Koron III
Ankunft in Rasankur - Druckversion

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- Die Stimme - 01-12-2010

Der morgendliche Gang durch den stillen Palast endete bei einem weitläufigen Platz, jenseits der Nordmauer. Der glatte Belag dieser Fläche wollte nicht recht in das archaische Bild der restlichen Anlage passen, war er doch eben und fugenlos wie Asphalt. Sah man einmal von kleinen Wehen Flugsandes ab, so waren die beiden Karren und ihre Fracht, welche so ziemlich genau in der Mitte standen, die einzigen Dinge auf der Fläche. Bei den Gefährten handelte es sich um eine Art Anhänger, nicht etwa aus Holz, was wohl zum Eindruck der Rückständigkeit beigetragen hätte, sondern aus Metall und Kunststoff. Jeder war mit mehrer Achsen versehen, welche wiederum mit Ballonreifen bestückt waren. Auf diesen Konstrukten nun, stand zum einen Lyras Eigene Rotormaschine, mittels dicker Stricke, gesichert, zum anderen ein längliches Gefährt. Bei Letzterem konnte es sich nur um jenes Fluggerät handeln, dass die junge Frau in Augenschein nehmen sollte.
Es besaß die rudimentäre Form eines Flugzeugs. Ein langer Rumpf, Heckflosse mir Seitenruder, Kanzel, runde Nase. Großkalibrige ZwillingsMGs ließen erkennen das es sich keineswegs um ein Gerät für Rundflüge handelte. Am auffälligsten war jedoch die Tatsache, das dem Ganzen Flügel fehlten. Dieser Fakt sorgte dafür das sich unweigerlich die Assoziation zu einer Bombe oder einem Torpedo einstellte.
Im hintern Teil des Rumpfes ließen sich vier Düsen erkennen, wohl um eine Seitensteuerung zu gewährleisen. Am Bauch der Maschine saßen zwei weitere, ebenso wie die eigentliche Antriebsturbine.
Da ist es also. Bemerkte Karlesch, der dieses Mal Lyras einzige Begleitung darstellte.
Sie es dir an so lange es dir beliebt, aber sei sehr gründlich. Man erwartet viel von dir!
Damit brachte er einige Schritte zwischen sich und die Frau, setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und bettete das Gewehr auf den Schoß.


- Lyra - 01-13-2010

[Bild: Sarurae461.jpg]

Man erwartet viel von dir! Diese Worte hallten noch lange in Lyra nach. Erwartete man wirklich so viel von ihr? Schnell fasste sie den Entschluss, dass sie all jene, die was von ihr erwarteten, nicht enttäuschen würde. Und damit machte sie sich an die Arbeit.
Der Flieger ist aber sehr gut erhalten. Zweihundert Jahre ist es nun ja her, der Krieg der Häußer und die angebliche Zerstörung der Stadt Rasankur. Der Flieger hat keine Tragflächen... die ganze Bewegung ist also von den Düsen abhängig. Ein Radgestell... das wird im Flug höchstwahrscheinlich eingezogen. Das Fehlen der Tragflächen sorgt sicherlich dafür, dass eine geringere Angriffsfläche besteht. Und sie haben höchstwahrscheinlich eine extrem hohe Wendigkeit. Ein Luftüberlegenheitsjäger also... Ich glaube aber nicht, dass das Senkrechtstarter sind... Aber von alleine können sie nicht starten, dafür bräuchten sie Tragflächen, um einen gewissen Auftrieb zu gewährleisten, bis genug Schub seitens der Triebwerke gewährleistet wird. Wahrscheinlich haben die Babys eine Art Katapult, welches sie in die Luft befördert. Egal, das ist jetzt einmal unwichtig. Hier ist das Cockpit... ja, die Luke geht schön auf. Dann nehmen wir mal Platz... Ja, fühlt sich schön an. Aber ich glaube, als Hüne könnte man hier schon Schwierigkeiten haben. Was haben wir denn hier für Instrumente... Das übliche... Radar... Künstlicher Horizont... Funk... Tankanzeige... natürlich Leer... Schauen wir uns mal den Motor an... Hier ist die Verdeckklappe... kann ich das einfach so aufmachen? Natürlich wieso denn nicht. Aber wenn die ganzen Geschichten vom Geist der Maschine nun doch stimmen? Wenn die Maschine rebelliert, weil ich sie nicht darauf vorbereitet habe, dass ich die Klappe öffne? Immerhin hängt mein Leben von der Maschine ab, wenn ich nicht in der Lage bin, sie zu bedienen, wird man mich zur Rechenschaft ziehen, dafür, das ich den heiligen Luftraum betreten habe. Und dann ende ich als eine weitere Leiche neben den ganzen anderen gepfählten... Geist der Maschine, höre mich als deine Dienerin an! Ich möchte dir kein Leid zufügen, ich will dir Helfen und dich in neuem Glanz erstrahlen lassen! So gewähre mir die Erlaubnis, fortzufahren.
Diesen Satz hat sie noch in der Flugschule gelernt. Das Verdeck wurde geöffnet, Licht fiel in das Innere. Zwar war diese Maschine für Lyra sehr neu, doch sie versuchte so viel wie nur möglich zu lernen, traute sich jedoch nicht, den Motor auf zu schrauben. Nach einiger Zeit, der Schatten der beiden Maschinen war bereits ein wenig gewandert, schloss Lyra das Verdeck wieder und ging zu ihrer eigenen Maschine, wo sie den Verschluss vom Tank öffnete und mit dem Schlauch knapp 15 Liter Treibstoff in eine der Tonnen pumpen ließ. Diese Tonne rollte sie dann vielmehr, als dass sie sie wirklich trug zu der anderen Maschine, Namen hatte diese noch keinen. Nach kurzem Suchen fand sie auch bei dieser die Öffnung für den Tank und füllte dort den Treibstoff hinein. Sorgsam stelle sie das Fass und den Schlauch weiter zur Seite, bevor sie in den Flieger einstieg, das Cockpit schloss und den Motor startete. Dieser wollte nicht sofort starten, erst beim dritten Versuch. Doch dann sprang er an, die Düsen begannen zu arbeiten, im Leerlauf, denn die Schubregelung hatte Lyra auf Null gestellt und die Bremsen am Gestell verhinderten ein Wegrollen. Vorsichtig erhöhte Lyra kurz den Schub, die Maschine reagierte, wollte arbeiten, doch sie wurde unterbrochen, als Lyra den Schub wieder verminderte, denn sie wollte nur wissen, ob die Düsen funktionieren, und nicht gleich los fliegen. Sie wiederholte diese Prozedur mit den Pedalen und dem Steuerknüppel, denn je nachdem, welche Bewegung gemacht werden sollte, wurden andere Düsen aktiviert. Es schienen alle zu funktionieren, und die Pilotin war damit sehr zufrieden. Der Motor wurde wieder abgeschaltet und sie stieg aus. Die Sonne brannte erbarmungslos auf sie herab, stand sie nun doch schon sehr hoch. Es war bestimmt schon Mittagszeit. Das Fass und der Schlauch wurden wieder in der „Göttliche Rettung“ verstaut, und aus einer Metallkiste in dieser, entnahm sich Lyra eines der Fertiggerichte und eine Flasche Wasser. Kurz zählte sie nach, wieviel sie denn noch hatte. Noch knapp Zwanzig kleine Plastikflaschen mit je einem halben Liter reines Quellwasser sowie noch ein knappes Dutzend der Essenspakete befanden sich in der Kiste, genug zum Essen und Trinken für fast eine Woche. Da fiel ihr Karlesch wieder ein. Sie hatte ihn ganz vergessen. Ob er wohl auch Hunger hatte? Sie entnahm der Kiste noch eine Flasche und ein Essenspaket und ging zu dem Krieger, welcher die ganze Zeit hinweg in dieser schweren Rüstung in der Sonne gesessen hatte.
Prä-Rasankuri? Ich habe etwas zu Essen und zu Trinken für euch. Sagte sie, während sie ihm die, für Noble umstände dürftige Mahlzeit reichte. Das ist Grox-Fleisch, kommt nicht von hier, sondern aus einem der anliegenden Systeme. Ihr seid es wahrscheinlich gewöhnt, die Herzen eurer Feinde zu essen, aber dieses Fleisch wird euch sicher nicht umbringen. War der Krieger dankbar? War er überhaupt hungrig? Lyra konnte es nicht erkennen. Zum Einem, weil dieser Mann den Helm trug, zum Anderem hätte sie aus seinem mutiertem Gesicht wahrscheinlich nicht einmal etwas herauslesen können. Aber zumindest nahm er das dargebotene Essen an. Lyra setzte sich eine knappe Armlänge neben ihm hin, jedoch nicht ihm gegenüber oder in seine Richtung schauend, war sie doch nicht erpicht darauf zu sehen, wie er mit diesen Beißwerkzeugen aß.
Wenn ihr erlaubt, würde ich euch gerne was fragen. Wie seid ihr hierher gekommen? Und wie seid ihr zu dem geworden, was ihr jetzt seid? Dass Lyra Interesse an seiner Geschichte hatte, war nur zum Teil richtig, denn der eigentliche Grund, wieso sie Karlesch fragte, war, dass sie etwas zu tun brauchte. Als sie sich noch die Maschine angesehen hatte, war sie beschäftigt. Doch essen zählt für sie nicht als Beschäftigung, sondern vielmehr als etwas notwendiges, was man machen muss. Ein Gespräch hingegen war wieder eine Beschäftigung.


- Die Stimme - 01-13-2010

Mit fehlendem Elan legte sich die Hand des Kriegers auf den Griff seine sichelförmigen Schwertes und mit schräg gelegtem Kopf begutachtete er die junge Pilotin.
Verspottest du mich? Allein der Verdacht darauf gibt mir das Recht dich in Streifen zu schneiden und wenn ich es nicht tue, dann liegt das allein daran das es zu heiß dafür ist. Er drehte den Kopf zur Sonne und beschirmte die Augen mit der Linken. Der Sonnenadler ist grausam heute. Damit richtete er seine Aufmerksamkeit auf die dargebotene Nahrung und der sehnige Körper spannte sich sichtlich an. Jede Faser strahlte Misstrauen aus. Rasankur war kein Ort wo Geschenke gemacht wurden. Dennoch griff er nach Flasche und Packung, begutachtete beides eingehend. Lang hab ich nicht mehr so klares Wasser erblickt. Er hielt es gegen jenes Licht, das er eben noch verflucht hatte und probierte dann vorsichtig. Karlesch trank wenig und verstaute den Rest sehr sorgsam.
Du bist sehr viel unbedarfter als du es an diesem Ort sein solltest. Hier ist Derartiges keine Tugend, hier bedeutet Schwäche und Mitleid den Tod. Dennoch beschloss der Prä-Rasankuri ihre Fragen zu beantworten. Vielleicht als Gegenleistung für diese reichhaltige Nahrung.
Einst trug ich einen anderen Namen und gehörte einem mächtigen Beduinenstamm an. Den Kuss der Götter, er berührte seine Beißwerkzeuge, erhielt ich noch im Leib meiner Mutter. Als Er, dessen Träume auf den Carnaks der Nacht reiten, die Stadt des Drachens erweckte schloss sich unser Stamm anderen Pilgern an um den Weisungen der Seher zu folgen. Der Fürst war es der uns vereinigte und in die erste Schlacht führte. Mit dem Blut der Gefallenen salbten wir das erwachte Rasankur und lobpreisen den Namen des schwarzen Drachen mit jedem weiteren Feind, der unter unseren Klingen vergeht. Ich brachte viele Verblendete auf dem Altar der Schlacht dar und bekam den Kelch gereicht. Zweihundert Jahre lang haben sie unser Volk verlacht und dahingemordert. Jetzt ist es an ihnen zu bluten. Der Fürst verspricht uns kein Paradies, er verheißt Stärke für die die bereit sind dafür zu kämpfen und sich den Göttern zu öffnen. er verspricht uns Macht und Rache! Das ist um einiges mehr als wir von den Dienern des Sonnenadlers erwarten können.
Genügt das deiner unangebracht, kindlichen Neugier?



- Lyra - 01-14-2010

Ob das eine Beleidigung war, oder nicht, das liegt ganz im Auge des Betrachters. Von meiner Seite aus, war es nicht als Beleidigung Euch gegenüber gemeint. Und es ist mir egal, ob es als Zeichen der Schwäche zählt, wenn ich jemand anderem an einem heißen Tag Wasser anbiete. Es ist doch mehr als offensichtlich, dass ich schwach bin. Ein jeder der Euren hätte keinerlei Problem, mich zu überwältigen und zu töten. Und wieso seid ihr so misstrauisch ob dem dargebotenem Essen? Hast ihr Angst, dass es vergiftet sein könnte? Wenn dem so ist, so kann ich euch beruhigen. Und wenn ihr mir nicht glaubt, so können wir gerne die Essenspakete tauschen, habe ich euch das Paket mich dem gegrillten Groxfleisch nur gegeben, weil ich dachte, dass ihr solches gegenüber den Käsenudeln, die ich habe, bevorzugen würdet.
Lyra musste kurz unterbrechen, die Packung war zu fest verschlossen, als dass sie diese aufreißen könnte, während sie Sprach. Ihr linker Arm vermochte es zwar, diesen Kunststoff zu zerreißen, ihr rechter Arm war jedoch nicht bionisch. Mehrmals rutschte sie mit der menschlichen Hand ab, weil die Mechanische zu fest zog, doch mit einem Mal riss die Packung längs auf. Der Inhalt, bestehend aus weiteren kleinen Plastikpäckchen, sowie eine Schale und Besteck aus Kunststoff, kullerte auf den Boden.
[Bild: 800px-MRE_f2tp.jpg]
Das ist so ähnlich wie das Essen bei der imperialen Armee, nur von weitaus besserer Qualität. Ein Lächeln umspielte ihr Gesicht. Sie hatte nie das militärische Vorbild von diesem Essen probiert, sie kannte nur ein Paar der Gerüchte die erzählt wurden.
Eines der kleinen Päckchen, die im Vergleich mit der großen Verpackung sehr einfach aufgingen, enthielt die „Hauptspeise“. Die Portionen waren im Allgemeinem doch eher klein gehalten, doch das Meiste davon lag schwer im Magen und füllte diesen dadurch auch sehr schnell.
Seht, in diesen Päckchen ist ein wenig Brot, das werdet auch Ihr bei Eurem Essen haben, denn dies ist bei jedem dabei. Dazu habt ihr dann noch eine Sauce, diese Variiert abhängig vom Gericht. Jeder hat aber wieder diese Packung Salz dabei, zum persönlichem Abschmecken.

Mich interessiert jedoch etwas... Was ist das für ein Kelch, der euch gereicht wurde? Und noch etwas: Ich dachte euer Gott wäre ein Drache. Wieso bekommt ihr dann solch ein, verzeiht wenn ich das so sage, arachnoides oder insektöses Merkmal?



- Die Stimme - 01-17-2010

Mit einem schweren Seufzer nahm Karlesch seinen Helm ab. Darunter kam ein Mann zwischen zwanzig und dreißig Jahren zum Vorschein. Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten und die Gesichtszüge ebenmäßig. Wäre da nicht eine vertikale Narbe und natürlich die unmenschliche Mutation, hätte man ihm die spröde Ansehnlichkeit der Beduinen zusprechen können.
Du weißt nichts von den Geistern und Göttern die uns lenken? Der Krieger bediente sich weiter von den Essenrationen ohne Lyras Erklärungen zu kommentieren. Dann wird es schwer für dich die erste Zeit zu überleben. Kurz schien er zu überlegen ob es an ihm sei die Unwissenheit der jungen Pilotin zu erhellen. Er war ein Rasankuri, kein Schamane und kein Weiser. Er hätte es nicht eingestanden, aber er verstand selbst kaum die Hälfte all dessen was er in den letzten Wochen gesehen und erfahren hatte. Es war noch nicht lange her als er selbst nur von Salzweizenfeld zu Salzweizenfeld gezogen war und die Eisenvögel des Sonnenkaisers gefürchtet hatte. Dann entschloss er sich ihr zu offenbaren was er wusste.
Meine Segnung ist ein Geschenk der Wüste, ich bin damit zur Welt gekommen und es ist nicht mehr als eine Erinnerung das wir uns der Geister stets entsinnen. Derartig kleine Berührungen kommen weder direkt von den Göttern noch von ihren Stellvertretern.
Der Drachen ist der Stellvertreter der großen Götter… er ist…
offensichtlich suchte er nach Worten da er es nicht gewohnt war seine Glaubenswelt zu erklären, ihr zusammengeflossener Wille. Der Mann, der als der Drachen, meistens aber als der Fürst, bezeichnet wird, ist ein Teil davon, aber nicht alles. Er ist… wie soll ich das sagen? Die Kralle des Drachen, sein zuschnappendes Maul. Die Götter haben ihn die Werkzeuge gegeben um uns zu führen. Ich selbst sah wie ihn ein Laserschuss in die Brust traf und seine Rüstung durchschlug. Er brach in die Knie… erhob sich und kämpfe weiter als sei es nicht mehr als ein Nadelstich. Ich habe gesehen wie er einen Mann über den Kopf hob wie ein Kind und ihm das Rückrad brach. Aber…nun hob er den Zeigefinger. Das allein macht den Drachen nicht aus. Da ist die Stadt, der Körper des Geflügelten… wenn man es so nennen will. Und da ist die Seherin. Jetzt senkte er seine Stimme als fürchtete er sie könnte hinter ihm stehen und ihn belauschen.
Sie ist das Sprachrohr der Götter und hat für die Gabe der Sicht ihren Verstand in die Waagschale gelegt. Einige behaupten sie hätten gesehen wie sie auf dem Gesims des höchsten Turm gesessen habe. Sie kann auf dem beinernen Rückrad eines Carnaks fliegen wenn sie sich mit dem ausgekochten Fett kleiner Kinder einreibt. Dem Heermeister, du sahst ihn vor dem Thronsaal, hat sie das Auge herausgerissen weil sie damit in andere Welten schauen wollte. Als wir die Schlacht um die Stadt gewonnen hatten, da kehrten wir in den Palast zurück. Sie hatte den ganzen Hofstaat in hautlose Puppen verwandelt, die uns entgegentaumelten und vor Schmerz laut kreisten. Das hatte sie nur getan weil sie die Zeit, während der ihr Gefährte im Kampf stand, lang geworden war. Der Fürst ist grausam, doch man kann verstehen warum und wann er es ist. Die Seherin ist wie ein bösartiges Kind, das einer gefangenen Fliege die Flügel ausreißt, allein weil es ihr Freude macht. Bete das ihr Blick niemals auf dich fällt.


- Lyra - 01-17-2010

...sein zuschnappendes Maul... murmelte Lyra kurz. Erinnerungen kamen wieder zurück. Erinnerungen an vergangene Ereignisse. Sosehr sie auch versuchte, die Errinerungen aus ihrem Denken zu verbannen, sie schaffte es nicht. Vielmehr schien es, als ob sie ihr komplettes Denken übernehmen würden. Die Stimme von Karlesch wurde immer leiser, schien aus einer weiten Entfernung nur durch den Wind zu ihren Ohren herangetragen zu werden. Nur sehr schwach konnte sie noch hören, was er sagte, doch in dem Moment war es ihr egal. In Gedanken befand sie sich schon längst wieder auf Harakon, erlebte abermals, wie ihr Arm abgerissen wurde. Die Angst, die Schmerzen, sie erlebte alles noch ein weiteres Mal. Sie wollte schreien, irgendwie versuchen den Schmerz zu verbannen, konnte aber nicht. Ihr Körper war gelehmt, saß noch immer neben Karlesch und schien diesem zu lauschen. Nur ihr Geist war weit weg.
Mit einem Mal war es wieder weg, sie saß wieder auf dem Flugfeld und aß. Was war das? Was war passiert?
Der Fürst ist grausam, doch man kann verstehen warum und wann er es ist. Die Seherin ist wie ein bösartiges Kind, das einer gefangenen Fliege die Flügel ausreißt, allein weil es ihr Freude macht. Bete das ihr Blick niemals auf dich fällt.
Ihre Hand zitterte, denn der Körper reagierte erst jetzt. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, Adrenalin in ihre Adern zu pumpen. In einem verzweifeltem Versuch sich zu beruhigen, zwang sie sich langsam tief ein- und aus zu atmen. Mit einer leicht zittrigen Stimme antwortete sie nun D-Danke für euren Rat, ... ich werde ihn mir ... zu Herzen nehmen ... und beten, dass ich von ihr verschont bleibe. ... Hoffentlich ... bete ich zu dem richtigem Gott.
Wie ein Kind, das einer gefangenen Fliege die Flügel abreißt, nur weil es ihr Freude bereitet... Bin ich nicht genauso? Habe ich nicht auch Tiere gejagt und getötet, nur weil es mir eine Freude bereitet hat? Weil es mir einen Adrenalinkick gegeben hat?
Ihr wurde unwohl. Sie brauchte irgendeine Beschäftigung, irgendetwas, wie sie sich ablenken könnte. Irgendeine Beschäftigung, um die Gedanken auf etwas Anderes zu lenken. Die Schale mit dem Essen legte sie zu Boden, sie hatte vielleicht nur die Hälfte gegessen. Stattdessen nahm sie ein Stück von dem konserviertem Brot, auf diesem konnte sie länger kauen. Dann krämpelte sie den Ärmel am linkem Arm hinauf, brachte dadurch das eingebaute Data-Slate zum Vorschein. Verzweifelt startete sie ein kleines Programm. Dass ihre Bemühungen erfolglos blieben, erkannte sie schon wenige Sekunden später, als auf dem Display ein kleiner Text erschien "Verbindung mit Master-Server erfolglos". Was hatte sie sich auch anderes erwartet? Sie war hier mitten in der Wüste und nicht in einer Makropole. Normal hätte sie so die lokale Zeitung empfangen können und diese Lesen, doch seitdem sie von Gohmor aus abgeflogen war, hatte sie keinerlei Verbindung aufbauen können. Die neueste Zeitung, die sie noch hatte, war immerhin schon drei Tage alt. Und diese hatte sie schon mehrmals gelesen gehabt. Der Ärmel wurde wieder herunter gekrämpelt und Lyra stand auf, ging wieder zu dem Flieger der Rasankuri. Sie brauchte irgendeine Beschäftigung! Deshalb besah sie sich nun die Unterseite des Bombenförmigen Fliegers.
Das Fahrgestell konnte eindeutig tatsächlich eingefahren werden, und mehrere Halterungen auf der Unterseite zäugten davon, dass man zusätzliche Waffen wie Raketen oder Bomben aufladen konnte. Zusätzlich befanden sich noch andere Vorrichtungen auf der Unterseite, jedoch andere, als die Waffenaufhängungen. Diese, so war sich Lyra sicher, waren die Vorrichtungen, um den Flieger auf das Katapult zu befestigen und in die Luft zu schleudern. Doch wo könnten diese gelagert sein?
Prä-Rasankuri Karlesch, sagt, ihr wisst nicht zufällig, wo die anderen Flieger und die Katapulte gelagert werden?
Vielleicht wusste er es, die Chance war gering, aber dennoch vorhanden. Es war jedoch unwahrscheinlich, dass er es tatsächlich wusste, weshalb Lyra auch nicht erwartete, dass sie nun eine Brauchbare Antwort erhalten würde.


- Die Stimme - 01-27-2010

Man hat diesen Flieger hier, meines Wissens nach, aus länglichen Röhren gezogen, Schächte die schräg in die Erde führen und in deren unteren Teil die Maschinen fast aufrecht stehen. Durchaus möglich das es sich dabei um Katapulte oder Abschussvorrichtungen handelt. Eher der Krieger seine Überlegungen weiter ausführen konnte erklang ein Ruf, vom Rande des Feldes und zwischen den Häusern hervor. Karlesch griff nach seinem Gewehr und hatte das Essen ebenso sehr vergessen wie die Spur Freundlichkeit, die ihm die Pilotin entlockt zu haben schien. Während er sich mit der einen Hand die Metallfratze über das Gesicht zog, wickelte er mit der anderen den Riemen seiner Waffe um den Unterarm, um sich so einen festeren Griff zu schaffen.
Schon rannte er in Richtung Häuserfront. Das Lyra ihm in ein paar Metern Abstand folgte, merkte er entweder nicht oder es war ihm egal. Sie hatten die hälfte der Strecke hinter sich gebracht als wieder ein Ruf erscholl, welcher den Prä-Rasankuri stutzen ließ. Es hatte sich weder um einen allarmierenden, noch um einen feindlich klingenden Laut gehandelt. Vielmehr hatte er… freudig geklungen. Vorsichtig umrundete der Krieger eine Häuserecke und verharrte. Die Straße endete in einem kleinen Platz, dessen Mitte von einem Wasserspiel dominiert wurde. Die Skulptur, im Zentrum eines hüfthohen Beckens, zeigte zwei Recken in mannhaftem Kampf, ein jeder sich gegen die gekreuzte Klinge des anderen stemmend. Umgeben waren diese, der Erinnerung längst entschwundenen, Helden von einer Schar grotesker Dämonengestalten. Ob sie den Kriegern beistanden oder begierig auf die Seele des Unterlegenen lauerten blieb der Fantasie des Betrachters überlassen. Künstlerische Interpretation trat ohnehin in den Hintergrund, war doch viel bemerkenswerter das jedes der steinernen Spottwesen hell glitzernde Wasserkaskaden spuckten. Das Becken war schon bis zur Hälfte gefüllt und sah man von den Resten des angesammelten Schmutzes ab, der in kleinen Flocken auf der Oberfläche trieb, war das kühle Nass glasklar.
Vor dem Springbrunnen standen zwei Bedienstete und zwei Rasankuri, Letztere offensichtlich eine der Patroullien. Einer der Diener war auf die Knie gefallen und hatte die Hände zur sonnenabgewandten Seite des Himmels erhoben. Der andere hielt noch immer seinen Korb voll Trockenfrüchte umklammert und starrte nur auf das Schauspiel der plätschernden Fontänen und Wasserfiguren. Der größere der beiden Rasankuri, es war der dessen Freudenrufe sie gehört hatte, löste sein Sturmgewehr und gab einige Schüsse in die Luft ab, was die Bediensten zusammenfahren lies. Der zweite Krieger ließ sich davon jedoch nicht stören. Er hatte seinen Helm abgenommen und mit Wasser gefüllt. Begeistert wie ein kleines Kind goss er sich den Innhalt über den Kopf, so das seine verfilzte Haarpracht am Schädel klebte.
Karlesch trat nun ebenfalls hinzu und ließ die Hand durch die Essenz blühenden Lebens gleiten.
Ein Wunder! Ich habe noch nie soviel Wasser auf einmal gesehen.


- Lyra - 02-01-2010

Die Rufe hatte Lyra nicht einmal gehört, nicht sofort zumindest. Erst als Karlesch seinen Helm aufsetzte und los rannte, bemerkte sie die Rufe. Was sollte sie jetzt machen? Hier bleiben? Oder ihm nachrennen? Sie entschied sich für letzteres. Zwar schaffte sie es keineswegs den Krieger einzuholen, doch sie schaffte es zumindest, den Abstand zu halten. Doch der Anblick, der sich ihr nun erbot, überraschte sie. In dieser wasserarmen Gegend, stand dieser Brunnen. Reich an Verzierungen und reich an Wasser. Das war es wohl, was die Leute so froh machte: das Wasser! Und wie schon alles in dieser Stadt, was sie sah, war sie auch bei dem Brunnen von der Architektur beeindruckt. Natürlich, in den Städten des Imperiums wäre wahrscheinlich ein anderes Motiv benutzt worden, doch nichtsdestotrotz schienen auch diese Statuen, wie auch die anderen Statuen im Palast selbst, sehr lebendig. Nur Rost und Schmutz hielten den Schein, dass diese Wesen echt waren, zurück.
Ihr habt noch nie so viel Wasser gesehen, Karlesch? Wartet noch ein wenig, der Brunnen ist erst halb voll.
Leicht amüsiert über ihren eigenen Witz musste sie schmunzeln. Der Witz, so man diesen so nennen wollte, war jedoch weder besonders gut, noch herausragend oder sonstwas. Doch statt weiter darüber nachzudenken, schritt Lyra näher an den Brunnen heran und schöpfte mit beiden Händen ein wenig Wasser, welches sie sich ins Gesicht schüttete. Danach ging sie näher zu den Gebilden der Dämonen um diese genau zu begutachten. Sie sahen so lebensecht aus, dass man fast annehmen könnte, diese Wesen würden wahrhaftig existieren und sie hätten sich hier aufgestellt und versteinern lassen, um für die Ewigkeit bestand zu haben. Wer auch immer das hier, diese gesamte Stadt, gebaut hatte, war wahrlich ein Meister seines Handwerks

Einem trockenem Schwamm gleich, sog die Stadt das ankommende Wasser in sich auf. Immer mehr strömten zu den Wasserstellen, war doch unsicher, wie lange dieses Wunder halten würde. Die ausgetrockneten Mägen füllten sich mit dem Lebenselixier. Doch des Wasserstrom starb nicht ab, es kam immer mehr nach. Es schien, als ob jeder Liter, welcher getrunken wurde, von zwei neuen Litern ersetzt würde. Und als nun die Mägen gefüllt waren, füllten sich nun die Wasserspeicher der Stadt. Der Anblick der Stadt, die noch kurz zuvor am verdursten war, und in der es nun doch soviel Wasser gab, hatte etwas magisches, etwas atemberaubendes. Doch dieser Anblick war nur solchen vorbehalten, die schon länger hier waren. Solchen wie Lyra, die erst neu in der Stadt war und der es außerdem nie an so grundlegenden Sachen wie Wasser gemangelt hatte, konnten sich nur schwer vorstellen, was hier vor sich ging. Das war mitunter ein Grund, warum sie selbst in solch einem Moment der Freude, die Architektur betrachtete. Und das war der Grund, warum Lyra nun auch nicht mehr beim Brunnen stand. Sie war schon wieder zurückgekehrt, zu dem Flieger. Denn sie wusste, sollte sie es nicht schaffen, diesen Flieger zu beherrschen und ihr Wissen weiterzugeben, war sie dem Tode geweiht. Nicht nur dadurch, sondern auch aufgrund eines persönlichen interesses, stieg sie abermals in den Flieger, startete den Motor und rollte langsam über eine Rampe von dem Gestell hinab. Sie drehte mehrere Runden auf dem Platz. Dieses Unternehmen hatte keine Sinnhaftigkeit, er war reinstes vorspielen von Fortschritt. Starten könnte sie mit diesem Flieger sicherlich nicht, er würde nicht genug Auftrieb bekommen und in eines der Gebäude krachen. Wohl jedoch konnte sie einfach mehrere Runden drehen. Wenn dies zur Auswirkung hätte, dass ein möglicher Betrachter denkt, sie könnte die Maschine beherrschen, so war es ihr das allemal wert. Umso länger die Anderen glaubten, dass sie die junge Pilotin brauchen würden, umso länger würde sie leben dürfen. Und sie wollte so lange wie möglich leben. Jedoch wollte sie nicht die nächsten zwei Jahre damit verbringen, sich "einzugewöhnen". Sie müsste offensichtliche Fortschritte erbringen. Und genau solche würde sie auch erbringen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann hatte sie ihre nächste Aufgabe zu erfüllen. Der "Schwarze Drache", der Fürst dieser Stadt sollte zurückkehren. Und so wie sie es vom Heermeister verstanden hatte, würde es in der Gewalt des Fürsten liegen, ob sie sterben sollte, weil sie den "heiligen Luftraum" "entweiht" hatte, oder ob sie weiter leben durfte.


- Die Stimme - 02-20-2010

Ihre kleine Rundfahrt hatte einige Zuschauer angelockt, welche neugierig das brummende Ungetüm beobachteten. Die einstmaligen Beduinen waren ein abergläubisches Volk, dennoch waren sie keine vollkommenen Idioten. Natürlich kannten sie Flugzeuge, wenn auch nur als die silbernen Todesvögel, welche auf ihre Karawanen herabgestoßen waren und den Tod zwischen die Reihen getragen hatten. Das nun hier ein solches, mechanisches Ungetüm erwacht war und sich eindeutig auf ihre Seite schlug, erkannte man allgemein als ein weiteres, göttergefälliges Wunder an. Selbst jene die nicht so vollkommen und rückhaltlos in die Welt des Gläubigen abgedriftet waren, emigriere Mutanten etwa, welche Knechtschaft und Wüste überlebt hatten, sahen das Positive in dieser Entwicklung. Die Stadt hatte einen stetigen Zuwachs zu verbuchen. Sie stellte nach und nach die Selbstversorgung sicher und auch ihre Wehrfähigkeit erwachte allmählich zum Leben. Das Ganze unter der Herrschaft eines dominanten Zweigestirns. Sicherlich mochte man ihnen Grausamkeit oder sogar Wahnsinn nachsagen. Aber das waren ihre früheren Aufseher auch gewesen und hier scherte man sich nicht um Entstellungen und Degeneration. War nicht der sechsäugige Meroch ein Bergmannssklave aus Gollga gewesen? Aber niemand hatte danach gefragt, denn allein sein Können hatte er in die Waagschale werfen müssen.
Nun drehte eine bewaffnete Flugmaschine hier ihre Runden. Die Ausgestoßenen, welche in ihrem früheren Leben nicht einmal den Dreck unter ihren Nägeln als Eigentum hatten bezeichnen dürfen, würden schon bald über eine Luftwaffe verfügen. Auf den Rümpfen dieser Maschinen würde “Rache” stehen.

Eine weitere Nacht musste Lyra in der kleinen Schlafzelle verbringen und sich am nächsten Morgen erneut um den Flieger bemühen. Karlesch wich nicht von ihrer Seite, halb Kerkermeister und halb Beschützer, nahm der Insektengesichtige seine Augen niemals von ihrem Tun. Gegen Mittag dieses zweiten Tages unterbrach er sie jedoch in ihrer Arbeit.

Lasse ab und folge mir. Rief er zu der Plattform hinauf, auf welcher die Frau zu Werke ging. Das Heer kehrt von gewonnen Schlacht zurück und keiner soll zurückstehen, ihnen Huld zu bekunden. Wird man dich auch noch nicht gleich empfangen… wenn überhaupt, so sollst du den Schwarzen Drachen doch einmal geschaut haben. Säubere also deine Hände vom Öl und komm…

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- Selon - 03-06-2012

Schon den ganzen Tag machte sich Selon Gedanken darüber, welche Methode die beste und lukrativste wäre, um ein wenig an Geld zu kommen. Sein Verstand wurde umspült von Eingebungen die befürworteten, dass umso mehr Personen dabei das Leben an das Chaos gaben, die einzigste logische und lohnende Option war. Bestimmt konnte man hier ganz leicht Kopfgeld verdienen. Wie diese Opfer umkamen interessierte die meisten Auftraggeber eher weniger. Nur der Beweis des Ablebens zählte und dies war meist der Kopf. Bare Münze also, musste er jetzt nur noch die richtige Anlaufstelle finden.


Allerdings war Selon sich diesbezüglich ziemlich sicher, dass er Erfolg haben würde. Koron, ein Ort voller ungenutzter Möglichkeiten wie der Wahnsinnige festgestellt hatte. So gesehen war der Morast, den all die Bewohner dieser Stadt, ergaben, doch erquicklich und lohnend auf die ein oder andere andere Art und Weise. Zumindest war er dieser Meinung, oder war er es doch nicht? Sondern war dies nur eine Einflüsterung gewesen der er wieder anheim gefallen war? Der Chaos Anhänger befand schließlich, dass ersteres definitiv richtig war und setzte sich in Bewegung.


Seine schwarzen schweren Stiefel trugen ihn beharrlich von einem Punkt zu einem anderen Punkt ohne dafür bisher Tribut in Form großer Abnutzung gezollt zu haben. Irgendwo hier musste eine Art Bar sein, deren Ruf ihr voraus eilte. Auf Geschwätz gab Selon jedoch nicht viel, darum ignorierte er das Gerede der Leute. Vermutlich stimmte die Hälfte davon sowieso nicht und die andere Hälfte enthielt nur ein Quäntchen Wahrheit, dass ausführlich in kleinste Detail hochgelobt wurde. Ihm kam es hauptsächlich darauf an, seinen Ziel zu erreichen.


Vor seinem geistigen Auge hörte er die Schekel schon ein Lied von Reichtum singen, was seine Motivation steigerte, jedoch diese Vorstellung aus seinem kranken Geist entsprang und nichts mit der Realität zu tun hatte. Der Chaos Anhänger merkte dies jedoch nicht, zu undeutlich war die Grenze zwischen Wahn und Klarheit, wie ein Spinnenfaden der ohne Zeitdruck an einem Ort gespannt wurde und sich langsam aber stetig weiterzog und irgendwann eine Form annehmen würde.


Nach einiger Zeit hatte er sein Ziel erreicht und seine rechte Hand, gehüllt in einen schwarzen Handschuh, der, wie man ohne Probleme erkennen konnte, schon einiges miterlebt hatte, drückte die Türklinke herunter. Quietschend und knarrend öffnete sich diese und Selon befand, dass die Scharnieren ein wenig Ölung vertragen konnten. Sofort stieg ihm der vertraute Geruch solcher Etablissements in die Nase. Schales Bier, verwässerter Whiskey, geräuchertes Fleisch, Qualm der in den Augen stach und ein wenig nach Rauschmitteln roch, all dies schwängerte die Luft und sorgte für ein vertrautes Gefühl. Abschaum, genau hier bin ich richtig. Dachte er sich belustigt und sein Blick musterte die Gestalten die sich hier die mehr als zweifelhafte Ehre gaben.


Ein kurzes lächeln umspielte seine Lippen. Genau hier war er richtig, jetzt galt es nur noch die Ohren und vor allem die Augen offen zu halten. Schließlich wollte der Chaos Anhänger ein wenig Geld verdienen und die Bar nicht mit einem Messer zwischen den Rippen wieder verlassen. Was er jedoch nicht für jeden hier garantieren konnte. Einige Male hatte er miterlebt wie nach einem Drink zu viel, eine Schlägerei durchaus tödlich enden konnte. Hier auf sein Sturmgewehr zurück zu greifen wäre purer Selbstmord gewesen. Vermutlich, so schätzte er die Situation ein, sollte es hart auf hart kommen, musste er sich mit seinem Messer verteidigen. Aber wer wollte schon das Chaos an die Wand malen? Außer ihm, vielleicht.


Mit einem kurzen Kopfschütteln bedeutete er dem Wirt dieses Lokals das er vorerst nichts trinken möchte. Dafür viel sein Blick auf die leicht bekleidete Bedienung, welche von ein paar Betrunkenen reichlich Trinkgeld bekam. Eines haben alle besoffene Idioten in der Galaxie gemeinsam, nach ein paar zu starken Getränken gebt ihr freudig eure Schekel an halb nackte Mädchen ab, dabei gibt es doch wesentlich bessere Arten, der Investition. Ein Lachen ertönte aus Selons Kehle bei diesem Gedanken und es wirkte fremdartig, nicht wie ein Geräusch das ein menschliches Stimmband erzeugte. Der Wahn hatte offenbar schon tiefer den Körper des Mannes durchfurcht als angenommen.


Dieses brachte ihm direkt einige neugierige Blicke ein, auf die er gut und gerne auch verzichten konnte. Vielleicht sollte er doch etwas trinken, damit sein Wahn wenigstens Sinn machte und er für einen kurzen Augenblick wenigstens, einen Moment der Klarheit im Alkohol erhielt. Zudem würde es die neugierigen die zu ihm herüber sahen auch beruhigen. Vermutlich gingen diese davon aus, der Chaos Anhänger sei hier um sie zu beobachtete und einen Kampf Aufgrund eines Anfluges von Paranoia mochte er aus dem Weg gehen. Er wollte Arbeit und kein Massaker mitten in einer Bar anzetteln...