Koron III
Heiliger Krieg - Druckversion

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- Die Stimme - 08-31-2014

Das Kettenschwert verstummte.
Vielleicht hatte sich irgendetwas im Laufwerk verklemmt, oder ein parierter Schlag hatte ein essentielles Teil beschädigt. Auch möglich das der Dauerbetrieb zu viel für die alte Waffe gewesen war. Wie es auch sein mochte, das röchelnde Ersterben hatte etwas Bezeichnendes, denn wie der Motor, brach auch der Widerstand der PVSler zusammen. Wohl konnte man nicht behaupten, dass es ihnen an Kampfesmut fehlte. Niemanden verblieb jedoch, der sich noch unverletzt nennen konnte. Auch Munition war nur noch in den Waffen der Horninger vorhanden.
Tote säumten das Feld, Verwundete beider Seiten krümmten sich im Dreck oder verwendeten all ihre Kraft darauf zu Wimmern und ihre Schmerzen heraus zu brüllen.
Die Hauptlast der Kämpfe hatten die grimmigen Krieger aus der Schwämme getragen und unter ihnen war der Blutzoll über die maßen hoch gewesen. Doch in der Sekunde, wo es für die Gohmorer so hatte wirken müssen, als können sie dem Feind einen Rückzug abtrotzen, wenn auch nur vorübergehend, verzog sich der Nebel. Durch die ausgedünnten Reihen der Küstenbewohner rollten Panzer nach vorn, die Klappen der Raketenschächte drohend geöffnet. Zwischen den stählernen Ungetümen marschierten Soldaten, welche man im ersten Augenblick für segensreiche Verstärkung hätte halten können. Uniform und Ausrüstung war beinahe identisch mit der, der Gohmorer. Lediglich das sie nicht in sattem Königsblau, sondern in dunklem Grün gefärbt waren. Auch waren sie unverbraucht und ihre Ausrüstung konnte, im Vergleich mit allen anderen Kombattanten, als sauber bezeichnet werden. In Reih und Glied stießen sie zwischen den Panzern vor, die Gewehre vorgereckt. Noch vor einer Viertelstunde wäre diese Art des Aufmarsches ein Garant für weitere Reihen aus Leichen gewesen. Maschinengewehre und schwere Bolter hätten die Formationen auseinandergerissenen. Diese schweren Waffen waren nun genauso leer wie Gewehre und Pistolen. So gab es nicht außer böse Blicke und blutverschmierte Bajonette, die sie den Anrückenden entgegensetzen konnten.
Die Küstenmänner zogen sich hinter die Linien der Neuankömmlinge zurück, welche etwa fünfzig Meter vor der letzten Stellung der PVSler zum Stehen kamen. An einem der Panzer flatterte das Banner Truzt. Der Mann, der sich am Turm des Gefährt festhielt, trug eine Uniform, die besser in einen Kommandostab gepasst hätte, als auf das Gefechtsfeld. Der Panzer stieß eine schwarze Wolke aus Abgasen in die Luft und verfiel dann in den Leerlauf. Der Uniformierte auf seinem Rücken tat ein paar Schritte auf der Wanne und betrachtete das Häufchen Übriggebliebener. Die Hände hinter dem Körper verschränkt, wanderten seine Augen von einem zum anderen und ab und an nickte er, als würde das Gesehene irgendeine Theorie bestätigen.
Schließlich ließ er sich von einem der Soldaten ein Megaphone hinauf reichen und hantierte kurz mit dem Gerät. Es gab eine kreischende Rückkopplung, dann würde die Stimme des Sprechers ordnungsgemäß verstärkt.

Soldaten Gohmors!
Ihr habt tapfer und standhaft gekämpft. Man hat euch getäuscht und für eine unehrenhafte Sache in die Schlacht geschickt. Dies ist jedoch das Vergehen eurer Vorgesetzten und nicht das eure. Wie erkennen euren Mut an. Doch nun ist die Zeit des Kämpfen für euch vorbei. Sich weiter wehren hieße einen sinnlosen Tod sterben und euer Blut ohne Nutzen vergießen. Legt eure Waffe nieder und ihr alle werdet eure Heimat früher oder später wiedersehen.


Erneut ein unmelodischer Ton aus dem Megaphon, als der Uniformierte es von dem Lippen nahm und zufrieden lächelnd einem der Männer neben dem Panzer zuwarf.


Angelovas Kiefermuskeln mahlten, während sie auf die stehende Front aus Fahrzeugen und Soldaten starrte. Sie war nicht wütend, sondern von einer kalten Frustration erfüllt. In ihr rangen zwei Erwägungen, beide in der Schola Progenium, seit Kindertagen in ihrem Geist verankert. Die erste war die absolute Bereitschaft, ja das Verlangen, den Kampf niemals aufzugeben, niemals zu kapitulieren und niemals einen Zoll breit Boden dem Feind zu überantworten. Sie war bereit zu sterben und von den Soldaten um sie herum weniger anzunehmen wäre Ketzerei gleichgekommen. Was hatten sie noch? Messer, persönliche Klingen, Gewehrkolben, Fäuste, vielleicht noch ein paar Schuss Unterlaufschrot. Vielleicht konnte auch der Laman Russ seine letzten Augenblicke als Rammbock verleben. Das gegen frische Truppen und frische Panzer. Stoff für Lieder und Legenden, große Geschichten und Statuen auf prestigeträchtigen Plätzen. Ruhm und Effizienz standen hier jedoch nicht im Verhältnis zueinander.
Und damit wäre dann auch die zweite Überlegung benannt gewesen.
Man hatte ihr nämlich auch beigebracht, dass sinnlose Opfer die Art des Feindes waren. Orks rannten in blinder Gier auf Kampf in Sperrfeuer und Vernichtung. Der Erzfeind schlachtete hunderttausende der eigenen, verblendeten Ketzer im Namen ihrer abartigen Götzen dahin. Für den Imperator sein Leben hinzugeben war ein Privileg, es sinnlos fortzuwerfen war eine Sünde. Einen Angriff würde nichts erreichen, keinen Feind töten und die Männer der Streitkräfte ohne längerfristigen Sinn verheizen.
Was tun, was tun? Sie hatte sich ein Feldkommando gewünscht, gehofft nicht wie die meisten anderen Junioren in Ausbildungskompanien zu versauern oder alle Jubeljahre ein paar Mutanten zu jagen. Aber das war kein Sprung ins kalte Wasser, das war mit dem Kopf voran auf eine Eisfläche.
Sie sah von dem selbstgefälligen Haufen Truztlern, die den Kampf zum Großteil den Horningern überlassen hatten, auf die Männer und Frauen, die sich um sie gescharrt hatten und von ihr eine Entscheidung erwarteten. Der kommandierende Offizier, Leutnant von Skallen, lag in diesem Moment bewusstlos unter dem Messer dieses ausgemergelten Arztes. Auch um des Rest ihres, vom Schicksal zugeteilten Haufens, war es nicht wesentlich besser bestellt. So gut wie alle waren verletzt, viele sogar so schwer, dass sie ohne Behandlung den Mittag dieses Tages nicht erleben würden.
Sie wie Lämmer zur finalen Schlachtbank zu führen konnte nicht ihre Aufgabe sein. Aber sie anzuleiten, in dem was nun kommen würde, dazu sah sich sich berufen. Irgendwann würde dann der Tag anbrechen, wo diese verräterischen Hunde für den Treuebruch würden zahlen müssen. Vielleicht hatte sie in dieser gesegneten Stunde ein paar der hier Anwesenden an ihrer Seite.
Angelova hob die stille Kettenklinge und deutete auf den selbstgerechten Schweinehund auf dem Panzer. Dann warf sie sie in den Dreck.
Halb entsetzt, halb erleichtert blickten sie die an, die noch die Kraft hatten die Augen zu heben. Dann folgten sie ihrem Beispiel und entließen die Waffen aus ihren Händen.


- Hoyt Calder - 08-31-2014

Die Verhandlungen liefen wie erwartet nicht nach Hoyts Wünschen, aber was konnte er auch tun. Allein, abgeschnitten von den eigenen Truppen, vor sich mindestens ein Dutzend Feinde, die auf ihn zielten und als einzigen Schutz eine sich selbst einnässende Geisel. Viele Optionen blieben da nicht. Er konnte entweder versuchen zu den eigenen Linien zu rennen und dabei zum Imperator beten, dass die Schüsse ihn nicht treffen würden, ein Versuch, der wahrscheinlich eher früher als später mit seinem Tod enden würde. Oder sich wie gefordert ergeben und hoffen, dass die Horninger ihn anständig behandeln würden. In Hoyts Innerem rangen zwei Kräfte miteinander. Einmal sein Pflichtbewusstsein und sein Stolz als Soldat, die ihn daran hinderten sich gegenüber einem Gegner wie diesem zu ergeben. Die Vorstellung sich als regulärer Kämpfer dieser Miliz zu ergeben, war beschämend. Während seiner Zeit auf Pentax hatte sich die Große Kompanie auch nie irgendwelchen Aufständischen und Milizionären gebeugt. Dort war er aber auch nie in solch eine hoffnungslose Lage geraten. Aber da war auch die Stimme des Zweifels, die beharrlich an seiner Entschlossenheit nagte. Die Kerle auf der anderen Seite erschienen ihm eigentlich ganz vernünftig und nicht wie die verblendeten Fanatiker, von denen man immerzu in der Frontzeitung lesen konnte. Und sein Unwille sich zu ergeben, entsprang er nicht viel eher der Angst von der Kommissarin erschossen oder später vor ein Militärgericht gezerrt zu werden? War dieses sinnlose Hinhaltegefecht bis zum letzten Mann wirklich sein Leben wert? Fortgeworfen für nichts und wieder nichts. Der Zweifel setzte sich in Hoyts Verstand fest, wischte alle Bedenken mit dem Versprechen heil aus der ganzen Lage wieder herauszukommen hinweg und brachte den Wall des Pflichtbewusstseins zum Einsturz. Hoyt sicherte seine Pistole und warf sie einen Meter von sich entfernt in den Schnee. Die Maschinenpistole, Messer und Handgranate folgten kurz darauf. Dann schubste er den nach Urin stinkenden Jungen in Richtung seiner Leute und folgt ihm mit hinter seinem Kopf verschränkten Händen.
"Du hast recht. Aufzugeben ist wohl die einzig richtige Wahl, die mir noch bleibt."
Hinter sich hörte er eine von einem Megaphon verstärkte Stimme den verbliebenen Gohmorern befehlen sich zu ergeben. Mit einem Blick nacht hinten schaute er in Richtung der Kommissarin, darauf wartend wie sie reagieren würde. Ein letzter so glorreicher wie auch sinnloser Angriff, dass wäre es gewesen was Hoyt von einem imperialen Kommissar wie ihr erwartet hätte, dass und nichts anderes. Aber aufgeben, war das ein Wort, das die schwarzgewandten Politoffiziere überhaupt kannten? Normalerweise hätten sie doch jeden sich Ergebenden exekutiert, ein mahnendes Beispiel für die anderen, was mit Feiglingen geschehen würde. Aber wenn selbst eine Komissarin, also ein vorgesetzter Offizier, die Waffen streckte, konnte das doch nur bedeuten, dass sein eigenmächtiges Verhalten legimitiert war. Falls er also jemals vor einem Militärgericht landen sollte, wusste er auf wen er seine Verantwortung würde abladen können. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlenderte Hoyt fast schon in Richtung der Horninger und seiner Kriegsgefangenschaft.


- Fedor - 09-02-2014

Ihre Lage war hoffnungslos gewesen. Das war Fedor schon klar geworden, als er und Kurt die Stellung erreicht hatten. Nachdem dieser im Krankenlager abgeliefert worden und Fedor von einem Unteroffizier wieder in die Gefechtslinie geschickt worden war, konnte er sehen wie schlecht es um sie bestellt war. Die Maschinengewehre und schweren Bolter wurden eines nach dem anderen durch gezielten und konzentrierten Beschuss zum verstummen gebracht und unter den anderen Soldaten stiegen die Verluste immer weiter an, während gleichzeitig die Munition immer knapper wurde. Der Panzer hinter ihnen schoss auch immer seltener und seine angebrachten Maschinengewehre und Bolter feuerten auch nur noch manchmal ein paar spärliche Salven. Man hatte sie hier zum sterben hier zurückgelassen wurde es Fedor auf einmal klar. Keiner würde sie hier rausholen, wahrscheinlich waren die anderen Offiziere und Truppen noch dabei sich schnellstmöglich zurückzuziehen. Ihre Nachhut aber kümmerte niemanden mehr, war wahrscheinlich schon als Verlust abgehakt worden. Wenn sie Glück hatten würde man ihr Opfer noch einmal in den Zeitungen gohmors hochstilisieren. Viel wahrscheinlicher war es aber, dass man ihr letztes Gefecht gar nicht erwähnen würde, würde doch sonst jedem Bürger klar werden in welch bedrohter Lage sich das Expeditionskorps von Gohmor derzeit befand.
Während ihm das alles aufging, wurde er plötzlich von etwas getroffen und blutend zu Boden in den Schlamm geworfen. Armschuss hatte ihm jemand durch den Nebel der Schmerzen zugerufen. Dann hatte Fedor das Bewusstsein verloren und in die gnädige Dunkelheit gefallen.

Das erste was er hören konnte waren Schreie, verzweifelt gestammelte Gebete und wüste Flüche. Dann konnte er den scharfen Geruch von Blut wahrnehmen und schließlich langsam die Augen öffnen. Die verschwommenen Bilder nahmen langsam Gestalt an wurden zu Menschen. Vielen Menschen, die fast alle am Boden lagen. Die meisten waren auf primitive Art und Weise verarztet worden, etwas das Fedor angesichts des nur wenige Meter entfernten stattfindenden Kampfes verstehen konnte. Zwischen den sich am Boden krümmenden Gestalten und den seltsam Stillliegenden stakte die dürre Gestalt eines Arztes umher und versuchte so gut es ging die Verwundeten zu versorgen. Eine hoffnungslose Aufgabe, noch ehe der Tag geendet hätte, würden wahrscheinlich noch einige weitere Soldaten, die hier lagen sterben. Ansonsten schien der Widerstand noch ungebrochen, denn Fedor konnte immer noch das krachen von 2-1ern hören, auch wenn es seltener erfolgte. Wahrscheinlich ging einfach die Munition langsam zu neige, vielleicht waren aber auch fast alle gefallen. Lange konnte es also nicht mehr dauern und falls die draußen noch Kämpfenden bald tot waren, konnte er nur hoffen, dass die Horninger keine Verwundeten töteten.
doch änderte sich plötzlich alles. Panzermotoren waren zu vernehmen, viele, die aber alle plötzlich alle tuckernd in den Leerlauf verfielen. Dann hörte Fedor von draußen, wie ihnen die Truztler die Kapitulation anboten. Würde die Kommissarin annehmen oder würde sie einen letzten verzweifelten Angriff starten und die letzten Überlebenden verheizen. Fedor hoffte zwar, dass die Frau irgendeine Art von Überlebensinstinkt besaß und einsehen würde, dass sie sich aus dieser Lage nicht würden heraus winden können. aber dann waren da noch die Geschichten, die er gehört hatte. Geschichten über Kommissare, die selbst in der hoffnungslosesten Lage nicht kapitulieren wollten und stattdessen einen letzten Angriff befahlen, bei dem alle daran Beteiligten starben. Doch sie schienen Glück zu haben. Von draußen hörte er, wie kurz nacheinander alle Waffe in den Schlamm fielen und die Soldaten, die noch stehen konnten kapitulierten.
Es war vorbei. Sie hatten es geschafft. Umständlich stand Fedor auf und zog dann Kurt auf die Beine, der sich auf der Schulter des Spähers abstützte. Mit einem schiefen Grinsen im Gesicht und seltsam abwesenden Augen wandte Fedor sich an seinen Kameraden und fing an unzusammenhängendes Zeug von sich zu geben.
"Wir habens geschafft... sind draußen. Wir... wir sind sicher. Kriegsgefangenschaft... die werden uns doch wohl anständig behandeln? Anständig behandeln. Haben ihnen ja schließlich nichts getan. Haben wir nicht... nein, nein. Haben wir nicht... oder doch? Kurt? Glaubst du wir sind jetzt fein raus aus der Sache? Sollen sich doch die anderen gegenseitig die Köpfe einschlagen... ja, ja lassen wir sie das machen. Was meinst du? Hm? Kurt?"


- Finley - 09-03-2014

An Bord der Potjomkin war kurz nach Erhalt des entsprechenden Funkspruches aus dem Generalstab geschäftiges Treiben ausgebrochen als die Freiwache durch die Sirenen zu ihren Stationen gerufen wurde. Schlitten mit Treibladungen, Hülsen und Granaten wanderten aus den Magazinen zu den Aufzügen und von dort nach oben in die Geschütztürme wo aus den Einzelteile der Zorn des Imperiums zusammengesetzt und geladen wurde. Kurz darauf eröffneten die Geschütze das Feuer um den Landstreitkräften in der Auffangzone Feuerschutz zu geben. An die Männer und Frauen die den Rückzug deckten verschwendete niemand auch nur einen Gedanken mehr.

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In den letzten Minuten oder Stunden hatten sie sich mit allem gewehrt was sie greifbar hatten und egal wie viele Horninger man ihnen entgegen geworfen hatten, sie hatten jede Angriffswelle zurück geschlagen und das obwohl sich kaum noch einer von ihnen auf den Beinen halten konnte. Finley hatte zuletzt die Waffen der gefallenen Feinde verwendet, da diese wenigstens noch Munition hatten, seine Klinge steckte zwar nur gut eine Armeslänge von ihm entfernt in einer noch warmen Leiche aber unter diesen Umständen hätte sie sich auch auf Terra selbst befinden können ohne dass es einen großen Unterschied gemacht hätte. Sein Blick ging immer wieder zu ihrem Funker der sich in der bestmöglichen Deckung über sein Gerät kauerte und versuchte eine Verbindung zu bekommen, doch entweder kam er nicht durch oder wurde von der Leitstelle ignoriert, da man dort davon ausging dass der Feind das Gerät erbeutet hatte. Schließlich gab er den Versuch auf und zerstörte stattdessen das Funkgerät mit samt dem Codeschlüssel in dem er ihre letzte Signalpatrone in das Gerät schoss. Das Abwehrfeuer zu dem sie noch in der Lage waren war mit jeder Welle schwächer und spärlicher geworden so dass es inzwischen immer auf ein Handgemenge hinauslief, bei dem die verbliebenen PVS Soldaten mit dem Mut der Verzweiflung und allem dem sie Habhaft werden konnten kämpften, teilweise warfen sie sogar mit Steinen auf die Gegner und nutzten ihr Schanzwerkzeug als Waffe. Lang halten die dass auch nicht mehr aus. Ging es Finley durch den Kopf als sich die letzte Welle zurück zog und den Nebel mit sich nahm nur um zu zeigen dass der Feind frische Truppen anrücken lies. Erschöpft lehnte er sich gegen den Hammerstiel um zumindest auf den Beinen zu bleiben.

Soldaten Gohmors!
Ihr habt tapfer und standhaft gekämpft. Man hat euch getäuscht und für eine unehrenhafte Sache in die Schlacht geschickt. Dies ist jedoch das Vergehen eurer Vorgesetzten und nicht das eure. Wie erkennen euren Mut an. Doch nun ist die Zeit des Kämpfen für euch vorbei. Sich weiter wehren hieße einen sinnlosen Tod sterben und euer Blut ohne Nutzen vergießen. Legt eure Waffe nieder und ihr alle werdet eure Heimat früher oder später wiedersehen.


Finley spuckte bei diesen Worten nur verächtlich aus, hatten diese Paradesoldaten da keinen einzigen Schuss abgegeben sondern andere die Drecksarbeit machen lassen, kurz überlegte er ob er den Offizier zu einem Symbolischen Faustkampf fordern sollte damit er sich einem Gegner ergeben konnte der ihn wirklich geschlagen hatte, doch verwarf er diesen nachdem er sich das Kerlchen mal genau angeschaut hatte Der fällt ja bei meinem ersten Schlag um. Sein Blick in die Runde traf den der Kommissarin und beide nickten sie sich zu. Die Lage war denkbar schlecht und die Chance zu überleben um eines anderen Tages den Kampf wieder aufzunehmen die beste Option. Er verzichtete darauf seine Waffe weg zu werfen, weil er sonst wohl auch gleich mit umgefallen wäre. Die Ruhe die auf einmal auf dem Schlachtfeld herrschte war fast schon surreal zu nennen während er zum ersten mal die Luft bewusst einatmete. Eine leichte Brise brachten den Geruch nach Tang mit sich während sie den nach Blut und Tod fort wehte. Sich halb aufrichtend um die Form zu wahren wobei er etwas aus dem Augenwinkel sah. Ob es real oder ein Hirngespinst, dass durch Erschöpfung, Dehydration, die Medikamente oder eine Kombination daraus, war konnte er nicht sagen doch da flatterte ein Schmetterling durch die Gegend und lies sich kurz auf dem Handrücken des Caledonen nieder ehe er weiter flog, ganz so als würde hier nicht gerade eine Schlacht toben. Für einen Moment blickte er ihm noch nach ehe er ihn aus den Augen verlor.

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Sie waren vor fünf Minuten von einem der vorgeschobenen Flugfeldern gestartet und hatten klare Anweisungen wo sie ihre Ladung abwerfen sollten. Der voll beladene Flieger bockte etwas als sie in einige Turbulenzen gerieten ehe sie ihre vorgeschriebene Flughöhe erreichten. Hier knapp über den Wolken war es friedlich immerhin hielten die Abfangjäger den Feind aus Distanz so dass man ihnen keine zusätzliche Eskorte mitgegeben hatte. Während die Pilotin sich einigen müßigen Gedanken hingab riss sie die Stimme ihres Waffenoffiziers, auf dem Sitz hinter ihr, eben aus diesen.“Beide Triebwerke arbeiten normal, ETA 1 Minuten. Abwurfbehälter bereit. den Sprechknopf an ihrer Atemmaske drückend bestätigte sie die Meldung wobei ihr Blick automatisch die beiden Rotortriebwerke überprüfte “Roger. ETA T- 1. Sinkflug eingeleitet. Behälter scharf machen. Abwurf nach eigenem Ermessen.“ zur Bestätigung klickte es zweimal im Bordfunk während sie die Maschine nach unten kippte um durch die Wolken zu brechen. Unter ihnen zeichnete sich das Schlachtfeld ab und gewann mit jedem verstrichenen Meter an Konturen ehe ein Rucken durch den Flieger ging als die Fracht ausgeklinkt wurde und sie die Maschine für den Rückflug in eine weite Kurve gehen und wieder über die Wolken steigen lies.

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Kurz glaubte er einen Schatten am Himmel zu sehen, doch war dass wohl auch nur eine Einbildung seines übermüdeten Verstandes. Den Knall hörte er dafür um so besser, auch wenn dieser in einigen hundert Metern Höhe erfolgte und sich ein Teil des Himmels dunkler als der Rest färbte während die Flugblätter auf Truzler, Horninger und Gohmorer gleichermaßen nieder regneten. Eins davon landete Finley direkt auf dem nach hinten gelegten Kopf. Er nahm das Blatt, es war billiges in Massenproduktion hergestelltes und bedrucktes Papier, und lass sorgfältig was da geschrieben stand. Unwillkürlich fing er an zu Lachen, denn dass was da stand war ein besseres Angebot als was der Typ in der sauberen Uniform ihnen geboten hatte. Das Blatt in einer Hand haltend formte er mit der anderen einen Trichter und rief dem Offizier

“Wir benötigen medizinische Versorgung und Trinkwasser! Und Fahrzeuge für die schwer Verwundeten die nicht laufen können!“ zu womit er sich auf den Text auf dem Flugblatt mit dem er wedelte bezog, da dieses jedem Soldaten der sich ergab eben dies so wie eine standesgemäße Internierung bei guter Behandlung zusicherte.

Inzwischen hatte die Besatzung den einzelnen verbliebenen Leman Russ verlassen und stand neben diesem, wobei die Rauchsäule die sich aus der Turmluke erhob zeigte, dass sie ihr Funkgerät und den Codeschlüssel zerstört hatten. Vor dem verlassen hatten sie bereits das Hauptgeschütz und die Sekundärwaffen vernagelt. Während Finley noch die Forderungen stellte machten sie sich daran ihr Fahrzeug endgültig für den Feind unbrauchbar zu machen, indem sie mit Hilfe des Bordwerkzeugs eine der Laufketten Kette lösten.


- Die Stimme - 10-02-2014

4 Tage später...

Den Raum hatte man mehr als gründlich geputzt, das stimmte wohl und dennoch haftete ihm etwas Schmutziges an.
Der Boden war mit, auf Hochglanz gebohnerten, grünem Linoleum ausgelegt, in welchem unachtsam verrückte Stühle und unzählige Schuhsolen Dellen aller Art hinterlassen hatten. Die Wände bedeckte eine Art gelblicher Tapete, die im Licht der zwei kalten Neonröhren leicht glänze. Ein Eindruck der ihr einen schleimigen Charakter verlieh, auch wenn es wohl eher darauf zurückzuführen sein würde, dass sie abwaschbar war. Dennoch hatten sich an einigen Stellen braune Flecken festgesetzt, dem Putzkommando hartnäckig Widerstand leistend.
Für die widerspenstigen Rückstände mochte es allerhand Erklärungen geben, aber ausgerechnet die unangenehmsten pflegten die zu sein, die einem Betrachter an diesem Ort ins Hirn krochen.
Ein Fenster gab es nicht.
Dafür einen einfachen Tisch, dessen Platte ebenfalls poliert und ebenfalls von Kratzern verunstaltet. Sogar kleinen Brandflecken waren hier und da im Holz auszumachen.
Eine schmucklose Schreiblampe zeigte sich mittels Schrauben mit dem Tisch verbunden. Zwei einfache Stühle rundeten die spartanische Einrichtung ab. Auf einen dieser Stühle wurde nun Hoyt Calder gesetzt und ma zog ihm den Sack vom Kopf. Der stämmige Soldat, der diesen Vorgang durchgeführt und ihn wohl seit dem Verlassen der Haftanlage als Blindenhund gedient hatte, verschloss die Tür von innen und nahm neben ihr Aufstellung. Vorher hatte er Hoyt jedoch noch von seinen Handschellen befreit.

Verzeihen sie die Behandlung, Vorschriften sind Vorschriften.
Aber das muss ich ihnen ja kaum sagen.
Der Mann, der dies verlautbaren ließ, während Hoyt noch die blende Helligkeit wegblinzelte, saß vor ihm. Getrennt wurden sie durch den Tischveteranen.
Sein Gegenüber mochte fünfunddreißig Jahre zählen. Er war nicht sehr groß, soweit das im Sitzen zu beurteilen war. Eine korrekte Frisur, kurz geschnitten, nach der aktuellen Haarmode in Truzt. Gepflegte, kleine Zähne, ein wenig unsymmetrisch vielleicht, aber nicht ansatzweise so sehr, dass es auffallen würde. Überhaupt war dieser Mensch ausnehmend unauffällig. Weder so hässlich, noch so attraktiv, dass man ihm auf der Straße auch nur mehr als eines Blickes gewürdigt hätte. Lediglich die Falten um seine Augen stellten eine minimale Ausnahme dar. Möglicherweise Lachfalten, oder ein Leben unter einer sengenden Sonne, oder aber das misstrauische Zusammenkneifen als oft probierte Übung. Eine weitere Allerweltseigenschaft viel nur dadurch ins Gewicht, dass Hoyt seit vier Tagen nur Uniformierte zu Gesicht bekommen hatte. Dieser hier war in einen preiswert wirkenden, wenn auch perfekt sitzenden, braunen Anzug gekleidet.
Wie dem auch sein mochte, seine Stimme jedenfalls war angenehm und klang nicht im geringsten bedrohlich. Ein klein wenig genervt höchstens. Wie etwa bei einem Postbeamten, der eine leidige Sache schnell, aber zur Zufriedenheit aller aus der Welt schaffen wollte.
Zigarette?
Ein ungeöffnetes Päckchen wurde zum Vorschein gebracht und aus dem Packpapier gewickelt, in denen man sie in diesen Breiten am Kiosk bekam. Auf der Schachtel war eine Unterwasserlandschaft mit üppiger Flora und Fauna abgebildet, durchbrochen vom Wort „Brise“.
Ich jedenfalls brauche ein, zur Entspannung. Zur Auflockerung so zu sagen. Immerhin haben wir einiges zu bereden, Sie und Ich.
Sein ungewollter Gastgeber klopfte sich einen der Glühstängel heraus und entzündete ihn mit einem Schwefelhölzchen. Die Zigaretten waren in grünliches Papier gewickelt und auch die Füllung war von einem satten Grün. Offensichtlich Seetang. Der Geruch war jedoch nicht unangenehm, schwer und würzig breitete er sich im Raum aus.
Der Anzugträger holte einen Aschenbecher hervor, scheinbar war auf seiner Seite des Tisches eine oder mehrere Schubladen angebracht. Das Gefäß aus leichtem Blech wurde zusammen mit der Schachtel und dem Zündholzbriefchen soweit nach vorn geschoben, dass der PVSler alles bequem erreichen konnte.
Nur zu... keine Scheu. Er wandte den Blick ab, als sei es ihm völlig gleichgültig, was der andere tat. Seine volle Aufmerksamkeit galt der Aktenmappe aus Pappe, die ebenfalls aus den Untiefen der Schubladen auftauchte. Er klappte sie auf, und überflog lediglich das erste Blatte. Dann richtete er das Dokument mit übertriebener Sorgfalt so aus, dass die Akte absolut gerade zur Tischkante lag. Nachdem er es zu frieden war, sah er mit einem schrägen Lächeln auf, ein Mundwinkel über die Maßen hochgezogen, der andere nur eine Andeutung von Erheiterung.
Also Herr Calder, ich darf mich kurz vorstellen.
Mein Name ist Hans Müller, von der Abteilung für innere Abwehr.
Das ließ er kurz wirken, als würde es dem Sentinel- Piloten etwas sagen müssen oder als wäre er etwas begriffsstutzig.
Sie bedürfen hingegen keinerlei Vorstellung, immerhin sind sie fast so etwas wie eine kleine Berühmtheit.
Sie und ihr Sentinel, versteht sich.
Er stieß Rauch durch dich Nase aus und beugte sich gespielt verschwörerisch vor. Dabei immer noch gutmütig lächelnd. Wissen sie, wie die Horninger sie nennen?
Das Läufer- Monster!
Ziemlich melodramatisch, ich weiß, aber irgendwie hat das doch auch...
Er rieb mit dem Daumen über die Kuppen von Zeige und Mittelfinger, als würde dies seine fehlenden Worte erklären. Un certain je ne sais quoi... würde man in der alten Mundart sagen. Aber psssst... Versiegelnd legte sich sein Zeigefinger auf die Lippen. Ist in öffentlichen Gebäuden verboten.
Tjaja so sind sie, die Küstenbewohner.
Ein einfaches Völkchen. Arm im Geiste, aber stark in Glauben und Körperbau.
Auf der anderen Seite haben sie zwanzig ihrer Männer mit der Maschinenkanone erledigt. Eine beeindruckende Bilanz, auch wenn es abzüglich der allgemeinen Übertreibungen dieses Menschenschlages vermutlich nur ein Dutzend waren.
Immerhin hat sich irgendein lokaler Anführer persönlich um ihre gute Behandlung bemüht. Nicht übel, wo sie doch seine Männer wie Schweine abgeschlachtet haben.
Ganz allein waren sie...
weit vorn...
die anderen ihrer Einheit irgendwo hinter sich...
Ich bewundere solchen...solchen Mut?
Nein das beschreibt es eigentlich nicht.
Für Mut hätten die die sie erschossen haben wohl auch in gepanzerten Maschinen sitzen müssen, anstatt ungeschützt auf freiem Feld herumzustolpern und sich massakrieren zu lassen.
Nein, nein... nicht Mut ist es, denn ich anerkenne.
Mutig sein kein jeder Dorftrottel.
Ich bewundere viel mehr ihre Entschlusskraft. Ihre Bereitschaft das zu tun, was getan werden muss.
Das imponiert mir wirklich, mein Lieber.
Er ließ dies im Raum stehen und lehnte sich wieder etwas mehr zurück, sein Augenmerk nun auf die Akte richtend. Eine Minute ungefähr blieb es still, während die Augen Müllers über die Zeilen huschten. Von Praxos... er stürzte kurz die Lippen, was wohl so viel wie „noch nie gehört“ aussagen sollte und lass halblaut weiter.
Große Lücke in der Vergangenheit, vermutete Söldneraktivität. Bei medizinische Untersuchung fallen Narben auf Rücken und Hintereil auf. Vielleicht durch Auspeitschen, Rutenlauf oder andere disziplinarische Maßnahmen. Dienst in Militäreinheit unbestimmter Art vermutet. Dienstantritt bei der PVS, hervorragende Kenntnisse im Bereich motorisierte Kräfte...
Natürlich!
Und dann ziemlich bald nach Horning versetzt.
Nichts Genaues über ihre Tätigkeiten während des Feldzuges.
Erste Meldung ihres Sentinels bei einem Angriff durch die Horningerkräfte eines Verzögerungstrupps.
Dann ihr heldenhaftes, letztes Gefecht. Gefangennahme durch Staatstruppen und medizinische Versorgung.
Er blickte auf und betrachtete die Klammerpflaster und frisch genähten Verletzungen auf dem, inzwischen kahl rasierten Schädel des Gefangenen. Der Arzt meint sie werden keine bleibenden Schäden davon tragen.
Dem Arm geht es auch wieder besser? Schön schön...
Müller schob die Akte ein paar Zentimeter von sich und legte die Fingerspitzen zu einem Zelt zusammen.
Nun Herr Calder soweit so gut.
Sie sind ein Kämpfer, wie ersichtlich wurde. Ein einsamer Wolf, wenn man so will. Suchen ihre Opfer weit vor den eigenen Linien.
Das sie für Gohmor kämpfen ist dabei scheinbar nur dem Umstand geschuldet, dass sie dort unseren schönen Planeten betreten haben. Sie konnte nicht ahnen welche Bedingungen auf Koron herrschen, mussten davon ausgehen, dass alles so geschieht wie es dem Imperium wohlgefällig ist.
Nur leider ist dem ganz und gar nicht so.
Die Adelsbande in der Hauptstadt missbraucht sie und ihre Kameraden als Erfüllungsgehilfen, nun das es Truzt gewagt hat mit ausgestreckter Hand auf die Wahrheit zu deuten. Die Regierung in Gohmor ist nur darauf bedacht die eigenen Pfründe abzuschöpfen, immer fetter und reicher zu werden, während das Volk zusehends verarmt.
Sie liberalisieren die Mutantengesetze, warum?
Um diesen Aussätzigen mehr Rechte einzuräumen, um ihnen ihr Dasein zu erleichtern?
Ganz sicher nicht.
Sie sind billigere Arbeitskräfte als gesunde Menschen. Dass ist alles.
Dieser verdrehten Kreaturen stehen in den Fabriken am Fließband, bauen die Munition für ihre und ihrer Kameraden Waffen, während die Slums um die Hauptstadt immer größer werden.
Haben sie sich dafür zur Armee gemeldet Herr Calder?
Als Truzt diese Zustände anprangerte, auch darauf hinwies, dass das Wahlsystem des Gouverners nicht gerecht sei, da haben sie unseren Botschafter ermorden lassen. Dann folgten Sanktionen um uns auszuhungern und schließlich hetzten sie sogar ihre Bürger auf uns, wie geifernde Hunde. Sie haben die Pilger gesehen. Es gibt unter ihnen viele redliche Menschen, deren Glaube schlicht und einfach ausgenutzt wurde. Aber wie viel Abschaum ist ebenfalls dabei? Mäuler die in Gohmor nicht mehr gestopft werden müssen und die herkommen um meine Heimat zu plündern. Sind das die Menschen die sie unterstützen wollen, zu denen sie sich zählen? Ist das die Armee in der sie dienen wollen?
In Truzt sind wir weiter. Was wir wollen ist eine planetare Regierung, bei der jeder Mensch durch gewählte Vertreter ein Mitsprachrecht über die Führung hat.
Und das ist alles.
Wir wollen Koron nicht regieren, wollen Gohmor nicht erobern oder vernichten. Gerechtigkeit... darum geht es!

So sieht es aus, Herr Calder.
Nun habe ich sie natürlich nicht herbringen lassen, um ihn meine Ansichten zu unterbreiten... jedenfalls nicht ausschließlich.
Was mich interessiert ist vielmehr, wie sie zu diesen Dingen stehen. Man betrachtet sie "nur"...
er machte mit den Fingern Anführungszeichen in der Luft, als Soldaten. Ein Automat, der eine andere Maschine steuert, der eine Waffe ist. Aber natürlich sind sie ein denkendes, fühlendes Wesen und machen sich ihre Gedanken.
Lassen sie mich bitte an diesen Gedanken teilhaben.



- Die Stimme - 10-07-2014

Der Raum, in welchem Filney sich wiederfand glich jenem, in dem Hoyt befragt wurde fast wie ein Ei dem anderen. Das gleich karge Mobiliar, die gleichen Abnutzungserscheinungen.
Tatsächlich lagen beide Räumlichkeiten direkt nebeneinander.
Dennoch gab es natürlich Unterschiede.
Angefangen bei den Personen. Wie nebenan war auch hier ein stämmiger PVSler... oder vielmehr ehemaliger PVSler, anwesend, der Finley hereingeführt und auf den quietschenden Stuhl bugsiert hatte. Auch er entfernte Kapuze und Handschellen. Im Gegensatz zu nebenan hatte dieser Uniformierte jedoch einen mechanischen Arm, der bei jeder Bewegung leise summte. Auch Finley saß ein Mann im Anzug gegenüber, doch wo sein Kollege unscheinbar war, war dieser Herr überaus korpulent, so dass sich die Hemdknöpfe, unter seiner geöffneten Anzugsjacke spannten. Er hatte kleine, aber intelligent wirkende Augen, wulstige Lippen und eine Speckrolle als Hals. Mit einem zusammengefalteten Taschentuch tupfte er von Zeit zu Zeit die Schweißperlen von Stirn und Nacken. Der feiste Eindruck seines Gesichts wurde ein wenig von dem sauber gestutzten Bart abgemildert.
Die Gesichtsbehaarung hatte er Finley voraus, denn wie alle Gefangenen waren er am zweiten Tag geschoren und mit Lauspulver behandelt wurden. Diese Vorsichtsmaßnahme, so hatte man ihnen süffisant erklärt, galt weniger der Körperhygiene der Soldaten, als der, der Pilger. Aber da sie sich mit solchen Leuten abgaben, mussten sie die Prozedur eben alle über sich ergehen lassen.

Gefreiter, Finley Argyle Patrick Cameron! murmelte der Anzugträger, ohne von der Akte vor sich aufzublicken. Dann lass er schweigend weiter. Von Zeit zu Zeit schüttelte er den Kopf, dann wieder schnaubte er, was wohl ein Lachen darstellen sollte, oder hob ungläubig die Augenbrauen. Er lass lange, etwa fünf Minuten. Das ließ auf der einen Seite vermuten, dass der Truztler viele Informationen zwischen diesen beiden Mappendeckeln hatte. Oder aber das er so tat und nicht sonderlich viel über den Mann wusste, der vor wenigen Tagen noch nicht einmal die Luft Korons geatmet hatte.
Endlich klappte er die Kladde zu und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er blickte Finley fest in die Augen und lächelte schließlich.
Ich darf mich vorstellen. Mein Name ist Hans Müller, Abteilung für innere Sicherheit.
Ich gehe davon aus man hat sie gut behandelt? Eine warme und zwei kalte Mahlzeiten am Tag, medizinische Versorgung und ihrem Rang entsprechend angebrachte Unterkunft?
Ihr Rang...
 er las noch einmal nach, als hätte er sein Gegenüber nicht bereits mit dem Dienstgrad angesprochen. Gefreiter! Naja darüber wird auch noch zu sprechen sein.
Erst einmal will ich ihnen etwaige Bedenken darüber nehmen, was hier passieren wird. Vielleicht haben sie bereits irgendwelche Räuberpistolen über die Innere gehört. Foltergeschichten und derartiges.
Nun ich kann ihnen versichern, dass sich die Nation Truzt und all ihre Handlungsorgane an die demokratischen Grundprinzipien hält, zu den wir uns aus freien Stücken verpflichtet haben. Dazu gehört auch das sogenannte Inselabkommen von 50 n.K.d.H.
Das sagt ihnen sicher nichts.
Um es kurz zu fassen: Darin verpflichten sich alle Nationen Korons, den Soldaten feindlicher Mächte, eine menschenwürdige Gefangenschaft zuzugestehen. Das heißt, keine Hinrichtungen ohne entsprechendes Verfahren, keine Tötung durch Hunger oder Arbeit.
Zusicherung medizinische Behandlung... ganz allgemein könnte man von Anstand und Respekt gegenüber dem Gegner sprechen. Ausgenommen sind davon lediglich Kämpfer anderer Spezies und Häretiker, Götzendiener und dergleichen Gesindel.
Sie müssen also nicht fürchten hier mit glühenden Zangen oder Daumenschrauben gemartert zu werden.
Ein Glucksen folgte, in dem man ein Lachen erkennen mochte.
Sie werden nicht verhört, sondern lediglich befragt von mir. Und auch das halte ich eigentlich für die falsche Wortwahl. Wir plaudern ein wenig, mehr nicht.
Unfairer Weise bin ich ihnen gegenüber natürlich ein wenig im Vorteil. Ich habe mich über sie informiert mein Lieber.
Die Wurstfinger tätschelnd die Akte. Und ich muss zugegeben, ich bin durchaus beeindruckt.
Vor ihrem Antritt beim 58. Irreguläre sind sie ein weißer Fleck, Herr Cameron.
Dem Ungetüm der imperialen Bürokratie ein Schnippchen zu schlagen ist alles anderes als leicht. Aber selbst davon abgesehen, ihre Liste an Einsätzen im Dienste des Imperators ebenso lang wie erfurchtgebietend. Zwei Jahre im Feldzug gegen Waaagh Nazzug, die Aufstände auf den narestischen Monden, Säuberung der Dschungel des Krugar- Massivs, Schlacht gegen die Raumstationtyrannen von Rel und haben sie nicht auch gegen diese Eldar
er betonte das Wort falsch, gekämpft? Ich glaube mich zu erinnern etwas derartiges gelesen zu haben.
Sie sind ein Mann mit Geschichte, ein Mann der viel gesehen hat in seinem Leben.
Ich habe mir ihre Waffen angesehen. Dieses lange Messer, oder ist das schon ein Schwert? Und dieser kleine Schild. Ganz erstaunlich und nicht gerade das, was man bei einem Gefreiten der PVS erwartet.

Er verlagerte den Schwerpunkt seines massigen Leibes etwas nach vorn und fixierte Finley. Diese unschöne Sache auf dem Verladefeld... die hat sie hier her gebracht, nach Koron III, mit seinen kleinlichen Konflikten. Sie, ein Mann der zwischen den Sternen gereist ist und zwischen ihnen gekämpft hat. Hier sind sie nur ein kleiner Gefreiter, der direkt in einen Kampf geworfen wird, der ihn nichts angeht.
Gibt ihnen das nicht zu denken?
Sie sind jetzt wie alt?
Es stand zu bezweifeln, das Müller das nicht wusste. Jedenfalls würde er die Zahl aus den Armeeunterlagen haben.
Es reicht wohl, wenn wir sagen, dass sie nicht mehr tau frisch sind. Ein Gefreiter, der der Vater oder Großvater der meisten seiner Kameraden sein könnte.
Übrigens, ihre Kameraden. Da möchte ich ihnen mal etwas vorlesen.

Er klappte den Ordner vor sich wieder auf und suchte ein spezielles Blatt heraus.
Aus der Befragung eines ihrer Kameraden. Natürlich keine Namen dazu.
Ein Räuspern und er begann zu lesen.

"Der kam mit irgendeinem Laster, glaub ich. Keine Ahnung wo er vorher war oder zu welcher Truppe er gehört hat. War ja alles so chaotisch. Aber der hat gleich angefangen Befehle zu geben und so. Hat sich aufgespielt als wäre er ein General. Klar, wir haben dann ein bisschen mitgemacht und so Stellungen ausgehoben. So gut es eben ging, wurde ja die ganze Zeit geschossen. Hat ja dann auch ein bisschen was genützt, also ne Zeit lang. Aber ich mag das nicht, wenn einer kommt und nix auf der Schulter hat, aber mir erzählen will, was ich zutun habe. Eingebildeter Kerl, nur weil er älter war oder was. Wäre ja noch schöner."

Da haben sie es. Sie haben diesem Burschen vielleicht das Leben gerettet und er beschwert sich über die Anmaßung, die sie in seinen Augen begangen haben. Das sie sich nicht an die Befehlskette gehalten haben.
Und dieser Junge, das kann ich ihnen versichern, ist exemplarisch für die gohmorische Armee. Ein feudalistischer, unbeweglicher Klotz. Engstirnig und dumm.
Was glauben sie, wie groß sind ihre Chance mit 60 Jahren Obergefreiter zu sein?



- Die Stimme - 12-16-2014

Hauptquartier der loyalen PVS in Horning. Besetzte Dammstadt Gutenheuer

Selbst in der Nacht kam ein militärisches Lager nicht zur Ruhe.
Irgendwo dröhnten immer Promethiumgeneratoren, halten die Stiefel der Patrouillen auf dem Kopfsteinpflaster oder verursachten, wie in diesem Fall, die Motoren des Luftschiffes über ihnen ein tiefes Brummen.
Oberst Bronkovitz schloss das Fenster und blickte einen Moment durch die Scheiben, auf denen sich Eisblumen zu bilden begannen. Es hatte wieder angefangen zu schneien. Die Soldaten beschwerten sich über den Schnee. Viele von ihnen hatten die Makropole noch nie verlassen. Höchstens für Übungen oder kurze Einsätze in die Vorwüste. Sie waren mit Kälte nicht vertraut, ja selbst die Weite des Landes beunruhigte sie. Denn Schnee jedenfalls würden sie sich noch zurückwünschen. Wenn es taute kam der Matsch und dann das Wasser. Die Zeit, in welcher die Operationsmöglichkeiten der Amee am eingeschränktesten waren. Das wusste der Feind natürlich auch.
Der Befehlshaber der gohmortreuen PVS sah seinen engsten Stab im Glas des Fensters reflektiert. Ebenso wie sein eigenes Antlitz, welches älter den je aussah. Seine Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Horning würde kein schneller Sieg werden, Truzt würde kein schneller Sieg werden. Bis jetzt überwog die Missgunst der Kriegsgöttin, Bronkovitz war sich sicher, dass es eine Frau war, den erlangten Ruhm.
Nachdem ihm seine Offiziere Statusberichte abgeliefert hatten und er gewiss war, dass im befestigten Gebiet der eroberten Dammstädte alles wieder fest in Loyalistenhand war, galt es nun aktuelle Dinge zu besprechen.

Ick habe Nachricht vom Oberkommando erhalten. Ließ er seine Bassstimme hören.
Verstärkung und Nachschub kommt.
Drei, vielleicht vier Tage.
Man wird mit Massierung den maritimen Abwehrring der Horninger durchstoßen. In Johmor ist man sich dit seemännischen Jeschickt unseres Feindes bewusst.
Doch och diese Leute können nich hexen und haben nicht mehr Schiffe und Mannschaften als se nu ma haben.
Vorher können wa allerdings kene großen Sprünge machen.
Ick hoffen daher, Sie ham wenigsens en paar kleene Freuden fürn alten Soldaten.

Das haben wir in der Tat.

Meldete sich ein Hauptmann der Panzertruppe zu Wort. Er paffte eine Zigarre und stand für seinen Rapport nicht extra auf. In den letzten Tagen hatte man sich von diesen Förmlichkeiten, jedenfalls im kleinen Kreis, verabschiedet. Dem Oberst erschien derlei Getue im Feld nicht wichtig und den Offizieren war es nur recht und billig.
Meine Leman Russ Einheiten sind gestern und vorgestern weit in aufgegebenes Gebiet vorgestossen. Zweimal Kontakt mit feindlichen Panzereinheiten, beide Male den Gegner zum Rückzug gezwungen.
Wie es aussieht haben die von ihren neuen Panzern mehr erwartet als die Dinger hergeben. Sie treffen besser, doch die meisten Russ schütteln den Beschuss ab und geben entsprechende Antwort.
Außerdem haben wir einen lahmgelegten Russ geborgen, Herr Oberst.
Ein Gefallener bei der Besatzung.
Der Rest hat zwei Tage ausgeharrt, mehrere Angriffe abgewehrt. Der Panzer konnte instand gesetzt werden und wird in diesem Moment generalüberholt. Ich schlage die Besatzung für eine Auszeichnung vor.


Bronkovitz nickte kurz. Legen se mir die Anträge vor, ick seh es mir an. Wie viele Tanks sind derweil einsatzbereit?

Dreiundzwanzig Herr Oberst. Aber wir haben Engpässe bei der Munition. Ich habe Sperrmengen angeordnet.

Hm... hoffen wa, dit wa bis zum Eintreffen des Entsatzes nich alle Granaten brauchen.

Entsatz ist ein entscheidendes Stichwort, Herr Oberst.

Meldete sich nun ein Major mit einem beachtlichen, roten Backenbart. Sein Name war Grundler und er war für Logistik und Nachschub verantwortlich.
Die Rationen für die Unsrigen sind unbedenklich, doch bei den Pilgern zeichnet sich eine Katastrophe ab.
Der Oberst brummte unwillig bei der Erwähnung der Glaubenskrieger. Tatsächlich hatte Bronkovitz einiges an Mühe investiert, um sich den Kardinal und seine Stellvertreter vom Halse zu schaffen. Anfang bestand der Kirchenmann darauf bei jedem Treffen anwesend zu sein. Bronkovitz hatte ihm den Gefallen getan und bei jeder noch so kleinen Kleinigkeit den Melder losgeschickt. Anfangs war Titus noch mit großem Bahnhof erschienen. Dann hatte er, gelangweilt von den Belanglosigkeiten des militärischen Alltags, seinen Stellvertreter entsandt und schließlich ließ auch der sich bei den Beredungen entschuldigen. Das Problem bestand jedoch nun darin, dass der Oberst nur über Dritte wusste, was die Kreuzzügler trieben.
Wir können die Pilger unmöglich aus unseren Beständen versorgen, da wir sonst selbst einen Mangel bekommen. Aber wenn nichts geschieht... Grundler zuckte mit den Achseln.
Dann gibt es Mord und Totschlag. Beendete Kommissar Altmann den Satz des Logistikers.
Die Pilger leiden Hunger und der wird irgendwann dazu umschlagen, dass sie sich nehmen was sie brauchen.
Nicht von uns, aber gewiss von der Zivilbevölkerung.
Es gab jetzt schon Übergriffen und Oberleutnant Ullrich und ihre Polizisten haben alle Hände voll zu tun. Das ist auch der Grund, warum ich die Frau Oberleutnant entschuldige und ihre Belange heute Abend mit vertrete.
Es gab eine Messerstecherei am Landungshafen. Ein Gefreiter wurde verletzt und sie ist momentan unterwegs um die Sache zu untersuchen.
Darüber hinaus ist mir zu Ohren gekommen, dass einige Soldaten den Pilgern Alkohol abhandeln. Ich habe die Kommissare dahingehend instruiert, dass sie mit aller gebotenen Schärfe gegen diese Unsitte vorgehen.
Dennoch muss ich mich den Befürchtungen des Majors anschließen. Diese Leute sind wie ein Pulverfass und die Lunte wird kürzer.

Der alte Mann ließ sich in den Ohrensessel sinken und holte den Tabaksbeutel hervor. Mit ernster Miene stopfe er seine Pfeife und begann zu paffen.
Ein Laster, dem sich jeder Einzelne im Raum hingab, ob Pfeife, Zigarre oder Zigarette.

Die Sache is ebenso ernst, wie de Lösung mir unmöglich scheint. Ick kann die Pilger nich wegschicken.
Ick mene, ich könnte schon. Könnte die Stadt und die Umjebung zum Speerjebiet erklären, aber dann ham wa jarkene Kontrolle mehr und die spielen ma wilde Sau im Land.
Ick kann aber och nich alle verhaften lassen, die sich strafbar machen.
Dazu fehlen ma de Leute. Dann müsste ick die Stadtbüttel widder insetzen und dit würde nich nur den Unmut der Soldaten und Pilger wecken, sondern dem Feind och zeigen, dat wa der Situation nich Herr werden.

Schweigen legte sich über den Raum, denn niemand wusste eine Lösung für dieses Problem.
Wat wa bräuchten, Bronkovitz drehte sich in seinem Sessel zu der großen Karte, welche hinter ihm an der Wand prangte. wäre ne Uffjabe für die Burschen.

Nun... unter Umständen gibt es da etwas.

Alle Blickte wanderten zu dem Geheimdienstmann, welcher in einem kleinen, Buch blätterte.
Die PVSler waren nach dem Desaster am hohen Weg nicht gerade gut auf die Spionage zu sprechen, doch sie gänzlich zu ignorieren wäre töricht gewesen.
Drücken se sich ma deutlicher aus. Och wenn dit ihrem Berufsethos widerspricht.
Der Mann trug als einziger im Raum keine Uniform, sondern eine, Abzeichen lose, schwarze Lederweste, lediglich mit einem stilisierten, imperialen Adler verziert. Einen gewissen, soldatischen Schneid konnte man ihm dennoch nicht absprechen.
Nur Indizien... bis her.
Aber ein paar meiner Leute haben im Norden interessante Aktivitäten identifiziert. Wie es scheint, verbringt man große Gruppen von Mutanten nach Edos.

Zweifelsohne um die Schiffsproduktion anzukurbeln, das ist...
Ich bin in der Tat erstaunt von ihren Kenntnissen der horninger Wirtschaft, Herr Leutnant.
Der Gehemindienstler hat seinen Ton, ob der Unterbrechung nicht verschärft, wohl aber die Lautstärke angehoben. Der Leutnant, seines unwürdigen Benehmens überführt, schwieg.
Natürlich liegt diese erste Vermutung nahe.
Allerdings würde ich sie kaum behelligen, wenn es so simpel wäre.
Das die Werften in Edos auf Hochtouren laufen dürfte kaum ein Geheimnis sein. Doch selbst wenn man in der Stadt die Produktionsanlagen durch Zauberei verdoppeln würde, würde eine solche Masse an Arbeitern nicht gerechtfertigt werden.
Unsere Agenten berichten mir, unabhängig voneinander und dennoch übereinstimmend, dass man in der Stadt Depots geöffnet hat.
Depots aus dem großen Krieg.

Noch mehr Geheimwaffen und vergessene Schrecken?
brummte Bronkovitz beunruhigt.
Nein, ganz im Gegenteil. Musketen...
Musketen?
Ganz recht.
Primitive Feuerwaffen, durchaus verbreitet im Imperium, auf Koron jedoch nicht mehr gebräuchlich. Jedenfalls nicht in zivilisierten Breiten.
Ich muss Ihnen sicher nicht den Stoff des Geschichtsunterrichts wiedergeben.
Das Ende des Krieges bot viel simple Waffentechnik und wenig Menschen, die sie bedienen konnten.
Also mottete man die Bestände ein.
Ab und an beachtliche Technologie, meistens jedoch Unmengen von Ramsch.
Ich denke, Sie können Eins und Eins zusammenzählen.

Eine Aufgabe für die Pilger.
Hoffentlich eine, der sie gewachsen sind.



- Kurt Messer - 01-14-2015

Irgendwo in Horning.

Die Welten wechselten immer wieder.
Mal befand er sich zuhause, das was einst sein Zuhause gewesen war, sah eigentlich längst verblasste Gesichter wieder klar und scharf.
Dann stand er in den schlammigen Gräben der kallaunischen Felder, konnte die Detonationen der Artillerie im Magen spüren, der Gebrüll der nahen Orks hören und die Angst, die in seinen Därmen wühlte. Von einer auf die andere Sekunde verwischten diese greifbare scheinen Bilder und machten einer anderen Realität Platz, die jedoch keineswegs angenehmer war.
Fremde Gesichter, ab und an die Züge Fedors, wechselndes Licht, Schmerzen und Übelkeit.
Kurt glaubte in den Ecken Grotze herumkriechen zu sehen. Diese kleinen bösartigen Spottgeburten, die nur darauf lauerten einem ihre schartiegen Messer oder spitzen Zähne in Hals und Rücken zu rammen. Er konnte sie doch ganz klar erkennen, er brüllte Fedor an er solle sich doch umdrehen. Der hünenhafte Mann aber ignorierte seine Warnungen und drückte seinen aufbäumenden Leib ein ums andere mal zurück.
Er war ohnehin nicht wichtig. Wer war denn schon Fedor? Es hatte Unzählige wie ihn gegeben. Männer und Frauen, die kurz an seiner Seite kämpften und dann wieder verschwanden. Sie zerbrachen, wurden erschossen, zerhackt oder zurückgelassen. Es lohnte sich nicht länger über sie nachzusinnen. Man konnte schließlich auch nicht davon ausgehen, dass sie an ihn einen Gedanken verschwendeten.
Dieser große Catachaner mit dem Flammenwerfer, wie war noch sein Name gewesen? Kurt hatte ihn nicht gemocht, glaube er zumindest. Aber warum er ihn verabscheut hatte wollte ihm nicht einfallen. Bei dem Mann war anfangs immer eine Frau mit ganz schwarzer Haut gewesen, auch ihr Name war ihm entfallen. War sie tot? Waren sie alle tot? Nein... da standen sie doch, aufgereiht hinter diesem Narren Fedor, der ihm versuchte Wasser zwischen die rissigen Lippen zu träufeln.
Die Kommissarin, die er aus dem Wasser gezogen hatte, sie ganz vorn. Sein Trupp aus Reitern, der Scharfschütze, Daren hatte er geheißen, unzählige mehr, viele Feinde, wenige Freunde. Hinter ihren Reihen konnte er die dürre Gestalt der Hexe erkennen, die sie in der Dammstadt niedergemacht hatten. Sie war die einzige, die sich bewegte, zwischen den anderen Gestalten auf ihn nieder grinste und ihn belauerte wie eine Schleichkatze.
Dann trat sein Mädchen zwischen den stummen Gestalten des Krieges hervor. Seine Inga, die er auf Macharians Gestirn geheiratete hatte.
Da waren sie beide gerade siebzehn gewesen. In dem Sommer als bei dem dicken Goschner die Pumpen ausgefallen waren und sie lange Eimerketten gebildet hatten, als sie sich ineinander verliebt hatten.
Sie sah traurig aus.
Nicht traurig über ihr eigenen Schicksal als verlassene Gattin, sondern voller Mitleid zu ihrem Mann.
Was ist aus dir geworden, Kurt? Ihre Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern.
Er wollte ihren Namen sagen, war aber nicht in der Lage die Zunge zu rühren, die wie ein aufgedunsener Leichnam in seiner Mundhöhle lag.
Die bist grau geworden, mein Liebster. Deine Haut ist zerschnitten und vernarbt und dein Herz ist kalt. Kein Vorwurf, nur unendlich Trauer.
Er wollte ihr antworten, wollte ihr sagen, dass er es für sie getan hatte. Sie hatte einen besseren Mann verdient, keinen Seelenkrüppel, der sich nur mehr da heimisch fühlte wo die Sense Ernte hielt. Seine Schuld war es doch nicht gewesen. Er hatte die verdammenswerten Orks doch nicht auf die Menschen losgelassen, hatte nicht gegen diese Bestien kämpfen wollen.
Inga aber lächelte nur betrübt und schritt zurück in die Reihen der Umstehenden. Kurt streckte die Hand aus, schaffte es endlich ihren Namen zu stammeln. Doch da war Fedor, drückte seinen Arm nach unten und murmelte etwas in seinem tiefen Bariton.
Kurt schrie ihn frustriert an, wollte nach dem Idioten schlagen. Doch in seine Gliedmaßen waren jeglicher Kraft beraubt.
Warum war er so müde? Er lag doch, hatte geschlafen, war ausgeruht, oder? Er musste aufstehen, ihr nachlaufen und ihr alles erklären. Er würde zurück nach Macharians Gestirn gehen, eine Parzelle beantragen und die Alpträume ferner Schlachtfelder eben nur Träume sein lassen. Ja das würde er tun, aber erst einmal etwas schlafen. Nur ein paar Minuten die Augen schließen und diese bleierne Schwere niederkämpfen.
Nur einen Moment...


- Hoyt Calder - 02-16-2015

Verhörraum

Reflexartig kniff Hoyt seine Augen zusammen, nachdem ihm der Soldat den Sack vom Kopf gezogen hatte, um sich wieder an die Helligkeit zu gewöhnen. Was er sah, gefiel ihm nicht besonders. Er befand sich eindeutig in einem Verhörraum, dass war Hoyt klar. Und von der Art wie der Raum aussah, war es wohl eher die unangenehme Sorte von Verhörräumen. Keine Fenster. Wahrscheinlich soll ich keine Ahnung haben, wo ich mich befinde. Dafür haben sie mir wahrscheinlich auch den Sack über den Kopf gezogen.
Verzeihen sie die Behandlung, Vorschriften sind Vorschriften. Aber das muss ich ihnen ja kaum sagen.
Erst jetzt nahm Hoyt den Mann wahr, der ihm gegenüber am Tisch saß. Mittleres Alter, unauffällig und Anzug. Hoyt sagte sein Erscheinungsbild nichts. Auch der Name dieser Abteilung, aus der Hans Müller stammte, sagte ihm nichts. Das hatte aber nicht viel zu heißen, Hoyt kannte sich in dieser Hinsicht so oder so schlecht mit allen den Geheimdiensten und ihren Namen aus. Zumindest klang es so, also ob sein Gegenüber einem solchen angehörte. Also konnte er nicht anderes tun, als zu warten und dem Mann im Anzug zu zuhören. Fast nichts. Die Möglichkeit zu rauchen, nahm Hoyt sofort war, hatte er doch schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr die Gelegenheit dazu gehabt.
Den Ausführungen von Müller hörte er nur halb zu. Es war sowieso nur eine Mischung aus vorgetragenen Fakten, Vermutungen, wo man sich bei seiner Vergangenheit unsicher war und Belobigungen für sein Handeln hier in Horning. Und zumindest über seine Vergangenheit wollte er sie nicht zu sehr aufklären. Massaker und Vertreibungen von Zivilisten waren zumindest nichts über das Hoyt in der Öffentlichkeit prahlen wollte und besonders nicht an einem Ort wie diesem hier. Dieser Hans Müller schien zwar ganz höflich zu sein, aber die Umgebung war sprach da andere Bände. Das traf im besonderen auf die braunen Flecken an den Wänden zu. Jetzt erzählt er mir noch nette kleine Geschichten, aber wenn ich nachher nicht schnell auspacke oder er das Gefühl hat, dass ich verstockt bin, da werden dann andere Seiten aufgezogen. Haben wir ja damals auch getan.
Puh, wo soll ich da bloß anfangen. Ich meine, sie haben mir schon sehr viel erzählt, auch Dinge über mich bei denen ich mich frage woher sie davon wissen. Der ganze Aufwand hier findet also nur statt, weil sie etwas zu meinen politischen Ansichten wissen wollen? Scheint mir ziemlich viel Aufwand für so ein bisschen an nützlichem Wissen zu sein. Mir kanns aber gleich sein.Wie sie schon richtig vermutet haben, habe ich diesen Planeten über den Raumhafen Gohmors betreten. Ohne Arbeit und ohne Kontakte sah es halt ziemlich schlecht aus einen halbwegs vernünftigen Lohn zu verdienen.
Deswegen sind für mich auch gleich schon die Fabriken weggefallen. Schlechte Bezahlung, unbezahlte Überstunden und die ständige Gängelung durch Vorgesetzte wegen angeblich zu niedriger Arbeitsleistung, wollte ich mir nicht antun. Ich erzähle ihnen da aber nichts neues, auf die Probleme haben sie mich ja schon eben hingewiesen. Und wegen dieser Mutantenpolitik, die hier überall gefahren wird, geht es den Menschen noch schlechter. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich der Sicherheitsbereich gewesen. Habs dann aber gelassen, da mir das Söldnertum nicht so gelegen hat. Was anderes ist man im Enddefekt ja nicht.
Blieb also nur noch die Armee. Klang eigentlich auch ganz nett auf deren Rekutierungsplakaten. Sicherer Beruf, Aufstiegschancen, wenn man sich bewährt und so weiter. Bin dann natürlich eingetreten und musste die dämliche Grundausbildung wiederholen. Danach ein paar Einsätze in der Wüste gegen Banditen und sonst nur Langeweile. Und etwas, dass mich schon auf meinem Geburtsplaneten ziemlich aufgeregt hat.
Überall Adel. Ganz viele Von und Zu, die auch in der Armee gedient haben. Aber nur so lange wie nötig. Sie wissen ja. Lange genug um sich ein schickes Offizierspatent zu besorgen, aber kurz genug um frühzeitig wieder ausscheiden zu können. Man will ja nicht auf seinem Posten für die nächsten paar Jahrzehnte versauern, weil man eigentlich unfähig ist diesen Dienstgrad auszufüllen. An Offiziere aus dem Bürgertum oder sonstigem nicht Adel kann ich mich während meines Dienstes in Gohmor nicht erinnern. Ihr Trutztler scheint das ja anders zu machen. Beförderung nach Leistung und nicht nach Geburt.
Hoyts Gesicht verzog sich für den Bruchteil einer Sekunde vor Verärgerung an ein lang zurückliegendes Ereignis. Damals als dieser Adelsbengel ihm die Möglichkeit gestohlen hatte Fähnrich zu werden und das nur, weil er von höherer Geburt gewesen war. Hatte er, Hoyt, nicht Jahre lang dafür geschuftet, geblutet und jeden wirklich jeden Befehl, und mochte er noch so grausam sein, ausgeführt, nur damit ihm am Ende irgendwie so ein junges Kerlchen ohne jede Fronterfahrung diese Chance stahl? Würde es sich jetzt im Dienste der Gohmorr PVS ändern? Wahrscheinlich eher nicht! Hier liefen die doch die selben Idioten rum und er würde wahrscheinlich bis zum Ende seiner Dienstzeit nur den Rang eines Gefreiten haben. Und in so einer Armee sollte er dienen...
Grinsend drückte Hoyt seinen Zigarettenstummel im Aschenbecher vor sich aus und angelte sich gleich eine neue Zigarette aus der Packung.
Wo waren wir noch mal stehen geblieben? Ach ja! Mein Dienst hier in Horning. Ist eigentlich keine besonders spannende Geschichte und sie Herr Müller haben ihn eben ja schon gut zusammengefasst. Mehr gibt es da eigentlich nicht zu erzählen. Auch wenn ich zugeben muss, dass sie mir hier etwas zu sehr schmeicheln.
Ich meine, hätten die Horninger Milizionäre einen oder zwei Raketenwerfer dabei gehabt, wäre mein Auftritt auf dem Schlachtfeld wohl eher nur von kurzer Dauer gewesen. Zu meinem Glück war das nicht so. Ansonsten muss ich ihnen bei der Entschlossenheit zustimmen. Sie haben es ja schon selbst gesagt, im Krieg geht es nicht fair zu. Ich habe aus dem Schutz meines Fahrzeugs heraus Fußsoldaten ohne Panzerabwehrwaffen erschossen, ihr Horninger dagegen habt uns mit Artillierie zusammengeschosssen, während wir keine hatten. Ich muss mich also für nichts rechtfertigen. Das Ziel ist ja am Ende zu überleben oder zu gewinnen und den Anderen dabei auszuschalten. Mehr nicht. Und wenn das gegenseitige Töten vorbei ist, zählt man die Verwundeten und Gefallenen und macht sich dann daran das Geschehene zu verklären.
Ich kann mir jetzt schon gut vorstellen, was da jetzt im Patriot oder in irgendwelchen Soldatenzeitschriften stehen wird. Horninger Heimatmiliz stoppt feindlichen Vorstoß. Oder vielleicht auch Horninger Patrioten zerschlagen Vorhut der gohmorischen Aggressoren. Ja, das klingt gut, finden sie nicht auch?
Lächelnd lehnte Hoyt sich zurück, zog an seiner Zigarette und schaute seinen Verhörer abwartend an, ehe er fortsetzte.
Den Krieg hier in Horning haben wir glaube ich jetzt aber genug behandelt.
Sie haben mir ja auch Fragen zu Gohmor selbst gestellt.
Es mag jetzt vielleicht etwas hart klingen, was ich sage, aber mich haben solche Probleme bisher nicht sonderlich gestört. Nicht das sie mich jetzt missverstehen, die Lage der Arbeiter in Gohmor ist schrecklich, aber man gewöhnt ich an das Elend.
Auf Praxos ging es den Menschen ähnlich, meine Familie hat wie viele andere auch in den goßen Fabriken gearbeitet und ich habe es auch einige Zeit lang getan. Und wenn man sein ganzes Leben lang so leben muss, akzeptiert es man auch. Man stumpft ab gegenüber dem Elend, dass man sehen muss und dem was man selbst erleidet.
Ist eigentlich genauso wie mit einem Soldaten. Anfangs ist er ja auch schockiert, wenn er zum ersten mal eine Schlacht und all ihre Schrecken miterlebt, bis er sich halt irgendwann daran gewöhnt.Deswegen rebellieren die Arbeiter in Gohmor wahrscheinlich auch nicht. Bevor da etwas passiert, müsste wohl noch so einiges passieren.
Und diese Mutantengeschichte ist auch nicht schön. Ich mein die Priester erzählen uns doch immer in der Kirche davon, wie der Imperator mit Mutanten umgegangen ist und das wir uns an seinem Beispiel orientieren sollen. Erzählen uns immer davon, dass was gegen diese Kreaturen getan werden soll und stellen sie dann ein. Hoffentlich werden die Mutanten mal zusammen getrieben und das Problem ein für alle mal erledigt. Dann würden die ganzen Fabrikbesitzer auch wieder gezwungen sein normale Menschen einzustellen.
Was mich aber an Gohmor besonders stört ist der Adel. Von dem gab es schon in meiner Heimat viel zu viel. Fast auf jedem höheren Posten wo es was zu holen gibt, sitzt irgendeiner von denen und geht den Leuten auf die Nerven.
Ich kenne zwar nicht die Statistiken, aber ich wette das bei der PVS die überwältigende Mehrheit der Offiziersposten mit irgendwelchen Adeligen besetzt sind. Besonders die Jüngeren sind schlimm. Haben keine Ahnung davon wie ein Gefecht abläuft, führen sich aber auf als wären sie ein neuer Marschall von Quesen. Es ist einfach nur zum kotzen.
Ihr in Trutzt scheint es da ja etwas besser zu haben. Wenigstens könnte ihr euch die Leute aussuchen, die dann als Regierung rumpfuschen und sie später wieder abwählen. Ist für mich eindeutig eine Steigerung zu Gohmor. Und deswegen kommen mir eure Ideen eigentlich ganz gut vor. Alle entrichten ihren Tribut an den Imperator, aber einer allein darf dann bestimmen, wer diesen Planeten regiert. Mir scheint es fairer wenn dann alle Staaten mitbestimmen würden wer der neue Gouverneur wird.
Vielleicht bot ihm das Gespräch hier die Möglichkeit überzulaufen. Wenn dieser Müller ihm die Gelegenheit dazu bieten würde, beim Imperator, er würde diese Chance nutzen. Hoyt meinte sich auch daran erinnern zu können, dass die Bezahlung in Trutzt besser war. Und das politische System schien nicht ganz so beknackt zu sein, wie die, die er bisher erlebt hatte. Er würde dazu zwar Gohmor und seine Kameraden aus der PVS verraten und zum Überläufer werden, aber was interessierte ihn das denn schon. Er hatte sich schon immer mehr dem Geld verpflichtet gefühlt als irgendwelchen hohlen Idealen. Außerdem, was bedeutete ihm dieser Haufen von ehemaligen Kameraden schon? Der Hauptmann schien zwar ganz passabel gewesen zu sein, aber der war wahrscheinlich schon tot. Hoyt wusste nur noch, dass er ihn zuletzt kurz vor dem Angriff der Horninger gesehen hatte. Wen gab es denn da noch? Hoyt konnte sich noch vage daran erinnern, dass er nach dem ersten Treffen mit den Soldaten von der 10. von irgendeinem Jungspund dumm von der Seite angemacht worden war. Der war wahrscheinlich auch schon Hackfleisch. Und dann waren da ja noch die beiden Späher gewesen, die er fast über den Haufen geballert hatte. Die hatte es wahrscheinlich auch gerissen. War nicht schade um sie, schienen ja sowieso nur irgendwelche Halsabschneider gewesen zu sein. Der Rest? Einfach nur ein großes Fragezeichen. Und solchen Leuten gegenüber sollte er loyal sein? Oder noch besser dem Staat Gohmor gegenüber loyal? Der war genauso schlimm gewesen, wie seine alte Heimat. Schlechte Bezahlung, sehr viel Langeweile und junges Adelspack, das seinen Einstand als Jungoffizier gab. Für so etwas hatte er sterben sollen? Für so etwas jetzt in der Gefangenschaft schmoren? Ohne ihn!


- Finley - 02-17-2015

[SIZE=1,5]Verhörraum 2[/SIZE]

Zusammen mit einigen anderen Gefangenen hatte man ihm nach dem Essen ausgesondert und mit verbundenen Augen auf einen Lastwagen gesetzt. Wie lange sie gefahren waren konnte er nicht sagen nur dass es keine all zu lange Fahrt war und sie in die Stadt, vor deren Toren sie einquartiert waren, fuhren wie das Geräusch der Reifen verriet als sie von der unbefestigten Piste erst auf einen gepflasterte und später eine asphaltierte Straße einbogen. Nachdem sie das Ziel ihrer Fahrt erreicht hatten wurden sie durch mehrere Gänge geführt wobei sie teilweise Wege doppelt gingen und im Kreis geführt wurden um ihre Orientierung zu verwirren. Das einzige was er dabei mitzählte, war die Anzahl an Türen die geöffnet und geschlossen wurden bis man ihn selbst durch eine geöffnete Tür führte und auf einen Stuhl setzte der dem Geräusch nach auch schon bessere Tage gesehen hattte.

Was jetzt kommen würde kannte er nur zu gut und daher schloss er die Augen bis auf einen kleinen Spalt als eine Hand nach dem Sack über seinem Kopf griff und zählte lautlos bis 20 ehe er die Augen öffnete um nicht geblendet zu werden. Nachdem man ihm auch die Handschellen abgenommen hatte streckte er seine Arme über den Kopf und lies diesen Kreisen als wolle er die Nackenmuskulatur strecken, tatsächlich nahm er das was der Raum zu bieten hatte dabei auf.

Nett die halten mich für Gefährlich. Warum sonst hab ich nen Aufpasser mit Bionics. Der Arm ist wahrscheinlich nur das offensichtlichste Chrom was er intus hat.

Den Mann ihm gegenüber nahm er zwar zur Kenntnis und hörte auch zu als dieser ihm einen Vortrat über sein Leben hielt sagte aber weiter nichts.

Wenn du Hans Müller heißt bin ich die Reinkarnation aller Primarchen. dachte er sich dabei ohne seinen Gegenüber aufgrund der Leibesfülle als ungefährlich einzustufen immerhin war der gute Herr „Müller“ von der inneren Sicherheit.

Er vermied es auch den guten Mann auf die richtige Betonung einiger Xenonamen hinzuweisen, es ziemte sich nicht jemand anderes bei seinem Monolog zu unterbrechen. Stattdessen lehnte sich Finley zurück und lies die Vergangenheit noch einmal aufleben, dachte dabei an gefallene Kameraden wobei die Finger seiner rechten Hand einen langsamen Takt auf der Tischplatte trommelten als würde er einen Trauermarsch spielen.

Erst als Müller mit einer eindeutig rhetorischen Frage seinen Vortrag beendete blickte Finley ihm direkt in die Augen und lächelte wobei er seine Schultern kreisen lies und sich leicht nach vorne beugte dabei aber langsam genug war damit es nicht aggressiv wirkte. Seine Hände lagen absolut ruhig auf der Tischplatte die Finger leicht gespreizt. Da man ihn eingeladen hatte als er gerade etwas Feuerholz zurecht machen wollte trug er nur Stiefel, Hose und die Plaid so dass sein Gegenüber eine Vielzahl an Narben von Schuss-, Stich- und Hiebwaffen sehen konnte die sich über die Brust des Calledonen und seine Arme erstreckten.

“Oh ich glaub mir ist sehr bewusst von wem sie da sprechen Herr Müller. Und ganz unter uns, so sind die Kinder oder Enkel eben. Nicht bereit einzusehen, dass die Älteren recht haben bis es zu spät ist. Haben sie eigene Kinder? Söhne? Denken immer sie wissen alles besser als ihr alter Herr. Was die Sache mit der inneren Sicherheit angeht. Hab schon andere Vertreter ihres Standes kennen gelernt.“ meinte er in einem Tonfall der klang als währen er und Müller Geschäftsfreunde die gemütlich in einem Café zusammen saßen und eine Transaktion im inoffiziellen Rahmen besprachen. "Ihr Dossier ist ja sehr umfangreich, wo haben sie dass den alles in so kurzer Zeit zusammen bekommen? Womöglich von einem der Heiligen Ordos? Nein glaub ich nicht, zu viele Lücken. Selbst für die gekürzte Version.“ resümierte er in einem fragenden Tonfall laut aber mehr für sich als für Müller ehe er das Thema und zurück in den vorherigen Plauderton wechselte. „Aber ich schweife ab. Zurück zu dem was Sie mir vorgelesen haben. Ja mir ist sehr bewusst wie alt ich bin und ich hab durchaus vor die 60 zu erreichen. Das lange Messer ist die Waffe jedes freien Mannes in meiner Heimat und entspricht den Richtlinien des Adeptus um, wegen der nicht vorhandenen Bajonettmontage, zusammen mit einem Faustschild als sanktioniertes Kampfmesser gelistet zu sein. Sie können gerne Nachschlagen wenn sie wollen. Aber dass haben sie schon gemacht. Sie sehen mir nicht wie jemand aus der seine Hausaufgaben nur halb macht Herr Müller.“ dabei nickte er in Richtung der Wache um anzuzeigen, dass er wusste warum dieser Mann mit im Raum war. “Was die Sache mit dem Rang angeht, nun anscheinend sind ihre Quellen bezüglich der Irregulären nicht so ergiebig gewesen. Ist auch schwer da wir nicht mit Außenstehenden über interne Regelungen sprechen.“ fast schon verschwörerisch blickte er sich um und beugte sich weiter über den Tisch wobei seine Stimme zu einem Flüstern absackte. “Was ich ihnen jetzt sage muss unter uns bleiben. Nicht dass einer meiner Cousins davon Wind bekommt.“ etwas überrascht von dieser Aussage nickte Müller fast schon automatisch ehe er wirklich verstanden hatte was Finley gerade gesagt hatte.

“Nun damit es sie etwas weniger Wundert. Gefreiter ist wohl das was dem eigentlichen Rang in ihrer Hierarchie am nächsten kommt. In meiner Sprache lautet er Fiann oder Óglaigh. Kommt ganz darauf an wer mich anspricht. Mein Vorgesetzter war ebenfalls entweder Fiann oder Óglaigh. Und ebenso sein Vorgesetzter.“ fuhr er im Flüsterton fort wobei sein Lächeln breiter wurde da zum ersten mal so etwas wie Unsicherheit im Gesicht von Herrn Müller auftauchte auch wenn es nur ein kurzes Aufflackern war, der Mann war ein Profi in seinem Gewerbe, während ihm erklärt wurde, dass die Rangfolge der Calledonen zuallererst auf dem Alter und dann der Blutsverwandtschaft der Soldaten beruhte. Grundsätzlich hatte immer das älteste Gruppen-, Zug-, Kompanie- oder Regimentsmitglied die Befehlsgewalt. Wenn es mehrere Anwärter gab wurde einer von ihnen, von allen Soldaten der entsprechenden Kommandoebene, aus dem Kreis der Bewerbe gewählt. Eine Ausnahme davon war, wenn ein jüngeres Mitglied eine bessere Übersicht über das Gefecht oder ein für den Einsatz erforderliches Fachwissen, wie Sprengstoffexperte, Schlosser oder dergleichen, hatte. Bestanden Gruppen meist nur aus den Mitgliedern eines Clans fand man ab Zugebene aufwärts jene Clans die mit einander durch Hochzeiten oder Bündnisschwüre, welche mehrere hundert Jahre zurück liegen konnten, verbunden waren. Lediglich über seine eigene Vergangenheit lies er den Gegenüber weiterhin im Dunkeln.

“Das ich diesen arroganten Prätorianer abgestochen habe tut mir übrigens nicht leid falls es sie interessiert. Jeder meiner Waffenbrüder und erst recht jede meiner Waffenschwestern hätte das gleiche oder sogar noch schlimmeres getan. Hat geblutet wie ein frisch geschlachteter Grox und genauso gequiekt. Ein Narr weniger der seine Männer für ein paar Fuß Bodengewinn und einen weiteren Orden verheizen kann.“ schloss er seine Ausführung um den Grund der ihn hierher geführt hatte kurz anzusprechen. "Bevor ich es vergessen, wenn der Anführer von diesem Überfalltrupp der mich und die anderen hierher gebracht hat noch lebt. Richten sie ihm doch bei Gelegenheit meine Hochachtung aus. Das war ein vorzüglich ausgeführter Hinterhalt, hätte ich mit meinen Jungs“, dass er damit sein altes Regiment und nicht seine Mithäftlinge meinte war mehr als deutlich, “nicht besser hin bekommen. Bis auf eine Sache, ich hätte ein paar Mann mehr an der einzigen Fluchtroute postiert und ein paar Minen im Schnee vergraben.“

Mit diesen abschließenden Worten lehnte er sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und schob den Stuhl etwas zurück um seine Füße auf den Tisch zu legen.