigen Atmen und dem Klappern und Klimpern Selaris Hufen. Schließlich kamen sie oben auf der Spitze an und die klare Nacht bot einen weiten ungehinderten Ausblick über die still daliegende Stadt. Sie schnaubte leise bei Carbas Frage. Seid froh dass es das nicht tut. Diese Art des Leuchtens kann wenn man sie erblickt... unangenehm in ihrer Wirkung und ihren Folgen sein. Dies kann ich euch versichern." Während sie noch alle die Bewegungen der Reservetruppen verfolgten regte sich noch etwas dort unten in den Straßen. Erst war es nur die Ahnung des Hauchs einer Andeutung in den Augenwinkeln doch allmählich änderte sich dies. Nun bekam man den Eindruck huschender Bewegung in den Schatten, dann schienen sich die Schatten selbst zu bewegen. So langsam dass die Erkenntnis überrumpelnd plötzlich kam füllten sich die Straßen und Wege mit Menschen. Sie bewegten sich mit völliger Lautlosigkeit und hatten etwas blasses, verschwommenes an sich als wären sie Echos von Spiegelbildern in schummrigen Zwielicht. Männer, Frauen und Kinder, Junge, Alte und alles dazwischen. Ihre Kleidung, so fahl und durchscheinend wie sie selbst war teils von altertümlicher Art in einem acharischen Stil, teils von zunehmend modernerem Schnitt und Machart doch nur ganz selten und vereinzelt sah man die heutige Kluft der Rasankuri. Das was ihm am nächsten kam wirkte trotz aller Ähnlichkeit wie aus einem vergangenen Jahrhundert. All diese Schatten vergangenen Lebens strömten dem Stadtzentrum entgegen. Frauen drückten ängstlich Säuglinge an ihre Brust, Männer hielten ihre älteren Kindern an den Händen eng bei sich. Eheleute trieben ihre Familien mit angespannten Gesichtern vor sich her, umringt von ihren Sklaven und Dienern. Dazwischen stapften Kontigente fahler Soldaten in die entgegengesetzte Richtung zu den Stellungen nach außen. Regimenter altertümlicher Palta und Krieger in Rüstungen mit Schwertern und Speeren hielten sich im Gleichschritt an der Seite durchsichtiger Trupps Rasankuri mit Kopesh und Sturmgewehren, gefolgt von Einheiten mit alter Ausrüstung wie an sie von der Armee Gohmors erwarten würde. Mal ihnen voraus mal in ihrem Kielwasser waren Wolken tintiger Finsternis unterwegs. Es war ein stiller Marsch, eine tonlose heillose sinnlose Flucht. Dann zeriss die Stille der Nacht als ein einzelnes Horn seinen Klang über die Dächer rollen ließ.

Ein trotziger, verzweifelter Ton rief ein Heer zu den Waffen das es nicht mehr gab doch erhielt nutzlose stolze Antwort. Von den Grenzen der Stadt hallte ein Krachen heran, als hätten die Tore Rasankurs so sie noch standen sich von selbst verschlossen. Plötzlich hallte ein Geräusch wie von Donner durch die Nacht, ein trockenes Bersten das von kurzem hektischen Glockengeläut untermalt wurde. Eine Staubwolke erhob sich von Ras-an-Khur in den dunklen Himmel, tiefe breite Risse zogen sich durch seine Fassade von der Stücke herabregneten und während sie noch hinsahen stürzte ein Kuppeldach ein. In den Straßen unter ihnen erhob sich ein stimmloses Wehklagen dessen sie sich lediglich durch den Gedanken bewusst wurden dass es eigentlich der passende Moment für Geschrei wäre. Wieder dröhnte das Horn als Selari den Arm ausstreckte und in die Tiefe deutete. Gestalten eilten durch die substanzlosen Schatten auf die Plätze und erhoben mit bleichen Gesichtern ihre Stimme während die Lautsprecher knackend und knisternd ein weiteres Mal zum Leben erwachten. Der Schwarze Drache ist fort und sein Werk stürzt ein. Hiermit wird in seinem Namen Folgendes verkündet. Rasankur wird aufgegeben. Ein jeder seines Volkes ergreife seine Liebsten, seine Habe und ziehe sich in den dritten Ring zurück. Das Herz wird nicht fallen was auch kommen mag." Von einem auf den anderen Moment entflammten Feuer im Palast, Flammen in andersweltlichen Farben erhoben sich in kleinen Punkten von Drachterrassen, verrieten sich durch ihren aus dem Innern fallenden Schein oder erleuchteten die Spitzen seiner Türme. Selbst der Turm der Seherin erstrahlte im flackernden Schein eines inneren purpurnen Feuers.

Selari schaute von Einem zum Anderen während auch diese untereinander Blicke tauschten. In den beleuchteten Anwesen herrschte sichtliche Aufregung unter den Bewaffneten aber viel Zeit für die Entscheidung sich zu verbarrikadieren oder der Evakuierung und dem gespenstischen Zug der Vergangenheit anzuschließen würde nicht bleiben, die Tore des zweiten Rings würden sich bald schließen. Das Einzige was die Mauern Rasankurs bemannte waren Geister, verdrehte Schatten der Vergangenheit in Form der Verteidiger und die kläglichen Reste der gegenwärtigen Rasankuri. Bitterer Trost war lediglich dass Letztere sich auf den kleinsten und am besten zu verteidigenden dritten Mauering konzentrierten und ein Puffer aus Verteidigern den Rest füllend in dem Gewirr aus Straßen, Gassen und Häusern den Heimvorteil seines eigenen Territoriums haben würde. Sollte sich das was vom Heer im Tal des Namenlosen Flusses übrig sein würde nach den dortigen Kämpfen gegen die Stadt selbst wenden würde das urbane Becken zwischen Außenmauer und drittem Ring ein riesiges Blutbad werden. Mandias und die Anderen mochten ja mehr über die Kreaturen namens Verteidiger wissen aber selbst sie vermochte angesichts der pechschwarzen Dunkelheit die immer weitere Teile der Außenbezirke verschluckte zu erkennen das sich dort hunderte von ihnen tummelten und der hiesige Ausblick ließ vermuten dass immer noch mehr aus dem Untergrund der Stadt heraufstiegen. Ein drittes Mal ertönte das Horn, nun untermalt von einer hellen Fanfare und funkensprühend erwachte ein verstecker Projektor der ein riesiges Hologramm in die Nacht warf. Die riesigen Flügel des Hauptportals auf dieser Seite des Palastes schwangen auf um einer ausrückenden Gruppe Soldaten den Weg freizugeben. Der Stab mochte durch ein vom Alter verfärbtes Kopesh ersetzt worden sein aber die groteske Uniform war unverkennbar; der Heermeister selbst zog in den Krieg.

Wir sollten gehen. Und wir sollten es rasch tun.", sagte Selari leise. "Das Haus der Schlange liegt innerhalb zwar des Zweiten Rings aber von hier dorthin und dann zum Zentrum wird ein weiter Weg." Dann wandte sie den Kopf und alle stellten fest dass sie nicht mehr allein waren. Die Erscheinung eines Wüstenbeduinen stand ohne sie zu bemerken bei ihnen auf der Plattform und beobachtete die Feuer am Palast. Im Treppenaufgang erschien lautlos eine zweite Gestalt und der Beduine wandte sich um, der über die Öffnung streichende Nachtwind schien das Echo eines Gesprächs zu erzeugen das lang vergangen und doch nie passiert war. Der Fürst ist verwundet worden, die Beschädigung des Palastes zeigt es deutlich und die Priesterschaft hat die Opferschalen entzündet. Sieh, die Seherin selbst ruft nach Gaben zur Heilung ihres Herren. Eine der Dienerinnen ist gestern niedergekommen, ihr Kind dürfte ein angemessenes Opfer sein. Selari zupfte an Mandias Gewand. Wir müssen gehen. Jetzt! Vergangenheit und Gegenwart vermischen sich und Sie die Er ist hat beschlossen sich selbst zu verteidigen. Wenn diese Echos vergangener Zeiten von ihr weiter ins Jetzt gezogen werden, werden wir es schwer haben ins Zentrum zu kommen." Auf ihrer Brust leuchtete ihr Amulett derart hell dass man es selbst durch den Stoff ihres Gewands wahrnehmen konnte. Unter ihnen eilte einer der Ausrufer in fliegender Hast die Straße hinunter wobei er durch die Erscheinungen glitt wie durch Rauch. Eine Kompanie seit Ewigkeiten nicht mehr existierender Soldaten marschierte in diesem Moment um eine Ecke und aus Reflex wich er zur Seite aus, dabei kam er mit einer Person in mit Stacheln übersähter Rüstung und einem halb gesenkt in der Faust getragenen Spieß in Berührung. Wie schon zuvor konnte er einfach durch sie hindurchgehen doch diesmal riss es ihn beinahe von den Füßen denn die Spitze der Waffe streifte seinen Kopf und schien nicht die Konsistenz von Rauch, sondern von Wasser oder Honig zu haben.


- Die Stimme - 02-04-2020

Mandias sah befremdet auf Selari herunter und blickte dann, aufgrund ihres sonderbaren Verhaltens wieder in die Nacht.
Am Horizont waren nach wie vor das sporadische Zucken von Mündungsfeuern zu sehen und das leise Krachen von Schüssen zu hören. In den Straßen marschierten die Rasankuri Richtung Palast.
All die anderen Dinge, die sich der Mutantin offenbarten blieben den anderen verborgen.
Bei Carba hatte sich Selari nicht sonderlich beliebt gemacht. Die Art, mit der diese kleine, überhebliche Göre mit ihr sprach und die Mandias ihr durchgehen ließ, weil sie seinen Schwanz lutschte, missfiel der Sklaventreiberin ganz gehörig. Sie war es gewohnt, dass ihr mit Respekt begegnet wurde und nicht das man zu ihr belehrend sprach. Entsprechend abschätzig schnaubte die bei Selaris Worten.
Sieht aus, als hätte die Kleine gehöriges Fracksausen, weil irgendwo rumgeballert wird.
Tja hier bist du weit weg von zuhause. Ein bisschen Gemetzel ist in Rasankur die Regel und nicht die Ausnahme, Schätzchen.

Carba spuckte über die Brüstung des Turms. Ihr Speichel landete unweit eines der Lautsprechermasten. Diese waren seit über zweihundert Jahren nicht mehr in Benutzung gewesen und auch wenn angeordnet wurden war, dass man sie in Stand setzte, war ihre Funktion seit dem noch nicht erprobt wurden. Es war eher unwahrscheinlich, dass sie überhaupt einen Ton von sich gaben.
Die Mannfrau blickte wieder zu den Kämpfen in der Dunkelheit. Trotz ihrer taffen Rede war ihr nicht ganz geheuer bei der Sache.
Kann doch sein, dass der Fürst als erster durchmarschiert ist und als es darum ging, wem die Ehre gebührt ihm zu folgen, sind die anderen aneinander geraten. Unter den Deimos herrscht Rivalität wie unter hungrigen Hunden. Hält der Drachen sie nicht im Zaum, gehen sie aufeinander los. Weiß doch jeder.
Unser schlaues Vögelchen hier versteht ja scheinbar so viel von Übergängen durch die Geisterwelt. Wenn es also stimmt, dass die nicht leuchten, dann ist es wahrscheinlich noch offen. Also tragen die da die Reihenfolge aus in der sie durchmarschieren und kriegen sich bald wieder ein.

Und die Rasankuri?
Wollte Fahl wissen und nickte auf die Truppenbewegung in einer der Parallelstraßen.
Eine Vorsichtsmaßnahme. Jeder weiß, dass der Heermeister ein Feigling ist. Er hat das Schießen gehört und die Rumpfbesatzung aus den Außenbezirken und dem Dämonentritt zum Palast befohlen. Vermutlich hat er Angst, dass ihm jemand die Pastete klaut.
Mandias wirkte immer noch nachdenklich. Er blickte dort hin, wo die Schlangengrube als relativ unspektakulärer, flacher Bau zwischen sehr viel beeindruckenderen Gebäuden lag. Er schloss ein Auge und spreizte Daumen und kleinen Finger ab. Dann maß er irgendwelche Entfernungen im Sinn und mit grobem Augenmaß.
Wieso deine Annahme Selari?
Hast du das zweite Gesicht? Und wenn ja, wie stark ist es ausgeprägt?
Sie hat Angst und ist außerdem ein Opportunist. Du hast doch vorhin gehört, dass sie die neue Seherin werden will. Da kommt eine Prophezeiung, die uns als zum Palast lotst doch wie gerufen.
Könntest du bitte für eine Sekunde die Klappe halten Carba?
Mandias sprach mir der bemühten Ruhe, die aufkam, wenn man mit aller Macht versuchte seinen Zorn im Zaum zu halten.
Du wirst ihr diesen Unsinn doch nicht glauben? Nagari lässt dich in den reizlosen Raum sperren, wenn du ihr erzählst, sie soll alles sehen und liegen lassen und wie ein Bettler im Palast um Schutz flehen.
Mandias wollte etwas entgegnen, wurde dieses Mal jedoch von Fahl unterbrochen, der seinen Blick nach wie vor nach unten gerichtet hatte.
Wir sollten wirklich gehen. Seht da. Alle blickten jetzt nach unten. Eine Gruppe von acht Bewaffneten bewegte sich verstohlen in die ungefähre Richtung der Karawanserei. Sie hielten Sturmgewehre in den Händen und waren zügig unterwegs. Inzwischen war der Mond herausgekommen und sorgte für leidliche Lichtverhältnisse. Man konnte die starr grinsende Un-Anbaras unter weiten Kapuzen erkennen. Mäntel flatterten hinter ihnen her und verliehen ihnen das Aussehen von Phantomen. Rasankuri, doch der Überwurf deutete auf die enge Zugehörigkeit zu einem Höhergestellten hin.
So kleiden sich Knochenbackes Leute.
Carba fluchte!
Nicht eben unsere besten Freunde.
Nein
Was meinst du wo die hin wollen?
Ich weiß nicht. Kann sein sie wollen eine hohe Position einnehmen um die Straße überwachen und abdecken zu können.
Dann kommen sie vielleicht hier her?
Vielleicht!
Wir verschwinden hier. Los, alle runter.

Genau das taten sie.
Obwohl es Treppab ging, schien der Weg ewig zu dauern. Mit jeder verstreichenden Sekunde schmolz der eventuelle Abstand zwischen ihnen und den Dienern Knochenbackes.
Unten angekommen stieß Mandias die altersschwache Tür wieder auf, nur um voll Schreck festzustellen, dass Fahls Vermutung zutreffend gewesen war.
Vor dem schwarzen Scherenschnitt der durchgehenden Bögen der Karawanserei, zeichneten sich die Silhouetten Bewaffneter ab. Sie waren die Treppe nicht eben herunter geschlichen und man bemerkte sie fast in der Sekunde, wo sie in den Innenhof traten.
Wer ist da? blaffte eine Stimme.
Der Biss der Schlange!Schrie Carba zurück und eröffnete mit ihrem Lasergewehr das Feuer. Eine der Schattengestalten sackte zusammen.
Dann brach die Hölle los.

Sie reagierten schnell, das konnte man ihnen nicht absprechen. Noch bevor der Körper ihres getroffenen Kameraden ganz zum Liegen gekommen war, schlugen der Gruppe um Mandias bereits die Kugeln entgegen und gruben Krater in das Mauerwerk, überschütteten sie mit Gesteinssplittern und Staub.
Bringt sie um!
Zweite Gruppe, wir liegen unter Beschuss.
Umgehen! Umgehen!
Wir brauchen das schwere MG hier drüben.
Mandias rief diese Befehle laut und herrisch, als kommandiere er tatsächlich diese imaginären Kräfte. Vielleicht ließ das die zahlenmäßig Überlegenen Rasankuri zögern und ihre Ressourcen für wertvolle Sekunden auf die vermeintliche Verstärkung ihrer Feinde verschwenden.
Sie hatten hinter der Ummauerung des Turmtreppenhaus und einigen Säulen notdürftig Deckung gefunden und erwiderten das wütende Feuer von der anderen Seite mit energischer Intensität. Der Lärm war ohrenbetäubend.
Geht! Sagte Fahl mit einem ruhigen Ton, in ein kurzes Abflauen der Kakophonie des Feuerkampfes hinein. Ich lenke sie ab und locke sie auf eine falsche Fährte. Die unaufgeregte Art und Weise, in welcher er diesen Vorschlag unterbreitete, passte absolut nicht zu Situation.
Diese Stadt hat schon zu viele Märtyrer.
Ich habe nicht vor mich dazu zu gesellen. Beeilt euch, so lange es noch geht.

Damit zog Fahl eine Laserpistole aus den Falten seines Schabari und begann wild auf die Gestalten ihrer Gegner zu feuern. In einer Hand die Pistole, in der Hüfte das Lasergewehr.
Gerade hatten sich die Krieger, Knochenbackes angeschickt die Stellung der Nagarianhänger zu umgehen. Der entfesselte Sturm aus tödlichem Licht zwang sie wieder in Deckung.
Mutter Nacht sei mit dir!
Damit gebot Mandias den anderen ihm zu folgen und sie entfernten sich im Laufschritt von der Karawanserei. Hinter ihnen schien Fahl bestrebt ihre Widersacher davon zu überzeugen, er sei ein ganzer Trupp von Kriegern. Mandias rammte mit der massigen Schulter eine Holztür ein, die ihren Dienst vermutlich versah, seit es in dieser Region noch Holz gegeben hatte.
Da hinter lag ein kleiner Hof, auf dem ein paar Hühner, verstört ob des nächtlichen Aufruhrs, durcheinander flatterten. Über eine Treppe gelangten sie auf ein Flachdach, von wo aus sie zum angrenzenden Dach springen konnten und auf diese Art einiges an Entfernung machten, bevor sie sich eine kleine Verschnaufpause im Schutze einer Kuppel gönnten.
Das büßen diese Bastarde.
Ja, aber alles zu seiner Zeit. Jetzt müssen wir zu Schlangengrube und alle wecken und bewaffnen. Bis die Situation klarer ist und wir wissen was überhaupt vor sich geht. Wir dürfen nicht vergessen das…

Ein infernalisches Kreischen und Quietschen unterbrach Mandias.
Dann krächzte eine Stimme durch die Lautsprecher, auf deren Funktionsfähigkeit weder Mandias noch Carba auch nur einen Silberbolzen gewettet hätten.
[CENTER]„Der Schwarze Drache ist fort und sein Werk stürzt ein. Hiermit wird in seinem Namen Folgendes verkündet. Rasankur wird aufgegeben. Ein jeder seines Volkes ergreife seine Liebsten, seine Habe und ziehe sich in den dritten Ring zurück. Das Herz wird nicht fallen was auch kommen mag." [/CENTER]
Was hat das zu bedeuten? Fragte Carba und jetzt klang sie so ängstlich und verwirrt wie ein kleines Kind.
Nichts! Der verfluchte Heermeister verliert die Nerven, das ist alles. Das hast du selber eben gesagt.
Ist es das was du gehört und gesehen hast? In deiner Vision?
Die Frage stellte die Mannfrau direkt an Selari, Mandias Relativierung völlig ignorierend. Keine Herablassung oder Verachtung lag mehr in ihrer Stimme.
Vision hin oder her! Ich sage wir gehen zur Schlangengrube. Unsere Loyalität liegt bei Nagari. Soll der Heermeister sich doch verkriechen. Dann wandte er sich an Selari. Dich betrifft unsere Verpflichtung allerdings nicht. Komm mit uns oder gehe deinen eigenen Weg.


- Selari - 03-22-2020

Während sie die Treppe heruntereilten beantwortete Selari die aufgekommenen Fragen wobei sie sich zuerst an den Faumann wandte. Ob das nun geschlossene Portal geleuchtet hat kann ich nicht sagen, auch wenn es wie ich erwähnte gut wäre wenn es das nicht getan hätte, doch das Gegenteil ist sehr viel wahrscheinlicher. Bei all jenen die die Künste zur Interaktion mit dem Reich der Geister beherrrschen beeeinflusst eine Kombination aus Charakter, Fähigkeiten und Methode das Ergebnis. Im Vergleich zu ihm den ihr Magal nennt würde ich zur Erschaffung eines Portals sicherlich mehr in seinen Worten "Mummenschanz" benötigen, seines wäre aufgrund einer gewissen Selbstdarstellung auffälliger. Sie zuckte die Schultern, auf ihre Aussage festnageln würde sie sich allerdings nicht. Die Interaktion mit dem Reich der Geister war vielfältig und komplex und der Einfluss durch den Irdischen meist geringer als gedacht. Mit auf den steinernen Stufen klingenden Hufen hinter Mandias hereilend griff sie flüchtig nach ihrem unter der Robe verborgenem Amulett.

Die Gabe des Zweiten Gesichts ist mir wie meinen Vorfahrinnen gegeben wie sie auch meinen Nachfahrinnen gegeben sein wird. Ich bin zur Wahrsagerei der Zukunft fähig aber auch zum Blick in die Vergangenheit und der Beobachtung der Gegenwart. Zwar unterliegt es meinem Willen aber es kann sich wie eben auch ganz unversehens ereignen, je nachdem wie bedeutend oder eindrücklich das Ereignis ist. Und wie dünn der Schleier zwischen dem Diesseits und dem Reich der Geister ist. Kurz war sie einen Blick nach hinten zu Carba. Eine Prophezeiung dürfte ich prinzipiell leichter hinkriegen als ein bloßer Künstewirker wie dieser Magal schlicht weil seine Begabung einen anderen Schwerpunkt besitzt, es darf jedoch nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Es bedarf sorgfältiger, nicht gerade kurzer Vorbereitungen und es erfordert immer einen Preis.

Dann traten sie auch schon ins Erdgeschoss und für weitere esoterisch-praktische Gespräche war keine Zeit mehr. Während alle eifrig die Luft mit Blei und Licht füllten beschränkte Selari sich auf gelegentliche Einzelschüsse die grob auf die gegnerischen Positionen gerichtet waren. Sie war wirklich eine schlechte Schützin und die Meisten gingen meterweit daneben aber für den psychologischen Effekt und für Verteidigung und Angriff auf wirklich kurze Entfernung reichte es. Tief geduckt eilte sie den Anderen hinterher wobei sie sich vergewisserte dass ihre Kopfbedeckung noch ordentlich saß. Im Gegensatz zu der Haarpracht Mandias war die Ihre nicht wirklich zur Unauffälligkeit in der Nacht gemacht. Flink trippelte sie über die Reste der bedauernswerten Tür hinweg die sich unter ihrer Berührung in braunen Schlamm verwandelten. Dieser robbte zurück in die leere Öffnung und erstarrte zu derselben Tür die vorhin aufgebrochen worden war. Ein bisschen ungewöhnlich aber sicher nicht unwillkommen, wenn man wusste worauf man zu achten und etwas Glück hatte ließ sich ihrer Spur schließlich gut folgen.

Während sie rannten und anschließend eine kurze Verschnafspause einlegten erklangen die Hornstöße und das ferne Krachen auch wenn sie dem verständlicherweise kaum Aufmerksamkeit schenkten. Auf Carbas neue Frage nickte sie stumm und sparte sich den Atem zum Schnaufen. Gerade als sie dann doch auf Mandias Worte reagieren wollte erklang der berstende Donner und ihre aller Blicke richteten auf den Palast und die sich dort erhebende Staubwolke. Gleichzeitig schwoll das stete unterschwellige Murmeln Sie die Er ist kurz zu einem Lärm an der Selaris Hände zu ihren Ohren zucken ließ. Angesichts des Geschehens bei unserer ersten Begegnung und dem Flüstern Sie die Er ist steht es dann wohl fest; wo auch immer er sich grade befindet hat es jemand geschafft den Fürsten zu verwunden., murmelte sie. Dann schüttelte sie leicht den Kopf und wandte sich wieder ihrem pferdeköpfigen Begleiter zu. Das Haus der Schlange ist momentan der am schnellsten zu erreichende Ort, führe du und ich folge. Bleibt zu hoffen dass wir schnell und vor allem ungestört dorthin kommen. Als sie aufbrachen walzte unter ihnen eine große Wolke tintenhafter Schwärze die Straße hinauf und verschwand in der Nacht. Eingedenk ihrer restlichen Vision in der Karawanserei würden sie hoffentlich schnell genug im Zweiten Ring sein um den Verteidiger-Rudeln nur noch sporadisch ausweichen zu müssen. Eine leider sehr interessante Nacht heute, etwas mehr Langeweile wäre wohl willkommener.


- Die Stimme - 03-30-2020

Es war absonderlich. Irgendetwas war beim Abmarsch der Truppen durch das Portal geschehen, soviel konnte als sicher bezeichnet werden.
Vielleicht war es tatsächlich zusammengebrochen, vielleicht hatten die verschiedenen Ansichten und Interessen der versammelten Chaosdiener zu einer Eskalation geführt.
So oder so, dass alles konnte im etwa dreißig Kilometer entfernten Tal des namenlosen Flusses erst vor wenigen Augenblicken geschehen sein. Allerhöchstens vor einer halben Stunde.
Wie konnten sich die Flammen der Aggression so schnell auf die Stadt ausgebreitet haben? War Rasankur tatsächlich ein derartig gefährliches Pulverfass, welches nur die Anwesenheit des Drachens vor einer Explosion bewahrt hatte? Die Strukturen in der Stadt waren gnadenlos und oftmals allein auf Stärke und Beherrschung errichtet, das ja. Aber es waren dennoch Strukturen, die nicht so schnell hätten auseinanderfallen dürfen.
Der Fürst war schon öfters abwesend gewesen, teilweise Wochen und Monate lang. Ganz zu schweigen von den Zeiten, in denen er angeblich zwar im Palast, aber für niemanden zu sprechen gewesen war.
War seine Verbindung zu Stadt, sein ritueller Rang als Avatar Rasankurs, tatsächlich so real, dass seine plötzliche und abrupte Abwesenheit einer Harpune gleich kam, die einem Leviatan in die Seite gestoßen wurde?
Der Drachen und die Seherin hatten die alten Ruinen, den Kadaver wenn man so wollte, neu beseelt und die Verlorenen und Verdammten angezogen wie Motten das Licht.
In der Stadt, die Nachts für gewöhnlich den Kreaturen dieser Zeit überlassen wurde, wimmelte jetzt vor Aktivität.
Das Harmloseste war, dass Menschen aus den Fenstern sahen oder sich auf den Straßen versammelten, um zu sehen was vor sich ging. Verwirrung lag in der Luft und der erste Hauch von Panik, denn in einigen Stadtteilen schienen Feuer ausgebrochen zu sein.
Auch Schüsse und Schreie schollen durch die Nacht. Die Durchsage aus dem Palast tat ihr Übriges um Angst zu schüren.
Mandias, Carba und Selari gingen einen anderen Weg als sie gekommen waren. Teils konnten sie die Straßen offen passieren, teils schlichen sie im Schatten der begrenzenden Gebäude.
Sie kamen an eine Stelle, an der ein Kampf stattgefunden haben musste. Leichen lagen auf dem staubigen Pflaster. Warum und wer hier gemordet hatte blieb nicht zu erkennen, aber die Waffen waren den Toten bereits entrissen wurden. Entweder von den Siegern oder von Opportunisten, die den Ausgang des Gefechtes für sich genutzt hatten.
Immerhin erreichten sie das unmittelbare Gebiet des Schlangennestes unbehelligt.
Sie hatten einen relativ großen Bogen beschrieben und näherten sich von der nördlichen Seite aus. Das Schlangennest lag im Zentrum eines Platzes, auf welchem sonst tagsüber ein Markt abgehalten wurde, auf welchem die Diener Nagaris ihre weniger kostspieligen Produkte vertrieben. Der Wind kam aus der Richtung, aus welcher sich die Gruppe annäherte und so war es der Flammenschein, den sie zuerst gewahrten und nicht der beißende Brandgeruch.
Sie traten durch eine schmale Gasse ins Freie und da sie von der ansteigenden Seite der Stadt kamen, blickten sie von einem gemauerten Treppengeflecht auf das Heim Mandias und Carbas herab.
Der Pferdeköpfige sog scharf die Luft ein, die Mannfrau stieß ein gekeuchtes
Nein! durch die Zähne.
Aus dem Schlangennest schlugen Flammen.
Kein kleines Feuer, wie es ein Unfall oder ein halbherziger Anschlag verursacht hätte, sondern eine brüllende Brunst.
Vor dem blutroten Schein zeichneten sich Scherenschnittgestalten ab. Krieger, deren Umrisse auf erschreckende Weise jenen glichen, mit denen sie gerade ihren eigenen kleinen Kampf ausgetragen hatten. Die Tore des Gebäudes waren aufgebrochen, hingen zerschmettert in den Angeln. Die Feinde gingen in das Innere und trugen Kostbarkeiten hinaus oder zerrten Gefangene ins Freie.
Bastarde! Stöhnte Mandias in einer aufrichtigen Pein, die so gar nicht der Art des Mutanten zu entsprechen wollten. Sein Leib und sein Geist schienen allein dafür gemacht Schmerz als Instrument der Lust zu erfahren, nicht als etwas, dass sein inneres Gleichgewicht bedrohen könnte. Er machte Anstalten sich zu erheben und seine Waffe auf den Ring aus Feinden abzufeuern, von denen es etwa Fünfzig geben musste. Zuzüglich jener, die sich im Inneren aufhielten.
Carba fiel ihm in den Arm und zerrte ihn mit überraschender Kraft zurück in die Deckung.
Bist du von Sinnen?
Sie töten dich ehe du einen zweiten Schuss abgeben kannst. Sieh dort!
Sie wies auf einen Bereich, den das Feuer nicht unmittelbar beleuchtete. Rings um das Gebäude hatten die Angreifer Stellung bezogen. Sie konnten schwere Waffen erahnen. Es waren genau solche Positionen, wie auch die Gruppe hatte beziehen wollen, mit der sie in der Karawanserei aneinander geraten waren.
Sie hatten mehr Glück als Verstand gehabt, dass nicht auch dort eine verortet gewesen war, wo sie aus dem Gewirr der Gassen gekommen waren. Hätten sie einen direkteren Weg genommen, wäre es sicher um sie geschehen gewesen.
Unten krachten Schüsse und eine Reihe Gefangener brach zusammen. Andere wurden zusammengekettet und in eine neue Sklaverei geführt.
Wie konnte das geschehen?
So schnell?
Die Sicherheitsvorkehrungen… es gibt Räume voll giftiger Pflanzen, verborgene Gänge, Fallen, Hinterhalte.
Mandias schien der Hyperventilation nahe. Das war vor langer Hand geplant. Es muss Knochenbacke gewesen sein. Der Angriff auf Naradas mit dem Gift… da wollte er offene Feindschaft zwischen beiden schaffen und den Deimos als Marionette missbrauchen. Das ist nicht gelungen also hat er jetzt die Gelegenheit genutzt um zuzuschlagen. Auf einen solchen Moment hat er nur gewartet. Mandias hieb mit der Faust auf den Boden, dass der Staub aufwallte. Dann ergriff ihn ein anderer Gedanke und mehr Panik schlich sich in seine Stimmte
Nagari!
Beruhige dich.
Es war interessant zu sehen, wie in dieser Situation Carba die Gefasstere war. Wie du schon sagst, es gibt unzählige geheime Gänge, sie wird es rechtzeitig geschafft haben.
Hatte sie nicht. Sie zerrten sie ins Freie wie ein gefangenes Tier, vom Jammern und Wehklagen der anderen Gefangenen und dem Gröhlen und Lachen der Angreifer untermalt. Sie führten sie an mehreren Schlingen, die an langen Stangen befestigt, ihren Hals und Leib umfassten. Ihr schönenr von der Gunst des Prinzen modellierter Körper peitschte hin und her, ihr Nackenschild war aufgestellt und sie fauchte und zischte, dass es über das Tosen des Feuers hinweg zu hören war. Ihre Häscher hielten gebührenden Abstand. Vermutlich hatten sie Schnelligkeit, Kraft und Gift ihrer Beute bereits zu spüren bekommen. Fünf Mann brauchte es um sie einigermaßen ruhig zu halten.
Schließlich trat der Anführer der Meute vor sie. Ein gewaltiger Mutant, mit drei Armen, von denen zwei auf der rechten Torsoseite entwuchsen.
Töte diesen Abschaum Carba. Du bist geschickt mit dem Gewehr, schieß ihm den Kopf weg.
Das würde nichts ändern. Was immer sie tun werden, sie tun es trotzdem, auch wenn wir einen erwischen.
Das dort ist nicht Knochenbacke, dass ist Bullsa, sein Leutnant. Was nützt es hier zu sterben? Lass uns den Urheber töten. Um zu rächen müssen wir leben.
Sie sprach schnell und laut flüsternd. In Mandias tobte ohnmächtige Wut auf seine eigene Hilflosigkeit. Das Carba Recht hatte machte die Sache nur noch unerträglicher.
Unten nahm die Tragödie ihren Lauf.
Nagari schnappte nach Bullsa, warf sich gegen die sie haltenden Stricke, dass es einen Mann von den Füßen holte.
Der Dreiarmige beendete dies mit einem kurzen Schuss seiner Laserwaffe in den Unterleib der Schlangenfrau. Sie sackte zusammen, doch ihr Körper aus puren Muskeln weigerte sich vor einer solch lächerlichen Wunde zu kapitulieren. Der Anführer ihrer Feinde schoss zwei weitere Lichtdolche auf sie ab und zwang sie endlich zu Boden. Geschlagen kauerte sie vor ihm, sich schwer atmend mit den Armen abstützend.
Bullsa trat näher zu ihr heran und ließ sich ein zweihändiges Khopesh geben. Das Werkzeug eines Henkers. Mandias hätte alles darum gegeben, wenn seine Herren Aufspringen und im letzten Anflug von Widerstand die Gift triefenden Zähne in den Hals dieses Schweins gerammt hätte. Aber das blieb ein sehnsüchtiger Wunsch.
Vom Höllen glosen des brennenden Schlangennestes in die Farbe frischen Blutes getaucht, hob er sein Schwert und ließ es unbarmherzig niederfahren.
Einmal!
Zweimal!
Dreimal!
Der Lebenssaft der Schlange spritzte, die Farben ihrer glänzenden Schuppen verblassten, das sinnliche Antlitz war eine schlaffe Maske des Nichtseins, als der Schlächter es in den Nachthimmel reckte. Seine Untergebenen grölten und feuerten ihre Waffen triumphierend in die Luft ab. Mandias brach zusammen.
Hilf mir ihn wegzuschaffen. Sagte Carba resigniert und mutlos an Selari gerichtet. Die Zeit der Schakale und Hyänen hat jetzt begonnen.


- Selari - 04-10-2020

Nicht nur der Brandgeruch und der Flammenschein schienen durch die Eigenheiten der Stadt und ihre eigene Bewegungsrichtung verschleiert worden zu sein. Als sie aus dem Gassengewirr auf den obersten Absatz der Treppenflucht traten verstummte das Geflüster und Geraune von Sie die Er ist abrupt als wäre eine Tür zugefallen. An seine Stelle trat das in Gemurmel und Getuschel vielfältiger Geister. Selari schürzte bei dem bestürzenden Anblick unter ihrer Kopfbedeckung langsam die Lippen und nahm ihn finster in sich auf.
Schweigend und reglos mischte sie sich nicht in das gewisse Gerangel ihrer beiden Begleiter ein auch wenn sie ein Auge darauf hatte, sondern musterte aufmerksam die Szenerie unter ihnen um die Arme vor der Brust zu verschränken und kurz eine Hand zur Faust zu ballen als man Nagari ins Freie zerrte.
Mit einem Kopfschütteln verfolgte sie die anschließende Hinrichtung. Erst schien Er der Sie ist verloren zu gehen und nun auch noch das. Die Angelegenheiten dieser Stadt nahmen eine Richtung die ihr ganz und gar nicht passte. Sie warf dem Fraumann einen nur halbgesehen Seitenblick zu und rümpfte die Nase.
Die Zeit der Narren und Kurzsichtigen will mir eher scheinen. Zurück zur brennenden Hülle der Schlangengrube blickend schnalzte sie mit der Zunge. Sie die sich windet hatte mehr als nur weltlichen Dingen ihre Aufmerksamkeit gewidmet und diese Toren dort haben demgegenüber blinder gewütet als Tiere. Nun denn, wenn es sie es so beschreien...

Damit wühlte sie ihren Beutel hervor und kramte darin herum. Normalerweise erforderte der Umgang mit den Geistern gewisse Rituale und Zeremonien doch das Blutvergießen, die Gewalt zusammen mit dem verursachten Schmerz, Leid und Zorn hatten für das was ihr vorschwebte bereits so gute Vorarbeit geleistet dass diesmal nur ein Bruchteil der sonstigen Arbeit nötig war. Vorsichtig schnitt sie sich in einem Muster leicht in die Innenseite und Finger ihrer rechten Hand ehe einige getrocknete Kräuter in selbiger zerbröselte. Selari warf Carba einen Blick zu.
Rache ist für die Lebenden. Die Toten sind tot. Aber das heißt nicht dass sie keinen Willen mehr haben. Wenn eure Herrin einen Vorgeschmack ihrer Rache will wird sich dies nun zeigen.
Mit einem leisen, gemurmelten Singsang in der Dunklen Sprache hob sie den Arm und schleuderte den blutbefleckten Kräuterstaub in die Luft wo er vom Wind auf den Marktplatz hinabgetragen wurde. Die Wirkung trat schnell ein aber es dauerte einige Augenblicke bis sie ihr gewahr wurden. Die kalte Nachtluft flimmerte und wogte unter der Feuersbrunst der Schlangengrube und dieses Flimmern und Wogen verselbstständigte sich nun.
Sich von seinem Ursprung lösend zersplitterte es in diffuse, kaum sichtbare Flecken und verteilte sich über den Platz. Die Flecken verzogen und verzerrten sich in halb ausgebildete Formen, es gab Dinge die wie Hunde wirkten wenn auch Teile zu fehlen schienen, Dinge mit humanoiden Konturen und reißzahnbewehrten Mündern anstelle von Gesichtern. Schemen wie amophe tentakelbewehrte Haufen. Kreaturen die ihre Gestalt von Moment zu Moment wechselten und Andere die dabei immer auch Augen entstehen ließen. Hoch aufragende oder am Boden kriechende Gebilde die aussahen als hätte man Menschen, Tiere und Dinge aus Träumen und Albträumen in Stücke gehackt und diese zu etwas Neuem verschmolzen.

So unterschiedlich sie auch waren so hatten sie alle zwei Dinge gemein. Sie weiterhin so farblos und unstofflich wie Hitzeflimmern und verhielten sich innerhalb ihrer Formen auch so. Und sie stürzten sich von allen Seiten auf Knochenbackes Leute.
Auf dem Platz brach heilloses Chaos aus. Feuerstöße zuckten aus wild umhergeschwenkten Waffen hierhin und dorthin während mit anderen wild um sich geschlagen wurde. Männer und Frauen fluchten, kämpften und starben oder siegten. Mal wurde eine Kreatur getroffen und getötet wobei sie sich auflöste indem ihr Körper einfach verblasste, mal gingen sämtliche Angriffe wirkungslos durch sie hindurch. Und zwischendurch konnte die eine Attacke ihr nichts anhaben nur damit die Nächste das Wesen niedersteckte.

Fleisch, Blut und andere Flüssigkeiten bedeckten den leicht sandigen Platz als Knochenbackes Leute niedergestreckt wurden, Mache wurden niedergestreckt, Andere in Stücke gerissen oder wie Tongefäße zerschmettert und es gab soche die bar jedweder Wunde tot zusammenbrachen. Nagaris Leute wurden zwar nicht angegriffen aber sie blieben auch nicht vollständig unbehelligt. Jene die ob ihrer Wehrhaftigkeit oder einfach aus Gehässigkeit besonders in Ketten gelegt waren oder Verletzungen hatten sahen sich gelegentlich der Aufmerksamkeit der herbeigerufenen Kreaturen ausgesetzt die sie ganz nach Gutdünken quälten oder verhätschelten. Einzig Bullsa stand in einem Bereich der Ruhe, kein einziger Angriff oder Vorstoß war auf ihn gezielt und egal ob er sein Kopesh schwang oder mit seiner Laserwaffe schoss, man wich aus und mied ihn. So abgelenkt wie er von dem Geschehen verständlicherweise war entging ihm was in seinem Rücken geschah. Nagaris Leib blutete weiter im Staub aus als plötzlich sein Bauch anzuschwellen begann. Er wuchs und wuchs bis man meinen könnte er würde platzen ehe unter der gespannten Haut eine Bewegung erfolgte. Dann kam etwas aus ihrer Scheide hervor.

Das Wesen dass sich aus der Toten erhob war viel viel zu groß für ihn aber es wand sich aus diesem hervor ohne den Kadaver im Geringsten zu beschädigen. Langsam richtete es sich auf und der Feuerschein tauchte es in flackerndes Licht sodass man es gut erkennen konnte. Es war als würde man einen Doppelgänger Mandias sehen. Das Ding hatte seine Größe, seine Statur und Aussehen, jedoch nicht seine Farbe und auch einige Details waren anders. Es war von einem so tiefen Purpur dass es beinahe schon wieder schwarz war und glänzte wie polierter Marmor, selbst von hier oben waren Muskelpakete zu sehen die beim echten Mandias zwar vorhanden aberlängst nicht so gemeißelt wirkten. Die Augen wirkten wie zwei Kugeln frisch vergossenen Blutes und sein Maul war mit Nagaris Giftzähnen gefüllt. Dass dieses veränderte Ebenbid gleichfalls männlich war stand stocksteif und leicht widerhakenbesetzt außer Frage. Man konnte Mandias nicht vorwerfen dass er seine Nägel nicht pflegte aber er trug sie gewiss nicht sorgsam zu solchen Klauen gefeilt.

Bullsa wirbelte herum und glotzte für einige Augenblicke sein neues Gegenüber mit großen Augen an. Dieses hob langsam einen Arm und deutete in einer anklagenden endgültigen Geste mit einer Klaue auf ihn ehe es sich mit einem Finger über die Kehle fuhr. Der Mutant riss seine Laserwaffe hoch und drückte ab doch die Schüsse hinterließen nicht die geringste Spur auf der breiten Brust. Dann sprang ihn sein Gegner auch schon von einem Augenblick auf den Nächsten an.
Kurz blitzten die vielen langen Giftzähne auf ehe die Kreatur Bullsas Schusshand hinter dem Handgelenk vom noch erhobenen Arm abbiss. Während sie ihm mit einem Klauenhieb das Gesicht aufschlitzte zerkaute sie sie samt Waffe und allem drum und daran. Einen Hieb des Kopesh vereiltete sie indem sie die Pranke um das Gelenk der führenden Hand schloss. Auch die andere unversehrte Gliedmaße wurde gepackt.

Die so sichtlich definierten Muskelberge spannten sich und wogten auf eine sinnlich zu nennende Weise unter der Haut als sie dem Muntanten mit kaum merklicher Anstrengung den dritten Arm ausriss.
Mit wuchtigen Hieben wurde er anschließend mit seiner eigenen Gliedmaße auf die Knie gezwungen ehe ihm das Schwert entrissen wurde. Das Mandias-Wesen überbot das Vorherige noch an Kraft als es seinen Gegner mit drei gewaltigen Schlägen niederhackte die den Torso enthaupteten und zerteilten wie ein Metzer eine Rinderhälfte zerkleinert.

Sich abwendend hockte es sich neben Nagaris Leiche um deren Kopf aufzuheben. Mit einer kleinen Geste öffnete es den leblosen Mund und benutzte ihn um das Haupt auf die Spitze seines Schwanzes zu stecken. Anschließend wurde Bullsas an den Haaren emoprgehoben und wie eine Trophäe in der einen Hand gehalten. Mit der Klinge in der Anderen verschwand das Wesen mit weiten rennenden Schritten in der Nacht.
Damit kam der Kampf zu einem Ende denn alle anderen Leute Knochenbackes waren bereits gefallen oder hauchten gerade ihr Leben aus. Die Meute durchsichtiger Wesen wandte sich nun den Gefangenen zu.
Selaris schritt bereits die Stufen hinuter. Das unterdessen hervorgeholte Amuett leuchtete auf ihrer Brust in einem hellen Blauton der dessen eigentlich knochenweiße Farbe völlig verdrängte.
Eine nach der Anderen wandten sich die Kreaturen um und sahen ihr entgegen. In seiner sanften Geste hielt sie ihnen die Hände entgegen. Geht, sagte sie sachte und freundlich und das Amulett pulsierte. Ein Geräusch erhob sich aus der Meute, wie ein halb gehörtes Echo. Die Kreaturen zischten und fauchten auf eine unwillig scheinende Weise während sie auf ihren Plätzen verharrten ohne anzugreifen oder sonst etwas.

Geht, wiederholte Selari wobei sie immer noch die Dunkle Sprache benutzte und erneut pulsierte ihr Amulett, diesmal stärker als vorher. Die Dinger begannen ihre Formen zu verlieren und erhoben sich in die Luft. So wie sie entstanden waren vergingen sie auch wieder im umgekehrten Ablauf, das Letzte was von ihnen kam war ein unwirkliches Heulen der Freude und des Zorns. Wieder die Treppe emporsteigend gab sie Carba einen Wink. Wir sollten die Anderen von ihren Ketten befreien. Dann bugsierte sie Mandias auf die Füße. Lass deine Leute so viel wie möglich aufsammeln und setz sie in Bewegung. Wir müssen weiter zum Palast ehe der dritte Ring abgeriegelt wird.


- Yok - 04-10-2020

Von hier kommend


Yok hatte sich einen Weg durch die Gassen des zusehends im Chaos ertrinkenden Stadtstates gebahnt, oder sich besser gesagt über sie, denn statt sich der unbehagenden Enge zwischen den Häusern auszusetzen, war er auf die flachen Dächer der Wüstenstadt geklettert und sicvh von Dach zu Dach bewegt. Immer mit einem Blick auf die schwarze Festung der Stadt gerichtet und dem anderen auf den Gemetzeln zu seinen Füßen.
Der Bhrak spürte dabei, wie der Anblick der vielen Menschen, die sich gegenseitig abschlachteten, in ihm den Trieb weckte, selbst Blut zu vergießen. Immernoch wütend und verwirrt von den Ereignissen am namenlosen Fluss fiel es ihm schwer, dem schleier dieser neuen, unbehaglichen Gefühle und Gedanken zu widerstehen. Jede Faser seines Körpers sehnte sich danach, etwas in Stücke zu hacken, oder mit seinen Pfeilen zu durchbohren, doch noch nicht. Noch waren seine Jäger-Instinkte stark und seine Beute hatte er bereits zu fest ins Auge gefasst, als dass er sich eine Ablenkung dieser Form leisten wollte.

Er hastete über die quadratischen Bauten und flachen Dächer, sprang über die Klüfte, die sich teils bereits mit Feuer füllten. Ein belebender, rot-gelber Schein, der gegen die finsteren Blaus und Purpurs des Nachthimmel anstob, von Yok jedoch trotz seiner Schönheit völlig ignoriert wurde.
Der Alpha hatte keine Zeit, keinen Grund, an etwas anderes zu denken, als an die Beute, die zu seinen Füßen lag. Erst ein Kultist, oder Wachposten vermochte ihn davon abzulenken, da er ihm am Rande eines kleinen Platzes im Weg stand. Schnell wurde Deckung gesucht und die Lage ausgespäht. Der Mensch stand mit dem Rücken zu ihm, gehörte aber offenbar zu einer Gruppe, die allesamt über den Hof vor ihm zu wachen schienen. Sie hatten Yok nicht bemerkt, waren aber derart im Weg, dass er es nicht einsahg, sich einen anderen Pfad zu suchen. Die Dächer hatten ihm bisher nur zu gut als Weg gereicht. Sollten die Menschen-Maden ihm doch Platz machen.

So schnappte sich Yok die Schleppleine mit Enterhaken, die er mit sich führte und schleuderte diese nach dem Kultisten. Der Haken legte sich nach einem Ruck um den Hals des unvorbereiteten Mannes und riss ihn hinterrücks zu Boden, ehe er röchelnd und fuchtelnd zu Yok in die Dunkelheit gezogen wurde.
Stahl bohrte sich in das Fleisch seines Opfers, Blut wurde vergossen und vom metallischen Geruch bezaubert, konnte Yok nicht anders, als ein paar Brocken aus ihm heraus zu beißen. Er schmeckte grauenhaft, nach Verwesung und Verderbnis, aber noch nicht so sehr, dass Yok die kleine Stärkung verschmähen wollte. Sie stinken nicht nur. Sie schmecken auch wie Gift. Diese Menschen ekeln mich an. Der zerstückelte Rest wurde zurückgelassen, als Yok sich aufmachen wolte, sich des nächsten Wachpostens anzunehmen, um weiter zu kommen, ehe ihn ein Gefühl erreichte, dass sich wie ein schweres Dröhnen in den Ohren anfühlte. Er stemmte sich auf die Füße und legte seinen Kopf schief, schnupperte in der Luft, ehe ihm nun auch akustisch dämmerte, was vor sich ging: Der Platz vor ihm war plötzlich erfüllt von Warp-Hexereien, wie er sie zuletzt beim Hexenmeister des großen Drachen wahrgenommen hatte. Instinktiv spähte Yok aus seiner Deckung heraus und vernahm bald die Schreie und das Kampfgetümmel, die die quadratische Grube vor ihm nun fühlten. Die Wachposten feuerten noch in die Tiefe hinein, ehe sie von schattenhaften Gestalten hinfortgerissen wurden. Einer von ihnen versuchte tatsächlich zu fliehen, lief dabei aber dem Bhrak in die Arme und wurde von dessen Schwert aufgespießt. "Tod den Menschen," kam es knurrend aus seiner Kehle, während der verwirrte Mann begann, nachtschwarzes Blut hervor zu würgen, ehe Yok ihn von sich stieß und sich nun selbst dem kleinen Hof näherte.

Er spähte über eine der Dachkanten hinweg hinab in den tönernen Blutkessel, der sich nun bildete. Krieger, die von schattenhaften Kreaturen hingeschlachtet wurden, umgeben vom Geruch des Warp, ausgehend von einer für ihn kleinen und zerbrechlichen Gestalt nahe des Eingangs, umgeben von ein paar Begleitern, die ebenso zuzusehen schienen, wie er selbst.

Eine weitere Bestie erhob sich aus einem missgestalteten Kadaver einer offenbar reptilischen Kreatur. Sie erhob sich schmatzend aus dem Unterleib des toten Wesens, änelte diesem aber in keiner Weise, vielmehr schien es einem der Neuankömmlinge nachempfunden zu sein. Eine Anhäufung von Muskeln, Zähnen und Klauen, die nun dazu überging, mit dem offenbaren Anführer der Krieger kurzen Prozess zu machen. Ein Teil von Yok war angeekelt von diesem Wesen, waren ihm die Art seines Entstehens und die Wesenheit seiner Existenz doch völlig fremd, andererseits faszinierte ihn die Kraft, vor der diese beschworene Kreatur nur so strotzte. Yok verspürte den Wunsch, sie zu jagen, zu dominieren und zu töten, wie es die Art seiner Spezies vorgab. Erfrischend normale Gedanken für seinen geschundenen Verstand.
Bedauerlicherweise sollte dieses Wesen jedoch verschwinden, bevor Yoks Versuchung, einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens zu legen, Überhand nehmen konnte. Stattdessen offenbarte sich ihm erneut, wer der Urheber des ganzen Spektakels sein musste, denn statt dass die widernatürlichen Wesen zu Ende wüten konnten, wurden sie von der zerbrechlichen Gestalt fortgeschickt, wenn auch mit einiger Mühe. Unterstanden sie einer änlichen Verbindung wie Yok und seine Getreuen selbst? Nein, das konnte nicht sein, immerhin verschwinden Krieger nicht einfach so, ohne ein Versteck, oder die Dunkelheit. Das hier war Hexerei und in keiner Weise mit dem Wesen seiner Art vergleichbar.

Mit den verwunderlichen Wesen verschwand auch der Großteil des Warp-Gestanks, auch wenn ein Rest davon wie eine böse Erinnerung an dessen Quelle haften blieb. Vor diesem Wesen musste er sich hüten, da war sich Yok inzwischen sicher.
Wieder fiel sein Blick auf die Begleiter des zarten Wesens, jetzt wo der Kampf vorbei war. Derjenige, der offenbar ein Abbild des beschworenen Monster war, kam Yok nun im Vergleich wie eine Parodie dessen vor. Auch wenn die Stärke des Pferdewesens offensichtlich war, so kam es ihm im Vergleich doch kümmerlich und ekelhaft vor, dennoch war es tierisch und massig genug, um Yoks Instinkte erneut zu wecken. Ohne, dass er es selbst bemerkte, war Yok bereits halb um den Hof herum getigert, um einen besseren Blick zu werfen, angetrieben von seinem Verlangen nach Blutvergießen. Die zwei toten Menschen, die er bereits hinterlassen hatte, waren dabei längst vergessen. Angesichts des allgegenwärtigen Blutrausches an diesem Ort würde wohl jedes Raubtier sein Gefühl für Sättigung verlieren.
Dennoch beobachtete der Alpha lediglich, was sich da unten tat, wie sich die kleine Gruppe verhielt, offenbar darin bestrebt, die schwächlichen Gefangenen zu befreien. Wohlmöglich wollten auch sie zum Palast des Drachen gelangen, wohlmöglich würden sie aber auch die Kälte seiner stählernen Pfeile spüren. Yok war sich nicht sicher, was er tun wollte. Er sollte nicht verweilen, doch seine Neugier und Begierde nach Blut und Tod nagelten ihn für den Augenblick fest, als hinge er an einer Leine.


- Selari - 06-08-2020

Trotz allem was vor und während ihrer Ankunft passiert war ließ sich über die nun ehemaligen Diener der Schlangengrube nicht sagen dass sie völlig gebrochen waren. Nachdem alle von ihren Ketten befreit waren machte sich unter den Anweisungen Carbas und auch Mandias soetwas wie Ordnung breit. Die Verwundeten versammelten sich alle an einem Fleck um sich gegenseitig und von Anderen so gut es ging die Verletzungen behandeln zu lassen wo Selari mit der ein oder anderen Priese Kräuter und Pudern wo nötig die schlimmsten Schmerzen fürs Erste zu lindern vermochte. Die Unbeschadeten machten sich daran sich mit ihrer abgenommenen Ausrüstung wieder oder den zahlreichen nun herrenlos gewordenen Gegenständen neu zu bewaffnen. Anschließend wurde aus der brennenden Ruine und dem bereits entnommenen Beutegut zusammengetragen was sich auf die Schnelle mitnehmen ließ. Angesichts der aktuellen Situation zuerst hauptsächlich Wasser und Nahrung aber auch ein zukünftig wertvoller Fundus jener Güter für die die Schlangengrube bekannt gewesen war.

Selari stand still inmitten des betäubten mechanischen Gewusels und verfolgte verträumt das Licht- & Schattenspiel des immer noch lodernden Feuers, nur ab und zu beäugte sie flüchtig die ein oder andere vor den Flammen gerettete Ware. Sie tat dies innnerhalb eines Areals der Einsamkeit, keiner der Diener und Kämpfer wagte es ihr nach dem Geschehen mit den beschworenen Kreaturen zu nahe zu kommen. Zwei große aber offenbar recht leichte Truhen die in die kalte Nacht getragen wurden weckten ihre Aufmerksamkeit und sie trabte mit klimpernden Hufen herüber, Staub, Blut und andere Überreste des Kampfes verwandelten sich unter ihrer Berührung und wurden zu einer ihr folgenden Spur aus schnell verblassenden Schattengestalten tintenartiger Schwärze und spährischen Klängen, mal lieblich, mal verstören, mal laut mal leise. Im Gegensatz zu ihrer sonstigen gewissen Abwesenheit aufmerksam und konzentriert beugte sie sich über den Truheninhalt während die vier Träger ihr respektvoll Platz machten. Die Behältnisse waren bis zum Rand mit einem im unsteten Feuerschein farblich unbestimmbaren Kristall gefüllt, Splitter, Scherben, Brocken und auch intakte Stücke sowohl unbehandelt als auch geschliffen, dazu kleine Beutel und Dosen mit Staub desseelben Materials obendrauf gelegt.

Selari nickte zufrieden mit einem kleinen Lächeln als sie die Deckel wieder schloss. Diese hier nehmen wir mit, sie werden für mich und andere mit der Gabe der Geister sehr nützlich sein. Schließlich formierte sich der Haufen zu einer losen Kolonne, die Verletzten und Ausrüstung in der Mitte. Aus den Häusern um den Platz herum schlossen sich Einzelne oder kleine Gruppen und Familien mit ihren Habseligkeiten dem Zug an, ohne die Präsenz der Schlangengrube fühlte man sich dem Geschehen der Nacht zu schutzlos ausgesetzt um zu verweilen. Währenddessen trat Selari neben den Leichnam Nagaris und hockte sich nieder um ihn einige Augenblicke zu betrachten ehe sie ihn auf den Rücken drehte. Mit ihrem Messer schnitt sie kundig ein verzweigtes Symbol in die leblose Brust das schön aber unbehaglich anzusehen war. Anschließend holte sie einen kleinen Brocken Salz aus ihrem Beutel und schabte etwas davon mit ihrer Klinge ab und es über die Linien und kurzen zu streuen. Sich erhebend setzte sie sachte den silbernen Huf in die Mitte des Zeichens und trat zurück. Das auf den Schlangenschuppen tanzende Licht veränderte sich zu allen möglichen und unmöglichen Farben während der Körper und seine Konturen immer heller und unstofflicher zu werden schienen und dann war nichts mehr da außer dem vergossenen Blut und den nun zu Boden fallenden persönlichen Sachen. An die Spitze der Kolonne tretend legte sie Carba und Mandias kurz eine Hand auf die Schultern. Sie ist nun zumindest irdisch im Reich der Geister. Mehr als dieses Geschenk ist mir nicht möglich da sie sich dem Sechsfachen Pfad verschrieben hatte. Aber nun müssen wir los zum Palast ehe die Tore geschlossen werden, dort angekommen sollten wir uns einen ruhigen Platz suchen und sehen wie sich die Lage entwickelt, die noch lange Nacht ist dunkel, und voller Schrecken. Damit ging es dann auch schon relativ zügig aber nicht zu schnell um jemanden abzuhängen, los zum Zentrum Rasankurs.