Koron III
Subsektor 335, Unterebene 12 - Druckversion

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- Die Stimme - 08-28-2015

Mit einem Schmatzen zog sich das Gebilde unter dem Tisch in Richtung der Hosenbeine des Fremden und unter den Saum des Ölzeugs. Was dann geschah verhüllte gnädigerweise der Schatten, doch der zu unheiligem Leben erwachte Unflat schien verschwunden zu sein. Oder auch einfach nur wieder mit seinesgleichen Vereint.
Genau das ist der Punkt.
Sie sind eine persona non grata, haben Nichts zu verlieren und alles zu gewinnen. Darüber hinaus stimmt es außerdem, dass sie nicht dem Schema jener Menschen entsprechen, die ich zu Dutzenden, für eine Hand voll Schekel, zu willfährigen Gefolgsleuten machen kann. Ich brauche keine bezahlten Schläger, keine gedungenen Schergen, wie die die sie vor einigen Stunden dem Tod überantwortet haben. Auch Wesenheiten aus anderen Ebenen der Existenz sind alles andere als praktisch, da sie an Gesetzmäßigkeiten gebunden sind, die ihren Einsatz... sagen wir... umständlich machen.
Was ich brauche ist ein Leuchtfeuer, ein Symbol. Einen Herold, einen General...
Ein Sturm braut sich zusammen, mein Freund. Ein Sturm der diese Welt in seinen Grundfesten erschüttern wird. Da gilt es doch gewappnet zu sein, nicht wahr?

Auf sie ist dabei meine Wahl gefallen.
Aber ich will mir nicht nachsagen lassen, dass ich ihnen keine freie Entscheidung lassen würde. Sie haben ein Geschenk von mir erhalten.
Er wies knapp auf die Stelle wo er Lexandor berührt hatte. Unterhalb des Handgelenks war eine dunkle Verfärbung zu sehen. Kaum größer als ein Fingernagel und auf den ersten Blick an einen gewöhnlichen blauen Fleck gemahnend. Lediglich bei näherer Betrachtung sah man, dass die feinen Äderchen um diesen Fleck herum tief schwarz gefärbt waren.
Der Volksmund spricht dabei von einem Hexenmal. Gut möglich, dass es dort verschwindet und an anderer Stelle ihres Körpers wieder auftaucht. Nichts was jemandem auffallen würde, der nicht explizit danach sucht. Sehr viel spannender ist die Fähigkeit, die damit einhergeht.
Sie sind nun in der Lage jedwede Krankheit eines Menschen in sich aufzunehmen. Liegt jemand im Sterben, weil die Pest an ihm nagt? Packen sie einfach seinen Schädel mit beherztem Griff und saugen sie ihm das Übel aus dem Leib. Jede Körperöffnung ist dafür geeignet, doch der Mund hat sich als der Zugang der Wahl etabliert. So lang noch ein Fünkchen Leben in einem Leib glimmt, können sie ihn zur Gänze genesen lassen. Die spaßige Bedingung bei dieser Gabe ist die Frist, die für sie abläuft, sobald sie jemandem auf diese Weise zu Diensten sind. Zwei Tage, 48 Stunden über den Daumen gepeilt, haben sie Zeit die aufgenommene Krankheit auf dem selben Weg an einen anderen weiterzugeben. Andernfalls werden sie es sein, der an ihr leidet und gegebenenfalls stirbt. Bis zum Verstreichen dieser Frist werden sie keinerlei Beschwerden haben, dann aber trifft sie die Plage um so härter.
Nichts kann negiert werden.
Ist einem wohl, so ist der andere elend.
Soll einer leben, muss ein anderer sterben.
Über diese Gabe verfügen sie nun und wie die Entscheidung über unser Treffen hiert, führt auch diese zu weiteren Verzweigungen und Möglichkeiten.
Sie können das Geschenk ablehnen. Sie müssen es niemals nutzen und bis auf den kleinen schwarzen Fleck haben sie keinen Schaden daraus. Auch können sie es gänzlich für materielle Bereicherung nutzen. Sie wären ein Wunderheiler, wenn sie sich schauspielerisch geschickt anstellen ein gefeierter Arzt. Geld, Frauen... so sie diese bevorzugen, alles wird ihnen zu Füßen liegen. Oder aber sie entscheiden sich für den Weg als mein oberster Gefolgsmann. Fleischliche Lust und Wohlstand sind nur geringe Güter, wenn sie einmal wahre Macht erlebt haben. Gehen sie zurück in den Dreck und den Schmutz der Gosse. Suchen sie die Armen, die Sterbenden und die Verzweifelten. Lassen sie sie das Wunder der Hoffnung schauen und man wird ihnen bis in die Hölle folgen, ihren Namen lobpreisend auf den Lippen, die Augen feucht vor Glück, für sie sterben zu dürfen. Formen sie eine Armee für mich, seien sie der Messias, durch denn ich meinen Kult lenken kann. Entscheiden sie sich dafür und die erste Wundergabe wird nur der Anfang gewesen sein. Ich lasse sie Dinge sehen und fühlen, die weit über das hinaus gehen was Sterbliche auch nur erahnen können.
Einmal mehr liegt es ganz allein bei ihnen. Benötigen sie Bedenkzeit, mein Freund?



- Lexandro Menas - 08-31-2015

Lex starrte konzentriert aber unbewegt seinem Gegenüber auf die Hände, während ihm seine möglichen Zukünfte dargelegt wurden. Jeden anderen hätte er schon viel früher mindestens ausgelacht, wenn nicht wegen der groben Beleidigung seiner Intelligenz verprügelt. Aber in den letzten Tagen? Wochen? Stunden oder auch nur Sekunden- (er war da sich nicht mehr so sicher), hat Lexandro mehr erlebt als er sich jemals hätte vorstellen können. Gegenüber dem üblichen Schema "Geburt - Dienst- Arbeit - Arbeitsunfall / Tod" versprachen all diese Visionen ein geradezu paradiesisches Leben.
Aber Lex war nicht so naiv, wie ihn vielleicht der Fremde einschätzt. Wie auch seine neue "Gabe" war alles mit einer scharfen Gegenseite versehen.
Er wusste: Wenn er sich als Wunderheiler / Arzt versuchen würde wieder ins Imperium zu integrieren wird man ihn mit Sicherheit irgendwann doch noch verschwinden lassen. Die Mühlen des Imperators laufen Langsam, aber stetig, wie es so schön hieß.
Und der Fremde war ebenfalls niemanden, der als Wohltäter einfach so Zaubergaben verschenken würde wie andere Süßigkeiten (wobei Lexandro zugeben musste das seine Neue Gabe schon etwas "speziell" war um es vorsichtig auszudrücken...).

Auf der anderen Seite jedoch schuldete er dem Imperium nichts und hatte ebenso wenig zu verlieren. So oder so war er der Justiz ein Dorn im Auge. Derjenige der entkam. Derjenige der alleine durch seine erfolgreiche Flucht jedem Verbrecher in diesem Sündenpfuhl die Möglichkeit auf eine Tat ohne Sühne Versprach.
Mit diesem Fremden, der Gabe und seinem Verstand hatte er nun endlich eine Chance sich für seine verkorkste Existenz zu revanchieren ohne sich wie eine Ratte für den Rest seines Lebens in dem Dreck der Unterwelt verstecken zu müssen.

Während er nachdachte, bemerkte er, dass er selbst von dem Fremden aufmerksam gemustert wurde. Ihm war klar, dass von ihm eine Entscheidung verlangt wurde.

Noch nie hatte er eine folgenschwerere Entscheidung für sein Leben zu treffen und nie zu vor war er sich seiner Antwort sicherer.


Ich weiß nicht ob ich ein General oder gar ein Messias sein kann. Aber mich bindet an dieses Regime hier nichts außer meine Abscheu - und so wie ich das nun festgestellt habe, sind wir da wohl in der Interessensage Deckungsgleich. Das macht die Wahl für mich dann leicht. Allein kann ich trotz dieser Gabe nichts bewirken!
Wie sie eben so nett formuliert haben: Soll einer leben, muss ein anderer sterben.

Sie hatten ihre Chance und ich lebe. Jetzt bin ich dran!



Lexandro leerte den letzten Rest aus seinem Glas mit einem großen Schluck, bevor er fortfuhr.
Nur eins können sie Vergessen. Ich mache nicht den religiösen Oberguruspinner! Wenn dieser Planet nicht noch eins mehr davon braucht dann sind es Priester. Ich kann diese leeren Dampfplauderer nicht ab!

Lexandro betrachtete das Glas das er in der Hand hielt und fuhr mit seinem Finger an dem Rand entlang, an dem noch ein einzelner Tropfen hing. Vorsichtig nahm er ihn mit dem Zeigefinger auf und betrachtete die ihn, während er intensiv nachdachte.
Dann wandte er sich wieder seinem neuen Partner zu.

Ich werde eine Ehrenwerte Gesellschaft gründen - was an ich ein Unikum oder eher schon fast ein Paradoxon ist hier in diesem Drecksloch von Stadt. Ich habe da schon die eine oder andere Idee...

Während er sprach formten sich in seinem Kopf in der Tat immer weitere Ideen und Inspirationsfetzen. Sie sprudelten gerade zu aus einem Stausee tief aus seinem Unterbewusstsein, der vor langer Zeit verschüttet wurde, aber nie austrocknete - genährt mit den längst vergessenen Träumereien von einer besseren Welt seiner Jugend und den zynischen teilweise auch verbitterten Beobachtungen seines Erwachsenendaseins - der sich jedoch nun mit Gewalt sich bahn brach.
Gedankenverloren wischte er sich die Finger an seiner Hose trocken. Mit einem Kopfschütteln sortierte er die Gedanken zumindest soweit um im hier und Jetzt zurück zu sein.

Schon komisch, aber als ich heute morgen so gefesselt aufgewacht bin, habe ich schon fast gedacht es wird einer dieser langweiligen Tage...


- Die Stimme - 09-01-2015

Was der lange Mann von seinem Plan hielt, ließ sich nicht deuten. Unbeweglich hörte er den Ausführungen Lexandros zu. Geduldig ließ er sein Gegenüber ausreden und ließ ihm Zeit damit alles so gründlich zu bedenken, wie es die Situation eben erlaubte. Dann faltete er die Hände zu einem Zelt und schien gelinde zufrieden.
Wie sie es anstellen ist gänzlich ihnen überlassen. Wie ich ja bereits betonte ist mir der freie Wille ein besonderes Anliegen. Einige Dinge möchte ich jedoch noch anmerken, beziehungsweise nachdrücklich wiederholen.
Vergessen sie nie, wem sie ihre Gabe verdanken. Ich werde ihnen großen Freiraum lassen, doch meine Unterstützung ist niemals gänzlich umsonst. Ich erwarte gewisse Gegenleistungen, über deren Beschaffenheit ich sie bei Zeiten informieren werde.
Geben und Nehmen.
Ich werde mich in meiner Großzügigkeit nicht lumpen lassen, wenn sie zufriedenstellend agieren. Darüber hinaus möchte ich sie anhalten, sich ihre potenziellen Verbündeten sehr genau anzusehen. Wie ich bereits sagte, gibt es viele Fraktionen, die abseits des imperialen Gesetzte agieren. Nicht alle sind den Mächten des Warp auf religiöse Art und Weise verfallen. Einige bedienen sich verschiedenster Formen der Hexerei um sehr profane Ziele zu erreichen. Sie würden sich wundern, wie viele Finanzimperien sich auf der schwarzen Kunst begründen. Gefährlich ist jede Fraktion auf die ein oder andere Art.

Gleichviel, diese Erfahrungen werden sie noch früh genug selber machen.
Als Letztes möchte ich sie vor denen warnen, die meinen sie täten ein gutes Werk, indem sie unseresgleichen nachstellen. Nicht jeder dieser Jäger gehört einer übergeordneten, imperialen Organisation an. Es gibt Untergruppen, Einzelpersonen und gewisse... fanatische Zellen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben ihre imperialen Überzeugungen mit dem Schwert durchzusetzen. Noch würde sich niemand für sie interessieren, mein Freund. Doch wenn ihre Macht wächst, so könnte es geschehen, dass man auf sie aufmerksam wird. Wappnen sie sich also bei Zeiten.


Er straffte sich.
Nun, unsere kleine Plauderei hat mich sehr erheitert, doch nun rufen die Geschäfte. Sie werden ja auch einiges zu erledigen haben.
Sein sie so gut und bezahlen sie das Essen.
Er schob einen zusammengeknüllten Tausender in die Mitte des Tisches. Das Wechselgeld sei ihnen überlassen. Eine kleine Starthilfe sozusagen.
Als sie der lange Mann aufrichtete stand er nicht auf, sondern wuchs in die Höhe. Sein Schatten schien nicht etwa die Beleuchtung zu verdecken, sondern ganz allgemein die Lampen in ihrer Intensität abzuschwächen.

Den Segen all derer, deren Segen etwas wert ist mein Freund.
Ich melde mich bei ihnen.


Er glitt in die Menge wie ein Fisch in sumpfiges Wasser


- Lexandro Menas - 09-22-2015

Nachdem der fremde auf seine eigene - unheimliche - Art verschwunden war, blieb nur noch ein etwas überforderter Mann mit einem Tausender in der Hand am Tisch zurück. Von der zwischenzeitlichen Euphorie blieb nur noch eine ermattete Verwirrtheit über, die fröhlich in einem Sumpf aus fragen planschte, während Gleichgültigkeit kurz das Steuer übernahm und den Lästigen Vorgang des Bezahlens bei der Bedienung übernahm.
Letztendlich rang er sich dann doch durch aufzustehen um wieder in das Gewirr der stinkenden Gassen zurückzukehren, aus denen er kam, bevor ihm ein Übernatürliches Wesen aus Unrat und schlimmeren eine Mission, ein Stinkendes Mal und etwas Taschengeld überließ.

Zügig aber nicht hektisch verließ er das Kaffee und tauchte ab in das Gedränge, nicht aber ohne zu bemerken, dass wohl der tausender als Bezahlung die Kirsche auf dem Sahnehaufen der Merkwürdigkeiten war sodass selbst die etwas mental "trägere" Bedienung nun auf die Idee kam die Sicherheitskräfte über dieses Treffen zu informieren. Er selbst hätte wohl vor einiger Zeit noch ebenso gehandelt.

Abseits des Trubels bog er in einer der berüchtigten kleinen Gassen ab, in der man besser nur mit dicken Gummistiefeln und am besten mit einem Melter - oder auch alternativ einem Flammenwerfer - betritt, wenn man sichergehen möchte, dass wenn man am anderen Ende noch seine Sohlen so wie seine Wertsachen am Mann hat.
Der Boden war bedeckt von einem bunten Mix aus verrottenden Abfall und in Regenwasser gebundenen Industrieabgasen und -abfällen sowie Ausscheidungen unterschiedlichster Art deren Gestank mit dem alles anderen hier in diesem Weg konkurrierte.

Im Vergleich mit dem Gestank des Fremden war dies hier ein Sonntagsausflug im Wald auf dem Agrarplaneten Tenimax IV.

Irgendetwas in ihm kam zu der Erkenntnis, dass dies nun sein neues Habitat sein könnte. Jedenfalls hatte das Zeug keinen Einfluss auf ihn während es Lexandro immer weiter den schmalen weg hinunter zog, weg von den Heiligen und den Massen hin zu der Dunkelheit in das Gewirr der Untergassen.

Einst als Bypässe und Versorgungswege des Zentralen Platzes der Heiligen angelegt, verloren diese ihre Funktion immer weiter mit den Ausbauten der Hauptverkehrsachsen die direkt an oder über den Platz führten. Die zahlreichen Geschäfte schlossen fast über nacht mit dem ausbleiben der Kundschaft, und wer es sich leisten konnte zog weg in ein neues Segment mit mehr Aussicht auf Arbeit. Was blieb verwaltete den unabdingbaren Abstieg eines abgehängten Areals, bis es selbst der imperialen Verwaltung zu aufwendig und lästig wurde sich um diese Gassen zu kümmern. Zumauern konnte man diese Straßen und Gassen auf Grund der Belüftungs- und Versorgungssysteme nicht die immer noch in verrostenden Röhren oberhalb der Köpfe verliefen, und so wurden sie zu den Untergassen, so wie man sie heute kennt.

Nur wenige kennen das gesamte Ausmaß der Untergassen mit ihren zahlreichen Ein- und Zugängen und so dauerte es nicht lange bis die ausgestoßenen und Vertriebenen sich wie die Ratten in dem Wirrwarr ausgebreitet hatten. Zeitgleich dienten sie auch den etwas gesetzloseren Vertretern der Reinigungsdiensten des Turms als bequeme und billige Endlagerstätte von Unrat jeder Sorte.

Als das Phänomen noch neu war, entsandte die hiesige Administration ab und zu Hundertschaften von Sicherheitskräften und auch Söldnern und in besonders harten Zeiten auch reguläre Soldaten in dieses Drecksloch. Nach einigen bunten Tagen mit Straßenkämpfen, Massenverhaftungen, Anschlägen (und äußerst mageren Ergebnissen) , kam die Regierung irgendwann auf die Idee dieses Biotop einfach von außen unter Beobachtung zu stellen und nichts zu unternehmen, solange die Wartungsservitoren ungehindert arbeiten konnten. Und so etablierte sich eine Parallelgesellschaft von Abgehängten, ausgestoßenen, ausgebeuteten und anderem zwielichtigem Gesindel, die sich wie eine eitrige Wunde durch die verschiedenen Stockwerke zieht.


Lex watete gedankenverloren durch den Dreck, bis er auf einer etwas größeren Kreuzung stand. Gegenüber befand sich eine Art Taverne, die auch Zimmer zum übernachten anbot. In seiner Lage konnte er nicht allzu wählerisch sein, und so beschloss er dort erst einmal Quartier zu nehmen. Vor langer Zeit war dies wohl eins der etwas besseren Häuser am Platz, doch auch hier hat der Zahn der Zeit und wohl auch der der Ratten sein Werk verrichtet. Von dem Einstigen Namen war kaum noch was zu lesen, jedoch hat wohl der derzeitige Besitzer eh seine Art des "Humors" bewiesen, als er dieses Etablissement umbenannt hatte.

Zur warmen Feuchte

Lex schob sein kleines Vermögen tiefer in das Zwischenfutter seines Oberteils bevor er beherzt eintrat und fast augenblicklich gegen eine Wand aus Kneipenlärm und Schweiß prallte.

Zumindest wird's mir hier nicht langweilig... dachte er, als er sich einen Weg zum Tresen frei schob.


- Die Stimme - 09-26-2015

Derweil Irgendwo in den Weiten des öden Landes.

Der Ort war einst von Bedeutung gewesen. Einst hatte sich hier Entscheidendes zugetragen, waren Männer und Frauen für Ziele gestorben, die längst vergessen waren und deren Sinnhaftigkeit sich keiner mehr erinnerte. Es mochte sein, dass in irgendwelchen verstaubten Archiven noch von General Ushantis letztem Gefecht die Rede war. Doch der Krieg der Häuser hatte unzählige solcher Schlachten hervorgebracht und wen kümmerte noch die Zwischenspiele eines lang vergangenen Krieges?
Durch den heulenden Sandsturm, der die Sicht auf nahezu Null reduzierte, schritt eine hochgewachsene Gestalt. Der schneidende Wind, der Sand und Geröll auf eine Geschwindigkeit zu beschleunigen vermochte, dass einem Menschen das Fleisch von den Knochen schmirgeln wurde, schien den Wanderer nicht zu bekümmern. Er passierte einen unförmigen Klumpen Metall, dessen einstige Funktion als Kampfpanzer man ihm kaum noch ansehen konnte.
Die Schritte führten die Gestalt eine leichte Anhöhe hinauf, wo sich unter Anstrengung eine gedrungene Felsformation erkennen ließ.
Der Eingang zur Höhle gemahnte an den entsetzt aufgerissenen Mund eines Toten, zahnlose nach den Jahren in der Wüste.
Zielstrebig schritt der Wanderer darauf zu und trat ein. Der wütende Sturm blies Wolken aus Staub ins Innere, musste sein Kraft jedoch an den Felsen austoben, unfähig ins Innere vorzudringen. Im Vergleich mit draußen war es hier ruhig wie in einem Grab.
Und ein Grab war dieser Ort. Rote, grüne und blaue Uniformen, welche in Fetzen an ausgetrockneten Mumien hingen, die noch so langen, wie sie vor über zweihundert Jahren gestorben waren. Wer sich die Mühe machte aus dem Tarotbild der Toten einen Hergang abzuleiten, der mochte ahnen wo die rot Uniformierten die Stellung am Eingang überrannt, wo sie jeden erkämpften Meter mit Leben bezahlt hatten. Dieser angenommene Rekonstrukeur mochte erahnen wo Schusswaffen obsolet geworden waren und Klingen den Kampf getragen hatten. Durchbohrte Brustkörbe und eingeschlagene Schädel. Dort, auf einem Steinhaufen die Überreste Ushantis, den korodierten Säbel noch in der Hand, den angelaufenen Bronzehelm vor dem halb zersetzen Gesicht. Genügsames Getier hatte seine Augenhöhlen zur Wohnstätte gemacht und seine einst so aristokratisch edlen Züge mit einem weißen Gespinst überzogen.
Den Eindringling in dieses Mahnmal menschlicher Selbstvernichtung kümmerte das schaurige Bild freilich nicht. Er strebte durch das Knochenfeld, setzte seine Schritte sicher zwischen die brüchigen Körper. Er hielt auf das Feuer zu, welches in einer Ecke brannte und kaum genügte die Höhle mit Licht zu erfüllen. Mit dem Rücken zu dem Neuankömmling saß eine weitere Person. Ebenfalls sehr groß und dünn, doch wo der Ankommende die weiten und verhüllenden Kleider eines Scheuermannes trug, war der andere in einen Staubmantel gehüllt, das Gesicht von einer Atemmaske verborgen, deren Filtersystem in einem, an einen Schnabel gemahnenden Auswuchs mündete, während auf dem Kopf ein fadenscheiniger Schlapphut saß.
Der Ankömmling nahm auf der ausgebrannten Energiezelle einer Laserkanone Platz. Kurz streckte er die Hände aus und wärmte sich. Ohne den Blick von den Flammen zu nehmen fragte er.

Wo sind die anderen?

Nutuz hcon nebah. Antwortete der andere und seine Stimme klang wie das schwirren tausender Insektenflügel.
Neliepsretiew ud tslliw?
Darum bin ich hier.
Neben dem Feuer lehnte eine Leiche in sitzender Position an der Wand, die Brust grausam aufgebrochen. Da der Tote beide Hände um die gespreizten Rippen gekrampft hatte, sah es aus als hätte er sich den Leib selbst aufgerissen. Im verdorrten Körper des Soldaten steckte horizontal ein grob eckiges Metallstück. Vermutlich das Schrapnell, welches ihm das Leben gekostet hatte. In das Metall war ein unüberschaubares Gewirr aus Rechtecken, Spiralen und Mustern gekratzt. Auf diesem lagen verschiedenste Objekte. Eine leere Hülse, ein Blütenblatt, eine oxidierte Schraubenmutter, der Schädelknochen eines kleinen Nagers und weitere, willkürlich wirkende Gegenstände.
Der Neuankömmling besah sich alles eine Weile und zog dann aus einer Tasche einen kleinen flachen Stein. Er wog ihn in der Hand und legte ihn dann behutsam auf ein eingekratztes Kreuz am äußersten Rand des Metallstücks.
Ztasnie rehcawhcs nie dun Guz regithcisrov nie.
Nein... eher eine Option auf die Zukunft.
Du bist dran, Bruder!



- Lexandro Menas - 10-02-2015

in der Taverne


Lexandro nahm ein paar Scheinchen aus dem "Wechselgeld" des Fremden um sich die letzte verbliebene "Suite" zu mieten. Suite war hier wohl die gängige Bezeichnung für ein Einzelzimmer mit genug Platz für einen alten Schrank und einem Waschbecken mit mindestens geschätzt einer intelligenten Kultur um den Abfluss herum. Das Bett war jedoch - abgesehen von der durch gelegenen Matratze - überraschenderweise nicht halb so schlimm wie befürchtet. Rasch bezog er seine dürftige Bleibe um sich dann am Waschbecken noch einmal zu erfrischen.

Nach einer notdürftigen Katzenwäsche begab sich Lexandro wieder hinab in den Gastraum fest entschlossen sich die vergangenen Stunden mit genügend Bier halbwegs akzeptabel zu trinken.
Unten angekommen musste er feststellen, dass alle ruhigeren Tische schon von der Stammkundschaft belegt waren, die Lex in seinem Ansinnen schon weit voraus waren. Einige hatten wohl schon begonnen für die kommenden Tage vorzusorgen. Unwillig in irgendwelche Streitereien verwickelt zu werden hielt er sich von diesen Tischen fern, was seine Platzwahl auf den letzten verbliebenen Stuhl am Tresen reduzierte. Wegnistens war der Nachschub so gesichert...

Einige Biere später

Angeheitert betrachtete Lexandro seinen Humpen vor sich, in dem eine Bier ähnliche Substanz fröhlich vor sich hin blubberte. Die ersten 2 waren eine ziemliche Überwindung für ihn gewesen, die er jedoch zielstrebig und mit eiserner Disziplin überwand bis er dann doch recht bald die Wirkung zu spüren begann und das Getränk Schluck für Schluck besser wurde.

Leicht beduselt wandte er seine Aufmerksamkeit von seinem - nun leeren - Krug zur Hand und hin zu der Stelle an der sich früher am Tag noch das Mal befand, dass das lebende Unratding ihm verpasst hatte. Die Stelle sah nun genauso aus, wie der Rest seiner Hand, und nur mühsam gelang es ihm sich an die Worte des Fremden zu erinnern. Eigentlich wollte er auch nun nicht mehr so genau wissen wohin das unheimliche Ding verschwunden ist...
Doch je mehr er versuchte die vergangenen Stunden auszublenden, desto kräftiger kamen sie zurück.
Schwerfällig erinnerte er sich auch an die großspurigen Versprechungen die er dem wandelnden Komposthaufen in wohl adrenalingetränktem Überschwang gab. Auch im Alkoholnebel war ihm klar, dass dieser Pakt wohl etwas zu groß war....

Nach einem weiteren Bier und weiterem gedankenversunkenen Starren in die Untiefen des Getränke wurde ihm jedoch 2 Punkte klar - erstens hatte der Fremde in vielen Punkten recht und zweitens war der Pakt nun Fakt! Und nun hatte er dieses Ding, und die Fähigkeit Krankheiten zu absorbieren. Das und die paar Kröten in seinem Innenfutter waren das Startkapital mit dem er nun arbeiten musste. Trotz der langsam steigenden Promillezahl in seinem Blut war ihm klar, dass er hier richtig war, sein vorhaben irgendwie umzusetzen. Ihm blieb eh nichts anderes Übrig als sein neues Schicksal zu akzeptieren und so begoss er es mit einem neuen Bier...

Und so beginnt in einem Pub am dreckigen Rand der Gesellschaft mit dem Kopf in einer Bierlache auf dem Tresen liegend, das neue Leben des Lexandro Menas.


- Lexandro Menas - 10-05-2015

Nach der Nacht seiner endgültigen - und feuchten - Apostasie beschloss Lexandro die Sache erst einmal ruhig angehen zu lassen.
Auch wenn das Geld des Fremden kein wirkliches vermögen darstellte, lies es sich damit bei einem bescheidenen Lebensstil hier beim Ausschuss der Gesellschaft eine Weile lang auskommen.

Das Schankhaus wurde vorerst zu seiner Zuflucht, denn sie erfüllte alle seine Kriterien: 1. interessierte sich kein Mensch für ihn, 2. war sie billig und 3. waren die Zimmer nicht so weit heruntergekommen wie er bei so einem Preis hätte erwarten können. Selbst an das "Bier" konnte man sich in kleinen Schritten gewöhnen, solange man nicht darüber nachdachte aus was es alles hätte gemacht werden können.

Hier hatte er die notwendige Ruhe seine Zukunft zu planen. Tagsüber Trieb er sich in den Gassen herum um mehr über sein neues Areal und dessen Bewohner zu erfahren.
Bei einem solcher Trips erstand er ein paar neue Kleider bei einem der Hinterhofmärkte, dessen Waren oft so häufig schon "von Lastwagen gefallen" sind, dass sie schon eigene Legenden besaßen. Aber auch erstaunlich gut erhaltene und relativ neue Ware die "frisch erworben, direkt am Band" oder Stapel mit "Qualitätsware mit klitzekleinen Produktionsfehlern" - meist schlitzförmig in Herz oder Nierenhöhe konnte man dort natürlich mit dem entsprechenden Aufschlag erstehen.
Insgesamt war der Schwarzmarkt in den Gassen für Lex eine außerordentlich beeindruckende Erfahrung. Es gab fast nichts, was es nicht auch in den besseren Vierteln auch gab - dafür gab es hier auch verdammt viel was man da oben niemals hätte zu Gesicht bekommen. In einigen der Dunkleren Gassen schienen auch noch weit düsterere Geschäfte über die Bühne zu gehen, doch im Rahmen des Selbsterhaltungstriebes hielt er sich von denen fern...
Ab und zu erstand er sich ein paar mehrfach gebrauchte Pictscripte über Imperiale Helden, Anführer und ähnliche Koryphäen, in der Hoffnung die Geheimnisse des Erfolges bei intensivem Studium für sich zu ergründen. Letztendlich kam Lex jedes mal am ende eines der Texte zu dem Schluss das oft das Studium eines an die Wand genagelten Puddings das selbe wissen zu Tage gebracht hätte. Aber wenigstens waren sie im Großen und Ganzen recht unterhaltsam.

Die Abende hingegen verbrachte er im Schankraum der Kneipe an eben jenen Platz an dem er am Ersten Tag Saß und auch auf dem er die erste Nacht verbrachte. Er hatte für sich entdeckt, dass der Tresen genau der Richtige Ort ist um die Leute beobachten - und belauschen zu können, ohne sonderlich selbst aufzufallen.Einige der so erhaltenen Informationen trug er wenn er wieder in seiner Stube war in einem zerschlissenen Notizheft zusammen.

So erfuhr er unter anderem, dass die Kundschaft aus grob 2 Klassen besteht. Die erste besteht aus Dockarbeitern, Verladehilfskräfte und ähnlichen Tagelöhnern, die in den Großindustrieanlagen rings herum die schwere Drecksarbeit für wenig Geld erledigten. Die zweite Gruppe bestand aus denjenigen, die nicht so viel Glück hatten wie die erstgenannten.
Viele davon haben Arbeit bei dem örtlichen Müllentsorger gefunden. Diese Bestand hauptsächlich daraus den illegalen und meist giftigen oder krank machenden Müll der oberen Stockwerke in irgendwelche Bereiche zu verklappen, die es wohl noch schlechter getroffen hatten als dieses hier. Andere Arbeiteten auf dem Schwarzmarkt oder gingen Tagesarbeiten nach.

Ebenso konnte er bei einem Gespräch heraushören, dass die meisten Arbeiter zu ihrem Job über einen "Vermittler" gekommen sind, und dieser wohl dafür kräftige "Prämien" verlangt, die automatisch vom Lohn schon abgezogen werden, bevor auch nur 1 Schekel ausgezahlt wurde. Der Rest des Wochenlohnes wird dann versoffen oder bei den Prostituierten durchgebracht, die es hier genauso häufig gab, wie die dazugehörigen Geschlechtskrankheiten

So entstand Seite um Seite ein kleines Kompendium über die Kundschaft des Hauses und über das Viertel. Und langsam setzte sich ein Puzzle in seinem Kopf zusammen.


- Lexandro Menas - 10-07-2015

An einem drückend schwülen Nachmittag saß Lexandro wiedereinmal auf dem Abgewetzten Stuhl vor dem einzigen Fenster im Zimmer. Er hatte gerade wieder eines der neu erstandenen Werke durchgeackert. Eigentlich war Lex nicht der Lesetyp, doch die aktuelle Situation, so wie der Mangel an Abwechslung und Ablenkung machten selbst aus ihm eine Art unwillige Leseratte. Eigentlich hatte er schon nach 10 Minuten nachdem er den Pictscripter zur Seite legte, den Titel des Werkes vergessen. Eigentlich war es ihm auch langsam egal um was es in dem Werk ging, sie waren eh fast alle gleich- entweder heroische Fantasiegebilde vom Glorreichen Heldentum - meist verbunden mit einem noch weit glorreicherem wie auch endgültigeren Heldentod - irgend eines Helden aus der Vergangenheit oder weiter Ferne weit ab seines Planetensystems; oder wenn er wirklich Lust auf Selbstfolter hatte war es eines der dicken Philosophiewälzer über Macht- und Wohlstandsverteilung, Selbstbestimmung des Individuums und Eigenverantwortlichkeit im Handeln und Denken - kurz ein Gedankenkonstrukt das mit beginn der Imperialen Herrschaft auf dem Planeten ebenso absurd wie auch obsolet wurde.
Als er endlich durch das dicke Pamphlet durch war, konnte er fast schon verstehen, was diese Leute damals freiwillig in die Arme des Kraken getrieben hatte... Andererseits waren auch einige Interessante Ansätze darin enthalten, die nun sein Notizheft bereicherten.

Während Lex also gedankenverloren aus dem Fenster starrte, fiel ihm einmal mehr die Eigenarten der hier in der Gosse lebenden Menschen auf. Als praktische Paria unter ihren Artgenossen wuchsen sie in einer fast feindlichen Umgebung auf. Das Leben hier war kurz aber erheblich ungezwungener - und erheblich brutaler - als alles was er bisher in seinem alten Leben kennen lernen durfte. Im Vergleich hierzu war die geregelte Armut eine Ebene obendrüber schon fast Luxus, auch wenn dort ebenfalls die Lebensuhr erheblich schneller tickte als darüber wiederum... Das Imperiale Leben schien sich wohl auch nur dann lebensverlängernd auszuwirken, wenn man das nötige Geld dafür hatte, sich das Leben vom Hals halten zu können...
Mit einem Kopfschütteln vertrieb er seine abgedrifteten Gedanken und schob seinen Stuhl wieder zurück an den Tisch, auf dem noch eine halb gegessene Trockenwurst vom Frühstück lag. Erfahrungswerte sagten ihm dass es niemals klug war zu fragen was man da aß, solange man kein Geld für eine Alternative zur Verfügung hatte.

Kauend betrachtete er den Stapel An Schekel auf dem Tisch, der in der Zwischenzeit seit seiner Ankunft hier um einiges abgenommen hatte.
Vom Tresen und ein paar Trinkbekanntschaften wusste er, dass man immer einen Job fand, solange man einen der "Vermittler" fragte, die anscheinend sich hier an den größeren Straßenecken breit gemacht haben und sich diesen Krümel des Kuchens gesichert hatten.
Auf die Frage, ob man nicht auch ohne einen Job finden konnte gab es nur vielsagende Blicke und ein paar Schnauber der Belustigung als Antwort - und mehr brauchte er auch gar nicht um zu kapieren, dass diese Option wohl zu einer kurzen Karriere und einer sehr endgültigen Entlassung führen konnte.

Er beschloss am nächsten Morgen zu einem dieser Arbeitszuhälter zu gehen um sich dann tief zu bücken - im übertragenen Sinne natürlich - um aus der selbstgewählten Isolation auszubrechen und die Kasse etwas zu schonen. Außerdem fehlte ihm insgeheim die geregelte Arbeitszeit eines Zwölfstundenjobs.


- Lexandro Menas - 01-05-2016

Wiedereinmal saß Lexandro in seinem gemieteten Zimmer im Gasthaus, das nun zu seinem neuen Zu Hause wurde, und rechnete. Er hatte gerade seine Schicht in der Abfallbeseitigungs"firma" hinter sich gebracht und seinen Wochenlohn bekommen. Die Firma war eigentlich nichts anderes, als ein paar Kriminelle, die Leute für wenig Geld und ein paar Gratishieben dazu brachte, den Müll aus den Oberen Ebenen irgenwohin zu verklappen, wo er keinem Auffällt- vor allem nicht dem Administorium, in dessen Zusändigkeit die Entsorgung fiel. Da dabei jedoch hohe Gebühren und viel Papierkram anfiel und auch Schmiergelder nicht unüblich waren, fanden gerade größere Firmen den Service der unteren Ebenen als sehr angenehm. Die Schmiergelder flossen zwar noch, aber die Preise pro Tonne waren Unschlagbar...
Und irgendwo knietief im Dreck stand dann Lexando und schaufelte das Zeug in Tonnen, bevor andere diese dann in unbeannte Löcher verfrachteten.
Oft fand sich auch eine andere Art von "Müll" in den Abfallbergen, die vorrangig in der Nachtschicht angeliefert wurden. Deswegen bekam diese Schicht auch den höheren Lohn, auch wenn es ab und zu auch hier "Unfälle" gab...

Mit einem kurzen Kopfschütteln vertrieb Lex die Tagträumerei und widmete sich wieder seinem mageren Verdienst. Missgelaunt verschob er einen kleinen Stapel Schekel nach links – die Umweltschutzhosen mussten erneuert werden, und Lex wollte sich eigene auf dem Markt besorgen, da er keine Lust darauf hatte wieder die Miete für ein paar zu bezahlen, das notdürftigst geflickt wurde. Ein weiterer Stapel warnderte zur Seite – Miete. Das nun deutlich geschrumpfteHäufchen vor ihm verhagelte ihm die Stimmung zusehends. Als nochmal ein Teil für Essen und Lebensunterhalt abgetrennt wurde war dies schon schmerzhaft, aber wenigstens waren diese Ausgaben nur für ihn. Weit schwerer zu verdauen war der letzte Punkt auf der Liste, die "Vermittlergebühr" wie hier im Viertel das Schutzgeld im Allgemeinen genannt wurde. Missmutig starrte er zuerst auf diesen Stapel, bevor auch dieser auf die Linke Seite des Tisches wanderte, und so nur noch das "Resvermögen" von ein paar Schekel sich über die rechte Tischseite verteilten.
Als er das so sah, war er verdammt froh, nicht die komplette Schutzausstattung zu benötigen, wie seine Kollegen um ihn herum. Diese musste mit den paar Kröten auch noch die Wucherpreise für einen Biosuit samt Maske bezahlen, die wohl zuvor durch so viele Hände gegangen waren, das Lex geneigt war den Schutzwert der Anzüge als rein psychiologisch anzusehen...
Er hatte eine Ahnung warum ihm die Faulgase und Giftplörre nichts anzuhaben schien, wusste es aber besser, als mit dem Mal hausieren zu gehen. Zuerst entdeckte er es auch nur durch einen Zufall- einer der geliehenen Schutzanzüge hatte ein Leck von der Größe einer Faust, während er bei der Verklappung eingeteilt war. Auf Grund der Bewegung der Masse und der Wärme des Raumes war die Luft dort normalerweise nicht lange atembar für Humanoide- und selbst das Ungeziefer schien sich hier verändert zu haben. Ihm Selbst fiehl das Loch erst am Ende seiner Schicht in der Umkleide auf. Während er noch dabei war diesen Fakt zu verdauen, bemerkte er, wie sich das Mal des Fremden unbemerkt in seiner Ellenbeuge gebildet hatte, und da zählte er einfach 1 und 1 zusammen...
Seit diesem Tage an sparte er sich den horrenden Mietpreis für den Anzug und besorgte sich die Schutzhose, die ihm bis knapp unter die arme ging. Nicht weil wegen dem Schutz an sich – Nach dem Vorfall hatte er einige vorsichtige wie auch ergebnislose Tests mit der Blanken Haut gemacht – sondern weil das Zeug einfach so verdammt schlecht abduschbar war, wenn es sich einmal an der Haut festgesetzt hatte...
Im Laufe der Zeit hatte er nun verstärkt ein Auge auf die Auswirkung dieser Umgebung auf sich und seine Mitarbeiter. Ihm viel auf, dass viele einen dunklen Auswurf hatten, und zu spontanem Nasenbluten neigten, auch war Haarausfall und im "Endstadium" ein heftiger rasselnder Husten weit verbreitet. Gerade bei den Verklappern und den Verteilern gab es eine rege Mitarbeiterfluktuation und mit der Zeit hatte er sich mit den Symptomen soweit auseinandergesetzt, dass er wusste, wann dieser oder jene Kollege bald nicht mehr kommen würde.

Natürlich fiel Lexandro auch schon zwangsläufig selbst auf, war er doch der einzige, der im Zulagengebiet- auch Witwenmacherloch genannt – nur mit ner Schutzhose und nem Overall arbeitete. Sein Aufseher hatte deswegen schon Wetten abgeschlossen, wann ihm die Augen aus dem Gesicht schmolzen, jedoch hatte jeder der dabei auf einen Zeitpunkt gesetzt hatte bisher seinen Einsatz verloren. Lex selbst ließ verlauten, dass die Resistenz angeboren war, da auf seinem Geburtplaneten die Atmosphäre um einiges Ungesünder war und selbst die Kinder dort sich schnell an sowas adaptieren. Diese Aussage hatte bisher immer genügt in einer Welt, in der man nur so viel Interesse an seinem Nachbarn hatte, um herauszufinden ob er ein geeignetes Opfer war oder warum man eine Menge Schekel in einer Wette versenkt hatte, die eigentlich ein sicheres Ding hätte sein sollen.

Lex bemerkte wieder, dass er in die Tagträumerei abgeglitten ist und riss sich wieder zurück in die Realität. Er war hundemüde, aber bevor er sich endgültig in die Falle schmiss, musste er noch einmal hinunter in den Schankraum.

Es war der Erste und die Miete war fällig.

Immernoch leicht missgelaunt schob er sich den Stapel Schekel in die Tasche, die er zuvor als Miete zur Seite gelegt hatte in die Hosentasche und auch ein bisschen des Taschengeldes und ging hinab.

Unten angekommen traf er den Wirt als er in der leeren Stube ein paar Dreckige Tische mit einem mindestens ebenso dreckigen Lappen "reinigte". Er bemerkte wohl den Blick von Lexandro als der noch den Lappen mussterte, warf diesen wieder zurück in die Brühe, dessen Wasseranteil wol nur noch im einstelligen Prozentbereich anzusiedeln war, und stellte den Eimer ab.

"Guck nicht so, die haben schon wieder die Preise fürs Wasser angehoben, und wieder das Bier oder die Zimmer teurer machen kann ich nicht, dann kann ich gleich zu machen. Aber euch Schlammschauflern dürfte es eh wohl nix ausmachen, wenn der Tisch nicht das Gesicht wiederspiegelt- ist wohl auch bei einigen besser so!"

Der Wirt grinste kurz als er den Eimer wieder sorgsam hinter dem Tresen verstaute. In der Zeit in der Lex nun hier Gast war hatten Sie sich angefreundet. Lex bekam einen besseren Zimmerpreis, dafür, das er ab und zu ein paar mal am Tresen aushalf oder ein paar Kleinigkeiten erledigte, für die gerade keine Zeit hatte.

"Solange du mir das Zeug nicht nachher als Bier einschenkst hab ich damit kein Problem. Hab hier auch noch was für dich!"

Lex warf die Schekel auf den frisch "gewischten" Tresen wo sie auch prompt haften blieben.

"Hey Eddy - fütterst du das da auch ab und zu oder ist das arme Ding gezwungen sich von dem verschütteten Bier zu ernähren? Oder frisst es ab und zu eine Bierleiche? Da fällt mir ein, ich hab Jonnyboy schon ein paar Tage nicht mehr gesehen, hat der die Schicht getauscht?"

Da das Wirtshaus strategisch günstig an einer der Zugangswege zur Deponie lag, kamen die meisten der dort arbeitenden oft noch auf einen Absacker hier vorbei, bevor es nach Hause ging. Deswegen war auch der Wirt stehts top Informiert wenns um Neuigkeiten aller Art ging.

"Jonny kommt nicht mehr. Der hat keine Schicht mehr. Hab gehört, dass vor 3 Tagen eine Naht an einem Ärmel aufging als er gerade am Verladen war. Liegt wohl zu Hause, wird wohl nicht lange mehr gehen."

Lexandro kam es vor als hätte ihn jemand mit einem Vorschlaghammer eins Übergezogen. Johnson Sinclair oder auch Jonny oder Jonnyboy war schon einer der alten Hasen im Geschäft gewesen und war sehr beliebt in der Schicht gewesen. Er arbeitete fast schon 5 Jahre in dem Drecksloch, wie die Verklappungsstelle auch genannt wird, und wurde inoffiziell auch schon inoffiziell als Anwärter für den Nächsten Vorarbeiterposten gesehen. Er hatte mehr als die hälfte der dortigen Belegschaft angelernt und hatte stehts ein paar gute Ratschläge auf Lager falls mal was daneben ging. Und er war auf jeder Trauerfeier die es in der Belegschaft gab. Kein Wunder, dass von denen da oben kein Wort darüber verloren wurde. Und kein Wunder dass es in letzter Zeit eine noch miesere Stimmung in der Verklappung war als sonst. Er selbst hatte jedoch 2 mal die Schicht tauschen müssen, und deswegen nichts mit bekommen.
Er selbst verstand sich mit Jonnyboy ausgezeichnet und beide arbeiteten oft zusammen an der selben Station. Selbst Privat kamen sie ab und zu zusammen, und so lernte er auch seine Familie kennen.

Johnson hatte eine Frau und 2 Töchter. Seine Frau arbeitete in einem der Restaurants, die den Platz der Heiligen säumten, die ältere der beiden Töchter Arbeitete als Sekretärin in einem der Halblegalen Vergnügungsetablisements an den Aufgängen zu den höheren Ebenen und die Jüngste konnte er in einer der Schulen eine Ebene höher unterbringen, wo sie unter der Woche bei Verwandten unterkommt. Er tat alles um seine Familie aus diesem Pfuhl, genannt Unterebene 12, herauszubringen.
Lexandro hatte schon viele in der Gruppe kommen und gehen sehen, viele auf Grund von Arbeitsunfällen oder eigener Dummheit. Aber er hätte nie vermutet das es den alten Hasen treffen konnte...

Nachdem Lex die kontrolle über sich selbst zurückgewonnen hatte wandte er sich wieder an den Wirt.

"Wie kann das sein- ich meine Jonny ist vorsichtiger als wir alle zusammen. Der hüpft nicht mal eben in irgendeinen Anzug und geht spielen."

Mit einem Seitenblick versicherte er sich ob auch keine weiteren Zuhörer in lauschreichweite waren und beugte sich dann verschwörerisch über den Tresen zu Lex.

"Das hast du nicht von mir, aber ich hab gehört, Jonny war vor ner Woche beim Vorarbeiter und hat sich über die Qualität der Schutzanzüge beschwert. Du weist selbst für wen du Arbeitest, und ich glaub die Kerle haben nicht ohne Grund keinen Beschwerdebriefkasten aufgehängt. Ich kenne Jonny auch und deswegen glaube ich nicht dass das ein Unfall war. Ich meine so ein Zufall dass ein Anzug kaputt ging- bei dem einzigen, der die dinger besser Prüft als ich meine Gummies wenn ich mal ne Straßenbekanntschaft einlade – du weißt was ich meine... Aber wie gesagt- hast du nicht von mir!"

Lex nickte kurz, wärend er die Infos erstmal sacken ließ. Er hatte selbst genug Gespühr für Unfälle und "Unfälle" und wusste, dass da mehr dran war. Aber zuerst wollte er einen Johnson einen Besuch abstatten, die Müdigkeit war eh wie weggeblasen und so verabschiedete er sich von Edward dem Wirt und eilte die Straße runter.


- Lexandro Menas - 01-12-2016

Auser Atem erreichte Lexandro kurz darauf den Block, in dem Jonnys Familie wohnte. Es dauerte etwas, bis Jina - Jonnys Frau – ihm die Türe öffnete. Anhand der Tiefen Augenringen und dem fertigen Gesamteindruck konnte Lex schon daraus schließen, dass es nicht allzu gut um ihren Mann stand. Im Gespräch erfuhr Lexandro, dass die beiden Töchter gerade auf Arbeit waren, wärend Sie die ihrige gerade beendet hatte und nun sich nun der Krankenpflege widmete. So ging es wohl schon seit die Infektion Johnson niederstreckte, und das hinterließ auch bei Jina tiefe spuren, sie agierte eher wie eine lebende Tote und kämpfte sichtlich damit nicht auf der Stelle einzuschlafen. Nur weil Lex ein guter Freund des Hauses war, hatte sie überhaupt dazu bewogen die Türe zu öffnen.
Als Jina mitten im Satz kurz dem Sekundenschlaf anheim fiel, fasste Lex den Entschluss auf Jonny aufzupassen, während Sie sich ausruhen konnte. Als er ihr den Gedanken vortrug, lehnte Jina zwar zuerst pro forma ab, aber als Lex darauf bestand konnte er ihr ansehen, dass Sie ihm dafür dankbar war.

Und so ging er ins Wohnzimmer, in dem Jonnyboy auf der durchgelegenen Sofaecke auf und unter ein paar Decken lag.

Die Infektion hatte sich weit ausgebreitet, ausgehend vom Arm über den Rücken bis hin zum Bauch bestand die wächserne, fast durchsichtige Haut fast nur noch aus Pusteln, offenen Stellen, Geschwühren und eitrigen offenen Stellen. Nur im Gesicht hatte sich die Infektion noch nicht ausgeweitet, wenn man von der allgemeinen pergament/wachsartigen Haut absah.
Lexandro kannte das von anderen Unfällen in der Deponie. Er wusste, dass es wohl bald für ihn vorbei war, bisher hatte er noch niemanden getroffen, die eine großflächige Infektion mit dem Zeug überstanden hatten. Nur vereinzelt gab es Berichte bei denen Leute ein Anzugsleck überlebten, in denen es ihnen gelang, direkt nach der Kontamination die Stelle zu isolieren und das betroffene Gewebe mit teueren Medikamenten zu behandeln. Aber bei diesem Fall vor ihm kam wohl nur noch das reinigende Feuer der Krematorien gegen die Infektion an. Glücklicherweise bertrug sich das Zeug nicht allzugut von Mensch zu Mensch, was wohl schon einigen Angehörigen das Leben gerettet hatte, und auch wohl die Ursache war, dass sich die Seuchenbekämpfungstrupps des Adeptus Administratum und ihre Ausräuchertrupps sich nicht der Fälle annahm.

Jonny war selbst zu weggetreten um Lexandro wahrzunehmen, und so hatte er genug Zeit seinen Gedanken nachzuhängen, während er den (fast-)Leichnahm vor ihm betrachtete. Durch Zufall fiel sein blick auf sein rechtes Handgelenk, auf dem nun das Mal des Fremden von innen heraus zu glühen schien.
Er erinnerte sich an jenen schicksalhaften Tag, an dem er es Empfing und an die Versprechen, die er im Überschwang der Situation getan hatte. Es schien ein Jahrhundert seit dem Vergangen zu sein.
Er wusste, das dieses Ding die Ursache war, warum er als einziger wohl in dem Zeug baden konnte, ohne auch nur einen Juckreiz davon zu bekommen, und urplötzlich fiel ihm auch die andere Seite seiner "Gabe" ein.

Urplötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen – Johnson musste nicht sterben! Es hatte nur ein paar klein Haken – er brauchte ein "Opfer" der an dessen Stelle sterben musste und sollte jemand davon Wind bekommen, konnte er auch gleich zur Inquisition gehen und auf die Aquila
pinkeln.

Problem 1 war schnell gelöst. Der Vorarbeiter der für diesen und wohl auch für andere "Unfälle" verantwortlich war, schrie gerade zu nach einer Freiwilligenmeldung. Und die einzigen die von dem "Wunder" wissen können währe Johnsons Familie, die wohl am wenigsten Grund hätten ihn dafür auszuliefern....

Während sich Lex eine Herangehensweise überlegte, begann das Mal an seinem Handgelenk zu glühen, jedoch ohne hitze abzugeben, oder dass es wirklich Licht abgab. Es schien eher als hätte jemand in einem dämmrigen Raum einen schwarz-weiß-Picter auf niedrigstem Energieniveau eingeschaltet und lässt darauf eine endlosschleife eines Lagerfeuers abspielen... zu mindest so ähnlich...

Während er fasziniert das Treiben auf seinem Arm begutachtete kam ihm die Idee, wie er die Sache der Familie am besten verkaufen konnte. Eilig versteckte er das Mal unter seinem Ärmel, dessen merkwürdiges Verhalten glücklicherweise aufgehört hatte, und begab sich zur Schlafzimmertür hinter der Jina ihre wohlverdiente Ruhe nachholte.