Koron III
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- Kogan - 10-11-2009

Eine ausreichende Weile hielt er sie, auch wenn er bemerkt hatte das der Geist, der sonst quirlig hinter ihrer Stirn wirbelte, noch auf Abwegen wanderte. Im Augenblick genügte es vollauf sie körperlich bei sich zu wissen und zu spüren wie die eigene Kraft allmählich in ihre angestammten Bahnen zurückfloss. Schließlich raffe er sich auf und bettete sie auf dem länglichen Deckel ihres vormaligen Sargs. Die Hände kreuzte er ihr über der Brust und setzte die Atemmaske wieder auf das starre Gesicht. Die mit Sauerstoff angereicherte Luft würde helfen die rein leiblichen Widrigkeiten zu bestehen. In ihren Körper musste sie selbst zurückfinden. Kogan seufzte und blickte durch die Augengläser. Ein Ruhepol war sie ihm nicht gerade, doch über Langeweile konnte er sich auch nicht beklagen, soviel stand fest. Noch einmal hob er die entfremdende Maske an und bedachte ihre blutleeren Lippen mit einer Berührung der eigenen.
Dann straffte er sich und schritt zur Schleuse, welche die unbarmherzige Realität auszusperren hatte. Mit barscher Bewegung befahl er die vier Sklavinnen wieder ins Innere. Sie zitterten und Reif glänzte in ihren Haaren. Weit weniger erotisch als gewohnt. Immerhin waren sie so dankbar über die Wärme, das sie ohne zu Zaudern die niedrigen Aufgaben ausführten, welche ihnen der Fürst auftrug. Etwa das Beseitigen der Kampfspuren und des Blutes. All das hatten sie sich sicher nicht ausgemalt, als sie mit ihrer Herrin aufgebrochen waren. Nunja, er hatte sich den Ausgang dieser Liebesnacht auch anders vorgestellt. Jedenfalls nicht, das er sich mit seiner Seherin prügeln musste um sie davon abzuhalten ihm den Kopf abzubeißen. Mit ihr hatte er wahrlich einen Fang gemacht. Der braven kleinen Wissenschaftlerin, sittsam und gänzlich der Forschung verschrieben. Er musste lächeln, was an das vertrauenerweckende Grinsen eines Haifischs gemahnte.
Kurz überlegte er ob er in sein Zelt zurückkehren sollte um dort die letzten Stunden der Nacht zu ruhen, entschied sich dann aber dagegen. Zum einen aus Bequemlichkeit, waren Kissen und Diwan doch um einiges bequemer als ein spartanisches Feldbett, zum anderen aber auch damit man ihn nicht in einem Moment der Schwäche erblicken mochte. Seine Macht fußte auf einem Fundament der Stärke und Unbarmherzigkeit. Risse in dieser Grundstruktur konnten unter Umständen alles zunichte machen.
Also streckte er sich auf einem der unförmigen Diwane aus und schloss die Augen.


- Melanie Zaebos - 10-11-2009

Gesichter. Alte, eingefallene, leblose Gesichter. Gesichter welchen durch salzartiges Natron jegliche angenehme Kontur entrissen wurde, kurz nachdem sie mit balsamierendem Weihrauch, Myrrhe und ätherischen Ölen behandelt worden waren. Leere, dunkelschwarze Höhlen herausgerissener Augenpaare, ausdruckslosen, gefrorenen Masken ebenbürtiger den humaner Mimik. Goldene Fäden verliefen in schlangenartigen Mustern sowohl die ausgetrockneten staubspröden Lippen, wie auch die nutzlos gewordenen Lider. Mumifizierung. Uraltes, antikes Brauchtum, eine vergessene Todeskunst, welche unter den frühen Dynastien ihren gesellschaftlichen Zenit erreicht hatte, indem es galt, jeglichen einfachsten Kriegsfürsten in aufwendigster Manier für die kommende Ewigkeit zu balsamieren. Jahrhunderte, jahrtausendelang unterlagen diese nekromantischen Praktiken strengen Kodizes, wurden würdige Akolythen aus zehntausenden Sklaven auserwählt, um das zauberhafte Handwerk zu erlernen, welches den Hohepriestern gestattete die sterblichen Überreste wahrhafter Unsterblichkeit zuzuführen. Sie wussten darum, denn sie waren die Ersten, die Erstgeborenen unter dem neuerstehenden Mond. Die vergangene Welt war archaisch, grausam und rücksichtslos zu ihnen gewesen, ebenso wie zu allen anderen auch, aber zuerst erblickte die selbstgefällige Priesterschaft der alten Stadtstaaten die infame Wahrheit hinter all den tückischen Lügen. Seit Äonen hatte man ihnen gehuldigt, den alten Göttern, noch jahrtausende vor der Ankunft des goldenen Phönix beherrschten sie die Stätten der Wüsteneien, die erhabenen Gebirge und weitläufigen Steppen, sowie die horizontweiten Archipele und abgründigen Ozeane welche alle Landmassen spalteten. Königreiche, sowie theokratische Gottesstaaten, Fürstentümer und Tyranneien, welche den neuen Staatsformen vorangingen wucherten auf der geografischen Landkarte, sowie den topografischen und tektonischen Gesteinsschichten, längst allesamt unter meilendicken Sandgürteln begraben und verschüttet. Dort wo dieser neofeudalen Zeiten mächtige Paläste aus durchsichtigem Glas, verspiegeltem Chrom und witterungsbeständigen Stahl den dämmerungsroten Horizont beherrschten, regierten einstmals piktografischverzierte Monumentalbauten alles Leben und Gedeihen. Auf diesen einstigen sandsteinernen Behemoths vegetierte in den nachfolgenden Zenturien unübersehbare Vitalität, die unterhalb der antiken Stätten von Gohmor, damals noch Shel-an-Gorrmora, See der Würdigen, begrabenen Nekropolen und uralten Tempelanlagen wurden durch die nachrückende Zivilisation beinahe vollkommen ausgelöscht. Jüngste Bauvorhaben, sowie die ursprüngliche Fundierung der neuen Welthauptstadt erschütterten die darunter liegenden mergeligen Massen, sowie veranlassten das angrenzende Meer durch verschiedene Kanäle nachzufließen, was die Kammern gänzlich vernichtete oder wenigstens auf Jahrtausende hin vor jeglichem Blick verbergen würde. Titanische Pfeile welche vor rund zweihundert Jahren die Auferstehung der Makropole preisen und ermöglichen würden, zermalmten das alte Fundament, sowie die Grabpassagen und verschütteten Sakral- und Palastbauten. Ebenso geschah es weiter westlich, in den üppigen Dschungeln von Kan-Rathis, welche dieser Epoche nur noch als Einöde von Vorago bekannt sind. Dort wo sich das heutige Truzt, demokratisches Herz Korons, erhebt, befanden sich einstmals die blutigen Zikkurats der Naja-hedarja Priesterkönige, deren ausgiebiger Opferkult alle angrenzenden Völkerschaften in todesgleichem Terror erstarrten ließ. Unter millennienaltem Humus gebettet, an jener sagenumwobenen Stelle des ersten freien Parlaments, etwa zweieinhalb Kilometer unterhalb der heutigen Seehöhe, befand sich damals die Geburtengrotte der sogenannten Herrn von Naja-hedarja-Rathis, den “Altehrwürdigen des gesegneten Hedarja-Rathis”, des Priesterkaisers. Weiter östlich, dort wo die purpurne Flammenkönigin sich aus den staubigen Dünen Septinanus erhebt, wo einstmals die mächtige Kriegernation der Ras-an-Kuri, der “Gott gewogenen” über weitläufige Steppen und untergehende Stammesstrukturen herrschte, erhebt sich der letzte dieser archaischen Götzenschreine, bis in die heutigen Tage hinein. Das wahrhaftige strukturelle Alter dieser imperatorläsertlichen Kultstätte erschloss sich ihr zum ersten Male. Sie war erheblich älter als zwei Jahrhunderte, erheblich älter als zwei volle Millennien, gewissermaßen fundierte der Hügel auf welchem in späteren Epochen die Stufenpyramide errichtet werden sollte, auf die archaische, längst vergessene Vorzeit zurück, als selbst Eisenerzverwertung noch erstrebenswerter Fortschritt gewesen war. In einem mythischen Zeitalter von Kupfer, Zinn und ersten Bronzearbeiten, als rohes Gold noch göttlichen Status bewahrte und eine schier unüberschaubare Zahl von Pantheons das einfache Gemüt beschwerte, waren es zuerst primitive Kriegerkulte, welche den Menschen hier einen wahrhaftigen Glauben lehrten. Tul-Nar-Arkhan, war jener Unsterbliche welcher als Primorgener voranschritt, der alte Kriegsgott, Vater Bronze, Blutsäufer, Unsterblicher Schlächter, zahlreich waren seinen Namen bereits jener kindlich naiven Tage. Doch allen voran war er der krisengeschüttelten Galaxis der Moderne unter einem verbotenen Namen bekannt, Khorne, Beherrscher des Massakers. Der zeitenlose Hass der Äonen. Zuallererst war es eine Schmiede, kein Tempel, eine primitive, ausgehöhlte Grotte, in welcher man dank vulkanischen Kohlegesteins Bronze in vorgesehenen Bottichen schmolz, formte, hämmerte, löschte und anhand markanter Gesteinsbrocken schliff. Es herrschten keine lobpreisenden Arien oder gutturale Stammesgesänge, allein das besinnungslose Kreischen der Schlachtfelder, sowie der entfesselte Wahnsinn und die unnachgiebige Raserei waren sakral genug, ihm zu huldigen. Dies wussten sie, die Auserwählten wenigen, welche anstelle primitiver Keulen, Steinkeile und Holzspeere bereits bronzene Klingen führen durften. Dies begründete die erste Hochkultur, gewissermaßen, selbst wenn diese Kultur nichts geringeres als ein reiner Todeskult war, aus welchem sich erst Jahrhunderte später namhafte Zivilisation entwickeln konnte. Der Grundstein war die Bronze, die grausame erste Klinge, ersonnen von einem Menschen, dessen Seele erstmals die Quintessenz des Krieges gestreift hatte. Mul’nash, der Bronzene. Sein abgeschlachteter Leichnam erhielt sich über drei Jahrhunderte bar jeglicher Verrottung, sein lebloses Fleisch faulte nicht, nicht einmal im Grabe. Erst nach siebenhundert Jahren, als die Priesterkaste der Götterwiege seinen Leib balsamierte und mumifizierte, sollte jener seine würdige Grabstätte erhalten. Aufgerissene Augen. Keuchen, frostiges Sauerstoffgemisch, verklebtes Blut, Salz an den Zungenstreifen. Angewidert riss sie das beklemmende Schutzvisier herab, schleuderte es mitsamt der dranhängenden “Nabelschnur” hinfort. Nacht, es war Nacht, Mondlicht, fahles, trostloses, melancholisch besinnliches Mondlicht. Schlieren, zerfetztes Material hing von ihren Extremitäten, glitt seidig herab über Schultern, Brust und Taille, erhoben im silbernen Schein stand sie, sinnierend und vollkommen verlassen. Wo stand sie? Im Niemandsland, irgendwo, unbekannter, ferner Kontinent. Zeitlich, unbekannt, nur mondbeschienene Nacht und ein dumpfes, unnahbar leeres Gefühl. Wie fern lag die abendliche Dämmerung zurück? Wie nahe war die morgendliche Röte? Ungewiss. Stimme drangen an ihr Ohr, gedämpfte, tuschelnde Stimmen, höfisch intrigantes Gewinsel. Wie nahe sie wohl sein mochten, nein, es war gleichgültig. Ein Pfad, eine strahlend silberne Straße, vorsichtiger, beinahe badenden Schrittes glitt sie über mehrere künstliche Treppensätze hinab. Barfüßig. Der rieselnde Sand floss kitzelnd zwischen ihre Zehen, kühl und lindernd, genießend strich sie durch eine arglos gewehte Düne. Belebend. Erfrischend. Wenn man nur darum wusste, erfüllte sich selbst die totenstille Wüstenei zu unergründlichem Leben. Winzige, weißschalige Panzerkäfer, welche die Hinterbeine des frühen Morgens streckten, auf das sich der nebelige Tau an ihren Chitinpanzern sammelte und hinab floss zum Rachen. Aasfressende Hautsegler. Skorpionartige Geschöpfe. Sowie verschiedene wasserspeichernde Schlingpflanzen. Lebendig. Heiter, unermüdlich schob sie die weißen Zehenspitzen durch den beigefarbenen Quarz. Was verblieb? Nichts und alles. Zeit verfloss, ungehindert, ungebremst. Wie lange war es wohl schon… sicherlich mehr den zweihundert Atemschöpfungen. Klamme, schroffen Fjorden ähnelnd, ungebändigt, unzivilisiert und wild, erhoben sich rings um sie. Diese Kutsche, diese goldene Sänfte, sowie die seltsamen schwarzen Menschen welche sie umgaben, lagen weit zurück, fast vergessen. Nein, dies war die Wüste, nur die Wüste, die Wüste und die Zeit. Inmitten sie, im eigenen Schatten, den Mond begrüßend. Im Schatten der Zeit.


- Kogan - 10-11-2009

Er hatte es gesehen. Natürlich hatte er es gesehen. Man schlief nicht fest wenn hinterbliebene Söhne, Frauen, Töchter, Eltern und Geschwister Dolche in der Nacht sein mochten. Oder die Frau auf der anderen Seite des Bettes. Als sie sich erhoben hatte waren auch seine Augen aufgegangen. Während die Maske noch durch den kleinen Raum flog hatte er bereits den Sitz der Schneider eingenommen und sie interessiert beobachtet. Es war nicht das erste Mal, das sie auf diese Weise wandelte. Doch war es das erste Mal das es ihm keinen Fluch auf die Lippen beschwor. Fast hatte er geahnt was kommen würde und jetzt bestätigte sich seine Eingebung also. Sie starrte ins Nichts, lies ihren Blick über die Weiten ungesehener Ebenen gleiten und setzte sich schließlich in Bewegung. Es war offensichtlich das die Umgebung nicht zu ihr durchdrang. Jedenfalls nicht auf natürliche Weise, denn trotz der leeren Augen fand sie ihren Weg hinaus mit traumwandlerischer Sicherheit.
Kogan sah ihr nach, das Haupt sinnend auf die Hand gestützt. Die vier Unwürdigen kamen herbeigekrochen und wimmerten mit den Stimmen unterwürfiger Hunde. Sie flehten er möge sie bewahren, vor der Kälte der Nacht und den Gefahren des öden Landes. Der Angesprochene aber stieß sie weg, so wie man Ungeziefer wegwischte. Schließlich erhob er sich und griff die Axt. Keine Eile war in seinen Bewegungen, kein Zorn in seinem Handeln. Nicht anders bekleidet als sie schritt er durch die Schleuse und in die Umarmung seiner Mutter. Melanie brauchte er nicht erst suchen. Weiß wie Marmor strahlte ihre Haut unter dem kränklichen Licht des Krallennebels und dem kalten Glanz der Sterne. Gestirne deren Schein für Liebesschwüre ebenso herangezogen wurde wie für Flüche. Sie wandelte bedächtig, doch keineswegs zögerlich durch die Reihen ihrer eigenen, emotionsüberladenen Spielzeugsoldaten. Er folgte, lediglich eine Winzigkeit weiter ausgreifender Schritte als sie. Gerade soviel das er sie eingeholt hatte als sie den Rand des reglosen Waldes aus schwarzen Gestalten erreicht hatten. Doch legte sich nicht etwa Mörderpranke um zartes Handgelenk, verlangte Erklärung, ohrfeigte ihr die Flausen aus dem jungen Kopf. Keineswegs! Der schwarze Drachen schritt neben ihr, wortlos und ohne das Verlangen nach dem Wieso oder Wohin zu fragen. Nicht dem Drang nachgebend den Arm um sie zu legen und primitiven Beschützerinstinkt zu frönend. Der Pfad auf dem er nicht mit ihr gehen konnte. So hatte er es ihr gesagt. Doch wie weit stimmte das? Er konnte nicht neben ihr schreiten, nicht voranstürmen mit dem Gebrüll der Krieger. Aber er konnte ihr folgen, sie als Führerin anerkennen. War der weiße Leib nicht Leuchtfeuer in finsterer Nacht? Vielleicht ja, vielleicht!
Den beiden Wanderern folgte ein Dritter. Vierbeinig und die rüsselartige Schnauze eng am Boden.


- Melanie Zaebos - 10-11-2009

Sieben Schritt. Nächtliche Schemen, geboren wie von geisterhafter Hand, durchwanderten die bange Düsternis, welche von einem nebelhaften Mondschweif zum nächsten verlief. Sechs. Wüste, Sand, Sturm, Zeit, alles verlief, verrann, versickerte. Unvorhersehbar, unkontrolliert. Wer wusste schon, in welchem Abstand welche Wandlung vonstatten ging? Welcher Mensch erahnte schon, wie sich die zeitlosen Dünen verzogen, welches Titanen Atem demnächst sämtliche kartografischen Verzeichnisse negieren würde? Fünf. Chaos. Es repräsentierte das Chaos, alles hier. Keine noch so strahlenden Fixsterne, keine begehbaren Trampelpfade, angelegt durch einen voranschreitenden Nomaden. Gefangenschaft, ewige Knechtschaft, Sklaven der Wüste, verirrte Seelen, sie würden hier sterben, alle. Wie sie die Sandmeere geboren hatten, würde sie sie alle dereinst wieder verschlingen. Vier. Dies war das Schicksal, die Verdammnis und der Segen. Das versprochene Paradies, der ewige Zyklus, der Kreislauf der Götter. Was erschaffen wurde, musste vernichtet werden, was gebar, musste sterben. Drei. Nicht Khorne, nicht sein gesinnungsloses Geschlachte. Nicht Nurgle, keine seiner Pestilenzen, kein schimmerndes Miasma welches die Milliarden hinwegfegte gleich der unaussprechlichen Scheußlichkeit jener Fliegenschwärme deren er Herr war. Zwei. Tzeentch, alter Verräter, Verpfänder der schicksalhaften Kartenspielchen, Vater aller gewobenen Intrigennetze, Brudermörder und Königsmacher. Nein, du warst hier auf verlorenem Felde, dein war nicht die arglose, brache Steppe. Eins. Schlangengewürm. Die uralten Wächter, die altvorderen mutierten Sklaven. Zischelnd auf ihren unförmigen Leibern schleifend, kriechend. Dahinstrebend sank sie im Herzen zweier turmartig aufragender Gesteinswälle nieder. Grabend bohrten sich ihre Kniescheiben in die widerstandlose Schicht körnigen Quarzsandes. Wie aufstrebende Keile verformte er sich davor. Die ehrwürdige Mondscheibe nahm ihren Sockel ein, eingefasst gleich einem Kronjuwelen. Für das offensichtliche Augenlicht des betrachtenden Menschen offenbarte sich somit ein mondbeschienenes Tal, welches sich zwischen diesen aufragenden Formationen hindurch wand. Huldigend streckten sich ihre Arme in gerader Linie dem entgegen, während sie sich niederwarf, die blutbesudelten Strähnen über den Sand ziehend, die zerstreute Umarmung unterhalb der nackten Brust erfühlend. Wind, uralter Götterhauch, bangend heulend erhob er sich, wo vormals windesstille geherrscht hatte. Regungslos, winzige aufgewühlte Staufächer empor tragend. Wie von sanftem Schlummer ergriffen, dösend, voran, prasselnd rieselte es über ihre Haut, während sich in den voran liegenden Mondschatten abermals schauderhafte Körperwindungen erkennbar machten. Nun erst, im Zenit der strahlenden Allherrlichkeit, glitzerten verstohlene Rubine in der finstersten Nacht, säumten die steinige Böschung des unregelmäßigen Gebirgspfades, auf welchem sie offensichtlich zu wandern gedachte, während sie sich demutsvoll erhob, die Arme an der Brust kreuzte, das Haupt herabsenkte und gemessenen Schrittes ihren Pfad fortsetzte. Unbehelligt blieben jene zusammenziehenden Pupillen, während sie darin vorüber glitt, hie und da eine geschwungene, sichelhafte Klaue ersichtlich, manches mal ein peitschender Schweif, doch stets, zögerlich wieder im Schatten untertauchend.


- Kogan - 10-12-2009

Wo waren sie? Norden oder weiter im Osten? Er konnte sich nicht dran erinnern auf den Karten diese hügelige Formation gesehen zu haben. Aber es war auch nicht von Belang. Kogan war, auf seine Art und Weise ein Realist. Jene die nur an das als unumstößlich betrachteten was sie sahen, auch wenn sie vorheuchelten an die Lehren eines weit entfernten Gottes zu glauben, egal ob auf Terra oder in anderen Dimensionen. Kogan arbeite mit dem was er hatte. Er war sich seiner Stärke, seiner Widerstandskraft und seiner Fähigkeit zu führen voll auf bewusst. Selbstherrlich möglicherweise, aber auch wahrhaftig. Er verstand das Wechselspiel zwischen Menschen und Chaos soweit wie er es am eigenen Leibe erfahren und miterlebt hatte. Natürlich verstand er auch die Theorien und Eventualitäten, nur interessierten sie ihn wesentlich weniger. Es brachte wenig wenn man um den Willen der Götter wusste, aber von der Keule erschlagen wurde, deren Träger nur eine schwammige Vorstellung von dem Wesen hatte, dessen Namen er als Kriegsschrei benutzte. Für sich nannte er es die Natürlichkeit des Unnatürlichen, wohl gemerkt das sich solche Gedankengänge noch nicht lange hinter seiner Stirn verästelten. Es war eine Theorie die er verfolgte, auf der er herumdachte wenn die Korridore der erwachten Stadt still lagen. Das Beispiel der mythischen Bestie war ihm stets als beste Versinnbildlichung erschienen. Der Werwolf etwa, oder der Vampir. Eine Kreatur die ohne Zweifel in das Reich der Sagen gehörte, mit all ihren Erscheinungsformen und den bäuerlichen Weisheiten über die Methoden der Abwehr. Nahm man einmal an, eine solche Kreatur würde sich auf die eine oder andere Art manifestieren, sei es aus dem Chaos geboren, oder einem purpurnem Albtraum entstiegen. Entgegen der Logik und der Realität. Wie stände es dann um die Schutzmassnahmen? Würde geweihtes Wasser den Blutsauger verbrühen, die silberne Kugel den Veränderten niederstrecken? Wie weit wirkte sich das Unnatürliche auf seine Umwelt aus? Nun konnte er anbringen das er bereits Dämonen gesehen hatte, durch Warpportale geschritten war und die Hand auf warmes, lebendes Metall gelegt hatte. Das alles war jedoch in Umgebungen der verstärken Surrealität geschehen, wo jedes Ding auf die eine oder andere Art miteinander reagierte. Konnte es sein, das eine Frau als ein Katalysator fungieren konnte? Nein, das war es nicht. Sie war kein Tor von einer in eine andere Welt, kein Gefäß das dämonische Besessenheit erfuhr. Das war zu einfach gedacht.
Kogans Kopf zuckte von links nach rechts, so als wolle er ein vorbeihuschendes Tier erspähen. Durch den Nebel aus festgestampften Wissen schälten sie andere Gedanken, gewunden und unbeständig. Sie durchbrachen die Strukturen, verursachten Risse darin.
Zauber ist Schwäche. Unter dem Rippenbogen kann ein leichter Hieb große Schmerzen verursachen. Kein Katalysator, sie ist mehr als das, es ist zu simpel. Die Schlangenwesen sind hier, viele. Man muss sich vor ihren seitlichen Schlägen hüten. Schlangen die sich winden, die sich in den eigenen Schwanz beißen. Kein Tor in unsere Welt, mehr wie Lehm.
Lehm! Das war die Erklärung. Dämonische Besessenheit und Geisterseher, das waren die Beschreibungen von Narren. Von jenen die glaubten etwas zu verstehen nur weil sie es lange kannten. Ja, Dämonen und Anderswesen waren in Melanies Verstand gedrungen. Damals in der Wüste war es vielleicht auch wirkliche Besessenheit gewesen. Aber hier nicht… nicht wirklich. Es war wie ein Prozess der Steigerung, des Werdens und Formens. So wie kundige Hände Lehm formten. Sie veränderte sich, gebar sich selbst. Die Hülle der verpuppten Raupe brach auf.
Und er? War er nur die geführte Waffe, welche ihr nachstolperte und den Prozess der Entwicklung mit aufgesperrten Augen und Maul angaffte?
Nein, keineswegs! Nur war der großmächtige Kogan in dieser Beziehung um einiges weniger mutig als die zierliche Frau. Er war dem Ruf gefolgt und hatte den mörderischen Schatten der Zeit zerschmettert. Was aber hatte er mit dem Geschenk angefangen, das er aus Fafnirs Hort gehoben hatte, noch dampfend vom Blut des Wurms? Das Wissen einer ganzen Epoche schlummerte in ihm und der allgewaltige Fürst nutzte es um einen Carknak reiten zu können, sich in den Gewölben unter der Stadt zurechtzufinden und die dunkle Sprache in seinem Zungenschlag zu führen. Es war als würde ein Kind mit den Fingern über die glatte Oberfläche eines schwarzen Sees streichen und die wenigen Tropfen, die an seinen Fingerspitzen haften blieben, zum Löschen des Durstes benutzen. In dieser Beziehung war sie die Königin und er der furchtsame Bettler.
Schuppen rieben an Schuppen und ein leises Zischen ertönte. Die Chimärenbestie Kogans grunzte drohend, mehr ein Knurren. Der Krieger hörte es nicht, in ihm wirbelten trübe Strudel und entrückten die Welt, die er mit geballter Faust zu dominieren gedacht hatte. Kein Widerstand diesmal. Er ließ es geschehen und fürchtete die Schlangenwesen nicht, die sie im Dunkeln belauerten, ob Weihwasser nun Säure oder nur Wasser war. Er sah nur sie! Die die sein würde, schon sehr bald. Es fügte sich weil es sich fügen musste, doch nicht nur. Chaos kannte keine Bestimmung, kein Schicksal. Nur Wandel war dort draußen.
Er folgte ihr weiter, ohne eine Sekunde des Zögerns.


- Melanie Zaebos - 10-13-2009

Jener Klamm unnatürlichen Ursprungs schlängelte sich weiterhin gen Zwillingssäulen empor, gesäumt von Myriaden zuckender, keifender Leiber, welche sich erwartungsvoll ringelten und mit den geschuppten Schweifen peitschten. Eine prachtvolle Allee, wenn selbst finstere Nacht und fahles Mondlicht sie umhüllte, ein kaiserlicher Pfad, gesäumt mit derartig willigen Plebejern, sowie den mächtigen Patrizierfamilien, welche gekommen waren, huldvoll ihr zwiespältigen Lügenzungen zu entrollen, während man vorüber schritt und den warm ausgestoßenen Odem kribbelnd unter der nackten Haut empfand. Ja, das versammelte Volk welches seinem großmächtigen Diktator und alleinigem Imperator huldigte. Schnappend klapperten die gekrümmten Sicheln ihrer Fänge zusammen, Beifall bekundend, sensenhafte Klauenscheren aneinander reibend, während die entlang des Sandsteins schmirgelnden Schuppen gleich kürvollen Ratschen ratterten. Und welch auffälliges Zeremonial sie erquickend um die Leiber geschnürt hatten, wilde, in den herab gleitenden Strahlen blutrot schimmernde Emailleschuppen, sowie verfallenen Samt aus Kar-Ala , mumienbraune Westen, lilienfarbene Stirnbänder aus feinem Golddrähten, sowie elfenbeinerne Schmuckstücke, Ringe für gestochene Löcher, sowie ausgestreckte Finger. Angekommen an den Pforten des einstmaligen Hohetempels, versiegelt für kommende Generationen und Zenturien. Die mächtigen bronzenen Portale wiesen beinahe verwitterte Schädelverzierungen auf, ebenso wie quer verlaufende Streben, senkrechte Säulen aus graviertem Kupfer, in welche in uralter, vor-imperialer Sprache archaische Huldigungen an die herrschenden Götter eingelassen waren. Flankiert wurden die eingelassenen Tore durch zwei sansteinerne Säulen, welche keinerlei schmackhafte Verzierung denn zeitlich spröde gewordene Risse aufwiesen, wie eine durch Wind und schädlichen Umwelteinfluss verrostete Herrschaftskrone erhob sich darauf jeweils ein marmorner Sockel, von welchem aus wohl einstmals mächtige Hütergestalten darüber gewacht haben mochten. Jene waren allerdings längst vergangen, vermutlich durch die Äonen anhaltender Sandstürme sowie säurehaltigem “Niederschlag” in fragmentarische Bestandteile aufgelöst oder gar von irgendwelchen “Grabräubern” abgetragen. Allein klauenbewährte, sehnige Beine verweilten, von deren verfärbten Sprunggelenken noch immer ein kräftiger Dorn abgespreizt wurde, während sie sich scheinbar mühelos in den geschmolzenen Kalk verharkten. Sprungbereit, angriffslustig. Angekommen in jener atriumartigen Aushöhlung, genauer war es ein herausgerissener Talkessel von drei Seiten durch mächtige Klippen eingeschlossen, welche sich noch dazu gleich einer Kuppel beinahe gänzlich darüber wölbten, vermehrte sich das in ihren Ohren lobpreisende Zischeln hundertfach, immer neue, liebreizende Antlitze erhoben sich aus dem rieselnden Staub und der eiskalten Wüstennacht, nun von scheinbar überall heran kriechend, aus jeder noch so geringen Ecke, jeder Gesteinsspalte, jedem windigen Durchzugsschacht uralter Väter, jedem Winkel welcher abgebrochen und darunter einer schmale Passage darunter preisgegeben hatte. Noch ehe sie angehalten hatte, abermals die Knie im Raureif besetzten Sand vergrabend, hatte sich ein dichter, zischelnder Schuppenring um sie gebildet, welcher bedächtig die prätorianischen Garden näher rückte.


- Kogan - 10-13-2009

Selbst durch seine sonderbare, abwartende Lethargie drang die Erfurcht vor der Schaffenskraft vergangener Generationen. Dieses Gebäude war lange vor dem Krieg der Häuser hier gewesen und hatte allen kleinlichen Versuchung der Zerstörung getrotzt. Sei es der Zorn der Natur, oder dem der Menschen. Aber da war noch etwas! Etwas das er mit den Dingen die er sah assoziierte. Der brütende Tempel… Schlangen… Dawin. In einem solchen Tempel war schon einmal einem mächtigen Krieger die Wahrheit gezeigt worden. Möglicherweise dem gewaltigsten der je diese Ebene der Existenz durchreist hatte. Horus! Der Erzverräter, wie ihn die Leichendiener nannten. Lichtbringer hießen ihn andere. Kogan erstaunte bei diesem Vergleich weniger die Tatsache das die Parallelen so zahlreich waren, als die Frage woher er denn eigentlich von Horus wusste. Sicherlich hatte er Geschichten gehört in denen das Bild des Kriegsmeisters bereits so verzerrt war, das vermutlich sogar das sprichwörtliche Körnchen Wahrheit nicht mehr existent war. Seine Kenntnis speiste sich jedoch in diesem Augenblick nicht aus zusammengereimten Bildern verschiedener Vorstellungen, sondern vielmehr aus angeeigneten Erinnerungen.
Melanie blieb plötzlich vor dem gewaltigen Tor stehen und rührte sich nicht mehr. Sie hob nicht etwa den Kopf um die Pracht und Kunstfertigkeit der Anlage zu bewundern sondern wartete einfach. Wartete darauf das er seinen nun verlangten Teil spielte. Kogan schritt an der Seherin vorbei und legte die Hände auf das Metall der Flügel. Sie waren kalt. Kälter als es die nächtliche Wüste je sein konnte. Schon traten die Adern des Fürsten an Hals und Nacken hervor, gruben sich die bloßen Füße tief in Quarzsand und salzigen Staub. Die Muskeln, dick wie Stahlseile, spannten die Haut bis nahe an die Grenze des Zerreißens. Erst geschah nichts. Ein Insekt das sich daran versucht ein Gebirge beiseite zu stemmen. Ein angestrengtes Knurren drang zwischen den zusammengebissenen Zähnen Kogans hervor, das Narbengewebe am Hals riss ein und lies neuerlich Blut hervorsickern. Als wäre es der fallende Tropfen Blut gewesen, den der unsichtbare Wächter als Preis verlangte, ächzte das Tor gequält und musste seinen Widerstand als gebrochen ansehen. Aus der fugenlosen Verbindung zwischen den Flügen entstand ein haarfeiner Spalt. Dieser erweiterte sich zur Breite eines Fingers dann einer Faust. Staub aus Äonen rieselte zu Boden da der Kriegerfürst das Tor immer weiter aufdrückte. Ein seufzender Lufthauch erklang. Ganz so als hole eine erwachte Gottheit tief Atem, bevor es den Blick auf die Welt der Sterblichen zu richten geruhte. Feiner Sand wirbelte auf und legte sich mit dem Geräusch der bewegten Pforte. Während Kogan seine Axt wieder aufnahm schritt die weiße Gestalt Melanies an ihm vorbei. Zurück blieb die beinlose Prozession jener Kreaturen, die bei den Beduinen als Sandteufel bekannt waren. Kogan kümmerte es nicht und nur Grunz erübrigte ein wohlfeiles Grunzen für die geschuppten Heere der Nacht.
Das Inneren der Tempelanlage lies jene, die da am Boden krochen und Verrat in der Zunge trugen, nicht Vergessenheit anheim fallen. Ringsum zog sich eine gewaltige, steinerne Schlange. Ihr aufgebrochener Rücken mit einem intensiv richtendem Öl gefüllt. Nachdem Kogan es entdeckt hatte genügte ein einziges funkensprühendes Schaben, mit dem Stahl der Axt um die Flüssigkeit auflodern zu lassen. Rasend schnell war der Rücken des Reptils in Flammen gehüllt und riss die zitternden Abbilder seiner Artgenossen aus der Schwärze. Überall fanden sie sich. Sie zierten Handläufe, bildeten Säulen und reckten dem Menschen ihre armlangen Giftzähne entgegen.


- Melanie Zaebos - 10-13-2009

Dritte Dynastie. Ausgiebige, langwierige Hieroglyphenverse, piktografische Vermachenschaft einer seit jahrhunderten ausgestorbenen Zivilisation, welche sich wenigstens dem Stammbaum gemäß auf den Urvater, Mul’nash, zurück bezog. Dieser war durch winzige, rot getünchte, überaus stilisierte Kriegerfiguren dargestellt. Ein aufrecht stehender, schwarzgemalter Stammesmann, einen quastenbesetzten, ledernen Lendenschurz, einen breiten Brustkorb, an dessen Mitte sich drei undeutlich erkennbare Amulette befanden, wenigstens eines davon charakterisierte die nächtliche Donnerechse, ein zweiter symbolisierte wohl Arkhan, oder Khorne in der gotischen Sprache. Auf dem Scheitel trug er eine eigentümliche Kappe, welche ihm scheinbar über die Schläfen bis an die Schultern reichte und beiderseitig der Ohren verdrehte “Bockhörner” aufwies. Einen Schild führte er nicht, ebenso wenig einen brauchbaren Harnisch aus Bronze oder Kupferblättern, auch keinen ledernen Wams, welcher wenigstens die gröbsten Hackschnitte abwehren hätte können. Nackt, sein deutlich maskuliner Leib tätowiert und durch rituelle Narben beinahe verstümmelt, seine Potenz wurde durch unterschiedliche Darstellungen, etwa einem überdimensionierten Phallusstab dargestellt. Es waren archaische Zeiten, kleine Stammeskämpfe erfüllten das tägliche Leben, und allein die beste genetische Saat konnte sich durchsetzen, darum wohl diese besondere Charakteristik. Schmunzelnd stellte sie kategorisch fest das sich dies selbst innerhalb mehrerer Jahrtausend nicht geändert hatte, denn, wie wusste man bescheid über die Todesengel, welche akribisch jeden besudelten Fetzen ihrer mythologischen Samenspender. Eingerahmt wurde diese biographische Darstellung des Bronzenen durch eine sich windende schwarze Schlange, die sich gleichsam die Ewigkeit versinnbildlichend, in den eigenen Schweif biss. Diese lag im ungefähren Zenit der rückläufigen Kammer. Genauer waren es drei Kammern, welch wohl wiederum Symbolcharakter hatten erinnerte man sich an die drei Amulette. Die vorderste Kammer war optisch die geringste, umfasste wohl gerade mal sieben Meter im relativen Durchmesser, wurde allerdings durch vier mächtige Säulen gestützt und hatte in ihrem Zentrum eine muldenartige Vertiefung welche durch tönerne Gefäße ummantelt wurde. Auf erhöhten Podesten seitlich dieser Grube befanden sich angestaubte, kupferstichige Zweckgeräte, gehämmerte Schalen, Messingbecher und verschiedene Hack- und Schneidmesser. Etwa einen halben Meter von der Vertiefung entfernt befand sich ein niederer Block, Kniehöhe, mit mehreren ausgeschlagenen Kerben, was auf eine Art rituelle Opferung hinwies, zu Ehren des hier beerdigten Fürsten oder auch nur um die Grabesgeister an sich milde zu stimmen. Die zweite Kammer war von ihren Ausmaßen etwa doppelt so groß, lag schräg hinter der ersten und besaß eine mächtige Pforte welche sie wiederum von der Dritten, unsichtbaren Kammer abtrennte. Dieses schwere Tor, bar jeglicher naiver Verzierung, wurde durch einen massiven Behälter quasi blockiert. Es wirkte gar als wäre die dritte Kammer überhaupt vermauert worden. Das Behältnis war aus einfachem Kalkstein gehauen worden, wies wenige Intarsien oder rituelles Beiwerk auf. Am Sockel der etwa anderthalb Meter messenden “Kiste” befand sich eine sonderbare Girlande, welche das ganze wie ein Gürtel umschlang. In einem matten Blau, zweifellos ausgebleichtes Königsblau, wurden verschiedene Ritualszenen, wie etwa das herausnehmen des Gehirns oder die Brechung des Torsos dargestellt. Immer wieder trat dabei ein seltsamer drachenköpfiger Gott, oder darstellender Priester, zum Vorschein, welcher zeremoniell einen unverhältnismäßig wirkenden Khopesch über den zentralen Augenstern des Verstorbenen hielt. Der darunter fallende Schatten, sofern man die sich bildende Figur als Schatten deuten mochte, grenze an eine sich windende Viper, welche dem nun heraus gelösten, zerschnittenen Herz entstieg. Erst in wesentlich späterer Instanz mochte man die brach liegende “Kiste” als einen tatsächlichen Sarkophag erachten, welche die Passage zur vermutlichen dritten Kammer, dem eigentlichen “Paradies” verwehrte. Spekulativ würde die verborgene Grabkammer die gesammelten Schätze des verstorbenen Fürsten beherbergen, oder aber, eine ganze Reihe tönerner Krieger, möglicherweise aus Skelette der geopferten Sklaven, möglicherweise war sie aber auch nihilistisch leer. Entlang der fugenlosen Flure verliefen ebenso wie an den Wänden deutliche Schlangenornamente, im zentralen Korridor, welcher durch den Sarg unterbrochen wurde, ringelten sich zwei widerstrebende Vipern zusammen, wie im lustvollen Geschlechtertanz. Die eine glich einer allgemeinen, gemeinen Viper, ein weiße Kreatur, ohne andere besondere Merkmale, wenngleich jegliche Schwingung besonders scharf ausgezeichnet wurde. Die zweite ähnelte mehr einer Königskobra und war von nachtschwarzer Färbung, schlang sich enger um die Konturen der anderen und verlief bis zu jenem Punkt wo sich die Köpfe befinden mussten exakt parallel. Anhand der dargestellten Szenerie verfingen sich beide Kreaturen soeben in einem tödlichen Kuss, die eine seitlich, die andere nach oben hin den Rachen aufgerissen, in die “Wangen” der jeweils anderen die nadelspitzen Fänge versenkend. Knapp oberhalb dieser Vereinigungsszene thronte der Sarkophag, dessen vorderste Zentralfront eine grob eingekerbte Ornamentik enthielt, welche Allgemein in den ältesten Sprachen für unabwendbare Veränderung stand. Ein gezackter Wirbel mit spitzem, keilförmigen Herzen. Deutbarer Weise galt dies als antikes Zeichen des Nachtdrachenkultes, welcher sich in jenen Jahren der Grabfertigstellung wohl allmählich im Zenit seiner Macht befand.


- Kogan - 10-14-2009

Das Feuer verströmte seine Wärme schnell und verwies die Grabeskälte, die diesem Ort wohl mehr als angemessen war, in ihre Schranken. Kaum verwunderlich das das borstige Tier unweiter des Eingangs seinen Platz behielt und die Hitze der Flammen genoss. Kogan unterdessen lies den Blick über die Glyphen schweifen. Es waren bildliche Darstellungen, doch keinesfalls etwas das man mit Primitivität hätte verwechseln sollen. Überaus komplex und mehrdeutig, fast als wären die linguistischen Schnörkel und Stolperfallen der dunklen Sprache in Bilder gepresst. Genau so war es auch, wie er wusste. Oder besser gesagt, wie die hohen Hüter es gewusst hatten bevor ihre Erinnerungen in einer stinkenden Masse zusammengeflossen und konserviert worden waren. Diese Art der Niederschrift ging auf Nes-pohfes zurück. Der berüchtigte Hexenpriester, welcher den amtierenden Fürsten zu Unbedeutendheit degradiert hatte. Gänzlich dem Wandler der Wege verpflichte hatte er Ras-An-Kur aus der Zweckdienlichkeit des Krieges gehoben und ein kulturelles Erbe geschaffen, auf das sich die Nachkommen dieser Herrlichkeit noch heute stolz beriefen. Er war es auch gewesen der die Totenverehrung etabliert hatte. Vorangegangen war lediglich die Ansicht das der Tod das Ende der Nützlichkeit war. Wer starb konnte nicht länger kämpfen und war damit unwichtig. Dem hätte Kogan ungesehen zugestimmt, doch war es nicht ein kollektives Erinnern das die Bewohner Rasankurs dazu getrieben hatte ihre Waffen und Gerätschaften in modernen Grabkammern einzulagern? Gegenstücke zu jenen steinernen Totenhäusern, die den nördlichen und nordöstlichen Dämonentritt wie Termitennester durchzogen? Wer war er also, das er die Zweckmäßigkeit dieses Brauchtums anzweifeln würde? Neben den geistigen Lehren die dieser, nichtsdestotrotz grausame und gefürchtete, Despot seinem Volk hinterlassen hatte waren auch wesentlich handfestere Dinge zurückgeblieben. In den Gewölben, die sich teilweise überlagerten und tief in den Felsen hineinführten, fanden sich machtvolle Artefakte, seit Urzeiten unberührt. Grabräuber behelligten diese Schlafstätten der Verstorbenen nicht und wenn Kogan an das Heer der Schlangenwesen dachte, dann konnte er sich auch ausmalen warum. Es hieß die Totenpriester hätten die Beinlosen zu keinem anderen Zweck gezüchtet und wenn es so war, dann hatten sie ihre Arbeit gut gemacht. Man erzählte jedoch auch das diese Wesen noch die geringsten der Wächter waren. Kogan war schon lange nicht mehr so töricht derartige Überlieferungen als unsinnigen Aberglauben anzutun. Dafür zierten zu viele Narben seinen Körper die ihm Sagengestalten geschlagen hatten und war er nicht selbst der beste Beweis? Sie? Dieser Ort hier? Das hieß allerdings nicht das er sich von den Steckgespenstern beduinischer Lagerfeuergeschichten schrecken ließ. Der Wille und der Stahl standen auf seiner Seite.
Kogan begab sich zu dem steinernen Sarg und strich mit den Fingern Staub aus den Ornamenten.
Wer ruht hier? Richtete er das Wort das erste mal an sie, seit er sie selbst aus einem Sarkophag gehoben hatte.


- Melanie Zaebos - 10-14-2009

“Nun, gemäß den traditionellen Grabgesängen, welche durch diese gerade schwarze Linie dargestellt werden war es jedenfalls ein Mensch. Von diese zentralen Strich aus weichen jeweils “nördlich” wie “südlich” stilisierte Pinselschläge ab. Gewissermaßen presste man einen scharfkantigen Kiel in das erweichte Gestein, woraufhin man eine abgewandelte Form einer frühzeitlichen Keilschrift anbrachte. Die komplexere Piktogramme wurden wohl erst einige Zeit später angeführt, gemäß unseren Schriftrollen in Rasankur dürfte dieses Ereignis wohl auf die dritte oder vierte Dynastie zurücklaufen, während die älteren Markierungen auf die frühe zweite Ära datiert werden könnten. Dieser Sarkophag war gewissermaßen schon alt, noch bevor der erste imperiale Soldat überhaupt seine Stahlsohlen auf Koron gesetzt hat.”, die Krone ihrer spitzen Fingernägel bettete sie in eine ausgehöhlte Ritze etwas unterhalb des “Bildnisses”, “Diesem Sinnesspruch gemäß würde es sich hierbei um einen “gesegneten” des Arkhan, oder Tul-Nar-Arkhan gehandelt haben. Diese Sprache ist etwas absonderlicher als die konventionellen Dialekte, welche normalerweise gebraucht wurden. Eine Art Minegesang auf die unwiderstehliche Härte der Bronze, auf das kochende Blut welches damit vergossen wurde und an die gesammelten Schädel, welche dieser “Fürst” seinem Erlöser Arkhan zum Throne brachte. Arkhan ist wohl einer der einheimischen Namen des Blutgottes Khorne oder einer ihm nahestehenden dämonischen Entität. Möglicherweise einer der größeren Dämonen, möglicherweise aber auch ein sterblicher König außergewöhnlicher Kräfte. Mehrfach ist in diesem kryptischen Text eine glorifizierte Anrufung der Klinge des verstorbenen Kriegers von Bedeutung. Auch jene war aus einer rituellen Bronze oder dergleichen hergestellt. Dies würde bedeuten… das es sich hierbei um eine relativ alte Grabkammer handeln müsste, da Bronze schon seit einigen, nun, Jahrtausenden nicht mehr in dieser Form verwendet wird. Jüngsten Forschungen zu folgen dürften dies wohl… dreiundvierzigtausend Jahre sein. Möglicherweise mehr oder weniger. Jedenfalls dürfte die hier angesprochene Waffe in der Machart eines Khopesch geschmiedet worden sein oder besser gegossen. Aus einem einzelnen, vom Himmel gestürzten Fragment, welches eingeschmolzen worden war.”