Koron III
Auf bösem Grund - Druckversion

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- Kurt Messer - 03-19-2020

Kurt riss den Auslösehebel durch und brüllend schickte das Geschütz seinen Inhalt auf die Reise zu den Banditen. Gleichzeitig sangen die Laserkanonen das Lied des Maschinengottes.
Die Wirkung war fulminant.
Er hatte damit gerechnet den ersten Schuss zu vergeigen. Zum einen hatte er ohnehin die Angewohnheit immer einen oder gar mehrere Schüsse zu brauchen um sich einzuschießen, zum anderen durfte man die Umstände nicht vergessen. Er feuerte von einem sich bewegenden Objekt, mit einem sich noch sehr viel schnellerem, sich bewegenden Objekt, auf Objekt Nummer Drei, welches sich seinerseits bewegte.
Man musste kein Rechnerhin des Mechanicus sein um rauszufinden, dass die Wahrscheinlichkeit etwas zu treffen sehr gering ausfallen würde.
Umso überraschter war, als einer der kruden Aufbauten auf den Trucks, sich wie eine aufgehende Blume öffnete, und regelrecht zerfetzt wurde. Schrott, Besatzung und Fahrzeugteile flogen wie verspritztes Wasser nach allen Seiten. Was immer sie für ihre Waffe an Munition verwendeten detonierte und erschütterte auch den Rest des Fahrzeuges, was an Krämpfe bei einem lebenden Geschöpf erinnerte.
Der LKW bremste ab und Kurt sah noch wie einige der überlebenden Barbaren panisch absprangen, bevor die Staubwolke das Wrack verschluckte.
Fast zeitgleich lösten die beiden Laserkanonen aus und überfluteten sie mit einem Schwall erhitzter Luft, dem Geruch gebackener Sandes und einem unangenehm knackenden Druck in den Ohren.
Kurt wusste aus seiner Zeit auf den Schlachtfeldern, was Laserkanonen anrichteten konnten. Wie sie sich durch Panzerung brannten als bestünde sie aus Pappe, wie sie Menschen und Menschenähnliches faktisch auf Nichts reduzierten, wenn sie an solche Ziele verschwendet wurden.
Der Blaine wurde langsamer. Nicht viel, aber doch spürbar.
Zumindest wäre es für Kurt spürbar gewesen, wenn er in diesem Moment nicht zu sehr von der tödlichen Präzision dieser Waffen gebannt gewesen wäre. Sein eigener kleiner Glückstreffer verlor dadurch gehörig an Eindruck.
Zwei Lichtlanzen zuckten nach hinten und trafen mit gnadenloser Genauigkeit. Ein Fahrzeug verging in dem Sekundenbruchteil in einer Flammensäule, als der Schuss es aufspießte.
Das andere Vehikel wurde von dem Strahl penetriert. Anders konnte man es nicht beschreiben. Ein glühendes Loch erschien im Kühlergrill des Fahrzeuges und am Heck trat der Schuss wieder aus. Es blieb einfach stehen, jeglicher Funktion und vermutlich auch jeglichen Lebens im Inneren beraubt.
Drei Schuss drei Treffer. Die moralische Wirkung schien die der taktischen noch bei Weitem zu übertreffen. Die Motorräder wichen nach links und rechts aus wie ein Schwarm Vögel in den ein hungriger Hautsegler hinein stieß. Die verbleibenden größeren Fahrzeuge verlangsamten ihre Fahrt abrupt und ließen den Abstand größer werden. Ihnen schien die Lust auf Überfälle erst einmal vergällt wurden zu sein.
Schließlich änderten die Barbaren ihre Richtung und fuhren geschlossen in die Richtung, von der die Drei in dem Landzug wussten, dass sich dort die andere Gruppe herumtrieb.


Sindri bekam diese Informationen durch den Maschinengeist des Blaine ebenso mitgeteilt, wie die bestätigten Treffer der Laserkaonen. Er konnte verfolgen, wie die Wilden einen ungefähren Kurs einschlugen, an dessen Ende sie sich mit der anderen Gruppe vereinigen würden. Aber noch etwas anderes wurde ihm gewahr. Der Staubsturm hatte an Geschwindigkeit und Intensität zugenommen und würde sie, bei gleichbleibenden Werten, in dreißig Minuten erreichen.
Wollten sie nicht dort hin fahren wo sie hergekommen waren, würden ihm nicht entkommen können.


- Hector Aruken - 04-01-2020

Hector nickte anerkennend, während er die drei Volltreffer und ihre spektakuläre Wirkung begutachtete. Der moralische Effekt war jedoch scheinbar noch stärker als der physische und Hector verfolgte stirnrunzelnd wie die restlichen Verfolger geschlossen abdrehten, scheinbar, um sich der größeren Gruppe anzuschließen. “Das war deutlich einfacher, als ich befürchtet hatte…“, sagte er über den allgemeinen Vox-Kanal und deaktivierte seine Plasmapistole. “Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie uns als größere Gruppe weiterverfolgen werden und wir sollten kein unnötiges Risiko eingehen. Wir setzen unseren Kurs in den Sturm fort. Kurt, Munition sichern und Geschütz abdecken, anschließend alle unter Deck. Wir halten unseren Kurs und fahren exakt entgegen der Windrichtung.“ Mit sicheren Bewegungen schwang Hector sich durch die Luke und zurück ins Innere des Zuges. Sindri, bitte dichte den Zug ab, ich werde einen möglichst präzisen Scan des vor uns liegenden Gebiets durchführen, damit wir gegebenenfalls auch Blind manövrieren können., wandte er sich per Noosphäre an seinen Bruder in der Maschine, während er selbst zurück in den Kontrollraum ging. Die Sensoren des Blaine waren gut, aber es würde sich lohnen für den Fall der Fälle das exakte Profil ihrer Route so genau wie möglich zu kennen. Der Staubsturm an sich sollte kein großes Problem darstellen, aber es war immer gut vorbereitet zu sein. In jedem Fall sollten sie darin ihre Verfolger abschütteln können. Die improvisierten Fahrzeuge würden in jedem Fall größere Probleme mit dem Sturm haben als der Panzerzug. Nand beließ er fürs erste an der Steuerung der Las-Kanone, nur für den Fall dass die flüchtigen es sich noch einmal anders überlegten…


- Sindri - 04-07-2020

Sindri verfolgte das kurze Kampfgeschehen über die Informationen des Maschinengeistes und jenen die Brokkr ergänzte wobei er mit einem kurzen mentalen Impuls zwei Listen anlegte die die zerstörten Fahrzeuge und getöteten aufzählten wobei Letztere natürlich nur geschätzt wurden. Dabei trennte er nach Abschüssen durch den Blaine und Kurt. Anschließend nahm er über seine Anschlüsse und ein Bedienfeld eine Anpassung vor und schrieb ein Programm dass die Energieverteilung des Zuges während des Abfeuerns der Laserkanonen neu regelte, nun würde die Energiezufuhr der Quartiere und der Klimaanlage deaktiviert und die freigewordenen Kapazitäten auf den Antrieb umgeleitet werden. Beim nächsten Mal würde ihr Fahrzeug nicht mehr an Geschwindigkeit einbüßen. Das Ganze wurde mit den vorschriftsmäßigen Hymnen geweiht und begleitet von einer kleinen Salbung der Kontaktbuchse mit den entsprechenden Litaneien in einen Zwischenspeicher hochgeladen.

Damit fehlte nur noch eine formelle Überprüfung, Freigabe und rituelle Eingabe durch Hector als kommandierenden Priester des Zuges. Als ihn dessen Anweisung erreichte trennte er die Verbindung zum Maschinengeist nachdem er die Ansaugöffnungen des Belüftungssytems verschlossen und auf interne Zirkulation umgeschaltet hatte und gab währenddessen eine knappe Antwort auf dieselbe Weise Es wird geschehen. Anschließend durchquerte er die Abteile des Zuges der Reihe nach und kümmerte sich um den manuellen handwerklichen Teil der Abdichtung. Gleichzeitig verarbeiteten seine cranialen Schaltkreise die bisher gesammelten Informationen des Gefechts und dessen Vorbereitung zu einem Kampfbericht den er später als binäres Datenpaket an den Kommunikationsstrom nach Magnus Rega dranhängen würde. Brokkr erhielt dabei die Anweisung Hectors Scan mit seinen eigenen Systemen zu unterstützen und als Relaipunkt die Reichweite zusätzlich zu vergrößern. Damit wüden sie sich ausreichend zurechtfinden sofern der Sturm nicht außergewöhnlich lange dauern würde ehe sie die Prozedur wiederholen mussten. Aber den bisherigen Daten zufolge würde der koronische Sturm nicht mit einem der marsianischen Wüste mithalten also würden sie sich zu achtundneunzig Prozent darauf verlassen und die fehlenden zwei Prozent als Sicherheitsmaßnahme verrechnen können.


- Die Stimme - 04-20-2020

Sindri hatte sich nicht geirrt, als er dem koronischen Wind der Vorwüste weit weniger Kraft zusprach, als den globalen Stürmen des roten Planeten.
Dennoch ein Vergleich, der einen sehr hypothetischen Charakter bekam, als die Wand aus bewegter Luft und Staub gegen den Landzug krachte.
Das Fahrzeug ächzte wie ein gequältes Tier und selbst die massive Bauweise der Maschine konnte nicht verhindern, dass sie in dem Maße durchgeschüttelt wurde, dass es der Norm widersprach.
Trotz der Versiegelung gaben die Anzeigen an, dass einige der Bauteile, die unweigerlich dem Sturm unmittelbar ausgesetzt waren, bedenklich viel Staub ansammelten. Natürlich verfügte der Blaine über Mechanismen, sich von solcher externen Verschmutzung zu befreien. Doch selbst die ausgeklügelste Maschinerie konnte nur zu einem gewissen Grad davor schützen, dass irgendwann eine manuelle Reinigung nötig wurde.
So weit war es noch nicht, doch der Sturm hatte sie auch gerade erst überrollt.
Immerhin ließ das Rütteln nach, nachdem sie erste einmal die Bugwelle des Unwetters passiert hatten. Allerdings kamen nun einige andere Probleme zum Tragen.
Der Sturm schien Partikel mit sich zu wirbeln, welche einen Großteil der Tastgeräte beeinträchtigten oder gleich ganz funktionsuntüchtig machten. Auf Sicht zu fahren war kaum besser. Die Sichtweite betrug bestenfalls fünf Meter.
Der Blaine bremste ab, während die Sicherheitsprotokolle des Maschinengeistes griffen. Er konnte den Weg mit den im Voraus bestimmten Daten problemlos bewältigen, es durfte sich nur kein neues Hindernis in den Weg stellen. Um dieses Risiko auszuschließen, wurde die Geschwindigkeit gedrosselt.
Ein Alarm ertönte und Sindri stellte ihn ab.
Hector übernahm seinerseits einige Kontrollen.
Kurt stand derweil herum und kam sich nutzlos vor. Hätten die beiden Techpriester besorgt dreingeschaut, geflucht oder ihn angebrüllt, er soll aus dem Weg gehen und sich irgendwo nützlich machen, ihm wäre sehr viel wohler gewesen. Aber sie waren nur konzentriert.
Wieder quäkte ein Alarm auf und wurde sogleich abgestellt. Kurt wagte in den mit Schweigen angefüllten Raum hinein zu fragen, was das war. Knapp und beiläufig erklärte Sindri ihm, dass es sich um Annäherungswarnungen handelte, die durch Ballungen von Staub in der Luft zu Fehlmeldungen verleitet wurden. Kurze optische Überprüfungen hätten bestätigt das es sich um Fehler handelte.
Kurt nickte, war jedoch nicht beruhigt darüber, dass der Blaine sich bei irgendetwas irrte.
Ein paar Minuten herrschte Ruhe, dann kreischte wieder ein Alarm. Inzwischen wäre eine andere Besatzung vermutlich nachlässig gewesen und von einer weiteren Falschmeldung ausgegangen. Etwas, was man bei den Dienern der Maschine nicht befürchten musste. Sindri flötete etwas in der Zahlensprache an Hector. Kurz darauf fauchte die Laserkanone an der linken Seite los.
Der Blaine wurde langsamer.
Nicht sehr, weniger als vorher, doch trotzdem, so viel, dass es selbst Kurt spürte. Der Elektropriester blickte auf, nur für eine Sekunde. Eine Gesichtsregung war ihm ohnehin nicht zu entnehmen, aber es mochte dem am nächsten kommen, was bei nicht modifizierten Menschen einem irritierten, ja wütenden Ausdruck der Verwunderung gleichkam.
Seine Modifikationen waren nicht so erfolgreich gewesen wie gedacht. Verfehlt! Das war Hector gewesen, der trocken einen weiteren Umstand konstatierte, der Kurt nicht eben mit Zuversicht erfüllte. Die Präzision und Entfernungsleistung der Laserkanone ist stark reduziert. Vielleicht war die Entscheidung gegen Bolter doch suboptimal. Draußen war ein trockenes Krachen zu hören, dem ein weiterer Schuss aus dem Laser folgte. Ziel ausgeschaltet. Sie fahren tatsächlich mit ihren Motorrädern in diesem Sturm. Beachtlich! Angriff mit leichten Sprengsätzen auf den Blaine. Keine Beschädigung. Wir sollten das Tempo erhöhen. Das Risiko liegt im Rahmen vertretbarer Toleranzen.
Hector wandte sich wieder den Anzeigen zu, während der Landzug erneut mehr Fahrt aufnahm hantierten beide Techpriester an den Steuerungen, sprachen nonverbal, verbal und technisverbal, miteinander, nutzten alle ihnen gegebenen Arten der Kommunikation voll aus.
Sindri zählte fünf sie umkreisende Kleinstfahrzeuge, stufte sie als geringe Bedrohung ein und stellte die Priorität des Geschwindigkeitsgewinns über die Bekämpfung mit den Laserwaffen.
Dann entdeckte er etwas anderes auf den arg beeinträchtigten Tastern.
Es musste eine weitere Fehlfunktion sein, denn etwas so Großes konnte sich unmöglich auf die Art bewegen. Mit solcher Geschwindigkeit. Nicht über die Maßen schnell, doch im Anbetracht der Ausmaße…
Er nahm eine weitere Tastung vor und bekam das gleiche Ergebnis. Sindri übermittelte Hector die Daten und bat wortlos um Gegenprüfung. Der Forsche bestätigte die Messung. Es bewegt sich parallel zu uns. Sehr schnell.
Was bewegt sich parallel zu uns?
Setze die Laserkanone ein und korrigiere Kurs.
Wirkungsangabe?
Nicht zu erkennen.

Kurt war sich sicher, dass sie die gesprochene Sprache nur benutzten um ihn nicht dumm sterben zu lassen und sie alle relevanten Informationen in Gedankenschnelle miteinander austauschten. Umso frustrierender, dass er dennoch nichts verstand.
Wir werden nicht entkommen.
Energie aus den hinteren Sektionen umleiten.
Es wird nicht reichen!
Was zur Hölle ist da draußen?

Durch die Hülle drang ein tiefer, dröhnender Ton. Wie das gewaltige Kriegshorn eines Riesen.

Im Schleier des Sturmes bewegte sich tatsächlich ein Riese, welchen die Buggys, Motoräder und kleineren Fahrzeuge umschwärmten, wie Putzerfische einen räuberischen Hai.
Dieser Gigant hatte Motoren, durch alles betrieben, was irgendwie brannte.
Doch diese hätten nie ausgereicht ihn vom Fleck zu bewegen. Die größte Arbeit wurde von Sturmsegeln geleistet, welche in Paarungen angeordnet, sich so schnell drehten, dass sie fast verschwammen und im Bauch der Bestie Funken sprühende Energie lieferten.
Der Kollos war nur befähigt sich in einem Sturm wie diesem zu bewegen. Koppelgetriebe und beinartige Gestänge, alles war Verbindung, alles war fließende Bewegung. Räder wurden nicht gebraucht, um geschmeidige, ja fast lebend anmutendes Vorankommen zu erlauben. Wer dieses Konstrukt sah, wenn es jemals jemand in voller Bewegung und unverschleiert von Staub und wirbelnden Chaos hätte sehen können, hätte sich unterstanden die Schaffer des Gehers als “Barbaren“ zu bezeichnen. Gleichwohl die Gestalten, die über Laufwege und Plattformen eilten, waren schaurig anzusehen. Vermummt gegen den Sturm, krude gepanzert gegen Schuss, Stich und Schnitt.
Wahre Geschöpfe der Vorwüste, wahre Geschöpfe des Sturms.
Die Laserschüsse des Blaine, der sich verteidigte wie das fliehende Insekt, welches sein gesamtes Arsenal gegen den verfolgenden Räuber einsetzt, trafen das Gestänge. Das Licht, wegen des Staubs, durch den es sich kämpfen musste, in seiner Stärke abgeschwächt, brannte sich durch kreisende Gelenke, Streben und gepanzerte Plattformen. Verlangsamen oder gar aufhalten konnte es den Geher eben so wenig, wie der Stachel des Insekts, den natürlichen Fressfeind hätte aufhalten können.
Gut möglich, dass die Sprengkraft des Dachgeschützes mehr Wirkung gezeigt hätte als die komprimierte, destruktive Kraft der Laserkanonen, die nur hinein fuhr, aber nichts auseinander riss.
Die Gehmaschine holte auf, setzte über Steine, Bodenschwellen und Senken hinweg, ganz das Geschöpf dieser Umgebung.
Zwischen den zentralen Beingruppen fand sich eine Aussparung, faktisch unter der zentralen Plattform, dem Hauptdeck, auch wenn der nautische Vergleich bei diesem Apparat, kaum recht verfangen konnte.
Dieser Freiraum war dabei gleichwohl alles andere als verschwendeter Platz. Er diente nur, entgegen der restlichen Mechanik, nicht der reinen Bewegung und Energiegewinnung. Jetzt wo sie der Wüstenleviathan nah genug war, bewegte sich auch hier etwas.
Ein Greifarm, bei seiner Geburt vielleicht Teil irgendeiner Bergbaumaschine, schwang aus seiner Halterung herunter. Im Vergleich zu den restlichen Elementen, permanenter Rotation, Auf- und Abwärtsbewegung, ein träger, fast gemütlich wirkender Vorgang. Begleitet wurde er vom tiefen Dröhnen eines Horns, eines Siegesgebrülls, eines vorfreudigen Schauers. Der Greifer hatte die Ausmaße, dass er einen handelsüblichen Leman Russ oder gar Land Raider problemlos würde fassen können.
Dieser Fänger näherte sich unaufhaltsam und gierig geöffnet dem voraneilenden Blaine.


- Sindri - 05-02-2020

Das seine Modifikation sich als suboptimal erwies war für Sindri etwas was einer gewissen Peinlichkeit für einen Techpriester sehr nahekam. Es gab zwar sicher mildernde Umstände schon allein durch die veränderten und unkalibrierbaren Wetterfaktoren aber dennoch war es ein Faktum dass ihm gegen die Programmierung ging und dementsprechend war seine Reaktion. Hectors Beurteilung darüber dass die Normaden ihnen mit den Motorrädern folgten teilte er. Die Buggys waren eine Sache aber die sehr viel verletzlicheren und anfälligeren Bikes waren etwas was eigentlich ganz weit unten auf der Eventualitätenliste stand. Dass es nur so wenige waren sprach immerhin dafür dass ihre Schlussfolgerungen nicht falsch waren.

Dann tauchten auf dem Auspex und anderen Scannern diese unmöglichen neuen Daten auf. Er ließ ein Analyseprogramm durchlaufen um eine Fehlfunktion und Verzerrungen durch die Staubansammlungen auszuschließen und nahm eine weitere Abtastung vor die dasselbe Ergebnis brachte. Nach Hectors Gegenprüfung und Bestätigung sandte er augenblicklich Brokkr einen binären Impuls sich das Ganze anzusehen. Als die körnigen Bilder in seinen Cortex cerebri übertragen wurde gab es ein internes Wiedererkennungssignal. Ungläubig suchte Sindri nach der Meldung und verschränkte bei ihrer Sichtung die Hände zum Zahnrad.

Gelobt sei der Maschinengott! Etwas das eine Referenznotiz in den Datenbanken des Tempels allen Wissens besitzt hier auf dieser abgelegenen Welt zu finden ist etwas mit dem ich nie gerechnet hätte. Er teilte seine Entdeckung mit Hector über eine kurze Binärcode-Übertragung ehe er sie über eine Prioritätsroutine an die Spitze des aktuellen Datenstroms nach Magnus Rega setzte. Bedauerlicherweise gab es zumindest seinen Aufzeichnungen nach wirklich nur eine Referenznotiz ohne tiefergehende Daten und Aufzeichnungen. Aber dennoch war es eine gesegnete Entdeckung. Er hätte jetzt viel gegeben das Fahrzeug studieren zu können aber die Umstände machten dies unmöglich, Brokkr Befehle gebend so viele Aufzeichnungen und Informationen zu sammeln wie möglich wandte er sich wieder der vordringlichsten Aufgabe zu.

Immerhin brachten ihn die übermitteten Daten seines Servoschädels auf eine Idee als dieser in wiederholten Kreisen eng um das Gefährt herumflog. Wenn ihn die Normaden trotz der Witterung bemerkten machten sie sich effizienterweise nicht die Mühe Zeit und Material darauf zu verschwenden zu versuchen ihn abzuschießen. Wenn wir die Versiegelung lösen und ich auf die Plattform steige könnte es mir möglich sein den Greifer mit einem elektronischen Energiestoß temporär oder, mit entsprechenden Kurzschlüssen, permanent lahmzulegen. Sie werden zwar weiterhin an uns dran bleiben aber wir entgehen einem Andocken mit anschließender Enterung. Auch konnte anschließend festgestellt werden ob das Geschütz wirkungsvoller war.


- Hector Aruken - 05-19-2020

Die Anzahl unterschiedlicher Alarmsignale, die das Innere des Kommandoraums mit einem dissonanten Dröhnen erfüllten, war geradezu absurd. Hector investierte zwei wertvolle Sekunden darauf, die akustischen Signale zu deaktivieren und die zugehörigen Fehlermeldungen in den Backlog des Blaine umzuleiten. Der Lärm der Sirenen wurde durch das Rauschen des Sturms und das Krachen der riesigen Maschine ersetzt und Hector war sich nicht sicher, was er bevorzugte. Seine emotionale Seite konnte Sindri’s Erregung durchaus verstehen, seine pragmatische Seite jedoch befahl ihm sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und das bestand in dem Ziel so schnell so weit wie möglich von diesem Monster wegzukommen. Seine Entscheidung in den Staubsturm zu fahren hatte auf einer akuten Risikoanalyse basiert, die sich ganz offensichtlich als Misskalkulation erwiesen hatte und jetzt war es seine Verantwortung sie wieder herauszuholen. Verstanden, geh aufs Dach und sieh was du tun kannst. Mag-Lock und Sicherheitskabel, ich werde zumindest versuchen dieses Ding auszumanövrieren. erwiderte er den Vorschlag des Luminen und richtete seine Aufmerksamkeit zurück auf die Steuerung des Zugs.
Hector wartete bis Sindri den Raum verlassen hatte und checkte ein weiteres mal die Auspex-Anzeigen. Die Profilanalyse des umliegenden Geländes war noch immer ungenau, jedoch schien es in direkter Nähe keine größeren Hindernisse zu geben. Mit einem grimmigen Nicken, mehr zu sich selbst als irgendwem sonst, steuerte Hector den Zug in eine scharfe Rechtskurve. Ihr riesiger Verfolger war zwar schnell, aber höchstwahrscheinlich nicht sonderlich wendig und wenn sie auf gerader Strecke nicht entkommen konnten, müssten sie es eben auf Umwegen versuchen. Die offensichtliche Abhängigkeit des Kolosses von seinen Sturmsegeln legte die Vermutung nahe, dass sie schnellstmöglich aus dem Sturm ausbrechen sollten. Hector schlug einen Kurs ein, der so kurvig war, wie der Blaine es gerade so verkraften konnte ohne strukturelle Schäden zu erleiden und richtete dabei die allgemeine Hauptrichtung genau entgegen der Windrichtung des Sturms. Wenn man dem Wetterphänomen nicht davonlaufen konnte, musste man eben mitten durchstoßen! Gleichzeitig befahl er Nand das Feuerschema der Laskanone zu ändern und die Segel zu fokussieren. Die Wahrscheinlichkeit auf einen effektiven Treffer war ob des Staubs und des wilden Kurses zwar gering, jedoch könnte jeder Schaden an den Segeln den Unterschied zwischen Sieg oder Niederlage bedeuten.
Hector spürte den wütenden Maschinengeist des Blaine, dessen Zorn über die Entweihung seines metallenen Körpers durch die Geschosse und die entwürdigende Aussicht wie ein interessantes Insekt vom Boden aufgehoben zu werden sich wie ein unterschwelliger Druck in der lokalen Infosphäre der Bordsysteme bemerkbar machte. Über den ohrenbetäubenden Lärm begann der Techpriester alle Lobgesänge der Beruhigung und Motivation zu rezitieren, die ihm einfielen. Das letzte was sie gebrauchen konnten war, dass der Geist des mächtigen Fahrzeugs Einfluss auf die Steuerung nahm und sie geradewegs in ihren sicheren Tod führte. Der Plasmareaktor lief mittlerweile auf 94.38 Prozent der maximalen Kapazität und das Bewusstsein, diese miniaturisierte Simulation einer Sonne stetig in Richtung Nova zu treiben trug nicht gerade zu seiner Beruhigung bei…


- Kurt Messer - 05-25-2020

Ich gehe voraus. Stellte Kurt eine Selbstverständlichkeit fest.
Er sparte sich Floskeln wie „Und schaue ob die Luft rein ist.“ Sie würde es nicht sein.
„Ob alles okay ist!“ nichts würde “okay“ sein.
Da er in ihrem Dreiergespann die entbehrlichste und im Inneren des Zuges am wenigsten nützliche, Komponente darstellte, stellte sich auch die Frage nicht, ob er hier bleiben sollte. Schließlich hatte man ihn angeheuert, um auf Leute zu schießen und dafür zu sorgen, dass diese Leute ihrerseits möglichst wenig auf die beiden Techpriester schossen.
Dann also frisch ans Werk.
Wohl war ihm dabei nicht. Er hatte genug Schlachten und Gefechte mitgemacht, um zu wissen, dass es so etwas wie Gewöhnung an den Kampf nur dann geben konnte, wenn man seine geistige Gesundheit oder seine Menschlichkeit aufgegeben hatte. Angst vor Tot und Verwundung begleitete den Veteranen, wie den frischen Rekruten.
Doch bange machen galt nicht. Also zurrte er die Schussweste fest, überprüfte seine Waffen und begab sich mit Sindri zur Schleuse. Das war leichter gesagt als getan, denn Hector hatte sich darauf verlegt, halsbrescherische Ausweichmanöver zu fahren, die den Blaine in seinen Grundfesten ächzen und stöhnen ließen.
Sie wurden ordentlich durchgeschüttelt und hatten ein ums andere Mal Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Endlich erreichten sie die Leiter nach oben.
Ich gehe hoch und ziehe das Feuer auf mich. Auch nicht eben ein Satz den ich schon allzu oft gesagt habe.Dann gebe Ich Euch so gut es geht Feuerschutz bei dem, was auch immer Ihr tun müsst. Damit atmete er zwei Mal tief durch und hieb auf den Öffnungsmechanismus.
Eine Bestie aus Sand und Wind brüllte herein. Es war als würden Eimer voll rötlichen Staubs ins Innere des Zuges geschaufelt. Kurt musste sich regelrecht Sprosse für Sprosse hinauf kämpfen und als sein Oberkörper halb ins Freie hing, war das Erste was er tat, den Karabinerhaken der Sicherungsleine einzuklinken.
Dann wuchtete er sich ganz auf die Plattform.
Das Bild, welches sich ihm bot, war die phantasmagorische Grundlage für Albträume. Um sie her herrschte eine bewegte Wand aus heulendem Wind und einem roten Kosmos allgegenwärtigen Staubs. Schemenhaft war darin ihr Verfolger auszumachen, der träge dem wilden Schlingern des Landzuges folgte, langsam aber sicher aufholte und versuchte seine Beute in die Reichweite seines Greifarmes zu kriegen.
Kurt musste an Garganten denken, welche die fremdartigen Hirne der Orks ersonnen. Er hatte nie einen zu Gesicht bekommen, aber Geschichten und Beschreibungen gehört, die sie alle in Angst vor dieses wandelnden Festungen versetzt hatten. Es war, als hole ihn ein Schreckgespenst aus der Vergangenheit ein.
Das Ding war jetzt sehr nah und fast gemütlich schwang der Greifarm zu ihnen herab, Schlieren aus Rot hinter sich herziehend, als befänden sie sich in blutigem Wasser. Noch war er zu weit weg, aber die Kralle schien nur das Unvermeidliche abzuwarten.
Die Laserkanone des Blaine vermeldete, was sie davon hielt, dass der Landzug auf diese Art geschnappt werden sollte. Der Schuss fauchte an ihnen vorbei, überschüttete sie mit kleinen Glaskristallen und Hitze. Er ging hoch, traf etwas, sehr schnell Rotierendes und riss es ab.
Sich immernoch wie wahnsinnig drehend, stürzte es herunter, zerriss sich an straffen Stahlseilen oder zerfetzte sie seinerseits.
Der Verfolger wurde minimal langsamer und stieß sein Tröten aus, dass Kurt die Ohren klingelten. Wie ein Tier, dass verwundet oder ehr noch wütend gemacht wurden war.
Durch den Filter aus Staub und das verzerrende Wackeln der mörderischen Fahrt konnte man sehen, wie Gestalten an Tauen von Plattformen sprangen. Erst glaubte Kurt an einen Angriff, eine erste Enteraktion. Doch waren die anderen dafür dann doch noch zu weit entfernt.
Viel mehr zeigte sich hier das ausgeklügelte System, mit dem die Barbaren ihren Leviathan kontrollierten. Über Winden und Rollen wurde das Gewicht der Springer gelenkt und entfaltete so ein gewaltiges weiteres Segel, welches an die Seitenflossen eines Fisches gemahnte. Der Sturm ließ es kurz unkontrolliert vor und zurück klatscht, als winke es ihnen voller Hohn.
Dann fuhr eine Bö hinein und straffte es. Der Kollos nahm wieder an Fahrt auf, was Kurt ein gequältes Ächzen entlockte. Diese Typen verstanden ihr Handwerk.
Sindri war inzwischen auch auf der Plattform, schenkte der Bedrohung aber nur einen kurzen Blick.
Dann machte er sich an dem Geschütz zu schaffen. Die eingefetteten Teile waren dick mit Staub und Sand verklebt, jede Öffnung war damit gefüllt.
Es ist zu riskant die Kanone abzufeuernt. Brüllte Kurt gegen den Wind an. Zu viel Dreck! Ganz zu schweigen davon, dass Laden und Zielen bei dem, was Hector sich da zusammenfuhr, nahezu ein Ding der Unmöglichkeit sein würde.
Der Geher schob sich weiter heran. Schon waren seine vorderen Beine, Stelzen oder wie immer man es nennen sollte, mit ihnen auf einer Höhe.
Immerhin war nach wie vor ein gewisser Abstand zu dem drohenden Greifer vorhanden.
Doch das Kurt einzelne Zapfen und Zahnräder an der Maschinerie erkennen konnte, war kein gutes Zeichen.
Der Techpriester am Steuer versuchte erneut auszubrechen und rammte eines der Motorräder die sie noch immer umschwärmten. Maschine und Fahrer verschwanden unter den Ketten des Zuges. Das Abdriften des Blaines wurde dann von einem der Beine des Riesen aufgehalten, gegen die er brachial krachte.
Was in seiner Bewegung aus Gestänge und Kolben so filigran anmutet, war alles andere als das. Sie schmetterten gegen massiven Stahl, was Kurt von den Beinen holte. Er schlug mit der Schulter schmerzhaft gegen das Geländer ihrer Schützenplattform.
Glück im Unglück, denn durch die Position seines Sturzes, gewahrte er einen LKW, der sich von links näherte. Geschickt oder ehr mit mehr Glück als Verstand gesegnet, kurvte er um die niederstampfenden Beine des Läufers herum und hielt auf sie zu. Auf der Ladefläche tummelte sich eine Meute wild aussehender Banditen, die mit ihren Waffen winkten, gewiss aber nicht um hallo zu sagen. An der Seite war eine Enterrampe zu erkennen. Fraglich ob sie diese bei dem wilden Ritt, den Hector dem Blaine abverlangte, würden einsetzen können, aber die Absicht war deswegen nicht weniger unverkennbar.
Kurt legte, noch in halb gestürzter Position, mit seinem Lasergewehr an und schoss.
Er traf jemanden, was bei dem dicht gedrängten Knäul auf der Ladefläche kein Zeugnis seiner Schießkünste darstellte. Auch ein zweiter Schuss fand sein Ziel. Dennoch kam das Gefährt unerbittlich näher.


- Sindri - 06-13-2020

Den Kopf vor dem hereinfallenden Sand und taub senkend kletterte er stoisch die Leiter empor, der Beifang des Windes rieselte ob des beinahe gleichen Farbtons so gut wie unsichtbar über seine Kapuze. Sich hinter Kurt auf die Plattform ziehend hakte er rasch ebenfalls seine Sicherungsleine ein, Mag-Lok war bei einem Luminen allerdings nicht drin da seine Stiefel schließlich isoliert waren. Durch die Gläser seiner Maske betrachtete er fünf komma eins null Sekunden lang die sich bietende Szenerie während seine Mem-Speicher Erinnerungs-Referenzen an die Stürme des Mars generierten. Dann folgte er dem nächsten Laserschuss und beobachtete das anschließende Geschehen, die umherspringenden Normaden, das Hissen des neuen Segels und die Fahrtaufnahme des Leviathans. Effizient, war alles was er dazu sagte und es war ein ehrliches Lob. Das mit dem Quietschen und Kreiscen von Metall unter die Räder des Blaine geratene Motorrad sowie die Kollision mit einem der enorrme Beine veranlasste ihn nach der Brüstung zu greifen und im Gegensatz zu seinem Begleiter konnte er sich auf den Beinen halten.

Sindri wandte kurz den Kopf als Kurt das Feuer eröffnete und rief Brokkr mit einem mental-binären Befehl an seine Seite um seine Laserpistole in die Mechandriten des Servoschädels zu legen und dessen Programm zur Fahrzeuabwehr zu aktivieren. Brummend surrte dieser auch schon mit rot wirbelndem Kielwasser davon und brachte sich in einem Bogen vor den nahenden LKW. Ein Standard-Ausweichmanöver fliegend um sich vor Beschuss zu schützen begann er die Windschutzscheibe einzuschieben um sein Primärziel in Form des Fahrers zu eliminieren, anschließend würde mit einem eventuellen Beifahrer ein Sekundärziel folgen. Sindri wandte sich indess wieder zum stetig aufholenden Koloss um den rechten Arm zu heben. Der Wind zerrte ihm den eh schon kurzen Ärmel zurück und peitschte die neuen ebenfalls weißen Hautstellen mit Körnern was seine cranialen Schaltkreise lediglich als vielfältige, winzige, neurale Berührungen registrierten, ihre syntethische Natur war wie zu erwarten eine Verbesserung gegenüber der alten Organischen.

Die offene gerade Hand auf den riesigen Greifarm richtend verharrte er zehn komma fünf fünf Sekunden reglos. Das Einzige was sich tat war ein unterschwelliges aber beständig zunehmendes Gliimmen der Electoos. Dann erschütterte ein grollendes Krachen urplötzlich erhitzer Luft die Plattform etwas und ein blendend heller, blauweißer Lichtbogen fuhr durch die staubige Leere zwischen den beiden Fahrzeugen um sie mit winzigen Glaskristallen, Hitze und dem Geruch von Ozon zu füllen. Der Blitz schlug in den Greifarm ein über dessen gesamte Länge knisternde blaue Entladungen zuckten, funkendsprühend und rauchend schmorten Relais durch, an einer Stelle entflammte ein Kabelbrand den der heulende Wind zu einem hellen Glosen drückte. Die Elektrizität sprang auf andere Metallteile über und erreichte einige der am nächsten befindlichen Normaden die wie wahnsinnige Marionetten zu tanzen begannen als der Strom ihr Nervensystem briet. Dann kehrte Sindri den Elektronenfluss in seinem Arm abrupt um. Schmerzhaft weiße Lichtblitze sprangen von den zusammenbrechenden Körpern auf das umgebende Metall über, die Entladungen änderten ihre Richtung und bewegten sich rückwärts und dann löste sich der Blitz der ihn und das gegnerische Fahrzeug immer noch verband mit einer schnappenden Bewegung wie eine durchtrennte Peitsche. Er selber war völlig unbehelligt geblieben, lediglich seine organischen Fingernägel hätten etwas gequalmt und gestunken wenn der Wind nicht wäre. Den Arm wieder senkend zupfte er den Ärmel zurecht während der verklingende Energiefluss der Stromspeicherung durch die Verdrahtungen und binären Indoktrinationen die biologischen Teile seines Gehirns zu einer Ausschüttung von Dopamin, Endorphinen und anderen Botenstoffen stimulierte. Die Messgeräte seiner Potentia vermeldeten nicht nur die völlige Auffüllung der abgegebenen Energie sondern sogar einen gewissen Anstieg. Der nun vielfach rußgeschwärzte Greifarm ragte starr und unbeweglich vom Koloss herab, so nutzlos wie eine abgestorbene Gliedmaße und genau so amputationsbedürftig. Mit dem Gerät würden die Normaden außer demontieren und verschrotten definitiv nichts mehr machen können.

Währenddessen begann irgendwo an einem Ort außerhalb der Wüste ein Cogitator zu rattern und ein Entschlüsselungsgerät zu klackern. Wenige Momente später spuckten dessen Leitungen einen Strom binärer Daten auf den dazugehörigen Bildschirm. Eine Datensammlung bei dem es sich um die mit einer Prioritätszuweisung markierten Infomationen vom Datenstrom des Blaines nach Magnus Rega handelte. Nachdem die Übertragung der Entschlüsselung abgeschlossen war tauchte aus der näheren Umgebung eine mit einer hellen Schutzfolie bedeckte bionische Hand auf die einen Befehl eingab und anschließend ein kleines, kaum fingerlanges Speichermedium abzog ehe das nun in stand by befindliche Programm in eine Energiesparungs-Subroutine versetzt wurde. Der Magos wandte sich ab und streifte mit einer knappen Bewegung die Kapuze über, als er aus der Tür des kleinen Raumes schritt ruhten seine Hände wieder in den Ärmelöffnungen der jeweils Anderen. Mit einem mentalen Impuls öffnete er eine gesicherte Noosphäre-Verbindung, das Gefährt musste unverzüglich unter allen Umständen geborgen und eine adequate Menge seiner Mannschaft und Konstrukteure gefangengenommen werden. Wenn der Abtransport erfolgte musste die neu analysierte Datenlage ein eindeutiges Ergebnis liefern ob die Situation es rechtfertigte die Fracht nach Magnus Rega zu schaffen oder ob es optimaler war sie zum Heiligen Mars zu verschiffen. Die Daten mussten fließen.


- Hector Aruken - 07-04-2020

Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Hector sich ernsthaft wünschte, im selben Maße wie andere Adepten augmentiert zu sein. Die Hitze, die der nahe der Kapazitätsgrenze arbeitende Reaktor absonderte strahlte vom Heck durch die gesamte Länge des Zuges und die Luft im abgeschotteten Kommandoraum konnte mit viel gutem Willen als erdrückend beschrieben werden. Seit Beginn der Verfolgungsjagd hatte er schätzungsweise 840ml an Körperflüssigkeit verloren und sein ausgetrockneter Mund legte eine baldige Rehydrierung nahe.
Seine wilden Ausweichmanöver hatten zwar nicht ausgereicht, um den Abstand zwischen ihnen und dem Koloss zu vergrößern, hatten den Blaine aber gleichsam von der drohenden Klaue ferngehalten. Ein plötzlicher Funkenstoß und ein binäres Warnsignal von Nand lenkten seine Aufmerksamkeit auf die Waffensysteme. Einem internen Sicherheitsprotokoll folgend löste sich der kleine Servoschädel in aller Hast von der Konsole und Hector wurde klar, dass die Laskanone seit gut gut dreißig Sekunden nicht mehr unter seiner Kontrolle stand, sondern scheinbar von selbst und völlig wahllos Ladung um Ladung in die zentrale Struktur ihres Verfolgers jagte. Einen kurzen Fluch ausstoßend eilte er an die Konsole und überließ Nand stattdessen die Steuerung des Blaine. Ganz offensichtlich hatte der Maschinengeist des Zuges genug von der entwürdigenden Treibjagd und machte seiner Wut auf die einzige Weise Luft, die ihm zur Verfügung stand. Hector nahm sich zwei wertvolle Sekunden Zeit, um sich zu sammeln und sein linkes Bein per Maglock am Boden zu verankern, dann nahm er eine kleine Ölflasche aus einer seiner Gürteltaschen und begann mit langsamen, gezielten Bewegungen das Zeichen des Cult Mechanicus auf die Hülle des Cogitators zu zeichnen, wobei er mit möglichst ruhiger Stimme den Gesang der Beständigkeit anstimmte.
Es dauerte eine volle Minute bis das erratische Zirpen der Laskanone endlich verstummte und die aufgebrachte Seele des Blaine wieder unter Kontrolle gebracht war. Der Techpriester atmete tief durch und legte ein letztes Mal die Hand auf die Konsole. Bewahre Ruhe, Kind des Maschinengottes, wir werden nicht zulassen, dass dieses missgebildete Monstrum dich entweiht… Wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen meldete sich an der Hauptkonsole ein neuer Alarm, der bislang stumm geblieben war. Die Sensoren zeigten einen enormen Anstieg elektromagnetischer Strahlung um das Zentrum des Zugs an und Hector hatte kaum Gelegenheit sich darum zu sorgen bevor ein ohrenbetäubender Knall, einem Donnerschlag gleich das innere des stählernen Zuges zum klingen brachte. Von einem Moment auf den anderen verwandelten sich die Bilder aller Außenkameras in ein wildes Schneegestöber und es dauerte einen Moment bis Hector klar wurde, dass dies nur Sindri’s Werk gewesen sein konnte. Jeden visuellen Inputs beraubt, musste Hector sich stattdessen auf das Kurzstreckenradar verlassen und der Anblick entlockte ihm das erste Lächeln seit einigen Stunden: Was auch immer Sindri getan hatte, es hatte offenbar nicht nur den Greifarm außer Gefecht gesetzt sondern auch das Tempo des Läufers hatte sich verringert, was gleichermaßen auf innere Schäden und den allmählich schwächer werdenden Wind zurückzuführen war. Erstmals seit Beginn der Verfolgungsjagd vergößerte sich der Abstand zwischen Jäger und gejagtem.
Gute Arbeit., vermeldete er per Noosphäre an seinen Bruder. Jetzt müssen wir nurnoch die restlichen Fliegen abschütteln und dann sollten wir diese unangenehme Episode bald hinter uns gebracht haben. Ein kurzes Rumpel ging durch den Zug als einer der Nomaden, der versucht hatte sich mit seinem Fahrzeug vor sie zu setzen, die Kontrolle über sein Vehikel verlor und mitsamt seiner Mitfahrer unter den gnadenlosen Ketten des Blaine zermalmt wurde. Nand gab ein zufriedenes Piepen von sich und überließ die Führung wieder seinem Herrn. Wilde Ausweichmanöver waren nun zweitrangig und stattdesesn konnte Hector sich wieder darauf konzentrieren, die Systeme und den Motor innerhalb sicherer Funktionsparameter zu halten.


- Die Stimme - 07-15-2020

Der künstliche Blitz setzte faktisch einen Schlussstrich unter den Versuch der Motorbarbaren, hier einen besonders fetten Fang zu machen. Halbherzig bemühten sich die kleineren Fahrzeuge noch dem Landzug zu Leibe zu rücken, doch der Spaß an der Jagd schien ihnen verloren gegangen zu sein.
Die Enteraktion des nahen Trucks wurde vereitelt, als der Fahrer von einem Laserschuss in der Schulter erwischt wurde und so stark am Lenkrad ruckte, dass das gesamte Gefährt um Haaresbreite umgestürzt wäre. Der Beifahrer griff im letzten Moment ein und verhinderte damit nicht nur dass der Transporter kippte, sondern auch, dass er selber getroffen wurde. Denn in der Sekunde, da er sich zur Seite warf um das Lenkrad zu packen, schlug ein weiterer Lichtbolzen durch die vergitterte Windschutzscheibe und bohrte sich dort in die Sitzbank, wo eben noch sein Kopf gewesen war. Er selbst bekam sein Glück nicht einmal mit. Auch nicht, dass der Wagen etwas rammte, was vor ihm schwebte und dessen miniaturisierte Antigravitationsmotoren sich mühten gegen den Sturm anzukämpfen. Messer feuerte auf alle die sich zu nah heranwagten, aber es wurde recht schnell ersichtlich, dass ihren Verfolgern die Lust aufs Verfolgen vergangen war.
Der Koloss wurde langsamer und auch die anderen Fahrzeuge fielen zurück. Ein Brandsatz zerplatzte an der Flanke des Blaine, wie ein letzter gehässiger Gruß, doch die Flammen wurden fast augenblicklich vom Sturm gelöscht. Einige Minuten später brach der Landzug aus der Staubwolke, die der Wind vor sich herschob und schlug eine andere Richtung ein. Alle blieben wachsam, denn es wäre fatal gewesen hier schon alle Messen für gesungen zu halten. Tatsächlich drückten sich hinter ihnen noch immer Motorräder in der Maximalreichweite der Laser herum, doch sie blieben auf Abstand, warteten vielleicht auf Befehle von ihren Anführern.
Kurt und Sindri kehrten ins Innere des Fahrzeuges zurück, nachdem sich Brokkr wieder zu ihnen gesellt hatte. Der Servoschädel hatte einstecken müssen. Er hatte Mühe eine konstante Flughöhe zu halten, eine Linse war gesprungen und der Schädel selbst wies eine hässliche Fraktur auf, wo ihn der LKW gerammt hatte. Kabel hingen aus dem Riss. Er meldete seinen Herrn und Meister, dass seine Funktionalität um 43,8 % eingeschränkt und Selbstreparatur, wie auch externe Hilfe unumgänglich sei.
Ähnliches verkündete der Maschinengeist des Blaine. Sein Funktionieren war weit weniger in Mitleidenschaft gezogen wurden, lief aber dennoch nicht mehr auf 100%. Am ärgerlichsten war der Staub, der Wärmetauscher und Umwälzer verstopfte. Die Eigenreinigung blies genug davon raus, um ein Weiterkommen zu gewährleisten, aber eine manuelle Reinigung ersetzte das nicht.
Die Szenerie hatte sich unterdessen geändert. Nord- Östlich ließen sich die Tafelberge erkennen, in denen angeblich ähnlich unangenehme Zeitgenossen hausen sollten. Diese immerhin konnten sie auf ihrer jetzigen Route problemlos umgehen.
Aus Magnus Rega erhielt Sindri derweil keine Bestätigung seiner Informationsweitergabe. Das konnte aber genauso gut bedeuten, dass man sie empfangen hatte und bearbeitete, wie es heißen mochte, dass man sie geflissentlich ignorierte.