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- Naradas - 01-05-2011 Die manifestierte Macht der dunklen Götter. War es das? Eine wirkliche Intervention von oben? Was immer sich auf der anderen Seite befand existierte, war intelligent, ganz ohne Zweifel. Aber göttlich? Ayris schien davon überzeugt zu sein. So wie viele andere. Aber das galt für beide Seiten. Die wirklich großen Spieler zogen immer Anhänger an, waren es genug, so stand der Ruf der Göttlichkeit im Raum. Beinahe war er versucht, einen eignen Blick auf die andere Seite zu werfen, auf das, was ihn drüben belagerte. Zur Zeit schien es fast, als fege ein Sturm durch das Meer. Ein armseliger Versuch zu beschreiben, worauf er während der Überfahrt einen Einblick erhalten hatte. Der Sonnenbrand mit dem er bedacht wurde, war verheilt, aber das Tor zu seinem Verstand war danach weit schwerer zu schließen, als zuvor. Oder lag es einfach daran, dass der Ansturm stärker wurde? Es war eines der Grundaxiome des Universums so wie Naradas es kannte: Auf jedem Räuber, folgte nur ein größerer Räuber. Die Starken waren sicher, aber immer nur solange, bis der Überlegene auf sie aufmerksam wurde. Die erforderliche Gratwanderung war über alle Maßen schwierig. Und aus der Zwickmühle gab es nur einen einzigen Weg, nämlich den nach oben. Ein Fallen wurde in keiner Welt akzeptiert, weder in der Realen, noch in der Übersinnlichen und das aufschlagen, war aus dem Stand schmerzhaft, aus großer Höhe mehr als tödlich. Allzu vielen fehlte der Mut, sie bildeten den Bodensatz der Gesellschaft, nur weil ihnen der Wille fehlte, zu tun was getan werden musste, um das Schicksal zu ergreifen, den jeweiligen Pfad zu erklimmen. Ich will nur Rache! Ihm wurde direkt warm ums Herz, als Ayris voller Leidenschaft von dem sprach, was sie als ihr großes Ziel sah. Rache. Er kannte das Gefühl, es hatte ihn lange Jahre begleitet, er hatte sich aus dem Dreck eines vergessenen Planeten erhoben, seinen Weg zurück ins All gesucht, angetrieben von der Gewissheit, dass man sich immer zweimal im Leben begegnete. Und so war es auch gekommen. Ein paar Jahre, zwischen dem Moment, als man ihn zurückgelassen hatte und der herrlichen Stunde, als er den Auslöser betätigt hatte, welcher seine Vergangenheit in Rauch aufgehen lies. Und er hatte nur das mitgenommen, was er hatte behalten wollen. Es schien ihr tatsächlich ernst damit zu sein, umso seltsamer schien es ihm, dass sie gefallen an Drogen fand. Aber man durfte nicht vergessen, woher sie stammte. Naradas war sich sicher, sie kannte die Namen ihrer Eltern, hatte ihre Kindheit nicht hungernd, in stickigen Lüftungsschächten erbracht, während sie darauf gelauert hatte, das eine möglichst fette Ratte in eine Falle, gebastelt aus gestohlenen Energiezellen, Kupferleitungen und nicht zuletzt der Unterstützung einer Drohne ging. Wenn danach aber schon eine zähe Ratte mit Freudentränen begrüßt wurde, dann gab es eine endlose Menge von Freuden, deren Genuss, hinter dem Verlangen überhaupt darüber verfügen zu können stets zurückblieb. Ein Leben im Überfluss, weckte offenbar anderes Verlangen, man hatte viel zu verlieren, landete mal plötzlich am falschen Ende der Leiter, dann war es offenbar schwer mit dem Glücklich zu werden was man noch übrig hat. Aber das war Spekulation. Sein Laster bestand darin, seine Pläne in die Tat umzusetzen, zu Überleben...ein gesundes Verlangen war dennoch nicht ungefährlich, ganz im Gegenteil. Wie bei jeder Sucht, wurden die Projekte immer größer, die Befriedigung versprachen. Vielleicht einer der Gründe, warum das irrsinnige Vorhaben des Fürsten sein Interesse weckte. Ayris hatte Recht, ihm war es gelungen eine skrupellose Horde von Schlächtern aus der Welt zu schaffen, zusammen mit dem Schiff, auf welchem er seine Vergangenheit verbracht hatte, keine Verbrecher nach dem Gesetz, aber ihre Taten waren nichtsdestotrotz verbrecherisch. Sie hatten dafür bezahlt. Naradas strahlte. Das Glücksgefühl verblasste, vor dem, was er sich als nächstes Ziel gesetzt hatte, aber seine Freude hatte einen ganz anderen Grund. Na bitte, wer hätte das gedacht? Du weißt rein gar nichts, und dennoch, hast du bezüglich der dunklen Seite weit mehr Erfahrung als ich. Und ganz nebenbei, du wirst es leugnen wollen, aber ich fürchte fast, wir zwei sind uns ähnlicher als du glaubst. Meinst du ich bekäme einen Orden wenn, ich sage das ich die...schrecklichen Dolche in der Finsternis der Nacht ausgelöscht habe? Und das zum lächerlichen Preis eines heruntergekommenen Frachters und seiner Besatzung? Ganz sicher nicht. Glaub mir, eine Mutation, und sei sie noch so gering wie meine kommt niemals gut an. Das Imperium schert sich nicht einmal um seine Diener, also habe ich nur eines zu tun. Ich kümmere mich selbst um meine Gerechtigkeit, hole mir selbst, meinen gerechten Anteil an dem, was das Universum bereithält. Kommt dir das bekannt vor? - Melanie Zaebos - 01-08-2011 Kirche des Bluterlösers, Dammstadt Ein kaum mannsbreiter Durchgang, ein steinerne Doppelbogen, dessen Siegelstein ein ausreichend abstraktes Abbild eines brennenden Märtyrers darstellen mochte, bildete das Zwischenglied zwischen Schiff und Sakristei. Die dunkel gebeizte hölzerne Pforte wies geringst mögliche Gebrauchsspuren auf, nur leichte Kratzer nahe des Schlosses, war leicht angelehnt und ein schmaler Streifen gelblichen Lichtes drängte hindurch, gerade genug um einige Pergamentseiten des auf dem Volksaltar ausgebreiteten Traktats zu erhellen. Dahinter verbarg sich eine Kammer, schier unvorstellbar das sich mehr denn drei Menschen innerhalb dieser Räumlichkeiten aufhalten mochten, deren eine Flanke beinahe gänzlich durch altehrwürdige Foliantenschränke eingenommen wurde, während die andere einige Seitennischen zur Aufbewahrung der liturgischen Gewandes beinhielt. Neben einem in dunkelrot gehaltenen Phelonion glänzte ein gold-schwarzer Epitrachelion hervor, während etwaige andere Intarsien des priesterlichen Amtes auf einer etwa kniehohen, vorgelagerten “Bank” postiert worden waren, etwa der Hirtenstab, sowie der Kopfputz des Würdenträgers. Von der Obrigkeit selbst fehlte jedoch jegliche Spur, weshalb sie mit dem Handballen die leicht quietschende Tür sachte aufdrückte, gerade ausreichend um zwischen Pforte und Angel hindurchzuschlüpfen. Erst nun erkannte sie den wischen den Foliantenschränken eingelassenen Korridor, welcher über einen schmalen, gotisch gehaltenen Treppenabsatz offensichtlich tiefer in die Eingeweide dieser Welt zu führen gedachte. Eine klamme, unangenehm dunstige Kälte stieg daraus empor, Sandelholz, Weihrauch und welkendes Fleisch schwang in diesem unterirdischen Atem mit, pechschwarzer Ruß klebte dort wo die züngelnden Flammen einer verwahrlosten Fackel den wie aus Kopfstein gearbeiteten Bogengang ableckten. Schritte hallten von den schattigen Untiefen empor, gerade als wären sie unmittelbar neben ihren Ohren gesetzt worden, zwar ein leichter Schritt, dennoch kündete er von eine festen, ledernen Sohle welche über altes Gemäuer wankte. Es mochten gleichfalls mehrere sein, doch das zu unterscheiden war nicht ihr Metier, dennoch empfahl sie sich der Geistesgegenwart sich etwa der hochhackigen Schuhe zu entledigen, ehedem sie die Katakomben betrat. Ein in abgerissene Lumpen gewickelter krummer Stock, getränkt in tierisches Fett sollte wohl als Fackel dienen, gedachten die Priester wohl ihre Gewölbe nicht mit technologischem Unrat zu entweihen, wie etwa die Adeptus Mechanicus. Schlüpfrige Pfade, gleichfalls durch lichtscheue Moose wie abgestandenes, algenreiches Wasser benetzt, führten zwischen kaum behauenen steinernen Verließen hindurch. An manchen Stellen drang von weit droben ein spärlicher Lichterkranz herab, während an wieder anderen vereinzeltes Plätschern zu vernehmen war, wie von einem verborgenen Kanalisationssystem, möglicherweise gar hinter den groben Granit und Kalksteinen aus welchen dieser Korridore letztendlich gefertigt waren. So tief die Decke hing, war sie dennoch nicht von silbernen Spinnennetzen überzogen, denn diese vorsichtigen Kreaturen schätzten weder Gestank, noch Feuchtigkeit dieses Hortes. In gewissen, vermutlich genau bemessenen Abständen kehrten immer wieder breite Einkerbungen wieder, schwere, steinerne Sarkophage mit den sterblichen Überresten älterer Kirchenväter wohl, wie sie aus den halb verwitterten Inschriften entnehmen konnte. Bischöfe, Priester, teilweise Diakone, jedoch, so tiefer man den Katakomben folgte, desto höher schien der hierarchische Grad anzusteigen. Zuletzt, unmittelbar vor einer zergabelten Einmündung in einen beleuchteten Saal, war da gar der Sarg eines Kardinals, selbst wenn ihr sein Name nicht gerade geläufig vorkam. Die letzte Kammer erwies sich als deutlich größer als man unterhalb der Meeresgrenze hätte erwarten sollen, befand sich aber gleichwohl im geografischen Mittelpunkt der darüberliegenden Stadt, wie sie sich ausrechnen hätte können, zumindest unterhalb des historischen Kerns. Das die darüberliegenden Viertel dieser Tage zweckentfremdet worden waren, spielte dabei wohl weniger eine Rolle. Der Raum war Absatzartig strukturiert, gewissermaßen wie eine Tribüne, zu je drei Schichten, wobei die oberste durch eine schiere Unzahl an tropfenden Wachskerzen vor aufragenden Ikonen bevölkert wurde. Die darauf abgebildeten Geistesherren und Damen waren allesamt im Laufe einer langen, gewaltsamen Vergangenheit durch das Richtschwert aus der Existenz gerissen worden, während man ihr Fleisch verbrannt und ihre Knochen zerrieben hatte. Was von den sagenhaften Gebeinen noch geblieben war, wurde durch deren versprengt Jünger in Urnen aufgefangen und wohl an diesen Ort gebracht und aufgebahrt worden. Es war eine ungerade Zahl, einunddreißig, sofern sie richtig zählte, welche die lange Ahnengalerie flankierten und eine wahrhaftig grausige Geschichte darstellen mochte. Darüber war wie in einem Bilderband oder einem Gobelin abgebildet was einzelne “Heilige” während ihrer sterblichen Existenz. Darunter war eine nicht geringe Anzahl sogenannter “Gräueltaten”, reichend von der Brandschatzung einzelner Dörfer bis zum ritualisierten Massenmord. Die darunter liegende Ebene, wohl zwei Meter tiefer, war wiederum durch Volksgestühl gezeichnet, auf welchem sich nun aber nicht wie vorher gewöhnliche Laien befanden, sondern wiederum an ihren Trachten deutlicher erkennbar, Priester wie Diakone, und zwar dreißig an der Zahl, während der Einunddreißigste auf exponierter Stelle weiter vorne, unmittelbar vor dem Becken zur dritten Ebene stand, eine lederne Litanei mit beiden Händen umkrallend und daraus im Choral rezitierend. Erst nun wurde sie der unterschiedlichen Zugänge gewahr, welche von mehreren Seiten in den Saal führten, somit wohl eine unterirdische Verbindung zu sämtlichen Gotteshäusern der Dammstadt darstellten oder wenigstens zu jenen, welche durch den “Bluterlöser-Kult” beherrscht waren. Der Kanon wurde energischer, gewann etwas mythisches, etwas schleichend tranceartiges, während die unterschiedlichen verbrannten Chemikalien in der stickigen Atemluft anschwollen und gleich einer gelblich-weißen Nebelschwade in den Höhen des wohl sieben bis acht Meter tiefen Raumes schwebten. Der Vorprediger, ein ebenso greiser Glaubenseiferer wie all seine versammelten Genossen zeichnete sich allein durch die beinahe überproportionale Länge seines Kinnbartes aus, welchen er wie eine Stola um seinen Nacken geschlungen trug. Geierartige Klauen schabten bei jedem gesprochenen Satzvers über die entsprechende Stelle in seiner Litanei, während seine Pupillen unter buschigen Augenbrauen zwischen seinen Brüdern wandelnden. - Kogan - 01-09-2011 Den Hexer im Schlepptau marschierte Kogan die Linien der Gohmorer entlang, die sich von Feldkämpfern in Belagerer verwandelt hatten. Zuweilen nickten ihm einige der Glaubenskrieger zu, da sie seinen Einsatz beim Sturmlauf beobachtet hatten. Das Vorgehen des Chaoskämpfers musste den kriegerisch ungeschulten Pilgern unweigerlich beeindruckend erscheinen. Natürlich ein recht läppischer Ersatz, bedachte man das sonst wahrhafte Krieger vor ihm das Knie beugten. Das blieb hier natürlich dem Kardinal vorbehalten. Dessen Zelt hatte man von der Anlegestelle herangeschafft und außerhalb der Reichweite eines Gewehrschusses aufgebaut. Nun da es keine direkten, ruhmreichen Handlungen mehr anzuführen gab, sah der Kirchenmann es nicht mehr als notwendig an sich der Kälte und dem Dreck auszusetzen. Die beiden Kreuzritter standen wie schützende Golems vor dem Eingang dieser Unterkunft. Derweil zeigte sich die Dammstadt durch ihre Architektur wehrhafter als durch die eigentlichen Verteidiger. Von diesen standen nur wenige auf der Mauer, durch den darunter liegenden Damm fast schon absurd hoch. Die Gestalten auf der Krone gaben sporadisch Schüsse nach unten ab, doch die zusehends voranschreitenden Schanzarbeiten boten bereits ideale Deckung. Die fünf Laserkanonen erwiesen sich als ungeeignete Toröffner. Die Antipanzerwaffen hatten tiefe Krater in das riesige Stahltore gegraben und dennoch muteten die Einschüsse nur wie die Pockennarben in der Haut eines großen Meerestieres an. So war der Stadt nicht beizukommen. Auch Aushungern fiel aus mehreren Gründen aus. Zum einen war der Kardinal nicht der Typ Mensch, der sich mit langwierigen Dingen aufzuhalten gedachte, zum anderen waren die Dammstädte zur Weiterverarbeitung von Fisch konzipiert, was vermuten ließ das die Nahrung sehr lange ausreichen würde. Der dritte Faktor war wohl das ein Entsatzheer der Zefarius- Diener jederzeit aus dem Inland heranrücken konnten. Zu guter Letzt blieb der schlichte Umstand das dass gesamte Gebiet im Frühjahr unter Wasser lag. Kogan blickte an dem zyklopischen Wall empor und legte die vernarbte Stirn in Falten. Irgendetwas war sonderbar. Nicht nur das inzwischen offensichtlich große Brände in der Siedlung wüteten, auch glaubte der Fürst zuweilen Schreie von der anderen Seite herübertönen zu hören. Todesschreie wohlgemerkt. Ihm war klar das die Sache hier so oder so schnell beendet werden musste. Kogan wandt sich an Magal. Geh und suche den Seuchenjünger. Wie mir scheint bis du und er die einzige Streitmacht die mir hier zur Verfügung steht. Sag ihm das ich gedenke heute Nacht das Tor zu öffnen. Ich werde derweil schauen ob ich unter den Söldnern einige auftreiben kann, die mich bei meinem Vorhaben unterstützen. - Ayris - 01-09-2011 Umland von Dammstadt Die fiebrigen Herzschläge ungezügelten Temperaments verstrichen fast ebenso rasch wie sie über sie gekommen waren und ein Teil der Azazernerin schrak innerlich selbst zusammen von der immensen Impulsivität, Unbändigkeit und Kraft mit der sich ihre Brust auf einmal bis zum bersten gefüllt hatte. Maßlose, eigensinnige und widersetzliche Gefühle waren durch ihr Hirn gespült, an den Wänden ihres organischen Gefäßes entlang gebrandet und hatten jede Faser ihres Wesens mit einer Aggression und einem Hassempfinden ausgestattet das ihr vernünftiges Denken bei weitem überstieg. Ihr Herz hatte in den Sekunden in welchen sie von ihrer Vergangenheit und ihren Absichten gesprochen hatte nicht im Takt einer ruhigen Berichterstatterin geschlagen, sondern hatte zornig und stark gegen das Rippengerüst ihres Oberleibs gehämmert. Nun, nachdem sie diese ausschweifende Kongestion an Affekten und Gemütsbewegungen registrierte, bemühte sie sich jene schnell wieder unter Kontrolle zu bringen und sich zur Disziplin zu rufen. Soeben hatte sie noch darüber gesponnen ob die Möglichkeiten beständen das die Götter der Nachtsphären, Dämonen oder entstellte Unnatürlichkeiten auf ihr Handeln Einfluss üben mochten und jetzt geschah eben genau das! Aber das mutete schon wie Paranoia an. Man konnte nicht alle Entgleisungen oder Aussetzer des eigenen geistigen Verstandes auf eine Fremdeinwirkung von irgendwelchen infernalen Kreaturen des Verwerfungsraumes zurückführen, einige Sterbliche hatten das Glück auch ohne übermächtige Dominanzen verrückt zu werden. Nicht das sie sich schon als bar jeglicher Sinne beschreiben würde, Teilzeit-verrückt vielleicht oder ein bisschen unter Verfolgungswahn leidend, das ging in Ordnung. Fast war es witzig ihren Gedanken beim sortieren zuzuhören, wie sie versuchten sich alles sachlich zu erklären und mit sich selbst ins Reine zu kommen. Gelang nicht immer, aber meistens schafften sie es noch. Ayris atmete einmal tief durch. Ein Schaudern erfasste sie und ließ sie in der kalten Luft die durch das geöffnete Seitenfenster des Trucks eingedrungen war frösteln. An ihrem freiliegenden Arm bildete sich eine Gänsehaut und die feinen Härchen auf deren weicher Oberfläche richteten sich zitternd auf. Die Echos von den fernen Geräuschen des Krieges wurden dünner und nahmen ab, ein Indiz dafür dass sich die Schlacht dem Ende näherte und eine der beiden Seiten besiegt worden war oder aber dass eine hart errungene Patt-Situation herbeigeführt worden war, beiden Flanken die Soldaten ausgegangen waren und das Töten zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt wurde sobald neue Verstärkungen eintrafen. Während sie den abflauenden Nachklängen der heulenden Geschütze und Resonanzen der donnernden Explosionen lauschte, schürzte sie die Lippen und bedachte das Naradas Reaktion auf ihre zynischen, bisweilen gar höhnischen und feindseligen Meinungen und Anekdoten ziemlich lakonisch ausgefallen war. Obgleich… nicht einmal das. Er hatte einfach alles hingenommen was sie ihm gesagt hatte, was sie ihm beinahe gehässig vorgeworfen hatte. Sie hatte ihn Raubbrenner gerufen und schlimmeres, und es war ihm einerlei gewesen. Gut, einen Hehl hatte er nie daraus gemacht, doch ließen ihn solche Anschuldigungen dermaßen unberührt? Da war die Neigung und das Experiment gewesen in ihm etwas wachzurütteln, aber offenbar gab es dort nichts mehr was sich wachrütteln ließ. Sie wusste nicht wie ein Mörder dachte, sie selbst hatte sich nie als eine gesehen. Selbstverständlich hatte sie getötet, sogar geplant und mutwillig getötet, doch damals war es auch Krieg gewesen, ein anderer, der des Widerstandes, der ihres Bruders. Und im Krieg war schließlich alles erlaubt. Aber das war es nicht was sie beschäftigte, es war dieser einstige Korsar, dessen Menschlichkeit mittlerweile so verödet war wie dieser ganze elende Lehmklumpen Koron. Warum schüttete die Unterwelt stetig Pech über ihr Haupt? Existierte denn nirgendwo ein Gefährte dem sie wenigstens einen Steinwurf weit vertrauen konnte und der kein gestörter Psychopath war? In der PVS sollte es etwas wie Kameradschaft geben, großartig, wie dumm das sie das letzte Einschreibungsformular verlegt hatte und um die Kurzlebigkeit der armen Narren wusste. Plötzlich frierend und missgestimmt kein vielversprechenderes Ergebnis erzielt zu haben, nestelte sie an ihrem Trikotanzug herum sodass er wieder bis unterhalb ihrer Achsel geschlossen war. Hernach entschied sie lange genug Stillschweigen gewahrt zu haben um sich ihre Antworten zu Recht zu legen. „Pah, ich weiß gar nichts… ich weiß genug! Mehr will ich nicht wissen! Das ist ein Unterschied. Was dein Faible ist oder der des Fürsten oder seiner kranken und durchgeknallten Anhänger das soll eure Sache bleiben und… und Erfahrung würde ich das nicht nennen! Ich wurde in Versuchung geführt... da steckt das Wort ‚süchtig‘ drin. Das hab ich diesem Colchiten Nguyen zu verdanken, ihm und seiner perversen Clique von Aussteigern! Ich glaube ich brauche dir nicht erklären wie das ist, das ‚Leben‘ in den Slums, das Leben eines Aussätzigen, weniger Wert zu sein als die recycelte Luft die man atmet… wie groß der Wunsch nach etwas Hoffnung, etwas Licht ist. Dann wird es einem angeboten und man schnappt zu weil man denkt „endlich lächelt das Schicksal mal auf mich herab“ und schon wird man unter Drogen gesetzt, verpfändet seinen willenlos gemachten Körper an schamlose Orgien und beteiligt sich an billigen Herbeirufungsriten und falschen Opferungszeremonien… du, du bist nicht so ausgenutzt worden!“ schnaubte sie ärgerlich und ihre Augen stachen förmlich nach ihm. „Und in welchen Eigenschaften wir uns ähnlich sein sollen eröffnet sich mir nicht. Du hattest deine Vergeltung, aber dein Rachedurst wurde scheinbar nicht gestillt denn du mordest weiter und das nur aus persönlichem Nutzen! Meine Peiniger hingegen weilen noch allesamt unter der Gnade des Gottimperators und das wahrscheinlich bei bester Gesundheit. Ironischerweise wird die Liste derer deren Tod ich begehre immer länger statt kürzer. Manchmal frage ich mich, was mich überhaupt noch aufrecht hält und dann fällt es mir plötzlich wieder ein.“ Ayris veränderte ihre Sitzposition, legte ihre Ellenbogen (den verwundeten behutsamer) auf ihre Knie und beugte den Oberkörper vor. Mit den Händen strich sie sich die Anspannung aus dem Gesicht und die losen Strähnen ihrer schwarzen Haare hinter die Ohren. „Mir geht’s nicht um Auszeichnungen, egal welcher Art und du willst mir doch wohl nicht weismachen dass deine Augen natürlichen Ursprungs sind… die waren doch nicht eines Tages einfach da! Du hast einen Teil von dir verkauft und die dafür bekommen. Du weißt sehr genau worauf du dich eingelassen hast. Du hast das Chaos in dir willkommen geheißen. Und was das Imperium betrifft, die würden mich auch ohne Makel sofort exekutieren…“ Leiser, fast abwesend sagte sie: „…ich sollte nach der Kleinen sehen…“ Dann wieder zugegen und bestimmter. „Was soll mir bekannt vorkommen? Ich stehe allein da und habe noch nichts erreicht, du bist besser dran als ich.“ Die Außenweltlerin schickte sich an die Beifahrertür zu öffnen. - Melanie Zaebos - 01-09-2011 Kirche des Bluterlösers, Dammstadt “... nun ist die Welt, welche uns das Unheilige Imperium bescherte. Erbaut auf den zerbrechlichen Knochen schwächlicher Bürokraten. Gewoben aus dem pusteligen Fleische ungetaufter Häretiker. Das fadenscheinige, verwässerte Blut welches den Puls vorantreibt, versickert in jeder Generation tiefer in die heilige Erde Korons. Sie waren es, welche von fernen Trabanten herangetragen, uns unsere Bestimmung zu verwähren hofften!”, des kreischenden Greises schlendernde Finger verweilten an jenem Buchstaben, “Nichts ist ihnen geblieben, Nichts. Ihre weibischen Eitelkeiten erwiesen sich als leeres Gespinst, von ihrer gottlosen Doktrin verweilten einsame Despoten, welche sie huldvoll Kardinäle und Gouverneure nannten. Ihre ketzerischen Fürsten berauschen sich des Nachts an der Hurerei der Mäzen, während ihr erwähltes Kirchenvolk aus Ungläubigen und Pharisäern besteht. Der Wert ihrer edelsten Geschlechter wird in Goldunzen angegeben, nicht in Ehre, Ruhm und Tüchtigkeit wie es einem Manne geziemt! Einstmals fielen sie gleich der himmlischen Plage der Heuschrecken über unsere üppigen Lande her, vergifteten unsere Äcker, schändeten unsere Weiber und nahmen und stahlen von unserem Besitz was ihrer habhaft werden konnte! Neue Namen wurden ersponnen, neue Geschichten wurden niedergeschrieben auf totem, wertlosen Pergament. Nun nennen sie die heiligen Stätten Gohmor und Truzt, doch dies sind nur spöttische Kinderreime, auf den Huld der einstmals gewesen war! Seht sie euch an, die Frevler, diesen Ludovico de Wajari und diesen selbstgerechten Hund Timothy, seht ihn euch an, diesen Kardinal! Sie häufe Frevel über Schande, buhlen mit dem Moloch aus welchem sie hervorgekrochen sind um abermals widerwärtige Mutanten zu zeugen MIT IHRER EIGENEN MUTTER! Diese Huren! Keiner der nicht schuldig ist, keiner der kein Frevler ist, keiner der nicht verdient hätte, in der reinigenden Flut zu ersaufen! Kein einziger unter ihnen von Macht und Gewalt.” Seine fließend dahin schwelgenden Verse gewannen zusehends an Gewalttätigkeit, es schien regelrecht als werde der geringe, klamme Raum des Gewölbes allmählich durch ein knisterndes Miasma erfüllt. Etwas das wie schwerer, würziger Weihrauch über den Scheiteln schwebte, ein fleischiger, unappetitlicher Geruch, welcher wie schmierige Öl am Gaumen klebte und nicht recht verschwinden mochte, während von unterhalb des Predigers stinkende, schwarze Schemen aufstiegen. Er stand wie auf einem Podest, umgeben von der wabernden Finsternis, welche wie durch ihn zu pulsieren schien. Inzwischen hatte ein anderer Priester, wohl in diesem Falle als “Messdiener” fungierend, von einer Seitennische damit begonnen ein junges Mädchen, von wohl gerade mal zwanzig Jahren heran zu schleifen. Interessanterweise trug sie offen sichtbar an der rechten Wange ein Brandmal, das einer erblühenden Lilie. In eine perlweiße, vereinzelt durch Blutflecken verschmierte, Robe eingehüllt trat sie durchaus ruhigen Schrittes langsam auf den Prediger zu, welcher ihr nur einen geringschätzigen Blick erwiderte. An ihren dünnen, rosableichen Lippen klebte die Rezitation irgendeines kultischen Singsangs, wie es die Schwestern doch so gerne praktizierten. Erst drei Schritte vor den schwarzen Faltenroben des Alten hielt sie inne, trotzig funkelte sie ihn an, während er, doch um einige Zentimeter größer, nur finster von oben herab erwiderte. “Euer verräterischer Prophet hat seine geheiligten Gefilde verlassen und ruht nun für immerdar in einem Sarg aus blankem Gold. Horus, Sohn des Verräters, war es, welcher den Hohepriester erschlug und selbst durch seine Hand den Tod fand. Es ist nur gerecht das auch der Zweifler dahingeschlachtet wird, denn, im Augenblick seines höchsten Triumphes war verlor er seinen Mut, denn nun erst erkannte er die Wahrheit seiner Vision. Er war niemals auserkoren der Prophet zu werden, nur der Überbringer. Der Vollstrecker.”, damit schmeichelte er mit langen Fingern über das Kinn der Dame. “Der Imperator beschützt, sein Licht war es das die unheiligen Scharen des Abgrunds exorzierte und alle Heerscharen der Finsternis verbrannte...” “Wir kennen die laienhafte Auffassung eures welkenden Kultes, Schwester. Weder der Imperator, noch Horus, noch Abbadon und wie sie alle heißen mögen, welche vermeinen die Macht des Schicksals voranzutreiben, sind wahrhaftige Erlöser, sondern nur Fackelträger, Vollstrecker, weltliche Arme des kommenden Fürsten! Er wird zu uns herabsteigen, als Gott unter sterblichen Menschen und ein Zeitalter frei von unmenschlichem Abschaum, Häresie und abergläubischen Wissenschaftlichendoktrinen der Mechaniker einläuten! Sein Reich ist nahe und somit auch die Erfüllung unseres Heiligen Kreuzzuges! Dieser Tage werden alle Städte der Ungläubigen in Flammen aufgehen, den durch das Blut finden wir Erlösung! Der Bluterlöser steht näher den jemals zuvor und die Pforten wanken bereits! Seht nur, überzeugt euch selbst!”, und aus eingelassenen Reliefs traten düstere Schemen hervor, welche die Bilder wiedergaben welcher dieser Tage angeblich überall zu sehen waren. Wie ein gewaltiger Leviathan der Lüfte einschlug ins Herz der demokratischen Hochburg, wie niedergeschlachtete Politiker überall aufgefunden wurden, wie verheerende Meteoriteneinschläge nahe der Äquatorialgegend ganze Gemeinden auslöschten, wie Panzer Gohmors durch enge Minentäler walzten und sogenannte Rebellen niedermähten und vielerlei derartige Manifestationen. Und es herrschte ein bedrückendes, wenn auch andächtiges Schweigen. “Seht nun selbst, ist es nicht so, wie es die Heiligen Schriften proklamieren? Steht nicht das unmittelbare große Sterben bevor? Im Traume wurde mir durch einen Cherubin herangetragen, das selbst die gottlosen Tau vertrieben wurden von ihren Festungen in der Finsternis! Die Grüne Brut wird hereinbrechen über das was verbleibt, und alles Leben in dieser Galaxis wird ausgelöscht werden! Die Aasfresser werden fetter und fetter, Würmer werden wie Meere über die Globulen eures sterbenden Imperiums schwappen, und keine Sternenflotte, keine Garde mag sie aufhalten. Denn all dies wurde schon davor hinweggefegt. Und eine neue Ordnung wird auferstehen aus der Alten, ein neuer Mensch, perfekter als alle seine Vorgänger wird sich erheben und abermals die Galaxis beanspruchen. So hat es uns der Prophet verkündet. Durch Worte... und durch seine Schrift.” “Allesamt nur Ketzer, verwerfliche alte Narren welcher einer dämonenverseuchten Ideologie angehören! Für euch wird es kein morgen geben, wenn erst die Gohmorer die Wälle dieser Teufelsstadt überwunden haben, wird diese Welt gereinigt werden von der Ketzerei dieses Ortes. Durch die heilige Dreifaltigkeit des Melters, der Flammen und des Bolters! Vergeht Sünder und bereut eure Missetaten!” “Wir haben uns nicht versündigt, teure Schwester, denn wir stehen weiterhin treu zum Worte der Propheten, welcher bereits tausend Jahre vor dem Weltenbrand voraussagte, das euer falscher Prophet mitsamt seinem Sohen untergehen würde. Doch nun erst erheben sich die Gläubigen zur Schlacht, denn die Glocken des Erlösers schlagen laut!”, und tatsächlich, wie auf ein stummes Zeichen hin erschallten deutlich hörbar durch den schmalen Katakombengang sämtliche Glocken der Kathedrale, selbiges galt wohl für sämtliche anderen sakralen Orte der Dammstadt, “Euer Zeitalter endet, ebenso wie die Tyrannei schwacher Männer und Frauen, mögen sich Dämonen und Engel balgen, doch das Dritte Königreich wird sich endlich erheben und der Mensch selbst wird über ihnen allen stehen!” Gerade noch wollte die Nonne einen beißenden Widerspruch aus dem Katechismus schleudern, als das sich die Fingerkuppen seiner Hand in ihren Kiefer bohrten, indes ein gezückter Dolch selbiges durch ihre Brust und somit in ihr Herz vollzog. Dabei versteifte sich ihre zuvor noch würdige Körperhaltung etwas, während der Prediger seine rechte Hand um ihre Kehle schlang, fester zudrückte und die zweite Hand dann in ihren Schritt legte. Ohne nennenswerte Schwierigkeit erhob er sie dann aus dieser Position wie ein dargebotenes Schlachtlamm über seinen Kopf. Dabei drehte er sich auf dem Absatz derart herum, das das heraussprudelnde Herzblut gänzlich über den schmalen “Steg” verteilt wurde und darüber hinaus in die tiefe Schwärze floss. Dann hievte er sie gar noch ein Stück weiter empor und mit einem “Erlösung!” warf er die blutleere Marionette zur nächste Stufe des Gewölbes hinab. - Naradas - 01-13-2011 Umland der Dammstadt Wenn offenbar alles andere an ihm abgeprallt war, in die Untiefen seines Verstandes gesogen wurde, es waren die letzten Worte, welche ihn tatsächlich aufwühlten, ihn wie Schläge trafen, zähe Wut wie Pech aufsteigen ließen. Das verwöhnte irregeführte Weib warf ihm, der Zeit seines Lebens nur bekommen hatte, was er sich selbst nahm, den einzigen Erfolg neben seinem Überleben an sich vor. Als wäre ihr Scheitern, Naradas Fehler. Sie wollte wohl aussteigen, erzürnt packte er sie, hob die Hand geneigt ihr eine Lektion zu erteilen, sie aus ihrem selbst mitleidigen Starre. Ja. Er hatte Erfolg gehabt. Dafür war er bereit gewesen alles zu opfern. Er wusste nichts über die Kräfte auf die er sich eingelassen hatte, die er benutzt hatte, die ihn benutzten? Wer mochte das schon wissen. Hatte er sich für die Mutation seiner Augen entschieden? Oder waren sie schon immer ein Teil von ihm gewesen? Wann immer er sich daran hatte erinnern wollen, den fern scheinenden Wendepunkt seines Lebens, dann entglitt ihm dieser. Er hatte sich entschieden, seine Rache zu nehmen und dafür alles geopfert.Vollständiger hätte der Abschluss mit seiner Vergangenheit nicht sein können. Wenn er je so etwas wie Freunde, Vertraute oder gar Familie gehabt hatte, dann hatte er diese ausgelöscht, genauso wie seine Feinde, den Ort seiner Geburt, seinen Besitz oder Rang. Er war bereit gewesen alles hinter sich zu lassen, seine Zukunft dem Schicksal zu überlassen, aber war das Ergebnis eines Handels, in dem er als Gegenleistung ein paar leuchtende Augen erhalten hatte? Augen die den Blick an Orte gewährten, die Auszusperren einen großen Teil seiner Konzentration einforderte? Ein zweifelhafter Handel, und dennoch schien der Erfolg, sowohl in der Vergangenheit als auch jetzt, sein Überleben allem Anschein zum Trotz, Naradas war sich sicher, er konnte die Situation beherrschen, aber genauso gut wusste er, dass er viel zu wenig über die Mächte wusste, auf die er sich eingelassen hatte. Freiwillig oder nicht, nur so hatte er überleben können. Er war am Boden gewesen, gebrochen, wie ein Stück Schlachtvieh, welches nur noch Zeit absaß. Es war der Gedanke gewesen, der Gedanke, das er es schaffen konnte, dass er, obwohl ein nichts, alles erreichen konnte, was er wollte, wenn der Wille dazu nur stark genug war. Und dieses Wissen hatte ihn beflügelt, ihn über alle Erwartungen getragen, weit höher als er es sich lange Jahre erträumt hatte. Und die Gewissheit das er noch weit mehr erreichen konnte, lies ihn weitermachen. Die zum Schlag erhobene Hand zitterte, die Maske wankte, sein Gesicht spiegelte Zorn, Trauer, Freude und Elend, Schmerz, Ehrgeiz aber auch Leere, letztlich aber Enttäuschung wieder. Langsam lies er die angestaute Lauf aus seinen Lungen fahren, die Hand fiel. Der Zorn verflog, machte wieder völlig der ihm typischen Entschlossenheit Platz. Er lies Ayris auch seinem Griff entgleiten, blickte ihr aber fest in die Augen. Ich habe dir versprochen zu helfen. Aber der Erfolg an sich, stellt sich nur dann ein, wenn du bereit bist, alles andere hinter dir zu lassen. Nur wenn du über deine Schwächen hinauswächst, deinen Horizont erweiterst, wirst du auch den Weg erkennen, der sich dir anbietet. Wenn du nicht bereit bist, mein Angebot dich zu unterstützen zu akzeptieren, oder daran zweifelst, das ich es ernst meine, was genau genommen mehr als gerechtfertigt ist, angesichts dessen was ich dir über meine zerschmetterte Vergangenheit berichtet habe, dann ist das dein gutes Recht. Aber wenn du alleine dastehst, dann ist auch das deine Entscheidung Stille folgte. Nicht nur, weil er schwieg, das hintergründige Dröhnen der Schlacht war nach und nach verstummt. Das Leuchten am Horizont war gewandert, und auch wenn das Rückschlüsse auf den Verlauf des Gefechts zuließ, schwieg der ehemalige Korsar. - Kurt Messer - 01-13-2011 Umland der Dammstadt Scheint mir ja ziemlicher Ärger im Paradies zu herrschen. Er hatte seinen Carnak um die Laderfläche herumgeführt, wo er lauschend gewartet hatte. Jetzt da er auf Höhe der Beifahrerseite stand, vom Rücken des Tieres aus konnte er bequem in den Innenraum schauen, richtete er seinen Revolver auf die Seitenscheibe und damit auf die beiden Insassen. So langsam schienen sich die Dinge zu bessern. Er hatte nicht nur das Reittier, so wie die Habseligkeiten des Vorbesitzer, ergattert, auch die aufgetragene Pflicht kam ihm sehr zu pass. Nach der Feldschlacht hatte irgendein verkanntes Genie wohl begriffen das es nicht eben unklug wäre, wenn man Posten abkommandierte, die in einigen Kilometer Abstand ein Auge auf die Umgebung hatten. Schließlich musste man damit rechnen das noch mehr Zefas anrückten und ziemlich auf Krawall gebürstet waren. Dummer Weise gab es nur sehr wenig Funkausrüstung und so musste man per Melder Kontakt mit den Posten halten. Eine Aufgabe für die sich Kurt nur all zu gern als Freiwilliger gemeldet hatte. So konnte er den wiederentdeckten Spaß am Reiten genießen, hatte nicht die ganze Zeit diese fanatischen Spinner um sich und konnte sich zusätzlich Gedanken über seine eigene Situation machen. Noch schien sich der Kreuzzug als recht rentabel zu gestalten, doch wenn sie jetzt schon anfingen Städte zu belagern, konnte das ganz schnell jemanden sauer aufstoßen und früher oder später würden sie es dann nicht nur mit anderen Kirchgängern zu tun kriegen. Besser wenn man dann wusste wo der Hinterausgang war. Mal sehen, vielleicht waren die Konditionen auf der anderen Seite auch nicht zu verachten. Es war auf dem Weg zum nordöstlichen Posten gewesen, als er den LKW bemerkt hatte. Das kleine Wäldchen, wenn man diese Ansammlung verkümmerter Bäume denn überhaupt so nennen durfte, war eine auffällige Landmarke. Verwunderlich das auf der Ebene überhaupt solches Gestrüpp wuchs, schließlich stand die Gegend doch, seines Wissens nach, im Frühjahr unter Wasser. Naja, wusste der Geier. Jedenfalls war es besser die Punkte mal untersucht zu haben, die irgendwelchen Schlachtflüchtlingen Rückzugsgebiet sein mochten. Mit dem was er fand hatte er jedoch nicht gerechnet. Zwischen den jämmerlichen Baumstümpfen war beim Näherkommen das matte Grau einer Fahrzeuglackierung zu erkennen gewesen. Hauptgewinn, meine Herren. Eine Zigarre für den Kandidaten bitte! Kurt hatte sein Tier verlangsamt und sich dem Hain sehr vorsichtig angenähert. Die dünne Schneedecke dämpfe den Hufschlag des Carnaks gerade stark genug um nicht gleich von Weiten gehört zu werden. Eine Vorsichtsmaßnahme die sich als überflüssig herausstellte. Niemand lag irgendwo in Stellung oder beobachtete das Umfeld. Zumindest ballerte niemand los als er näher kam. Nachdem er, über den Rücken des Tieres gebeugt und die Waffe im Anschlag, die Baumgrenze passiert hatte, hörte er auch schon warum niemand auf ihn aufmerksam wurde. Aus der Fahrerkabine drangen Stimmen. Jemand, mindestens zwei Personen, stritt miteinander. Dies taten sie nicht über die Maßen laut, aber in der klaren Luft und der Stille dieses Ortes klangen die Worte überdeutlich an sein Ohr. Gemächlich bugsierte er den Vierbeine hinter die Ladeklappe, so das er im toten Winkel der Rückspiegel lag. Während vorne irgend eine hochdramatische Beziehungskiste ausgewalzt wurde, spähte er unter die Verdecksplane. Waffenkisten und davon nicht eben wenige. Zwei Zigarren für den Kandidaten bitte! Also war er nach vorn geritten und ließ die Magenta als Eheberater fungieren. So... was haben wir denn hier? Der Carnak tänzelte leicht und schnaubte. Kurt glich die Bewegung aus, ohne das die Mündung ihr Ziel, in diesem Fall der Kopf der Frau, aus den Augen verlor. Zwei Zefas auf der Flucht... habt wohl mitgekriegt das eure Kumpels keinen Bedarf mehr für die Knarren haben und da dachtet ihr ihr könntet hier ne kleine Nummer schieben, bevor es zurück zu den anderen geht, was? Er beugte sich vor um Naradas ins Gesicht sehen zu können. Wie stehts Kleiner? Wollte sie dich nicht ran lassen? Die Schlampen sind alle gleich was? Von jetzt auf gleich verschwand der joviale Ton aus seiner Stimme, das Grinsen, in welchem bis eben noch die beiden Goldzähne gefunkelt hatten, erlosch. Der Tonfall des Reiters wurde kompromisslos. Die Hände so das ich sie sehen kann. Wenn einer meint er müsse Zicken machen verpasse ich ihr zuerst ein Loch und auf die Sorte war dein kleiner Schwanz sicher nicht scharf. Also los, auf der Beifahrerseite aussteigen. Mit dem Daumen spannte er den Hahn des schweren Revolvers um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. - Melanie Zaebos - 01-16-2011 Kirche des Bluterlösers, Dammstadt “Der Tod ist die Unabänderlichkeit der lebenden Materie. Wandlung, Wandlung allein ist eine Illusion, den nur Facetten der reinen Wahrhaftigkeit können letztendlich wahrgenommen werden. Vermeint nun ihr, wie ihr hier vor mir kniet, jemals das wahre Antlitz eines menschlichen Wesens vernommen zu haben? Ihr, die ihr eingeweiht wurdet in die Pfade des Bluterlösers? Niemals, denn so es geschrieben steht, vermag der menschliche Sinn aufgrund seiner Unzulänglichkeit weder Tugend noch Wahrhaftigkeit zu erkennen. Daran liegt der Fluch, welcher uns durch die Alten auferlegt wurde, doch nun, nach zehntausend Zyklen schuppt seine Macht endgültig ab und zum ersten Male, seit Jahrtausenden vermag auch unser Geschlecht wieder zu sehen!” Die materielle Existenz des umgebenden Saales geriet in ein störendes Zittern, Fragmente des bedeckenden Freskos bröselten herab, als würden gepanzerte Ketten darüber schleifen, während an jeder nur erdenklichen Ecke salzige Sande wie innerhalb einer ebensolchen Uhr herabrieselten. Schatten und zischenden Flammenzungen rasten wie rasend geworden darüber hinweg, goldene Sterne senkten sich aus ihren Verankerungen herab, während die Pupillen der gläsernen Märtyrer-Propheten entlang der Wände zu winzigen Sonnen heranwuchsen. Die anthrazitgrauen Aschen, angereichert durch verkohlte Knochenfragmente erstanden aus ihren Urnen, schwebten in einem undurchsichtigen Nebel hin zu jenem Zenit exakt über der Opfergrube, wo sie sich gleich einem überlebensgroßen, schwarzen Spiegel verfestigte. Eine polierte, obsidianartige, nachtschwarze Oberfläche frei von jeglichem Makel, wobei die Kanten schärfer wirkten als alles was sie bisher gesehen hatte, so deutlich schienen sie sich von der umgebenden “Natur” der Physik abzugrenzen. Hinter dieser physischen Festigkeit jedoch schien sich ein dynamische Eigenleben zu entwickeln, ein kriechender Schatten innerhalb einer ihn umgebenden Mitternacht, welche Weder Licht noch Wärme kannte. Und dennoch war es kenntlich, wie es sich dort schlängelnd gebar, und allmählich fleischige, milchweiße Handballen über die andere Seite streichelten als wäre diese ein beengendes Gefäß. Es waren zarte, arbeitsscheue Finger, welche sich darin abzeichneten, frei von entstellenden Narben oder älteren Blessuren. Der Vorbeter riss seine blutverschmierten Hände nun gleichfalls empor, flehend wie zu seinem fernen, toten Gott, flehend um den Beistand dieses unirdischen Dings jenseits seines Spiegels. Dünne, perlweiße Nägel krallten über das Obsidian, ein stummes, totes Geräusch, denn es geschah an gänzlich anderer Stelle, dennoch durchlief es sämtliches Knochenmark als würde es vernommen werden. Erst als der Priester gleich einem weihenden Spritzer heiligen Wassers das an seinen Fingern klebenden Blut über die Fassade sprenkelte, wurde diese durchlässig. Hervorkam eine übermannsgroße Gestalt, ein bleicher, ausgemergelter Schemen, dessen schiere Konturen jenen eines Todesalps glichen, so überaus feingliedrig und geschmeidig, während doch in jeder perlfarbenen Pore ein schlummernder Hauch nackten Entsetzens keimte. Eine Gestalt, welche allein dadurch widerlich erschien, das ihre natürlichen Proportionen keinerlei erkennbaren Makel beinhielten, während sie diese Absonderlichkeit geradezu in einer unsichtbaren Aura ausstrahlte und jeglichen anwesenden Menschen befangen, ja gar trunken machte. Gerade als man die Augenlider niederschlug, gerade als dieser winzige, unbedeutenden Augenblick der inneren Dunkelheit sie umfing, da wandelte sich scheinbar die restliche Welt. Denn nun schwebte nicht länger dieses “Ding” im Raum, sondern thronte eine celestische Gestalt hoch über ihren Köpfen. Etwas was wie der Hybrid zwischen beiden Geschlechtern wirkte und dennoch weder das eine noch das andere gänzlich war, es war hochgewachsen und schlank, besaß angenehme, fließende Züge, sowie ein sanftmütiges, gewinnendes und dennoch obsiegendes Lächeln. Eine unendliche Gelassenheit sowie Zufriedenheit keimte in den Herzen all jener welche es erblickten, während es mit liebevollen Wimpernschlägen all jene bedachte welche sich zu den über dem Flur schwebenden Füßen niedergeworfen hatten. Die Erscheinung war frei von übermäßigen Kleidern, und allein ein seidener Lendenschurz verhüllte die geschlechtsspezifischen Eigenheiten, während es seine muskulösen, sehnigen Arme friedvoll ausbreitete und dabei ein nicht geringes Maß an wärmenden Sonnenstrahlen, gewonnen aus der über der Kreatur schwebenden Korona auf alle niederging. Mit weit aufgerissenen Mündern starrten die greisen Prediger es an, während es hinter seinen schwachrötlichen Lippen melodische Silben formte. Was immer es verkündete, war nicht durch das physische Ohr verständlich, bedurfte keinerlei willentlicher Anstrengung, vielmehr schien es über den melodischen Tenor einzudringen, es entschlüsselte sich nicht durch die biologische Beschaffenheit des Leibes, sondern durch dessen geistiges Abbild. Es glich dem Gedanken, war nicht kategorisch im räumliche oder zeitliche Vorstellungen einzuordnen, sondern war schlicht da, gerade als wäre es stets Teil von einem selbst gewesen, vom Ich. Im ersten Augenblick schien es gar unmöglich zwischen sich und ihm zu unterscheiden, denn zu sehr schienen beide Aspekte verschmolzen zu sein, doch schlussendlich und nur mit einiger Willensanstrengung mochte sie sich dem eindringen Willen widersetzen. Nun erst fand sie sich wieder, in einer veränderten, kalten Welt. Denn alles Licht war erloschen, alle Wärme war hinfort geströmt, einzig Vorbeter und schwebende Kreatur waren verblieben und diese genoss nun nicht länger den schauderhaften Aspekt des Celestischen, sondern war wie vormals in ihre fleischliche Rohform zurückgekehrt, ein augenloses Ding, welches mit aufgerissener Kieferlade und beinahe knielang herabhängender Zunge über einem Haufen wie tot wirkender Prediger schwebte und dabei mit den Fingergliedern zuckte als Webe es ein Netz. Die amorphe Kreatur hielt die Schläfen des Vorprediger umschlossen, presste ihm die Ballen regelrecht in den Schädel, während er mit weitaufgerissenen Augen in den Abgrund des Rachens starrte. Unter seinen Lidern zeichnete sich ein tiefes Verständnis ab, während sein Leib zuckend wie in Ekstase strampelte, etwa zwei Handbreit oberhalb des Kirchenflurs. Mit einem Male klappte das Kinn des Glaubensmannes auf, während in seinen Pupillen jeglicher Wille, jegliche Essenz, jegliches Leben zu erlischen schien, im selben Augenblick jedoch wankte die Manifestation der Kreatur, wurde abermals schemenhafter, durchlässiger. Erst da wurde sie wie ein frischer Hauch klärenden Atems eingesogen durch Nüstern und Mund des Predigers, dessen Augen abermals entflammend, nun jedoch durch etwas das wesentlich älter wirkter denn seine vormals anwesende Persönlichkeit. Ohne es zu merken hatte sie sich wohl wie in Trance entlang der oberen Säulengalerie vorgewunden, denn all das geschehene schien beinahe gefährlich nah, während sie sich hinter einer der Urnen kniete und dennoch weiterhin das Geschehene betrachtete. “Vernommen wurden die gesalbten Worte des Propheten des Blut Erlösers! Wie verkündet, mag diese Gemeinschaft von aufrechten Brüdern seine Gnade erhalten! Gehet nur hin, hinaus in die Wohnstatt eurer anvertrauten Schützlinge und bringt unter sie den Segen des Erlösers!”, im selben Augenblick lösten nun auch die Prediger, unter ihren meist schwarzen Kutten lange Säbel heraus. Es waren elegantere Waffen als jene der gewöhnlichen Fanatiker aus dem Kirchenschiff, allerdings schienen diese “Glaubenskrieger” nun auf Schusswaffen zu verzichten, vielmehr verließen sie sich offenbar auf das sakrale Blutvergießen in unmittelbarer Nähe. Bedrückend genug schien ihr diese grundsätzliche Glaubensdoktrin sogar bekannt vorzukommen. Und dies war keine der gewöhnlichen imperialen Quellen, ebenso wenig wie diese “Erscheinung” ein Engel gewesen sein mochte, selbst wenn es für die anwesenden Menschen, und für Augenblicke sogar für sie selbst, so erscheinen mochte. Was immer dieser religiöse Narr hervorgerufen haben mochte, hatte nun wohl seine Seele zerrissen und sich seinen Leib “übergestreift”. Nun stellte es sich sogar als intuitiv richtige Entscheidung heraus den vormaligen Unterschlupf innerhalb des Portals zur Kathedrale verlassen zu haben, denn nun wanderte die verbliebene Glaubensgemeinschaft durch eben jenes ab. Allein der Vorprediger verblieb und mit ihm der kolossale Spiegel, sowie die ihn umgebende Finsternis, welche nur allmählich durch wieder erstarkenden Flammenschein abgeschwächt wurde. Seine lange Amtstracht schleifte über den stellenweise gar vereisten Flur, während er sich dem Zentrum zu und dem “Altar” abwandte. Der Mann mochte gar einige Zentimeter gewachsen sein, wirkte gar etwas vitaler, verglich man den Zeitpunkt nun mit jenem vor einer gefühlten Ewigkeit. Sein vormals gräulich-weißer Bart wurde abermals durch rabenschwarze Strähnen gewürdigt, während seine tiefen Sorgenfalten sich allmählich “ebneten” und der melancholische, sorgenschwere Blick etwas lebendigeres gewann. Das Zentrum erreicht, kurierte sich sein Buckel, während er sich zu guten zwei Meter zehn aufrichtete. Gleichsam hatte er sich inzwischen eines Heqa, eines Krummstabes seines Amtes, bemächtigt. Geformt nach einer vielschuppigen, goldenen Schlangengestalt mit aufgerissenem Maul, welches mit den Fängen einen kostspieligen Edelstein umfangen hielt, mochte man der Ekklesiearchie den Reichtum nicht absprechen. Eine akribische, präzise Drehung des Handgelenks, sowie eine scheinbar unwillkürliche Zuckung des Armes. Plötzlich raste der Schaft selbigen Stabes heran. - Katharina - 01-16-2011 Aufgeriebene Verbände, zerschossene, einstmals prächtige Heerbanner, wie sie selbst kleinste imperiale Verbände vor sich hertrugen. Eingewälzt in eine triefende Packung klebrigen Schlamms, Blutes und verstreuter Munitionshülsen. Dies war zwar kaum vergleichbar mit den siechenden Kadaverbergen welche sich anhäuften während orkoide Plünderer über Planeten herfielen, doch die Allegorie ging auf. Unverhältnismäßig mochte man nicht sagen, denn rein nach Zahlen mochte der technisch unterlegene Kreuzzug nur das wettmachen was die Jünger des südlichen Kardinals an Waffen vornweg hatten. Carnaks massakrierter Reiter trabten irgendwie desorientierungslos zwischen den vormaligen Reihen, während ein oder zwei “Sanitäter” verwundete Kreuzzügler in Richtung des sporadisch erbauten Lazarettzeltes schleppten. Vereinzelte “Soldaten” schritten umgekehrt zerschossene Feinde in grauen Uniformen entlang und stellten mittels Kopfschuss deren endgültigen Exodus fest, ehedem sie dazu übergingen deren Taschen, ganz nach indoktrinierter imperialer Verhaltensweisen, zu durchwühlen. Menschliche Ehre, sowie Disziplin und soldatisches Verhalten waren hier Fremdworte geworden, deutlich erkennbar das man es nicht etwa mit gewöhnlichen Kriegern des Lichts zu tun hatte, sondern vielmehr mit den Ausgestoßenen, mit Plünderern, Mördern, Vagabunden und Söldnern, welche allein der Gelegenheit wegen im Tross des heiligen Mannes marschierten. Zu ihren Füßen schnappte ein wohl kaum zwanzig jähriger Knabe wie ein Fisch im Trockenen nach Luft, während ihm offenbar ein Schuss in den Brustkorb eben jenes Atmen erschwerte. Er mochte gar schon Kinder haben, sofern er nicht einem höheren sozialen Status entsprang, doch dagegen sprachen seine “Abzeichen”, er war nur Soldat, nur Gefreiter, kein Offizier. Dieser war Kanonenfutter, musste verheizt werden in einem fragwürdigen Konflikt zwischen gleichgesinnten Fraktionen. Ebenso wenig wie eine Seite die Argumente der anderen widerlegen konnte, konnte eine auch nur ihre Ansprüche beweisen, darin lag wohl der eigentliche Wahnsinn. Seine Hand kratzte durch den glitschig gewordenen Morast, während seine andere sich in seiner Brust verkrallte. Seine Lippen hatten einen deutlich bläulichen Schatten, während seine Augen lediglich halbgeschlossen und im Fieberwahn zu phantasieren schienen. Er murmelte einige sorgfältige, wenn auch kindliche Stoßgebete. Blut hatte einen schwarzen Kranz um den Einschuss gelegt, wie ein vorsichtiges, letztes Lebewohl seiner geliebten Mutter. Surjones, j und o waren lediglich durch genauere Untersuchung auszumachen, Patzer aufgewühlter Erde klebten ebenso an dem Schildchen welches er über dem Herzen trug. Die Schrotflinte Messers am Riemen rückwärts über die Schulter gelegt, nahm sie sich einer erbeuteten Offizierspistole an, repetierte diese mit der schlechten Hand und nahm sie dann mit beiden, überfaltet vor dem Schoße haltend. “Der göttliche Imperator sei unser gleißendes Licht, Sein weisendes Leuchtfeuer möge uns brennen, als Hoffnung in all der verdrießlichen Finsternis und Schlechtigkeit des Universums. Wir sind Seine ergebenen Diener, wie auch Er nur unser Diener ist. So wir zu Ihm beten, so mögen Seine Gedanken an uns herangetragen werden. Und dereinst Dunkelheit und Schatten hereinbrechen, so mag Sein Licht uns erwärmen, denn Er ist mit uns im Geiste und eins im Leibe.” Das heraus berstende Mündungsfeuer schien der religiösen Bedeutung zu entsprechen, während der letzte Atemzug als aufsteigendes, weißes Nebelschwädchen seinen gepeinigten Leib gleich der Seele verließ. Sie beugte sich zu dem Gefreiten herab, zerrte seinen Kragen leicht auf und zerbrach die an seinem Halse befindliche Marke. Dann ließ sie die Hälfte in ihrer Tasche verschwinden, während sie behutsam die Augen des Soldaten schloss. Mögen die Aasgeier sich darum kümmern. Der Rest hatte sich wohl zurückfallen lassen, bis zu dieser Dammstadt oder sich in den umliegenden Gebieten zerstreut. Kampfhandlungen ließen sich hier beinahe keine mehr ausmachen, während von der Stadt her seltsame schwarze Schemen aus stickigem Rauch und schwerem Ruß herüber stiegen. Mächtige Turmglocken schmetterten ihren altbekannten Choral, während sie scheinbar irgendwelche andere Geräusche zu überdecken schienen. Unweit eines verwachsenen Hünen hielt sie an, während sie neugierigen Blickes die aufragenden Dammwälle musterte. “Wahrlich, Ehre das Handwerk des Krieges, denn allein der Imperator steht höher in unserer Verehrung.” - Ayris - 01-16-2011 Umland von Dammstadt Sie hatte ihm nichts mehr zu sagen. Den Kopf abgewendet, die Hand schon am Türgriff, waren es lediglich seine blitzschnellen Bewegungen die sie aus den Augenwinkeln wahrnahm ehe seine Linke sich grob um ihre Schulter legte und sie daran zurück in den Sitz schleuderte. Aufrichtige Empörung spiegelte sich auf ihren Zügen wider das er es wagte sie so anzufassen, schon formten ihre Lippen einen giftigen Protest, aber ihn auszusprechen, das getraute sie sich letztlich nicht mehr, denn seine andere Hand schwebte bereits wie die leibhaftige Bedrohung über ihr, jeden Moment dazu fähig herabzufahren und sie unbedachte Worte sofort bereuen zu lassen. Es war eine dieser Situationen, die sich noch soeben vor einer Eskalation befand, die Emotionen kochten über, ausgelöst durch eine Meinungsverschiedenheit bei welcher keine Einigung erzielt werden konnte, herbeigeführt durch die Erkenntnis das man begriff wie wenig man mit dem anderen doch gemein hatte, verursacht durch die Enttäuschung unerwiderten Einfühlungsvermögens und Verständnisses. Zumindest waren das ihre Empfindungen, ob in der einstigen Schwarzklinge vergleichbare Gefühle tobten das konnte sie nur vermuten. Ihr erster Reflex war ihren Arm zu heben, den Verletzten, um sich vor den zu erwartenden Schlägen zu schützen um gegebenenfalls mit dem Freien austeilen zu können, wobei sie ihre Chancen nicht hoch ausrechnete gegen einen Rasankuri in Prügellaune lange bestehen zu können, aber sich einfach zusammendreschen zu lassen war keine Option. Nach ihrem Lasergewehr zu greifen schien ebenfalls fruchtlos, sie spürte dass es auf dem Boden zwischen ihren Füßen lag, doch bevor sie ihre Hand danach ausgestreckt hätte, wäre ihr Gelenk bestimmt an mindestens zwei Stellen gebrochen gewesen. Demzufolge blieb ihr nicht viel Handlungsfreiraum außer sich körperlich zu versteifen und Naradas nicht aus den Augen zu lassen. Eine unangenehme Stille kehrte ein in der nur ihr beider aufgeregter Atem zu vernehmen war, selbst die Welt draußen vor dem Lastfahrzeug versank in Schweigen. Ayris Blick funkelte hektisch, bot eine ausgewählte Palette der unterschiedlichsten Gefühle feil, Wut, Stolz, Trotz, Furcht und Schmerz waren die häufigsten die sich an die Oberfläche zum Fenster der Seele schlichen. Faszinierendsterweise glichen die sichtbaren Entfaltungen ihres Gemütes denen des aufbrausenden Piraten, der den Eindruck erweckte sich nicht vollkommen durchringen zu können ihr eine Strafe zu erteilen. In seiner Miene herrschte nicht minder ein einziges Wechselbad der sich divergierenden Gedanken, anscheinend wollte seine ungestüme, grimmige, weniger kontrollierbare Seite ihr Respekt einbläuen und sie für ihre Anmaßungen büßen lassen, die Wildheit tropf nur so aus seinem vor Zorn verkrampften Gesicht, dennoch hielt ihn etwas zurück. Was es genau war mochte im Dunkel seines Verstandes verborgen sein, jedenfalls hieb er nicht nach ihr, stattdessen zog er seine drohenden Hände von ihr fort was wohl einem Willensakt sondergleichen beikam, denn seine Finger bebten dabei als stemmten sie sich gegen den Beschluss des befehlenden Gehirns. Anschließend versuchte er mit Worten zu retten was zu retten war, aber das wertete die Verlegenheit nicht auf in welche sie sich manövriert hatten und entschärfte die Spannung nicht im Geringsten. Die Azazernerin benötigte eine Minute um sich soweit zu sammeln, das sie den Mut aufbringen konnte ihre Abwehrhaltung aufzugeben. Ihren Begleiter sah sie plötzlich aus einer gänzlich anderen Perspektive, jetzt nachdem er ihr gegenüber ausfallend geworden war reihte er sich anstandslos in den namenlosen Heerwurm der übrigen Rasankur-Anhänger ein. Auch seine Rechtfertigung hörte sich hohl in ihren Ohren an, gleich dem Geschwafel das sie schon von Scheußlichkeiten wie jenem Meroch in der verfluchten Stadt der Verdammten wahrgenommen hatte oder eigens von dem Großfürsten. Konkaves Geschwätz von Selbstaufgabe und Opferung. Hatte er überhaupt begriffen was sie ihm die ganze Zeit über versucht hatte zu erklären? Offensichtlich nicht, denn sein Denken kannte nur die Gewalt und die Tore die er mit ihr einreißen konnte um das dahinter lauernde Chaos in sich willkommen zu heißen. Sie wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, obwohl sie sich deren Sinnlosigkeit schon von vornerein bewusst war, als etwas vollends Überraschendes eintrat und ihre behaglich, unbehagliche Zweisamkeit drastisch störte. Wie aus dem Nichts stand plötzlich eines der einheimischen Reittiere neben dem Führerhaus des Trucks und auf dessen Rücken saß ein Uniformierter von recht beachtlicher Körperlänge der mit einer schweren Pistole direkt auf einen imaginären Punkt zwischen ihren Augen zielte. Colchis! War das ein schlechter Scherz? Schoss es ihr ebenso rasant durch den Geist wie ein Projektil es nicht schneller gekonnt hätte. Wo war der denn auf einmal hergekommen? Natürlich vom Schlachtfeld, beantwortete sie sich die naive Frage. Ein Fahnenflüchtiger, Feigling oder Kundschafter. Er musste ihr Vehikel aus der Ferne aufgespürt haben und sich gedacht haben hier leichte Beute machen zu können. Gewitzter Bursche, sie hingegen sahen wie dumme Anfänger aus. Ihre Wachsamkeit hatte unverzeihlich unter ihrem Disput gelitten und nun starrten sie wie ertappte Neleks in den feuerspuckenden Lauf des Jägers. Dass der Soldat sich einige vulgäre Zoten nicht verkneifen konnte war kaum verwunderlich, wahrlich ließ der erste Blick fast keine Zweifel aufkommen was sie beide hier so weit ab vom Schauplatz der Auseinandersetzung hätten treiben sollen. Nichtsdestotrotz missfiel ihr wie abfällig der narbige Kerl von ihr redete und seiner Stimme haftete eine gewisse Skrupellosigkeit an. Für eine Sekunde huschte ihr Augenmerk nach unten, zu dem Gewehr, aber wie schon zuvor war das Risiko zu eklatant. Eine falsche Bewegung und eine Kugel würde sich schmatzend durch ihren Schädel fressen. Nein, keine Alternative. Was war wohl mit Joie? Wusste er von ihr? Hoffentlich nicht, sie konnte sich noch als Trumpf erweisen. Fluchend gehorchte sie und hob die Arme, den unverwundeten höher als den bandagierten und stieß die Tür der Kabine auf. Ihre Stiefel landeten knarzend und platschend in dem Schneematsch der die Ebene bedeckte. Die frostige Luft fing sich in ihren Haaren und stach in die enthüllte Haut ihrer rechten Schulter und des Armes. Vorsichtig, den berittenen Soldaten beobachtend, trat sie zwei Schritte von dem Gefährt weg. „Alles in Ordnung, behalt ja die Nerven okay? Wir sind keine Gefolgsleute dieses Verräters Zefarius, wir sind aus Gohmor! Wir gehören dem heiligen Kreuzzug an… wurden unterwegs aufgehalten, unser spätes Eintreffen hier hat seine Gründe. Wir sind lediglich Nachzügler. Ursprünglich waren wir mehr…ein ganzer Konvoi, aber wir sind in einen Hinterhalt der Ketzer geraten…“ Ayris deutete auf ihre Verletzung und sprach mit so viel Überzeugungskraft wie sie vermochte. „… wir wurden auseinandergesprengt, ich selbst angeschossen. Das sind geklaute Bestände der Aufrührer, die haben wir für unsere Sache entwendet, für unseren Kampf… das war unsere Auftrag! Wenn du uns erschießt wäre das ein großer Fehler, wir stehen auf derselben Seite!“ |