Koron III
Überfall auf die Schüttig- West Bank - Druckversion

+- Koron III (https://koron3.de)
+-- Forum: Der Trojan-Subsektor [ab hier IN-GAME Bereich] (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=6)
+--- Forum: Koron III (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=7)
+---- Forum: Das Umland von Gohmor (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=16)
+---- Thema: Überfall auf die Schüttig- West Bank (/showthread.php?tid=714)

Seiten: 1 2


- Schrekt’Orn - 02-07-2011

Geduckt lauerte die Echse im Schatten einer wenig genutzten Brücke. Dieser Tage fuhren nicht mehr viele Wagen auf dieser Route und robustes Unkraut, welches dem giftigen Wetter trotzte und sogar den Asphalt zu sprengen vermochte, war dabei die Fahrbahn zurückzuerobern. Nur alle paar Tage wurde das Refugium mutierter Insekten und räudiger Nager vom Dröhnen eines Schwerlasttransporters gestört. Diese Servitor gesteuerten Ungetüme brachten Erz und Schrott aus der Breche ins Stadtgebiet, wo das Material von Firmen verarbeitet wurde, die sich nicht zu schade waren diesen Kesselstein verflossener Aufschwungstage zu verwerten. Hier, wo man Unterscheidungen zwischen verödeten Landstrichen bemühte, an der Peripherie zum post-industriellen Brachland, noch immer weit von der eigentlichen Wüste entfernt, kamen nicht viele Menschen vorbei. Die Gesetzlosen des Toten Landes scheuten die Nähe zur Stadt, die Bewohner selbigen, hatten in diesem Niemandsland nur selten etwas zu schaffen. Zuweilen streiften wilde Mutanten umher, doch auch sie suchten lieber die aufgegebenen Manufakturen nach Brauchbarem ab.
So gab es niemanden, der die Lumpengestalt hätte beobachten können, dieses Bündel stinkender Leinen, zweifellos ein Bettler, nach Osten gezogen um seinem erbärmlichen Leben ein Ende zu setzen, Gnade in der Gnadenlosigkeit zu erhoffen.
So jedoch verhielt es sich hier keineswegs.
Unter den Lagen aus vorsätzlich beschmutzten Stoffen starrten geschlitzte Pupillen die staubige Straße hinunter, welche im steten Zwielicht des Smogs den Staubteufeln als Tanzplatz diente.
Die schäbige Tarnung hatte Schrekt'Orn einmal mehr treffliche Dienste erwiesen und ihn sicher von seinem Versteck, durch Slums und Umland, bis an den bestimmten Ort beschirmt.
Nun wartete der Xeno auf den Menschen, den er vor drei Tagen das erste Mal getroffen und seit er ihn durch die verfallene Kanalisation wieder bis an einen sicheren Platz geführte, nicht mehr gesehen hatte. Salem hatte zugesichert sich um einen fahrbaren Untersatz zu kümmern und ihn im Laufe des frühen Morgens abzuholen. Seinen Teil der Abmachung führte der Nichtmensch derweil in einer einfachen Plastiktüte mit sich. Sieben zurecht gesägte Metallrohrstücken, jedes etwa zwanzig Zentimeter lang und mit Schraubkappen an beiden Enden verschlossen. Eine einfache Zündschnur würde das Gemisch im Inneren entflammen und eine Explosion erzeugen, die sich nicht verstecken brauchte, berücksichtigte man, was für unzulängliche Materialien der Echsenmann hatte verwenden müssen.
Nun lag es nur an der Zuverlässigkeit des Söldners, ob sie die Sache durchziehen konnten.
Seiner kaltblütigen Natur entsprechend verspürte Schrekt'Orn keine Aufregung im menschlichen Verständnis. Ihm war bewusst das es diverse Unwägbarkeiten gab, die ihnen einen Strich durch die Rechnung machen konnten. Doch er war zuversichtlich, dass sich derartige Probleme mit Improvisationstalent und einem Thermostrahler würden lösen lassen.


- Salem - 02-20-2011

Der Plan hatte fest gestanden. Schrekt’Orn hatte Salem ein paar Ratschläge gegeben, die ihm seinem Ziel ein wenig näher bringen sollten und mit diesen Informationen war Salem aufgebrochen. Die Sporttasche über den Rücken geschlungen hatte er sich an die Worte der Echse gehalten und nach einer gefühlten Ewigkeit endlich einen Ausgang aus der Kanalisation gefunden. Seine Handflächen waren Schweißnass gewesen. Allein in der Dunkelheit und der Enge der Kanalisation hatte er sich nicht all zu wohl gefühlt. Einmal, als er die Abzweigung die Schrekt’Orn ihm genannt hatte beinahe verpasst hatte, war er einem Panikanfall sehr nahe gewesen, doch die klamme Kühle des Mauerwerks hatte ihn schließlich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Es war ein Kanal. Ein einfacher Kanal. Kein Schützengraben. Es gab nur das Scharren der Ratten, das gelegentliche Plätschern von Wassertroffen und das entfernte Rauschen von Zuleitungen. Kein Trommelfeuer. Keine Gasangriffe. Keine Feinde die im dicken Nebel von Rauchgranaten mit Bajonetten auf ihn eindrangen. Ein schwerer Klotz war von ihm gefallen, als er den Kanaldeckel hochgestemmt und sich aus der Dunkelheit befreit hatte.

Einen ganzen Tag war er durch die dreckigen Straßen und Gassen gewandert, hatte sich von Menschen ferngehalten, die vorgeschlagenen Orte gesucht und war schließlich fündig geworden.

Er saß am Steuer eines vierzig Tonnen schweren Monsters von Lastwagen. Der brüllende Motor versetzte das ganze Führerhaus in konstante Vibrationen und der Dreck der Straße knirschte unter den massiven Reifen des Acht-Achsers. Ihn vom Hof einer Fabrik, deren Zweck sich Salem nicht erschlossen hatte, zu stehlen war relativ einfach gewesen. Relativ, wenn man von der Schlägerei mit dem Fahrer und seinem Beifahrer, sowie der Suche nach den Papieren die er zum verlassen des Geländes benötigt hatte einmal absah. Die schwere Laserpistole auf dem Schoß hatte er dem Wachmann die Papiere vor die Nase gehalten und der hatte ihn gelangweilt durchgewunken. Zwanzig Minuten später ging der Alarm los. Der niedergeschlagene Fahrer war zu sich gekommen und hatte den Alarm ausgelöst. Salem interessierte das nicht. Breit grinsend bog er in eine Verkehrsader ein und lies sich vom stetig schwächer werdenden Strom der Fahrzeuge immer weiter und weiter in die Außenbezirke treiben, bis er die letzten Ausläufer der Slums verlassen hatte und sich Umland von Gohmor wiederfand. Jetzt galt es den Treffpunkt mit Schrekt’Orn zu erreichen.

Eine Meterlange Staubwolke zog sich hinter dem dröhnenden Monster aus Metall her, dass mit hustendem Motor die brüchige Straße entlang jagte. Dunkle Auspuffgase vermischten sich mit dem Staub und die Scheibenwischer arbeiteten auf Hochtouren um den schmierigen Film auf der Frontscheibe aus dem Sichtbereich des Fahrers zu halten. Als eine bestimmte Brücke in Sicht kam, wurde das Monstrum langsamer und kam rutschend, mit quietschenden Reifen zum stehen. Laut wie ein Gewehrschuss entlüftete das Hydrauliksystem der Bremsen und als der Staub sich nach und nach senkte, zeichnete sich die eigentliche Gestalt des Ungetüms im Licht der Sonne, die ungehindert das Brachland bestrahlte, ab. Der kräftige Motor saß unter einer langgezogenen Schnauze vor dem Führerhäuschen, in dem der Fahrer gut zwei bis drei Meter über der Straße throhnte. Direkt hinter dem Fahrerhäuschen begann die Ladefläche, die aus einer breiten Metallwanne bestand, deren hinteres Ende mal mit einer Klappe geschlossen werden konnte, jetzt aber nur noch mit einem straff gespannten Netz gesichert war. Auf der Ladefläche befand sich deutlich zu sehen eine wilde Ansammlung von Rohren, Maschienenteilen, Kisten voller Kleinteilen und dürftig bestückten Kabeltrommeln. Als der Stab sich gelegt hatte, schwang die Fahrertür auf und ein schlecht rasierter Mann in einem schmierigen Arbeitseinteiler von ausgewaschenem Blau sprang aus der Fahrerkabiene in den Staub. Seine schweren, Dreckverkrusteten Stiefel wirbelten kleine Wolken auf. Mit steifen Schritten ging er ein paar Meter und pinkelte ungeniert einen kleinen See in die Wildnis. Als er fertig war, zog der die getönte Staubbrille auf die Stirn und ließ seine eisblauen Augen über den toten Landstriech wandern. Eine Hand in der ausgebeulten Tasche seines Overalls schob er sich die fleckige Schmirmmütze weiter aus dem grinsenden Gesicht.

"Ist die Gegend hier so verlassen, dass es hier nichteinmal Echsen gibt?"


- Schrekt’Orn - 02-21-2011

Das Gegenstück zu weit aufgerissenen Augen und einer heruntergefallenen Kinnlade nahm sich bei der Echsenrasse weniger spektakulär aus. Der Xeno legte den Kopf schräg und züngelte einmal mehr als gewöhnlich. Mehr gestand er seiner Verwunderung nicht zu. Dennoch, mit so einem Gefährt hatte er wahrlich nicht gerechnet. Ihm war mehr ein kleiner Zweisitzer mit Ladefläche vorgeschwebt, irgendetwas dass sich mit dem Verb „unauffällig“ in einen Satz bringen ließ. Erst wollte er voller Unmut wieder einen gedanklichen Strich auf der Negativseite der menschlichen Rasse machen, fand jedoch bei genauerer Betrachtung, dass er damit seinem Kompagnon Unrecht getan hätte. Gerade in der Auffälligkeit lag vermutlich die perfekte Tarnung. Denn tatsächlich waren derart robuste Fahrzeuge wesentlich häufiger bei den Schrottscouts zu finden, als die kleineren Varianten. Zwar mochte man die Staubwolke viele Kilometer weit verfolgen können, doch dass man eine Gestalt in einem Sonntagswägelchen, ohne viel Kapazität für potenzielle Beute, von vornherein mit Argwohn betrachten würde, war wahrscheinlicher. Also hatte Schrekt'Orn entschieden, dass die Sache gut sei so wie sie war, noch bevor die großen Reifen ganz zum Stehen gekommen waren.
Die Verkleidung des Söldners war passend gewählt, auch wenn sein Geruch, welchen die Echse auf der Zunge schmeckte, als sich die Kabinentür geöffnet hatte, verriet seine Identität.
In der Wolke aus Staub und aufgewirbeltem Dreck, näherte sich der ehemalige Pirat, Attentäter, Saboteur und Bombenleger seinem neuen Partner an.

"Ist die Gegend hier so verlassen, dass es hier nicht einmal Echsen gibt?"

Wieder dieser sonderbare Humor, der die Frage nach Offensichtlichem als komisch erachtete.

Unserer gibt es mehr, als euch lieb sein kann. Entgegnetet eine gezischte Stimme, in dem Versuch den Witz mit gleicher Münze zurückzuzahlen.

Die Begrüßung fiel knapp aus. Der Nichtmensch gestattete einen kurzen Blick in die Tüte und Salem schien mit dem Inhalt zufrieden. Man wollte sich nicht länger als nötig an einem Ort aufhalten und so nahmen beide zukünftigen Bankräuber wieder in der Fahrerkabine Platz. Diese war überaus geräumig und würde die lange Fahrt nicht zu einer Tortur werden lassen. Schrekt'Orn entdeckte einen breitkrempigen Hut, wie ihn SquamSquam- Treiber zu tragen pflegten. Zwar war es unwahrscheinlich das ihnen viel Gegenverkehr begegnen würde, doch warum die zusätzliche Tarnung nicht nutzen? Zugegeben, die Echse sah arg skurril mit diesem Kopfputz aus, aber einem flüchtigen Blick mochte die Fassade vielleicht standhalten.

Gab es bisher irgendwelche Probleme? Fragte der Xeno in das monotone Brummen der kräftigen Zugmaschine?


- Salem - 02-22-2011

Salem nickte seinem Komplizen zu, als dieser sich offenbarte. Was genau die Aussage Schrekt’Orns sein sollte offenbarte sich Salem jedoch nicht. Zwar vernahm er die Worte, doch war es schwer eine tiefere Bedeutung aus dem tonlosen Zischeln herauszuhören. Salem war vielleicht nicht der beste Menschenkenner, aber diese Echse war noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Hatte sie nicht zuvor noch behauptet, es gäbe nicht all zu viele von ihnen? Salem beschloss es dabei zu belassen und warf anstelle weiterer Worte lieber einen Blick in die Tüte mit den Sprengsätzen. Soweit er es erkennen konnte, waren es Rohrbomben von brauchbarer Größe. Er nickte zufrieden und stieg in die Führerkabiene.

Wie auch er selbst hatte Schrekt’Orn eine Verkleidung angelegt. Sie war sehr simpel gehalten und dennoch funktionell. Wahrscheinlich musste der Xeno des öfteren auf derartige Verkleidungen zurückgreifen, vermutete Salem. Er einer ruckartigen Handbewegung schaltete er in einen höheren Gang und ließ den Motor aufheulen. Mittlerweile hatte er sich recht gut an die ständige Vibration des Fahrerhäuschens und das ständige hin und her der Scheibenwischer gewöhnt. Es gab nicht viel, was er neben der Straße hätte rammen können, dennoch musste er sich konzentrieren. Ein einzelner kleiner Felsen konnte schwere Schäden anrichten und das galt es zu vermeiden. Trotz seines eher rudimentär ausgeprägten Könnens als Fahrer hämmerte Salem den nächsten Gang rein und beschleunigte weiter. Die Sonne knallte auf sie hinunter und in der Fahrerkabiene war die stickige Luft erfüllt von trockener Hitze. Die Klimaanlage, sofern man es so bezeichnen konnte, hatte regelmäßig Aussetzer und knarzte laut, wenn sie sich mal wieder fing.

"Gab es bisher irgendwelche Probleme?", wollte die Echse wissen und Salem schüttelte den Kopf.

"Nope.", brummte Salem in seinem breiten Karwas-Akzent. "Nichts was ins noch in die Quere kommen könnte." Er deutete auf einen metallischen Kasten, der versengte Einschusslöcher aufwieß und noch immer einen dezenten Duft von verschmortem Plastik aufwieß.

"Selbst wenn sie einen Peilsender gehabt hätten, können sie ihn ohne das Funkgerät nicht orten. Und da wir niemanden anfunken wollen war das die einfachste Möglichkeit. Wir wollen doch niemanden anfunken, richtig?"

Er hob fragend eine Augenbraue und sah zu seinem Mitverschwörer hinüber, der seinen Kopf mit einem ausladenden Krempenhut 'verziert' hatte. Da er keine Antwort erwartete, wandte er seinen Blick wieder auf den verschmierten Anblick der Straße vor sich. Um sie herum war es still. In diesem Teil des Brachlands war niemand unterwegs. War dies die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm? Die letzte Chance noch einmal durchzuatmen? Zu beten? Seinen Frieden zu machen? Schwachsinn. Viele Kameraden in den Gräben und auch auf der Straße hatten an so einen Humbug geglaubt. Und was hatte es ihnen gebracht? Einen Stahlsarg; Wenn sie Glück hatten. Salem tastete nach seiner schweren Laserpistole, die in der tiefen Tasche seines Arbeitseinteilers steckte. Damit würden sich eventuell auftreten Probleme schnell und sauber aus der Welt schaffen lassen und wenn die Echse recht behalten sollte, dann war es eine überschaubare Menge an Problemen. Was sollte noch schiefgehen? Sie hatte genug Sprengkraft, das Überraschungsmoment und eine dicke Karre, die einiges an Treffern aus kleinen Waffen locker überstehen sollte. Salem war zuversichtlich.

"Wie siehts aus? Was machst du, wenn der Job vorbei ist? Mit der Kohle? Und überhaupt? Zurück in die Kanalisation?", fragte Salem und sah Schrekt’Orn von der Seite her an.

Selbst ohne die Verkleidung hätte er aus seinen Zügen nichts lesen können, doch es war eine Angewohnheit, die von den meisten menschlichen Gesprächspartnern begrüßt wurde. Zwar hatte Salem schon Kontakt mit Xenos gehabt, doch war er nie für die Komunikation verantwortlich gewesen. Er kämpfte. Sie kämpften. Punkt. Er hatte sie nie Gedanken darüber gemacht, was ihre Gebahren für ihresgleichen bedeuten mochten und es war ihm auch relativ egal gewesen. Dennoch war ihm kein fremdartiges Wesen untergekommen, dass so steinern, so kühl und emotionslos schien, wie diese Echse. Ganz im Gegenteil. Einige der fremden Wesen waren heißblütig und streitsüchtige Zeitgenossen gewesen, die mangelnden Respekt in Sprache und Gestik von Menschen besser verstanden als direkte Befehle. Schrekt’Orn war anders und Salem fragte sich, ob ihn das nicht gefährlicher machte, als all die anderen Xenos die er getroffen hatte zusammen.


- Schrekt’Orn - 02-22-2011

Expandieren! Entgegnete er lakonisch und verstaute die Tüte mit den Sprengsätzen zwischen den Füßen. Ihn störte die aufgeheizte Luft nicht im Geringsten. Im Gegenteil, von ihm aus konnte die Klimaanlage ruhig abgeschaltet werden, doch er sah ein, dass dies Salem wohl unangenehm gewesen wäre. Viel mehr förderte er zwei Dosen mit Fruchtsaft zu Tage. Der Echsenmann achtete penibel darauf das seine Getränke keine Schadstoffe enthielten, was in einer Makropole alles andere als ein leichtes Unterfangen war. Entsprechend teuer waren ihn auch diese Getränke gekommen. Die Alternative wären Gifte in allen nur möglichen Variationen gewesen und da opferte er die paar Schekel bereitwillig. Er stellte die farbige Dose auf das Armaturenbrett, schob sie anbietend zum Fahrer herüber und bemerkte dabei das der Söldner sich wohl mehr erwartet hatte als seine knappe Antwort.
Kurz überlegte er, was er dem Menschen sagen konnte und welche Informationen ihn gefährden würden. Letztlich, so beschloss Schrekt'Orn, war die Bedrohung durch eine Preisgabe von Informationen nicht sehr groß. Sollte er sich darin täuschen, so musste er eben zu gegebener Zeit intervenieren.

Bevor ich nach Koron kam, Geschickt schob er die lange Kralle des Zeigefingers unter die Metalllasche der Dose und öffnete sie knackend. hatte ich mich einer Gruppe Gesetzloser angeschlossen. Raumpiraten, die sich selbst Schwarzklingenkosaren nannten.
Die Struktur war sehr unausgereift. Viel zu viele Besatzungsmitglieder, kaum Disziplin und ein zu starker Drang nach individueller Entfaltung.
Geziert nahm er einen Schluck aus der Dose, was an ein kleines Kunststück grenzte, bedachte man wie breit sein Mund und wie klein die Trinköffnung war.
Ich verließ die Gruppierung während einer Außenmission, welche die völlige Inkompetenz der Organisation offenbarte und mich in meinem Beschluss bestärkte.
Einige Zeit später las ich von der Vernichtung eines Piratenschiffes durch die imperiale Flotte. Ich vermute das es sich dabei um den Kreuzer der Korsaren handelte bin auch nicht sicher.
Worauf ich hinaus will.
Die Ausführung war mangelhaft, doch die Idee dahinter nicht verkehrt.
Ein gut bewaffnetes wenn auch wesentlich kleineres Schiff hätte gute Aussichten auf reiche Beute. Ein Xeno wie ich es bin, hat auf einem Planeten wie Koron auf Dauer keine Aussicht auf lange Existenz. Wenn jedoch die Fluchtmöglichkeit in den Weltraum besteht und eine straff organisierte Truppe in der Hinterhand, potenziert sich die Überlebenschance erheblich.
Gegen wir hypothetisch von einer Gruppe aus zehn bis zwanzig Leuten aus. Mit einem Schiff das die Größe eines Kanonenbootes nicht übersteigt. Es wäre möglich ungesehen auf dem Planeten zu landen und zu starten, die entsprechenden Bestechungen vorausgesetzt. Die Beute wäre erträglich, ohne bei den betreffenden Opfern soviel Schaden anzurichten, dass eine Intervention der Sicherheitskräfte all zu wahrscheinlich wird.
Und letztendlich könnten noch immer Aktionen für Auftraggeber auf der Oberfläche durchgeführt werden. Um also deine Frage präzisiert zu beantworten. Ich plane ein Schiff zu erwerben und die Handelsrouten des Planeten zu überfallen.

Als Gegenfrage erbte ich mir Auskunft über deine eigenen Pläne.
Er nahm einen weiteren Schluck.


- Salem - 02-23-2011

Die Antwort, die Schrekt’Orn zum besten gab war nicht gerade ergiebig. Sie sagte alles und nichts. Was wollte er expandieren? Seine Familie? Sein Tunnel-Reich? Wollte er vielleicht seinen Schabenvorrat vergrößern und eine Schnellimbisskette für Xenos hochziehen? Wohl eher weniger. Einen Moment wartete Salem, ob noch etwas kommen würde und als er lange genug gewartet hatte, erweiterte das Echsenwesen seine Antwort auf ein Maß, dass Salem eher erwartet hätte, auch wenn seine Erwartung mal wieder auf dem Umgang mit seinesgleichen beruhte. Er würde seine Betrachtungsweise wohl rasch überdenken müssen, wenn er nicht in ein gravierendes Fettnäpfchen treten und als Groxfutter enden wollte. Ob die Mitglieder von Schrekt’Orns unaussprechlichem Volk wohl Menschenfleisch verspeißten?

"Ein Freibeuter? So so. Das hätte ich von einem Kopfgeldjäger garnicht erwartet. Und da sag nochmal jemand Opportunismus sei bloß eine Tugend des Krieges."

Salem konnte sich ein leicht ungläubiges Kopfschütteln nicht verkneifen, doch er grinste. Dann griff er nach der Dose, die Schrekt’Orn ihm zugeschoben hatte. Er musterte ausgiebig das Ettiket und hielt sich die Dose dann ans Ohr. Vorsichtig schüttelte er sie. Zufrieden mit dem Ergebnis hielt er sie dem Xeno hin.

"Oh Mann. Wo hast du das denn her? Richtigen Saft habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Wen hast du dafür töten müssen?", fragte er und schüttelte wieder ungläubig grinsend den Kopf. Diese steinerne Echse steckte voller Überraschungen.

"Und ich dachte schon, du würdest grün leuchtende Brühe schlürfen oder so. Nichts für ungut."

Er steckte die Dose in die Beintasche seines Overalls und schaltete einen Gang runter. Die Straße folgte einer Biegung und er wollte nicht unbedingt mit einem 40 Tonnen Kollos ins Schlingern geraten. Wenn er jetzt wegen einem Moment der Ungeduld den großen Jackpot wie eine Seifenblase zerplatzen ließ, dann würde er sich wahrscheinlich ganz anderen Problemen, als einem defekten Lastwagen gegenüber sehen. Sie überquerten eine marode wirkende Brücke und wichen einer Ansammlung von kleinwagen-großen Felsbrochen aus, bevor Salem wieder einen höheren Gang einlegte und den Stahlkollos beschleunigte.

"Du willst meine Pläne wissen? Nun gut, ich denke, dass ist nur fair, wo du mir deinen Plan vom Kauf eines Schiffes und dem Beitritt ins eigenständige Piratenleben erleutert hast. Um ehrlich zu sein, ich hätte nicht erwartet, dass du so redseelig sein kannst. Du hängst wohl schon eine Zeit lang mit meinesgleichen herum, was?"

Sie hatten eine lange Passage erreicht, die nur geradeaus ging. Salem klemmte das breite Steuer zwischen seinen Knien fest und zog die Dose wieder aus seiner Tasche. Knackend öffnete sich der Verschluss und mit einem leisen Schlürfen genehmigte sich Salem einen großen Schluck der süßen Flüssigkeit. Dann einen zweiten. Waren die Geschmacksknospen auf seiner Zunge mit der ersten Fuhre des Saftes noch völlig überfordert gewesen, brachte die zweite schon eine beachtliche Flut von Geschmacksinformationen mit sich. Salem setzte die Dose ab und hielt sie in der Hand, während er mit der anderen das Steuer im Griff hatte.

"Das Zeug ist wirklich verdammt gut. Aber gut. Kommen wir zu meinen Plänen. Soetwas ähnliches hat mich so ein Typ im Raumtransport hierher auch gefragt. Die Antwort mag dir vielleicht seltsam vorkommen, aber ich bin auf der Suche nach der Bedeutung von Freiheit. Es ist das erste Mal, dass ich wirklich Frei bin und ich weiß nicht genau, was ich darunter zu verstehen habe. Ich war mein Leben lang eingebunden in Systeme verschiedenster Art. Und plötzlich stehe ich da. Frei. Und weiß eigentlich nicht was es bedeutet. Und wie kann man etwas wertschätzen, dass man nicht kennt? Ich muss für mich rausfinden, was ich mit dieser 'Freiheit' anfangen kann. Dieser Job hier, das ist wenigstens etwas das ich verstehe. Das hat Struktur. Der einzige Unterschied ist bisher, dass mir niemand sagt, dass ich es tun soll. Ich kann es sein lassen, ohne das mir jemand dafür Feuer unterm Hintern macht. Dafür bekäme ich dann aber auch nichts. Das einzige, was ich bisher über Freiheit weiß: Es ist eine recht komplizierte angelegenheit."

Als er geendet hatte, war sein Mund ganz trocken und er war dankbar über die Erfrischung, die Schrekt’Orn mitgebracht hatte. Er nahm einen Schluck und lachte dann. Er machte eine kreisende Handbewegung neben seiner Schläfe.

"Ich quassel schon wie ein möchtegern Gelehrter auf Obscura. Zu viel wirres Zeug."

Salem nahm einen weiteren, tiefen Zug aus der Dose und heftete seinen Blick dann wieder auf die Straße. Die Strake war Fakt und der Job war klar. Das war alles, was zählen sollte. Er wollte sich nicht wieder in Überlegungen verlieren, die nichts brachten, außer Kopfschmerzen. Er würde schon dahinter kommen, was es eigentlich bedeutete. Aber ob die Echse ihm dabei helfen konnte? Er war sich da nicht sonderlich sicher. Was wusste jemand von Freiheit, der in ganz andere Zwänge verstrickt war, wie er selbst? Der Dienst auf einem Piratenschiff, dass war noch eine gewisse Parallele zu Salems Leben, doch die Tatsache, dass sich Schrekt’Orn in der Kanalisation verstecken musste, sprach für Salem eher dafür, dass auch ihm die Freiheit fern war. Aber vielleicht hatte er zumindest eine Idee, oder gar eine konkrete Vorstellung, was es bedeutete, denn immerhin schien er schon eine Weile sein eigener Herr zu sein.

"Wie weit ist es noch?", fragte Salem nach einem kurzen Räuspern, welches das Kratzen in seinem Hals nicht ganz hatte beseitigen können. Er wollte sich jetzt auf etwas handfestes konzentrieren.


- Schrekt’Orn - 02-28-2011

Etwa drei Stunden Fahrt, wenn die Straßenverhältnisse sich seit meiner Erkundung nicht drastisch geändert haben sollten. Entgegnete das Alien und ließ für einige Minuten Ruhe zwischen ihnen herrschen, während er die geschlitzten Pupillen auf die Straße gerichtet hielt. Draußen herrschte das diffuse Halbdunkel der dreckverdeckten Sonne. Noch war einiges an Verkehr zu beobachten, wenn sich auch die Tendenz inzwischen mehr von Straße auf Luftbetrieb verlegt hatte. Sie passierten einige Ruinen und kamen an einer abgebrochenen Schnellstraßenbrücke vorbei.
Ein windschiefes Straßenschild war so mit Spray bearbeitet wurden, dass aus dem einstigen „Mut der Heiligen Straße“ eine „Mutanten Straße“ entstanden war. Ein aufgespießter Totenschädel rundete dieses Bild ab. Das solche Ausgestoßenen sich mit einem Lastwagen ihrer Größe anlegten setzte jedoch schon einiges an Verzweiflung voraus. Noch ein Pluspunkt für die Fahrzeugwahl des Söldners.
Der Begriff der Freiheit, so wie ihr ihn versteht und auslegt, erschließt sich mir nicht. Nachdem einige Zeit seit der Ausführung Salems vergangen war hatte es angemutet als würde die Echse nicht mehr auf dessen Worte antworten. Er hatte sich jedoch nur Zeit gelassen darüber nachzudenken.
Nach dem was du sagst und da bist du nicht der einzige deiner Spezies, stellt die Freiheit ein erstrebenswertes Gut dar. Dafür lässt sich jedoch kein wirklicher Beleg finden. Freiheit ist die Abwesenheit von Strukturen, ein Zustand der Anarchie. Geht man davon aus vollkommen frei leben zu wollen, so müsste man sich von allen zivilisatorischen Errungenschaften lossagen und selbst dann ist man noch an die Zwänge der Natur gebunden. Wahre Freiheit existiert demzufolge nicht. Aber ich vermute du beziehst dich mehr auf die Ungebundenheit gegenüber Gesetz und Gesellschaft. Ein Umstand der die eigene Lebenserwartung drastisch reduziert und was erschwerend hinzu kommt, die Entwicklung der eigenen Rasse nicht fördert. Dieser Umstand findet eine absonderliche Verherrlichung in eurer Literatur und Kunst und doch strebt die Realität in eine gegenteilige Richtung. Wenn ein solcher Lebenszustand so etwas Gutes wäre, warum lebten dann nicht alle darin? Natürlich in sofern eine hypothetische Frage, weil ein Zusammenhalt nötig ist um den Gefahren des Universums zu begegnen.
Er machte eine Pause, als er merkte das seine zischende Aussprache ins Unverständliche abzugleiten drohte.
Ich bin von meinem Volk getrennt, mein Generationenschiff ist zerstört, meine Aufgabe ist erloschen. Einen Weg in die faschistoide Gesellschaft des Imperiums zu finden ist mir verwehrt und entspräche auch nicht der Agenda meiner Herkunft. Man kann also sagen das ich nach deiner Einsicht hin frei bin. Ist dieser Zustand als positiv zu beurteilen? Ich denke nicht.
Er leerte die Dose.


- Salem - 03-01-2011

"So wie du das darstellst, wirkt es noch komplizierter als ich mir gedacht hatte. Ich schätze es wird sich mit der Zeit zeigen, was es für mich bedeutet. Lassen wir uns überraschen."

Salem rieb sich mit dem Fingerknöchel das rechte Auge und starrte dann weiter auf die Straße, die vor ihnen lag. Die Worte der Echse schwirrten wie ein Schwarm blutsaugender Brog Insekten durch seinen Schädel und legten sich nur langsam zu einem Muster zusammen. Für einen Xeno hatte Schrekt’Orn ziemlich viel Ahnung, was die menschliche Rasse anging. Zwar hatten seine Worte etwas, dass die Menschen wie eine Ahnungslose Spezies auf relativ niedriger Entwicklungsebene erscheinen ließ, doch die Art und Weise, wie Schrekt’Orn sprach, ließ für Salem keine filterbare Färbung der Worte ausmachen. Er verglich seine Rasse und deren Ansichten wohl einfach nur sehr direkt, entschied Salem. Und selbst wenn, war ihr gemeinsames Ziel stärker als mögliche Vorurteile.

Drei Stunden Fahrt. Die Zeit war nicht dazu gedacht, sich den Kopf weiter über das Thema Freiheit und Vorzüge der einen oder anderen Rasse zu zerbrechen. Jetzt, in diesem Lastwagen, auf dem Weg zu ihrem Ziel, war all das wertlos. Philosophischen Gedanken konnte man sich später bei einer Flasche Sacra oder ähnlichem widmen... Falls die Echse überhaupt derartige Getränke zu sich nahm. Zwar trank sie Saft, doch würde sie wohl einen weiteren Vortrag über die menschliche Rasse halten, die unverstänlicher Weise Gift in sich reinschüttete, dass sie unkoodiniert torkeln ließ und agressiv machte. Ja, so etwas in der Art konnte sich Salem vorstellen, was ein kleines Schmunzeln auf seine Lippen bannte. Um sich endgültig von derartigen Gedanken zu lösen, zeigte er auf die Schild, dem sie sich näherten.

"Mutanten Straße? Klingt fast, als seien wir hier richtig. Und wenn ich mir die Dekoration so ansehe, müssen wir hier in einer verdammt freundlichen Gegend sein."

Salem ging vom Gas und schaltete zwei Gänge runter. In raschem Schritttempo rollte das stählerne Monster an dem Schild vorbei und Salem warf einen Blick durch Schrekt’Orns Seitenfenster, um das Schild und den Schädel näher betrachten zu können, bevor er den Blick wieder nach vorne wandte und die ursprüngliche Geschwindigkeit wieder aufzunehmen.

"War das ein Mensch oder Tier? So eine Schädelform habe ich noch nie gesehen."


- Schrekt’Orn - 03-04-2011

Der Xeno äußerte die Vermutung das es sich wohl um den Schädel eines degenerierten Menschen handelte und ging kurz auf seine Ansichten über Schadstoffe in der Luft und deren Einfluss auf das menschliche Erbmaterial ein.
Dann irgendwann breitete sich Schweigen zwischen ihnen aus, welches nicht auf Mangel von Themen basierte, sondern auf der Monotonie einer holprigen Fahrt, die Gedanken mit dem Wind der nahen Wüste hinfort reißt. Auch durfte nicht vergessen werden, dass man sich auf ein heikles Unterfangen zubewegte, dessen Ausgang nicht eben gewiss war. Sie hatten immerhin vor zu zweit einer Überzahl an Männer ihres Lohns zu berauben. Männer die Tag täglich mit den Widrigkeiten des Brachlandes kämpften und gewiss alles andere als leicht zu überwältigen sein würden.
Diese Überlegung wurde von der Landschaft gestützt, die sich rings um her zwei blauen und zwei gelb- schwarzen Augen darbot.
Eine Mondlandschaft.
Schlackehalden, dazwischen dampfende Chemieseen und die Gruben aufgegebener Tagebauanlagen. Dazwischen immer wieder die Zeichen der einstigen Nutzung. Industriekomplexe, einige noch in Betrieb, doch 90% zu Geisterstädten verkommen. Und Städte waren manche von ihnen wahrhaftig. Gewaltig und ausladend, erzählten sie von den Anstrengungen die hier unternommen wurden waren um dem Planeten seine wertvollen Innereien zu entreißen. Pflanzen gab es hier seit Jahrhunderten nicht mehr und man fragte sich unweigerlich wovon sich die wilden Mutanten hier draußen ernähren mochten. Das dieses ausgeschlachtete Land nicht verlassen war konnten sie sehen, auch wenn sie keinen der Bewohner zu Gesicht bekamen. Nach etwa zwei Stunden Fahrt passierten sie eine ausgebrannte Chimäre in den Farben der PVS. Vorher waren sie bereits an einigen umgekippten und aufgegebenen LKWs vorbeigekommen. Tot mochte dieser Landstreifen sein, friedlich war er nicht.
Jetzt stampfte das Fahrzeug einen Schlackehügel empor, auf den Schrekt'Orn seinen Begleiter aufmerksam gemacht hatte. Von dort erhoffte er sich das Ziel bereits sehen, oder sich gegebenenfalls neu orientieren zu können.
Das Vehikel erreichte die Kuppe und diese Anstrengung wurde für die Insassen mit einem spektakulären Blick entlohnt.
Die Breche! Benannte der Echsenmann das Offensichtliche zischend.

Eine titanische Wunde in der Flanke der Welt, so schien es. Sich von einem Horizont zum anderen erstreckend, bodenlos, rauchend wie der Eingang zur Unterwelt, an dessen Existenz nicht zu glauben sich die Echse gestattete. Am Rand und schwindelig darüber hinweg gelehnt waren weitere Förderanlagen auszumachen. Nicht größer als Spielzeughäuser im Vergleich zu diesem gezackten Schlund.

Eine Minute ließen sie das Bild wirken, dann deutete die geschuppte Kralle nach vorn und auf einen Ort aus verfallenen Fertigbauhäuser, zu beiden Seiten einer Brücke über die Breche und mit einer kleineren Fabrik im Zentrum.

Diese Siedlung dort ist Jerikas Lot. Ich bin bei meiner Erkundung über diese Brücke dort gefahren. Er deutete weiter östlich auf einen kleineren Übergang. Ich war mit einem leichteren Gefährt unterwegs und vermute zwar das die Brücke auch dieses hier aushalten würde, aber die bei Jerikas Lot erscheint mir von hier aus stabiler zu sein. Ich überlasse die Entscheidung dir als Fahrer. Hinter der Brücke werde ich auf die Ladefläche umsteigen und mich verbergen. Sein ausgestreckter Klauenfinger wanderte in die Mitte zwischen beiden Brücken. Dort hinten. Das ist es!
Tatsächlich war, gerade noch so auszumachen, ein kleines Viereck hinter der Breche zu sehen, welches ihr Ziel darstellen konnte.
Weiter im Osten lag die Wüste. Über ihr zuckten lautlose Blitze, als wollten sie ihnen drohen.


- Salem - 03-05-2011

Schweigend zogen sie dahin. Wie eine schwere, stählerne Raupe glitt der Lastwagen durch die tote Einöde und zerrte eine wallende Schleppe aus wirbelndem Dreck hinter sich her. Salem ließ all die Bilder auf sich wirken und steuerte den silbrigen Kolloss über die holprigen Straßen des Gohmorischen Umlands. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Die Klimaanlage hatte röchelnd den Geist aufgegeben und in seinem Arbeitseinteiler war es ziemlich warm. Schrekt’Orn dirigierte ihn einige Zeit später auf einen Hügel und präsentierte ihm von dessen Hügel aus die Breche. Es sah aus, als hätte ein gigantisches Messer die Brust des Landes durchbohrt und blutend zurückgelassen. Die Leblosigkeit des Landes, dass die Breche umgab verstärkte dieses Bild in Salems Kopf noch und er gab einen verblüfften Pfiff durch die trockenen Lippen ab, als sich nach und nach das Gesamtbild zusammensetzte. Die Förderanlagen schienen fast schon eine Steigerung der Slums der Stadt zu sein, was wenig attraktie Wohngegenden betraf. Schrekt’Orn dirigierte Salems Blick weiter auf eine Stadt aus verfallenen Häusern.

"Wir müssen also über dieses 'Loch' auf die andere Seite, ja? Prickelnd.", sagte Salem wenig begeistert und nickte in Richtung der Stadt.

"Wenn es meine Entscheidung ist, dann nehmen wir die stabile Variante. Nicht mehr Risiko als Notwendig."

Er rümpfte die Nase und ließ den Wagen wieder anrollen. Sie rumpelten Erhöhung hinab und Salem ignorierte das Unwetter der östliche Wüste. Die fragwürdige Überquerung der Breche war ihr nahestehenstes Problem und insgeheim wirkten beide Brücke fragil und unzureichend, wenn man sich die schiere Größe des Erdspalts zu Gemüte führte.



Das Ödland hatte Salem das Zeitempfinden geraubt, doch sie waren einige Zeit unterwegs gewesen, als sie die Stadt erreichten, die Schrekt’Orn Jerikas Lot genannt hatte. Die Straßen hindurch waren bei weitem breit genug, dennoch hatte Salem das Tempo verringert, als sie in die Stadt eingerollt waren. Es schien kein Leben hier zu sein und doch ging etwas bedrohliches von diesem trostlosen Fleck aus. Als säßen die Aaßfresser in den Schatten und zwischen den Ritzen der Trümmer um sich auf sie zu stürzen, sollten sie die Dummheit haben länger hier zu verweilen. Trotz der stickigen Hitze in der Fahrerkabine lief Salem ein kalter Schauer den Rücken hinab. Er wollte schnell zu dieser Bank und vor allem schnell hier weg. Unmerklich steigerte er das Tempo ihres Fahrzeugs wieder und sie rollten auf die Brücke zu, die aus der Nähe betrachtet wesentlich massiver und vor allem stabiler wirkte, als noch aus der Ferne, wo man den direkten Vergleich zur Breche hatte.

Je näher sie der Brücke und der Schlucht kamen, die sie überspannte, um so angestrengter arbeitenden die Scheibenwischer. Der wallende, fette Rauch, den der gigantische Schlund ausspieh beschränkte ihre Sicht auf wenige Meter, so dass Salem wieder langsamer fahren musste. Er stierte vor sich auf den Asphalt der Brücke, denn um sie herum war sonst nicht fiel zu erkennen. Zwar hatte er alle Scheinwerfer eingeschaltet, doch viel hatte es nicht gebracht. Sie rollten und rollten. Immer vorwärts auf die andere Seite der Schlucht, die andere Seite der Stadt und ihr Ziel zu. Meter um Meter durch die verquollenen Nebelschleier der Breche.

Nach einer endlos erscheinenden Zeit hatten sie es endlich geschafft. Das andere Ende der Schlucht war erreicht und Salem ließ den Lastwagen mit laut zischenden Bremsen zum stehen kommen. Mit einem Fünkchen der Erleichterung, sah Salem seinen schuppigen Wegbegleiter an und deutete mit dem Daumen nach hinten.

"Puh. Das wäre geschafft. Dann mal ab mit dir auf die Ladefläche. Ich will endlich zu diesem Lager."