Koron III
Die Pracht neuer Zeiten - Druckversion

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- Remus Hagee - 11-26-2008

Weiter ging es. Weiter in Richtung Oberstadt, wo die Vereidigung stattfinden würde. Während sie noch durch die mittlere Ebene zogen wurden sie fast genauso bejubelt wie auch zuvor, nur dass jenseits des Platzes auf dem der neue Gouverneur die Parade beobachtete, offensichtlich wurde, dass sie sich so allmählich in gehobenen Kreisen bewegten. Die Leute waren etwas zurückhaltender und spätestens mit dem Überqueren der Brücke der Helden, die eine der Verbindungen zwischen Ober- und Mittelstadt darstellte, wurde der Unterschied zur gemeinen Arbeiterschaft und der Mittelschicht eindeutig offenbar. Wo die Arbeiter jubelten und sich Kehlen heiser schrien, standen die Reichen zwar weitesgehend leise am Rande der Straße, jedoch offensichtlich nich gelangweilt sondern einfach nur gesittet und voll von stummer Bewunderung.
Auf eigenartige Weise war dies weitaus befriedigender als unter der leicht zu beeindruckenden Bevölkerung zu marschieren, denn es war eine seltene Gelegenheit sich die Bewunderung der Mächtigen zu erhaschen, auch wenn es durch etwas so Banales wie simples Marschieren war. Und das alles innerhalb dieses Prunks und der unglaublichen Pracht, die hier in der Oberschicht, wo die Türme der Makropole alles überragten und vom gewaltigen Reichtum Gohmors kündeten. Schade nur, dass dieser Reichtum so ungleich verteilt war.
Letztenendes erreichten sie den gewaltigen Platz des Imperators. Selbst Remus hätte beinahe beeindruckt gepfiffen als er dieses riesige Mosaik sah, welches Ihn selbst und seine Heldentaten darstellte. Einem gläubigeren Mann als Remus musste nun freilich der Atem stocken als er dieses bestimmt unermesslich teure Gebilde erblickte. Die Soldaten, die schon länger dabei waren, begaben sich nun direkt zu in Reihen aufgestellten Lastern, die sie zurück in ihre Kasernen bringen würden. Für Remus war es leider noch lange nicht so weit, auch wenn er es nach diesem quälend langen und vorallem quälend langweiligen Marsch nur allzu gerne getan hätte.
Doch zu aller erst stand jetzt die Vereidigung auf dem Plan, ein Prozedere, dass Remus bereits mehr als einmal über sich hatte ergehen lassen. Er folgte den Worten des Generalfeldmarschalls und wiederholte anschließend Silbe um Silbe des feierlichen Schwurs.
Als sie geendet hatten gingen noch Priester herum und segneten in einem Akt der Zeitverschwendung jeden einzelnen Soldaten. Danach noch die Techpriester, Individuen die Remus dank seiner Heimatwelt abgrundtief, ja wirklich abgrundtief hasste und verachtete. Maschinengeist ? Bei größeren Konstruktionen gab es vielleicht so etwas in der Richtung aber ob mit oder ohne Öl, seine Waffen hatten bisher immer hervorragend funktioniert. Kaum war der Techadept vorbei schon wischte er mit einer kleinen unauffälligen Bewegung den Öltropfen von seiner Waffe.
Danach war es auch schon zu Ende. Während die meisten anderen nun auch zu ihren LKW´s gingen, oh wie Remus sie beneidete, mussten er und die wenigen Auserwählten sich jetzt erst in Schale werfen. Nachdem sie alle in Galauniform vor dem Major Aufstellung genommen hatten, erklärte dieser ihnen noch was sie absolut garnicht machen durften. Alles in allem konnte man sich aber alles denken und Remus glaubte nicht, dass ihm irgendetwas davon passiert wäre, wenn die Leute dort ihn überhaupt beachten würden. Aber für Banks zum Beispiel, dachte er sich, war es bestimmt gut gewesen das alles noch einmal zu erwähnen...
Zusammen schritten sie nun alle über die langgezogene Auffahrt an Antigravfahrzeugen vorbei, die viele von ihnen noch nie auch nur aus der Entfernung gesehen hatten.
Doch das war noch nicht alles. Das eigentliche Highlight kam erst noch. Und es war unglaublich.
Remus stockte fast der Atem als er es sah. Er hatte viel Schlimmes gesehen und blieb angesichts des typischen Soldatenlebens eigentlich immer ruhig, aber mit der Pracht und Schönheit konnte es nichts aufnehmen was er jemals gesehen hatte. Die Kinnlade war ihm heruntergeklappt und mit offenem Mund lies er den Blick durch den ganzen Saal schweifen. Alles war aus Glas. Glas in den unterschiedlichsten Formen und fanden. Es war unglaublich. Die Lichter waren so geschickt angebracht worden, dass sich ihr Licht überall brach und einen herrlichen Glanz überall verteilte. Es war alles ein einziges, ein unglaublich schönes Kunstwerk und die Adeligen und Reichen die hier wandelten benahmen sich so als wäre es nichts Besonderes. Das war das was Remus noch am meisten einschüchterte. In was für einem Luxus mochten sie schwelgen, dass sie ob dieser Pracht nicht völlig dem Staunen verfielen ? Er kam sich kleiner denn je vor. Was maßte er sich als einfacher Soldat überhaupt an hier hineinzuplatzen ? Hier, mitten in diese Welt, die so nah und doch so fern von seiner eigenen war.
Abseits und völlig verloren stand die kleine Gruppe einfacher Soldaten ziemlich eingeschüchtert mitten im Spiegelsaal.


- Die Stimme - 11-28-2008

Oberst a.D. Bronkovitz hatte die kleine Gruppe bereits bemerkt als sie den Saal betreten hatten. Er hatte sie einen Moment gemustert und nahm nun Kurs auf die Soldaten. Dabei klimperten die Orden und Anstecknadeln über seinem beachtlichen Bauch. Letztgenannter drohte gleichwohl den Gürtel zu verbergen an dem der schmucke Säbel hin und her baumelte. Ob die feisten Finger noch in den Korb der Waffe passen würden erschien fraglich. Andererseits hielt er das filigrane Glas äußerst geschickt. Das ließ wohl darauf schließen das Bälle und Empfänge die Schlachtfelder seiner letzten Jahre gewesen waren. Ein gezwirbelter, weißer Bart verbarg zwar die roten Flecken auf den dicken Backen, doch die pockennarbige Knollnase verriete durch ihr Glühen die Freude am Alkohol.
Als er die Abordnung der Zehnten erreicht hatte baute er seine massige Gestalt vor den Männern und der Frau auf und schlug, überraschend zackig die Hacken zusammen. Dabei schien alles an ihm zu hüpfen und zu wippen und es grenzte an ein Verlachen physikalischer Gesetze das dass Monokel, welches mit einer Silberkette an der Brust des Oberst befestigt war, nicht aus seinem Gesicht direkt in den Drink fiel. Das laute Geräusch der klackenden Hacken hallte durch den Saal und ließ einige Köpfe herumschwenken und Augenbrauen nach oben wandern.

Jestatten se, Bronkovitz, Oberst, Alfred Bronkowitz!
Sie sind ma ufjefallen und da hab ich mir jedacht bei de jungen Leute sachste ma juten Tach. Bin selber ma bei der Truppe jewesen. Hundertvierte, schwere Panzerdivision. War’n hunderfufzich bei der Niederschlagung der grünen Zitadelle dabei, wissen schon, Rebellenabschaum. Ham's ordentlich krachen lassen, wenn se wissen wat ich meine.
Er stieß Hagee, der gerade zufällig neben ihm stand, mit dem Ellenbogen an und zwinkerte ihm zu.
Und sie? Sandlatscha wa? Naja kener is perfekt wa?

Seine Lachen dröhnte los und lies an das Anfahren eben jener Panzer denken bei denen er gedient hatte.


- Tarian - 11-28-2008

Tarian erschien alleine zum Empfang anlässlich der Ernennung. Für ihn war weder der Luxus, noch der Anlass ein Grund zu guter Laune, still, schweigsam gelegentlich an seinem "Astmaspray" ziehend wollte er sich zeigen, einer unter Vielen. Er war nur hier weil das Haus eine möglichst Große Präsenz zeigen wollte, alle waren "gebeten worden zu erscheinen, von den völlig unwichtigen Nebenlinien mal abgesehen. Die Zwillinge hatten vor dem Palast, genauer in der Tiefgarage, Stellung bezogen, Tarian hatte keine Verwendung für unbewaffnete Leibwachen.
Als er den Saal erreichte, fand er genau das Bild was der Hexer erwartet hatte, einen Haufen schleimiger, kriecherischer Heuchler, dekadent und unnütz. Dennoch ging er zu der Delegation seines Hauses, irgendwo wollte Yllus auf ihn warten, so hatte er verlauten lassen, wenn nicht musste ein anderer Gesprächspartner herhalten, und wer wusste schon ob es nicht das ein oder andere Informationsbröckchen zu finden gab...


- Die Stimme - 11-28-2008

Ganze Bündel irgendwelcher “Nobles Oblige” Fanatiker, Möchtegerns und halbmündiger Pseudo-Aristokraten sammelten sich zu brabbelnden Trauben um die sauber angeordneten, dekorierten Banketttafeln, genießerisch exotische zubereitete und kostspielig überwürzte Leckerbissen verschlingend, während sie jegliche aufkommende Geschmacksreize durch zu starken Alkohol ihrer Aperatifs herunterspülten. Es war kein besonders rühmlicher oder überhaupt annehmlicher Anblick diesen ungebildeten Plebejern das entgleiste Vergnügen von den Augen ablesen zu müssen, doch glücklicherweise war dies ohnehin nur ein sehr kurzes, begrenztes Gastspiel das er hier abhalten musste. Wie eine Überbetonung der sogenannten “Ellbogengesellschaft” bahnte sich der etwas kleinlich, gebückt laufende Wissenschaftsjournalist Enriqus Sorwaz, galant mit halbseitig rasiertem Schnauzer und adrettem Kinnbärtchen, die etwa zweifingerdicken Gläser auf die Nase geheftet, einen schmalen Pfad zwischen die herumlungernden Aristokraten hindurch. Aufgrund seiner Schreiberischentätigkeiten musste er zwar des Öfteren derartigen “Spektakeln” beiwohnen, genoss jene aber entgegen seiner geschätzten Kollegen von der lokal Presse keineswegs, nein, verabscheute sogar die übertriebene Darstellung von Pomp, Prunk und desillusionierenden Kostspieligkeiten, musste er doch als einer der ehemaligen Mittelhabitatler die den “Sprung” - sozialen Aufstieg - nicht über mehrere Generationen andauernd geschafft hatte, beständig an die geleugnete Armut der Arbeiterschichten denken. Selbst er entstammte bescheidenen Verhältnissen, selbst wenn sich daran keiner mehr so recht erinnern wollte, konnte oder sollte, immerhin war Shant Sorwaz auch nur ein einfacher Webereiabteilungsleiter gewesen, also einer der sich gerade mal bei 16 Stunden täglicher Arbeit über Wasser halten konnte, zwei warme Mahlzeiten täglich bei minimalen Lebensstandart. Doch das war schon lange Geschichte und nicht mehr ernsthaft von Bedeutung, nicht einmal mehr für ihn selbst. Eben noch schob er eine auffällig kreischende “Baroness” mit hochgesteckter Turmfrisur beiseite, welche sich darob ärgerlich den Fächer klatschend Kühlung zufächerte, während er durch drei weitere “Paare” hindurch endlich die ausgemergelte Todesgestalt des Siris-Wissenschaftlers ausmachen konnte. Der Doktor, einer von vielen an diesem doch medizinisch erschlossenen Empfang, nestelte eben noch am korrekten Sitz seines Zylinders herum, welcher entgegen seinem Besitzer, hier doch einzigartig war, niemand sonst leistete sich eine derartige “geschmackliche Entgleisung”, wie die Regenbogenpresse morgen schon schreiben würde auf Seite 7 bis 28.

“Amüsieren wenigstens Sie sich, Herr Doktor, oder genießen Sie ebenfalls nur die theatralische “Zurschaustellung” jener, die meinen der glühende Lauf einer Pistole wäre wahrhaftig die höchste Form menschlicher Macht?” , abwartend tastete er seine Brusttasche ab, zupfte dann aus seinem Jackettinnenfutter ein silbernes Etui mit dem Insignium des Hauses darauf, ehe er es leicht geöffnet dem Chirurgen darbot, “Rauchen Sie?”


- Lysander - 11-29-2008

Yllyus Lysander bildete den genauen Gegensatz zu seinem Großonkel Tarian Orsius. Zumindest was die körperliche Haltung betraf. Seine Heldembrust rausgestreckt, gewohnt eine gerade Haltung einnehmend, war Yllyus trotz seiner dreiundzwanzig jungen Jahren eine stattliche und ansehnliche Figur. Seine perfekt herausgeputzte Hausuniform, die er nur dieses eine Mal tragen würde, saß , wie zu erwarten, wie eine zweite Haut oder füllte im militärischen Stile aus, genau dort wo das entsprechende benötigt wurde. Er würde seinem Haus also optisch keine Schande sein, im Gegenteil, vielleicht war er sogar das Juwel an diesem Abend. Er trug seine Uniform mit Scherpe und Ziersäbel, so wie es sich für einen aristokratischen Offizier geziemte. Dabei war die Zier natürlich eher die Zier, denn im Notfall war es eine zu gebrauchende Waffe. Und in Lysanders Händen durchaus eine bedrohliche. Seine militärisch geschnittenen Haare waren zu diesem Anlass fein säuberlich seitlich gescheitelt und nicht auch nur ein Haar schien Bestrebungen eine "Antenne" zu bilden zu unternehmen. Faltenfrei, ohne Flusen, perfekter Uniformsitz, perfekt haltende Frisur, auf Hochglanz polierte Stiefel: Er war der Inbegriff eines äußerlich perfekten Offizieres. Doch an diesem Abend war er nicht wegen militärischen Verpflichtungen hier. Er war wegen einem unrechtmäßigen und falsch gewählten Scheinheiligen hier, dessen Ruf und Akte bestimmt nicht zweifelsfrei waren, wie man versicherte, der auf den Thron gekauft worden war, und der vollkommen unbegabt und unerfahren für ein solches Amt war. Yllyus Lysander hätte lieber einen Angehörigen des Haus Siris auf dem Thron gesehen, als dass es ein solcher Taugenichts und Niemand werden musste. Aber die Entscheidungsgewalt lag leider wie so oft nicht bei ihm, und daran musste bald etwas geändert werden. Er würde sonst noch zu Grunde an der erstickenden Gegenwart dreckiger Wesen der unteren Klassen gehen. Und Kasernen waren bekanntlich voll davon.
Während er auf dem Bankett in angenehmer Gesellschaft gleichgesinnter den einen oder anderen uninteressanten Smalltalk hielt, schielte er insgeheim mit einem Auge über die Anwesenden, in der Hoffnung, seinen Großonkel ausmachen zu können. Doch bei all den geladenen Gästen, war dies nicht unbedingt eine leichte Aufgabe. Ja es glich fast der berühmten Nadel im Nadelhaufen. Überall waren Adlige. Doch leider waren auch viele volltrunkene Schwachköpfe unter den Angehörigen der priviligierten Klasse. Da begab sich zum Beispiel ein gewisser Oberst Bronkovitz in gerader Linie, genaugenommen in Alkoholschleifen, zu der frisch eingetroffene Delegation der gemeinen Soldaten. Lysander hätte dies normaler Weise gerne ignoriert, doch war eben jener Offizier vor wenigen Minuten erst in seiner Gegenwart gewesen. Dabei hatte diese genauso gestunken, wie Lysander es an den einfachen Soldaten immer so abstoßend fand. Es wird sich noch vieles ändern...! Zum anderen musste Lysander gebannt zusehen, weil er genau wusste, welche Pappenheimer man "auserwählt" hatte, die abendliche Gesellschaft mit ihrer Anwesenheit zu bereichern. Und Lysander war sich mehr als sicher, dass an diesem Abend irgend etwas schief gehen musste von Seiten der Soldaten, wie sehr auch immer es einige der geladenen Adligen es verdient haben mochte, vor allem die jungen Nachwüchsler. Die älteren wusste dagegen schon, wie man sich benahm. Sowas lernte man schnell, wenn man im politischen Haifischbecken Bestand haben wollte. Es war ja nicht so, dass Lysander den jungen Emporkömmlingen die offene Verachtung gegenüber den Geringeren gänzlich übel nehmen konnte, er verstand dies nur zu gut, doch schlug sowas nicht selten in Verbindung mit Alkohol auch auf Unbeteiligte über, und sowas war ein schlechtes Licht auf alle angehörigen der Sippschaft. Es war zwar ein deutlich anderer Anlass als die gewohnten, an denen die beschriebenen Delikte ihre Regel fanden, doch wusste man nie genau, wer wie reagierte. Aber vermutlich wäre Yllyus auch das unbedeutend für ihn erschienen, wären nicht wenige der Soldaten aus seinem direkten Kommando. Er würde zwar vermutlich keine großen Konsequenzen bei Fehlverhalten abbekommen, da er nicht der dienstführende Offizier war, aber was viel schlimmer war, war dann sein künftiges Dasein als Spottgestalt, ehe man jemand neues für diesen Posten auserkoren hatte. Also galt es viel zu verlieren und jeden Ansatz im Keim zu ersticken ! Und dann entdeckte er auch die gesuchte Gestalt. Mit jeglicher nur aufbringbaren aristokratischen Würde und Zurückhaltung steuerte Lysander gezielt auf seinen Großonkel hinzu und verscheuchte mit finsteren Blicken all jene unbewiesenen Nichtsnutze, die ihm und seinem Verwandten zu nahe kamen. Einen außergewöhnlich schönen Abend wünsche ich euch, Großonkel. Ich hoffe ihr erfreut euch bester Gesundheit ? Ich war in leichter Sorge nach eurer letzten Nachricht. Es wäre doch schließlic ein Jammer, wenn ihr einen Augenblick dieses so überaus denkwürdigen Anlasses verpassen müsstet ! Dabei troffen für Tarians Ohren die Worte seines letzten Satzes nur so vor Spott und Hohn. Darf ich Euch zum Bankett führen ? Ihr seid doch sicher ein wenig erschöpft und bedarft einer Stärkung ? Ich denke, dass sich unter all diesen wirklich auserlesenen Köstlichkeiten das Richtige für Euch finden lässt ! Diese Worte gaben das Zeichen, die sich erneut bildende Gesellschaft aus lästigen Anhängseln zu verlassen, um endlich nutzbringende Gespräche führen zu können. Schließlich war dieser Tag nicht unbedingt der erfreulichste für seinen Großonkel und Lysander...


- Dr. Schinder - 11-29-2008

Ich sollte es nicht, seufzte der Arzt mit brüchiger Stimme und griff nach einem der Tabakstängel, doch gerade das Handeln wieder besseren Wissens macht das Verruchter an einer kleine Sünde erst schmackhaft, nicht wahr? Er nickte dem Spender dankend zu und befreite seine Rauchspitze aus der Innentasche des Mantels. Natürlich hatte er das Siegel gesehen und war sich durchaus bewusst das der kleine Mann es nicht unabsichtlich gezeigt hatte.
Ob mich diese kleine Zurschaustellung von schnöder Besitzsucht belustigt wollten sie wissen. Nun sie fasziniert mich wohl ehr. Der Arzt klemmte sich das Mundstück zwischen die ausgemergelten Lippen und entflammte das Rauchwerk mit der dargebotenen Lohe des Zündholzes. Tief zog er Qualm in die zerstörten Lungen.
Es ist erstaunlich wie materielles Eigentum die Natur des Menschen verschleiern kann. Trotzdem ist es nur Schein und als solcher doch recht simpel zu entlarven. Er deutet zu dem Gemetzel am Bankettisch. Letztendlich reduziert sich das Sein der meisten Individuen doch auf das Ernähren, Paaren und die eigene Dominanz gegenüber der eigenen Artverwandten. Gleichwohl ist diese Erkenntnis nicht neu, lediglich unumstößlich, zumindest wenn ich mir das dort so ansehe.
Nun fasste Schinder seinen Gesprächspartner das erste Mal direkt ins Auge.
Was Macht angeht, so ist dieses Wort ein überaus schwammiger Begriff. Jemanden das Leben zu nehmen ist in meinen Augen keinesfalls eine Form der Macht, lediglich der momentanen Stärke. Der Tot an sich ist kaum mehr als ein neuer Aggregatzustand des Bewusstseins, ein Hindernis schlimmstenfalls. Nichts was einen entschlossenen Geist Grenzen aufzwingen sollte.
In der Befürchtung zuviel gesagt zu haben unterbrach sich der Doktor und reichte seinem Gegenüber die Hand.
Ach... sehen sie einem alten Laborbewohner seine mangelnden Umgangsformen nach. Zwar scheinen wir uns zu kenn, aber noch nicht leibhaftig begegnet zu sein. Es freut mich aufrichtig ihre Bekanntschaft zu machen Doktor Sorwaz. Ich habe ihre Abhandlungen über die degenerative Auswirkung von unkontrollierter Rassenkreuzung mit einigem Interesse verfolgt. Sehr aufschlussreich, wenn ich auch nicht mit allen Punkten übereinstimme.
Dabei fällt mir ein, sie haben sicherlich den Artikel im Guardian gelesen. Sie wissen schon über den Mactator Ambrosius. Mich würde ihre eigene, geschätzte Meinung dazu interessieren. Aus ihren Publikationen kenne ich sie als einen unvoreingenommen Logiker, daher erhoffe ich mir eine objektive Beurteilung. Halten sie es für möglich das eine solche Kreatur unbemerkt, einmal ungeachtet des Volksglaubens, in der Wüste existieren kann?

Aufrichtiges Interesse funkelte in den, rot umrandeten, Augen des Arztes. Eine Hand hatte er in die Manteltasche gesteckt und die dürren Finger schienen mit Objekten darin zu spielen. Seine eigene Auffassung zum Thema Fabelwesen war aus dem Gesagte nicht erkennbar gewesen und machte so kein wohlwollendes Zureden möglich.


- Die Stimme - 11-29-2008

“Mactator Ambrosius? Es ist interessant zu wissen, das es weitere Menschen gibt welche den “Wissenschaftsteil” des Gohmor Guardian noch lesen. Der Großteil unsere geschätzten Mitbürger begnügt sich ja mit den kurzweiligen Artikeln der sportlichen Massenfertigung, aber schön… Sie fragen mich also nach meiner wissenschaftlichen Einschätzung? Nun, ich wage zu behaupten, das ich durchaus geneigt bin dem werten Kollegen Doktor Simeon beizustimmen. Vollkommener Irrsinn, ersponnenes Zeug, wenn ich es so formulieren darf. Wir sprechen doch bekanntlich von einer jagenden, primären Fleischfresserspezies, welche sich vor allem auf den unmittelbaren Beutefang bei Dämmerung und Sandsturm spezialisiert haben soll. Nun, das größte Problem das sich mir hierbei aufzeigt, ist die Nahrungsversorung, obwohl es ja Spezies geben soll, welche sich über Monate hinweg nicht ernähren müssen. Doch wir sprechen hier nicht etwa von einem herkömmlichen Reptil, sondern von einer metaanphibischen Rasse welche ja doch bis zu viereinhalb Metern Schulterhöhe besitzen soll. Angesichts der derzeitigen Fauna Korons, würde dies bedeuten, das Lebewesen müsste sich entweder von einer Unzahl von Rhamphorhynchus aconitumarena oder aber von größeren Beutetieren wie etwa Homo Sapiens sättigen. Nun ist es aber so das die „bekannten“ Ursprungsländer Bevölkerungsarm sind, aber was mich vor allem stutzig machen würde wäre der klimatische Unterschied. Vor etwa zweihundert Jahren besaß Koron ein geschätztes Jahresmittel von kaum mehr als sieben Grad Celsius, hingegen herrschen jetzt durchschnittliche Temperaturen von zwanzig Grad und steigend, also vollkommen andere Umweltkonditionen, wenn sie verstehen… Aus rein wissenschaftlicher Sicht, aber auch aufgrund er notwendigen, raschen Evolution welche derartige Maßnahmen benötigen würden, zweifle ich kurzerhand die Existenz derartigen Lebens aus…“ , steckte sich ein gerolltes Stängelchen in den linken Mundwinkel und entflammte es zaghaft mit vorgehaltener Hand, ehe er zwei schnelle Züge ausblies, „Die herausragenden Eigenschaften des Nikotins sind doch immer wieder faszinierend, finden Sie nicht auch? Allein wenn man bedenkt wie viele Menschen dadurch süchtig gemacht wurden, und das obwohl es sich dabei um ein schwaches Nervengift handelt welche doch die Konzentration fördern sollte… Weil Sie doch gerade meine Abhandlung über die „Degenerative Auswirkung rassischer Kreuzungen“ erwähnten, Doktor Schinder, ich hatte vor einigen Jahre das Vergnügen eines ihrer Beiwerke bezüglich eines anatomischen Wunders auf Sepula IV zu studieren. Ich glaube Sie nannten diesen Zweig „Postmortale Reanimation“, das Werk an sich landete ja unglücklicherweise und auf betreiben dieser ignoranten Narren…“ , seine fast zärtliche Hand ballte eine Faust und streckte sich in Richtung eines Infanteristen der PVS, „… auf dem Index. Es kostete mich viel Zeit und auch einiges an Credites meine Studien diesbezüglich erweitern zu können, und ich muss schon sagen, einige vorzügliche Schlussfolgerungen die sie da geschlossen haben, Doktor Schinder.“


- Dr. Schinder - 11-29-2008

Die Glut flammte auf als Schinder die Zigarette aus dem Mund nahm und die Asche von der Spitze bließ.
Ach diese alberne Geschichte mit der Indizierung und Verbrennung. Er winkte ab. Die Schrift war ohnedies nur eine gedankliche Spielerei. Das nutzbringende Wiederbeleben der Toten ist ebenso sehr ein Ding der Unmöglichkeit wie das Entkommen aus den Klauen der Sucht. Er lachte humorlos. Ein Geräusch wie uralte Pergamentseiten die übereinander kratzten.
Doch ich muss gestehen das ich etwas verwundert über ihr schnelles Abtun des ganzen Sachverhaltes bin. Sicher eine Existenz ist äußerst unwahrscheinlich, doch könne wir sie als gänzlich unmöglich verwerfen? Es gibt andere Belege für mythische Kreaturen die sich als äußerst real herausstellten. Hielt man nicht die purpurnen Gehirnegel und ihre beherrschenden Fähigkeiten für eine Legende? Den Schogorat oder die Ne... er senkte die Stimme und blickte sich unauffällig um....oder gar die Necrons? Ganz recht, ich habe stichhaltige Beweiße für ihre Existent gesehen. Auf einer Station im Pryrarch-System, leider unrettbar verloren. Die Kernaussage, die ich ihnen versuche zu vermitteln, mein lieber Sorwaz, ist die das wir uns nicht anmaßen dürfen Arroganz zu entwickeln. Der Tag an dem wir glauben alles gesehen zu haben, alles begreifen zu können, ist der Tag an dem wir in die Barbarei zurückfallen. Es ist schlimm genug das sich diese da, Er machte eine allumfassende Geste, welche die Gäste des Balls sämtlich einrahmte, von brabbelnden Idioten, die Verbeugungen vor Toastern machen und Siegel an Heizungsrohre kleben, sagen lassen was sie zu glauben, denken oder fürchten haben. Es wäre fatal, würden nun auch die wenigen verbliebenen freien Denker sich auf dem Kissen des Erreichten ausstrecken um von den Früchten vorrangegangener Generationen zu zähren. Ihre Argumente mögen einleuchtend sein, doch sie sind auch all zu bequem für meinen Geschmack. Sie tun etwas, wie eben die Existenz dieses Sagentieres, als Hirngespinst ab und können sich damit sicher sein ihren warmen Arbeitsraum nicht verlassen zu müssen. Es wäre doch immerhin möglich das sie in freier Feldforschung wirklich einer dieser urzeitlichen Bestien in Maul schauen.
Ich sehe noch immer Skepsis in ihrem Blick und mache ihnen daher ein Angebot wie es einmaliger nicht seine könnte.

Er zog die linke Hand aus der Tasche und öffnete sie. Auf der Handfläche lagen zwei, längliche Walzen mir eingestanzten Löchern. Sie schienen aus Messing oder einen ähnlichen Metall zu sein, leicht mit Grünspan bedeckt aber an sich nichts wirklich Äußergewöhnliches.

Was ich hier habe könnte der Beweis für das Existieren eine viel bemerkenswerteren Kreatur, als der Mactator sein. Ein Wesen dessen Entdeckung nicht nur eine Sensation wäre, sondern darüber hinaus ungeahnte Möglichkeiten in einer Unzahl von Forschungszweigen eröffnen würde. Ich mache ihnen also exklusiv das Angebot sich ein für alle mal von ihren dogmatischen Vorurteilen und geprägten Meinungen zu befreien.

Erneut zog er an seiner Zigarette.


- Remus Hagee - 11-29-2008

Remus war noch ganz in sein Staunen versunken, als Dröhnen schwerer Schritte und das Zusammenknallen zweier Hacken ertönte. Widerwillig lies er von der Schönheit des Saals ab und erblickte den unglaublich Fettleibigen Oberst. Sofort schrak er zusammen und die Hand schnellte zum Salut an die Stirn. Der Cadianer in ihm hoffte immer noch schnell genug reagiert zu haben, denn sonst würde es jetzt bestimmt Peitschenhiebe regnen. Aber der Oberst schien sich überhaupt nicht an Remus´ Verhalten zu stören und palaverte fröhlich drauflos. Er erzählte ihnen dabei von seiner Dienstzeit und der Niederschlagung irgendeiner grünen Zitadelle, von der Remus noch nie gehört hatte. Während dieser ganzen Zeit schlug Remus der eindeutige Geruch übermäßigen Alkoholkonsums entgegen, der zusammen mit der roten Nase Obersten ein eindeutiges Bild dessen ergab, was dieser in der letzten Zeit wohl so getrieben hatte.
Remus durfte aber nicht einfach so abschalten, denn der Oberst stupste ihn plötzlich an und stellte einige Fragen.
Was meinte er mit Sandlatscher ? Wollte er fragen ob er Mannschafter, sprich gemeiner Fußsoldat, oder einfach nur Infanterist war ? Er entschied sich für Letzteres.

Jawohl Sir, wir zählen zwar noch zu den Panzergrenadieren, latschen als solche aber oft genug durch den Sand.
Hoffentlich war der Kerl damit zufrieden...


- Tarian - 11-29-2008

Einen außergewöhnlich schönen Abend wünsche ich euch, Großonkel. Ich hoffe ihr erfreut euch bester Gesundheit ? Ich war in leichter Sorge nach eurer letzten Nachricht. Es wäre doch schließlich ein Jammer, wenn ihr einen Augenblick dieses so überaus denkwürdigen Anlasses verpassen müsstet ! Darf ich Euch zum Bankett führen ? Ihr seid doch sicher ein wenig erschöpft und bedarft einer Stärkung ? Ich denke, dass sich unter all diesen wirklich auserlesenen Köstlichkeiten das Richtige für Euch finden lässt !

Es bemühte sich nicht den Kopf zu schütteln. Zwar mochten die meisten Ohren ungeübt sein, doch gab es genügend wachende Geister deren Sinnen die nicht wirklich gut verhüllte Verhöhnung nicht entgehen würde. Daher antwortete er ohne Spott und Hohn.
"Willkommen auch euch, werter Neffe. Ich kann euch Beruhigen, mir geht es wieder angemessen, ich bin ebenso erfreut wie ihr hier sein zu können."
Zumindest der letzte Teil seines Satzes war frei von jeglicher Lüge.
"Eure Idee dem Buffet eine Aufwartung zu machen würde ich gerne noch hinten anstellen, mich drängt es nicht in das getummel und den Tumult. Wenn die ersten der Hungernden zufrieden sind komme ich gerne wieder auf euren Vorschlag zurück."
Während er sprach deutete er auf das Buffet, es sah tatsächlich eher wie bei einer Schlacht aus und hatte eine unbestreitbare Ironie. Ausgerechnet die reichsten Menschen der Stadt, vielleicht gar des Systems drängen sich um die erlesenen Speisen, als hätten sie seit Jahren nicht mehr gegessen.
ur ein paar Tage in der Unterstadt und ihr wüsstet wie Lächerlich ihr seid.
Dann fiel sein Blick auf den Sohn von Neiva, einem Mitglied des Haus Rates. Sein müdes Gesicht zeichnete ein Grinsen, das Haus Orsius würde bald wieder an Einfluss gewinnen, Victus wusste vermutlich selbst noch nicht das er in die Zehnte versetzt werden würde. Damit war er auch für Tarian interessant, mehr jedenfalls als Yllus, immerhin konnte man durch ihn vielleicht auch Einfluss auf den Rat gewinnen. Ein Plan nahm Formen an, ...