Café Senatorum - Druckversion +- Koron III (https://koron3.de) +-- Forum: Der Trojan-Subsektor [ab hier IN-GAME Bereich] (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=6) +--- Forum: Koron III (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=7) +---- Forum: Gohmor Die mächtige Hauptmakropole von Koron III (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=8) +----- Forum: Die Mittleren Ebenen (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=14) +------ Forum: Vergnügungsmeile (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=18) +------ Thema: Café Senatorum (/showthread.php?tid=129) |
- Melanie Zaebos - 10-24-2010 Die Münze, diese verdammte Münze, doppelgesichtig wie es ihrer merkantilistischen Natur nun mal entsprach, hatte jeglichen natürlichen metallischen Glanz schon längst verloren, wirkte matt, stumpf, ein dicker, unansehnlicher Belag aus abgestoßenen Hautschuppen, Staub und allgemeinem Umgebungsfeinstaub, klebte daran und ließ die speziell ausgestanzten Augenhöhlen des Kaiseradlers darauf beinahe eben erscheinen. Wie sich die geriffelte Seitenkante entlang der aufgerauten Fingerglieder einhakte um dann durch den Energieerhalt weiter zu rollen, hinab über den Knöchel, über die durch ermüdende Tätigkeit stellenweise gebrochenen Fingernägel des Alten, welche deutlichen Eisenmangel signalisierten, hinweg in den leeren Raum. In dem Augenblick jedoch da jeder Mensch den Übersprung des Geldstückes auf den Handteller erwartete, schnappte sie über die geringe Distanz des Kaffeetisches hinweg, an jenem Eiskaffeebecher vorbei, exakt in den Zwischenraum beider Arme. Grazil zog sie ihre zur Faust geballte Hand zurück, öffnete diese dann mit Daumen und Zeigefinger um im Schnittpunkt beider eine gänzlich andere Münze hervorzuheben. Grinsend ließ sie das billige Kupferstück dann mehrfach von Hand zu Hand wechseln, fliegend wohl gemerkt, wie es unter Taschenspielern üblich war, die Kunst war eine leichte Drehung des Gelenks, eine für das freie Auge kaum wahrnehmbare Bewegung welche den Trick tatsächlich ausmachte. Der Drehmoment funktionierte lediglich als Täuschung, stets war die Münze in der anderen, nicht in der präsentierten Hand. “Ihr besitzt eine perfide Vorliebe für jene nichtigen Spielereien, wie ich feststellen muss, eine subtile Komik in unserer epischen Tragödie, wie ich anmerken darf. Somit eine Tragikomödie, was wenigen Menschen behagt, denn nur wenige vermögen derartige Emotionen gänzlich zu verschmelzen oder noch besser... Beide zum selbigen Zeitpunkt auszuleben.”, sie ließ die Münze zwischen seinen leer geräumten Tellern seines reichhaltigen Frühstücks hindurchbalancieren, wohl gemerkt auf der Kante, nicht auf der Fläche wie es viele bevorzugten, “In dieser unterschwelligen Anwendung gewisser Kunstgriffe würde manch einer primitives Denken, eine traditionelle Feigheit sowie heuchlerische Tricks und Abzocke erkennen. Jedoch verbirgt sich dahinter ein sehr waches, sagen wir, aufmerksames Studium menschlicher Wesenszüge, Täuschungen müssen stets realistisch genug wirken um sie begreifen zu können, nicht wahr? Eine unvollkommene Illusion funktioniert nicht, einfach da der menschliche Verstand letztendlich nicht für die “Perfektion” sondern lediglich für den Makel geschaffen wurde. Selbst wenn wir uns eine perfekte Welt vorstellen, müssen wir die Sünde, den Verfall und die Sorge kreieren um überhaupt lebensfähig zu sein.”, der aufmerksame Gohmor-Leser von gegenüber blätterte raschelnd eine Seite weiter, griff dann mit der Linken nach einer Tasse schwarzen Kaffees und schlürfte hörbar daran, soviel zu vorzüglichen Manieren, “Haltet mich nicht für eine Närrin, euer Auftreten ist ebenso nur Illusion, spätestens ein blutender Briefkastenterrorist mag dies offenbart haben, euer Trachten nach meinem “angeblichen Potenzial” erläuterte dies nur zusätzlich... Wer seid ihr?” - Magal - 10-24-2010 Das ewige Lächeln erlosch und aus dem stets fröhlichen, gewiss spitzzüngigen und zuweilen unheimlichen Gesicht gefror eine Maske, wie aus Granit gehauen. Die Augen, dem lidlosen Starren eines Vogels entrissen. Ich sagte es schon einmal. Auch der Stimme war jeglicher Schalk abhanden gekommen. Nicht das sie bemüht war drohend zu klingen. Vielmehr ließ sich eine berechnende Emotionslosigkeit erkennen. Ihr seit einsichtiger als letztlich gut für euch sein könnte. Einem Gaukler seine Fassaden zu nehmen heißt ihn mit dem wilden Tier gleichzusetzen, welches, gejagt und in die Enge getrieben, gefährlicher werden mag als man vor der Hetz glaubte. Nehmt meinen Rat, euch auf die Abwesenheit eures gefügigen Schlachtendieners zu besinnen. Ein Wurm wie ich könnte euch kaum vor Gefahr bewahren. Die Bedienung kam an ihren Tisch um abzuräumen und zu kassieren. Als wäre eben diese Handlung das verabredete Zeichen, in einem jener Bühnenstücke, welche die Seherin so gern als Gleichnis nutzte, kehrte der Sonnenschein auf das Gesicht des Hexers zurück. Er machte einen plump, zweideutigen Scherz, mehr liebenswürdig als anrüchig und brachte das junge Mädchen zum Kichern und sogar zum Erröten. Der Guardianleser blickte über den jeweiligen Rand von Zeitung und Lesegläsern und schüttelte knapp den Kopf. Dann widmete er sich wieder seiner Lektüre. In gleicher Manier wandte sich der Hexer seiner Zunftschwester zu, das Antlitz nicht mehr von jenem unsichtbaren Winter beherrscht, aber auch weit ab von der üblichen Heiterkeit. Also gut, legen wir die Karten auf den Tisch. Oder besser spielen wir unser Blatt aus, denn es gereichte uns beiden zur Schande, gäben wir all unsere Geheimnisse voreinander preis. Ich will euch eure Fragen soweit beantworten wie es mir zuträglich und angemessen erscheint. Von euch erwarte ich im Gegenzug ein gleiches Maß am Offenheit. So wir wieder im gelobten Land der Hoffnungslosen und Hasserfüllten sind, will ich mich voll Demut im Staub vor euch winden und euren Namen preisen bis mir die Zunge aus dem Maule hängt. Hier und jetzt aber sind wir Gleiche unter Gleichen und sollten so miteinander umgehen. Ihr wollt wissen wer ich bin? Nun ich bin Magal. Alles von dem was ihr hier seht und nichts von all dem. Ich bin, mein Kind, sehr alt. Mein Wissen ist groß, nur an der Weisheit mangelt es mir. Wieso sonst wohl würde es mich seit ungenannten Zeiten zwischen den Sternen herum wehen, nur getrieben von dem Verlangen... nein der Gier nach Wissen, Erfahrungen, Eindrücken, Ideen und nicht zuletzt dem Humor von Göttern und dem Universum selbst. Was nützte ewiges Leben, wenn es an diesem Bestreben fehlte? Euren Kogan kenne ich wohl, auch wenn ihm die Erinnerung an mich abgeht. Großer Herrscher, mächtiger Kriegerkönig, selbsternannter Gott. Bei meinem ersten Auftrag war er es, der vor mir das Haupt neigte und meinem Befehl Folge leistete. Keine erfurchtgebietende Rüstung, lediglich ein kleiner Ganger, mit übermäßiger Neigung zum Alkohol. Von einer schäbigen Raumstation entsandt, LKWs voll Konserven zu stehlen. Er lachte, doch es war ein hartes Geräusch, nicht zu vergleichen mit dem üblichen Gekicher. Auch Balius ist mir kein Unbekannter, der Rest ihrer damaligen Begleiter dürfte sich zum Sternenstaub gesellt haben. Was bleibt bin ich, so wie immer. Ich, ich und immer wieder ich! Um mich her versinkt alles und Reiche werden zu Staub auf meinen Schuhen. Meine Gestalt verändert sich, Brocken der Erinnerung gehen mir verloren, werden zu den seichten Trugbildern verflossener Träume. Fast scheint es mir als ziehe mich der Strudel einer, zum Untergang verdammten, Welt an... reißt mich mit in die Tiefe. Doch anstatt mich zu verschlingen lenke ich meine Schritte vorher aus dem Auge des Sturms heraus und beginne das ewige Spiel aufs Neue. Er schob ihr eine Tarotkarte über den Tisch. Sie zeigte einen Mann, in ein schwarze Robe gekleidet, der durch eine Ruinenstadt eilte. Zu seinen Füßen grinsten Totenschädel. Das sollte zu meiner Person wohl reichen. Kommen wir nun zu euch. Melanie Zaebos, die sich selbst eine Warpseherin nennt und einen bluttriefenden Champion um ihren zarten Finger wickelte. Wieviel aber wisst ihr wirklich von den dunklen Gefilden? Wer schon könnte euer Können ermessen? Von den Waffentägern des Kogans wohl niemand und er selbst? Sicher ist ihm eine gewisse Empathie gegeben. Doch der Wolf spürt die Gefahr nur instinktiv und weiß nichts von der Wirkungsweise des Gewehres, das auf ihn gerichtet wird. Seit ihr also am Ende nicht weniger Gaukler und Spiegelfechter als ich? In welche Richtung bewegen sich eure Studien? - Melanie Zaebos - 10-24-2010 Halb spielerisch, theatralisch wie es nun mal gang und gebe an diesem Tische war, übernahm sie das dargebrachte Blatt aus seiner Hand, ein einsamer, schwarzer Wanderer in einem Lande von Staub und Asche, Ruin und Niedergang, Seine übliche Selbstdarstellung, wie er alle anderen karikaturierte, sich grob umriss und weniger Wahrheiten als Fassaden offerierte, der Spiegel eines Spiegels, die endlose Durchsichtigkeit die nichts beinhalten konnte. Und darin sollte man ihn also erkennen können, diesen Magal. Das ausgespielte Kärtchen genauer besehend, schob sie es schlussendlich gleichfalls, mit der Sichtseite nach unten, über die Tischfläche zurück. “Ihr seid also lediglich ein wanderlustiger Parasit, welcher sich von den wehmütigen Seelen nimmt was ihm beliebt und dann abermals das Ferne sucht, nicht wahr? Diese Persiflage, dieses scheinbar stimmige Geschichtlein, säuberlich gewoben für wahr, wohl eher bestimmt für taube Ohren, stumme Münder, blinde Augen und gefühllose Existenzen, nicht wahr? Verstehen wir uns nicht beide auf die selbe Wissenschaft, jene des verbalen Verrats? Ihr seid kein Schöpfer, ihr seid ein Verderber, und jedes Wort, egal wie schmeichelnd, einfühlsam, unterwürfig und nett es einem erscheinen mag, ist schleichendes Gift. Wie viele leichtgläubige Sklaven des Willens habt ihr so wohl umgarnt? Allein in Rasankur mochtet ihr jedem zweiten Krieger diese Scharade glaubhaft vorgetragen haben, wie mir scheint sind die meisten sogar davon überzeugt euch überlegen zu sein, nicht wahr? Und darin liegt die Ursache ihres letztendlichen Untergangs, wenn ihr euch daran labt wie sie verdrossen im Schatten wanken, während ihr erstarkt. Warum also dieses scheinheilige Parlieren? Wenn ihr alles wisst und alles kennt, wie ihr es hier behauptet, warum ist es dann notwendig mich danach zu fragen? Sollte es euch am Ende nicht möglich sein, es anders zu erfahren? Oder ist dies ein eigentümlicher Kodex der Höflichkeit, unter Pares, wie ihr meintet, wenn selbst ihr euch wohl eher als Primus inter Pares betrachtet, mein lieber Magal. Jede Erfahrung und Emotion die ihr “absorbiert” macht euch stärker, nicht wahr? Lässt eure nicht physische Form kontinuierlich wachsen, ein Phänomen das normalerweise nur bei einer sogenannten “Lebensform” zutrifft...”, der Zeitungsleser wirkte immer noch vertieft und andererseits desinteressiert genug das es nicht von belang war, die Bedienung hatte sich klappernden Geschirrs weit genug entfernt, “... Dämonen. Ich selbst nenne mich gar nichts, all diese kindlich naiven “Titel und Ränge” wurden mir sozusagen durch andere Gegeben, genauso wie Hexe, Seherin... kein vernünftiger Mensch würde sich selbst derart titulieren, kein Mensch würde anstreben zu sehen was wir sehen können, außer natürlich er wüsste um die Möglichkeiten. Tut ihr es? Ich nehme es an, andernfalls hättet ihr eure Existenz niemals derart lang bewahren können, hätten euch die Parasiten ebenso gefressen wie die alle Scharlatane und Betrüger, welche einen ausreichend geringen Funken Macht in ihren Fingerspitzen behüten das ein Bürger Angst vor ihnen haben könnte. Destruktiv, die große Kunst nicht wahr, die große Kunst aus leeren Taschen Feuerbälle und Donnerkeile zu schleudern, eindrucksvoll doch weder effizient noch wahrhaft Aussagekräftig im Zeitalter des Bolter, der Maschinengewehre, Melter und Plasmawerfer, in einem Zeitalter da auf Befehl eines verkalkten Narren ganze Welten verbrannt werden können, binnen Stunden. Subtile Manipulation des Verstandes, Wortmacht, Illusion und seelische Verderbnis sind die wahren Schulen eines Psionikers welcher sich am Äther zu messen wünscht, und darum halte ich euch für gefährlicher als die versimpelten Grotesken welche sich in Scharen um den Obsidianthron prostituieren allein um ein gefälliges Augenzwinkern eines stählernen Mutantentyrannen zu erhalten. Was sind die physikalischen Waffen im Vergleich zu jenen des Geistes, eine geladene Sturmwaffe im Vergleich zu einer Million verdorbener Seelen, im Vergleich zur unermesslichen Macht welche durch deren Sinnen, Streben, durch deren Träume und Alpträume gewährt wird? Jeder Mensch, egal wie geschult ist letztendlich im Inneren seiner Selbst am verletzlichsten, jeder Mensch besitzt Geheimnisse und Gelüste welche ihn binnen Herzschlags in den Abgrund stürzen ließen, würden sie nur bekannt werden.” - Magal - 10-26-2010 Ein Parasit? Hmmm... Im gespielter Manier bettete der Hexer das Kinn auf Daumen und Zeigefinger. Eine etwas anrüchige Betrachtungsweise, aber gut. Meinungen sind das Privileg des ärmsten Bettlers. Wobei es mir absonderlich anmutet euch in Mitleid um greinende Seelen zerfließen zu sehen. Auch das ihr glaubt meine Scharaden und Kniffe würden nur jeden zweiten Krieger täuschen, kränkt mich ein wenig. Allein, es könnte auch den ein oder anderen Vorteil haben, wenn ihr nun ein Stück weit um meine wahre Natur wisst. Ein Vorteil für euch und ebenso für mich. Wie ihr euch sicherlich denken könnt bringt es auch Unannehmlichkeiten mit, so man sich in den Mantel der niederen Herkunft hüllt. Wenn Dreck Wohnstatt und Festbankett darstellt ist das Bestreben nach Höheren kaum zu vermeiden. Da es euch gelungen ist die Maske zu lüften, erspare ich mir geschnörkelte Wege um mein Anliegen vorzutragen. Ihr seit ein Teil des Drachen, der beeinflussende Teil, möchte ich meinen. Gebt mir ein Stück von dieser süßen Speise ab und ihr erhaltet meine Fähigkeiten, ganz nach eurem Gutdünken. Der König bedarf seiner Königin, doch sind nicht beide auf sehende Augen und dienlichen Rat angewiesen? Ganz zu schweigen von der Vermehrung eurer eigenen, akarnen Macht. Macht mich zu eurem... Hofzauberer... Berater... Kanzler... wie immer ihr es auch nennen wollt. Es wird, wenn ihr mir dieses abgedroschene Zitat gestattet, euer Schaden nicht sein. Antwortet darauf wenn ihr eine Entscheidung getroffen habt. Ich bin kein Mann der andere zu drängen pflegt. Er grinste, was vermuten ließ das die Wahrheit am jenseitigen Ufer dieser Aussage lag. Lasst uns unser Augenmerk vorerst auf andere Problematiken lenken. Oh die Dame möchte abräumen. Wollen wir? Sie erhoben sich und verließen das Café. Während sie plaudernd durch die Straßen der gepflegten Gegend schlenderten waren sie respektable Bürger. Gewiss, der Modegeschmack der Seherin zog den einen oder anderen, längeren Blick auf sich. Doch auch viele Damen der Oberstadt nutzten die hiesigen Einkaufsmöglichkeiten und deren Geschmack war zuweilen um einiges ausgefallener, wenn nicht gar grotesk. Sicherlich hatte man es hier lediglich mit einer Wohlhabenden und ihrem geistlichen Beistand zu tun. Vielleicht auch mit einem Priester, welcher einem Schäfchen der Gemeinde ins Gewissen redete. Euer Buch, sprach Magal im Plauderton, es war mir nur vergönnt einen kurzen Blick darauf zu werfen. Um was handelt es sich genau? Eine verschlüsselte Form des Decretum Tarrin, oder gar die Anrufung des Eliem'bech... Eine Schaufensterscheibe, hinter der Gewänder aus besserer Squam-Squam Wolle sich auf menschenartigen Gestellen drehten, begann zu zittern. So als wäre ein Schwerlasttransporter schnell vorbeigerollt. Der Hexer bemerkte es und hob in einer gezierten Geste falschen Erschreckens die Rechte vor den Mund. Oh Pardon, des Verderbers wollte ich sagen. Wenn dem so sein sollte kann es sich kaum um die plumpe Abschrift Heinrich Neumanns handeln. Sonst hätten wir die Zelle bereits gegen einen erheblich ungemütlicheren Ort getauscht. Ist es aber nicht von Neumann, dann bleibt nur die Möglichkeit des Originals und damit wüchse meine Neugier auf die rasankurische Bibliothek. Gehe ich recht in der Annahme das der Weg zum Schwarzen Drachen im Inhalt dieses Buches begründet liegt? - Melanie Zaebos - 11-02-2010 Drei Stunden später, in einem angemieteten Appartement in der Mittlere Ebene Circulum Dium, im Hause des achten Mondes, überschnitten mit der Nexuslinie des Patriarchen von Achedos, sorgfältig aufgepinselte Aschelinien, welche allerdings durch den teppichartigen Belag des Zimmers ruiniert worden wären, weshalb eben jener grobschlächtig weggerissen worden war. Der aufgetragene Zirkel, bestehend aus acht Fixae, im exakt selben Abstand zum Zentrum, unterteilte sich wiederum in vier flächengleiche Dreiecke, deren jeweilige Hypotenusen in einem Schwefel-Blei Gemisch nachgezogen worden waren. Schwefel entsprach dabei der metaphysischen Konstanten des energetischen Übergangs, den aus Schwefel, so wussten es schon uralte Alchimisten, entsprang das fauchende Lodern aller Höllen, gelblich und gar grässlich anzustarren, während Blei in seiner absoluten Beschwertheit ja selbst Strahlung abweisen konnte und somit ein bedeutender Ankerpunkt des Prinzips der Invocation war, also der Herbeirufung weltenfremder Wesenheiten. An jedem Eckpunkt welcher sich durch die Konstellation des Inneren Zirkels ergab, befand sich ein gewöhnlicher stählerner Nagel, allerdings mit der Spitze nach oben eingelassen, demzufolge insgesamt sechzehn an der Zahl. In den acht dabei entstehenden kleineren Dreiecken wiederum wurde mit eigenem Blut, gewonnen aus einer aufgestochenen Fingerkuppe, eine winzige Rune aufgezeichnet, jede stellvertretend für eine spezifische Strömung des chaotischen Empyreans, Hysh, Azyr, Chamon, Ghyran, Ghur, Aqshy, Ulgu, Shyish, sowie innerhalb des beschriebenen “Prismas” Dhar, als Fokuspunkt und Vereinigung aller Strömungen und Übergang zur realen Welt. Jeder einzelne Strich musste mit höchster Akkuration nachgezogen werden, jede noch so winzige Abweichung vom ursprünglichen Schemata konnte verheerende Auswirkungen haben. Ein angebrochener, nicht vollständiger Winkel etwa, erlaubte der herbeigerufenen Essenz zu entfliehen, eine falsch aufgetragene Rune wiederum entzog oder übermittelte dem Wesen zuviel Macht. Der Beschwörer war infolgedessen stets ein hochgradig vorsichtiger Zeitgenosse, denn jedes kleinste Detail mochte genauestens ausgearbeitet sein, wollte man tatsächlich auf eine entsprechenden Erfolg hoffen. Nachdem das gesamte Werk von einer Seite der Litanei auf den schäbigen Flur übertragen worden war, korrigierte sie abermals ihre kryptische Zeichnung, verfeinerte einige winzige Unebenheiten, während sie abschließen eine Paste bestehend aus zerriebenem Schießpulver, menschlichem Blut und verschiedenen Schlachtabfällen über die sechzehn Nägel verteilte, ehedem sie dem deutlich älteren Priester auf den Knien sitzend zunickte. - Magal - 11-02-2010 Magal nahm das stille Zeichen auf und begann mit dem Ritus, nachdem sich die Seherin in die vorbestimme Position begeben hatte. Der Hexer hatte das Priestergewandt abgelegt und trug nun eine gänzlich schwarze Robe. Betrieb man Ritualmagie waren die Zeichen sehr wichtig, von der Nichtigkeit in eine ungemein bedeutendere Position erhoben. Die Amtsgewänder eines Kirchenmannes, egal für wie belanglos man dessen Religion erachtete, hätte die Symmetrie auf unakzeptable Weise gestört. Im Raum flackerten Kerzen in allen vier Ecken. Zusammen mit der Kleidung und den Ingredienzien hatte die Beschaffung die finanziellen Mittel nahezu aufgefressen. Dies bekümmerte jedoch keinen der beiden Schwarzkünstler. Die Tür war verschloss und der schwere Esstisch zusätzlich davorgeschoben. Auch das künstliche Sonnenlicht der urbanen Beleuchtung sah sich ausgesperrt. Würdevoll schritt Magal noch einmal die gezeichneten Symbole von Herbeirufung und Eindämmung ab. Schließlich nahm er das aufgeschlagene Buch vom Bett auf, bedächtig, als hätte er Angst es beschädigen zu können. Eliem’bechen’za! Intonierte er und kaum war das Wort ausgesprochen, zuckten die Flammen nervös, wie in unruhiger Erwartung. Der Chaosdiener nahm seinen Kreisgang, um die Zeichnung herum, wieder auf und sprach getragen weiter. Uralter Vater in den verborgenen Schatten, Bewahrer des verratenen Herzens, Sohn der Lüge, gepriesen sei dein Name, o Wesenheit des siebenten Zirkels jenseits des irdischen Wandels! Er schwieg und beschrieb einen halben Kreis, bis ihm die Herrin Rasankurs den Rücken zuwandte. Nun war es an ihr, die Stimme in monotonem Vortrag zu erheben. Huld sei jenem welcher den blutigen Pakt beschlossen, huld sei jenem welcher verschworen dir seine Unsterblichkeit, huld sei dem schwarzen Herzen welches geboren dir diesen Jünger! Erneut, dem Zeiger einer Uhr nicht unähnlich, hatte Magal den Halbkreis beschlossen und brachte wieder seinen Beitrag zum verlangten Duett. Eliem’bechen’za, Verderber allem was Rein und Wahrhaftig sei auf dieser Welt, Verführer und Vergifter allen Lebens! Ruin sei all jenen deren Knie besudelt mit dem Staube des Thrones, ihre Häupter gesenkt in die Asche! Verraten die Bruderbande, zwiegezackt sei jenes Messer im Herzen eines Vaters, erhangen sei jede Mutter, deren Liebe verloren! Ein Wind erhob sich, seinen Ursprung scheinbar in allen vier Ecken des Raumes habend. Sog man diesen Hauch jedoch in die Lungen, so wurde unweigerlich klar, das er an gänzlich anderer Stelle lag. Ein sonderbar, fauliger Geruch wurden von der bewegten Luft getragen. Wie von Leichengruben, deren voller, unerträglicher Brodem unter Schichten aus Eis und Zeit begraben lag und lediglich ahnen ließ zu wie viel erspart blieb. Er zupfte am Saum der schwarzen Robe und ließ die goldene Mähne der Frau tanzen, die Kerzenflammen blieben von seinem Spieltrieb jedoch unangetastet. Ihre Kronen standen jetzt ruhig, schienen dafür jedoch weniger Licht zu verbreiten. Vielmehr verdichteten sich die Schatten in den Winkeln, wurden stofflicher und rückten näher heran. Dein sei die dargebrachte Niedertracht, dein sei der zerbrochene Zyklus, verratene Bruderschaft, verdorbene Liebe, wo nur noch Hass erwächst, möge dir Heimstatt sein! Berühren deiner fahlen Lippen Worte unsere Sinne, auf das wir teilhaftig werden mögen deiner Macht! Die verfestigte Abwesenheit von Licht schwappte nun aus den Winkeln heraus, floss zwischen die arkanen Symbole wie eine Flüssigkeit und sammelte sich im Zentrum. Magal war stehengeblieben und bildete somit den Gegenpunkt der Geraden zwischen sich und der Warpleserin. Während sich das Schwarz zusammenballte wie ein Vipernnest, brachten sie beide den abschließenden Satz hervor. Beschworen durch dies jungfräuliche Herz, vergossen dies Blut des Ketzers, offenbare dich! Beschworen durch dies jungfräuliche Herz, vergossen dies Blut des Ketzers, offenbare dich! Die schäbigen Teller, im Schrank der kleinen Küche, klapperten unvermittelt, als schüttele ein leichtes Erdbeben das Gebäude. Auch an den Tapeten, ohnehin keine Zierde des Zimmers, ließen Anzeichen für die erfolgende Manifestation erkennen. Das verwelkte Material warf Blasen und wellte sich. An einigen Stellen alterte es rapide, wurde von Schimmel und Stockflecken überzogen und gemahnte an die kränklich, pockennarbige Haut eines Greises. Magal ignorierte diese Symptome, wusste er doch das sie nur unwesentlich mit der beschworenen Intelligenz zu tun hatten. Vielmehr waren es Begleiterscheinungen, welche die Menschen über so viele Äonen mit Herbeirufungen assoziierten, dass sich ihre Existenz im reinen Selbstzweck begründete. Die Konzentration des Hexers galt ganz und gar dem schwarzen Zentrum, wo die Schatten sich immer mehr in eine bestimmte Form fügen mussten. Wie Efeu in einem Zeitraffen schlangen sich Stränge aus Dunkelheit umeinander, wurden wieder von anderen umrankt und wuchsen so in die Höhe. Langsam entstand eine humanoide Gestalt. Dünn war sie und dabei so hoch aufragend das ihr Kopf beinahe die Decke berührte. Ein Geschlecht, oder auch nur eine gröbere Form, war nicht auszumachen. Das Wesen war nun vollständig, soweit man davon bei einer Erscheinung aus Antilicht sprechen konnte. In dem was dem Kopf am nächsten kam, öffneten sich zwei Augen, wie Sterne im Kleid der Nacht, kalt brennend in kosmischen Feuern. Es drehte das Haupt und begutachtete seine Umgebung, der dürre Schattenarm kam empor und betastete die Barriere der bannenden Zeichen mit langen Fingern. Dann sprach es, einfach indem es der Luft um sich her zur gewünschten Tonmodulation animierte. Narmass sepkul Ragun? Die Stimme war nicht unangenehm, düster doch auch sanft, wie aus unvorstellbarer Entfernung herangetragen. Magal legte das Buch beiseite und antwortete auf die Frage in unbekannter Sprache. Das vorletzte Imperium, so wie es prophezeit ist. Der Zungenschlag der Unwissenden. Wisperte das Geschöpf im einwandfreien, imperialen Gotisch. Ihr rieft mich bei einem meiner Namen. Ein Teil von mir ist eurem Ruf gefolgt. Was erfleht ihr und was seit ihr bereit zu geben? - Melanie Zaebos - 11-05-2010 Eine dunkle, fahle und schale, eine Schattenwelt, emporgestiegen aus den verlorenen Erinnerungen ganzer Völkerschaften. Wie ein verworrener Schemen entstieg sie dem fleischgewordenen Schmelztiegel, welcher sich gleich einem titanischem Schlund zu ihren Füßen aufgerissen hatte. Der Pakt wart beschlossen, derart war seine Natur, derart sein unüberwindbares Gesetz, das allein nämlicher “Zoll” gezahlt werden musste, egal von welcher ausgesprochen kostspieligen Qualität er denn nun sein mochte um ihn beiderseitig zu erfüllen. Diese okkulten Bande glichen vergoldeten Ketten, massiv und dennoch von nicht unliebsamer Schönheit, während eine gewisse Funktionalität durchaus gegeben sein mochte. In dieses schattige Reich ungezählter Pfade nun denn versunken, war es als würde sie, einsam von der Welt verlassen, eine niemals enden wollende Pilgerfahrt antreten. Aus einer anfänglichen Kakophonie akustischer Misslaute, erstand eine eigentümliche physikalische Taubheit, während sich der Kosmos in schier unergründlicher Weise faltete und spreizte. Die ansonsten messerscharfe, nachvollziehbare Begrifflichkeit der zeitlichen Abstände verschmolz zu einem trägen Klumpen, welcher sich selbst nicht tragen, geschweige denn schleppen konnte und somit abgestumpft an verstaubter Stelle ausharren musste. Selbiges galt auch für die Kontinuität des heiligen Raumes an sich, entzog es sich doch der metaphysischen Begrifflichkeit, das ein sterblicher, gewöhnlicher Mensch sich dort aufhalten konnte, wo allein Emotionen und Gedanken ihren “schauderhaften” Ursprung besaßen. Es glich jener Prästabilierten Harmonie, jenem vorsintflutlichen Uhrenwerkspiel, das es keinerlei Verknüpfung geben mochte zwischen Real und Unreal, das die physische Welt niemals Einfluss auf die Psychische nehmen mochte, da schlicht Geist und Körper getrennt waren, niemals vereinigt. Es glich einem sanften, wogenden Dahinschwelgen, einem merkwürdig schwerelosen Zustand, halb wachend, halb schlafend, in welchem man auf den endlos strebenden Strömungen welche das Immaterium beherrschten dahin trieb. Die antike Sonnenbarke glitt auf jenem Styx oder Acheron einher, während des Fährmanns langer Stock die seichten Gewässer glattstrich, der sehnige Muskelzug das treibende Floss vorantragend, der wachsame Blick der nachtmahrischen Kreatur über geduldete Wogen schweifend. Weder aus dem menschlichen, noch aus sonst einem bekannten Geschlechte entwachsen, erhob er sich gleich einem lodernden Leuchtfeuer auf der vergoldeten Front. Der Schädel glich im entferntesten Wesenszuge einer fleischlosen Vipernfratze, ausgebrannt und abgenagt, von klebrige, roten Ruß verunstaltet welcher aus den Höhlen seiner ansonsten leeren Augen tröpfelte. Eine klaustrophobische Bange breitete sich aus, während sich in der immer wiederkehrenden Äquivalenz, der immer wiederkehrenden Taktform und der selbigen aufgewandten Kraft etwas beinahe beruhigendes fand. Welche Rolle mochte hier die “Substanz” von irdischen Sphären spielen, was galten schon Zeit und Raum, wenn allesamt von keinerlei nämlicher Bedeutung waren, solange beständig diese Stange “geschoben” wurde. Man konnte diesen Fährmann zwar weder sehen, noch riechen, noch leibhaftig fühlen, aber “fühlen”, besser, erahnen, konnte man ihn durchaus, wie er da seine einsame Wacht hielt, unablässig und eifersüchtig über den ständigen Strom der verdorbenen Seelen wachend, welche sich hilfesuchend an jene Ruder krallten und dennoch fortgestoßen wurden. Millionen, Milliarden kreischender, siechender, bettelnder Gesichter trieben dort vorüber, wurden herangespült, zerschlagen und fortgetragen, mit einem jeden Stabesschwung eine weitere Epoche schaffend, waren bald alle irdischen und kosmischen Alter durchwandert. Während all dieser “Zeit”, die Einheit schien ihr unbegreiflicher denn jemals zuvor, herrschte eine Stille, selbst dann wenn Gedanken vorüber zogen und sprechende Münder Silben formten, welcher zwar “hörbar” nicht jedoch wahrnehmbar waren. Es mangelte ihnen nämlich schlicht an Essenz und Konzentration, sie glichen einem stumpfen Pfahl welcher in einem Sumpf gehauen wurde und allmählich abtrieb, selbst wenn er doch das Gefüge des Hauses darüber tragen sollte. Einem solchen aufgerissenen, kreischenden Schlund stieg sie in den Rachen. Die Welt um sie herum erschien in öden bronzenen Tönen, bestand aus kupfernem Geflecht und einem über alles erstrecktem Firmament aus blutrotem Lapislazuli, welches die “verlorenen” Geister an diese Knechtschaftsexistenz kettete, gleich einem gewaltigen Seelenstein. Unter ihren Gliedern erstreckte sich eine verwüstete Tiefebene, ein ausgetrocknetes und totes Land, welches weder gänzlichen Sonnenschein, noch gänzliche Finsternis kannte, sondern für immerdar in diesem verwunderlichen Zwielicht derben musste. Die Gesichter der gegeißelten Knechte waren verbittert und Kummer, sowie Schmerz und Elend standen ihnen tief ins Gesicht gemeißelt, während sie lasten vorüber trugen, Äcker bestellten und an den grotesk wandelnden Gemäuern eines mächtigen aber urtümlichen Tempels werkelten. In Herzen jenes säulenbewehrten Irrgartens erhob sich die einzig wahre Flamme dieser Welt, ein ehernes Ungetüm von Ausmaßen ganzer Galaxien, in dessen Innersten sich wiederum die größere Welt fand, um abermals verschlungen und abermals zurückgeworfen zu werden, wie der Spiegel, welcher den Spiegel wiedergab. Um diesen “Born des Lebens” herum wucherten gar seltsame Gewächse und mindere Völker wie sie allein die Geschichte noch kannte. Mischwesen, fabelhafte Kreuzzungen und Kretins welche seit Äonen als ausgestorben aus den Analen gestrichen wurden. Hier saßen sie, tranken und fraßen sie an einem Bankett welches allein durch göttliche Gefügigkeit erschaffen werden konnte. Hier fraßen sie an zuckenden Leibern und tranken von deren Emotionen, während sie sich geifernd aneiferten, und keiner dem Maul des anderen vergönnte war dieser nun mal sein Hab und Gut schimpfen mochte. Jäh jedoch erspähten die Kreaturen, unzählige die sie waren ihren fremden, absonderlichen Besucher, und in einem prekären Akt der “Selbstsichtung” begriff sie sich selbst in der dritten Person. Wie sie dort stand, an der Schwelle jenes okkulten Schreins, durch ihre eigenen Augen sich selbst und das vor ihr sehend, zum selben Augenblicke. Der aufsteigende Qualm von jener Jammerstätte wankte und wandelte, verflog in Schlaufen und Linien, welche sich schlängelten und einem gewaltigen Untier gleich über allem thronten was dieses “Land” darbieten mochte. Es war jene erste Schreckgestalt, ein weinerliches, verlorenes Etwas in einen menschlichen Hautsack gewickelt, welches auf sie zukam. Das Gesicht, jenes verfluchte Gesicht, wiedererkennend aus unzählig vielen hätte sie es erahnen können, war jenes eines “geopferten” Jüngers. Der Okkultist hatte sich bereitwillig dem höheren Wohl geopfert, hatte sich in die Flammen gestürzt um ein Ritual zu vollenden welches vor unzähligen Jahren begonnen hatte. Er war einst jugendlich gewesen, besaß eine nicht verachtenswerte Schönheit in Körper wie in Geist, war athletisch wie poetisch begabt gewesen und umschwärmt von jugendlichen wie von greisen Liebschaften. Und dennoch hatte er sich selbst verbrannt, für seine Ideale, seine Überzeugungen. Er war eins geworden mit der grauen, namenlosen Essenz welche sie alle band und knechtete. Und nun war es an ihm, seinen Schmaus zu beginnen, war es an ihm sich zu laben an den dargebrachten Sterblichen “Überresten”, an einer anderen Seele, wie sie es sich begreiflich machen konnte, während er mit Krallen bewährter Hand nach ihrem “Leibe” schnappte. Doch sich dem überirdischen Zugriff durchaus bewusst, entschlüpfte sie jenem verkommenen Greifarm ehedem er sie erreicht hatte und streckte nun zum Verdruss und zur kreischenden Verwunderung des “Dings” selbst die Hand nach seinem Innersten. Es war ein fleischiger, mürber, bröckeliger Leib, etwas das nicht gänzlich dem lebenden zuzuordnen sein konnte, während es offensichtlich auch nicht dem Tode geweiht war. Sie glitt mit nackten Fingerspitzen durch seine aufgewölbte Brust, zerriss die ölige Haut welche darüber gespannt war gleich einem kargen Segeltuch, glitt darunter hindurch durch die ausgebrannten Rippen, während sich das schmatzend, weiche Fleisch beiseite drängte und fasste im mittelbarste nach dem Herzen. Im Augenblicke dar ihre Kuppen über seinen schwarzen, pochenden Wesensmittelpunkt strichen, da verspürte sie gar den Frust, den Zorn, den Hass und den niemals versiegenden Schmerz dieser Kreatur, doch, wie in so vielen Dingen irdischer Belange, war dies nun einmal zu spät. In einem hallenden Aufschrei agonischer Entrüstung wurde der Kreatur alles entrissen, ein verfluchter Wind peitschte über die Einöde, während einer der “Unsterblichen” eben jener Definition beraubt wurde. Das Geschöpf zerbrach in Asche, Staub und anderen Unrat, während sich ihre Zähne und ihre Lippen gierig in das weiche Fleisch bohrten und schürzten. Mit widerlichem, reißenden Geräusch fetzte sie einen nicht geringen Brocken aus dem Muskel hervor und merkte wie sein Lebensblut, seine Essenz brennend durch ihre Adern floss. Was immer dieses Ding wusste, was es ausmachte, plagte, quälte und beschäftigte, erlosch in jenem Augenblick, zerbarst mit der Scheinsekunde welche es gelebt hatte und in welcher es auch gestorben war. Noch ehe jedoch die anderen Bankettierer sich der nahenden Gefahr bewusst geworden waren, befasste sich ihr “seelisches” Abbild bereits mit der endgültigen Auslöschung jeglicher Opposition. Den alsbald wurde zu jenem ersten schlagenden Muskel ein weiterer hinzugefügt, dann ein drittes Herz, dichtauf von einem vierten, bis das die schieren Ausmaße des unirdischen “Schlachtens” die bronzenen Hallen in matte, graue Asche und fahlen Staub hüllten, bis das jene dem restlichen Lande glich und eine ersterbende Sonne gleißend vom Himmel herab sengte. Inmitten des wogenden, zuckenden Chaos erwachte ein keimender Samen, in dessen wuchernden Kern sich ein gänzlich anderes Bewusstsein manifestierte, nämlich das eigentliche, ursprüngliche Selbst, ungeläutert durch Leben und Sterben, sich selbst soweit verstehend, dass allein der “Fressende” bestand haben konnte in dieser Existenz. Und gerade darob ergab sie sich dem scheinbar endlosen Massaker, und es waren unzählige Gesichter, welcher sie sich erinnern konnte, manche trugen einen “Makel” an sich, andere waren von soldatischer Manier wie sie auf der Blutengel verglühen mussten, wiederum andere glichen dahingeschiedenen Knechten in der Stadt selbst, doch wiederkehrend wurden sie abermals verschlungen, verschlungen und assimiliert. Und dann... Dann zerbrach die Welt, wie der Ausbruch des Tartarus, in welchen sich Erepus ergoss und die “Hölle” selbst formen mochte, denn diese “Reise” endete, so reichhaltig, grotesk und formend sie auch gewesen sein mochte... - Melanie Zaebos - 11-20-2010 Echnaton, du hohes Licht, die gleißende, goldene Scheibe welche über all der ausgetrockneten Wüstenei schwebt. Strafend brannte sie hernieder, auf all jene welche sich dem Zweifel, sowie der Niederlage hingegeben hatten, und ja, schier endlos schien ihre Anzahl, denn diese Karawane von Elend, Hunger, Not und Tod erstreckte sich bis an die entferntesten Gestatte des Horizonts. Dort wo sich des imperialen Todesphönix glühender Schweif einigte mit dem nackten, ungeschützten Landen der Gläubigen. Und Tempel, Stätten und Gräber erhoben sich dort zwischen jenen Hügeln, Monolithen ragten empor gleich dem aufzeigenden Finger, Steppen von sorgsam gewahrter Fruchtbarkeit dehnten sich aus in jenem weiten Delta, welcher ein glitzernder Strom verflüssigten Blutes gebar. In der Scheide aus welcher alle Existenz hervorging, klaffte es gleich einem reißenden Strom, während sich aus den düsteren Findlingen, welche Inseln im tosenden Gewässer glichen, fleischlose Kreaturen aus Lehm und Feuer erste gehütete Schritte wagten. Die Esse, die vegetative Gebärmutter allen irdischen und psychischen Lebens, daraus geboren, kehrten all jene verlorenen letzten Endes als breiiger Morast von Blut, Knochen, Fleisch und Knorpeln zurück an ihren Ursprung, um dort aus der stinkenden Traufe emporgehoben, abermals zum Leben befohlen zu werden. Und dies war sie, die Kausalität, die Erkenntnis, nach welcher allesamt strebten. Der Sinn und Unsinn, dort wo alles negiert und dennoch verifiziert zu Füßen der großen Philosophen lag, welche selbst verkommene, krüppelhafte Gestalten waren, angesichts der hier omnipräsenten Herrlichkeit der Schöpfung selbst. Sie selbst war lediglich Teil, Hautpartikel dieser Empfindung, und dennoch durchdrang sie sie in jeglicher Nuance, in jeglicher noch so kleinen Zärtlichkeit und Aufrührung, schwebend, fast schon gleitend zwischen den Epochen, welche vorüberglitten in dem Strom menschlicher Verblichenheit. Und da reckten sich Hände, zappelten Füße und zwinkerten Augen, heraus aus dem Morast, lustlos, schlaff greifende Glieder, wortlose Münder, ebenso wie taube Ohren. Und sie flossen vorüber, Gesichter zu welchen Epen geschrieben worden waren, Gesichter welche namenlos und unbekannt waren, Gesichter welche von Liebe kündeten und jene, welche allein den Hass huldigten. Dies waren die Fratzen jener, welche erst geteilt durch den Vierstrom ihre wahre Bestimmung finden mochten. Den im exakten Winkel zwischen den Monolithen, Gräbern, Türmen und Palästen brach der Fluss. In vier Länderein, wie dem schien, in vier Refugien, welchem von Fleisch, welchem vom Geist, welchem vom Pfad und welchem vom Grab. Und die heiligen Ziffern schwebten darüber und verkündeten jenen ihr Schicksal, während sie gleichsam mühelos nunmehr emporstiegen aus der ungenannten Tiefe, getauft und gekleidet in die Gewande ihrer neuen Meister, während manche vorangetrieben durch Geißeln und Ketten träge weiter marschierten, war anderen das Schicksal schlichten Konsums vorbestimmt. Sie mochten keinen höheren Zweck kennen, der verfüttert zu werden an die Heerschar welche jeden Zweig umgab, und da war Reitervolk und Fußvolk, waren Gemeine und waren Fürsten, und alle trugen sie Banner, Schleier, Schwerter und Spieße, im Namen ihres Meisters. Und schrien ihn, schrien ihn in ihren imperatorlosen Dialekt wie rasend, während sie Fleisch, Knochen, Mark und Knorpel verschlangen. Und über alledem schwebten mächtige und herrliche Gestalten, welche glichen den Seraphinen welche angeblich nur den Thron des Leichenkaisers selbst umschweben sollten. Doch wie mangelhaft, irrig und unzureichend deren Beschreibungen waren, denn innerhalb der Glorie jener Wesen, verblasste der genannten Leichnam höchstselbst, denn jeglicher Sterbliche gab sich ihnen mit äußerster Wonne zum Fraße hin und verendete gar mit einem glückseligen Wispern an den Lippen, während Herzen und Seelen unter Reißzähnen und Fängen zerbarsten. Emotionen entwichen jenen astralen Leibern und zerliefen in der Heerscharen welche sich unterhalb der seidenen Stolas der “Geweihten” sammelten. Und ihrer waren Spieße, Schwerter, Äxte, Säbel, Hacken, Hämmer, Lanzen und mehr, denn sie waren zahllos und lauerten nur immerdar am Rande der begreiflichen Existenz, wie sie nun begreifen mochte, während sie selbst ein wenig “naschte” von den dargebotenen Köstlichkeiten. Und Augen, Pupillen und Nostrillen waren gerichtet gen jener Himmelsrichtung in welcher sie schwebte, und in den dumpfen, leblosen Grimassen war Verständnis ebenso sehr gezeichnet wie nackter, unmaskierter Hass, denn sie begriffen wohl den Unterschied des Idealismus und des Materialismus, welcher jene Welten voreinander verbarg. Transzendent waren sie dort, doch nicht hier, ebenso erging es jenen Sterblichen in umgekehrter Weise und dennoch gab es mancher Zeiten, wenn selbst Zeit keiner Substanz besaß an jenem Ort, jene welche unter ihnen wandelten und ebenso sehr nehmen mochten von der Essenz welche von Rechtens wegen doch ihre war. Und sie heulten und klagten, und jammerten und fluchten, während sich die höheren Geschöpfe herab begaben und besahen was denn Ursprung jener Unruhe sein mochte. Und allein eine jene Gestalten war es, welche lange, feingliedrige Finger streckte welche allesamt vom goldenen Schuppen bedeckt waren, beringt mit Brillianten, Smaragden und anderem edlen Gestein. Gekrönt durch eine scheinbar blutende Korona, blinzelte da ein ultramarines Iridenpärchen hervor, lugten namenlose Abgründe in den Spiegel ihrer eigenen Seele und schienen ebenso sehr zu begreifen, noch während scheinbar formlose Fangarme zurückschnellten und einen Teil von jener Empfindung entrissen, ebenso sehr wie dies zum Augenblick umgekehrt geschah. Ein Zirkel, ein gewobener, schuppiger Zirkel nämlich war es, welcher dem Immaterium selbst den Sagenstoff entriss, in ebensolchem Ausmaße wie es ein spärlicher Austausch war. Physis für Psychis. Und das Materielle formte sich, war gleich weichem, elastischen Ton welcher einem einzigen übergeordneten Willen folge leistete und nicht länger an grundsätzliche Gesetzmäßigkeiten gebunden war, denn alles war allein entwachsen aus dem Subjektiven, niemals dem Objektiven. Und darin lag der Fehler dieser Wahrnehmung, denn letztlich mochte das “Ding an sich” niemals begriffen werden, wenn selbst es hier offen lag, hier, wo kein menschliches Wesen jemals hausen durfte. Und hier geschah ein neues Genesis, herrlicher und überwältigender den das erste, physische Genesis. Renaissance, hallte es schallos von ihren metaphysischen Lippen wieder und kratzte blutige Striemen über den Verstand eines Mannes wohl verborgen hinter einer seelenlosen “Eisernen Maske“. |