Turm der Seherin - Druckversion +- Koron III (https://koron3.de) +-- Forum: Der Trojan-Subsektor [ab hier IN-GAME Bereich] (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=6) +--- Forum: Koron III (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=7) +---- Forum: Rasankur (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=75) +----- Forum: Die Ras-an-Kur (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=69) +----- Thema: Turm der Seherin (/showthread.php?tid=1022) Seiten:
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- Die Stimme - 09-25-2017 Die harte Stunde zwischen der kalten Wüstennacht und der brüllenden Hitze des Tages, resümierte Ad`razbe und rieb sich den Nacken. Hart deswegen, weil sie die großen Ideen und hehren Reden einer Rausch geschwängerten Nacht zu dem zusammen zustutzen pflegte, was sie letztlich waren, Gerede. Das gnadenlose und wenig poetische Licht dieser Stunde entlarvte vieles, was sich Mondschein noch wie opulente Gedanken ausgenommen hatte. Nun ja, ein Gutes hatte diese gestrenge Richterin und das war die Kühle ihres Wesens. Der sachte Wind tat ihm gut und vertrieb die Schatten von Drogen und Alkohol allmählich. Er fühlte sich nicht gut, auch wenn man nicht erleben würde, dass sich ein solcher Zustand auf sein Äußeres auswirken würde. Als Paladin der Seherin und als Mann von gewissem Ruf, konnte er sich eine solche Blöße nicht geben. So würde ein über die Maßen penibler Beobachter auch jetzt höchstens leicht gerötete Augen feststellen, sowie einen Gang, der etwas weniger geschmeidig ausfiel als üblich. Weder an seiner Rüstung, noch an seinen Haaren oder der Haut war ein Makel festzustellen. In der Kunst, die eigene Erscheinung durch Anstrengung und Können unangestrengt und beiläufig perfekt aussehen zu lassen, hatte er es zur Meisterschaft gebracht. Die Orgie der letzten Nacht war allemal nicht so epochal gewesen, dass sie seine Pflichten beeinflusst hätte. Als Paladin der schlafenden Seherin oblag es ihm, die Medien zu konsultieren und zu entscheiden, welcher ihrer Sprüche durch die Schlafende beeinflusst war, welcher direkt von den Göttern stammte und welcher schlicht dem Wahnsinn entsprang. Hinzu kam, natürlich gänzlich inoffiziell, die schwere Bürde zu entscheiden, welche Orakelweissagung so abgeändert werden musste, dass sie dem Kult und vor allem ihm selbst gewisse Vorteile verschaffte. Alles immer ganz dezent, diskret und mit dem im Blick, was auch die Seherin gewollt hätte. Der Paladin erlaubte sich eine kleine Abweichung von der üblichen Route zum Turm der Seherin und machte Zwischenstopp bei Gurni. Dort bekam er auch zu so früher Stunde schon einen kräftigen Tee, den eine Priese Staub aufwertete. In zu geringer Dosierung verschwendet, in zu hoher tödlich, war Staub, von einem Fachmann beigemischt, die ideale Droge um die faden Gespenster der gestrigen, bewusstseinsverschiebenden Verwandten des Giftes zu verjagen. Er nahm einen Schluck reckte sich und spürte, wie neue Energie in seine Adern schoss, wie die Dinge an neuerlicher Schärfe gewannen, Schwung in ihn und damit in den jungfräulichen Tag kam. Ein Elan den er brauchen konnte, denn als er vor den Toren des Turmes anlangte, hatte sich dort bereits eine kleine Menschengruppe versammelt, die ihren Unmut noch im Zaum hielt, aber nicht weit davon entfernt schien, diese Zügel fahren zu lassen. Die hohen Flügeltore waren noch geschlossen. An sich eine Unmöglichkeit, denn nach den rituellen Regeln musste der Zugang gewährt werden, sobald der erste Sonnenstrahl auf das Alabasterweiß des Portals traf. Die Gläubigen konnten dann einzeln eintreten, der rituellen Waschung frönen und schließlich in den Bädern darauf hoffen, dass ihnen das Wort der Seherin heute teilhaftig wurde. So war es, seit die göttliche Seherin schlief, undenkbar darin aus Nachlässigkeit zu säumen. Ad`razbe argwöhnte Schlimmes. Er schob sich schnellen Schrittes durch die Menge, einige murrten, andere erkannten den Paladin und machten ihm Platz. Vor dem Portal standen zwei der Kult Diener in ihren fließenden, weißen Gewändern. Kurz nach Entstehen der organisierten Anbetung, hatten die Diener vor dem Tor Latex getragen, ganz so wie es ihnen die wandelnde Seherin vorgelebt hatte. Doch schnell hatte sich herauskristallisiert, dass dies die denkbar unzweckmäßigste Kleidung für den Dienst in der prallen Sonne der Wüste darstellte. Also hatte man zu knapper Stoffbekleidung gewechselt, was zwar Erleichterung geschaffen, aber die Haut der Sonne weiterhin ausgesetzt hatte. Letztlich war nur die jetzige lange Kleidung geblieben. Nötig gewiss, doch rein vom ästhetischen Gesichtspunkt her eine Schande. Denn er wusste nur zu gut, was die Stoffe von Marralas Leib verhüllten. Kein Privileg seiner Position, sondern eines, welches die Anbetung des Prinzen des Chaos mit sich brachte. Die Diener Khornes schlachteten gemeinsam und untereinander, die Gefolgsleute Tzeentchs teilten sich den Staub ihrer Bibliotheken, die Jünger Nurgels verrotteten gemeinsam und die Kinder Slaanesh trieben es eben miteinander wie die Karnickel. Zugegeben, das vereinfachte die Sache etwas sehr stark, doch alles in allem war es eine Begleiterscheinung der Anhängerschaft, die den anderen meist vorzuziehen war. Was geht hier vor? Verlangte er von Marrala zu wissen. Sie erkannte ihn und Erleichterung stahl sich auf ihre Züge. Sie kam auf ihren kurzen, aber wohl geformten Beinen zu ihm gelaufen. Die Frau war kaum größer als Eins fünfzig und musste zu ihm aufblicken. Ad`razbe, voll der Gnade und Wonne, Dank sei dreifach dem Prinzen gekreischt. Verzweiflung ertränkt mir den Sinn, Geliebter in Wort und Berührung. Das du verzweifelt bist sehe ich liebe Marrala. Er bemühte sich darum die Haltung zu wahren, die Versammelten nicht noch zusätzlich aufzubringen, indem er den Torwächtern eine Szene machte. Und glaube mir, so sehr ich auch sonst diesen Ausdruck auf deinem hübschen Gesicht zu schätzen weiß, bitte ich dich doch mit Nachdruck darum mir zu sagen was vor sich geht und mich nicht mit Offensichtlichem zu martern. Wenn ichs nur wüsst, oh Wonnenvoller. Der geschickte Gühm und ich kamen vor etwa einer halben Stunde zum Ort unserer heutigen Einteilung. Aber verschlossen war das Tor als wäre Mutter Nacht noch Herrin über das Land. Alles Klopfen und Jammern war ganz vergebens und als die ersten Flehenden kamen, galt all unser Streben sie auf Abstand zu halten. Nicht das sie uns das Tor zerkratzen. Sie sind noch nicht gereinigt. Gutes Kind! Er schob ihr die Hand unter die Kapuze und legte ihr die Finger an die Wange. Sichtlich genoss sie diese Zuwendung. Ich werde zu den Bittstellern sprechen und alsdann erkunden, was die Ursache dieses unerhörten Affront ist. Der Segen des schönsten der Götter liegt auf euch. Mein Dank und meine Unterwerfung. Beides wird bei Zeiten eingefordert. Versprach er und wandte sich dann an die Versammelten. Liebe Freunde, was soll der Aufstand an einem derart schönen Morgen? Ihr entweiht nicht nur den jungen Tag, sondern auch die Schwelle dieses heiligen Ortes. Ein hoch aufragender Krieger aus den Reihen der Rasankuri gebärdete sich als Rädelsführer. Seine Zugehörigkeit zu Slaanesh ließ sich durch die sorgsam polierten Oberflächen seiner Rüstung erahnen, die das frühe Licht einfingen und gleißend zurückwarfen. Zwei mal zehn Tage verbringe ich jede freie Minute im Turm und warte darauf, das die Seherin mich in ihren Träumen erblickt. Nun sagen mir meine eigenen Träume, dass es soweit ist und ich stehe vor verschlossenen Toren. Zustimmendes Gemurmel ringsum, da sich jeder der Anwesenden für auserwählt und würdig einer göttlichen Beachtung wähnte. Verweigert ihr mir den Zutritt, so stellt ihr euch gegen den Willen des Prinzen. Wieder Bejahung aus der Gruppe. Dieses Mal vehementer. Ihr bezichtigt uns, den Willen der Seherin und des Prinzen nicht unterworfen zu sein? In eurer geblendeten Arroganz argwöhnt ihr Intrige und seht nicht die wahrhaft großen Dinge, die geschehen. Wenn euch die Türen verschlossen bleiben, so einzig und allein, weil Gewaltiges vor sich geht. Eine Prophezeiung wird Verkündet, die keinerlei Einmischung erlaubt. Was für einen anderen Grund sollte es geben, ihr Narren? Wenn ihr also darauf besteht die Siegel zu brechen, gar mit Gewalt einzudringen, dass seid ihr es, die sich in den Augen des Schönen versündigen. So sehr er die Sünde und das Extrem ansonsten auch liebt, wäre es hier und jetzt euer Untergang. Also zügelt oder sein Zorn soll euch niederstrecken. Das sorge für betretene Mienen. Die Widerworte ebbten nicht völlig ab, wurden jedoch leiser und einige der Anwesenden trollten sich gar um ihr Glück später zu versuchen. Ad`razbe nickte Marrala zu und lenkte dann seine Schritt schnurstracks Richtung Palast. Dieser Morgen war gerade unerfreulich geworden. Er ging jetzt schneller, bemüht nicht zu rennen, um den Nachstehenden nicht weitere Nahrung für ihre Spekulationen zu liefern. Gleichwohl warf er den Tonbecher mit Tee fort und beschleunigte seine Schritte, kaum dass er ein paar Straßenbiegungen hinter sich gebracht hatte. Sein Stand beim Herren Rasankurs war dieser Tage nicht der beste. Ein Unmut, der sich nicht durch Zorn äußerte. Schlimmer als das, durch Nichtbeachtung. So war es auch Pestor ergangen und gegen Magal hegte der Fürst inzwischen offenes Misstrauen. Allein Naradas schien zuweilen noch die Aufmerksamkeit des Schwarzen Drachens erhaschen zu können. Nichtsdestotrotz hatte sein Name noch Gewicht im Palast und die Wachen ließen ihn passieren. Sie salutierten nicht, das wäre zu viel verlangt von der Disziplin einer Chaosarmee. Wenn sie es ab und an doch taten, dann eher um zu verspotten, denn um zu ehren. Die beiden Krieger vor dem Eingang taten nichts dergleichen, auch wenn Ad`razbe den unbestimmten Eindruck hatte, sie würden unter ihren hämisch feixenden Dämonenmasken tatsächlich über ihn lachen. Es gab eine nicht öffentlichen Zugang zum Turm in Form einer schmalen Brücke. Diese verlief zwischen Palast und Turm. Ursprünglich war sie dazu gedacht dem Fürsten persönliche Besuche zu erleichtern, doch nachdem diese Besuche spärlicher wurden, lag die eigentliche Aufgabe eher darin, die Bedürfnisse des Turms vom Palast aus zu befriedigen. Speisen und Getränke in erster Linie, doch natürlich auch gewährleistete Besuche von Persönlichkeiten, die auf ihre Diskretion bedacht waren. Ad`razbe nahm zwei Stufen auf einmal, als er die Treppe erklomm und durch die Korridore eilte. Der Palast wurde von einem Heer aus Bediensteten bewirtschaftet und doch erzeugte die Anlage, durch ihre schiere Größe, den Eindruck eines Verlassenseins. Säle und Räume, in welchen man eindeutige Nutzung erkennen konnte, wechselten sich mit Räumen ab, die scheinbar seit Jahren von niemanden betreten wurden waren, um auch nur den Staub fort zu wischen. Der Paladin erreichte den Zugang zur Brücke, straffte sich, vollführte ein kurzes Mantra, um Atmung und Puls zu beruhigen. Sollte sich doch alles als großes Missverständnis herausstellen, wollte er sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben, indem man ihm Aufregung und Besorgnis an sah. Er drückte gegen die Flügeltüren und stellte erleichtert fest, dass sie nicht verschlossen waren. Die Brücke lag vom ebenerdigen Eingang abgewandt und so konnte er ohne das Risiko der Entdeckung von unten passieren. Auch der Gegenpart zur Tür auf der Palastseite zeigte sich nicht verriegelt. Ad`razbe trat in das kühle Innere. Diese Zwischenkammer war ganz in Weiß gehalten, auch wenn den Marmor goldene Adern durchzogen. Gerade so dünn und unaufdringlich, dass die Schwelle von Prunk zu Kitsch nicht übertreten wurde. In den weißen Stein waren dunkle Einlegearbeiten eingefügt wurden. Simultan zu den Bildnissen in der Empfangskammer unten, wenn dort auch in sehr viel größerer Ausführung. In einer Nachahmung der ikonenaritge versinnbildlichen Bildschrift des alten Rasankurs, wurde hier die leitende Weisheit der Seherin verherrlicht. Der Fürst in seiner ursprünglichen Form, als halb wilder Krieger, dem Tier näher als dem Mensch. Die Szene wie er er die Seherin zu seiner Gefangenen machte, durch komplizierte Abstrahierung auf dem Kopf dargestellt. Eine Metapher auf die Kernfrage, wer an diesem entscheidenden Punkt wen gefangen nahm. Geistige und körperliche Vorbereitung des Mannes auf die Rolle als Avatar der Stadt und göttliches Wesen in Gestalt des Drachen. Schlachtszenen, Zwiegespräche mit vertrauten und dazwischen immer wieder Bilder körperlicher Vergnügungen. Sehr plastisch und kaum eine mögliche Spielart auslassend. Mal in der Gestalt von Menschen, mal Drachen und verdrehte Geschöpfe des Warp. Ad`razbe hatte für all diese Kunst freilich keinen Blick, was heute nicht daran lag, dass er die Ikonographie mehr oder minder auswendig kannte. Er durchmaß die Kammer und schlug den Vorhang zu den Räumen der Reinigung beiseite. Hier fand er den ersten Toten. Ein fettleibiger Mann mit dunkler Haut. Niemanden den er kannte, sollte heißen niemand der direkt zum Kult gehörte. Vermutlich ein einflussreicher Gast, der genügend Mittel und Beziehungen sein Eigen nennen konnte, um an einer der nächtlichen, internen Orgien teilzunehmen. Er saß auf einer der Bänke, ein Leinentuch um die Hüften geschlungen. Der weiße Stoff hatte sich mit Blut voll gesaugt. Der leere Blick der Leiche war in erstarrtem Entsetzen auf die klaffende Wunde in seiner Brust gerichtet, die seinem Leben ein Ende bereitet hatte. Die kleine Hoffnung, dass sich hier der Kult einen Fauxpas geleistet hatte und die unteren Tore nur verschlossen waren um diesen in Ruhe beheben zu können, zerschlugen sich, als er um eine abschirmende Säule herum trat. Zwei weitere Gemordete, beide zur Dienerschaft der Seherin zählend. Die eine war Reva, eine freigekaufte Sklavin, die sich auf die Erfüllung simpler Gelüste verstanden hatte. Ihr fehlte ein Arm und der hübsche Leib war von der Schulter bis zur Hüfte gespalten. Sie klappte regelrecht auseinander. Welch ein Vieh konnte solch einem zarten Leib etwas derartiges antun und dazu noch mit derartiger Kraft? Den anderen Toten, einen Mann, konnte er auf die Schnelle nicht erkennen, da sein Kopf fehlte. Vermutlich unter die hölzernen Schränke an der Wand gerollt. Ad`razbe sinnierte, ob vielleicht die Diener des Khorne die alte Rivalität der Götter auf diese Art austragen würden? Die Brutalität hätte gepasst, doch die Heimtücke stand ihnen nicht an. Auch wären sie kaum unbehelligt durch den Zugang vom Palast aus ins Innere gelangt. Es sei denn, jemand hätte ihnen diesen Zutritt gewährt. An den durchquerten Raum schloss sich eine Wendeltreppe nach oben an. Ihrer Windung folgend, gelangte er in die große Kammer. Zu den offiziellen Zeiten konnten sich hier jene, die gewisse, entscheidende Kriterien erfüllten, der Zerstreuung hingeben, während sie auf die Deutung ihrer persönlichen Weissagung warteten. Des nächtens zelebrierte hier der Kult seine Hingabe an den Prinzen. Diese Stätte der Sinnesfreuden und der deliziösen Erinnerungen für Ad`razbe hatte sich in ein Schlachthaus verwandelt und war schändlich entweiht. Nicht weil hier Blut geflossen war. Diese Mauern kannten auch Exzesse dieser Art. Aber das es in sinnloser Zerstörungswut und nicht zum Zwecke des Lustgewinnes vergossen wurden war, das war der eigentliche Frevel. Immerhin wurde ihm ein Quäntchen Genugtuung vergönnt, denn immerhin hatten sich die Seinen hier zur Wehr gesetzt. In der Luft hing noch der typische Geruch abgefeuerter Laserwaffen. Ein absonderliches Aroma von verbrannter Luft, wie es nur diese Art von Mordgeräten hervorzubringen im Stande waren. Diese Note überlagerte andere Gerüche. Luftparfüm, Räucherwerk und den unverkennbaren Gestank des Todes. Blut und entleerte Gedärme, offen liegendes Fleisch. Im viereckigen, zentral gelegenen Bade- und Schwimmbecken trieben zwei Körper mit den Gesichtern nach unten. Das Wasser hatte sich rot gefärbt, ebenso die die weißen Blütenblätter, die man zur Labsal dazu gab. Überall lagen Tote, Blut bedeckte die Wände Steinbänke und Tische waren umgeworfen, vergossener Wein mischte sich mit trocknenden Körperflüssigkeiten. Ein paar der Kultisten umkrallten noch Waffen. Pistolen und zeremonielle Schwerter, Speere und Dolche. Doch genützt hatte keinen etwas seine Bewaffnung. Von toten Feinden fand Ad`razbe derweil keine Spur. Hatten die Angreifer ihre eigenen Verluste mit sich genommen? Diese Frage stellte er hinten an, als er sich einen Weg bahnte, weite Schritte über herumliegende Gegenstände und abgetrennte Körperteile machte. Sein Ziel war der reich verzierte Torbogen, hinter dem eine weitere Treppe ihn in das Stasisgemach der Seherin führen würde. So schwer umkränzten Befürchtungen sein Haupt, dass er nicht daran dachte eine der herumliegenden Waffen aufzuheben oder auch nur den Klingenreif an seinem Gürtel zu ziehen. Er fand die hölzernen Türen zum Allerheiligsten aufgesprengt, zerschlagen und zersplittert. Direkt dahinter das weiche Lager des Mediums, welches die Einflüsterungen der schlafenden Seherin aus ihren Träumen fischte und zu Weissagungen formte. Nackt und mit gebrochenem Genick, lag sie auf ihrem Diwan. Das blinde Mädchen hatte nicht einmal erahnt, was über sie gekommen war. Ad`razbe umrundete ihr Podest und verließ den Bereich, der Bittstellern zugedacht war. Im Durchgang hinter der Erhöhung des Mediums lag Koras, der hünenhafte Wächter des Heiligtums. So tot wie alle anderen, sein mächtige Schwert gesplittert wie die Pforte. Als der Paladin der Seherin nun in das Innerste trat, zügelte er seinen hastigen Schritt. Das gebot nicht nur die Ehrfurcht, sondern auch die Gewohnheit, mit welcher er sich in dieser Halle zu bewegen pflegte. Nein! Flüsterte er leise und unendlich gequält. Von dem steinernen Altar, auf welchem die schlafende Göttin ruhte, spann sich ein rotes Spinnennetz, färbte den weißen Marmor in der Farbe des Todes. Die Kabel der antiken Stasisapperatur waren achtlos herausgerissen und klebten nun in der Pfütze, die sich wie ein Saum um den Sockel gesammelt hatte. Der Raum war bis auf den Altar und einen unscheinbaren Seitentisch, für Gerätschaften zur Pflege, stets absolut leer, unverziert und schon beinahe klinisch rein gewesen. Jetzt lagen auf dem kleinen Tisch ein wuchtiger, schwarzer Helm und gepanzerte Handschuh von der gleichen Farbe. Diese Dinge nahmen sich so unbeschreiblich hässlich und fehl am Platze aus, das es Ad`razbe fast körperlich schmerzte. Er wollte es mit seinen eigenen Händen tun. zuckte es durch seinen Geist, während er den Altar gemessenen Schrittes umrundete und das zu ignorieren versuchte, was auf der Steinplatte lag, aufgebrochen und kalt. Hätte er neben den Devotionalien auf dem Tisch noch einen Beweis für den schrecklichen Verdacht gebraucht, denn er so krampfhaft zu leugnen versucht hatte, so hätte er sich neben der Tür gefunden. Dort war der zweite Wächter, die einstmals geschmeidige und reizbare Aleyna mit einer schwarzen Stachelaxt an die Marmorwand genagelt wurden. Natürlich kannte er die Waffe ebenso, wie diese Art einen unterlegenden Gegner noch im Tode zu erniedrigen. Eigentlich hätte es der letzten drei Schritte nicht mehr bedurft, welche die Umrundung des Altars beendeten und den Fürsten Rasankurs in Sicht kommen ließen. Er saß auf dem Boden, die Hände auf den Gelenken auf die Knie gebettet. Von den entblößten Fingern war Blut getropft, inzwischen längst geronnen. Auch sein Gesicht war blutbeschmiert. Die untere Hälfte um den Mund im Besonderen. Der Schwarze Drachen starrte auf den Boden wo das Blut von seinen Händen sinnlose Zeichen gezeichnet hatte. Er schien den Paladin nicht einmal zu bemerken. Der versuchte das Gesehene zu erfassen, den Schrecken zu begreifen. Nicht das Blut und die Verstümmelungen stießen ihn ab, sondern der schiere Frevel dieser Tat. Kogan bemerkte ihn, blickte kurz zu ihm, ohne den Kopf zu heben. Ad`razbe! Wie ein Schläfer, der aus tiefem Traum erwacht. Ist es schon Tag? Was habt ihr getan?Aufflackernde Wut rang nun mit seiner Verzweiflung. Hat es draußen geregnet? Ich meine es müsste geregnet haben. Was habt ihr getan? Jedes Wort herausgepresst und von den schmucklosen Wänden zurückgeworfen. Der Fürst sah ihn nun an, als bemerke er ihn zum ersten Mal wirklich. Wie man ein Insekt bemerkt, dessen entnervendes Summen nicht durch bloßes Fortscheuchen abzustellen ist. Getan? Was ich tun musste. Was sie mir zu tun geraten hätte, wäre sie noch hier um Rat zu geben. Er gestikulierte Schwach in die Richtung des Altars, wo die aufgebrochenen und ausgeweideten Reste toten Fleisches lagen. Ihr habt sie getötet. Jetzt hob Kogan ruckartig den Kopf und als sich seine Züge verzerrten, entmenschlichte das die Kombination aus weißer Haut und roter Bemalung noch zusätzlich. Getötet? Was weißt du vom Töten, kleiner Mann? Du nimmst jemanden das Leben und meinst dich auf das Töten zu verstehen. Du bist ein Kind, das Morden spielt. Wenn du jemanden auslöschst und dir all der Stränge bewusst bist, die du damit durchschneidest, all der Möglichkeiten und der Dinge die sein könnten, dann beginnst du die Natur des Tötens zu verstehen. Ich sehe all das inzwischen und die Kausalität trägt mich wie eine Welle. Eine Welle aus zerbrochenem Glas. Was versucht ihr euch da schön zu reden? Ihr habt die Seherin... eure Gefährtin geschändet. In einem Impuls griff er nach dem Klingenreif an seinem Gürtel. Der Fürst sah es und hob mitleidig einen Mundwinkel. Wirklich? Hier? An jedem anderen Ort hätte ich dir sogar eine Chance eingeräumt, aber hier wäre es eine Farce. Die Stadt will nicht das ich ihr verloren gehe. Ad`razbe schmeckte die bittere Wahrheit auf der Zunge und nahm die Finger von der Waffe. Aber warum? Er fragte, nicht weil es ihn wirklich interessierte. Welche Erklärung der Wahnsinnige auch immer geben mochte, welche moralische Überlegenheit er sich zurecht gebastelt hatte, die Seherin war tot und der Einblick in die jenseitige Welt mit ihr. Er fragte wie eine Komparse in einem Drama, von dem die Frage nach Skript verlangt wurde. Es war eine Gelegenheit. Eine Gelegenheit eine alte Schuld zu begleichen indem ich neue auf mich lade. Er schien sich in einen Monolog hineinzusteigern. Ad`razbe kannte diese Attitüde bereits von früheren Gelegenheiten. Über lange Zeitspannen hinweg schweigsam und in sich gekehrt, neigte der Schwarze Drachen zuweilen dazu zu schwadronieren. Ad`razbe hatte den Eindruck, dass dies weniger dazu geschah anderen Sachverhalte zu erklären, als vielmehr seine eigenen, vorweg greifenden Gedanken durch Artikulieren zu sortieren und für ihn selber auf eine weniger wirre Art verständlich zu machen. Sollte es stimmen, dass der Geist des Fürsten mit dem Erinnerungsbrei der gesamten, einstmaligen Stadt verklebt war, so erschien es geradezu erstaunlich, dass diese simple Methode genügte um sich zu sortieren. Ich dachte ich hätte den Dämon damals genarrt, als ich ihm die übermenschliche Stärke abhandelte, die meinen Leib über den anderer Männer erhebt. Aber der Narr war ich. Priest, dieser verfluchte Hexer, war Herold oder besser noch Eintreiber dieser alten Schuld. Sein Auftauchen war eben sowenig Zufall wie die anderen Dinge, die er mir offenbarte. Das Chaos verlangt Tribute, die zu geben schmerzhaft sind, Ad`razbe. Es gibt keinen einfachen Schritt auf dieser Straße. Mein Werden verlangt große Opfer, das zu begreifen, es über bloße Worte hinaus wirklich zu begreifen, hat gedauert. Sie hatte es gewusst. Von Anfang an. Aber ich war zu sehr Mensch um zu sehen. Als sie mich der Stadt geopfert hat, da hätte ich es erkennen können. Nun, besser spät als nie, nicht wahr? Ihr habt das Tor zugeworfen. Wie sehen die andere Seite nicht mehr, sind abgeschnitten. Nicht zugeworfen, die Läden und Einfassungen herausgerissen. Es aufgestoßen. Er legte den Kopf schräg als lausche er auf ferne Geräusche. Ich höre die andere Seite zwitschern und singen. Ganz dicht hinter unserer Wahrheit. Ich war gefangen in Rasankur, musst du wissen. Die Stadt ist erwacht, doch was sollte nun werden? Eine Zuflucht für die Verlorenen und Verdammten? Das ist eine profane Aufgabe für einen solchen Ort. Jetzt erkenne ich es. Es war nur die Initialzündung, der erste Funke der an das Reisig gelegt wurde. Ihr habt das Einzige zerstört, was diese Stadt Neues und Prachtvolles seit der Erweckung hervorgebracht hat. Ich habe es nicht zerstört. Er erhob sich jetzt und die besonnende Stimme hatte wieder den dröhnenden Befehlston angenommen, den man mit ihm zu assoziieren pflegte. Ich habe eine Entwicklung zu ende gebracht, die schon lange überfällig war. Wie ein Berg richtete sich die massige Gestalt zu voller Größe auf, ragte über Ad`razbe empor. Und nun habe ich mich genügend gegenüber einem Sterblichen gerechtfertigt. Zieh deine Waffe, so du die Vernichtung anstrebst. Andernfalls geh mir aus dem Weg. Suche dir eine neue Funktion oder verlasse die Stadt. Beides stelle ich dir im Großmut dieses schweren Augenblickes frei. Dein Kleiner Kult jedenfalls, der sich um das Andenken meiner Gefährtin gescharrt hat wie ein Rudel Hyänen ist zerschlagen. Er schritt um den Altar, der zur Schlachtbank gemacht worden war, herum und setzte den ausladenden Helm auf sein Haupt. Der Turm wird gereinigt werden und anderen, profanen Zwecken zugewiesen. Du bist seit diesem Morgen ein Relikt, Ad`razbe. - Selari - 01-20-2018 Von hier kommend Die hohen Portalflügel waren verschlossen und versiegelt aber Selari hatte auch nicht vorgehabt von außen einzutreten. Sie wählte den Weg über das Palastinnere auch wenn sie nichts von dessen Räumen und Korridoren mitbekam. Die Route und die Brücke waren ihr unbekannt aber das Bauwerk war das Erste seit dem Erwachen gewesen und Sie die Er ist schwärmte in den Sphären des Geisterreiches davon wie es ein Kind mit seinem ersten Zahn tun würde. Die Augen geschlossen folgte sie der vielstimmigen Stimme von Sie die Er ist und ihre Hufe ließen stetiges Klappern von den Wänden zurückhallen. Was diese mit dem Fußboden anstellten wurde wie schon beim ersten Besuch hier nach wenigen Augenblicken negeneriert auch wenn ab und an eine Sache länger verweilte weil sie Ihr gefiel. Palast- wie Turmtür auf und von der Brücke waren verschlossen aber nicht versiegelt, nachdem sie die Schlösser geknackt hatte konnte sie weiter. Im Turmgebäude selbst lebten Stille und Einsamkeit als sie eintrat. Eine Reinigung war vollzogen worden und die staubfreie Luft roch immer noch nach Ölen, Chemikalien und anderen Dingen mit denen die physischen Spuren seiner frühreren Benutzung getilgt worden waren. Beinahe mehr als eine Stunde lang schlenderte sie müßig durch den Turm um die eindrückliche prächtige Darstellung der Bilderschrift, die Schönheit der Architektur und Verzierungen zu betrachten und urteilslos zu beurteilen. Schließlich lenkte sie ihre Schritte zum Zentrum des Ortes. Gemächlich umrundete sie das leere, saubere Becken der Großen Kammer und trat unter den Torbogen dessen reichhaltige Verzierungen sie einige Augenblicke lang, musterte die Treppe empor. Die Türöffnung ins Allerheiligste war durch ein schlichtes funktionales Türblatt gefüllt, das sie mühelos öffnen konnte um achtlos das kleine Podest übersteigend den Vorraum zu durchqueren. Schließlich blieb sie in dem einstmals und erneut klinisch sauberen und leeren Raum am Ende dieses zweiten Durchgangs stehen. Lange verharrte sie so und sah auf den Altar aus weißem Marmor mit seinem unscheinbaren Seitentisch, grübelte, sinnierte, spürte nach. Ihr Beutel wirkte auf der kleinen Fläche nicht fehl am Platz als sie ihn dort ablegte um mit langsamen bedächtigen Bewegungen ihr Amulett hervorzuholen und abzunehmen. Dieser Ort war gut für sie, oder zumindest würde er es sein. Weit in die Tiefen seiner verschlungenen Windungen sehend strich sie zärtlich mit einer Hand darüber. Der knochenweiße Kristall färbte sich erst blutrot ehe er ein blauweißen Ton annahm der den Eindruck erweckte als stamme dieser von einem inneren flackernden Glimmen. Sorgfältig legte sie ihn in einer einzigen Bewegung genau auf die Mitte des Altars und sprach ein Wort in der Dunklen Sprache. Dabei schloss sie die Augen um zu sehen, machte sich gefühllos um zu fühlen, spähte in die Vergangenheit um die Gegenwart zu sehen und ignorierte die Gegenwart für die Vergangenheit. Ein leichtes Beben durchlief den Turm von der Spitze bis in seine Fundermente und als es abklang hätte eine zweite Person im Turm diesen unberührt und verändert vorgefunden. Im Bade- und Schwimmbecken befand sich erneut Wasser mit weißen Blütenblättern, jedoch so klar dass es schien als trieben diese in der Luft, die Inneneinrichtung so unversehrt an ihrem Platz wie eben erst aufgestellt. Die Ersatztür war verschwunden und an ihre Stelle wieder die hölzerne Alte getreten, heil und ganz. Draußen am Fuß des Turm begannen die Portalflügel zu glänzen wie so gerade eben leicht angeschmolzenes Wachs, ihre Oberfläche verformte sich wie zu nasser Ton um eine gänzlich neue Form anzunehmen. Was schließlich jeden Zoll bedeckte zwar dazu angehalten mit seiner verwirrenden Komplexität jeden Betrachter in Bann zu schlagen. Es mochte wie eine Schnitzerei oder Gravur wirken die derart in sich verschlungen war dass es schon hypnotisch war aber wer lange genug hinsah, absolut frontal oder aus bestimmten Winkeln daraufschaute oder mit der Fähigkeit der Warpsicht bedacht war erkannte die Warheit. Es waren Symbole, Zeichen und Embleme die ineinander geschoben und miteinander verwoben waren. Der Aquila Imperialis als Zeichen des Herrn des Goldthrons, der säulenartige Strahl der zugleich aber nur ein diffuses unförmiges Glühen war mit dem der Feurige Geist symbolisiert wurde und tausend unzählige Andere mehr. Selari nahm ihr Amulett wieder an sich und öffnete ihren Beutel. Mit mehreren Kreidestücken aus gepresster Totenasche, getrocknetem und gemahlenem Blut, Knochenstaub und weiteren Materialien zeichnete sie zwei konzentrische Kreise auf die Altarplatte um dessen Mittelpunkt und verschnörkelte Runen drumherum und in den Zwischenraum. Anschließend griff sie wieder in ihren Beutel, langte bis zum Ellenbogen hinein um einen faustgroßen Brocken Pyraline und einen weiteren aus Epidotrichite hervorzuholen, mehr besaß sie davon nicht. Je ein Stückchen als Musterprobe abbrechend und wieder wegpackend legte sie die Kistalle ins Zentrum. Sich im Schneidersitz vor ihr Werk setzend stimmte sie einen hellen klaren Gesang in der dunklen Sprache an. Normalerweise würde sie mit diesem Ritual die beiden Kristalle als temporäre Speicher befüllen, diesmal jedoch würden sie als direkte Leitungen fungieren auch wenn dies sie schnell zerstören würde. Die Kreise begannen zu schimmern was langsam auf die Runen übergriff die Momente später zu flimmern anfingen. Es dauerte nicht lange bis die gewünschte Wirkung eintrat. Wie Flüssigkeit die aus Poren drang quoll etwas aus dem Gestein des Altars. Feurig rot, glühend heiß, dünnflüssig und vom Geruch her an Rauch erinnernd, zäh und klebig, schwärzer als der reinste Teer schon beinahe lichtschluckend und faulig miefend, ein strahlendes dunkles Blau das jeden planetaren Himmel der Galaxis farblos schimpfte... all die Emotionen und Gefühle die während des Baus und der zahllosen Aktivitäten während seiner bisherigen Nutzung in die physische Gestalt des Turms eingesickert waren quollen nun hervor und die Kristalle saugten sie auf wie trockene Schwämme. Diese Substanzen waren noch frisch, für die Geister ein schmackhaftes Gericht. An jedem anderen Ort von Sie die Er ist wären sie jedoch alt, durch ihren Verbleib im Grenzbereich der Realität gereift wie guter Wein und ein vollmundiges Mahl. Ihren Gesang steigernd setzte Selari den nächsten Teil des Rituals in Gang und die inneren Runnen hörten auf zu flimmern und verdunkelten sich. Die Kristalle glosten und glommen als ihr psionischer Inhalt Sie die Er ist und Ihm der Sie ist geopfert wurden. So fleißig der Kult auch gewesen war, im Vergleich zum Höhepunkt seiner Verehrung lange vor dem Krieg der Häuser war die beständig dem Turm entzogene Menge ein kleines Tröpfchen. Ein köstliches nostalgisches Tröpfchen jedoch und Rasankur konnte gar nicht anders als es sich schmecken zu lassen. - Magal - 02-08-2018 Magal war in düsterer Stimmung, als er den Turm betrat. Weniger aufgrund der sonderbaren Schwingungen, welche er aus dem Gebäude wahrnahm, sondern im Gegenteil eher deswegen, weil er eigentlich keine Zeit hatte seiner Neugier diesbezüglich nachzugehen. Der Schwarze Drachen handhabte ihn nicht wie einen Künstler, über dessen Dienste man in Bewunderung und Achtung verfügte, sondern eher wie einen schnöden Handwerker, dem er Aufträge hin warf und ein rasches und schnörkelloses Abarbeiten verlangte. Aber gerade die Welt mit Schnörkeln zu versehen war es, was Magal die Existenz verzuckerte. Er musste sich also früher oder später selbst die Frage stellen, ob sein Rang in Rasankur die Strapazen rechtfertigte, denen er sich ausgesetzt sah. Der Besuch Priests hatte ihm einige neue und interessante Wege eröffnet, doch er war isoliert von Seinesgleichen. Isolation, von der er mehr und mehr den Eindruck zu gewinnen begann, dass sie vom Fürsten der Stadt gesteuert war. Sollte sich Magal der Veränderer als Opfer und nicht als Urheber einer Intrige verstehen? Er benötigte Zeit darüber zu sinnieren, doch die ließ man ihm nicht. Die Veränderungen im Turm waren so signifikant, dass sie an einigen Stellen sogar mit dem bloßen Auge zu erkennen waren. Das Tor hatte der Hexer nicht gesehen, da er den Weg über den oberen Zugang gewählt hatte. Dennoch vermochte er die kanalisierte Kraft des Immateriums problemlos wahrzunehmen. Sie durchzog die Mauern des Turmes wie das Mycel eines Schimmelpilzes. Die Seherin hatte zwar eine Verbindung mit der anderen Seite gehabt, konnte die Urenergie jedoch nicht aktiv manipulieren. Das hier war frischer und gleichwohl von einer absonderlichen Ungeschliffenheit. Es schien als kanalisierte jemand die emotionale Ladung dieses Ortes auf parasitäre Art. Jemand der zwar wusste was er tat, aber nicht wie er es tat. Ein begabter Stümper wenn man so wollte. Klug oder instinktiv genug die eigenen Seele nicht so weit zu öffnen, dass dämonische Raubfische auf die strampelnde Fliege an der Oberfläche aufmerksam wurden, aber auch nicht geschickt genug die Wellenbewegung ganz zu vermeiden. Allemal Anzeichen die für mehr Begabung sprachen, als er sie für gewöhnlich in seinen sogenannten Novizen entdeckten konnte. Was die Befähigung zur Anwendung von Warphexerei anbelangte war Rasankur tatsächlich nicht mehr als ein Wüstennest. Er brachte die letzten Stufen hinter sich und spürte den Sog an seiner eigenen Seele. Nun Sog war vielleicht eine etwas zu starke Umschreibung für den Hauch, mit dem die Erinnerung des Turmes in Richtung zentrale Kammer strömte. Was der Hexer dort sah ließ ihn die anstehenden Aufgaben nun doch für einen Augenblick vergessen und die Neugier Oberhand gewinnen. Eine Fauna, wie man sie nur von den Gemälden des Meisters Zann kannte. Ein Maler den außer ihml wohl wenige noch kennen durften, da seine Impressionen nicht menschlicher Schönheit ihn in nähere Bekanntschaft mit einem Scheiterhaufen geführt hatten. Er beobachtete sie eine schweigende Minute lang. Körperliche Ästhetik hatte für Magal schon lange jeden Reiz verloren und er suchte seinen Lustgewinn nicht auf den Ebenen von Fleisch, das Knochen und Organe ummantelte. Dennoch musste er eingestehen, dass diese zierliche Person ein hübsches Geschöpf war, von der Aura verletzlicher Reinheit umgeben wie eine Rüstung. Unschuldig wie eine Klinge, die noch niemand benutzt hatte. Ein Vergleich, der Magal gemahnte sich nicht täuschen zu lassen. Er wob seine Gedanken mit einigen flüchtigen Gesten in die gewünschte Form und schuf eine Blase, welche wie ein abstoßendes Magnetfeld auf die verändernde Korona wirken sollte, die von dem Mädchen ausging. Dann trat er näher und ließ den Stab dabei vernehmlich auf den polierten Marmor klacken. Ganz in Rot gekleidet und die Kapuze soweit ins Gesicht gezogen, dass nur sein Mund nicht beschattet blieb, lieferte er das theatralische Bühnenbild eines Zauberes. Weihte man diesen Ort der Trauer und Tragödie letzthin der ach so lang vergessenen Bona Dea, dass ich ihr Abbild vor mir zu sehen wähne und ihr liebliches Singen diese nunmehr öden Hallen mit neuer Freude füllt? Wenn dem so sei versäumte man mich zu dieser Zeremonie einzuladen und ich müsst schier in Wut geraten. Oder haben wir hier eine Diebin, die Siegel bricht und an Orten die Echos von Leiden und Freuden stielt, an denen ertappt zu werden heißt kann den Kopf zu verlieren? Die Lippen des Hexer blieben aufeinander gepresst und doch mochte man ein kaum wahrnehmbares Zucken erahnen, dass aus Heiterkeit geboren sein konnte. - Selari - 02-09-2018 So jung das Bauwerk auch war so häufig hatte hier Aktivität geherrscht und zu sagen das die Emotionen reichlich flossen wäre der Sache nicht völlig gerecht geworden. Schon jetzt bröselten und bröckelten die Kristalle leicht. Jedoch hinterließ dies keine Staub, der Prozess des Leitens verzehrte ihre Materie vollständig. Selari hatte sich auf dem Fußende des Altars niedergelassen und verfolgte das Fortschreiten ihres Werks wobei sie ab und an ein wenig eingriff damit die Energie auch wirklich dahin floss wo sie hinsollte statt sich zum Beispiel in ihr selbst abzulagern. Jedoch war dies kaum nötig, Sie die Er ist hatte gekostet und nun wo ihr etwas dargereicht wurde nahm sie regelrecht gierig entgegen. Schließlich betrat nach einer ganzen Weile jemand den Turm denn etwas brachte die zutage tretenden Emotionen dazu sich leicht zu kräuseln und dort Schlieren zu bilden wo Selbige aus lebendigem Körper und Geist gesogen worden waren. Jedoch verebbte beides schnell wieder als derjenige sich abschirmte und nur einzelne Wirbel kündeten eben davon. Dann erklangen hinter ihr Schritte und das laute Pochen eines Stabes ehe auch eine Stimme anhob. Selari drehte sich mit einem milden Lächeln um und begrüßte die verhüllte Gestalt mit ihrem schon klitscheehaften Auftritt mit einem in seiner Verträumtheit einen Unbedarften schon an Geistesabwesenheit erinnernden Lächeln. "Es ist, auf Ersteres bezogen bedauerlicherweise, falsch aber auch richtig. Siegel habe ich fürwahr gebrochen aber stehlen tue ich beileibe nicht. Ich gebe nur das an Rasankur weiter was Rasankur gebührt, wie ihr Sie die Er ist offenbar zu nennen pflegt. Nicht mehr und nicht weniger. Erneut widmete sie sich einer kleinen Flusskorrektur bei der sie feststellte dass die Kristalle schon zu einem Drittel entschwunden waren, der Appetit der Hungrigen. Der Andere schien die Szenerie weiterhin zu betrachten und ob seiner Verhüllung war nicht ersichtlich was er darüber dachte. Die zusammengepressten Lippen mit dem zum Übersehen einladenden Zucken mochten vielleicht einen Hinweis geben aber im Zusammenspiel seiner Haltung ergab dies eher ein Bild neutralen Nachdenkens ihrer Ansicht nach. "Mit wem habe ich das Vergnügen der Konversation?", meinte sie ehe ihre Aufmerksamkeit von einem kleinen Klümchen beansprucht wurde dass an dem Schutzschild des Anderen entlangtrieb. Nicht mehr als ein Partikel, ein Fünkchen, oder der Ansatz einer Idee trieb in den Emotionen dahin aber nichtsdestotrotz die Keimzelle eines zukünftigen unheiligen Geistes, oder Dämons wie die Leute hier jene Wesenheiten des Geisterreiches nannten. "Tsetsetse." Mit einem nachsichtigen wie strengen Kopfschütteln legte sie die Hand leicht auf ihr Amulett unter der Toga. Die Verklumpung von Emotionen war nicht ausgereift genug um zu begreifen oder gar sich zu wehren aber die Endgültigkeit mit der sie sich auflöste und dies träge kleine Wellen im Gefühlsfluss verursachte verriet mir welcher Begehrlichkeit sich Sie die Er ist über das winzige Häppchen hermachte. "Sie die Er ist hat solcherlei wahrlich lange und sehnlichst vermisst will mir scheinen. Nun da dies wieder beginnt aufzukommen wird wohl genüssliche Freude herrschen. - Magal - 02-26-2018 Ich mein Kind bin Magal der Veränderer! Um dem Pathos dieses Titels etwas Zuckerguss zu verleihen ließ er den Stab auf dem Boden dröhnen, was von einem Wirbel bunter Farben begleitet wurde, die sich ausbreitete wie Schallwellen, verwirbelten und zergingen. Die Wände flüsterten seinen Namen wieder und variierten ihn bis zur Verkehrtheit Haus und Hofhexer Rasankurs, Vertrauter der Geister, Zeitloser und unendlich Gereister. Ich gehe hinter den Reihen und verdichte die Schatten der Mächtigen. So war es und so muss es immer sein. Er ließ das Dröhnen verhallen und setzte dann weit weniger spektakulär hinzu. Davon abgesehen quält mich zur Zeit nicht eben die Langeweile, wohl aber der Mangel an wirklich interessanten Aktivitäten. Weswegen mich deine kleine Anmaßung aus der mir auferlegten Einsiedelei gelockt hat. Was genau tust du da? - Selari - 03-14-2018 Den Blick wieder auf die zunehmend entschwindenen Kristalle richtend verschränkte sie die Fingerspitzen im Schoß. Als er sich mit pathetischem Gehabe vorstellte lauschte sie mit einem leichten Schmunzeln dem was die Wände daraus flüsterten ehe die Aufzählung seiner Beinamen sie mit einer kleinen ernsten Falte auf der Stirn den Kopf zur Seite legen ließ. "Die Geister mögen. Sie lehnen ab, sie lieben und sie hassen, sie begehren, sie verabscheuen, sie schätzen, sie missbilligen. Solche wie Unsereins im Durchschnitt vielleicht mehr als Andere aber niemals ist jemand ihr Vertrauter. Dies von sich zu behaupten ist eine Anmaßung die umso schrecklicher bestraft wird je länger sie andauert., beschied sie ihn und schwieg eine Weile ehe sie ihn wieder ansah um auf seine Frage zu antworten. "Ich trete mit diesem Tun ein wenig in die Fußstapfen der alten vergangenen Priesterschaft des Kults des Schwarzen Drachen. Emotionen, Gefühle, Opfer & Gaben sind Speise und Lab für die Geister und eben das reiche ich gerade Sie die Er ist dar. Eine Weile ging die Situation ihren Gang, der Strom der Emotionen blubberte und brodelte an ihnen vorbei in die sich stetig weiter auflösenden Kristalle. In der Realität tat sich nicht das Geringste, kein Kräuseln der Luft oder ähnliches aber in den Emotionen tauchte es wie ein Spiegelbild auf einer nächtlichen Wasseroberfläche auf. Selari erstarrte als sie den ätherischen Drachen sah. Auf ihrem Gesicht mischten sich zugleich Sorge, Ärger und freudig-kindliches Staunen als ihr der Schwall seines Odems entgegenschlug. Hell und weißgolden flammte der Zweiköpfige Adler für einen Moment auf ihrer Stirn und Schulterblättern auf ehe sich beide Symbole auflösten. Und der Drache war nicht mehr alleine. Ihm Gegenüber erhob sich ein Thron. Schemenhaft und Detaillos aber doch wünderschön, prächtig und von einer Aura alter Macht umgeben. Auf ihm saß eine nicht minder konturlose Gestalt, den Kopf gesenkt, die Schultern gebäugt wie unter einer schweren Last die schon lange getragen wurde. Unter der Konturlosigkeit lag ein Anklang von körperlicher Ausgezehrtheit, die Ahnung eines Hauchs der Ewigkeit eines Lebens die mit der leisen Patina des Tributs einer Dekade der Qual vermischt war. Und doch hatte sie etwas an sich das die Seele vor Freude weinen und den Geist vor Ehrfurcht jubeln ließ. Die Gestalt bewegte sich nicht, sie und der Thron verblassten bereits wieder, aber dennoch blieb es nicht ohne Wirkung. Der Drachenodem prallte auf eine Barriere die den Großteil seiner Wucht abfing. Der Zusammenprall hallte im Warp wie Blitz und Donner, Magals Schild wurde von der Druckwelle zerschmettert wie sprödes Glas sodass ein nichtexistenter Wind an seiner Robe zerrte. Wie ein realer Blitzschlag beleuchtete der Aufprall Rasankurs Präsenz im Warp und enthüllte zahllose niedere und niederste Dämonen und Warpwesen die sich von ihr genähert hatten wie Mücken von einem Elefanten. Während sie aufgeschreckt in die psionischen Nichttiefen des Immateriums flohen vergingen Dutzende als sie der Druckwelle nicht standhalten konnten. Der Rest an Wucht der nicht abgefangen worden war schleuderte Selari vom Altar hinunter und ließ sie körperlich unversehrt aber seelisch rauchend und schwelend an der Wand hinuntersacken. Der Drache war wieder allein aber nur für einen Augenblick, etwas regte sich, eine weitere Präsens erwachte und ließ ihn eine Berührung spüren. Ein Streicheln über Hals und Rücken, so flüchtig und deutlich wie die es Wachträumender spürt wie er im Halbschlaf berührt wird und doch so intensiv wie eine Liebkosung. Sein Odem und der Strom der Emotionen und Gefühle im Turm wurden fortgerissen, verschwanden wie Morgentau unter der mittaglichen Wüstensonne und ließen Letzteren leer zurück. Es war jedoch schon zu spüren wie aus dem Rest der Stadt Neues von der Materie des Warps in den Freiraum sickerte. Wie Erde die mit einem solchen Übermaß an Wasser vollgesogen war dass dieses hervorquoll und auf bis dahin trockene Bereiche übergriff. Die Präsens war zusammen mit den Emotionen verschwunden. In der Realität im Turm rappelte Selari sich langsam auf und schleppte sich zurück zum Altar um die Reste der Kristalle einzusammeln. Der Ausdruck der Verkniffenheit auf ihrem Gesicht wirkte in Anbetracht dessen was es sonst zeigte fehl am Platz. Es ist wohl ein Ersuchen um eine Audienz bei Er der Sie ist fällig. Es scheint als gabe es einiges zu besprechen." - Kogan - 07-11-2018 hier gehts weiter - Die Stimme - 11-13-2020 von hier kommend Es wird so geschehen, wie du es wünschst. Sie verließen den Saal, indem sich jetzt das Ballett des Hofes anschickte, seinen Tanz aus gegenseitigem Taxieren, Beistandversicherungen und verdeckten Drohungen aufzuführen. Ich möchte jedoch einige Dinge zu bedenken geben, ganz so wie ich sie auch der Schlange gegenüber als bedenkenswert geäußert hätte. Unsere kampffähigen Kräfte, soweit ich das überschaut habe, sind so gut wie gar nicht vorhanden. Was sich auf den Waffengang verstand ist im Kampf gefallen. Von den zwanzig, die auf einen Feind schießen können und ihn vielleicht sogar treffen würden, sind vielleicht fünf so befähigt, dass ich sie als wirkliche Krieger bezeichnen würde. Ich werde eine Handvoll der weniger geübten an die Mauer schicken und ihnen einen der Begabten voranstellen, wenn du es wünschst. Aber ich finde sie wären als Bewacher des Turms besser eingesetzt. Sie passierten den Ausgangsbereich, wo die Wachen sie unbehelligt hinaus ließen. Den Boten werde ich aussenden… ich denke an den jungen Nomo Al Dumar. Er war unser Läufer. Er ist flink wie ein Hautsegler und kennt in der Stadt jeden Winkel und jede Gasse. Auch vermag er es zu vermeiden, getötet zu werden. Wenn einer die Botschaft überbringen kann, dann er. Allerdings musst du mir erlauben Zweifel an der Wirksamkeit deines Vorhabens zu äußern. Wenn ich dich richtig verstanden habe schuldet dir dieser Hegal etwas. Gut und schön. Die Rasankuri der äußeren Festung sind ein sehr unabhängiger Schlag. Man wird eigen, wenn man Jahre lang in den Bergen sitzt und nur das Geheul von Dämonen und anderen Wahnsinnigen als Gesellschaft hat. Gut möglich, dass die Festungen sich lossagen und ihre eigenen Pläne verfolgen. Sicher, sie sind auf die Versorgung durch die Stadt angewiesen. Aber genauso gut könnten sie sich mit Balius und seinen Usurpatoren zusammentun. Aber gehen wir davon aus, dass sie deinem Ruf folgen. Wir hätten selbst dann nur eine Chance gegen die Angreifer, wenn sich die Grauen, die Bhrak und die abtrünnigen Rasankuri und Palta vorher ordentlich gegenseitig zerfleischt haben. Ist das nicht der Fall oder marschieren sie sogar geschlossen, kann man sie nicht aufhalten. Ich bin kein Militär, aber das immerhin weiß ich. Die Verteidiger könnten uns nur dann von Nutzen sein, wenn sie das Zünglein an der Waage wären. Sie hatten die Stelle erreicht, an welcher die Flüchtlinge aus der Stadt lagerten. Mandias sprach kurz mit Carba und die machte sich daran die Versammelten in Richtung Turm zu scheuchen. Wenn du für dein Ritual tatsächlich einen Gegenstand der Seeherin brauchst, dann wirst du es nicht durchführen können. Tatsächlich hatte sie einen Stab, vom Fürsten selbst geschmiedet, das Metall lebendig und sich windend, das ausgerissene Auge des Heermeister in seiner Mitte. Aber diesen hat entweder der versprengte Kult der Seherin als Reliquie an sich genommen und hält ihn, der Krallennebel weiß wo, versteckt. Oder er ruht in den tiefsten Bunkern der Waffenkammer. Alles was sonst noch aus ihrem persönlichen Besitz stammt ist vielleicht im Gemach des Fürsten oder unter der Stadt, in ihren Kammern des Fleischformens. Da könntest du auch versuchen Diebe nach Gohmor zu schicken, dem Gouverneur einen Ring vom Finger zu stehlen. Sie hielten jetzt auf den Turm zu, der wie eine helle Nadel in den Nachthimmel stach, von den Feuern in den unteren Ringen blutig rot erleuchtet. Dieser Anblick brachte Mandias auf eine Idee. Könnte nicht noch Blut an den Wänden der oberen Kammer kleben? Dort wo der Fürst über die Schlafende herfiel? Persönlicheres wirst du kaum finden? Die Türen waren nicht bewacht. Für die Sentimentalität einen leerstehenden Turm zu bewachen konnte momentan kein Kämpfer erübrigt werden. Schon sonderbar… murmelte der Pferdeköpfige, während er an dem aufragenden Gebäude empor starrte. Abgesehen vom Haus der Stürme ist dies der einzige Neubau der Stadt, seit dem Erwachen. Ebenso wie das Domizil des Hexers, steht es jetzt leer und verlassen. Die Stadt scheint nichts Neues zu mögen. Er winkte drei kräftige Kerle heran und gemeinsam stemmten sie sich gegen die Torflügel, die knarrend nachgaben. Ein Hauch abgestandenen Parfüms und verwelkter Blumen schlug ihnen entgegen. Mit Verwunderung stellte Mandias fest, dass seine neu Herrin sich leidlich auskannte, da sie schon einmal hier gewesen war. Er selbst hatte in den Hochzeiten, kurz nach seiner Ankunft in der Stadt, um Audienz gebeten, aber keine erhalten. Die Mutantin zu fragen, wie sie zu ihrem Zugang gekommen war, verschob er aber auf einen späteren Zeitpunkt. Jemand entzündete eine Lampe und holte die Pracht aus den Schatten. Allein die Andeutungen in den Mosaiken der Vorhalle ließen anklingen, welch unsägliche Verzückungen des Fleisches hier mit religösem Eifer nachgegangen wurden sein mussten. Welch Schreien, Lachen, Singen und Stöhnen war einst als Musik durch die marmornen Räume geplätschert? Jetzt lag alles still und trauernd. Jedenfalls so lang, bis sich die Schutzsuchenden hinein drängten und mit ihnen Lärm hereinbrandete, der den Ort zu entweihen schien. Es gab Platz genug und sogar eine Küche. Diese war zwar nicht zur Speisung mit Masse, sondern zum Kredenzen von Klasse gebaut wurden, aber es war besser als nichts. Strom gab es in einigen Räumlichkeiten, denn trotz des sakralen Charakters des Turms, konnte doch kein Tempel ganz ohne Funktionalität auskommen. Während alles sich zu organisieren begann, nahm Mandias Selari beiseite und sprach in gedämpften Ton zu ihr. Die Mauerbesatzung unterstützen, um Verstärkung aus dem Dämonentritt bitten, versuchen die Verteidiger zu nutzen. All das soll geschehen. Was aber wenn alles… Er machte eine Pause, als eine Mutter mit ihrem Kind an der Hand vorbei ging und hätte Ohrenzeugin werden können. Was tun wenn all das scheitert? Sollten wir nicht auch die Möglichkeit in Erwägung ziehen mit diesem Balius oder einem der abtrünnigen Rasankuriführer, wenn es sie denn gibt… Kontakt aufzunehmen? Nur für den Fall der Fälle. - Selari - 01-01-2021 Mandias Einwände waren nicht unbegründet und sie wusste dies, auch auch was sie darauf erwidern konnte. Mehr als diese Wenigen müssen auch gar nicht sein, mehr als eine symbolische Geste ist damit weder beabschtigt noch möglich wie du selbst sagtest. Aber man muss in Sie die Er ist halt den Schein wie es aussieht. Es ist natürlich nicht auszuschließen das der Sammler der Kieferknochen die andere Seite wählt, dieses Risiko besteht jedoch auch bei jenen Leuten die sich auf dieser Seite der Mauer befinden und das ist weit bedrohlicher. Zudem, Rasankur mag nicht meine Heimat sein aber eine Schuld Jenen mit dem Zweiten Gesicht gegenüber ist nichts was man ignoriert wenn ihre Begleichung eingefordert wird. Sollte er die Seiten wechseln dann eher zu einem späteren Zeitpunkt oder wenn es für ihn wirklich hart auf hart kommt was bisher nicht der Fall sein dürfte. Die Selbstzerfleischung des Heeres hält noch immer an. Mit schweifenden Blicken verfolgte sie wie sich die Leute in den Räumlichkeiten des Turm niederließen und provisorisch einrichteten. Bei seiner Erwähnung des Blutes der Seherin kaute sie nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Das wäre wahrlich am geeignetsten. Jedoch wäre die größte Frage daran ob sich genug davon zusammenbringen ließe um es verwenden zu können, Er der Sie ist war bei meinem ersten Aufenthalt eindeutig gründlich gewesen was das Säubern der Kammer anging. Auf seine letzendliche Frage hin schwieg sie einige lange Momente und sann über die Worte nach. Die Wahrheit in deinen Worten lässt sich nicht von der Hand weisen doch ließe sich nur schwerlich daraus etwas machen. Das Wertvollste was wir diesem Balius oder Anderen bieten könnten wäre ihnen die Tore zu öffnen und dafür sind wir zu wenige. Es sollte definitiv im Hinterkopf behalten werden aber nur als Notlösung wenn feststeht das der andere Weg nicht funktioniert sonst wäre der Preis das Ergebnis nicht wert. Stutzend sah sie zu ihm hoch als sie wirklich realisierte was er noch so gesagt hatte. Das Auge des Heermeisters ist Teil des Stabes? Mit einem Schmunzeln rieb sie sich abwesend die Hände. Es kommt zuviel zusammen um es nicht zu nutzen… Wir werden mehrere Ansätze gleichzeitig verfolgen; zum Einen muss soweit und soviel als möglich vom Blut der Seherin zusammengekratzt werden, zum Anderen soll nach diesem Stab gesucht werden. Wenn diese zwei Kinder im Thronsaal aus den Kammern des Fleischformens stammen so kennen sie vielleicht den Weg und nun so ohne Er die Sie ist und die Seherin ließen sie sich vielleicht dazu überreden jemanden dorthin zu führen. Und wir brauchen ein Gespräch oder zumindest Kontakt mit dem Heermeister ohne die Einmischung der Vier Gespielinnen. Das Fleisch erinnert sich und die Macht eines Artefakts tut sein Übriges. Wenn die Geister uns hold sind könnte es möglich sein durch in mit einem Ritual oder Anrufung den Aufenthaltsort des Stabes oder eher seines Auges darin genau zu lokalisieren oder zumindest auf einen durchsuchbaren Bereich einzugrenzen. Selari war keine Heerführerin aber wenn das rebellische Heer oder zumindest das was davon übrig blieb wenn es schließlich mit sich selbst fertig war gegen die Stadt marschierte waren diese Verteidiger tatsächlich das Züglein an der Waage, das Gewirr der Häuser und Gassen schrie danach der Boden für ein Blutbad aus Hinterhalten und Zergliederung zu sein und wenn der Feind die dritte Mauer stürmte konnte man ihm in den Rücken fallen und eine Zweifrontenschlacht erzwingen. - Die Stimme - 01-28-2021 Gib mir ein wenig Zeit, ruh dich aus. Die kommenden Stunden und Tage werden schwer genug für dich… für uns alle sein. Ich werde alles veranlassen. Damit verließ Mandias sie und bewies, dass die Schlange ihn nicht grundlos zu ihrer rechten Hand gemacht hatte. Er war ein Organisationstalent sondergleichen. Er schickte den Jungen mit der Botschaft für die Festung im Dämonentritt los. Er gab ihm eine Laserpistole in die Hand, um wenigstens etwas Schutz gegen die Schrecken der rasankurischen Nacht zu haben. Danach inspizierte er die Waffen, die sie hatten retten können und verteilte sie auf jene, die er für die fähigsten Kämpfer hielt. Einen Teil davon schickte er zu Mauer, traf jedoch Sorge, dass die Verbindung zu dieser Gruppe eng bestehen blieb. Weder wollte er, dass diese Kräfte im Fall der Fälle nicht zur Verfügung standen, noch das sich die Leute, denn Krieger waren es im Großen und Ganzen eigentlich gar nicht, alleingenlassen fühlten. Carba trug er auf sich um das Wohl ihrer neuen Herrin zu kümmern und genau das tat diese. Sie hatte sich erboten mit zur Mauer zu gehen, was ihr Mandias jedoch abschlug. Er brauchte sie hier, als Autoritätsperson und ausführende Gewalt seines Willens. Also machte sich die muskulöse Mannfrau daran die Zimmer und Säle zu erkunden und etwas Geeignetes für Selari zu finden. Letztlich wurde ein prunkvolles aber nicht zu großes Gemach auserkohren. Möbel, Wandbehänge und anderer Hausrat waren nicht mehr vorhanden. Die in den Boden eingelassene Badegrube war trockengelegt und die erhobene Schlaffläche, auch wenn hier wohl dereinst weniger geschlafen wurde, zeigte sich nackt und wenig einladend, so ohne Kissen, Decken und Felle. Trotzdem war der Prunk dieses Zimmers nicht zu leugnen. Alles war mit weißem Marmor verkleidet, durch den sich Adern aus blau-goldenem Lapislazuli wanden. Wie zufällig auf den ersten Blick, doch Bilder und Szenen der Wonne und der Extreme, bei näherem Hinschauen offenbarend. Carba schaffte ein verbeultes Kohlebecken herauf, welches etwas Licht und Wärme spendete. Außerdem ein paar wenig elegante Wolldecken, die immerhin als Unterlage für einen kurzen Schlaf dienen mochten. Auch nicht üppiger sah es beim Thema Essen aus. Ein paar gedörrte Früchte und etwas in Salzgras gepökeltes Fleisch, wie es die Rasankuri als Ration mit sich führten. Immerhin gab es Wasser, denn die Anschlüsse des Turmes funktionierten. Genug um sich zu waschen und den Durst zu stillen. Um die bedenkliche Essenssituation kümmerte sich derweil Mandias… oberflächlich zumindest. Er hatte einige der Vertrautesten abgestellt, die obere Kammer nach Überresten der Seherin untersuchen sollten, während er selbst zum Palast zurückkehrte. Erneut ließ man ihn, ob seiner Bekanntheit ein, auch wenn der Flüchtlingsstrom inzwischen so weit angestiegen war, dass die bewachenden Rasankuri den Zugang bereits beschränkt hatten. Er begab sich erst zur Küche, wo es ihm gelang einige Vorräte zu ergattern, indem er darauf verwies, dass sie für die Verteidiger der Mauer bestimmt seien. Das man doch sicher nicht die hungern lassen wolle, die im Falle eines Falles für das Wohlergehen der Palastbewohner zuständig seien. Das machte Eindruck sorgte für Erfolg. Auf dem Rückweg wählte der Pferdeköpfige allerdings nicht den kürzesten Weg zurück, sondern schritt höher, über die Bereiche des Personals hinaus, in die Gemächer der Höflinge. Nach etwa einer Stunde kam er zum Turm zurück, wo die Essenslieferung bereits angekommen war. Eine weitere, gute Nachricht erwartete ihn. Fahl war zurückgekehrt. Verletzt an Bein und Schulter, aber lebendig. Ein unschätzbarer Verbündeter mehr, auch wenn er viel Ruhe brauchen würde um wieder ganz der Alte zu werden. Viele ihrer neuen Schäfchen schliefen bereits den Schlaf der Erschöpfung und auch Mandias spürte die Last des Erlebten. So süß die Nacht begonnen hatte, so schreckensvoll hatte sie geendet. War es wirklich erst heute Abend gewesen, dass er sich mit Mordplänen getragen, die inzwischen völlig ihren Sinn verloren hatten? Das er einem Mädchen beigewohnt hatte, die er für das flüchtige Vergnügen einer Nacht hielt und die er jetzt Herrin nannte? Wie eine scharfe Klinge traf ihn jetzt der Verlust Nagaris und er musste sich im Treppenhaus nach oben abstützen. Unhaltbar, wenn ihn so jemand aus der Gefolgschaft gesehen hätte. Mandias, der schwarze Hengst, der nur die Heiterkeit des Vergnügens und die Ernsthaftigkeit der Pflichterfüllung kannte. Trauer stand ihm nicht zu Gesicht und doch füllten sich seine Augen jetzt mit Tränen, bebte sein gewaltiger Leib. Als von oben Schritte ertönten straffte er sich, wischte sich die vermaledeiten Tränen mit dem Handballen weg und schritt voran. Er würde Trauern und er würde rächen. Dem dunklen Prinzen würde er opfern um ihrer zu gedenken. Doch alles zu seiner Zeit. Alles zu seiner Zeit. Wer da von oben kam war die Gruppe, die er in die Turmkammer geschickt hatte. Er fragte nach ihrem Erfolg und sie präsentierten eine kleine Kristallphiole, auf deren Boden ein paar bräunliche Flöckchen schimmerten. Sie hatten diese Rückstände wortwörtlich aus den Ritzen gekratzt. Es sah aus wie getrocknetes Blut, mochte aber alles Mögliche sein. Er nahm ihnen die magere Ausbeute ab und ging dann seinerseits die Treppe hinauf, um Selari aufzusuchen. Dort stattete er Bericht ab. Das hier, er hielt das kleine Fläschchen gegen den matten Schein des Kohlefeuers, dass sie wie eingesperrte Glut darin fing, ist alles was wir in der oberen Kammer finden konnten. Genauso gut könnte es nur Kehricht sein. Mehr gab es darüber nicht zu sagen und er übergab es ihr. Für Nahrung ist gesorgt. Recht üppig sogar. Verhungern und verdursten werden wir allzu bald nicht. Außerdem habe ich unseren Kontakt im Palast aktiviert. Wir können uns morgen bei Sonnenaufgang treffen. Das heißt, du kannst. Man wird einen Seiteneingang für dich öffnen. Nur du, keine Waffen. Er machte eine längere Pause, schürte das Kohlebecken und blickte aus dem schmalen Fenster in die Nacht. Hast du dir eigentlich schon überlegt, was deine Agenda… deine Mission sein wird? Immer vorausgesetzt, wir werden nicht von dem was kommt überrollt. Die Schlange war eine Giftmischerin und eine Händlerin exquisit ausgebildeter Sklaven. Auf diesem Gebiet waren ihre Gefälligkeiten und Seilschaften geknüpft. Das sie sich in ein Abbild Namadas der Sonnenfresserin verwandelt hat, hat ihrem Tun eine gewisse, religiöse Untermauerung verliehen. Eine mit der nicht alle einverstanden waren. In Rasankur ist Glaube auch immer Politik. Wenn du dich als eine, Gesegnete, eine Anführerin oder Prophetin etablieren willst, so wirst du auf viele Füße treten. Deine Linie muss dir völlig klar sein oder es wird dir am Ende wie der Schlange ergehen. |