Koron III
Altstadt, Vicus Harmonia, Planquadrat C66 - Druckversion

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- John Dyer - 11-02-2008

Nachdem die Begrüßung abgeschlossen war und Dentoris ihm die Lage erklärt hatte, besah er sich erneut das Massaker. Aber ebenso wie Torim und Jim gelangte er zu keinen tieferen Erkenntnissen. Die Ganger waren ganz offensichtlich von Boltprojektilen zerfetzt worden, bei dem Versuch das Schiff zu stürmen.
Auffällig war auch noch die Leiche des wahrscheinlichen Gangleaders, der mit einem riesigen Loch im Hinterkopf neben einem zerstörten Fahrzeug lag.
„Und Neuer? deine Einschätzung,
John zuckte die Achseln.
Für mich ist das hier ebenso unaufschlussreich wie für euch. Das Ding ist wohl abgestürzt, die Ganger witterten fette Beute und wurden von Bord aus abgeschlachtet. Der Boss ist einer dieser schlauen Füchse, wie viele andere Gangleader auch, und wollte sich nach diesem Massaker alleine aus dem Staub machen. Wurde aber mit einem gezielten Schuss getötet und mit ihm starb dann wohl auch die beste Möglichkeit näheres hierüber heraus zu finden.
Er legte eine kleine Pause ein und suchte nach weiteren Möglichkeiten herauszufinden, wer hierfür verantwortlich seine könnte.
Wart ihr schon in dem Wrack ? Vielleicht haben die Besitzer was zurückgelassen.


- Torim Fadrucc - 11-06-2008

Torims Augen verfinsterten sich. Sie hatten noch nicht einmal das Wrack durchsucht. Er musste sich von einem Neuling daran erinnern lassen, dass es das Wrack auch noch gab und nicht nur den Leichenberg davor. In einer gedankenverlorenen Geste rieb sich Torim mit dem Panzerhandschuh über das Kinn.

„Nein,“ war Torims kurz angebundene Antwort, voll Ärger über sich selbst und den blöden Fehler, der vielleicht einem Anfänger unterlaufen würde, aber eigentlich nicht ihm. Fadrucc schlug dem ungerüsteten Arbitrator auf die Schulter und meinte dann mit dröhnendem, aber bitteren Lachen: „Frisch ans Werk, Welpe.“

Mit raumgreifenden Schritten, die Torim als Besitzer der Welt wirken ließen, setzte er sich selbstsicher in Bewegung. Die Panzerstiefel zerquetschten leblose Finger und brachen Rippen wie Streichhölzer als das immense Geweicht des Arbitrators samt Rüstung über die Leiche hinweg stieg. Die Spurensicherung war zwar überall am Werk aber schienen sie genauso ziel- und erfolglos zu sein, wie Dentoris und Fadrucc zuvor.
Vor dem Wrack blieb Torim stehen. Die offene Notluke wirkte wie ein Schlund in ein dunkles, gefräßiges und böses inneres. Eine schwere Taschenlampe, die man auch problemlos als Schlagstock hätte einsetzen könne, vom Gürtel nehmend und John reichen, ließ er Dyer den Vortritt in das Wrack. Dieser Übereifer musste belohnt werden.


- Jarred - 11-07-2008

Der Wind pfiff ein trauriges Lied über das weitläufige Areal und die steinernen Gargylen und Wasserspeier auf den Zinnen der Kathedrale verschärften die himmlische Arie indem sie die böigen Schwingungen durch ihre ausgeweiteten Flügel oder entblößten Zahnreihen wehen ließen. Die angetretene Schutzwache bildete einen doppelreihigen Halbkreis um die bizarren Ankömmlinge, Lanzenträger und Feuerwerfer in erster Linie, Karbatschen und stumpfe Hiebwaffen in der zweiten, dann traten jeweils zwei in der Mitte der Formation zurück um eine Schneise zu schaffen für jemanden der sich nun aus Richtung des Templuns näherte. Bald ermöglichte Jarred dies einen Blick auf einen hochgewachsenen Mann, der dieselben schlichten Roben am wohlgenährten Leib trug, wie sein untergeordnetes Gefolge. Keine Kapuze verdeckte sein Gesicht. Die eingestochene Hautbemalung eines weißen Rosenkelches schmückte seinen kahlen Kopf, deren vielschichtige und sich überlappenden Rosenblätter ein wenig aussahen als würde die Haut des Bruders verwelken. Er ging festen Schrittes auf die skurrile Truppe zu, den Kiefer fest in der fixierten Miene verankert und blieb fünf Meter vor den Besuchern sowie gleichen Abstandes zu seinen Dienerschaften stehen.

Sein sondierendes Augenmerk sezierte jeden der Gruppe zunächst wie eine Spähdrohne, dann wie ein alter weiser Magos. Es war nicht zu entschlüsseln ob ihm gefiel was sich ihm bot. Nicht einmal ob sich ihm überhaupt etwas bot, oder ob dies nur Schaustück war. Blutleere, teigige Lippen teilten sich und referierten in nasalem Ton: „Bruder Viator, welch obskure Gestalten bringst du vor die Türen unseres gesegneten Hauses? Sind dies nicht gar die körperlichen Existenzen dessen was wir zu bekämpfen einst geschworen haben? Sind dies nicht Verlorene die zurück ins Paradies stolpern, trunken von Fäulnis, Sünde und innerer Verwesung, besessen das zu zerstören was wir uns hier erbaut und erschaffen, in ihrer unendlichen Gier und ihrem schwärenden Neid? Bist du dir im Klaren darüber was du angerichtet, indem du diese scheußlichen Geschöpfe zu uns führtest? Warst du geblendet von ihren heuchlerischen Halbwahrheiten? Von ihren Wunden an Körper und Seele, die sie sich selbst beigefügt? Ich hege Mitleid mit dir Bruder, ihrem Einfluss erlegen zu sein.

Nein, so war es nicht oh großer Linderer! Ich war bei vollen Sinnen als ich mich jener Wesen annahm, sie auflas im Schmutz und Unrat dieser eben so verlorenen Welt, der wir ebenso schworen sie zu verbessern! Sie sind mit dem Makel behaftet, die Krankheit der Nacht schlummert und gärt in ihren Knochen, durchweicht ihr Blut, dennoch glaube ich, bin ich der festen Überzeugung das uns die Aufgabe obliegt ihnen zu helfen, sie von der Schwelle der Metamorphose zurückzuholen, ehe sie vollends eintritt, ehe das Böse sein boshaftes Werk an ihnen vollenden kann!“ rief der Wanderprediger beschwörend und faltete demütigst die Hände vor seiner Brust um Vergebung und gleichsam Erflehen von seinem Hohepriester zu erbitten oder von anderen erheblicheren Mächten.
Ich habe Augen um zu sehen, ich sehe ihre äußere Atrozität , die Verformungen und Missstände ihrer Gliedmaßen, die Verkrüpplung an ihrem Geist, die Schändung ihres Fleisches, doch unter all dem schlägt noch ein menschliches Herz, ein Organ reinster Würde, ein Überbleibsel aus einem aufrichtigerem Leben. Wir könnten das wagen, was noch niemand vor uns wagte, das Wunder vollbringen, das noch niemand vor uns vollbracht hat, wir könnten die Befleckten heilen von ihren Dämonen! Sie ihnen austreiben, aus Extremität und Herzblut! Wir könnten zu den ultimativen Heilsbringern werden, wie wir es schon immer angestrebt haben, weswegen dieser Orden besteht! Wir könnten endlich den Perfektionismus erreichen, von dem unsere Vorfahren bereits geträumt haben, wenn wir diese, bisher unheilbare Erkrankung auskurieren!

Der Ordinarius der Kathedrale beäugte seinen Apostel streng aber gewissenhaft. Wieder war nicht zu bestimmen was hinter seiner vom Rosenkranz umwölkten Stirn vor sich ging. Welche Gedanken den drallen Mann beschäftigten. Er war ein Mysterium. Es entsprach einem Kirchenoberhaupt. Schließlich wanderte sein ruhiger Blick wieder auf die regelwidrige Gruppe der Ansucher. „Ist das wahr? Hat Bruder Viator Recht mit dem was er kundtut? Seid Ihr gefallen, um wiederaufzuerstehen im Licht? Seid ihr Ausgestoßene um widereingegliedert zu werden in die Einigkeit des Friedens und der Gleichmut?

Als sich die Pupillen des Vorstehers auf ihn richteten war es Jarred als stürze er in einen Tunnel. Ihm war, als öffne sich vor seinem Sichtfeld plötzlich ein schwarzes Loch das alles um ihn herum aufsaugte und ihn selbst verschluckte. Er fiel einen abgrundtiefen Brunnenschaft hinunter, der die originäre Furcht in jedem Lebewesen zum anspringen brachte und selbst den härtesten Mann wie einen Säugling schreien ließ. Es gab keinerlei Fixierungspunkte mehr, nichts woran die Sinne sich noch zu orientieren vermochten, nur den finsteren Schlauch den man herabstürzte, einem ungewissen Schicksal entgegen, mit der Sicherheit im kribbelnden Nacken das der Fall irgendwann enden würde und das garantiert nicht im Behagen des Stürzenden. Die pure Willensanstrengung, der spärlich Rest anhaltender Geistesgegenwärtigkeit und die Intuition das dies eine Illusion, wenn auch eine verdammt gute, war, unterstützen Jarred dabei nicht sofort loszuschreien, als die mentaler Ströme in seinen Geist brandeten und dann, ganz unerwartet, von einer Mikrosekunde zur anderen, fühlte er sich in seinen Fall von etwas ergriffen, eine weitere Herrschaft drängte in seinen Verstand, rang mit der Dunkelheit, bettete ihn auf sanftem Auftrieb, es fühlte sich an wie als schwebe er auf einer Wolke in der vollkommenen Schwärze. Das Verlangen nach einem erlösenden Schrei erlosch. Die urzuständliche Angst flaute ab. Eine Resonanz der Harmonie schwängerte das Nichts. Ein Gefühl der Ruhe, Ausgeglichenheit und Kontenance stellte sich ein. Einen Augenblick darauf sah er wieder das starrende Angesicht des Oberpriesters vor sich.

Es ist wie er sagt, Bruder Viator ist kein Fabulant und wir nicht länger Lakaien übelster Götzen. Wir Ersuchen um Sühne und Vergebung. Wir möchten die Schatten die sich in uns einnisteten vom Licht ausbrennen lassen und eure Weisheiten der gerechten Pfade wieder erlehren.“ beurkundete er solider Stimme und erwiderte den Röntgenblick des Ordinarius ohne zu zwinkern.

Der gab einen Lidschlag später sein Ertastungsbemühen auf und nickte bescheiden. „Dann kehret somit ein in die Hallen, die Euch eigentlich verwehrt bleiben müssten, nun aber eure Indulgenz verkörpern. Die Brüder und Schwestern des Ordens die als jene der weißen Rose oder des blutenden Herzens bekannt sind, werden alles Unerlässliche tun um Euch bei eurer Absolution und Widerherstellung beizustehen.“ sprach’s und wandte sich um. Seine Hände hatten die weiten Ärmel der Amtstracht nicht einmal verlassen. Er schritt voran, dann folgten vier schwer gerüstete Bewacher, deren dicke Schulterplatten stilisierte Rosaceae zierten. Viator lächelte befriedigt und bedeutete den Pönitenten sich anzuschließen. Die übrigen Schergen umringten sie weiterhin, wirkten aber nur noch wie eine Eskorte mit geschulterten Waffen und gesenkten Häuptern. Jarred setzte sich mit seinen Gefährten in Bewegung und spürte auf halbem Wege wie sich eine zarte Hand auf seinen Unterarm legte.
Er schaute herab, besah sich weiße Finger, einen makellosen Handrücken, einen schlanken Unterarm, folgte den ebenen Bahnen blaugrauen Stoffs bis hin zu einem fein geschnittenen Gesicht und violetten Augenkreisen. „Der der sich Trostspender und Hoffnungsmeister rufen lässt, besitzt ein schwarzes Herz und noch maligneres Gedankengut und dies dort ist kein Heiligtum, sondern eine Zitadelle der Finsternis. Dieser Ort ist vollkommen für die Streuung der Saat.“


- John Dyer - 11-09-2008

John nahm wortlos die Taschenlampe und leuchtete damit das Innere aus, während er vorsichtig hineinlugte. Dann kletterte er, gefolgt von Torim in das Schiff und sah sich um. Sie befanden sich in einer Art Vorraum, von dem aus einige Türen in das Cockpit und zwei Schlafkammern mit mehreren Kojen führten. Ein Maschinen- und ein Lagerraum waren ebenfalls vorhanden. Gemeinsam mit Torim überprüfte er, ob es auch keine bösen Überraschungen gab und als feststand, dass dies nicht der Fall war besahen sie sich zuallererst den Lagerraum. Dort fanden sie nicht sonderlich viel. Wer auch immer hiermit gereist war, hatte sich wohl auf eine eher gewöhnliche Reise eingestellt.
Doch das musste noch nichts heißen. Man würde das Schiff später in all seine Bestandteile zerlegen, vielleicht fand sich dann zum Beispiel unter Bodenplatten Schmugglerware.
Aber sie waren ja noch nicht fertig. Die vielversprechendsten Orte kamen erst noch. Die Kojen dürften vielleicht perönliche Informationen hergeben und im Cockpit gab es noch den Bordcomputer, und auch wenn der vielleicht nicht mehr funktionierte, der Flugdatenschreiber dürfte den Absturz mit Sicherheit überstanden haben und enthielt protokollierte Reise- und Flugdaten sowieso Stimmaufnahmen der Piloten.
John beugte sich aus dem Flieger und winkte zwei Spurensicherer heran, die sich kurz darauf zu ihnen gesellten und es dauerte nur ein klein wenig länger, dann war das ganze Schiff halbwegs erhellt und es lies sich leichter arbeiten.
Wie wärs wenn du das Cockpit übernimmst, ich durchsuch die Kojen.
Sie trennten sich also und während die Spurensicherer Lade- und Hauptraum unter die Lupe nahmen begab sich John zu den Kojen. Im ersten Raum fand sich nichts. Die ursprünglichen Besitzer hatten also ganz gut aufgeräumt, aber im zweiten Raum entdeckte er einen Anhänger mit zerrissener Kette. Er beugte sich hinunter um sich das ganze näher zu besehen und erstarrte. Was hatte das zu bedeuten ? Es war ein Chaossymbol und John wurde übel als er daran dachte, was für eine Pest nun durch die Straßen Gohmors wandelte. Dem musste so schnell wie möglich Einhalt geboten werden ! Chaosanbeter, die mit Boltern ganze Gangs einfach niedermetzelten und präzise Kopfschüsse verteilten waren nicht gut.
Er rief einen der Spurensicherer und befahl im das Ganze einzutüten, weil er keine Spuren auf dem Anhänger vernichten wollte.
Mit der Tüte ging er zum Cockpit, um Torim den Inhalt zu zeigen. Wenn der am Computer nichts hatte machen können dann würden sie jetzt wohl zurück in die Revierkaserne fahren um die Daten des Flugschreibers abzurufen.


- Jarred - 11-11-2008

Obgleich sich der schmalwangige Gestrandete von Pryarch in den folgenden drei Tagen ihres Aufenthalts immer weniger daran erinnern mochte wer diese unheildrohenden bis bedeutungsschweren Worten ihm eingeflüstert hatte, schlichen sie doch mit einer Signifikanz und Vehemenz durch seine Hirnwindungen, die es ihm kaum ermöglichten sie zu irgendeinem Zeitpunkt zu ignorieren. Es war gleichgültig ob er den riesigen, düsteren Betsaal mit seinen unzähligen schimmernden Kerzen, den Steinmetzarbeiten von Leidenden die Heilige um Gnade und Erbarmen anflehten und den großartigen hohen Buntglasfenstern, die Szenerien aus dem Leben eines ehrwürdigen Geweihten auf seiner von Kummer und Gram geprägten Reise bis hin zur Selbstaufopferung und Erlösung schilderten, seine Achtung schenkte, in der Küche Nahrung für Hungerleidende vor den Toren der Kathedrale besorgte oder sich mit einem Bruder zusammensetzte um gemeinsam zu beten um den vergangenen Sünden abzuschwören und zu bereuen. Immer wieder pochte dieses Unwohlsein unter seiner Kopfhaut, ein ziehender Schmerz und manchmal war es gar derartig unsäglich, das sich die Welt um ihn herum zu verzerren schien. In jenen Augenblicken, wenn er rechtzeitig merkte dass sich solch ein Paroxysmus ankündigte, schloss er rasch die Augen, klammerte sich an sich selbst fest und versuchte mit aller geistiger Gewalt sich dagegenzustemmen, denn das was diese Anwandlung ihm aufzeigte, was es aus dem ihm umgebenen materiellen Universum machte, war nicht für rechtschaffende Augen bestimmt.

Beim ersten Mal, als er noch nicht gewusst hatte was es ihm offenbarte, hatte es ihn völlig unvorbereitet getroffen und ihn wie einen Nervenkranken konvulsivisch zucken lassen, seine Eingeweide hatten sich verknotet – zumindest war es ihm so vorkommen – , seine Poren hatten in Flammen gestanden und seine Nägel hatten verkrampft über die Holzbank gekratzt auf der er nichtsahnend gesessen hatte, bis sie gerissen und Splitter in seine wunden Fingerkuppen gedrungen waren. Eine Schwester hatte seinen „Anfall“ bemerkt und war unverzüglich zu Hilfe geeilt.
Ihr hatte er zu verdanken dass er seine Finger momentan überhaupt noch benutzen konnte, dessen ungeachtet waren die Tantalusqualen der geborstenen Nägel während der Offenbarung seine belangloseste Sorge, die Schmerzen hatten zur Symphonie des Grauens beigetragen die sich ihm in den großen Halle kreischend, jauchzend und stöhnend präsentiert hatte. Steinerne Gesichter in Nischen und Wänden hatten urplötzlich begonnen zum Leben zu erwachen, hatten ihre statischen Hälse gewunden, poröse Lippen hatten angefangen zu lächeln und zu weinen, die Funken der Kerzen waren vom einen heulenden, purpurnen Windhauch erfasst worden, der sie pathetisch auflodern und dann in Hitze implodieren ließ, das heißer Wachs durch den Saal spritzte, herniederregnete auf sich ringelnde, windende und krümmende Leiber, deren nackte Häute oder Schuppengeflechte im niederträchtigen Scheine schillerten während über all dem eine Figur, eine finstere Silhouette vor den wabernden Farbspiel des Warp, durch die umlaufende Fenstergalerie wandelte und eine Schandtat nach der anderen beging, alles im Zeichen der Würde und des Anstandes. Es war eine zutiefst beunruhigende Heimsuchung gewesen, eine die seinem Verstand gewisslich nicht gut getan hatte. Anderseits was sollte er schon erwarten, gerade er, der sich aus freien Willen der Verderbnis zwischen den Sternen angeschlossen hatte.

Jenen die immer nur hassten, immer nur wutentbrannt waren und immer nur töten wollten? Es reichte schon aus einmal zu oft auf die falsche Stelle eines Schriftzuges der dunklen Sprache zu schauen um einen beträchtlichen Teil seines selbst zu vergiften. Eine solche Erfahrung hatte er schon in einer abstrusen Spelunke auf der Zuflucht gemacht. Wie konnte er da die Anmaßung vertreten, er würde nicht früher oder später selbst infiziert? Er war umgeben vom Chaos, hatte sich ihnen angebändelt, mitterlweile folgten sie ihm und seinem Wort sogar. Er wollte sie stützen, ihnen wieder zur Macht verhelfen… oder war es etwas gänzlich anderes was ihn antrieb? War es nicht vielmehr das eigene Begehr?
Sah er ihn diesen deformierten, pervertierten Kreaturen nicht eher eine schlagkräftige Unterstützung die er nach seinem Ermessen einsetzen konnte? Quasi als verlängerter Arm seiner selbst? Ja, so musste es sein. Er handelte augenblicklich für keinen der sogenannten Chaosgötter, wenigstens wüsste er nicht zu benennen wem er seine Treue verpfändet hätte. Aber vielleicht forderte das Empyrean allmählich seinen Tribut. Ließ ihn probekosten was es hieß, eine Schar des Wahnsinns anzuführen...

Hey“ grüßte ihn Garoe Recyle und gesellte sich dem lustwandelnden Jarred zur Seite. Sein graues Gesicht war verhärmt. Die Spitzen seines markanten Schnauzbartes hingen schlaff herab und verstärkten den Eindruck seines Missfallens noch.

Was ist mir dir? Bedrückt dich etwas? Eine unerwiderte Liebe zu einer der Schwestern?“ erkundigte sich der Azazerner mit einem musternden Flankenblick.

Der Maschinenwart rümpfte die derbe Nase. „Ach was, sie haben unsere Waffen… das gefällt mir nicht… liegt mir wie ein Asteroid im Magen… außerdem erschöpfen mich diese verfluchten Gebete… ich konnte sowas noch nie… kann ich etwa was dafür das ich gerne spiele? Gern auf Risiko gehe? Jetzt soll ich auch noch Sühne dafür zeigen das ich mein beschissenes Leben verzockt habe… und das anderer… dieser Ort ist widerlich, wir sollten ihn niederbrennen, uns aber vorher mit den ganzen Zierrat eindecken.

Jarred lachte leise. „Mir behagt dieser Platz auch nicht besonders Garoe, jedoch sehe ich noch eine Verwendung für ihn. Er kann uns noch sehr nützlich sein. Im Moment erweckt er nicht diesen Anschein, aber das kommt schon noch. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl das jene Steine noch eine Menge Geheimnisse verbergen, die wir lüften müssen. Außerdem, glaubst du wirklich wir hätten auch nur eine Minute an diesem Ort ausgehalten, wenn er tatsächlich so heilig wäre wie sie behaupten?

Auf das listige Zwinkern von seinem Begleiter hin, schoben sich die bauschigen Brauen des Technikus aneinander. „Verdammt du hast Recht! Vielleicht habe ich mir dieses schlechte Gefühl auch nur eingeredet, ich war noch nie in einem verteufelten Templum! Auch ein Grund warum ich nie zum Imperiums-Vorzeigebürger gewählt wurde… aber egal, was denkst du haben die Frömmler hier ausgefressen?

Konkret kann ich das nicht beantworten. Noch nicht.“ zuckte Jarred die Achseln.
Aber Mysterien haben mich schon immer fasziniert und ich denke es wird Zeit diesem hier auf die Schliche zu gehen, denn eines ist klar, entweder kommen wir ihnen zuvor oder es ist aus mit uns!


- Jarred - 11-15-2009

Stunden später, nachdem das „Abendmahl“ eingenommen, die dämmerige Andacht und die klingenden Glocken zur Nachtruhe durch die Gewölbe der Kathedrale gehallt waren um die Leidgeprüften wie Fürsorger zu ihren Betten zu geleiten, war für Jarred der Augenblick gekommen eben diesem Ritus zuwiderzuhandeln und wachen Geistes darauf zu warten das auch der letzte Bruder der Aufsicht mit seiner Talgkerze aus ihrem Schlafgemach verschwand und schlurfender Sandalen das Weite suchte. Kaum das dies geschehen war und nur noch das asynchrone Schnarchen und Röcheln seiner Gefolgsleute und jener mit denen sie die Übernachtungsräumlichkeiten teilten, das Gemach erfüllte, schwang er seine Beine aus der Liegestatt, streifte seine Stiefel über sowie den Mantel und erhob sie gemächlich und unentwegt um sich schauend. Mit leisen Schritten durchquerte er den riesigen Schlafsaal, an dessen Wänden jeweils die Gestelle von zwanzig Betten standen auf denen sich beinahe regungslose Gestalten befanden, deren auf und absinkende Brustkörbe ihr einziges Lebenszeichen darstellten. Nicht ein schmales Hochfenster durchbrach das Quadergestein, lediglich ein Dutzend Bildnisse von antiquarischen Qualitäten die Szenen aus erhabeneren Tagen zeigten schmückten die Kahlheit. Natürlich gab es auch ein Fresko das sich wie eine Bordüre um die ausgedehnte Halle zog, doch waren die partiellen Abdrücke und Kunstmetzereien derartig geschliffen und zur Unkenntlichkeit abgerieben das man ihre Bedeutung nicht einmal mehr erahnen konnte.

Lautlos wie ein Schatten huschte der Azazerner zum Bogenportal, der ihn auf einen breiten Flur mit niedriger Decke führen würde und im fächerartigen Hauptkorridor mündete. Bedächtig legten sich seine Finger um den gusseisernen Ring und refften daran. Die Tür bewegte sich einen Millimeter, bockte dann und rührte sich nicht mehr. Verschlossen. Ein Fluch verließ flüsternd seine Lippen. Angestrengt dachte er nach, die Winzigkeit hatte in seinem „großen Plan“ keine Rücksicht gefunden und vermochte doch alles zunichte zu machen. Es war kein Problem für ihn elektronische Schlösser zu knacken oder einfach welche der neumodischen Art, aber dies eherne Tor aus altvorderer Zeit? Unmöglich, zudem besaß er keinerlei Hilfsmittel. In einer unüberlegten Geste der Wut wollte er schon mit einem Fuß gegen die eisenbeschlagene Doppeltür treten, als diese plötzlich ein rappelndes Geräusch von sich gab. Verwundert heftete sich Jarreds Blick auf das versperrende Hindernis und einem Instinkt gewährend, wiederholte er den Vorgang des Aufziehens der Tür. Dieses Mal hielt sie keine Verrieglung auf. Ein Spalt entstand und er fuhr herum. Seine Augen forschten in der Dunkelheit der Schlafhalle. Wenn sich unerwartet und mitten in der Nacht verschlossene Türen wie von Geisterhand selbst öffneten, konnte etwas nicht stimmen. Nicht das er nicht an Wunder glaubte, dafür hatte er bereits zu viel skurriles und unglaubwürdiges Zeug gesehen, aber das war doch ein wenig zu merkwürdig.

Sein gesunder Argwohn in jener Angelegenheit gereichte ihm zum Ertrag, als er die graziös gewachsene Figur eines juvenilen Körpers in seiner Nähe entdeckte. Nackter Sohlen und in ein knöchellanges Nachtgewand aus grauen Faden gekleidet, harrte sie im Zwielicht und begegnete stumm seinem ermittelnden Blick.
Wer bei Mei'dh bist du? Ich sehe dich Tag für Tag, ich weiß das du mit uns von der Zuflucht geflohen bist, verdammt nochmal, ich weiß das du im selben Kahn saßest als wir auf diese götterverfluchte Welt gestürzt sind… ich weiß das uns schon die ganze Zeit über begleitest wie eine gute Gefährtin und doch… widerlegt mein Geist all das auf absurdesteweise. Wieso? Was stimmt mit dir nicht. Was ist an dir, das mich dich nicht vollends begreifen lässt, wie jeden anderen hier?“ fragte er sie rasch, der Verwirrtheit zuvorkommend, die sich seiner wider bemächtigen wollte, wie jedes Mal wenn sie in sein unmittelbares Blickfeld trat.
Das Mädchen strich sich eine schwarze Strähne ihres langen Haares von der porzellanenen Wange und drapierte es hinter ihrer rechten Ohrmuschel. Eine fast scheue Gebärde. Aber dann glitzerten ihre Augen wie unheilige Karfunkel in der Düsternis auf und sie schritt anmutig an des Widerständlers Seite. „Wer ich bin ist ohne Bedeutung. Du solltest dir deinen zarten Verstand darüber nicht zermartern. Wichtig ist nur das du dich meiner erinnerst wenn die richtigen Augenblicke gekommen sind. Ich weise dich an, offenbare dir was du und die anderen nicht sehen können. Ich bin euer gönnerhafter Schatten. Mir liegt daran das ihr überlebt, mir liegt etwas an dir.“ Eine filigrane Hand strich über sein stoppeliges Kinn. Weiche Fingerkuppen, sanfte Nägel schabten über stacheligen Grund.
Manchmal wünschte ich, ich müsste euch nicht immerzu vergessen lassen. Aber das übergeordnete Wohl verlangt es. Dein Zusammenhalt ist erforderlich und unabdingbar, ebenso wie mein vages, feenhaftes Dasein in eurer Mitte. Du bist Vater und Sohn zugleich, Behüter jener Kinder und Erbe etwas Größerem von dem du noch nichts weißt. Aber die Zeit wird dich lehren… wie sie mich bereits gelehrt hat.“ Ihr samtiges Stimmlein verwöhnte seine Ohren und rodete die Wurzeln aufquellender Fragen nieder, ehe sie gediehen. Echos jener Wünsche, zu sprechen, um mehr Antworten zu bitten, pressten seine Mundränder auseinander und doch entwich ihm nichts. Erst recht nicht, als sich ein anschmiegsamer Finger auf seine Lippen legte und sie versiegelte. Das Mädchen lächelte ihn gefühlvoll an und er fühlte sich wie fliegend und wusste nicht warum.

Wie ein automatisierter Servitor reckte er seinen Arm vor und öffnete die Tür weiter bis er hindurch schlüpfen konnte, ein Huschen hinter ihm illustrierte ihm dass das Wesen der Verdrehung seiner Gedanken und Träume (?!) ihm folgte. Behutsam schloss er die Portaltür hinter sich um keinen Verdacht zu erregen sollte doch ein emsiger Bruder des Weges kommen, und schlich dann den Gang entlang, an die Seite der Fackelhalter gedrängt um dem Leuchtradius der bleckenden Flammen zu entgehen, die hauptsächlich die gegenüberliegende Wand erhellten auf der eigenen aber für finsterer Zwischenräume sorgten. Bald erreichten sie das ausgestreckte Gewölbe des Korridors, der sich wie ein hohler Wurm durch das gesamte Erdreich unter der Tempelanlage prolongierte. Jarred äugte umsichtig nach recht wie links, vermochte jedoch keine Aktivitäten oder Anzeichen von Leben oder Bewegungen auszumachen. Nur das rötlich zuckende Feuer in den Kohlpfannen die den Korridor auf langer Strecke beschienen zeugte von Tätigkeit. Er warf einen Blick über die Schulter um sich Versicherung von seiner Begleiterin zu verschaffen - er konnte nicht erklären weswegen er sich ausgerechnet an sie wandte, irgendetwas in seinem Schädel klassifizierte es als adäquat und sinnvoll ein – und als sie affirmativ nickte, wusste er das richtige getan hatte. Also hielt ihn und seine Wissbegier nichts länger zurück, er setzte seinen dunklen Streifzug fort, stahl sich von Nische zu Mauersenke und nutzte jeden Fleck der introvertierten Finsternis aus der sich ihm bot. Blieb außerhalb der flackernden Lohen der Kohlebecken wie ein Wintergeist der sich vor dem heißen Atem des Feuers schützte.

Es ging vorbei an zahlreichen Einschneidungen im jahrhunderteralten Gestein, die wie die Ausläufer von Beinen aus dem Rumpf des Korridors in eleusinische Tiefen sprossen. Vor dem einen oder anderen aufklaffenden Gang verharrte Jarred, vermeinte seltsame bis andersgeartete Laute zu vernehmen, doch ein seichter Druck an seiner Hüfte manövrierte ihn weiter. Er zollte der rätselhaften Akustik, die wie aus sündiger Unterwelt hinauf zustiegen schien, keine weitere Berücksichtigung mehr zu und hängte sich stattdessen an das reizend gerundete Heck des Mädchens, das nun die Führung übernahm. Das volle schwarze Haar floss wie ein seidiger Wasserfall aus Nachtfasern über ihren Rücken und schmiegte sich an ihr Becken. Wie hypnotisiert strolchte er hinter ihr her, bis sie vor einem ausgewählten Tunneleintritt zum halten kam und Anstalten machte als lausche sie. Er verfiel in die Rolle des aufmerksamen Infiltrators und sah sich widerholt um. Noch immer war weit und breit kein Ordensanhängsel aufgetaucht. Dadurch beruhigt begann auch er zu horchen und stellte fest dass aus diesem Gang ebenfalls ein Wirrwarr an abgründigen Geräuschen, Tönen, Klängen, Koloriten und Resonanzen drang. Eine zärtliche Hand schloss sich um seine.
Hier sind wir richtig.“ wisperte eine vertrauliche Stimme innerhalb seiner Hirnschale und er fühlte sich vorwärts gezogen. Sie traten in diese unheimliche Düsterkeit des Stollens und stiegen eine scharfkantige Treppe herab, die noch tiefer in die Eingeweide der Erde schnitt.


(wird fortgesetzt)


- Jarred - 12-20-2009

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Nicht eine Lichtquelle erleuchtete ihren Niedergang, trotzdem war Jarred von einer Zuversicht erfüllt die ihm weissagte wohin er seine Füße zu setzen hatte, um nicht auszugleiten. Die morbide Klangkulisse rückte näher, wurde sinnfälliger. Der Geruch von angeschwängertem Weihrauch scharwenzelte um seine Nase und ließ ihn beinahe niesen, derartig zänkisch zwickte er in seine Schleimhäute. Nach mindestens einer Minute des Abstieges erreichten sie den Grund und gewahrten sich in einer Kammer wieder, die von einer einsamen prassenden Pechfackel illuminiert wurde, die allerdings wider ihrer Natur nicht orange gelblich glomm, sondern in einem despektierlichen blauviolett. Auch strahlte sie nicht freundliche Wärme aus, eher eine Verschiedenheit aus Eiseskälte oder siedend heißer Hitze je nachdem welche Tönung die Flamme gerade annahm. Und mit dem ungleichen Aufleuchten der Färbungen der mystischen Fackel klomm und sank auch die Temperatur in der Räumlichkeit. Mal bescherte sie frostige Kälte das selbst Jarred unter seinem Mantel ein Zittern nicht unterdrücken konnte und sich dunstige Wolken vor seinem und des Mädchen feingeschwungenen Mund bildeten, ehe im nächsten Moment all das fortgewischt wurde durch einen glühenden Hauch der sie bis auf die Knochen aufheizte. Und all das ausgelöst durch eine simple Fackel!

Die Gewichtung von Schein und Wirklichkeit war hier unten aufgehoben. Noch schwarzkünstlerischer wurde es als die krampfhaft zuckende Flamme in ihrer Vielfältigkeit Schriftreihen und verborgene Symbolik in den Steinwänden aufglosen ließ, die ihnen den weiteren Pfad markierten. Blitzend funkelten sie aus den Felsen und erzählten freventliche Episoden einer frühzeitlichen Ära, beinhalteten den ein oder anderen magischen Bannspruch, protzten mit Verschnörkelungen und Finessen ehrwürdigen niedergeschriebenen Geschicks. Die Phonetik schwoll an, krümmte sich wie eine eklige Schlange der Wahrnehmung in ihre Gehörwindungen. Eine undefinierbare Schwere schlummerte in der abgestandenen Luft. Das Konglomerat aus den verschiedenen Lauten vereinte sich zu einem sonoren Canto das sich aus vielerlei Kehlen zusammensetzte, deren Folgerichtigkeit und Verständlichkeit den beiden Eindringlingen aber vollends verwehrt blieb. Das schwarzhaarige Mädchen mit den intensiven Augen lächelte hintergründig und betastete die eingeritzten Arkanoglyphen an den mal mit Raureif versehenen, mal warm gebackenen Felsblöcken.

Laster, Rausch, Zuwiderhandlung, Schandtat, Unersättlichkeit, Frevel, Zügellosigkeit, Exzess, Sittenverfall… der Granit ist getränkt davon. Er ist ein stummer Zeuge all dieser Untugenden und Gottlosigkeit, ein Verwahrer perversester Gelüste und Begierden, in seinen Leib haben sie ihre boshaften Ausschweifungen gemeißelt… komm, erhaschen wir sie mit eigenen Augen.“ Erneut fühlte er sich von ihr gepackt und mitgeschleift. Sie durchliefen den schmalen Schacht, folgten den auf glimmenden Schriftzeichen und Reliefs bis es sie zu einer Halle gewaltigen Aufmaßes führte.
Eine meterhohe aus schimmernd milchiger Substanz bestehende Balustrade verhinderte ihre sofortige Entdeckung als sie aus dem Gang kamen und sich dahinter hockten. Das irdene Geländer war aus einem Knochen geschnitzt und wand sich wie ein zyklopischer Rippenbogen von ihrer erhobenen Position aus nach unten, der sich aufgabelnden Treppe assistierend, die beidseitig nach unten zum großen Areal des Zeremoniensaals führte. Jarred wollte sich gar nicht erst vorstellen welches Wesen im Universum über solch ein Exoskelett verfügte um diesen Knochengerüst beizusteuern. Er griff mit seiner rechten in seine Manteltasche und befühlte die Außenhülle der mit starken Plastekumhüllten Kamera, die er stets bei sich trug. Dies war ein Ort der eine Aufnahme lohnte. Jeder seiner Truppe die mit ein bisschen Auffassungsgabe gesegnet worden waren, konnte sich ausmalen das etwas mit dem Orden und seiner gepriesenen Heiligkeit nicht passte, hier, nur wenige bis viele Meter entfernt allerdings, war der lebhafte Beweis dafür das die Apostel des Mönchswesens der weißen Rose nicht die waren die sie vorgaben zu sein. Hier befand sich ihr geheimes Sanktuarium, ein Reliquienschrein der anderen, verdorbenen Art. Und er würde es aufzeichnen, denn seinen präsentieren und überlegen wie sie sich dies zunutze machen konnten.

Nicht spielen, bewege dich, schau über den Horizont, beobachte!“ beschwingte ihre liebliche Stimme wieder seine Gedankenwelt und ließ ihn das Befingern seines Geräts sein. Der Mann von Decimus krabbelte auf allen Vieren voran, Stufen überwindend und hielt erst beim Scheitelpunkt der Biegung inne. Dort schielte er um die Beugung und ermöglichte es sich so über das Rayon zu blicken. Unterhalb der zweigeteilten Treppe breitete sich ein weitläufiger Platz aus, von dessen höhlenartigen Wänden blutrote Banner hingen, über deren glänzend faserigem Stoff schwarze Muster zu schleichen schienen, die kreatürliche Formen oder undeutbares Schattengespinst erschufen. Die glatten Fliesen des Bodens waren ein Mosaik aus großen Platten, mittleren Kacheln und winzigen Puzzeln. Stellten Unordnung und missratene Kunstform dar. Verwirrten das Auge des Betrachters. Bleiche Säulen, sechs an der Zahl, ragten wie mahnende Fingerklauen aus ihnen hervor und kennzeichneten einen mit purpurnem Samtteppich ausgelegten Saumpfad zu einem güldenen Altar, der mit allerlei Edelsteinen und hingebungsvollen punzierten Arbeiten geschmückt war.

Aus der Ferne wirkte die Opferstätte wie ein androgyner durchgestreckter Körper der vor Lust konjugierte, aus einem anderen Blickwinkel glich er einem Knäuel aus Gliedmaßen die in sinnlicher Ekstase miteinander verschmolzen waren. Hinter dem chaotischen Hochaltar wuchs die anregende und zugleich abstoßende Erscheinung einer zierlichen monoklinen Wesenheit in die Höhe, mit schlanken Extremitäten, spärlicher Kleidung, spitzen Ohren, vollen Lippen, die die scharfen Zähne aber kaum verbergen mochten, deutlich ausgeformten Brüsten und mit blasser, alabasterner „Haut“, die teilweise pastellfarbene Muster aufwiesen und lange Beine die ihn Raubtierfüßen endeten, sowie ein aus der Stirn getriebene Paar dünner Hörner. Aus schillernden Insektenaugen stierte die Skulptur auf die versammelte Jüngerschaft die sich zahlreich vor ihrem Antlitz zusammengefunden hatte und den feierlichen Singsang aufrechthielt. Sie wiegten ihre Körper vor und zurück und atmeten die von Rauschkräutern durchdrungene Luft. Messer wurden durch die Reihen der Famuli gereicht und Gelenke und Fleisch aufgeschnitten, Tropfen und Rinnsale kostbaren Blutes liefen in golden Schalen.

Eine nackte dürre Frau mit blassem Teint und vorstehenden Knochen über welche die Haut sich wie Pergament strafte und strähnigem braunen Schopf wurde von zwei Brüdern zum Altar gebracht. Sie leistete keinen Widerstand als kurz darauf die Ritualklinge niederfuhr von Theodulus dem Hohepriester und geistigen Vater der Gemeinde geführt, ihr das Herz durchbohrte und aus der Brust schnitt. Er nahm das rot getränkte Organ in die Hand, reckte es empor und kredenzte es dann der Figurine auf dem Opfertisch, ehe er laut schmetternd in den eintönigen Chor seines Kultes eintauchte und ihm zu neuer Macht verhalf. Dann winkte er wie wild mit der Dolchhand und einige Schwestern eilten herbei, junge Frauen in Ordenstracht, die sich mit allerhand Zierrat und Schmuck ausgestattet hatten, der ihnen an Ohrläppchen, Hals, Finger und Knöchel glänzte. Der Ordinarius war wie im Nebel des Deliriums, er stürmte hinüber zu den sechs Auserkorenen Mädchen, zerrte gewaltsam an ihren Ornaten bis sie unter seinem fordernden Handgreiflichkeiten zerrissen und legte nacheinander die Weiblichkeit einer jeden frei. Er musterte sie eingehend, betastete ihre Reize, ihre Wohlgeformtheiten, die Festigkeit des Fleisches. Fällt eine Entscheidung, packte eine deren kurzes, rotblond leuchtendes Haar sich von den sonst Dunkelhaarigen unterschied und in deren Bauchnabel ein Almandin blinkte, an der Kehle und zwang sie auf den Altar. Er selbst schüttelte sein Gewand binnen Sekunden von seinen beleibten Schultern und kletterte zu ihr auf den „Gnadentisch“.

Bebend vor Erwartung wagte die hellhäutige Geschmückte sich nicht zu rühren, bis der massige Körper Theodulus auf sie niederging und brutal und ohne Umschweife in sie drang. Finger versuchten sich an das abgetane Material des Altars zu krallen, Schmuckwerk schürfte zusammenklingend aneinander, Schreie von Lust und Schmerz wurden von den steilen Wänden zurückgeworfen. Jarred war angewidert und simultan fasziniert. Die Vernunft in ihm riet ihm den Blick abzuwenden, dies orgiastische Treiben als Schändigung des Lebens zu betrachten, aber die Niedertracht die in ihm wie jedem ruhte, die ergötzte sich an dem was ihm dargeboten wurde. Aber ob nun Klarsicht oder nicht dafür verantwortlich war, so holte er doch die Kamera hervor und zeichnete ein Stück dessen auf was hier geschah. Niel Cander würde dies nicht gefallen und seinen Zorn im Zaum halten müssen. Als Schädelsammler für den Bronzethron war dies hier wohl einer der übelste Ort an dem einer wie er landen konnte, in einem Palast der ausufernden Sinnesfreunden des Prinzen der grausamen Leidensschaft.


(wird fortgesetzt)


- Jarred - 03-22-2010

Mmmh, sie machen ihren Namen alle Ehre… mmh, das arme Ding… dieser abscheuliche Lustmolch…“ kommentierte der Technikus die Vid-Aufnahme und drückte die Rückspultaste um das aufgezeichnete Material aus den Schattengewölben des Templums zum dritten Mal in Reihe zu sondieren.

Ehre?“ spie der Khornit verärgert, nein, schier im Gesichte vor Wut berstend, aus.
Das ist nichts als Blasphemie! Möge Karanak kommen und sie für ihre Lästerungen in Stücke fetzen! Möge er kommen um uns beizustehen jenen Pfuhl der Schmähung und Niedertracht einzureißen und sich an ihren schändlichen Seelen zu laben! Sie sind eine lebende Perversion, Schmutz, Unreinheit und Unvollkommenheit, nicht nur in meinen, sondern auch in den Augen des Weltentrinkers! Sie maßen sich an etwas von Elementen zu verstehen die sie nicht einmal ansatzweise in ihren begrenzten Gehirnen begreifen! Mein Hass wird nicht nur dadurch genährt das dies eine Brutstätte des achtmal verfluchten Fürsten der Missetaten ist, mindestens ebenso gräulich ist es, das diese Narren nicht einmal für achtbare Gegner taugen, denn ihr Vereinigung ist dilettantisch und abstoßend! Sie ist ein Schandfleck der ausgemerzt werden muss zum Wohle des Gebeinberges!“ Dicke Adern pulsten an seinem Hals und wanden sich wie Schlangen unter seinen Bizeps, die er angespannt wie Stahlseile seitlich seines robusten Körperbildes hielt. Seine Empörung, seine Hingabe an seinen Herrn und Meister, seine Aversion mahnten zur Raserei, die er aber im Moment noch zu zügeln wusste. Wann die roten Nebel des Krieges seine Sinne verhüllen und ihn überschnappen ließen war lediglich eine Frage der Zeit und der des Auslösers.

Sie hatten sich in ihrem Schlafsaal versammelt der einzigen Einrichtung in der Kathedrale wo sie zumeist ungestört und fern der umher streunenden Mönche waren, die sonst die unterirdischen Gänge und die droben liegenden Betkammern und Räumlichkeiten der Genesung bevölkerten. Ihre Zahl war noch immer konstant, neue Verbündete waren noch nicht gefunden worden unter den Kranken der Ordens und die Entdeckung der letzten Nacht warf Probleme auf die nicht wirklich erstaunlich waren, schließlich war ihnen bewusst gewesen das hier eine Scharade stattfand, doch nun wo es ans Tageslicht gebracht worden war, musste die Ungewissheit gelöst werden wie man mit der Angelegenheit begegnete. Auch wenn Canders noch so sehr wetterte und darauf pochte sämtliche Brüder und Schwestern für ihre Freveltaten zur Rechenschaft zu ziehen, so würde ihm doch klar sein solch ein Unterfangen nie allein bewältigen zu können. Nicht das dieser Umstand einen Diener des Kriegsgottes von seinem Vorhaben abgehalten hätte.
Jünger des Schädelthrons liebten die Aussichtslosigkeit, diese Situationen brachten es nämlich mit sich das man seine Feinde mit niemanden teilen musste und alle für seine eigene Rache bluten lassen konnte. Wie viele ungekannte Krieger dieses Kodexes hatte die Galaxie wohl schon in ihr selbstauferlegtes Verderben rennen gesehen? Wahrlich nicht annäherungsweise genug, denn für All und Sterne waren die Sterblichen belanglos, für die Mächte dahinter allerdings war es jeden Mal ein winzig kleines Fest das nicht mal den Bruchteil einer Nanosekunde anregte.

Vergessen wir dabei aber nicht wo wir uns befinden. Wir sind mitten unter ihnen und wahrscheinlich wird es nicht mehr lange dauern bis sie gedenken uns ebenso für ihre liederlichen Zeremonien zu opfern wie jene trostlose Geschöpfe die rings um uns herum die Betten dieser Heilsstatt füllen. Der Ordinarius ist mental begabt daran besteht kein Zweifel, absonderlicher und für mich unerklärlicherweise hat er noch keinem von uns die wahren Motive entrissen oder entlocken können weswegen wir hier eingekehrt sind und welchen Autoritäten wir nach wie vor die Treue halten.“ erklang das lispelnde Stimmlein Xyischels der für seine Kultschar sprach, die emsig und wie Phantome durch das ausgedehnte Ruhegemach schlichen, mal um an der Tür zu lauschen, die Wände nach Bespitzelungsgerätschaften abzutasten (was sie schon seit zwei Stunden taten oder immer wenn sie alleine in den Saal anzutreffen waren), die hölzernen Bettgestelle oder kargen Gemälde überprüften oder einfach die organischen oder künstlichen Nasen in die Luft reckten, als schnüffelten sie nach irgendetwas.

Jarred kratzte sich den Nacken. Guter Rat war teuer. Nur wer handelte mit guten Räten? Und was tat man wenn man so gut wie mittellos war? Er saß auf dem weichen Untergrund einer der Schlafstätten und blickte zu einer der verwaschenen Malereien an der „Galeriewand“ die ihn angegrauten Altholz gerahmt war und einen Cherub zeigte, der mit ausladenden Schwingen, prächtigem Feder oder Schuppenkleid, einem flammenden Speer und gleißenden Schild den Baum der Erkenntnis gegen aufziehende Düsternis und Ungewitter verteidigte. Die Farben der künstlerischen Darstellung waren vor einem Millennium gewiss einmal kräftig und schön gewesen, doch Ort und absente Pflege hatten das strahlende weiß verkümmern und das lichte Gold verblassen lassen, nur die dräuenden Umwölkungen waren geblieben, hatten nichts von ihrer Dunkelheit eingebüßt, waren noch tiefer geworden und hatten sich ausgebreitet. Auch die Feinheiten der Gesichtszüge des einsamen himmlischen Wächters waren entschwunden.

Vom Gemälde wanderten seine ebenholzschwarzen Augen hinab zwischen die Kluft zweier Nachtlager. Ruhten auf der Gestalt die sich dort niedergelassen hatte, die Beine an den Körper gezogen und ihn über ihre Knie hinweg mit starrem glitzernden Blick entgegnend. Plötzlich wurde ihm gewahr, dies Mädchen war der Schlüssel. Die Lösung, die sie aus ihrem Dilemma zu befreien vermochte. Er hatte keine Ahnung woher ihm diese Eingebung auf einmal gekommen war, weshalb er so überzeugt war das sie es „sein“ musste. Das namenlose Mädchen, nein, er wusste ihren Namen, Circe Akadia, barg Geheimnisse die ihm nützlich sein könnten. Sie war die wichtigste Komponente in ihrem Räderwerk. Mit beinahe schwindelerregender Reminiszenz besann er sich auf sein Entkommen von der brennenden und schreienden Todesfalle die die seinerzeit Zuflucht geworden war. Er war ein Fremder auf der Station gewesen, hatte keinerlei Kenntnisse von Rettungskapseln oder Start und Landebuchten gehabt, dennoch war es ihm irgendwie gelungen durch Rauch und Flammen zu einem der wenigen Frachter zu stolpern die dann auch noch das Kunststück fertig brachte der imperialen Flottille zu entschlüpfen.

Jetzt, wo er genauer darüber nachdachte, erinnerte er sich erst an die zerrütteten Bilder und misstönenden Geräusche der Zerstörung und überhasteten Flucht, nicht jedoch daran wie es sich „angefühlt“ hatte. Ihm war als förderte sein Gedächtnis zum ersten Mal diese verschütteten Erlebnisse zutage, als bemerkte es sie erst just in diesem Augenblick, als hätte es sie unter einer gewaltigen Schicht von Empirien, Gedenken und innerem Tagebuch wiedergefunden und dies würde die erste Gelegenheit sein sie zu verarbeiten und ordnungsgemäß im neuralen Speicher abzulegen. Er war sich sicher einem Ruf gefolgt zu sein, mehr als das. Er war von diesem Ruf angeleitet und übernommen worden. Zumindest was die Herrschaft über seine Körperlichkeit anging, sein Geist war größtenteils unberührt geblieben, wenn auch sein Erinnerungsvermögen gedämpft worden war, so war kein Eingriff daran verübt worden soweit er das beurteilen konnte. Aber er war kein Psioniker, professionelle Gedankenpfuscherei hinterließ keine Beweise und das Opfer würde nie in Erfahrung bringen können ob es nun seine Gedanken oder sein Wille gewesen war, oder das eines anderen. Ob das Mädchen etwas von seiner unerwarteten Erkenntnis erfasst hatte, geistig oder durch seine Gestikulation, war unbestimmt, jedenfalls änderte sich nichts an ihrem durchdringenden Blick oder ihrer ruhigen Besonnenheit.
Jarred benötigte selbst eine kurze Weile um sich auf die Reform und Restaurierung seines Verstandes einzustellen währenddessen sich beiläufig ein Streit zwischen dem Oberhaupt der Zeloten und dem aufbrausenden rituell vernarbten Gottesstreiter entwickelte, der um die weitere Vorgehensweise handelte und fast sein Eskalationshorizont überschritten hatte, was an den überaus nervösen Zuckungen der Pranken des infernalen Soldaten zu sehen war, die wohl nur noch eine zarte Vernunftsfaser zurückhielt um dem Kultisten nicht sofort die widersprüchliche Miene auf den Rücken zu drehen.


(wird fortgesetzt)


- Jarred - 08-15-2010

Schluss damit!“ übertönte der Orator ihr Gekeife und funkelte beide mit Argusaugen an. Niel Cander erwiderte seinen Scharfblick, Auflehnung loderte in seinen giftigen Pupillen und seine von Eisendraht umwobenen Lippen vibrierten, als lagen im Worte wie heiße Kohlen auf der Zunge. Aber er verbiss sich seinen Protest. Jarred rechnete es ihm hoch an, das musste eine geradezu übermächtige Probe der Selbstbeherrschung für ihn gewesen sein. Glückerlicherweise war der Khornejünger bedächtig genug seinen Unzufriedenheit rückzustellen und sich nicht wie ein naiver Berserker zu benehmen. Er wandte sich ab, einen Fluch in der gutturalen dunklen Sprache zischend und lehnte sich dann gegen eine der Steinwände. Xyischel hingegen verstummte sofort und hob nur seine –nicht existenten- Brauen, woraufhin sich die Haut seiner Stirn in Wallungen aus Falten warf.

Ich werde einen Weg finden. Diese verblendeten Narren sind unwissend, denken sie huldigen einem der großen Vier, doch in Wahrheit machen sie sich zum Gespött! Wir aber wissen wie es um die Anrufung der wahren Kräfte bestellt ist, einige von uns haben sogar schon Aussicht auf ihre Gaben gehabt… ich selbst eifere danach in ihrem Fokus zu gelangen, heuchlerisch und vermessen wäre es zu behaupten sie würden mir auch nur einen Lidschlag ihrer Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, darauf kann ich kaum hoffen… nicht hier, nicht indem wir diese Laien richten und ihr unseliges Blut vergießen, nichts würde uns das einbringen! Dafür sind sie und wir viel zu unbedeutend, ein Sandkorn in der Wüste jener öden Welt, ein Tropfen im fahlen Meer, ein Luftzug im Wind, ein Funke im umfassenden Feuer das überall im Universum die Planeten verschlingt… wir müssen mehr erreichen, wir müssen zur Größe heranreifen! Müssen außerordentliches leisten!“ Energisch erhob er sich von der Bettstatt und schritt unter sie, maß jeden einzelnen, insbesondere den verärgerten Kämpfer.

Sie achten, frönen und verschreiben sich einer niederen Art, sie beten und opfern einer Dämonette, machtvoll, schön und wahrhaftig wert besungen zu werden. Sie haben ihren Anfang gemacht, den rechten Pfad zur Verdammnis gefunden, aber wir müssen sie weitertreiben… sie halten sich noch dermaßen zurück, spenden Klunker, geben sich Lustakten hin und opfern magere Obdachlose von der Straße, so erringt man nicht die Gefälligkeit einer überlegenen Wesenheit, auf diese Weise tut man nur eines, man erregt ihren Zorn oder schlimmer noch; man zieht sich ihrer Missbilligung zu! Das dürfen wir auf keinen Fall zulassen! Wir haben nicht umsonst hergefunden, diese Stümper sind dazu auserkoren unser Herde zu sein, an uns ist es nun sie für uns zu gewinnen, wir müssen ihnen aufzeigen welche Mächte ihnen möglich sind wenn sie die letzten Barrieren überwinden und sich vollends im Meer der Seelen versenken. Erst dann, erst wenn sie die empfindungstrunkenen und kolossalen Energieströme des Verwerfungsraumes durch ihre Knochen wehen und durch ihr Fleisch brechen spüren, wenn sie bereit sind für die Macht des Warp sich selbst und alle die sie lieben und hassen zu weihen und opfern, erst dann können sie und wir den Zenit dessen erreichen was wir anstreben!“ Er schlug sich gegen die Brust, an die Stelle wo das pulsierende Organ im Leib von Leben und Leidenschaft kündete.

Hörig müssen sie uns werden, wir müssen uns an ihre Spitze befördern und ihnen ihre Verblendung in Klarsicht wandeln. Wenn wir wollen das diese Welt, dieser Boden, diese… Lebewesen unseren Standarten folgen statt schlichte Götzen anzuflehen, müssen sie bekehrt werden! Nicht wir werden auf ihren Altären landen und sie verunreinigen mit glaubensstarken Blut, nein, wir werden ihnen ihre Verfehlungen vor Augen führen und wahre Macht demonstrieren… und wer gegen uns ist, sei als Sektierer gebrandmarkt und wird getötet werden!
Die Stille war gehalten worden unterdessen es gesprochen hatte, die in Büßergewändern und Ledergeschirren gehüllten Kultanhänger standen zerstreut im Raume herum und murmelten unterschwellig ein Gebet an ihre unheiligen Götter wie zur Unterstreichung und Nachhall seiner Rede. Es hatte etwas Mystisches und zutiefst Erhabenes. Die Fanatiker würden definitiv zu ihm stehen, bis zum letzten Mann. Garoe Recyle rieb sich die scheinbar verschwitzten Hände und schob die wulstige Unterlippe vor, nickte dem Demagogen aufrichtig zu. Er war ein Genius was die Instandsetzung von Maschinen betraf, doch das Talent der Führung und Direktion versagte ihm gänzlich. Das machte ihn zum Mitläufer. Über den Mutanten, der stumm und fast reglos nahe der Tür Position bezogen hatte und wie ein versteinertes Fabelmonster wirkte, war es unerheblich sich um seine Meinung zu sorgen. Wie zu erwarten war neigte auch er den massigen Schädel um seine Einstimmigkeit zu symbolisieren. Und Niel Cander… war Niel Cander.

Ich diene dem Schädelthron Grover! Allein für deine anrüchigen Worte müsste ich dir die Zunge rausschneiden und deine Eingeweide dem Blutkessel überantworten! Deine missratene Seele den Gespielen der Höllenbruten vorwerfen! Du forderst mich dazu auf meinem Gott abzuschwören? Du willst dass ich mit dem Erzrivalen paktiere? Unendliche Schande auf mich lade und meinen Namen auf immerdar versündige und verfluche? Du bist…
Halt Cander! Überlege dir genau was du sagst und wo du gerade stehst und wie die Lage ist in der du dich befindest. Dein Bekenntnis in allen Ehren aber ich glaube du lügst dir selbst etwas vor.“ fuhr im Jarred abrupt in die hitzige Parade.
Das ließ den Khorniten zunächst überrascht inne halten, dann wurden seine dunklen Okularaugen zu pfeilförmigen Schlitzen und die abgedrängte Wut spiegelte sich wieder auf seinen entstellten Zügen.
Du wagst es… du wagst es mich des gläubigen Irrtums zu bezichtigen? Du gehst zu weit… ich werde mir deinen verdammten Kop…“ Er schickte sich dazu an loszustampfen und seinen bisher duldsamen Zerfleischerhänden die Arbeit angedeihen zu lassen auf die er sich am besten verstand.
Jarred reckte eine Hand vor und verwehrte ihm das Beenden seines von Zorn triefenden Satzes. Zwei Kultisten huschten heran um den rasenden Krieger im Zweifelsfall aufzuhalten. Sie würden es wenigstens versuchen.

Missverstehe mich nicht Cander, aber du bist noch kein auserwählter Vorkämpfer des Blutgottes, auch wenn du seine phrasenhaften Kriegsgeschreie und Schlachtrufe mustergültig von dir gibst. Auf der Zuflucht waren die meisten von uns nicht mehr als Anwärter… Bittsteller und Aspiranten. Du wolltest dich dem bronzenen Thron unterwerfen weil dir deine Verbitterung bis tief ins Mark gefahren ist und du nur im unstillbaren Blutrausch meintest Erlösung zu finden… aber ist es nicht so das du dich nie mit den anderen Möglichkeiten, sich bietenden Alternativen auseinander gesetzt hast? Es heißt man kann seine Seele nur einem Gott verpfänden… abergläubischer Unfug… du bist noch längst nicht weit das dich eine göttliche Prüfung erwarten würde, du bist in Geist und Seele so frei wie einst uns immerzu… Khorne mag deine erste, womöglich übereilte Wahl gewesen sein und ich erkläre nicht das es eine falsche Entscheidung gewesen ist, doch im hier und jetzt hat er keine Präsenz… außer über dich. Und wenn du dich nun von seinem Wüten überwältigen lässt und wir uns daraufhin alle gegenseitig aufreiben, so sage mir; wem wäre damit geholfen?
Er verachtete es. Jarred sah es ihm an. Der Krieger wankte, zerrissen vom inneren Kampf, sein reduziertes Schlächtergehirn wollte nichts sehnlicher als dem blasphemischen Täuscher mit seiner Wortgewalt das Genick brechen und auf seinem Leichnam spucken, doch ein anderer Teil fehdete dagegen an und verzerrte seine Gesichtsmuskulatur bis sie beinahe unter der Anspannung zu zerreißen drohte. Auf halber Strecke wusste der Azazerner schließlich das er obsiegt hatte. Niel ballte seine Finger zu Fäusten und stieß sie gegen seine strammen Oberschenkel, Atem entwich zischelnd seinem Mund.
Gut, ich unterstütze dich und überdenke meine geistliche Ausrichtung… ich will hoffen deine Alternativen können mir bieten was sich meine gepeitschte Seele an Befriedigung erwünscht, ansonsten… nun, du würdest es bitter bereuen.
Damit kann ich leben.“ entgegnete Jarred gutheißend.


(wird fortgesetzt)