Koron III
Der Saal der tausend Völker - Druckversion

+- Koron III (https://koron3.de)
+-- Forum: Der Trojan-Subsektor [ab hier IN-GAME Bereich] (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=6)
+--- Forum: Koron III (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=7)
+---- Forum: Rasankur (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=75)
+----- Forum: Die Ras-an-Kur (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=69)
+----- Thema: Der Saal der tausend Völker (/showthread.php?tid=202)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34


- Kogan - 03-29-2009

Alle Dämon der Verwerfung, er würde zu Slaanesh konvertieren wenn das dabei herauskam. Kurz bevor das Ende der wonnenhaften Qualen sich einstellen konnte verließ die Schönheit ihren Sitz und widmete sich einer anderen Gespielin. Kurz darauf nahm eine andere ihren Platz ein und begann den Fürsten nun ihrerseits zu malträtieren. Kogan hatte das Zelt betreten um jemanden aufzuspießen, dass allerdings hatte er sich gänzlich anders vorgestellt.
Ein weiteres Stöhnen von ihm ging in den Lippen der Siberhaarigen unter. Seine Sinne waren kaum noch beisammen als warme Hände begannen auch ihn mit Ölen einzureiben. Immer wieder glitten weiche Frauenkörper über ihn hinweg, tauschten den rittlings einzunehmenden Platz oder fanden sich auf seiner Brust sitzend wieder. Ihr Kichern und lustvolles Säuseln vermischte sich zu einem einzigen Flüstern.
Eine paradiesische Hölle in die ihn Al Calik da gelockt hatte.
Inzwischen glänzte er, gänzlich vom duftenen Öl umfangen wie in Gold getaucht. Das Licht der Kerzen fing sich darin und ließ die Körper erglühen.


- Die Stimme - 03-29-2009

Erbebend unter jeder noch so zärtlich angehauchten Berührung, wölbte sich der voll ausgestreckte männliche Leib zwischen ihren geöffneten Schenkeln, triefend vor wohlriechenden Extrakten und körperlichen Absonderungen, jeweils abwechselnd seiner eigenen und derer irgendeiner Dame. Stoßartig glitten sie mehrmals ineinander, jedes abgehackte Seufzen oder ungeborenen Stöhnen wie eine dramatische Ouvertüre, donnernder, schmetternder Instrumente und sachte streichender Saiten, Pizicatto, D-Mol, abwechselnd. In all seiner Furore und triebhaften Überschwänglichkeit bemerkte der hochwohlgeborene Regent aller Rasankuri wohl gleichfalls nicht die nadelspitzen Zähnchen, welche sich entlang eines mannsdicken schlauchartigen Fortsatzes knapp unterhalb seiner Zehenspitzen allmählich öffneten. Vier mächtige, zentrale “Klauen” umgaben den gesichtslosen Schlund, welcher dem eines Wurmes glich, gespickt mit feinen, spitzen Reißern und noch während das sirenenhafte Stöhnen sich eine zu einem weiteren Zenit zu schliff, erhoben sich die äußeren Krallen, bereit den “Lügenkönig” endgültig herabzuschlingen…


- Kogan - 03-29-2009

Verflucht!
Das war das einzige Wort das er für den Zufall erübrigen konnte, der ihm das Leben rettete. Er hatte der Schönheit, die ihn umschlossen hielt soeben einen finalen Stoß gegeben, der sie ein Stück weit nach oben wippen lies. Der kleine Spalt der dadurch zwischen den Leibern entstand gewährte ihm für eine Sekunde freien Blick auf die Kreatur die sich, einer Schlange oder einem Tentakel gleich, zwischen den Stoffen emporwandt.
Während er die nackte Dame grob von sich zerrte überlegt er flüchtig wie all das wohl in solch ein Zelt passen konnte. Gewiss war Hexerei im Spiel. Wer eine ganze Armeeabteilung zur Tarnung in mäßig gefährliches Bauerntölpel verwandeln konnte, der konnte sicherlich auch das Volumen seiner Behausung verändern. Auf die Begegnung mit dem Haustier hätte er jedoch verzichten könne. Der fleischige Wurm fauchte als er das längliche Maul aufklappte.
Kogan wurde unwillkürlich an eine Venusfliegenfalle erinnert. Ein sehr ironischer Vergleich, bedachte man wo er sich befand.
Das Ding schnellte mit unheimlicher Geschwindigkeit vor. Kogan versuchte einen Fausthieb anzubringen doch er war viel zu langsam. Man sagte das Notsituationen den Betreffenden sofort wieder nüchtern machen, so er getrunken hat oder unter dem Einfluss von Drogen stand. Das war natürlich Unsinn und Kogan bekam diese Tatsache in sechs langen Zahnabdrücken mitgeteilt, die sich über seinen Oberarm zogen wie die Pranken eines Tigers. Sofort machten sich die weißen Fäden seiner neuen Gabe daran den Schaden zu beheben. Die Bestie stellte sich für ein neues Zustoßen auf. Kogan packte kurzerhand eine der Frauen und stieß sie auf das Untier zu.
Hier! Meine Meli ist sowieso schöner!
Doch auch wenn das Mädchen sicher der zarteren Happen gewesen wäre, so verschonte sie das Monster dennoch. Nur zu logisch, wie der ziemlich nackte Herrscher Rasankurs sich selbst gegenüber bemerkte. Man schaffte sich schließlich keinen Wachhund an der das zu bewachende Gut auffraß.
Dennoch lenkte das Mädchen den Wurm einen Augenblick ab. Auch wenn Kogan diesen damit vertat nach dem Speer zu suchen. Bei der Flut aus Kissen, Diwanen und Teppichen ein Ding der Unmöglichkeit. So blieb ihm nichts anderes übrig als eines der großen Sitzpolster in den Rachen der Bestie zu stopfen. Ein Vorgang der für ihn nicht ungefährlich war und ihm blutige Finger bescherte. Die Fänge der Kreatur waren rasiermesserscharf. Wie ein wütender Terrier schüttelte diese das Kissen und lies Federn nach allen Seiten fliegen. Kogan glitt aus. Durch das Öl war er glitschig wie ein Aal und konnte kaum gefahrlos laufen.
Das Öl! Durchzuckte es ihn. Er rappelte sich auf und sah sich hastig um. Wahrhaftig er hatte Glück. Auf einem niedrigen Tischchen stand, neben einem lichtspendenen Kohlebecken, eines der Ölfläschen. Ohne groß nachzudenken schleuderte er es auf die Überreste des Kissens im Maul des Ungeheuers. Das Kohlebecken flog gleich hinterdrein. Hätte er nachgedacht wären ihm die Möglichkeiten in den Sinn gekommen. Als erstes wohl die Wahrscheinlichkeit das, jenes Öl die Neigung haben könnte gar nicht zu brennen. Falls aber doch dann übersah er die Tatsache das er von Kopf bis Fuß damit bedeckt war und schon ein verirrter Funke ausreichen konnte ihn in eine menschliche Fackel zu wandeln. Dann natürlich der Fakt das, dass ganze Zelt aus brennbarem Material bestand. Oder er schlicht und ergreifend sein Ziel verfehlen konnte, vielleicht diesem Feuer auch gar nichts ausmachte.
Alles in Allem genug Potenzial für eine Katastrophe.
Um so bemerkenswerter war die Verkettung von glücklichen Fügungen. Das Glas zersprang und ergoss seinen Inhalt auf das zerfetzte Kissen. Die glühenden Kohlen entzündeten Öl und Stoff. In seinem Unvermögen etwas anderes zu tun schloss der Wurm die Kiefer und tauchte kreischend wieder in die Versenkung hinab. Kogan bezweifelte das er dort lange bleiben würde und griff sich eilig die essenziellsten Kleidungsstücke.
Es war mir ein ausgesprochenes Vergnügen Ladys! Grinste er und stürmte, um eine Waffe und einiger Körperflüssigkeit ärmer, dafür um eine Erfahrung reicher, durch den nächstbesten Stoffdurchgang.


- Die Stimme - 03-29-2009

Eingetaucht in die nächste abgesteckte Pseudoräumlichkeit des gewaltigen Feldherrenyurtes, übertölpelte sich der großmächtige Krieger wohl einwenig selbst, ungewöhnlicherweise war innerhalb des Komplexes eine Art “Senke”. Eine durch sorgfältig aneinandergereihte kleinere Spieße aufgestellte “Kerbe” oder Mulde, je nachdem wie man es betrachten mochte, etwa hüfthoh mit schwimmenden Innereien angefüllt, bevorzugt wie es dünkte menschlichen Ursprungs. Daneben lagen einige abgewetzte Rüstteile, etwas Beinschienen, geborstene Helme, welche noch deutliche “Zahnspuren” aufwiesen, sowie halbe Schilde, durch verschiedenartige Krallen verunstaltet. Ein schieres Fundus welches wohl jeden imperialen Geschichtskundler in euphorische Stimmung versetzt hätte, ganz zu schweigen von einigen rituellen oder zeremoniellen Waffen, welcher allerdings allesamt eher einem dekorativen Zweck den dem kriegerischen dienen mochten. Der kurze Spurt Kogans endete allerdings abrupt als seine nackten, öligen Fußsohlen auf einem ausgebreiteten Fetzen abgelöster Rückenhaut ausglitten und ihn mittelbar in das an die drei Meter messende Bassin beförderten. Auch jener Umstand das keine zweieinhalb Meter rechts von seiner “Absturzstelle” blubbernde Bläschen emporstiegen ermunterte seine Verfassung wohl nicht unbedingt. Auch jenes Geschöpf von vorhin schien bereits abermals seine Widerung aufgegriffen zu haben, und es dünkte als hätte es die entsetzlichen Verbrennungen bereits vollends regeneriert, wie auch immer dies möglich sein mochte. Sich um die eigene Querachse ringelnd, spie dieser entstellte Mutant welcher Herkunft auch immer, eine ultrahochfrequenten Ton, welcher nachhaltig die Gehörgänge zu schädigen drohte. Damit war es wohl “amtlich”, seine Gegenwart war zur Kenntnis genommen worden…


- Kogan - 03-29-2009

Kogan wischte sich das klumpige Blut aus den Augen und ergriff einen der herumliegenden Langdolche. Eine Schmuckwaffe, wahrhaftig. Aus kaltgehämmerten Gold war die Klinge kaum als solche zu bezeichnen. Ein Kind hätte sie mit etwas Kraftaufwand verbiegen können. Für einen einzelnen Stoß würde sie wohl dennoch genügen und selbst wenn er mit dem Knochengriff zuschlagen musste, war das besser als nichts. Er hievte sich aus der Mulde. Blut und Gekröse machte ihm nichts aus, er sorgte selbst dafür das er die meiste Zeit damit bedeckt war. Was ihm mehr Sorgen bereitete war die offensichtliche Nutzung dieses Raums. Die Rüstungen und Prunkwaffen ließen auf einen religiösen Opferaspekt schließen. Die Bestien die dieses, von Hexerei durchwobene, Zelt beherbergte, ließen eher an einen Futternapf denken. Allmählich dämmerte es Kogan das er es hier keineswegs nur mit einem hervorragenden Strategen zu tun hatte. Überlegte man was er in wenigen Wochen errungen hatte, so konnte er sich ausmalen was Al Chadik erreicht haben konnte. Sagten die Legenden nicht er sei schon mehrere Zeitalter alt? Nicht auszudenken was er in diesen Epochen errungen haben mochte.
Ich habe deine Gastfreundschaft genossen und doch will der Herr des Hauses sich mir nicht zeigen. Unbehaglich blickte er auf die blubbernde Blutbrühe. Ihr treibt euren Spaß mit mir, nun gut. Aber habt ihr mich deshalb eingelassen?
Ein neuerlicher unmenschlicher Schrei veranlasste ihn eine weitere Stofftür zu nehmen und hindurch zu stürzen. Er hasste es wegzulaufen, doch im Augenblick stand als Alternative nur der Magen des Wurms.


- Die Stimme - 03-29-2009

Unbeantwortet hallte seine erbost ausgestoßene Fragestellung wie von steinernen Wänden wider, gab sich gewissermaßen selbst eine unzufriedenstellende Lektion in Sachen Benimmregeln. Der nächste Saal glich den ersten beiden entfernt, wenn selbst seine Grundstruktur quadratisch und nicht etwa “kreisrund” war, sich in der relativistischen Mitte ein flaches Banketttischchen erhob, welches vollgeladen mit unterschiedlichsten Speisen, sowie mundigen Weinen war, bereits eingeschenkt in Bleikristallgläser, daneben einige abgesetzte, dünn bäuchige Gläschen mit unterschiedlichen Sorten Cognac und schwerem, gereiften Rum, welcher dem süßlichen, aromatischen Odeur nach schon eher einem Likör gleichen musste, sofern man von derlei dingen verstand. Eine beigestellte “Budel” war mit einer silber- und platingezierten Krone versehen, welche wie ein Korken darauf gepfropft worden war. Ein gekipptes Ovaltablett, halbgeschwemmt durch fettige, mehlverdickte Sauce, ein saftiges Stück Schenkelfleisch darin, sowie einem verschnörkelten Zierdolch um damit Scheiben abzuschneiden. Auch mehrere piekfeine Gäbelchen lagen darum herum, sowie zart legierte Löffelchen, deren Motive heranwachsende “Maiglöckchen” zeigten. Auch ein edelhölzernes Kästchen mit eingeschlagenen, dick zusammengebundenen Zigarrenbündeln offerierte sich neben einem primitiven Grammophon, welches gerade irgendeine verkappte Melodie säuselte, auf einem Beistelltischchen. Handgefertigte, enggekritzelter Notizen waren auf einem abreißfertigen Block niedergeschrieben, eine unbekannte, kursive Schrift. Etwas abseits standen vier schmiedeeiserne Kerzenständer à acht Kerzen, welche ungefähr kreisartig um je ein markantes Zeichen angeordnet worden waren. In der exakten Mitte dieses dadurch aufgerissenen Quadrats, lagen einige kristalline Splitter, aus irgendeinem wesentlich größeren Fragment herausgebrochen. Von irgendwoher wurden zusätzlich zum anhaltenden Gedudel des Grammophons soprane Operettenmusik an sein Ohr getragen.


- Kogan - 03-29-2009

Nach Speisen stand ihm nicht gerade der Sinn und auch den Alkohol verschmähte er. Schließlich hatten seine benebelten Sinne ihm bereits tiefe Schnitte beigefügt die, auch wenn sie langsam heilten, sehr schmerzhaft waren. Wessen er jedoch nicht widerstehen konnte waren die Zigarren die ihn verführerisch angrinsten. Kurz verharrte seine Hand über den Rollen. Dann überwandt er sein Zögern. Er hatte es mit den Haremsdamen dieses Kriegsherren getrieben, da kam es auf eine, kleine Zigarre kaum an. Zu dumm das er den Rest nicht einsacken konnte. Wie hieß es? Einem nackten Mann konnte man nicht in die Tasche greifen. Leider konnte bezeichneter Mann auch nichts in die Tasche stecken.
Mit kennerische Geste ließ Kogan die Zigarre unter der Nase hindurchwandern, biss die Spitze ab und steckte sie zwischen die Raubtierzähne.
Dann zündete er sie an einem der Kerzenhalter an und zog den Rauch genüsslich in die Lungen. Es gab Dinge die sich nie änderten.
Nun fand er Zeit sich umzusehen. Vorher lauschte er nach den Geräuschen der Bestien. Absolute Stille herrschte, abgesehen von der Musik natürlich. Er hoffte das die Kreaturen es aufgegeben hatten und nicht etwa anschlichen.
Gibt’s denn keine brauchbaren Waffen in diesem Tuchirrgarten? Knurrte er zwischen Zähnen hervor.
Tuch! Wenn seine Vermutung stimmte und das ganze Zelt durch Magie so aufgebläht war, dann konnte man diese mit einer Durchbrechung des Offensichtlichen vielleicht bannen. Ein arg dünner Strohhalm, zugegeben aber langsam gingen ihm die Ideen aus. Er schritt an eine der Wände und strich mit der Hand über den straffen Stoff. Dann schnitt er mit dem Dolch…


- Die Stimme - 03-30-2009

… einen sauberen, langen Schnitt, kerzengerade, wie mit einem mikroskopisch genauen Lineal nachgezogen. Wachsschmelzendes, gleißendes, weißes Licht brach durch den Riss herein, wie eine Dunkelkammer, in der irgendein Volltrottel eben die Verbindungstür einen Spalt aufriss, noch ehe der Entwickler kreischen konnte. Verblüffung oder besser Fatalismus, faszinierenderweise hatte der alte Khorneknappe wohl doch keines der tragenden “Wandstücke” erwuschen, sondern lediglich eine weitere gespannte Leintuchbarrikade aus fleischigem Material. Blut tröpfelte aus den durchschnittenen Vorhängen, taktmäßig wie bei einem geeichten Metronom. Augenblicklich setzte ein livriertes Streicherquartett ein, unmittelbar darauf einige dickbäuchige Pinguine mit blechernen Tuben, ein wenig dazu zeitversetzt schließlich meterlange Trommelwirbler. Irritierend genug schien er im Herzen irgendeiner bedeutsamen Opernloge zu stehen, die unerbittlichen Scheinwerfer zwangen ihm in seiner beneidenswerten Blöße schwere Schweißtropfen auf die Stirne. Ein erschrocken dreinblickender Gentleman von wohl fünfzig oder sechzig Jahren mit hohem Stehkragen, sowie verchromten Lesebrillen und einem langen Backenbart drehte sich um, neben ihm das menschliche Äquivalent einer aufgeblasenen Trollbraut, überschminkt, blasiert und voller fettiger Pusteln im wabbelnden Gesicht. Das Schlachtross einer “geliebten Gattin” veranstaltete ein unheimliches Gedöns, meckerte wie eine ausgehungerte Bergziege und blubberte unablässig wie eine reißender Wasserfall auf ihren armen Gatten ein, welcher nun seinen schwarz lackierten Spazierstock schwingend drohend auf Kogan zukam…


- Kogan - 03-30-2009

Das war mal etwas gänzlich Neues. Er hatte schon bizarre Welten gesehen. Flüsse aus Blut die Schädelberge aufwärts flossen. Sichtbare Schreie die von unten nach oben, in einen Himmel aus geronnenen Angst regneten. Tote die miteinander zu disharmonischer Musik tanzten. Das hier zeigte ihm nur wieder einmal das, dass Chaos in seiner sinnlosen Schaffenskraft so etwas wie Humor besaß. So brauchte Kogan auch nur einen Augenblick um seine Überraschung zu überwinden. Neugierig blickte er sich um und sah natürlich zuerst das absonderliche Pärchen vor ihm. Den Mut des Mannes, oder eher den Übermut, musste er anerkennen. Mit einem Regenschirm auf einen nackten, blutbeschmierten Hünen loszugehen der nur aus Muskeln, Narben und bösen Absichten zu bestehen schien war anerkennenswert. Als Kogan die Gattin des Alten gewahrte vermutete er jedoch das der gesetzte Herr wohl mehr sein Heil im mannhaften Freitod suchte als im Bestreben seiner Gattin ein strahlender Ritter zu sein. So lobenswert derartige Tapferkeit auch sein mochte, Kogan war lange über das Stadium heraus wo Anerkennung Leben schonte.
Der Alte hob zu einem Schirmhieb an als wäre er wirklich der Ritter von der lächerlichen Gestalt. Immerhin war es schön mal wieder jemanden zu töten der nicht das Kriegshandwerk mit der Muttermilch aufgesaugt hatte und sich ärgerlich lange wehrte.
Gerade wollte der Gentleman seiner Empörung über diese infame Unterbrechung Ausdruck verleihen, oder gar einen Kampfschrei ausstoßen, als sich Kogans Pranke um sein Gesicht schloss. Er wirbelte herum und der Alte schlenkerte mit ihm wie eine Gliederpuppe. Während er mit dem Schirm fuchtelte und in Kogans Handfläche wimmerte haftete sich der Blick des Fürsten an die wohlgenährte Gattin. Deren Schreien erstarb als sie den nackten Kämpfer mit glotzenden Augen anstarrte und sich dann vom Blick des Fürsten festgenagelt wusste. Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen den beiden. Dann bleckte Kogan die Reißzähne, steckte der Dicken die Zunge heraus und machte einen tierischen Laut.
Nun konkurrierte ihr Kreischen mit der Sängerin auf der Bühne. Mit ungeahnter Behändigkeit zwängte sie ihre Leibesfülle durch die doppelte Stuhlreihe und hielt auf den rettenden Ausgang zu. Fast hätte sie ihn wohl auch erreicht, hätte sich nicht vorher der hakenförmige Griff eines Regenschirms um ihren schwabbelnden Hals gelegt und sie zurück gerissen. Der spitze Schrei ging in Gegurgel über. Kogan hatte seinem ungleichen Gegner die “Waffe” entwunden und die Dame damit überzeugt bei ihnen zu bleiben. Diese riss mit ihrem Gewicht zwei der, eigentlich festgeschraubten, vier Stühle um und lag nun dazwischen wie ein Maikäfer auf dem Rücken. Unterdessen hämmerte Kogan den Schädel des Alten mit Wucht gegen die Wand so das sich ein Heiligenschein aus feinen Rissen im Putz abzeichnete. Auch wenn er ihm das Gehirn ein gutes Stück weit nach vorn geschoben haben musste, so zappelte der Mann doch tatsächlich immer noch. Vielleicht waren es nur Reflexe, aber um auf Nummer sicher zu gehen schmetterte er den weichen Klumpen, der einmal eine Kopf gewesen war, nochmals Gegen die Logenmauer. Aus der Nebenkabine kam ein erbostes Psssssssssssssssssst.
Wenigstens der feine Herr erfüllte diese Bitte indem er auf ewig schwieg. Kogan bemerkte die kleinen Schnitte in der Handfläche nicht, da wo der eingedrückte Schädel die Dritten, wie in einem letzten verzweifelten Biss, nach vorn geschoben hatte. Noch während der Leichnam zu Boden rutschte widmete sich der Chaosfürst der Frau. Es war ihr gelungen sich aufzurappeln. Dennoch versperrte die wuchtige Gestalt des Kriegers nun den Fluchtweg. Ihr feistes Gesicht war so rot wie der Hintern eines Äquatorpavians, purpurne Äderchen durchzogen ihre Wangen und panische Tränen hatten Flussbette in ihr Make Up gegraben. In letzter Verzweiflung drehte sie sich zu der verschnörkelten Brüstung, wohl um nach Hilfe zu schreien.
Wieder war es der Regenschirm der ihr einen Strich durch die Rechnung machte. Die silberne Spitze bohrte sich zwischen ihren gewaltigen Brüsten durch den Pelzmantel und erwuchs nach und nach zur Hälfte des Schirms. Sie schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und verkrallte die wurstigen Finger in das Geländer. Kogan gab dem Regenschutz einen weiteren Stoß und trieb ihn soweit durch das Fleisch das die Bespannung, die am Ende eines überdurchschnittlichen langen Stiels saß, auf der anderen Seite zur Gänze durchbrach.
Er konnte es sich beim besten Willen nicht verkneifen, auf den kleinen Auslöser, kurz über dem Hakengriff, zu drücken. Mit einen satten >Fupp< entfaltete sich der Schirm.
Nicht nur was das Bild dieser Dicken mit Fallschirm köstlich absurd. Obendrein versprühte der aufklappende Schirm auch einen Regen aus feinen Fasern und nicht sonderlich blauen Blutes über die unteren Ränge. Dort zerrieb man noch grübelnd die befremdlich, klebrige Flüssigkeit zwischen den Fingern, als Kogans Blick bereits auf die Darsteller auf der Bühne gefallen war.
Ein breites Grinsen verzog sein Gesicht als er gewahrte das die Männer, die dort kreischten als hätte man sie ihrer Männlichkeit beraubt, Schwerter trugen.
Schon suchte er nach einer Gelegenheit auf die Bühne zu gelangen, als sein Augemerk auf die Girlanden fiel, die sich wie Dschungellianen durch den ganzen Saal spannten.
Er ließ die Zigarre vom linken in den rechten Mundwinkel wandern und machte sich daran die, die am Rand des Geländers festgebunden war, zu lösen.


- Die Stimme - 03-31-2009

Tatsächlich schaffte er es, die girlandenartige, samtrote Schmuckbehängung des Opernhauses loszulösen, eine kontinuierlichen Pendelbewegung gehorchend, sowie unter Einfluss der physikalischen Schwerkraft, sanft und federweich wie eine… Abrissbirne zwischen den Rängen landend. Links und Recht regnete es kleingehackte Holzsplitter, verbogene Metallschrauben, Nägel und zerfetzte Stoffbehänge flatterten herum wie die Schmeißfliegen um den Corpus. Irgendwie verdutzt hockte der Chaot, einem breitbeinig dasitzenden Grizly-Bären gleich, den oben abgerissenen Stoffvorhang zwischen den Pranken haltend da. Das Bühnenstück war indes farblos weitergelaufen, ein einzelner Mann in lächerlicher historische Uniform, mit zusammengebundenen Händen, an einen dicken, Buchenholzpfahl gebunden, trällerte aus letzten Leibeskräften irgendwo flehend in tiefem Sonor. Fünf andere Kerle, in eben solch lächerlich, verschnörkelten Paradeuniformen und schenkelhohen Reiterstiefeln, formierten sich mit Musketen und aufgelanzten Bajonetten. Die Szene hatte etwas von einer Exekution, vermutlich sollte sie sogar genau das darstellen. Warum auch immer man einem Gefangenen, nun, scheinbar Offizier, gestattete so herumzubrüllen.