Koron III
Fürstliche Gemächer - Druckversion

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- Melanie Zaebos - 12-06-2008

Die nachtmahrischen Gewässer scheitelten sich an jener Stelle wo sein gehärteter Stiefel sie brutal spaltete, so war es auch ein Leichtes seine tatsächlichen Bewegungen vorherzusehen. Und natürlich seiner geschärften Wahrnehmung auszuweichen, da es ihm scheinbar noch nicht vergönnt gewesen war einen einzigen trügerischen Blick zu erhaschen. Nachdenklich, irgendwie pirschend strich seine nun freigewordene Hand über die wogenden Wellen, gerade wie ein altertümlicher Jäger welcher einen Fisch zu fangen wünschte. Dabei stellte er sich in etwa so geschickt an wie man es eben von einem Khorniten erwarten mochte, was nicht brachialem, blutrünstigen Kriegertum entsprach, war beinahe gänzlich zurückentwickelte oder nur bemitleidenswert vorhanden, nichts desto trotz schwankte er weiterhin durch die trübe Brühe welche ihm die Sicht verwährte. Inzwischen posaunten auch schon ärgerliche Worte durch seine durch Sand und Sturm abgewetzten ledrigen Lippen, unverhohlen machte er seinem keimenden Missbehagen über die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens Luft, am liebsten wäre er wohl schon dazu übergegangen das Wasser selbst dafür zu bestrafen das es ihm die Sicht vernebelte.

“Verliert Ihr so schnell die Geduld, großer Fürst, das euch selbst die blutige Jagd nicht mehr zu amüsieren weiß? Ihr sprecht von großen Feinden, von Krieg, Eroberungen, Belagerungen und hohen Mauern, an deren Zinnen Ihr euch nun einzufinden wünscht, doch, habt Ihr nichts gelernt aus diesen kriegerischen Taten? Die glühende Sonne, der imperiale Phönix und sein totloser Kaiser, herrschen des lichternen Tages, brennen, versengen und stehlen jegliches Wasser aus Mensch wie Tier… Nur ein Narr würde die brütende Hitze nutzen, um somit siegreich über ein jämmerlich in die Enge getriebenes Beutetier herzufallen. Darin liegt keinerlei Grazie, kein Ethos, kein lustreicher Streich, einzig ein langweiliges Scheitern ohne das wonnige Schnalzen der ledernen Peitschenstränge auf den Rücken aller Sklaven…” , aufgrund der verworrenen Geometrie, sowie des hohen Wasserspiegels hallten die Worte von unterhalb von überall her auf das menschliche Ohr, “… also, was sträubst du dich? Sind deine Muskeln nicht müde, ausgelaugt vom harten Marsch, dein Axtarm, ist er nicht angespannt durch Metzgerwerk… Deine Wunden, das Blut das daraus hervorquillt tropft wie purpurnes Rosenwasser herein, bedürfen sie nicht der Verpflegung? Selbst dein dämonisch gesegneter Metabolismus erreicht seine sterblichen Grenzen, wächst du darüber hinaus, so zeichnen sie dich auf grausame Weise, denn dann obsiegt Es über Ich und Schwachsinn umnachtete deinen Geist wie all die gescheiterten Seelen vor dir… Verweile doch einen winzigen Augenblick, was glaubst du zu verpassen? Die Welt liegt brach dort außen, Sturm peitscht und brandet wieder Mauern, Männer johlen und Schlachten verzehren das eigene Volk des “Feindes”… Nichts zu sehen dort auf den Mauern, außer Verrat und Lust am sinnlosen Geschlachte…”


- Kogan - 12-06-2008

Die Wahrheit ihre Worte beschwichtigten ihn, das Wasser wusch den Zorn hinweg. Die Fluten waren tatsächlich nicht unangenehm. Warum sie warm waren konnte er nicht sagen, vielleicht hatte das grüne Leuchten damit zu tun, oder der See wurde von einer heißen Quelle, tief unter der Oberfläche gespeist. Kogan breitete die Arme aus und sprach zu der Unsichbaren.

Also gut! Warum nicht die Vorzüge des Herrscherlebens einmal auskosten?

Er begann die eben erst angelegte Rüstung erneut vom Körper zu lösen. Das kürzliche Wappnen war hastig geschehen und so hatte noch immer Sand und getrocknetes Blut zwischen Haut und Stahl gescheuert. Jetzt verschwand beide mit jedem Teil das seinen Platz neben dem abgelegten Helm fand. Endlich war da nur noch tiefschwarzes Wasser das den vernarbten Körper umspielte. Letztlich fand sogar die tödliche Axt Gesellschaft unter der abgelegten Verkörperung des Todes.
Geräuschvoll ließ sich der Fürst in die Fluten gleiten. Er konnte sich nicht entsinnen jemals zum Vergnügen geschwommen zu sein. Um sich anzuschleichen, auszukundschaft oder um auf ungewohntem Weg anzugreifen, aber noch nie zum Zwecke der Entspannung.
Zufrieden musste er feststellen das es nicht die unangenehmste Art der Zeitverschwendung war. Er prustete Wasser und ließ sich auf dem Rücken treiben. Es mochte äußerster Dekadenz entsprechen hier zu baden während sich die Lungen der Männer über ihm mit Sand und Staub füllten. Doch weder war Mitgefühl die hervorstechenste Eigenschaft des Fürsten, noch bezweifelte er das ihm allein diese kleine Belohnung zustand.
Er spürte eine Steinkante unter sich, ertastete den Sims und zog sich darauf. So, bis zur Brust im Wasser sitzend, hätte nur noch eine Zigarre gefehlt um das Ganze abzurunden.

Ich will das du weißt, dass ich diesen Mann töten werde. Diesen Al Chalik, der dir das angetan hat. Ich werde ihn fordern. Wenn er sein Leben dem Wüstenwind anvertraut teilen wir uns sein Herz.

Er sprach diesen Schwur im Plauderton in die Dunkelheit. Nicht wie einen, im Hass ersonnen Wunsch, sondern wie ein unumstößliches Faktum. Genauso beiläufig wechselte er das Thema, während er die Arme gemütlich auf dem Rand der Kaverne ruhen ließ.

Ich habe gesehen was du mit dem Heiler und diesem zitterigen Scharlatan angestellt hast. Wir müssen bei Gelegenheit an deiner Feinarbeit feilen Liebste.


- Melanie Zaebos - 12-07-2008

Glockenhell, trotz der störenden Vereinnahmung der Stimmbänder durch mehrere Kubikmeter tief Wasser, ertönte ihr innigstes Lächeln, dennoch klang es verzerrt und ein wenig entmenschlicht. Zuvor noch hatte der neuerwählte Stammvater aller Wüstensöhne entwaffnet sowie bar jeglicher schützenden Hülle auf einen steinernen Sims gesetzt, irgendwie sinnlos und dennoch bewusst auf die komplexen Verirrungen des Gewässers starrend, ohne jedoch dabei ihre Oberfläche optisch durchstoßen zu können.

“Du lässt dich immer noch von den minderen Emotionen des Hasses und des Rachedurstes leiten, gänzlich im Sinne des Meisters aller Schädel. So wie die Menschen seit Äonen am liebsten den geraden, gepflasterten Weg folge leisten, anstelle das sie sich sinnierend einer bedenklichen Situation annehmen. Glaubst du wahrhaft es besteht ein größerer Unterschied, zwischen Kogan und Al Chalik? Zwei unterschiedliche Namen, zwei unterschiedliche Körper, aber inspiriert durch den selben geistigen Vater, genährt durch die selbe unzweideutige Muttermilch, gesogen aus den blutigen Zitzen eines reißenden Wolfes… Dein kümmerlicher Traum einer geeinten Wüstenei welche aufbegehrt zu hehren Bluttaten und einem beispiellosen Gemetzel erübrigt sich in seinen Ränkeschmieden. Selbst dein Gefolge ähnelt dem seinigen, mit dem läppischen Unterschied der Namen… Großschlächter Balius, Hascham der Windreiter… Jack aus der Sippe der Mahowk, Abdullah Chareizwik der Sklavenmeister… So wirst du sehen das für einen jeden von uns, ein Ebenbild in jener Heerschar zu finden ist, und nicht nur eines.“ , einige Wellenschläge verstrichen wortlos, „Al Chalik ist ebenso wenig ein gewöhnlicher Mann wie du es bist, doch das solltest du inzwischen schon wissen, da du im die Art des Fürstentums unter den Wüstensöhnen bescheid weist… Unverhohlene Grausamkeiten und viehische Körperkraft, ausgeglichen durch einen absonderlichen Jagdinstinkt, mehr benötigen sie nicht. Nicht die silberne Zunge der Rhetorik, den scharfsinnigen Aspekt des politischen Ränkespiels, die Intrige des ewigen Wandlers aller Pfade… Er ist sosehr Khornite wie du es selbst bist, sucht die Herausforderung und pocht auf nichtsnutzige antiquierte Werte, doch sind an seiner Seite andere, wache Geister, welche über viele Jahre hinweg giftige Gedanken in sein kampfeslüsternes Gehirn pflanzten… So auch Verschlagenheit und Tücke… In seiner Gegenwart erblüht eine dornenreiche Rose, so vollkommen blutbefleckt das sie davon trieft, Hass spiegelt sich auf den rauen Blütenblättern und eine Korona von abgetrennten Schädeln ziert ihr Haupt… Seine sakrale Opferklinge ist ebenso Axt wie Schwert, ein grotesker Hybrid, welcher danach trachtet das beste aus beiden Geschlechtern zu vereinen. Willst du diesen Konflikt gewinnen, Fürst Ras-an-Kurs, so wandle auf deinen eigenen Pfaden… begreifst du dich selbst, so begreifst du ihn… so kannst du ihn überwinden… Bedenke jedoch, das auch jener Fremde unter gutturalen Verslauten selbigen Meister wie du huldigt, und auch seine Glieder durch den Segen des Blutsäufers gestärkt, seine Haut überzogen ist durch einen dicken Schuppenrock und stellenweise unter seiner nur allzumenschlichen Hülle, ungewollt das wahre Antlitz zu ersehen ist… Man fühlt es in seiner Gegenwart, und gerade diese Gegenwart ist es, welche seine „Sklaven“ vorantreibt wie Viehherden, die sie gnadenlos gegenüber sich selbst macht und sie offen in die Klingen stürmen lässt… Eine durchaus passende Krone, nicht wahr… wie gegossen für eine andere Stirn…“


- Kogan - 12-07-2008

Du sprichst als wäre ich noch immer das Tier das seinen Namen, auf der Dschungelwelt, in dein Fleisch schnitt. Hätte dieser Kogan dich nicht allein für solche Worte tausend Tode sterben lassen? Und nun sieh mich an! Er hob lediglich die Hände ein Stückweit und behielt die entspannte Position ansonsten bei. Wie kannst du behaupten ich würde keine Veränderung erleben? Dabei formt sie mich seit wir die Reise hierher antraten. Bist du so sehr in deinem ewigen Fatalismus gefangen das du diese Wandlung nicht erkennen kannst? Du selbst hast diese Arbeit an meinem Geist geleistet und ich bin nicht so stolz das ich dies nicht erkenne. Du warst es die mir offen zeigte was vorher nur eine dumpfe Ahnung war. Die mir das Wesen der Götter darzulegen versucht, mag ich es auch noch nicht zur Gänze verstehen. Dieser Al Chalik soll wie ich sein? Nun vielleicht ist er das, vielleicht steht er sogar höher in Khornes Gunst als ein Fürst der beginnt klar zu sehen. Doch diese Gleichheit bezieht sich wenn, dann nur auf das Schlachtfeld. Du denkst mich leitet Hass und Zorn? Du irrst dich. Ich hasse Al Chalik nicht, ich hasse was er mit dir getan hat, doch hätten wir nicht ebenso gehandelt? Ich kann es nachvollziehen. Aber warum sollte ich Werkzeuge ablegen auf die ich mich verstehe, wenn ich die neuen noch nicht zur Gänze beherrsche? Denn nichts anderes sind diese Emotionen für mich. Werkzeuge!
Bei all den hohen und verwinkelten Gedanken die du ersinnst verlierst du all zu schnell die Sicht auf den einfachsten Lösungsweg. Sicherlich gibt es ungezählte Wege diesen Wüstenherrscher zu vernichten. Doch warum derartiger Aufwand wenn ich es auf eine Art tun kann auf die ich mich verstehe?
Und was noch wichtiger ist, eine Art die, die Männer dort oben verstehen.



- Melanie Zaebos - 12-07-2008

“Die einzige Sprache welche jene Menschen verstehen, ist ihre selbst verschuldete Dummheit.” , harsch, scharf und anklagend, drang es aber und abermals auf das empfindsame Gehör des menschlichen Organismus ein, “Es sind einfältige, geistig verwahrloste Kreaturen welche aus Schutz vor einfallender Sonne sich unter jeden noch so kleinen Zweig stellen würden, alleine aus der Hoffnung heraus Schatten genießen zu können. Sie imitieren lediglich ihre ungeliebten Dienstherren, ehemalige Offiziere, Väter, Mütter, Fürsten, Grafen, Vormunde, Priester… such dir einen Namen aus und benenne einen Diener, so wirst du das Prinzip verstehen. Es sind, wie du sagst, Werkzeuge, schnöde, plumpe Instrumente einzig und alleine für einen miserablen Zweck geschaffen und zwar… blutend auf dem Schlachtfeld zu verenden. Natürlich besitzen manche von ihnen so was wie ein Herz, nicht diesen blutpumpenden Muskel, sondern diese Ansammlung weniger komplexer Emotionen welche in ihrem primitiven Zusammenspiel so etwas wie Loyalität entstehen lassen. Manche glauben noch immer an die Reinheit des Lebens, bewahren sich ein winziges Witwenstückchen ihrer ehemaligen moralischen Grundsätze, zum Wohle aller, wie sie behaupten… In Wahrheit ist es eine nur allzu begreifliche Furcht, ein schützender Schild in mancherlei Beziehung, erahnen sie doch bereits, was jenseits der großen Nebel auf sie lauert. Gaben nicht jene Erstgeborenen, welche ihre kindliche Naivität überwandten, den großen Vieren Namen? Versuchten nicht auch sie ihre Furcht durch Benennung selbiger zu bezähmen? Sag, Kogan, kannst du dich im Antlitz deines unsterblichen Gebieters wahrlich behaupten, glaubst du jenen “Zwängen” welche dir auf der Zuflucht und schon zuvor auferlegt wurden, wahrlich widerstehen zu können? Das blutige Massaker, die niemals endenden Ströme aus lebenden Gewebe, die giftigen Dämpfe der Bronzeschmiede… Sieh tief hinab in deine verdorbene Seele, und frage dich selbst, könntest du dem ultimativen Preis zugunsten deiner selbst widerstehen oder nicht? Macht… unvorstellbare Macht, Unsterblichkeit, eine Wesenheit welche sich einzig dem rückhaltlosen vollkommen Hass und der berserkartigen Abschlachterei verschrieben hat… Klingt dies nicht verlockend? Wenn alles was du begehrst zu deinen Füßen liegen könnte, sofern du dich nur dieser einen “Göttlichkeit” hingibst und gänzlich in ihr deine “Absolution” von den sterblichen Lastern erfährst?” , abermals versickernde Augenblicke voller demutsvoller Stille, “So du dies vollbracht hast, erwäge selbigen Gedanke auch für jeden deiner Getreuen, jeden einzelnen, egal wie ihre lachhaften Namen lauten mögen… würde ein jeder von ihnen auf selbige Weise wie du agieren, oder würden sie das eine oder das andere Schicksal zum Wohle aller oder des einzelnen akzeptieren? Kennt der große Fürst den überhaupt jeden gesprochenen Namen, welcher in seinem sterblichen Gefolge treue Blutdienste leistet?”


- Kogan - 12-07-2008

Nein!
Das Wort kam leichthin und unbekümmert.
Und das ist auch nicht von Belang. Der eine herrscht, der andere folgt. Der eine kann nicht ohne den anderen bestehen. Die Götter fürchte ich nicht. Das ist kein Großmannsgerede, sondern die Wahrheit. Denn verhält es sich so wie du mir zu erklären versucht hast, sind es dann überhaupt Götter? Können wir sie nicht ebenso einsetzen wie den Hass und das Heer derer die befehligt werden wollen? Er spähte über die schimmernde Wasseroberfläche in der Hoffnung sie zu entdecken.
Warum einem Wesen absolute Gefolgschaft schwören das sich nur so seiner Nahrung sicher sein kann?
Er stieß sich vom Rand ab und schwamm tiefer in die Fläche aus schwarz-grüner Flüssigkeit. Bedächtig und ohne Hast.
Wäre das nicht die absolute Form der Freiheit? Auf der Zuflucht waren viele die sich für frei hielten. Doch wie du schon sagtest hatten sie nur eine Knechtschaft gegen eine andere eingetauscht. Neue Floskeln die das Gekannte gegen gegenteilig Gleiches austauschten. Auch wir werden von dieser Methode Gebrauch machen. Wie könnten diese Männer auch begreifen was sie nicht begreifen wollen? Sie sind glücklich mit dem Joch und uns sind sie dienlich. Mag auch der ein oder andere aufbegehren in der Hoffnung haben zu können was ich habe. Es wird ihm doch nie um mehr gehen als ein besonders angesehener Speichellecker der Götter zu sein und mehr als die Auslöschung kann er nicht erwarten, so oder so.

Er hatte die Mitte des Sees erreicht und schwamm, in Erwartung ihrer Antwort, auf der Stelle.


- Melanie Zaebos - 12-07-2008

Sie lauschte seinen abermaligen “Abbittebekundungen” lediglich mit halber Aufmerksamkeit, hatte sie sich doch inzwischen schon an seine behagliche Eigenherrlichkeit gewöhnt. Immer mehr verkörperte ein einstmaliger Knappe des Blutgottes eine gänzlich formfremde Gestalt, etwas, zu dem er sich selbst seit dem Sturz in die Götter Esse bekannte. Es war gerade so als würden die uralten Erinnerungen des leblosen Metalls allmählich seine humanoide Gedankenwelt durchsetzen und durch eigene Illusionen ersetzen. Und dennoch war diese rein spirituelle “Erfüllung” nicht etwa ungewollt oder fehlgeleitet, denn je mehr er sich als “Sich” verstand, desto weniger tatsächliche Kontrolle konnte “Es” ausüben. Autosuggestion, wenn man einen weitverbreiteten Wortlaut aufschnappen wollte. Allmählich umschwamm sie seine träge “plantschenden” Hinterläufer, strich wie anrollende Wärmeströmung über seine entblößte und vernarbte Haut, ohne sie jedoch auch nur andeutend zu berühren. Seine aufschwingende Stimme verlor sich in einem sich selbst überdrüssigen Pathos, etwa in jenem offensichtlichen Lügennetz wie es politischen Hetzredner für sich ersannen. Gelangweilt oder vielleicht gereizt durch den schnöden Gesprächsverlauf, sezierte sie mit gespitzten Fingernägeln allmählich die aufgeschnittene Haut, während sie auf selbige Weise das darunter liegende Bindegewebe und somit auch die proteinreichen Muskelstränge malträtierte. Eine merkliche “Erregung” schien sich durch die grauen Nervenstränge seines Leibes zu bahnen, fast schon messerscharf sog er die feuchte Atemluft durch seine Nüstern, unterließ dieses Unterfangen jedoch während sie sich tiefer hinein grub und in allmählich in die wässrige Tiefe hinab zerrte…


- Kogan - 12-07-2008

Welch größeren Albtraum konnte es für einen Schwimmer geben als plötzlicher Schmerz und dann von etwas Unbestimmten in das bodenlose Verhängnis wässriger Tiefe gerissen zu werden? Doch auf Kogan traf das nicht zu. Zum einen weil er generell ein anderes Verständnis von Angst hatte, zum größeren Teil jedoch weil er wusste wer das Seeungeheuer war.
Über ihm sackte die Oberfläche weg und es rauschte in seinen Ohren als der Sog und Kraft der Frau, durch ihre Schwimmbewegungen verstärkt, ihn hinabzog. Schlieren seines eigenen Blutes umgaben ihn als fadenscheinige Wolke und er konnte ihren weißen Leib dazwischen tauchen sehen. Ihm war freilich nicht entgangen das sie unnatürlich lange unter dem Spiegel geblieben war, doch wie sie sich nun dort unter ihm bewegte ließ ihn an altes Seemannsgarn denken das er in seiner Jugend, im Containerhafen von Gohmor- West gehört hatte. Von Meerjungfrauen die bei den oberen Inseln lauern und unglückliche Seefahrer in die Tiefe zerrten um sie zu verschlingen.
Nun an ihm würde sie wohl lange zu knabbern haben.
Gerade als sich der Druck auf Trommelfell und Schläfen bemerkbar machte löste sie ihre Krallen aus seinem Fleisch. Mehr Blut vermischte sich mit dem Wasser und für einen Augenblick sah er ihr helles Geischt. Von wallendem Gold umspielt hatte sie wahrhaftig etwas von den gefürchteten Nixen.
Seeschlangengleich glitt sie hinter ihn, berührte flüchtig seinen Rücken. Noch waren Kogans Lungen gefüllt, doch allmählich musste er den Rückweg nach oben antreten. Als er sie zu erhaschen suchte machte sie die Drehbewegung mit und blieb, wie ein verzerrtes Spiegelbild, in seinem Rücken.
Langsam breitete sich Feuer in seinen Atemorganen aus und der Fürst mach Anstalten den Aufstieg zu beginnen.


- Melanie Zaebos - 12-07-2008

Kogan selbst musste wohl beschlossen haben sein “heldenhaftes” Mienenspiel abzulegen, denn inzwischen wanderten die vormals sorglosen Pupillen seines Schädels doch deutlich der rettenden Oberfläche entgegen. Und dabei ruderten seine kraftstrotzenden Extremitäten noch relativ zielsicher, mächtige Schläge, nur um empor zu stoßen und dem nassen, kalten Griff des Erstickens entgehen zu können. Lag den in dieser Leibeshaltung noch irgendetwas von den heroischen Tugenden, welche überall und allerorts so hoch angepriesen worden waren, oder hatte man selbst schon begriffen das jene Farce es nicht wert war überhaupt noch ersonnen zu werden? Seine strebsamen hegemonial Gedanken verflüchtigten sich in einer Parodie, wie eben blutrot brennende Adern aus seinen Glaskörpern sprossen, wie sich das konische Gesichtsfeld allmählich selbst verzerrte und einen bläulichen Stich der Atemnot annahm. Erst da war sie geneigt ihn ziehen zu lassen, wie andere es wohl mit einem Fischlein im Boote taten. Gerade als er prustend die schleierhafte Wasserwelt durchstieß um abermals seine Lungen mit saurer Atemluft anschwellen zu lassen, verschwand sie zwischen den Schatten des Gewässers, milde lachend.

“Der unendliche Fürst der mitternächtlichen Fluten weißt seinen halbsterblichen Sohn zurück… dies Element ist nicht für deinesgleichen bestimmt.”


- Kogan - 12-08-2008

Er durchbrach die Wasseroberfläche und sog gierig die Luft ein. Drehte sich erneut auf den Rücke und betaste flüchtig die Wunde am Bein.

Was du nicht sagst. Brummte er.
Ist dir bei all deinem Spott und deiner Selbstgefälligkeit jemals der Gedanke gekommen das du falsch liegen könntest? Er ließ sich wieder in Richtung des steinernen Randes treiben.
Du gefällst dir in der Rolle des allwissenden, spirituellen Führers, glaubst mich formen zu können und zu müssen. Doch welche Beweise hast du für die Richtigkeit jenes Weges, den du beschreitest? Sicherlich hat sicher dir einiges eröffnet, das auch mit zum Vorteil gereichte, doch du scheinst dich in diesen Einsichten zu verrennen. Ist nicht deine Gefangennahme der beste Beweis für die Unvollkommenheit deiner Visionen? Dennoch überschüttest du mich mit Hohn als wäre dir letztendlich mehr vergönnt als mir. Daher frage mich was dein Preis am Ende dieses Spieles sein wird? Bin ich das Schaf das zur Schlachtbank geführt wird? Der närrische Krieger, dem zarte Frauenhand mehr anhaben kann als Schwert und Kugel?

Der Fürst hatte die Kante, trotz des Dunkels, mit einiger Zielsicherheit erreicht und ließ sich auf ihr nieder.

Ich frage mich ob mir das gefällt. Seine Stimme klang nicht etwa zornig, vielmehr grüblerisch. Bedächtig strich er sich über das Kinn, wo Stoppeln die Schwelle zum Bart überschritten und an eine Rasur gemahnten.
Wer weiß denn ob ich nicht das endgültige Opfer werden soll? Noch gut genug dich von deinen törichten Fehltritten zu bewahren, doch letztendlich das Blut für den Altar. Könnte doch sein das, nachdem dir die ersten Mordversuche misslungen waren, du deinen Plan angepasst hast.

Die Worte waren schwer zu deuten. Vielleicht verhieß die Tonlage das er es nun war der sie neckte. Vielleicht lag aber auch ernsthafter Zweifel in der bisherigen Rollenverteilung darin.